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[Indiz] Das abgenutzte versilberte Besteck, der schäbige Essig- und Ölständer, die abgestoßenen Schüsseln deuteten auf Armut, aber eine Armut, die apathisch getragen wurde. (W. Somerset Maugham: Die Macht der Umstände, S. 79)

[Takt] Takt ist die Ausflucht, deren sich die Launen bedienen, um ihren Pflichten aus dem Wege zu gehen. (W. Somerset Maugham: Die Macht der Umstände, S. 14)

[Beleidigung] "Ist sie nicht häßlich genug, um den Messias vom Kommen abzuhalten?" (Israel Zangwill: Der König der Schnorrer, S. 76)

[Schlaf] Normalerweise standen ihm ein oder zwei Schlaftabletten bei, das Montrum der Schlaflosigkeit für drei oder vier Stunden in einem gesegneten Nebel niederzuhalten. (Vladimir Nabokov: Ada oder Das Verlangen, S. 436)

[Technik] Das hinderliche Benehmen dummer, feindseliger Gegenstände... (Vladimir Nabokov: Ada oder Das Verlangen, S. 435)

[Frage] Er fragte sich in einer geistigen Fußnote, die ihm eines Tages gut zupaß kommen mochte, ob Sonnenbrillen oder irgendwelche anderen Visionsvarianten, die unsere "Raum"-Vorstellung mit Sicherheit verdrehen, nicht auch unseren Sprachstil beeinflussen. (Vladimir Nabokov: Ada oder Das Verlangen, S. 364)

[Ruhm] Natürlich beginnt der wahre Ruhm erst dann, wenn der Name im Kreuzworträtsel jener Filmzeitschrift auftaucht. (Vladimir Nabokov: Ada oder Das Verlangen, S. 366)

[Addict] Sie stellte Fragen mit hübschen Studentinnenblicken hirschkuhgleicher Hingabe... (Vladimir Nabokov: Ada oder Das Verlangen, S. 369)

[Befehlskette] ... der inferiore Teil des Geistes, der diesen schäbig umgehängten Leib beordert. (Arno Schmidt: Enthymesis oder W.I.E.H.)

[Prinzip] Mein bemerkenswertes Prinzip lautet: Wer mir nicht nützt, der schadet sich. (Robert Walser: Der Räuber, S. 83)

[Gesäusel] "Sie sind sehr mangelhaft gekleidet", entglitt es den schmalen, feinen, zarten Geigenbogenlippen Selmas, die in der Tat einen Mund besaß, als wäre er ein Geigenton gewesen, so feingeschnitten. (Robert Walser: Die Räuber, S. 82)

[Milde] Leider scheint es sich zu bewahrheiten. Allen meinen Mängeln gegenüber bin ich von einer totalen Gnädigkeit. Meine Selbsteinschätzung bietet eine Sehenswürdigkeit dar. (Robert Walser: Der Räuber, S. 83)

[Vorsatz] "Ich bin bemüht, dich nicht meiner gänzlichen Nichtachtung auszusetzen." (Robert Walser: Die Räuber, S. 39)

[Mitleid] Manches Mädchen nahm sich sein großes und armes Los sehr zu Herzen, denn er sah schon von weitem nach Bedrängtheit aus. Seine Augen pflegten unter Menschen zu flattern, flackern wie windgestörte Lichter. (Robert Walser: Der Räuber, S. 10)

[Verbindung] Dummheit ist ja sehr oft mit Anmut verknüpft, ja, man kann sagen, auf einem bißchen Dummheit ruhe dieses bißchen Reiz. (Robert Walser: Der Räuber, S. 28)

[Eros] ... gewährte ihm gar einen Einblick, freilich nur einen dünnen und kargen, in das Feenreich ihrer Dessous. (Robert Walser: Der Räuber, S. 34)

[Wunsch] Gott der Genauigkeit gibt mir Kraft, alles bis aufs Itüpfelchen wiederzugeben... (Robert Walser: Die Räuber, S. 16)

[Hunde] ... ein Schoßhündchen zittert und glöckelt hinter her. (Robert Walser: Der Räuber, S. 22)

[Mitteilungen] Du willst immer allen deinen Mitmenschen, die dich zu etwas Brauchbarem machen möchten, zum Glauben verhelfen, dir fehlte, was fürs Leben und seine Gemütlichkeit wichtig ist. (Robert Walser: Die Räuber, S. 13)

[Musik] Er verstand meisterhaft, beim Anhören von Musik unsäglich unglücklich zu sein. (Robert Walser: Die Räuber, S. 15)

[Indiz] Eine Schärpe hing ihm am schmalen Leib. Hut und Haar vergegenwärtigten das Prinzip der Unerschrockenheit. (Robert Walser: Der Räuber, S. 15)

[Rückschluß] Ich las einmal im Buch eines Deutschen, daß Menschen, die nicht frühstücken, die Berührung mit dem Tag vermeiden und sich nicht in ihn hineinbegeben wollen, denn eigentlich gelinge es einem nur durch das zweite Erwachen, das des Magens, völlig aus dem Halbdunkel und dem nächtlichen Bereich herausfinden. (Javier Marias: Der Gefühlsmensch, S. 37)

[Art] Manur, der belgische Bankier, gehörte zu den Leuten - wie sie zahlreich unter denen anzutreffen sind, die mich engagieren (das heißt unter den Impresarios) -, die ihre innere Kälte durch eine vollendete Kenntnis der formalen Details verbergen, welche einen hochmütigen und spröden Menschen in einem aufmerksamen und verführerischen verwandeln. (Javier Marias: Der Gefühlsmensch, S. 62)

[Furcht] ... das Atemholen, das der Lektüre eines gefürchteten Briefes vorausgeht... (Javier Marias: Der Gefühlsmensch, S. 35)

[Kompliment] "Ich bin sicher, jeder, der Sie kennenlernt, möchte Ihnen etwas schenken." (Philip Roth: Professor der Begierde, S. 213)

[Fortschritt] Er ahnt die Stadt unter sich: die Gassen, die Höfe, die Ställe, die Paradestraßen, den Palast und die Baracken. Der Gestank ist unbeschreiblich, überall Müllhaufen und Abfall, tote Ratten schwimmen in den Rinnsteinen, menschlicher Kot wird aus Fenstern und von Balkonen geworfen, aber so sind die Städte des 19. Jahrhunderts - Müllhalden des Fortschritts. (Carl- Johan Vallgren: Geschichte einer ungeheuerlichen Liebe, S. 259)

[Energiedefizit] ... daß es Vormittage gibt, an denen ich auf dem Weg vom Bett zur Zahnbürste damit kämpfen muß, mich nicht einfach fallen zu lassen und auf dem Wohnzimmerboden zusammenzurollen. (Philip Roth: Professor der Begierde, S. 120)

[Evidenz] Die Lärchfilzerin habe sowohl aus dem Kaffeesatz wie aus den Karten ganz entsetzliche Dinge herausgelesen. Frau Vanitschek senkte die Stimme und flüsterte meiner Mutter zu: "Die Russen kommen. Mindestens aber die Amerikaner." Das war damals, Ende April 1945, eine Vorhersage, zu der andere keinen Kaffeesatz mehr brauchten. (Herbert Rosendorfer: Vier Jahreszeiten im Yrwental, S. 14)

[Dorf] Die Unzucht und die Blutschande waren seinerzeit in so analphabetischen Gegenden in den tiefverschneiten Wintermonaten oft die einzige Unterhaltung. Die Einführung des Fernsehens, das natürlich auch bis Sandgrub gedrungen ist, hat in dieser Hinsicht segensreich gewirkt. (Herbert Rosendorfer: Vier Jahreszeiten im Yrwental, S. 228)

[Einflüsse] ... nachteilige Wirkung des guten Lebens auf die Physiognomie. (Carl-Johan Vallgren: Geschichte einer ungeheuerlichen Liebe, S. 20)

[Dorf] Die überkommenen Herrschaftsstrukturen des Dorfes konnten durch so eine windige Sache wie den Nationalzozialismus nicht aufgebrochen werden. (Herbert Rosendorfer: Vier Jahreszeiten im Yrwental, S. 138)

[Provinz] Ab und zu fahre ich in den Ferien nach München zu den Opernfestspielen. Ich atme dann kulturell tief durch und tanke auf, um das kommende Jahr in der Enge der schleifferstädtischen Unkultur zu überdauern. (...) Die Schleifferstädter erholen sich, wenn sie von ihren Umsatzsteuerrückvergütungsanträgen und Bankauszügen aufblicken, fast ausschließlich mit Fernsehen. (Herbert Rosendorfer: Vier Jahreszeiten im Yrwental, S. 106)

[Körperlich] Sie war immer ziemlich fett und tranig und leidet, bilde ich mir ein, unter Körpergeruch. Das heißt: Sie leidet nicht, die anderen leiden. (Herbert Rosendorfer: Vier Jahreszeiten im Yrwental, S. 105)

[Beschränkt] Jöchlstein verfügte (...) über eine Volksschule mit zwei Klassenzimmern, demgemäß auch zwei Klassen: 1. Klasse und 2. Klasse; mehr braucht es im Tauerngau nicht, weil eh alle immer sitzenbleiben. (Herbert Rosendorfer: Vier Jahreszeiten im Yrwental, S. 119)

[Erkenntnis] Sein Sieg war, verstanden zu haben, daß es nichts zu gewinnen gibt. (Henri-Frederic Blanc: Im Reich des Schlafes, S. 152)

[Vermutung] Er hatte Lust auf Bewegung. Hoffentlich bin ich nicht krank, sagte er sich. (Henri- Frederic Blanc: Im Reich des Schlafes, S. 74)

[Siesta] Beim Mittagessen erkennt man vom Fenster aus die Wipfel der Kiefern, die sich vom Nebel wie Mitesser auf schlechter Haut abheben, und der ganze Nachmittag wird mit untröstlichem Geblätter in Zeitschriften verbracht, wobei alle sich wie erkältete Sonnenblumen zur Sonne eines Heizlüfters neigen. (Antonio Lobo Antunes: Einblick in die Hölle, S. 276)

[Tod] "Stecken Sie sich das Büro in den Arsch, sagte der Junge. Der Krankenpfleger zog die Leiche aus, band ihr die Handgelenke zusammen und wickelte sie sorgfältig wie ein Geburtstagsgeschenk ins Laken: Mit einem blauen Schleifchen würde sie perfekt aussehen, dachte ich, ein blaues Schleifchen und Sternchenpapier. Für meine lieben Psychiater mit vielen Küßchen und meinen besten Wünschen für ein glückliches Weihnachtsfest." (Antonio Lobo Antunes: Einblick in die Hölle, S. 249)

[Einwirkungen] "Ein kleiner Fußtritt in die Eier hat noch niemandem geschadet, erklärte der PIDE-Mann beim Mittagsessen. Es gibt nichts Besseres als eine ordentliche Visitenkarte, damit man sich versteht. (Antonio Lobo Antunes: Einblick in die Hölle, S. 249)

[Gezähmt] Seit zwanzig Jahren hielt sie den Stier des ehelichen Branntweins bei den Hörnern gepackt, und es war ihr gelungen, ihn in eine traurige, jedoch abstinente Kuh zu verwandeln, die sie von der Registrierkasse her mit ängstlichen Vasallenblicken anstarrte. (Antonio Lobo Antunes: Einblick in die Hölle, S. 261)

[Aufgeregt] Die dicke Frau, die, das Handtuch um den Hals und die Handtasche in der Hand, zitterte wie eine Stute kurz vor dem endgültigen Galopp. (Antonio Lobo Antunes: Einblick in die Hölle, S. 268)

[Gestik] In seiner Geste lag noch immer etwas von der weiblichen, zärtlichen Hingabe der Besuche meiner Kindheit, bei denen alte Damen unter Schleierhüten in einer warmen, von Porzellan und Spitzendeckchen gesättigten Atmossphäre, in deren Halbdunkel riesige Uhrenpendel schaukelten, Tee tranken und Kekse aßen. (Antonio Lobo Antunes: Einblick in die Hölle, S. 191)

[Outfit] ... dessen riesige Krawatte aussah wie der gepunktete Uhrzeiger einer bei sechs Uhr in Lähmung verfallenen Wanduhr. Sein ständig unruhiger Vogelkopf bewegte sich hungrig auf der Suche nach einer unsichtbaren Schüssel voll Hirse. (Antonio Lobo Antunes: Einblick in die Hölle, S. 184)

[Tabak] Ein Päckchen kleiner Zigaretten Marke Bahndamm Schattenseite schenken, die als Regen scharfer, giftiger Klingen in die Lunge dringen. (Antonio Lobo Antunes: Einblick in die Hölle, S. 149)

[Ohne Worte] "Hmm, hmm, grunze der Schwachsinnige, indem er vor- und zurückschaukelte. Sein Schwanz hing aus der Hose, und er liebkoste ihn wie ein verletztes Vögelchen. (Antonio Lobo Antunes: Einblick in die Hölle, S. 128)

[Chefgehabe] Wie alle schamhaften Konservativen erlaubte er Vertraulichkeiten seitens Untergebener nur, wenn sie Folge einer von ihm sparsam verteilten Erlaubnis war. (Antonio Lobo Antunes: Einblick in die Hölle, S. 138)

[Augen] Wenn er von seinem Leben erzählte, beobachtete ich gern seine leuchtendblauen Augen, die die Farbe von Stempelpapier hatten und die Zeit nicht hatte ausbleichen können. (Antonio Lobo Antunes: Einblick in die Hölle, S. 10)

[Hilfe] Eine Uralte mit Spazierstock, die von einem Jüngling der Katholischen Aktion, Typ Onanie, nein danke, gestützt wurde... (Antonio Lobo Antunes: Einblick in die Hölle, S. 109)

[Vergleich] In Messines ist das Fehlen des Meeres so vollkommen, daß der Wind in den Rachen der Straßen seinen Bronchitiskatarrh röchelt, ein Wind, der traurig ist wie der Husten eines Bibliothekars oder einer Witwe. (Antonio Lobo Antunes: Einblick in die Hölle, S. 66)

[Konfrontation] "Von wegen Injektionen, brüllte Nobre zum Arzt gebeugt, Atem gegen Atem wie zwei Elefanten, die Bücher stützen, wo es keine gab." (Antonio Lobo Antunes: Einblick in die Hölle, S. 68)

[Sex] ... die Engelssprache des Orgasmus dicht über dem verwüsteten, drängenden Körper. (Antonio Lobo Antunes: Einblick in die Hölle, S. 61)

[Outfit] In einem Bademantel gewickelt, der ihn wie einen besiegten Boxer aussehen ließ. (Antonio Lobo Antunes: Einblick in die Hölle, S. 10)

[Kontrolle] Ein paar Erstkläßler erklommen die Wände der Mädchentoiletten. Dies war ödipale Leichtathletik: Falls die kleinen Geschlechtskrieger die Mädchen bei ihrer geheimen Art zu pinkeln erwischten, herrschten sie über die Welt, oder sie trudelten in den Niedergang. (Chloe Hooper: Märchen eines wahren Mordes, S. 201)

[Betäubt] Sie setzte sich auf eine der maßstabsgetreu verkleinerten Kinderbänke, die langen Gliedmaßen seitlich zusammengefaltet. Es war, als wäre sie halb betäubt von ihrem eigenen Charisma; als hätte sie es in Pillenform zu sich genommen und erst danach festgestellt, daß die Dosis zu stark für sie war. (Chloe Hooper: Märchen eines wahren Mordes, S. 18)

[Schlußfolgerung] Mörderinnen sind faszinierender und abstoßender als Mörder (...), obwohl man annehmen könnte, Frauen seien schon deshalb die besseren Mörderinnen, weil sie den Anblick von Blut gewöhnt sind. (Chloe Hooper: Märchen eines wahren Mordes, S. 26)

[Bravheit] Ich war immer ein braves Mädchen, dachte sie und rührte sich nicht. Sogar wenn ich in die Obstschale greife, nehme ich mir immer die angestoßene Frucht. (Chloe Hooper: Märchen eines wahren Mordes, S. 85)

[Nötigung] "Essen Sie diesen Krebs auf Ihrem Teller. Doch, ich verlange es, im Namen aller Meere, die unser Dänemark umspülen!" (Julien Green: Der Andere, S. 104)

[Kleider machen...] Ein Offizier in leuchtendem Grau trat vor, stolzierte aber nicht wie ein Ordensgockel... (Friedrich Christian Delius: Adenauerplatz, S. 18)

[Fahrlehrer] ... den traurigsten aller Fahrlehrerwitze an uns weiterzugeben. Nun kam er mit seinem Grabsteinspruch: "Er hatte Vorfahrt". Das, so Knötzele, habe er auf einem Grabstein gelesen. (Arnold Stadler: Sehnsucht. Versuch über das erste Mal, S. 181)

[Restriktionen] Es waren immer alle dabei, die ins Kino und dann noch auf ein Schnitzel oder eine Currywurst, damals Höhepunkte unserer kulinarischen Existenz, in den "Adler" gingen. Die Lüste dieser Minderjährigen waren damals noch sehr ausgewogen. Es gab praktisch nur zwei: Schnitzel und das Eine. (Arnold Stadler: Sehnsucht. Versuch über das erste Mal, S. 159)

[Lustisch] Anruf bein der Tinnitus-Selbsthilfegruppe. Der AB war dran: "Sprechen Sie nach dem Pfeifton!" (Eckardt von Hirschhausen)

[Benennungen] Dieses und jenes getan hatte ich das Jahr über, was mißbilligt wurde, lange vor den Tagen der sogenannten Onanie oder Selbstbefriedigung, die eindeutig gegen das christliche Gebot der Nächstenliebe verstieß. Schon vom Wort her: Selbstbefriedigung - was für ein unchristliches, eindeutiges, egozentrisches Wort. (Arnold Stadler: Sehnsucht. Versuch über das erste Mal, S. 90)

[Antörnungen] Ich darf auch die Frau von der Baumschule nicht vergessen. Ich weiß noch: Sie hatte einen erektionsfreundlichen Namen. Ich nenne ihn hier nicht, da ich keine Verantwortung für Erektionen anderer übernehmen will. (Arnold Stadler: Sehnsucht. Versuch über das erste Mal, S. 79)

[Trostlos] Die unangenehme Spannung in seinem Inneren ließ nach; er fühlte sich hellwach. Die Bar war dumpf und melancholisch. Voll der Trauer, die allen wurzellosen Dingen anhaftet. (Paul Bowles: Himmel über der Wüste, S. 48)

[Unbelästigt] Sie ließ sich durch andere Menschen im allgemeinen genau so wenig stören wie eine Marmorstatue von den Fliegen, die auf ihr herumkriechen. (Paul Bowles: Himmel über der Wüste, S. 36)

[Aversion] Die knallig Gesunden reizten sie immer zu äußerster Wut. (Paul Bowles: Himmel über der Wüste, S. 55)

[Abstammung] Allerdings bin ich manchmal versucht zu glauben, ich sei königlichen Geblüts; denn meine Launen sind oft despotisch. (Tobias G. Smollet: Humphry Clinkers denkwürdige Reise, S. 85)

[Briefwechsel] Perfekter Beginn eines Briefes an einen Arzt: "Wenn ich nicht wüßte, daß Du durch Deinen Beruf daran gewöhnt bist, Klagen anzuhören, schlüge mir das Gewissen, Dich mit meiner Korrespondenz zu belästigen..." (Tobias G. Smollet: Humphry Clinkers denkwürdige Reise, S. 56)

[Aura] Als ich klingelte, kam Judith gleich runter. Sie sah hübsch aus in ihrem Lodenmantel mit dem hochgestellten Kragen, so hübsch, wie man nur aussehen kann, wenn man unglücklich ist. (Bernhard Schlink: Selbs Justiz, S. 200)

[Gestrige] Frau Wieland hatte die Zeitungen säuberlich auf meinem Küchentisch geschichtet. Ich blättere sie durch, ehe ich sie in den Müllsack tat, und schmeckte den faden Geschmack abgestandener politischer Aufregung. (Bernhard Schlink: Selbs Justiz, S. 98)

[50] Babs war eine lebendige und großzügige Frau, klein und stämmig, mit flinken Bewegungen. Ich kenne nicht viele Frauen von Fünzig, die sich so leger kleiden und geben können, ohne den Charme ihres Alters einer aufgesetzten Jugendlichkeit zu opfern. (Bernhard Schlink: Selbs Justiz, S. 87)

[Katzen] An der Balkontür kratzte der Kater. Ich machte auf, und Turbo legte mir eine Maus vor die Füße. Ich bedankte mich und ging zu Bett. (Bernhard Schlink: Selbs Justiz, S. 18)

[Physiognomik] Sie hatte das dunkelblonde Haar hochgesteckt und damit ihrem mit den runden Backen und vollen Lippen jungen Gesicht den Ausdruck von erfahrener Tüchtigkeit gegeben. (Bernhard Schlink: Selbs Justiz, S. 9)

[Orte] Das Kasino liegt gegenüber von Tor 1, im Schatten des Hauptverwaltungsgebäudes, das mit seiner zwanzigstöckigen Phantasielosigkeit nicht einmal die Skyline der Stadt beherrscht. Der Direktorenlift hat nur Knöpfe für die Stockwerke 15 bis 20. (Bernhard Schlink: Selbs Justiz, S. 12)

[Porträt] Klein und drahtig, mit wachsamen blauen Augen, bürstig gestutztem grauen Haar und der ledernen braunen Haut, die von zuviel Sport in der Sonne kommt. Mit Richard von Weizsäcker, Yul Brunner und Herbet von Karajan in einer Combo könnte er aus dem geswingten Badenweiler Marsch einen Welthit machen. (Bernhard Schlink: Selbs Justiz, S. 9)

[Ein guter Tag] Es war ein Abend tiefsten Friedens. Ich saß am Fenster meines Schlafzimmers, Leib und Seele in zufriedener Harmonie. Mein Körper hatte so viel gebadet und war den ganzen Tag so viel herumgelaufen, daß er unfähig war, einen Schatten auf das Licht der Seele zu werfen, und mit seiner Lehnstuhl-Existenz vollauf zufrieden war. (Elizabeth von Arnim: Elizabeth auf Rügen. Ein Reiseroman, S. 184)

[Essen] Menschheit, wo sie am glücklichsten ist - mit anderen Worten: beim Essen. (Elizabeth von Arnim: Elizabeth auf Rügen. Ein Reiseroman, S. 192)

[Erschreckt] Heftigkeit wirkt auf mich so, daß sie jede Empfindsamkeit in mir einfriert, dies ist es vermutlich, was Charlotte den Austern-Charakter nennt. (Elizabeth von Arnim: Elizabeth auf Rügen. Ein Reiseroman, S. 94)

[Ähnlichkeit] Schon oft habe ich mich gewundert über die unwürdigen Wege des Schicksals, mit welch kleinlichem Vergnügen es Pläne durchkreuzt, die klein und unschuldig sind, über seine einzigartige Gehässigkeit, über seine Ähnlichkeit mit dem Verhalten einer Person schlechten Charakters - doch nie habe ich mich so gewundert wie in dieser Nacht in Thiessow. (Elizabeth von Arnim: Elizabeth auf Rügen. Ein Reiseroman, S. 85)

[Verstimmt] Sie hielt inne und sah mich forschend an. "Die gnädige Frau sehen verstimmt aus", sagte sie, "ist etwas passiert?" "Verstimmt? Meine liebe Gertrud, meine Gedanken wollen heute einfach nicht zu erfreulichen Erkenntnissen führen. Ich kann nicht immer lächeln." (Elizabeth von Arnim: Elizabeth auf Rügen. Ein Reiseroman, S. 64)

[Unterwegs] Das ist das Schönste an einer Tour wie dieser, daß nichts eine Rolle spielt. Wenn man keinen Zug zu erwischen braucht, wird alles wundervoll einfach. Allerdings, so war meine mittägliche Stimmung, bevor die Müdigkeit auf mir lastete und der Hunger Löcher in meine Fröhlichkeit nagte. (Elizabeth von Arnim: Elizabeth auf Rügen. Ein Reiseroman, S. 68)

[Ablehnung] Das Zimmer war von der Art, daß der Gast, dem es gezeigt wird, augenblicklich fest entschlossen ist, eher zu sterben, als es zu bewohnen. Nein, nie würde ich in dieser düsteren Nische schlafen. Eher würde ich den örtlichen Behörden trotzen, meine Reisetasche zum Kopfkissen nehmen und die Nacht bei den Grashüpfern verbringen. (Elizabeth von Arnim: Elizabeth auf Rügen. Ein Reiseroman, S. 33)

[Vögel] Hoch über unseren Köpfen stiegen die Lerchen ins Sonnenlicht auf und ließen ihren beseligenden Gesang auf uns hinabsinken, den ich nie hören kann, ohne daß mir das Herz klopft. (Elizabeth von Arnim: Elizabeth auf Rügen. Ein Reiseroman, S. 13)

[Alkohol] ... das Rotwein-Gefühl aus einer Zeit nächtlicher Gespräche ... (Birgit Vanderbeke: Sweet Sixteen, S. 109)

[Blumen] Dann unterhielten wir uns, wie wir es noch nie getan hatten. Wir sprachen über Blumen, das war seine Leidenschaft, "der schönste Beweis der Existenz Gottes, falls einer nötig wäre", sagte er. Wir sprachen über Blumen, in diesem Zimmer, während es um uns herum Nacht war und Krieg. (Philippe Claudel: Die grauen Seelen, S. 14)

[Rituale] Immer sonntags also schickte Bourrache seine Kleine auf Besuch zu ihrer Patentante. Sie traf dort mit der Mittagspost ein und fuhr mit der um sechs Uhr wieder ab. Adelaide Siffert kochte dann immer einen Schweinebraten und grüne Bohnen, frische, wenn gerade Saison war, ansonsten eingemachte, bereitete einen Salat zu und buk einen Apfelkuchen. Ein unumstößliches Menü. (Philippe Claudel: Die grauen Seelen, S. 137)

[Schnee] Draußen fiel dichter Schnee. Er schlug gegen die Fenster und schien Buchstaben auf das Glas zu schreiben, die, kaum geschrieben, wieder schmolzen und in Rinnsalen hinunterliefen. Das Wetter schlug um. Der Frost sammelte sein Gefolge und zog ab. Der nächste Morgen sollte sich mit Matsch und Tauwetter zeigen, verschmierte wie ein Flittchen nach durchzechter Nacht. (Philippe Claudel: Die grauen Seelen, S. 128)

[Physiognomik] Er war ein schöner, hoch gewachsener Mann mit glänzendem schwarzem, nach hinten gekämmtem Haar und lebhaften, azurblauen Augen. Ein schöner und allein stehender Mann. Ich sah in ihm einen ewigen Verdammten von der Art, wie es sie, so sagt man, bei den Griechen gegeben hat. (Philippe Claudel: Die grauen Seelen, S. 115)

[Endlichkeit] Der Kopf hustete alle halbe Minute, ein Husten, das von sehr weit her kam, um zu verkünden, daß die glücklichen Stunden so endlich waren wie die Leiber. (Philippe Claudel: Die grauen Seelen, S. 92)

[Habgierig] Nach seinem Tod fiel sein ganzes Geld dann an den Staat: Der Staat ist eine hübsche Witwe, die unentwegt lustig ist und nie Trauer trägt. (Philippe Claudel: Die grauen Seelen, S. 103)

[Stammgast] Dieser Tisch gehörte dem Richter Miereck. Er war Stammgast. Er kam viermal wöchentlich. Sein Bauch, der sich über den Oberschenkeln wölbte, sprach davon ebenso wie seine Haut, blaurot geädert, als würden sich sämtliche Gläser Burgunder, die er je geleert hatte, darunter stauen und auf die Öffnung des Wehrs warten. (Philippe Claudel: Die grauen Seelen, S. 14)

[Bewährungen] ... auf dem Glatteis kleinstädtischer Sex-Parties Standfestigkeit beweisen. (Heinrich Böll: Fürsorgliche Belagerung, S. 230)

[Geschäfte] Ihm war nichts geschenkt, nichts in die Wiege gelegt worden: das väterliche Geschäft war eine absurd nebensächliche Klitsche, wo nach dem Krieg einige hundert SA-Hemden, die schwer zu färben waren, verrotteten. (Heinrich Böll: Fürsorgliche Belagerung, S. 224)

[Abgelehnt] Und wenn ihm der Blinddarm zum Nabel heraushängen würde, der kriegt von mir nicht mal... (Heinrich Böll: Fürsorgliche Belagerung, S. 164)

[Lächeln] Nett, gebildet, geschickt, zeigte [er] seine Härte nur selten, und am deutlichsten, wenn er lächelte: ein härteres Lächeln, bei dem man sozusagen die Zähne knirschen hörte, hatte er noch nie gesehen. Die Amplangers lächelten alle, seine Frau, seine vier Kinder, und es gab bösartig witzige Zungen, die behaupteten, daß bald sein Hund, seine Katze und seine Wellensittiche anfangen würden zu lächeln. (Heinrich Böll: Fürsorgliche Belagerung, S. 14)

[Essen] "Ich muß mich jetzt ums Mittagessen kümmern." Die Regale und Schränke waren vollgestopft mit Tongefäßen, in denen wohl Kräuter und irgendwelcher Körnerkram aufbewahrt wurden. Hatte Jahn nicht erzählt, daß Katharina Heilpraktikerin von Beruf war? So etwas in der Art. Wurde sein alter Freund mit Haferschleim und Brennesselauflauf zwangsernährt? (Olaf Schmidt: Friesenblut, S. 29)

[Ausgestorben] Die Dörfer, durch die sie fuhren, wirkten wie ausgestorben. Als wäre eine von diesen Neutronenbombe gefallen, die alles Leben auslöschten und nur die Gebäude gefallen, die alles Leben auslöschten und nur die Gebäude stehen ließen. Postnukleare Stille. (Olaf Schmidt: Friesenblut, S. 28)

[Reste] Der Sarg war bestürzend leicht. (Olaf Schmidt: Friesenblut, S. 258)

[Naturell] Dann kam nämlich das Unglück. Und zwar, nachdem er Acurio schon in den Kopf gesetzt hatte, er soll Isabel Rosalia heiraten und zu ihrer Mutter ziehen, zu Dona Aurora, die man bloß keine Giftschlange nennen kann, weil die Giftschlange eine höflichere Natur ist. (Joao Ubaldo Ribeiro: Der Heilige, der nicht an Gott glaubt, S. 97)

[Aphrodisierend] Viele meinen, die Schamlosigkeiten hier auf der Insel kommen von den Schalentieren. (...) Natercio hat mir versichert, daß derjenige, welcher eine Woche bei Miesmuschelbrühe, frittierten Siri-Krebsen und vor allem bei gebrühtem Muschel-Einerlei verbringt, daß der von der Regierung eine Konzession als Weiberheld anfordern könnte. (Joao Ubaldo Ribeiro: Der Heilige, der nicht an Gott glaubt, S. 39)

[Geräusche] Während er uns hinausscheuchte, drang ein schauerliches Geräusch aus einer Tür mit der Aufschrift "OP". Es klang, als ob ein Wasserbüffel einen fahren ließe, nachdem man ihn mit dem Linsen- Überraschungsgericht gestopft hat. (Kyril Bonfiglioli: Charlie Mortdecai in Das große Schnurrbart- Geheimnis, S. 264)

[Nützlich] Holmes war ein kräftig gebauter Mann, der seinen Schwarzen Gürtel in Karate sogar bei den gewöhnlichsten Haushaltsarbeiten nutzreich anwandte. (Kyril Bonfiglioli: Charlie Mortdecai in Das große Schnurrbart-Geheimnis, S. 262)

[Gestik] Fellworthy trat seine unbefleckten Schuhe in einem komplizierten Ballett auf der Fußmatte ab. (Kyril Bonfiglioli: Charlie Mortdecai in Das große Schnurrbart-Geheimnis, S. 262)

[Architektur] Eine zweite Besichtigung verhalf mir zu keiner besseren Meinung über Fellworthys Anwesen. Es war lang und flach und makellos eintönig, und es war offenkundig von einem Zwerg errichtet worden, der in der analen Phase verharrte und nur einen geringen Fertigkeitsgrad im Umgang mit Legosteinen erworben hatte. (Kyril Bonfiglioli: Charlie Mortdecai in Das große Schnurrbart-Geheimnis, S. 261)

[Maßstab] "Ich gab ihm etwas Geld - genug, um ihn aus Schwierigkeiten herauszuhalten, aber nicht genug, um ihn in Schwierigkeiten zu bringen. (Kyril Bonfiglioli: Charlie Mortdecai in Das große Schnurrbart- Geheimnis, S. 229)

[Anforderung] "Könnten Sie mir für ein paar Stunden einen aufgeweckten Constable ausleihen?" Binnen einer Minute lärmte ein aufgeweckter Constable herein - seine Augen leuchteten vor schierer Intelligenz. Sein Name war Holmes, was für einen Detective Constable ein schweres Los ist, und er wurde zu meiner Verfügung gestellt. (Kyril Bonfiglioli: Charlie Mortdecai in Das große Schnurrbart-Geheimnis, S. 207)

[Attitüde] Jon käme sich nicht wie ein Künstler vor, wenn er nicht von einer gehörigen Portion Trübsinn umgeben wäre. (Margaret Atwood: Katzenauge)

[Präferenz] ... sehe ich die Kräuterteebeutel in der kleinen Küche durch, Zitronennebel, Morgendonner, und lasse sie für einen starken, wachrüttelnden giftigen Kaffee liegen. (Margaret Atwood: Katzenauge)

[Einstufung] Erzieherinnen, wie verheiratet sie auch sein mögen, werden immer Miss oder Mademoiselle genannt, jedermann weiß das. Im Gegensatz dazu werden Haushälterinnen von kanonischem Alter und Köchinnen, die erhaben genug sind, um ein Küchenmädchen zu schikanieren, immer Mrs. genannt, sei der Schatz ihrer Keuschheit auch noch so unangetastet. (Kyril Bonfiglioli: Charlie Mortdecai in Das große Schnurrbart-Geheimnis, S. 201)

[Juden] Ich habe etwas an mir, das Russen nicht mögen - es kann nicht daran liegen, daß ich vielleicht ein klitzekleines bißchen jüdisch aussehe; schließlich wollte ich nur in ihr Land und versuche nicht herauszukommen. (Kyril Bonfiglioli: Charlie Mortdecai in Das große Schnurrbart-Geheimnis, S. 189)

[Emapthie] "Jetzt schleichen sich Leute von hinten an mich heran und schlagen mich hart auf das, was ich gern noch immer für meinen Kopf halte." Er erzeugte die üblichen Lehrbuch-Geräusche der anteilnehmenden Art. (Kyril Bonfiglioli: Charlie Mortdecai in Das große Schnurrbart-Geheimnis, S. 180)

[Taktik] Wie so viele geübte Feiglinge neige ich dazu, gellend um Hilfe zu schreien, sobald ich an etwas gerate, das zu schwer - oder zu heiß - für mich ist. (Kyril Bonfiglioli: Charlie Mortdecai in Das große Schnurrbart-Geheimnis, S. 176)

[Schweigen] "Ist er verschwiegen?" "Eine richtige Auster." (Kyril Bonfiglioli: Charlie Mortdecai in Das große Schnurrbart-Geheimnis, S. 230)

[Geruch] Seit Atem wetteiferte mit seinen Füßen um die größere Luftverschmutzung. (Kyril Bonfiglioli: Charlie Mortdecai in Das große Schnurrbart-Geheimnis, S. 126)

[Verhalten] Irgendjemand hat mal behauptet, wenn man einem, sagen wir, amerikanischen Kardinal die Worte "alles ist verraten" ins Ohr flüstert, würde er hastig ein paar Klingelbeutel und Monstranzen in eine Tasche packen, einen falschen Bart anlegen und beim nächsten Reisebüro anrufen. (Kyril Bonfiglioli: Charlie Mortdecai in Das große Schnurrbart-Geheimnis, S. 119)

[Unterbelichtet] Ich bin wirklich ein ziemlicher Einfaltspinsel (als ich ein Jüngling war, waren meine Eltern über meinen Intellekt so verzweifelt, daß sie erwogen, mir einen Sitz im Metallhandel zu kaufen oder mich, wenn sich selbst das als zu anspruchsvoll erweisen sollte, in einen geistlichen Orden zu stecken). (Kyril Bonfiglioli: Charlie Mortdecai in Das große Schnurrbart- Geheimnis, S. 114)

[Frage] Warum sind Busse der Fluggesellschaften soviel besser als ihre Flugzeuge? (Kyril Bonfiglioli: Charlie Mortdecai in Das große Schnurrbart-Geheimnis, S. 81)

[Fähigkeiten] Was mich betrifft, so brauchte Jock mich nicht zu wecken. Wir, deren Sinne durch den Schleifstein des Krieges zu Rasierklingen geschärft wurden, können auf das leiseste Klingeln eines Getränketabletts im unteren Stockwerk binnen einer Fünftelsekunde aus dem Bett rollen. (Kyril Bonfiglioli: Charlie Mortdecai in Das große Schnurrbart-Geheimnis, S. 51)

[Haltung] Drydens Unterkiefer ruhte auf dem Brustbein... (Kyril Bonfiglioli: Charlie Mortdecai in Das große Schnurrbart-Geheimnis, S.68)

[Beobachtung] Die Andacht, mit der die Menschen das Wort 'Business Class' aussprachen, erinnerte Franz an die Bewunderung der Historiker für die Geschichte allein deswegen, weil etwas geschehen war. (Arnold Stadler: Eines Tages, vielleicht auch nachts, S. 58)

[Inmitten] Rose Semmering war ein blindes Huhn auf einer Welt ohne Körner. (Arnold Stadler: Eines Tages, vielleicht auch nachts, S. 123)

[Fatal] Die Tragödie des Fotografen war, nicht mit auf dem Bild zu sein. (Arnold Stadler: Eines Tages, vielleicht auch nachts, S. 73)

[Jugend] ... lagen sie ganze Sommer auf ihrem Platz in der hintersten Ecke des Schwimmbades mit ersten heimatlosen Erektionen. (Arnold Stadler: Eines Tages, vielleicht auch nachts, S. 28)

[Situationen] Sabina, mit der geschlafen zu haben sich Wallingford kaum erinnerte - jetzt fiel ihm ein, daß sie im Schlaf gewimmert hatte wie ein träumender Hund -, räusperte sich, als hätte sie ein Schamhaar verschluckt. (John Irving: Die vierte Hand, S. 385)

[Großstadtleben] Auf der Suche nach rezeptpflichtigen Medikamenten - irgend etwas mit ihrem Nachnamen drauf - hatte er ihr Medizinschränkchen geöffnet, aber er fand nichts. Wie konnte eine erst kürzlich geschiedene Frau, die in New York City arbeitete, ohne Medikamente auskommen? (John Irving: Die vierte Hand, S. 275)

[Geprägt] Sie wirkte nach wie vor elegant und würdevoll, doch Schlaflosigkeit oder das tragische Ereignis hatten ihr Gesicht abgezehrt. Ihr Aussehen widerlegte die tröstliche Vorstellung, daß man sich an Leid gewöhnte. (John Irving: Die vierte Hand, S. 290)

[Bekannschaft] Sie küßte seinen Penis leicht, beinahe gleichgültig, wie so viele New Yorker etwa einen bloßen Bekannten oder nicht allzu engen Freund auf die Wange küssen würden. (John Irving: Die vierte Hand, S. 286)

[Physiognomie] ... ein mondgesichtiger junger Mann namens Wharton, der stets so aussah, als kämpfe er gegen einen Brechreiz an. (John Irving: Die vierte Hand, S. 287)

[Aura] Sie war auf eine irgendwie leidende oder bekümmerte Weise hübsch, so als hätte erst kürzlich jemand ihr Nahestehender - möglicherweise ihr Liebhaber oder ihr Mann - durch Selbstmord oder Mord geendet. (John Irving: Die vierte Hand, S. 103)

[Verdächtig] Als sie auf Zehenspitzen an der geschlossenen Schlafzimmertür des Doktors vorbeikam, wurde sie von der verblüffenden Überzeugung zum Stehen gebracht, sie habe Dr. Zajac beten hören. Beten empfand Irma, die nicht religiös war, als eine verdächtig unwissenschaftliche Betätigung für einen Handchirurgen. (John Irving: Die vierte Hand, S. 65)

[Diskrepanz] Daß die Hungerexpertin aus Ghana extrem dick war, durfte als unschöne Ironie gelten. (John Irving: Die vierte Hand, S. 110)

[Leben] Ich lebe. So hieß dieses Joint Venutre aus Herz, Hirn und Hose. (Arnold Stadler: Eines Tages, vielleicht auch nachts, S. 34)

[Beziehungen] Die Ehe seiner Eltern kam ihm vor wie eine Erbkrankheit. (Arnold Stadler: Eines Tages, vielleicht auch nachts, S. 34)

[Metapher] Jane Brown kreischte wie ein unbeaufsichtigter Wasserkessel. (John Irving: Die vierte Hand, S. 113)

[Männer] Er gehörte zu den übertriebenen dankbaren Männern, die die erste Frau heiraten, die mit ihnen schläft. Sowohl er als auch seine Frau sollten das bereuen. (John Irving: Die vierte Hand, S. 43)

[Modus] ....tat ich dank der Hypnose der Disziplin meine zugewiesene Arbeit halbwegs anständig. (Stefan Zweig: Ungeduld des Herzens, S. 244)

[Wie ein Kind] Im nächsten Augenblick nahm er sie verständnislos, doch liebevoll in die Arme. (...) Arthur war der Ansicht, daß Frauen oft unter etwas litten, was er mit dem altmodischen Namen Hirngespinste bezeichnete, und hatte keine Lust, diesem heftigen Kummer viel Aufmerksamkeit zu schenken. Er beruhigte sie, wie er es mit einem Kind getan hätte. (W. Somerset Maugham: Der Magier, S. 132)

[Taktik] Mahaute, Wiglafs Weib, sonst dürr und zänkisch, wurde stets mild und üppig, wenn sie eben Mutter war, weshalb der Mann sie auch, trotz seiner Hütte Armut, so oft wie möglich mit Tracht und Segen versah. (Thomas Mann: Der Erwählte, S. 80)

[Ballast] Zwei Wochen später begann eine neue Wanderung. Wieder in die Berge, für den Sommer, den Herbst und den Winter, bis zum Frühling. Von Lager zu Lager, immer mit dem ganzen Plunder! Nicht umsonst heißt es bei den Kirgisen von alters her: Wenn du glaubst, du wärst arm, dann zieh um. (Tschingis Aitmatow: Abschied von Gülsary)

[So rum] Warum liebt diese Frau mich - wie gern würde ich hier das Fragezeichen setzen! - in Verwirrung zu bringen? (Lew Tolstoj: Die Geschichte des gestrigen Tages)

[Spiele] Bei dem furchtbaren Gesellschaftsspiel um den Nobelpreis... (Erik Orsenna: Inselsommer, S. 118)

[Codewort] XYL - das ist der Code für die Ehefrauen: Ex Young Lady. (Erik Orsenna: Inselsommer, S. 117)

[Bücher] ... zu dicke Bücher lesen, die schwer auf dem Bauch liegen, wie diesen russischen Pflasterstein (...) Krieg und Frieden...

[Regel] Er sagte sich, daß Zusammenlebenden ein bißchen Ungewißheit nur guttun könnte. (Erik Orsenna: Inselsommer, S. 51)

[Sommer 1945] Es war kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, der Himmel wollte wohl, daß ihm verziehen wurde, das Barometer stand immer auf Schön. (Erik Orsenna: Inselsommer, S. 53)

[Beschreibung] Er war rundlich und nicht sehr groß; in seinen Augen flackerte zuweilen höchste Not auf, so als drehte sich in ihm ein Leuchtfeuer, um ihn vor schlimmer Gefahr zu warnen. (Erik Orsenna: Inselsommer, S. 27)

[Morgen] Jeden Morgen beim Aufstehen, nachdem der Kaffee den wilden Kampf gegen die vom Rotwein der Nacht erzeugten Nebel aufgenommen hatte...

[Angst] ... zähneklappernde Furcht vor dem Gott Termin. (Erik Orsenna: Inselsommer, S. 44)

[Geld] Wenn man sie ansieht, die anderen, mit ihren Absonderungen aus Drüsen, wie sie reden und essen und schlucken, da will man sich wirklich gerne einreden dürfen, nicht dazuzugehören. Ich glaube, denen mit Geld gelingt das. Sie können vielleicht sogar verdrängen, daß sie morgens aus dem Mund riechen, daß sie Durchfall haben. Vielleicht. (Sibylle Berg: Amerika, S. 166)

[Gegenüber] Dem anhaltendem sexuellen Charisma dieser Dame gegenüber zeigt er weiterhin seine Zerbrechlichkeit. (A. Piperno: Mit bösen Absichten)

[Laster] ... der Wunsch, den Nächsten zu erniedrigen - das Laster, das unser aller Leben erfreut und vergiftet. ( (Alessandro Piperno: Mit bösen Absichten, S. 211)

[Mißerfolg] Mit dem Versuch, eine eigene Zeitung zu machen, war er bei der ersten Seite gescheitert. (Sibylle Berg: Amerika, S. 9)

[Interieur] Sie nahmen Platz auf einer Couch, deren Stoffbezug von einem betrunkenen Pudel entworfen war. (Sibylle Berg: Amerika, S. 9)

[Schwer zu sagen] Seltsam, ich hätte gedacht, er werde später am ehesten nach eurem Vater geraten; aber man weiß es nie. Bei Leuten, die ihren eigenen Weg gehen, läßt es sich immer schwer sagen, und man darf sich nicht wundern, wenn sie manchmal ein bißchen aus der Spur geraten. (Sybille Bedford: Ein Vermächtnis, S. 91)

[Exzentrisch] Seine Karriere ruinierte er durch die Bekanntschaft mit einer Französin, die zwar präsentabel, aber nicht respektabel war. Gegen sie sprach unter anderem, daß sie im Zeitalter der Gummibadewannen auf Reisen ein silbernes Bidet mit sich führte. (Sybille Bedford: Ein Vermächtnis, S. 16)

[Vater] Mit einem Ausdruck beherrschter Verzweiflung hob mein Vater den Kopf. Er war sensibel und weltmännisch zugleich und sehr empfindlich gegen Entgleisungen, die beides vermissen ließen. (Sybille Bedford: Ein Vermächtnis, S. 15)

[Plattform] "Spotten Sie nicht über Kriminalromane!" sagte Madge streng, "sie sind heutzutage das einzige Mittel, vernünftige Ideen zu popularisieren. (Friedrich Glauser: Der Tee der drei alten Damen, S. 133)

[Präpariert] Seine Exzellenz Sir Avindranath Eric Bose hatte die Gesichtsfarbe jener alten Herren, die den Winter hindurch in Davos oder St. Moritz Curling gespielt haben und gewohnt sind, sich von den Anstrengungen dieses sanften Spieles bei einem Whisky Soda oder einem heißen Gin zu erholen. (Friedrich Glauser: Der Tee der drei alten Damen, S. 19)

[Ausreichend] Es war nicht die ganze große Liebe, aber sie war groß genug, das Selbstgefühl durcheinanderzubringen. (Sybille Bedford: Ein Vermächtnis, S. 335)

[Bezugspunkt] Literaturbeilage: Abschweifungen zum Vanilleeis im Waldbad, sogar der damalige Preis für eine Kugel Vanilleeis genannt. Wolf Haas: Ja, eine Kugel ein Schilling. Ganz früher. Ich persönlich kann mich sogar noch an fünfzig Groschen erinnern. Das dürfen Sie aber nicht schreiben, das macht mich alt. (Wolf Haas: Das Wetter vor 15 Jahren, S. 192)

[Unverständnis] Man warf Sarah vor, sie habe langhaarige Freunde und Bilder, die man genausogut verkehrt herum aufhängen könne. (Sybille Bedford: Ein Vermächtnis, S. 21)

[Geduld] ... selbst den himmlischen Vater, der doch über ein gerüttelt Maß Geduld verfügt... (Honore de Balzac: Tolldreiste Geschichten, S. 70)

[Zu Pferde] Der Seneschall war infolge der großen Hitze auf seinem Pferde eingeschlafen, der schwankte auf seinem Ross hin und her wie ein Diadem auf dem Kopfe einer Kuh. (Honore de Balzac: Tolldreiste Geschichten, S. 61)

[Posen] Es hatte etwas von der wunderbaren Schwerelosigkeit, die Schlittschuhläufer umgibt und Vögel. (Sybille Bedford: Ein Vermächtnis, S. 279)

[Wirkungen] Die Frau, die bediente, und die, die eben bedient worden war, sahen Lauro mit einer Neugier an, die auf die Gesichter von Menschen tritt, die nicht viel erleben, und die auf Leute, die ein abwechslungsreiches Leben führen, wie Feindseligkeit wirkt. (Muriel Spark: Übernahme, S. 85)

[Böse] Außerdem hat er Bill schon immer für einen hinterhältigen, verschlagenen Leisetreter gehalten - der Typ, der seine Oma anzeigen würde, weil sie einen Song aus dem Radio mitgeschnitten hat. (Douglas Lindsay: Furcht und Schrecken im Frisörsalon, S. 156)

[Unangemessen] ... die Art Tag, an dem es regnen sollte, weil jedes andere Wetter vollkommen unangemessen ist. (Douglas Lindsay: Furcht und Schrecken im Frisörsalon, S. 92)

[Erscheinen] Maggie Radcliffe hatte schon lange die Gewohnheit, bei ihrem Erscheinen alle um sich herum in einem Taumel staunender Bewunderung zu versetzen. (...) Wie die tropfenweise Eingabe eines Herzmittels ließ sie ihren Auftritt wirken. (Muriel Spark: Übernahme, S. 44)

[Ratschlag] "Miss Thin", sagte Hubert, "ich wünschte, Sie würden nicht versuchen, Ihre Intelligenz zu gebrauchen. Sie haben so wenig davon." (Muriel Spark: Übernahme, S. 9)

[Urbanität] Eine Woche später kam ich in Buenos Aires an. Es war verglaster und moderner, meine Mutter und meine Freunde aber schienen kraftloser, als ob das Verkehrsgewirr, die Lichter und die Fernseher in den Cafes aus der Ermattung der Einwohner Kraft schöpften, um die Stadt mit dem nötigen Atem für ihr Wachstum zu versorgen. (Carlos Maria Dominguez: Das Papierhaus, S 21)

[Schutz] Sie schürte diesen Rest an Mißtrauen, den er sozusagen als Erste-Hilfe-Paket gegen mögliche seelische Verletzungen immer bei sich trug. (Peter Zeindler: Der Schreibtisch am Fenster, S. 72)

[Unmöglich] Falls ihn jemand oder gar eine Frau aus seinem selbstgehäkelten Zynismus befreien würde, wäre das ein Wunder, an das er, auch wenn es sich ereignete , kein bißchen glaubte. Martin Walser: Jagd, S. 123)

[Vergleich] Das Gesicht, mit dem sie ihre Arbeit verfolgte, hatte ihn an einen Berufsboxer erinnert, der am Verlieren ist. (Martin Walser: Jagd, S. 48)

[Kein Bedürfnis] Wenn man nicht imstande war, in eine Kirche zu gehen, bliebe nur dieser schreckliche Basar. Er wußte, daß er ganz sicher nichts kaufen werde. Er brauchte nichts, wollte nichts. Wenn man nichts braucht und nichts will, bewirkt dieses Warengeschrei Ekelempfindungen. (Martin Walser: Jagd, S. 101)

[Over the hill] Sie war eine Frau, die den ersten Abschnitt der mittleren Jahre bereits hinter sich hatte. Wallingford nahm rasch ihren unerregenden Körper zur Kenntnis und wandte höflich den Blick ab. (John Irving: Die vierte Hand)

[Bereitschaft] Er war bereit, alle ihre Fehler in das alles verzeihende Lösungsmittel der Liebe zu werfen. (Milan Kundera: Das Leben ist anderswo, S. 247)

[Tod] ...statistisch korrekt das Zeitliche segnen. (Monika Maron: Endmoränen, S. 181)

[Appetit] Hierauf verlangte Herr Klöterjahn Kaffee - Kaffee und Buttersemmeln, und er hatte eine anschauliche Art, den K-Laut ganz hinten im Schlunde zu bilden und "Bottersemmeln" zu sagen, daß jedermann Appetit bekommen mußte. (Thomas Mann: Der Wille zum Glück, Erzählungen, S. 214)

[Schnee] Schnee war der Jahreszeit angemessen gefallen, hatte aber seinen Rangstreit mit dem Regen auch durchfechten müssen und noch den kürzeren gezogen; - das Resultat war natürlich, was die Straßenübergänge betraf, das Chaos gewesen, ehe die Feste oberhalb sich von der unterhalb schied. (Wilhelm Raabe: Kloster Lugau, S. 19)

[Abneigung] Die knallig Gesunden reizten sie immer zu äußerster Wut. (Paul Bowles: Himmel über der Wüste)

[Männer] Die deutschen Männer, sagte Igor, haben keinen Sex- Appeal, darum sind sie entweder Schwächlinge oder potentielle Faschisten. Ich fragte, was er an den deutschen Frauen bewundere. Daß sie es mit diesen Männern aushalten, sagte Igor. (Monika Maron: Endmoränen, S. 75)

[Unterschied] In den Büchern und Gedichten wissen sie alle damit Bescheid und vor Gefühlen und Rührung nicht aus und ein; aber in der Wirklichkeit sind die Gefühlvollsten sogar die Faulsten und lassen sich am liebsten von anderen aufwarten. (Wilhelm Raabe: Kloster Lugau, S. 115)

[Tiere] Der Hund, eine dörfliche Abart des Schäferhunds, lag apathisch im Zwinger, die Schnauze auf den gekreuzten Pfoten. (Monika Maron: Endmoränen, S. 63)

[Einstellung] ... schläfriges Verhältnis zum Leben. (Michail Jelisarow: Die Nägel, S. 43)

[Kaum fesselnder] Nie kann ich meine Kollegen nachmittags mir ihren Aktenmappen und Taschen vom Verlag nach Hause gehen sehen, ohne insgeheim darüber betrübt zu sein, daß ich nicht die Fortsetzung ihres Tages sehen darf, und das, obwohl ich im Grunde genommen weiß, daß der unsichtbare Teil ihres Lebens kaum fesselnder ist als der sichtbare Teil. (Lars Gustafsson: Herr Gustafsson persönlich, S. 141)

[Unbemerkt] Halb unbewußt hatten wir uns in den sechziger Jahren so darauf eingestellt, in einem Polizeistaat zu leben, daß wir den Übergang überhaupt nicht bemerkten und jetzt mit der größten Selbstverständlichkeit damit rechneten, ins Gefängnis geworfen und an Betonwänden mißhandelt zu werden, als sei das die selbstverständlichste Sache der Welt. (Lars Gustafsson: Herr Gustafsson persönlich, S. 167)

[Schutz] Helene wurde durch das Geräusch eines Kieselsteins, der gegen ihren Fensterladen schlug, aus dem Schlaf gerissen. Zunächst glaubte sie an irgendeinen Spuk und zog sich ihr Bettlaken über den Kopf, was eine der beliebesten Schutzmaßnahmen ist, seit es Frauen auf dieser Erde gibt und der Gebrauch von Bettlaken verbreitet ist. (Julien Green: Varuna, S. 189)

[Eigenschaften] Darüber hinaus behandelte dieser Mann sie äußerst unwirsch, und wahrscheinlich sind tugendhafte Leute oft schlecht gelaunt... (Julien Green: Varuna, S. 124)

[Nelly] Nelly rollt gerade Teig aus. Nelly ruht in sich, immer; ist stets groß und rotgesichtig, majestätisch, leicht unwirsch, als hätte sie ein Leben lang in Ruhm und Reichtum gelebt, in einem Zeitalter, das etwa zehn Minuten, bevor man den Raum betreten hat, für immer zu Ende gegangen ist. (Michael Cunnigham: Die Stunden, S. 86)

[Barbara] Barbara schenkt ihr einen treuherzigen Blick, den Clarissa als Lächeln deutet. Barbara ist um die Vierzig, eine blasse, füllige Frau, die nach New York kam, um Opernsängerin zu werden. Irgend etwas an ihrem Gesicht - das kantige Kinn oder der starre, ausdruckslose Blick - erinnert einen daran, daß die Menschen vor hundert Jahren ganz genauso ausgesehen haben. (Michael Cunnigham: Die Stunden, S. 31)

[Augen] Nilgüns Augen hatten einen irritierend feuchten Glanz, von einer nie gesehenen schwarzen Tiefe, die mit einem Lidstrich schwarz umrandet war, so als hätte sie Brikett gestapelt, ein Vergleich, auf den nur jemand aus meiner Generation, der mit Kohleheizung groß geworden ist, noch kommen kann. (Uwe Timm: Rot, S. 110)

[Hände] Clarissa ergreift Richards Hand. Sie ist überrascht, selbst jetzt noch, wie zerbrechlich sie wirkt - wie deutlich sie an ein Bündel Zweige erinnert. (Michael Cunnigham: Die Stunden, S. 70)

[Situierung] Man nahm eine Position ein, pflanzte die Flagge seiner Identität und Selbstachtung auf und bekämpfte jeden, der da kam, bis zum bitteren Ende. Beweise gab es weit und breit nicht, es war alles nur eine Frage der argumentativen Geschicklichkeit und Beharrlichkeit. (Ian McEwan: Ein Kind unserer Zeit, S. 120)

[Rauchen] Beim perfekten Raucher ist das Rauchen so sehr zum Bestandteil seiner Gestik geworden, daß es sich mit der Zeit der Wahrnehmung entzieht. Irgendein beliebiger Zuschauer wird hinterher sogar abstreiten, daß überhaupt geraucht wurde. (A.F.Th. van der Heijden: Die Drehtür, S. 13)

[Einsicht] Ein Anflug von Mißtrauen war in ihren Fragen, Eifersucht. Es gab Anzeichen. Auch bei mir, denke ich, denn da war so etwas wie ein kleines niedriges Glücksgefühl. Diese schlichte Einsicht, daß erst ein auf uns gerichtetes Begehren, das ausschließlich uns will, den Wert unserers Selbst hochtreibt. (Uwe Timm: Rot, S. 181)

[Stimme] Seine Stimme war ein gequetschter Tenor, seine Aussprache so präzise und vorsichtig, als wäre Sprache eine gefährliche Waffe, die erst kürzlich in seinen Besitz gekommen war und ihrem Benutzer jeden Moment ins Gesicht explodieren konnte. (Ian McEwan: Ein Kind unserer Zeit, S. 113)

[Lob] Ihre Mutter, die immer eine Dose mit schneeweißen Pfefferminzdrops in ihrer Handtasche hatte, schürzte die Lippen und nannte Clarissa ein irres, wirres Kind, aber es klang beifällig, bewundernd. (Michael Cunnigham: Die Stunden, S. 30)

[Exclusiv] "... die große Freimaurerloge der Überfünfzigjährigen" (Julian Barnes: Darüber reden, S. 49)

[Ring] "Der Ring glitzerte auf seiner schlehenfarbenen pouffe wie ein Intrauterinpessar." Wohlgemerkt wird in Julian Barnes "Darüber reden" ein Trauring bei einer Hochzeit beschrieben.

[Konvention] Wir hielten uns an die unausgesprochene Übereinkunft, hinter ihrem Rücken nicht über sie zu sprechen. Wir waren in der Lage von Leuten, die fürchten müssen, daß der Hauch eines Wortes den Boden zum Einsturz bringt, auf dem sie stehen. (Christa Wolf: Nachdenken über Christa T., S. 190)

[Aufregung] Als Emma Carew, eine heitere, anorektische Schulleiterin, wiedererkannt und laut beim Namen genannt wurde, spannten sich ihre Halssehnen wie die Speichen eines Regenschirms. (Ian McEwan: Ein Kind unserer Zeit, S. 125)

[Nachahmung] ... über (...) die Suche nach der ewigen Jugend streiten, über den Hang schwuler Männer, die Jungs imitierten, die sie auf der Schule gequält hatten. (Michael Cunnigham: Die Stunden, S. 25)

[Nervenschwach] Betsy war ein romantisches, schreckhaftes, übernervöses Mädchen, das schon das unvermutete Knattern eines Auspuffs zu einem zitternden Häufchen Unglück machen konnte. (Philip Roth: Der Ghost Writer)

[11:49] Zu den kurzen Röcken konnte ich sie überreden, deine Beine, hab ich ihr gesagt, so wie die aussehen, mußt du die der Öffentlichkeit zugänglich machen, eine soziale Pflicht, verstehst du. (Uwe Timm: Rot, S. 75)

[Masochistisch] Zugleich war die Bindung an eine Firma für viele Kollegen die einzige praktische Mögklichkeit, mit der sie ihre tiefe Lebensunwilligkeit verschleiern konnten. (Wilhelm Genazino: Die Ausschweifung, S. 287)

[Verbergen] Nach der üblichen Taktik eines Mannes, der sich schämt, gab er sich nun hochfahrend. (R.L. Stevenson: Die falsche Kiste, S. 176)

[Luxus] Stephen gab sich einmal mehr dem Luxus strukturierten Tagträumens hin. (Ian McEwan: Ein Kind unserer Zeit, S. 204)

[Memento mori] Die Sanduhr, sagte Lichtenberg, erinnert mich nicht bloß an die Flucht der Sekunden, sondern auch an den Staub, in den ich einst verfalle! (Gert Hofmann: Die kleine Stechardin, S. 196)

[Auch passend] Er hat zu allem immer genau die richtige falsche Meinung. (Philip Roth: Der Ghost Writer, S. 22)

[Peinlich] Wer sagt schon der zwanzig Jahre jüngeren Geliebten, daß die Routineuntersuchung der Prostata fällig ist. (Uwe Timm: Rot, S. 106)

[Ende] Irgendwann an diesem Tag muß Christa T. ihren Mann daran erinnert haben, daß jeder gute Liebesroman mit der Hochzeit zu Ende ist. (Christa Wolf: Nachdenken über Christa T., S. 149)

[Kontrolle] Er kontrollierte den Pegelstand in der Sherry- Flasche... (R.L. Stevenson: Die falsche Kiste, S. 15)

[Ratschlag] Das Paradies kann sich rar machen, das ist so seine Art, zur rechten Zeit, sollte man an Unmögliches geglaubt haben. (Christa Wolf: Nachdenken über Christa T., S. 62)

[Familie] "Guten Abend, Augusta", sagte er und streckte die Brust vor, als würfe er eine Last von sich, "es tut gut, einen Menschen zu sehn." "Aber Großpapa", sagte die Mutter, "wozu rechnest du uns denn?" "Offen gesagt", antwortete die Exzellenz, "ich weiß es nicht. Ihr gehört ja zur Famlie." (Herman Bang: Das graue Haus, S. 125)

[Kündigung] Ich zog die Kündigung aus der Tasche, überflog sie ein zweites Mal und unterschrieb sie endlich. Ein bißchen zu schwungvoll vielleicht; der letzte Buchstabe landete auf der Fensterbank. (Ralf Rothmann: Ein Winter unter Hirschen, S. 185)

[Miss-Wahl] ... die Körperhaltung zum Erbarmen schlaff, gehörte er zu der Sorte Jungen, die bei den Mannschaftswahlen im Sportunterricht zähneknirschend als letzte übernommen werden, wenn überhaupt. (Ralf Rothmann: Ein Winter unter Hirschen, S. 163)

[Wortwahl] "Die Paradoxa Seiner Exzellenz sind bekannt", sagte er. "Wahrheiten, die man nicht zu hören wünscht, nennt man Paradoxa", sagte Seine Exzellenz. (Herman Bang: Das graue Haus, S. 84)

[Selbsteinschätzung] Ich will jetzt nicht den Eindruck erwecken, ein Engel zu sein. Das bin ich nicht; dazu hab ich zu viel Dreck am Flügel. (Ralf Rothmann: Ein Winter unter Hirschen, S. 162)

[Geschädigt] Wir sind alle mileugeschädigt. Wenn du dich mit einer Krankenschwester einläßt, mußt du damit rechnen, daß sie beim Vögeln 'Tatort' guckt. Und nebenbei deine Prostata betastet." (Ralf Rothmann: Ein Winter unter Hirschen, S. 55)

[Gewicht] Dann kommen ihr Bedenken. Sie ist vom Typ her die Frau, die immer zunimmt, egal, was sie ißt. Sie nimmt sich zusammen, sie nimmt zu. Sie schaut im Kochbuch nur die Fotos an und nimmt zu. Sie nimmt vom Treppensteigen zu. Also nascht sie, und zwar aus Verärgerung, denn es soll wenigstens schmecken, wenn sie schon zunimmt. (Wolf Wondratschek: Mozarts Friseur, S. 136)

[Schon geklärt] "Ich bitte Sie, was brauchen wir Uhren, wir vergehen von selbst." (Thomas Hürliman: Das Gartenhaus, S. 51)

[Blicke] Auch sein Blick, gerade noch entstellt durch die Anstrengung kompakter Gereiztheit, war sanft geworden. Auf Totenmasken findet sich dieser Ausdruck, als ob einem der Tote mitteilen wolle, dem Zustand, sich wohl zu fühlen, nie näher gekommen zu sein als jetzt. (Wolf Wondratschek: Mozarts Friseur, S. 111)

[Ordnung] Ordnung? Wie Ordnung schaffen angesichts der Vollkommenheit eines Rätsels? Mein Lehrer hatte recht. Er hat immer noch recht. Am Anfang war alles beisammen, dann kam der Verstand und machte Ordnung. (Wolf Wondratschek: Mozarts Friseur, S. 146)

[Rechte] Und was sieht sie? Ein Gesicht, in dem sich ihr Übergewicht unregelmäßig zu verteilen begonnen hat. Kommt von den Kopfschmerzen, behauptet sie. Und die Kopfschmerzen kommen, weil mich niemand fickt. Ja, fickt. Ein Fick pro Woche, ist das nicht Menschenrecht? (Wolf Wondratschek: Mozarts Friseur, S. 46)

[Wunsch] Ich hätte so gern eine Gebrauchsanweisung für meine Jugend gefunden... (Amelie Nothomb: Böses Mädchen, S. 57)

[Kommunikation] Lisbeth hatte eine Art, den Mund zu halten, da kamst du dir angebrüllt vor. (Ralf Rothmann: Ein Winter unter Hirschen, S. 139)

[Leuchtend] Ich hab so viel Röntgenstrahlen drin - ich brauch kein Licht mehr, wenn ich in'n Keller geh! (Ralf Rothmann: Ein Winter unter Hirschen, S. 137)

[Wirkung] Die Studentenrevolte ließ ja viele Kenner des italienischen und französischen Weins zurück. (Uwe Timm: Rot, S. 182)

[Eigenlob] Ich koch Ihnen Sachen, da haben Sie Schlamm auf der Pfeife für drei. (Ralf Rothmann: Ein Winter unter Hirschen, S. 25)

[Robert Walser] Mit Wörtern wie "Glückimwinkelideen" oder "Wesensverzweigtheit" wäre Robert Walser bei Google immer Favorit. Was heißt "wäre". Auch so landet man sofort bei Walsers "Der Räuber", dem das Wort entstammt.

[Formfehler] Alle Onkel, die existieren, zürnen Ihnen. Protestantische Tanten werden durch Sie beinahe veranlaßt, sich zu bekreuzigen und so einen wesentlichen formellen Fehler zu begehen. (Robert Walser: Der Räuber)

[Farben] Saatfelder keimen grün und Schlachtfelder blühen rot. (Robert Walser: Der Räuber)

[Perspektiven] Was soll aus einer werden, die Fellatio für Hamlets Bruder hält und Shakespeare auf der Getränkekarte sucht? (Wolf Wondratschek: Mozarts Friseur, S. 45)

[Lehren] Inzwischen nahm er bei einem Leutnant, der den Krieg nicht mitgemacht hat, Unterricht in der Kunst, die Fröhlichkeit nicht einzubüßen. (Robert Walser)

[Übertreibung] "Übertreibung. Südländische Übertreibung. Wenn in unseren Breiten etwas maßlos wirkt, spürt man sofort den südländischen Einfluß. Spürt sofort das Spanische oder Italienische. Diesen Hang, zwei oder drei Engel zu malen, wo einer vollkommen reichen würde." (Heinrich Steinfest: Der Umfang der Hölle, S. 159)

[Landschaft] Durchbrochen von einer einzigen echten Verkehrsstraße, spaltete sich die Ortschaft in zwei gleich große Teile, wobei die Länge der Kurve so gut wie jeden Benutzer zu einem Gähnen verführte und eine Steifheit der Arme hervorrief. (Heinrich Steinfest: Der Umfang der Hölle, S. 116)

[Landschaft] "Die Brücken sind natürlich die elegantere Form, sich der Landschaft aufzudrängen, ihr den Raum streitig zu machen. Eleganter als die pure Straße und natürlich viel eleganter als Tunnels. Die pure Straße ist wie eine platte Leiche aus einem Zeichentrickfilm, das Tunnel wie ein ins Auge gestoßener Finger. (Heinrich Steinfest: Der Umfang der Hölle, S. 73)

[Beleidigung] "Die Brötchen kannst du dir hinschieben, wo deine Hämorrhoiden Purzelbäume schlagen." (Heinrich Steinfest: Der Umfang der Hölle, S. 179)

[Vergleich] "Nicht, daß ich Pferde liebe", betonte Reisiger, "sie sind mir unheimlich, viel zu groß. Als hätte man Haushunde mit bockigen Elefanten gekreuzt. (Heinrich Steinfest: Der Umfang der Hölle, S. 168)

[Schuhwerk] Mit Bleistiftabsätzen, die man zur Not als Injektionsnadeln hätte verwenden können... (Heinrich Steinfest: Der Umfang der Hölle, S. 161)

[Emotion] Die Falten, die Fräulein Erichsens Gesicht bedeckten wie die Gittermaske den Fechter, zitterten einen Augenblick. (Herman Bang: Das graue Haus, S. 53)

[Physiognomik] Reisiger war kein ausgesprochen schöner Mann, in der Art der vollhaarig Graumelierten, aber er besaß ein festes, kantiges Gesicht, das den Reiz eines Steins besaß, der einen lebendigen Eindruck macht. Totes, das lebt - so etwas wirkt natürlich interessant. (Heinrich Steinfest: Der Umfang der Hölle, S. 19)

[Rubens] An Rubens etwa störte ihn dieser völlige Mangel an Selbstbeherrschung. Rubens Malerei erinnerte Reisiger an ein Kind, das sich gerade ein bestimmtes Wort angeeignet hatte und nun einfach nicht mehr aufhörte, dieses eine Wort immer und immer wieder herauszuplärren, und dabei völlig vergaß, daß es auch noch andere Wörter zu erlernen gab. (Heinrich Steinfest: Der Umfang der Hölle, S. 17)

[Hunde] Hunde erschienen Reisiger ganz grundsätzlich als unseriöse Geschöpfe. Ihre Anhänglichkeit ausgerechnet gegenüber dem Menschen hatte etwas von der durchtriebenen Devotion von Versicherungsvertretern und Staubsaugerverkäufern. (Heinrich Steinfest: Der Umfang der Hölle, S. 65)

[Wetter] An diesem Freitag, ein paar Tage nach dem rechnerischen Antritt des Frühlings, überantwortete sich auch die Wetterwirklichkeit der neuen Jahreszeit, und zwar mit der Wucht einer überpersönlichen Blähung. (Heinrich Steinfest: Der Umfang der Hölle, S. 67)

[Perspektiven] Ich lebe zur Zeit nämlich nicht in einer Phase des interesselosen Wohlgefallens an allem und jedem, obwohl mir ein solches Wohlgefallen weiß Gott nicht fremd ist und ich manchmal sogar über so etwas wie die Grundlegung einer völlig neuen Ästhetik nachdenke, deren Urerfahrung der Elternblick auf ein Kleinkind wäre. (Hanns-Josef Ortheil: Lo und Lu, S. 39)

[Anverwandelt] Der Barkeeper - gläsern, gelblich und dicklich wie ein mächtiges Schauobjekt des eigenen Angebots, eine Flasche seiner selbst... (Heinrich Steinfest: Der Umfang der Hölle, S. 271)

[Soldat] "Nein, ein Soldat bleibt auf der einen Seite immer ein Kind, und auf der andern ist er so alt, so alt. Er hat kein Alter mehr. Er ist Zeitgenosse der ältesten Dinge der Erde, er lebt zur Zeit von Kains Mord an Abel, zur Zeit der kannibalischen Festgelage, in der Steinzeit... (Irene Nemirovsky: Suite francaise, S. 341)

[Einflüsse] Einen Augenblick lang dachte er nach. Dann schaute er sie an, schenkte ihr einen jener sanften, nachtmüden Blicke, die sie zum Schmelzen brachten... (Edna O'Brien: Das einsame Haus, S. 174)

[Tanz] Ich habe Ing mal gesagt, daß sie wie eine Deutsche tanzt, was ihr gar nicht gefiel, aber es stimmt: Sie tanzt ernst, als hinge unser Leben an einem seidenen Faden, als könne man mit Präzisionstanzen die hungernden Kinder in Indien retten. (Audrey Niffenegger: Die Frau des Zeitreisenden, S. 443)

[Alkohol] "Ja." Kimy wird ganz schwermütig. "So ein netter Mann, dein Dad. Ich weiß nicht, warum er sich so gehen läßt." "Er ist Alkoholier. Und Alkoholiker verhalten sich so. Das steht so in ihrer Jobbeschreibung: Zerfall, und danach weiterer Zerfall." (Audrey Niffenegger: Die Frau des Zeitreisenden, S. 230)

[Mimik] Er hebt eine Augenbraue, normalerweise ein sicheres Zeichen, daß er gleich aus einem Buch zitiert, das ich nicht kenne, oder mir einen Vortrag hält. (Audrey Niffenegger: Die Frau des Zeitreisenden, S. 96)

[Standhaft] Meine Erektion ist mittlerweile so groß, daß sie eine der gewagteren Achterbahnfahrten in den Great America Parks ohne Elternteil bestehen könnte. (Audrey Niffenegger: Die Frau des Zeitreisenden, S. 29)

[Reduziert] Dann hatte er noch über ihn gesagt: Bei aller Güte und vornehmen Art, er ist wie ein Tier, das sich durchs Denken das Leben nicht vergällen läßt." (Nagib Machfus: Zwischen den Palästen, S. 292)

[Helferlein] ... eine kranke Nacht, die man nur Schluck für Schluck heilen konnte. (Nagib Machfus: Zwischen den Palästen, S. 350)

[Was bleibt] Der Mensch besteht aus seinen Leidenschaften. Zieht man die Leidenschaften ab, bleibt in der Regel nicht viel übrig. Das ist wie mit diesen voluminösen Perserkatzen, die - einmal unters Wasser gehalten - an magere Ratten oder gerupfte Hühner erinnern. (Heinrich Steinfest: Der Umfang der Hölle, S. 9)

[Blickrichtung] Wie der Zeiger des Kompasses sich immer nur auf den Pol ausrichtet, sahen Chadigas Augen bei anderen Menschen nur deren Fehler. (Nagib Machfus: Zwischen den Palästen, S. 34)

[Gestalt] Umm Hanafi war eine beleibte und wie aus einem Stück geformte Frau. Ihr Körper schien geradezu verschwenderisch auf Korpulenz ausgerichtet zu sein, vernachlässigte hingegen alle Merkmale der Schönheit. (Nagib Machfus: Zwischen den Palästen, S. 21)

[Kollision] Kraftausdrücke fliegen hin und her, als sie plötzlich auf den Boden geschleudert werden, weil der Jeep abrupt zum Halten gekommen ist. Der Fahrer schlägt mit der Stirn an die Windschutzscheibe. Sie denken alle das gleiche, haben Angst, in einen Hinterhalt geraten zu sein. Conor ist der erste, der das über die Kühlerhaube gestreckte Reh sieht, ein Reh, das im guten Glauben, in dieser einsamen Gegend in seinem Element zu sein, so wie jede Nacht von einer Hecke zur anderen gesprungen war. (Edna O'Brien: Das einsame Haus, S. 264)

[Kompliment] "Wir haben gerade über dich gesprochen, Chadiga, und sind zu der Meinung gekommen, daß die Männer ihre Herzensprobleme los wären, wenn alle Frauen so aussähen wie du." (Nagib Machfus: Zwischen den Palästen, S. 25)

[Unpassend] Da standen wir nun ohne Pfarrer, und Fermin ging in die San-Gabriel-Schule, um Pater Fernando Ramos anzuheuern, der zeitlebens noch keine Hochzeit zelebriert hatte und dessen Fachgebiet neben den klassischen Sprachen schwedische Gymnastik war. (Carlos Ruiz Zafon: Der Schatten des Windes, S. 550)

[Abzutreten] "Ihnen braucht man nur zwei hübsch gewachsene Brüste zu zeigen, und schon glauben Sie, Sie haben die heilige Theresia von Avila gesehen, wofür es in Ihrem Alter eine Entschuldigung, wenn nicht Abhilfe gibt. Überlassen Sie sie mir, Daniel, mich macht der Wohlgeruch des ewig Weiblichen nicht mehr so verrückt wie Sie. In meinen Jahren wird die Durchblutung des Kopfes wichtiger als die der Weichteile." (Carlos Ruiz Zafon: Der Schatten des Windes, S. 13)

[Initiative] "Das Schicksal lauert immer gleich um die Ecke - wie ein Dieb, eine Nutte oder ein Losverkäufer, seine drei trivialsten Verkörperungen. Hausbesuche macht es hingegen keine. Man muß sich schon zu ihm bemühen." (Carlos Ruiz Zafon: Der Schatten des Windes, S. 270)

[Chakterisierung] Er ist ein Trottel, er sieht aus wie einer, der nur Essen und Trinken nötig hat, um frohgelaunt zu sein. (Joseph Roth: Zipper und sein Vater, S. 543)

[Mimik] Ein Lächeln auf halbmast, nervös, flüchtig. (Carlos Ruiz Zafon: Der Schatten des Windes, S. 272)

[Unfähig] War sein Vater nicht imstande, Ursachen und Wirkungen zu erkennen, so war es Arnold nicht gegeben, Lügen von Wahrheiten zu unterscheiden. Welchem Liebenden ist es übrigens möglich? (Joseph Roth: Zipper und sein Vater, S. 502)

[Kompensation] "Daß sich Leute, die kein Leben haben, immer in dasjenige der andern einmischen müssen", murmelte Fermin. (Carlos Ruiz Zafon: Der Schatten des Windes, S. 270)

[Paris] Anscheinend hat Carax nachts in einem schäbigen Bordell in Pigalle als Pianist gearbeitet und tagsüber in einer elenden Dachwohnung in Saint-Germain geschrieben. Paris ist die einzige Stadt der Welt, wo Verhungern noch als Kunst gilt. (Carlos Ruiz Zafon: Der Schatten des Windes, S. 82)

[Fähigkeiten] Mit der Beredsamkeit, die der Mann verströmte, war er imstande, die Fliegen im Fliegen zu vernichten. (Carlos Ruiz Zafon: Der Schatten des Windes, S. 22)

[Sprache] "Quidproquo." "Quidprowas?" "Latein, Junge. Es gibt keine toten Sprachen, nur abgestumpfte Geister. (Carlos Ruiz Zafon: Der Schatten des Windes, S. 22)

[Outfit] Barcelo winkte einen Kellner herbei, der aussah, als würde er demnächst unter Denkmalschutz gestellt. (Carlos Ruiz Zafon: Der Schatten des Windes, S. 20)

[Lob] "Dieser Tomas!" rief Ega und legte ihm liebevoll die Hand auf die Schulter. "Es gibt keinen zweiten, er ist einmalig! Der liebe Gott schuf ihn an einem seiner besten Tage und zerbrach hinterher die Form." (Jose Maria Eca de Queiroz: Die Maias, S. 788)

[Genuß] "Sie laufen heute mit einer Feiertagsmiene herum wie ein Benediktiner, der sich genießerisch des heiligen Abendmahls erinnert." (Jose Maria Eca de Queiroz: Die Maias, S. 494)

[Küsse] Sie seufzte tief. Ihr Kuß war der eines Menschen, der nach langer Wanderung durch die Wüste die Oase erreicht hat. (Marcel Möring: In Babylon, S. 460)

[Ambiente] Ich kenne in Amsterdam eine Schmiede, die so aussieht, als können jeden Moment eine Postkutsche vorfahren. (Marcel Möring: In Babylon, S. 432)

[Vermutung] "Laber nicht rum, hab ich gesagt." "Deine Ausdrucksweise hat sich in den letzten zwanzig Stunden wirklich verfeinert." Sie drehte mich um und rieb meine Beine trocken. "Vielleicht bin ich dahintergekommen, daß du nicht der Typ bist, der bei geistvoller Unterhaltung aufblüht." (Marcel Möring: In Babylon, S. 383)

[Verwundert] Sie war Amerikanerin, hatte rote Haare und eine derart schlanke Taille, daß ich mich manchmal fragte, wie da ein komplettes Verdauungssystem hineinpaßte. (Marcel Möring: In Babylon, S. 345)

[Vergleich] Genauso wie der Papst den Mund halten sollte, wenn es ums Vögeln geht, solltest du besser schweigen, wenn es um andere Dinge als Prozente geht. (Marcel Möring: In Babylon, S. 324)

[Blicke] Herman zwinkerte und sah mich auf eine Art an, die er selbst wahrscheinlich als "schelmisch" beschreiben würde, die aber eher an den Blick einer beim Herausziehen eines Wurms gestörten Henne erinnerte. (Marcel Möring: In Babylon, S. 287)

[Rauchen] "Alles dreht sich um Angst", sagte Zeno. Mr. Tony zündete sich eine Zigarette an und inhalierte bis zu den Fußsohlen. (Marcel Möring: In Babylon, S. 261)

[Ohne Worte] "Musik!" rief Mr. Tony. Hinter den Kulissen ließ jemand die Nadel eines Tonarms auf Beethovens Neunte fallen. (Marcel Möring: In Babylon, S. 257)

[Looks like] Er sah aus wie der Vorsitzende der Juniorenabteilung des nationalen Bestattungsunternehmerverbands. (Marcel Möring: In Babylon, S. 263)

[Unverständnis] Ich betrachtete ihn, wie er dastand mit seiner Mütze schräg auf dem Hinterkopf, der Sportjacke, den störrischen schwarzgrauen Locken, und schüttelte den Kopf. Es war mir ein Rätsel, wieso ausgerechnet mein Vater zu den wenigen Menschen gehörte, die vollstes Vertrauen in die Machbarkeit des eigenen Lebens hatten. (Marcel Möring: In Babylon, S. 228)

[Erkenntnis] "Ist dir schon mal aufgefallen, Nathan, daß Leute, die sich in etwas einmischen wollen, immer sagen, daß sie sich nicht einmischen wollen?" (Marcel Möring: In Babylon, S. 90)

[Mimik] Ihr Gesicht zeigt den ernsten Ausdruck, der Ende der dreißiger Jahre noch in Mode war, wenn man fotografiert werden sollte. (Marcel Möring: In Babylon, S. 155)

[Sonne] Er wirkte blaß. Aber das war auch kein Wunder in einem Land, wo die Sonne ihre Gastspiele häufiger absagte als eine empfindliche Diva. (Richard Powers: Der Klang der Zeit, S. 624)

[Ausnahme] Kaum etwas scheint vom wirklichen Leben so unberührt wie ein schlafendes Kind. (John Irving: Witwe für ein Jahr, detebe 222)

[Charakteristik] Vielleicht waren Abschiede nicht seine Stärke. Adjektive wie "mitleiderregend" und "jämmerlich" wurden ihm offen gestanden nicht gerecht. Er erhob seine Bescheidenheit zu einer Kunstform. (John Irving: Witwe für ein Jahr, detebe 354)

[Figur] "Tausend Dank, Ma'am, aber ich muß auf meine Figur achten. Mein Liebster will mich schlank und rank. 'Dünn wie ein Stück Seife am Ende der großen Wäsche'." (Richard Powers: Der Klang der Zeit, S. 578)

[Taktik] Sie (...) schreibt ihrer Mutter einen Brief. Der älteste Trick jedes Kindes - sich immer an den schwächeren Elternteil halten. (Richard Powers: Der Klang der Zeit, S. 573)

[Waagerecht] Mein Vater lag aufgestützt auf seinem Bett, der Art elektrisch verstellbarem Bett, das sich in jede Position bringen läßt, nur in keine bequeme. (Richard Powers: Der Klang der Zeit, S. 555)

[Musik] Für meinen Vater war die Freude an der Musik stets die Freude an einem planvollen Kosmos gewesen - harmonisch, systematisch, komplex: Planeten eines Sonnensystems, die ihre Bahnen in- und umeinander zogen. (Richard Powers: Der Klang der Zeit, S. 550)

[Nahrung] Das Essen besteht hauptsächlich aus den hartnäckigeren Gemüsesorten, die gekocht werden, bis sie allen Widerstand aufgeben. (Richard Powers: Der Klang der Zeit, S. 509)

[Kinder] Delia hat ohnehin das Gefühl, daß jedes Kind, das laufen und sprechen lernt, das Genie ganzer Galaxien in sich trägt, bevor der Haß es dann abstupfen läßt. (Richard Powers: Der Klang der Zeit, S. 416)

[Langeweile] Da die schöne Volumnia eines von den Wesen ist, die nicht lange stumm bleiben können, ohne nicht Gefahr zu laufen, von dem grimmen Drachen der Langeweile gepackt zu werden, so verrät sie bald die drohende Nähe dieses Ungeheuers durch wiederholte unüberwindliche Gähnkrämpfe. (Charles Dickens: Bleakhaus, S. 942)

[Justiz] "Es genügt nicht, daß er die Wahrheit auf seiner Seite hat, er muß auch das Gesetz und die Juristen auf seiner Seite haben", versichert die Alte, offenbar fest überzeugt, daß Advokat und Gerechtigkeit sich zueinander verhalten wie zwei Kompagnons, die sich für alle Zeit miteinander entzweit haben. (Charles Dickens: Bleakhaus, S. 889)

[Erkennbar] "Tony, was meinst du? Ist das Original eine Frauen- oder eine Männerhand?" "Eine Frauenhand! Fünfzig gegen eins sind die Briefe von einer Dame. Die Buchstaben stehen schräg, und die Schwänze der 'n' sind lang und hastig." (Charles Dickens: Bleakhaus, S. 536)

[Physisches] ... die tektonischen Platten der Schulterblätter, wie sie aus dem Kontinent des Rückens emporragen. (Richard Powers: Der Klang der Zeit, S. 73)

[Kenntnisse] "Musik und Wein, Joseph. Je weniger Ahnung man davon hat, desto süßer mag man sie." (Richard Powers: Der Klang der Zeit, S. 212)

[Diskrepanz] Unser Vater war nie so recht zu Hause in seinem Körper. Er war zu behäbig für seine behände Seele. (Richard Powers: Der Klang der Zeit, S. 179)

[Erwischt] Über die Schmach meines Bruders kursierten mehr Gerüchte, als es Opernbearbeitungen von Dumas gab. Janos habe seinen Lieblingsschüler und die Tochter des großen Dirigenten hinter den Kulissen gefunden, wo sie unter ihren Kleidern aneinander herumgemacht hätten. Er habe sie aus der Requisitenkammer gezerrt, im fortgeschrittenen Stadium des Knutschens. Sie waren in einer ungenutzten Garderobe, nackt, und wollten es gerade im Stehen machen. (Richard Powers: Der Klang der Zeit, S. 146)

[Büro] Sie sah den Blick von Frau Siebrasse, die am Schreibtisch gegenüber sitzt im Hinterzimmer des Archivs, kein strenger, aber auch kein mitleidiger, sondern ein Durchhalteblick in der matten Nachmittagsstunde, zwei Stunden vor Feierabend. (F.C. Delius: Adenauerplatz, S. 100)

[Typus] Sie gehört zu der seltnen Art alter Frauen, die das Gute hinnehmen, ohne sich etwas Besseres zu wünschen, und aus jeder kleinen Stelle Dunkelheit noch Licht zu ziehen verstehen. (Charles Dickens: Bleakhaus, S. 577)

[Abneigung] Eduard Knobloch, der Besitzer, ein fetter Riese mit einer braunen Perücke und einem wehenden Bratenrock, verzieht bei unserem Anblick das Gesicht, als hätte er bei einem Rehbraten auf eine Schrotkugel gebissen. (Erich Maria Remarque: Der schwarze Obelisk, S. 18)

[Vermutung] Ob Judy lachen kann, ist fraglich. Sie hat es so selten gesehen, daß die Wahrscheinlichkeit sehr dagegen spricht. (Charles Dickens: Bleakhaus, S. 349)

[Mißverhältnis] Sie erzählte mir, ihres Verlobten Erziehung sei so vernachlässigt worden, daß es ihr manchmal schwerfalle, seine Briefe zu entziffern. Sie sagte, wenn er wegen seiner Orthografie nicht so ängstlich wäre und sich weniger Mühe damit gäbe, täte er besser, aber er brächte oft so viel unnötige Buchstaben in kurzen Wörtern an, daß sie manchmal ganz ihr englisches Aussehen verlören. (Charles Dickens: Bleakhaus, S. 239)

[Charakterisierung] "Dieser Kerl ist - und sein Vater und sein Großvater waren es ebenfalls - der steifnackigste, arroganteste, einfältigste, dickköpfigste Pinsel, der jemals durch ein unerklärliches Mißverständnis der Natur zu etwas anderem als zu einem Spazierstock geboren wurde. (Charles Dickens: Bleakhaus, S. 147)

[Ausdrucksvoll] Als schüchterner Mann ist Mr. Snagsby gewohnt, auf verschiedene Art zu hüsteln, um Worte zu sparen. (Charles Dickens: Bleakhaus, S. 164)

[Kunstbegegnung] "Es begann zu reden, nicht wahr? Jemand hat mal gesagt, man müsse sich zu einem echten Kunstwerk der Malerei ebenso verhalten wie zu einer hochstehenden Persönlichkeit. Sich davorstellen und abwarten, bis es sich herabläßt, mit einem zu reden." (Hartmut Lange: Tagebuch eines Melancholikers, S. 336)

[Bissigkeit] Ohne weitere Anmeldung oder Zeremonie tritt Mr. George ein. "Pfui Teufel!" sagt Mr. George. "Habt ihr's aber heiß hier. Immer ein Feuer, was? Na! Vielleicht tut ihr gut, euch beizeiten daran zu gewöhnen." (Charles Dickens: Bleakhaus, S. 354)

[Diskrepanz] "Der einzige andre Mieter außer mir!" flüsterte sie erklärend. "Ein Advokatenschreiber. Die Kinder auf der Gasse sagen, er hätte sich dem Teufel verkauft. Ich möchte nur wissen, wo er das Geld hingetan haben sollte. (Charles Dickens: Bleakhaus, S. 76)

[Gesten] Ich setzte mich an den Tisch meiner Exfrau und winkte erneut Penny zu. Es war so eine Multifunktionsgeste für überfüllte Partys, eine Mischung aus "Ich hol mir nur was zu trinken" und "Ich ruf dich an" mit vielleicht noch einem Hauch "Können wir bitte die Rechnung haben?" (Nick Hornby: A long way down)

[Ungäubigkeit] "Ich möchte, dass du mitkommst und mit ihr redest. Sie hat einen, na ja, einen harten Abend hinter sich, und eine kleine Aussprache könnte sie vielleicht etwas beruhigen." Chas lachte. Es war das freudlose, verzweifelte Lachen eines Mannes, der wusste, dass man um Jess zu beruhigen lieber auf Betäubungsmunition für Elefanten als auf ein gutes Gespräch setzte. (Nick Hornby: A long way down)

[Uneingestanden] Sie kannte nicht den Namen des Gefühls, das ihr die Cavailhes einflößten, vor allem diese pausbäckig gewordene Irene mit ihrer riesigen vorstehenden Brust und den geschwollenen Lidern. Sie sagte sich nicht: Das ist Haß! Wir denken nie daran, unsere Leidenschaften bei ihrem wahren Namen zu nennen. (François Mauriac: Die Wege des Meeres, S. 227)

[Anzeichen] Es scheint, die arme Lucienne ist sehr müde. Wenn Leonie Costadot eine ihrer Bekannten für sehr müde hielt, war das ein Zeichen, daß man ihre Beerdigung vorbereiten konnte. (Francois Mauriac: Die Wege des Meeres, S. 198)

[Essen] Omar war ein unschuldiger Esser, der seine Mahlzeit mit Genuß vertilgte, ein gieriger Esser auch, wie Joop selbst. Seine Hingabe ans Essen war entwaffnend und kindlich, ein Schauspiel der Lebenslust, das Joop auch bei Mirjam hatte ansehen dürfen, bevor sie in die Pubertät driftete und Linie und Gewicht kosmische Bedeutung erlangten. (Leon de Winter: Malibu, S. 262)

[Verlangen] Ach, im Grunde ist die Sehnsucht im Volke, emporzusteigen, nicht gering, selbst die ganz in der Tiefe leben, seufzen nach der Höhe. (Knut Hamsun: Das letzte Kapitel, S. 632)

[Lob] Diese Stärke in seinem Verlangen ist im Grunde die Tugend seines Fehlers. (Knut Hamsun: Das letzte Kapitel, S. 601)

[Einschätzung] Die Fähigkeit, eine Geschichte klar und gut zu erzählen, ist nicht jedem Menschen gegeben; und Freddie zählte zu jenen, die vom Schicksal bei der Verteilung dieser Gabe übersehen worden waren. (P.G. Wodehouse: Terry lebt verschwenderisch, S. 504)

[Aussehen] Die Bildergalerie der Ahnen zeigte - bevor sie verkauft worden war - etliche Darstellungen von Maufrigneuse-Bräuten, deren Gesichter jede Uhr zum Stehen gebracht haben mußten. (P.G. Wodehouse: Terry lebt verschwenderisch, S. 449)

[Sparsam] Er mästete uns auf schwäbisch und hielte gewaltig zurück. (Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen: Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch, S. 303)

[Berührung] ... Erkalten durch Injektionen mit der Droge "Wirklichkeit"...

[Zivilisation] Wenn Graham fand, ich sei allzu melancholisch, erinnerte er mich daran, daß Vergnügtheit eine zivilisatorische Errungenschaft ist. (Katharina Hacker: Habenichtse, S. 259)

[Ungewohnt] Ihr Gesicht sah nicht so aus, als sei es an Fröhlichkeit gewöhnt. (Nick Hornby: A long way down)

[Ellen] Wenn Ellen in ihre Wohnung im Jordaan gewirbelt kam, flatterten die Vorhänge vor Ausgelassenheit, verwandelte sich die Arbeitsfläche in der Küche in eine fröhliche Landschaft aus Töpfen und Pfannen, und die Nachbarn rüsteten sich erwartungsvoll für eine neue Folge des Hörspiels, das Ellens Orgasmen vorausgingen. (Leon de Winter: Malibu, S. 102)

[Definition] Diese Stärke in seinem Verlangen ist im Grunde die Tugend seines Fehlers. (Knut Hamsun: Das letzte Kapitel, S. 601)

[Alkohol] Da der Doktor auch nichts dagegen hat, daß der Kranke mit Maßen Wein trinkt, so trinkt er also fleißig und manchmal ein wenig übers Maß. Das tut übrigens nichts, er lärmt nicht, sondern benimmt sich gut, nur sein Blick wird starr, als folge er einem Kreidestrich. Fräulein d'Espard leistet ihm Gesellschaft. (Knut Hamsun: Das letzte Kapitel, S. 529)

[Mimik] "Bitte setzen Sie sich doch. Also, wie kann ich Ihnen helfen?" Gummer hatte nun zum erstenmal Gelegenheit, dieses Sie können mir alles anvertrauen, außer Ihrer Frau-Lächeln aufzusetzen. (Norbert Zähringer: So, S. 79)

[Statur] Ihm dem Rücken zugewandt, stand er da, knapp zwei Meter groß, dick und breitschultrig: Dr. Thun. Die Pissiors wirkten neben ihm wie die Urinale eines katholischen Knabenkindergartens. (Norbert Zähringer: So, S. 74)

[Momente] Sie deckte gerade den Abendbrottisch für die Töchter; wenn sie Mahlzeiten vorbereitete, war sie am umgänglichsten. (John Updike: Ehepaar, S. 255)

[Völker] Wenn Iren lächeln, entsteht unweigerlich ein Funkenflug; sie haben Glut in ihren Augen, die Glut der lange Unterdrückten. (John Updike: Ehepaar, S. 230)

[Strafe] "Dein Haar ist ziemlich widerspenstig." "Lichtet es sich schon? Werde ich kahl wie Freddy? Rothaarige Männer bekommen leicht eine Glatze. Das ist Jehovas Strafe für unsere Vitalität. Streichle mich weiter. Ich bin sehr gekränkt, daß Irene, die ich immer verehrt habe, uns alle für Antisemiten gehalten hat." (John Updike: Ehepaar, S. 259)

[Formen] Mit emporgehobenem Gesicht trieb Bea Guerin auf ihn zu und trug in starrer scharlachroter Schale ihren schweißüberperlten Busen vor sich her wie zwei weiche, zuckerbestreute Brötchen, die, noch warm, in ihrer metallenen Backform serviert werden. (John Updike: Ehepaare, S. 308)

[Spiegel] Piet hatte ihr zum Geburtstag einen mannshohen Spiegel geschenkt - ein Tor zur Eitelkeit. (John Updike: Ehepaare, S. 294)

[Anlässe] "Wieviel hast du getrunken?" "Das fragt man einen Iren bei der Totenklage nicht. Ein Glas, das man zur Trauer leert, ist nie verkehrt. (John Updike: Ehepaar, S. 315)


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