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[Schlaf] ... mein Verlangen nach Morpheus' wolliger Armbeuge. (Julian Barnes: Darüber reden, S. 116)

[Kinder] Der Mann beklagt sich nie, das einzige, was ihm, abgesehen von seiner Tochter, die nichts taugt - und in dem Punkt ist er sehr empfindlich; neulich, als er wieder mal über sie geschimpft hat, da habe ich, um ihm Mut zu machen, zu ihm gesagt: Ach, je rauer Sie, umso glatter das Ferkel. (Maarten 'tHart: Der Flieger, S. 16)

[Paare] Auch in unserem Nachbarhaus wohnten nun ein etwa dreißigjähriger Mann und eine gleichaltrige Frau, die den zehnten Jahrestag ihrer Verlobung bereits gefeiert hatten und die während all der Jahre zunächst geduldig, später verbittert auf die Zuweisung einer Wohnung gewartet hatten. Die Frau hatte eine wirre Frisur, Modell Windhose, für die sehr viel Wasserstoffperoxid verwendet worden war. (Maarten 'tHart: Der Flieger, S. 65)

[Letzte Dinge] "Darf man denn einfach so auf den Friedholf gehen?" "Danach fragen wir nicht", erwiderte er, "wir tun es einfach. Man rennt da höchstens dem Herrn Pastor über den Weg, und den kenne ich. Der war erst vor Kurzem mit seinem Weihwasserspenkler bei mir und hat geurbit und georbit, als Frau Rabenvanger beerdigt wurde." (Maarten 'tHart: Der Flieger, S. 26)

[Physiognomie] Antoine hatte Schwierigkeiten, nicht auf diese kolossale Nase zu blicken. Wie oft der Mensch wohl "hier" gerufen hatte, als der liebe Gott das Nasenfleisch verteilte. (Wolfram Fleischhauer: Die Frau mit den Regenhänden, S. 431)

[Flatterhaft] Neben dieser sehr unschönen Leiche lag der leblose Körper eines ertrunkenen jungen Mädchens, dessen Schönheit selbst im Tod noch außergewöhnlich war. Welches Schicksal hatte sie wohl hierhingeworfen? War sie eines der vielen jungen Mädchen aus der Provinz, die wie die Motten in die Lichtstadt Paris geflattert kamen und sich dort bei der ersten Unvorsichtigkeit die Flügel verbrannten? (Wolfram Fleischhauer: Die Frau mit den Regenhänden, S. 243)

[Komplimente] "Mathilda, Sie wären ein Gewinn für jedes Inquisitionstribunal." (Wolfram Fleischhauer: Die Frau mit den Regenhänden, S. 287)

[Zuträger] Ich hatte den Verdacht, daß er einfach Material für einen Aufsatz brauchte. Doktoranden sind die Wasserträger der Professoren. (Wolfram Fleischhauer: Die Frau mit den Regenhänden, S. 44)

[Frauen] "abgelecktes Butterbrot" für ein von verheirateten Männern geschwängertes Mädchen.

[Physiognomie] Der ganzen übrigen Welt gegenüber empfand sie eine bedrohliche Ungewißtheit, die, ohne daß Ida wußte, in wer weiß was für einer Stammesvorgeschichte ihre Wurzeln hatte. Und in ihren großen dunklen Mandelaugen lag eine leidende Sanftheit von tiefer und unheilbarer Barbarei, die ein Vorauserkennen auszudrücken schien. (Elsa Morante: La Storia, S. 23)

[Mimik] Sein Gesicht nahm einen niedergeschlagenen und enttäuschten Ausdruck an, so als habe er beschlossen, für die grausame und schlecht organisierte Menschheit zum lebenden Vorwurf zu werden. (Georges Simenon: Maigret und die junge Tote)

[Dankbarkeit] Antoine machte einen letzten Versuch, seine Dankbarkeit auszudrücken. Aber Jalicourt schien sich jede Höflichkeitsbekundung als Monopol zu reservieren. Er schnitt Antoine das Wort ab, streckte den Arm aus und reichte ihm ritterlich die weitgeöffnete Hand. (Roger Martin DuGard: Die Thibaults, S. 485)

[Mimik] Sie lispelte ein wenig, gerade so viel, wie nötig war, um ihrem gefährlichen Charme etwas beruhigend Naives hinzuzufügen. Ihre Augen, deren seegrüner Ton in diesem brünetten Gesicht befremdend wirkte... (Roger Martin DuGard: Die Thibaults, S. 428)

[Frauen] Jenny (...) hatte ein zartes Lächeln, das Antoine entzückte. Sie konnte nicht widerstehen, sich wieder an Daniels Arm zu hängen. Auch eine, dachte Antoine, die mehr gibt, als sie empfängt. (Roger Martin DuGard: Die Thibaults, S. 206)

[Hygiene] ...war so scharf rasiert, daß er das Gesicht hatte pudern müssen, um das Feuer der Klinge zu lindern. (Roger Martin DuGard: Die Thibaults, S. 174)

[Natur] Ich bin selbst nie am Niederrhein gewesen, aber er hat sie als Gegend geschildert, in der die Trauerweiden die Äste neigen, um nachzusehen, ob ihre Wurzeln noch da sind. (Jan Weiler: Drachensaat, S. 184)

[Zuschauer] Die meiste Zeit seines Lebens hat Benno damit verbracht, anderen beim Leben zuzusehen. (Jan Weiler: Drachensaat, S. 187)

[Unauffällig] Er trug eine tropische Brille und genau die Sorte Kleidung, die man als Zeuge später nicht mehr beschreiben kann. (Jan Weiler: Drachensaat, S. 182)

[Benno] Bennos Ruhe hingegen stammte aus einem unergründlichen Wesenszug. Man könnte sagen: Der war so. Aber auch das ging nicht weit genug. Benno besaß den Blutdruck einer Mumie und die Kommunikationsfähigkeit eines Klappspatens. (Jan Weiler: Drachensaat, S. 182)

[Nebenher] Alle zwei Monate schliefen wir miteinander, und an Weihnachten schenkten wir uns Sachen, an die wir uns schon am ersten Weihnachtsfeiertag nicht mehr erinnern konnten. (Jan Weiler: Drachensaat, S. 16)

[Ausrichtung] Ich bemerkte sofort, daß er schwul war wie ein Sofakissen von Noel Coward. (Jan Weiler: Drachensaat, S. 85)

[Geschwindigkeit] Dieser Bus erklomm den Berghang mit der Hartnäckigkeit eines Käfers, aber auch mit seiner Gemächlichkeit. (Julien Green: Erinnerungen an glückliche Tage, S. 231)

[Parolen] Man begann sich lustig zu machen über die Wohnzimmergeneräle, die verkündeten, was sie tun würden, stünden sie an der Spitze der alliierten Armeen. (Julien Green: Erinnerungen an glückliche Tage, S. 131)

[Beschreibung] Er war ein großer, steifer Mann mit militärischem Aussehen, hohlen Wangen und kalten blauen Augen; seine gute Erziehung schien ständig im Kampf zu liegen mit einer schier unkontrollierbaren schlechten Laune, und es war offensichtlich: Selbst wenn er sich von vollendeter Höflichkeit zeigte, wäre er furchtbar gern grob gewesen. (Julien Green: Erinnerungen an glückliche Tage, S. 123)

[Entsprechung] Die protestantische Kirche in der Rue Cortambert war so karg, wie Calvin höchstpersönlich sie sich hätte wünschen können. (Julien Green: Erinnerungen an glückliche Tage, S. 64)

[Ideen] "Übrigens, wie läuft denn das Krankenhaus? Du bist doch inzwischen Direktor, oder?" "Na ja, es geht so. Ich spiele mit dem Gedanken, ein Bestattungsunternehmen einzugliedern. Dann können unsere Patienten in aller Seelenruhe bei uns sterben." (Hideo Okuda: Die seltsamen Methoden des Dr. Irabu, S. 97)

[Geräusche] Der alte Herr hielt gerade seinen Nachmittagsschlaf und schnarchte die Farbe von den Wänden. (Gerhard Köpf: Ein alter Herr, S. 201)

[Backfischig] ... erzählte Frau von Abel mit erhitzten Wangen und erregtem Zittern in der Stimme von der Jundmädchen-Sommerfrische auf Rügen und schwärmte von ihrem kessen Badeanzug mit Rüschen und Paspeln sowie von ihrer Entscheidung, entweder Novizin zu werden oder sich ihrem Reitlehrer hinzugeben. (Gerhard Köpf: Ein alter Herr, S. 163)

[Kur] In Rottach-Egern angekommen, vermißte der Professor auf einmal die kontemplative Ruhe seines Wintergartens und beobachtete die Kurgäste: Männer in lächerlichen Trevirahosen und billigen Blousons, die Damen in Blüschen oder Faltenröckchen, die Papas, die den Muttis den Knirps hinterhertrugen, einige Herren im C&A-Blazer, mit dem Kurschatten unterwegs zum Internisten oder zum saftigen Jägerschnitzel. (Gerhard Köpf: Ein alter Herr, S. 162)

[Fahrer] Der in dezentes Grau gewandete, schweigsame Fahrer mit einem Gesicht wie Kohlenklau, der während der gesamten Reise seine Mütze aufbehielt, ging wohltuend maßvoll mit dem Gaspedal um. (Gerhard Köpf: Ein alter Herr, S. 159)

[Wunsch] Was mich versöhnt, ist der abendliche Gesang einer Amsel oder der Anblick einer weißbepfoteten Katze, die im Dämmerlicht durch die Gärten streicht: schlank, geschmeidig, aufmerksam, elegant und diskret. So wünschte man sich auch seine Nachbarn. (Gerhard Köpf: Ein alter Herr, S. 157)

[Typen] ... die mit Hilfe der Steckdose braun gebrannten Typen, die barfuß in den Schuhen stehen, als kämen sie geradewegs von ihrer Yacht in Monte Carlo. (Gerhard Köpf: Ein alter Herr, S. 154)

[20er] Für den alten Herrn gab es kaum Erotischeres als eine schöne Frau, die rauchte. In den Zwanzigern, als sich die Damen noch mit Federboas schmückten, waren Zigarettenspitzen länger als die Zeigestöcke der Geographielehrer und gaben den Damen mit Bubikopf einen verruchten - das Wort kommt ja wohl vom 'Verrauchten?' - Anstrich. Dandys und Snobs haben ihre Glimmstengel ohnehin nur mit Spitze geraucht. (Gerhard Köpf: Ein alter Herr, S. 105)

[Urlaub] Bortch sagt zu mir, es sei komisch, aber er könne sich nicht erinnern, wann der das letzte Mal in Urlaub gewesen sei. "Wenn ich welchen gemacht hätte, würd ich mich daran erinnern. Oder er war so kurz, daß ich es gar nicht mitbekommen hab. Es könnte gut sein, daß ich ihn mit der Pause verwechselt hab." (Joel Egloff: Mein kleines Paradies, S. 132)

[Wetter] An manchen Tagen geht die Straßenbeleuchtung nicht aus. Dabei ist die Sonne aufgegangen, sie ist zwangsläufig da, irgendwo über dem Horizont, hinter dem Nebel, dem Rauch, den schweren Wolken und dem Staub in der Luft. Man muß sich schlechtes Wetter in einer Polarnacht vorstellen. So sind unsere schönen Tage. (Joel Egloff: Mein kleines Paradies, S. 23)

[Paare] "Hättest du mit ihr was angefangen?" "Nicht unmöglich." Cissys Gesicht verdüstert sich. "Dachte ich mir's doch da auf dem Schiff. Da ist was zwischen euch. Sie hat mich keinen Moment angesehen." Wir waren noch nicht so lange zusammen, und sie wachte streng über ihre Neuerwerbung. Sogar eigene Phantasievorstellungen bildeten eine Bedrohung. (Remco Campert: Das Herz aus Seide, S. 63)

[Manko] Anders als früher, da ich am Zeitlichen hing, hoffe ich, daß wenigstens meiner Kunst Ewigkeit beschieden sein möge. Mein Vertrauen gründet sich allein darauf, daß meine Bilder in allen bedeutenden Museen hängen. Aber was hat man von der Ewigkeit, wenn man selber nicht dabei ist. (Remco Campert: Das Herz aus Seide, S. 8)

[Typisierung] Der Besucher war ein Mann in mittleren Jahren. Sein vor Kraft und Gesundheit prangendes Babyface verriet anstelle von Spuren des Lebens nichts weiter als Arroganz und Selbstgefälligkeit. Ein Karrierist, jeweder intellektueller Selbstverwaltung entzogen. (Gerhard Köpf: Ein alter Herr, S. 39)

[Diskrepanz] ... der sich mit seinem moralischen Furor für die Rettung des Abendlandes ereifert und mich als einen von orientalischer Gleichgültigkeit befallenen Nihilisten abkanzelt. (Karl-Heinz Ott: Endlich Stille, S. 85)

[Bildung] ... Versagen in der Schule, das meines Erachtens keine Blamage für mich, sondern für das niederländische Bildungssystem war. (Harry Mulisch: Augenstern, S. 48)

[Geruch] ... die Fußwaschung der Dorfältesten am Gründonnerstag, bei welcher der Schüler als Meßdiener jedesmal von einem lange anhaltenden Brechreiz geschüttelt worden ist. (Gerhard Köpf: Ein alter Herr, S. 93)

[Etikette] Man sollte sich darüber im Klaren sein, daß eine falsch gewählte Krawatte eine ganze Existenz vernichten kann... (Gerhard Köpf: Ein alter Herr, S. 146)

[Kleidung] Eine Bügelfalte galt ihm als die kleinstmögliche Vorausetzung für Gepflegtheit. Wer die Bügelfalte verachte, dachte er, der sollte gleich in Boxershorts in die Oper gehen. (Gerhard Köpf: Ein alter Herr, S. 101)

[Nähe] ... in der intimen Abgeschlossenheit, die in nur in Aufzügen gibt, und die dazu führt, daß man einen Unbekannten im Aufzug am liebsten umbringen würde. (Harry Mulisch: Augenstern, S. 22)

[Alter] ... wie alt ich selbst bin - ganz abgesehen von meinem Alter... (Harry Mulisch: Augenstern, S. 34)

[Ego] Obwohl ich Überheblichkeit absolut nicht leiden kann, will ich nicht leugnen, daß ich oft sehr beeindruckt war, wenn ich an mich dachte. (Harry Mulisch: Augenstern, S. 36)

[Befürchtungen] "BND und Secret Service scheinen die breite Masse aber durchaus zu fürchten", meinte Cheng. "Würde man sich sonst derart um uns kümmern? (...) Geheimdienste fürchten am Wasser das Nasse." (Heinrich Steinfest: Ein sturer Hund, S. 247)

[Sport] Cheng trat ins Wohnzimmer. Ein Fernseher lief. Man sah, wie ein kleiner, dünner Mensch auf zwei länglichen Brettern über eine Schanze sprang und dabei eine Haltung einnahm, als wollte er sich im Flug selbst überholen. (Heinrich Steinfest: Ein sturer Hund, S. 128)

[Preise] "Zweitausend ist nicht unbedingt billig." "Das kann man wohl sagen", bestätigte Cheng. "Ich bin wie ein Maler, der sich die eigenen Bilder nicht leisten könnte." (Heinrich Steinfest: Ein sturer Hund, S. 115)

[Ehe] "Ich denke, verwitwet zu sein, ist die beste Art, eine Partnerschaft zu führen. Einer geht fort, einer bleibt zurück, aber man ist weiterhin ein Paar. Es ist wie eine gute Ehe, in der jeder seine eigene Wohnung besitzt. Doch wer kann sich heutzutage noch zwei Wohnungen leisten?" (Heinrich Steinfest: Ein sturer Hund, S. 120)

[Statur] Im Gang stand eine etwa achtzigjährige Person, ein echtes Fräulein, nicht im Sinn einer unverheirateten Jungfer, sondern im Sinn einer überaus resoluten Person. Auch war der Begriff des Fräuleins in seiner ursprünglichen Bedeutung zu verstehen, als eine Verkleinerung von 'Herrin'. (Heinrich Steinfest: Ein sturer Hund, S. 59)

[PC] Die Küche war gleichzeitig Mortensens Arbeitszimmer. Auf dem Tisch erhob sich globusartig ein Computer, dessen Gehäuse jene kränkliche Färbung besaß, die einem das Gefühl gab, auch Maschinen könnten unter dem stetigen Zerfall roter Blutkörperchen leiden. (Heinrich Steinfest: Ein sturer Hund, S. 55)

[Gedankenlos] Daß er nämlich zu den Menschen gehörte, die, wenn sie endlich einmal ihre Wände neu streichen, ihre Einrichtung nur unzulänglich oder gar nicht schützen. Dies war weniger ein Ausdruck von Faulheit als von Gedankenlosigkeit. Ja, Mortensen vergaß einfach immer wieder das Naheliegende, das Sinnvolle, das Praktische. (Heinrich Steinfest: Ein sturer Hund, S. 53)

[Interieur] ... silberfarbene, scharfkantige Sitzmöbel, die den Charme zusammengeklappter Kampfflugzeuge besaßen. (Heinrich Steinfest: Ein sturer Hund, S. 8)

[Schmuck] Weder trug sie Ohr- noch Halsschmuck, bloß eine Uhr zog einen Äquator um das rechte Handgelenk. (Heinrich Steinfest: Ein sturer Hund, S. 8)

[Rilke] Der alte Herr mochte Rilke nicht und schwieg taktvoll, dachte aber bei sich: Dieser Rilke ist das ideale Gurgelwasser für die Sensibelchen. (Gerhard Köpf: Ein alter Herr, S. 161)

[Ermeritiert] Wenn er gedrückter Stimmung war, glaubte er, einen über vierzig Jahre währenden Galiotendienst am Katheder abgeleistet zu haben: ein Rudersklave im Dienste einer immer wieder unter anderen Flagge segelnden Wissenschaft, bis ihm endlich der Ausmusterungsbescheid überstellt wurde. (Gerhard Köpf: Ein alter Herr, S. 9)

[Reife Dame] Mittlerweile in den nicht mehr steigerbaren reifen Spätfünfzigern hatte sie noch immer eine stattliche Figur: Over the top, but not over the hill. (Gerhard Köpf: Ein alter Herr, S. 159)

[Männer] Neulich las ich in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, heutzutage sei ein Mann so bedeutend wie der Altersunterschied zwischen ihm und seiner Frau oder Freundin. (Gerhard Köpf: Ein alter Herr, S. 85)

[Kosten] Seine Frau, die Anfang der Neunzigerjahre bei einem Flugzeugunglück ums Leben gekommen war, hatte ihm zwei Grundstücke hinterlassen, welche sich zunächst als reine Belastung, dann aber - im Zuge eines städteplanerischen Meinungswechsels - als nachgerade bedeutsam berausgestellt hatten. (Heinrich Steinfest: Ein sturer Hund, S. 18)

[Befindlichkeit] Er war erleichtert, aber auch irgendwie enttäuscht. Das war überhaupt sein häufigste Befindlichkeit, jene des Hin- und Hergerissenseins. Er nannte das gerne: Zufriedenheit, von Kummer durchlöchert. (Heinrich Steinfest: Ein sturer Hund, S. 31)

[Kleidung] Nina sah phantastisch aus, das weiße Kleid war dezent und betonte ihre Figur auf geradezu unverschämte Art und Weise. Um so ein Kleid tragen zu können, müßten die meisten Frauen ein Dauerabo beim Schönheitschirurgen bestellen. (David Safier: Mieses Karma, S. 27)

[Ruhm] Der junge, unbekannte Frankenstein dagegen strebt nach Ruhm, der einzigen Form des Seelenheils, die ihm sein nihilistisches Universum bietet. Er stürzt sich auf den fanatischen Versuch, menschliches Leben zu erschaffen, was traditionell einer Gottheit vorbehalten ist. (Roger Shattuck: Tabu. Eine Kulturgeschichte des verbotenen Wissens, S. 112)

[Outfit] Wir trugen Ausschnitte, bei denen für unsere Busen stets Fluchtgefahr herrschte, und wir benutzten so viel Haarspray, daß man besser nicht in der Nähe unserer Köpfe ein Feuerzeug anzündete. (David Safier: Mieses Karma, S. 64)

[Orte] Im abendlichen Regen fuhren wir durch das Gewerbegebiet Köln-Ossendorf, dem der Charme einer postatomaren Endzeit anhaftete... (David Safier: Mieses Karma, S. 27)

[Schlecht gelaufen] Ich knallte den Hörer auf die Gabel und belegte den Kerl und all seine Nachfahren mit einem Durchfall-Fluch. (David Safier: Mieses Karma, S. 26)

[Alkohol] Der Sekt schliff jedem seiner Gedanken die Ecken rund. (Sven Regener: Der kleine Bruder)

[Studien] ...Untersuchung der Trauerarbeit von übrig geblieben Einzelsocken nach dem maschinellen Waschgang. (Michael Krüger; Faude, Ekkehard: Literatur & Alkohol. Zur Konvergenz von Flüssigkeitsbedarf und exzessivem Buchstabenverbrauch, S. 27)

[Attitüden] Nietzsche, das ist der richtige Apostel, um die reißenden Managerbestien zu diesem philosophischen Führungsgebrabbel zu bekehren. (...) daß Dummheit alle erdenkliche Formen annehmen kann, auch die eines weich gespülten Salon-Nietzscheanismus... (Laurent Quintreau: Und morgen bin ich dran. Das Meeting, S. 168)

[Visagen] Pujol kichert dümmlich, was für ein Idiot, dunkle, gelockte Haare, blassblaue Augen, regelmäßige, eher grobere Züge, die aufgesetzte Unwiderstehlichkeit des schnöden Herzensbrechers, ein schwabbeliger und wenig appetitlicher Pseudoschönling. (Laurent Quintreau: Und morgen bin ich dran. Das Meeting, S. 21)

[Drastisch] Dieser Typ ist ein Dreckskerl, kein Respekt, kein Mitgefühl, nichts, ich weiß genau, auf welcher Seite er in einem KZ stehen würde. (Laurent Quintreau: Und morgen bin ich dran. Das Meeting, S. 21)

[Ergötzt] Es heitert ihn auch, wenn er das Leben auf seinen Tricks ertappt. (Christa Wolf: Kein Ort. Nirgends, S. 115)

[Kontakt] "Er kann ganz gut kochen. Wie findest du ihn überhaupt" "Scheint mir eigentlich ein netter Kerl zu sein. Fehlt bloß die Gebrauchsanweisung." (Gerbrand Bakker: Oben ist es still, S. 167)

[Beleidigung] Ein Glücksfall wäre es gewesen, wenn sein Vater ihn ins Gebüsch gespritzt hätte! (Sven Regener: Der kleine Bruder)

[Rückzug] Er zog sich auch, da seine Gesundheit sich festigte, wieder ganz auf sich selbst zurück. Erweckt den Eindruck, wenn er spricht, er täte es aus freien Stücken. Keine Vertrautheiten mehr. Wenn man seine Kräfte zusammenkratzt, daß sie zu einem Sarkasmus reichen, hat man gewonnenes Spiel. (Christa Wolf: Kein Ort. Nirgends, S. 8)

[Gründe] Die Leute gehen aus verschiedenen Gründen ins Kloster, denkt er, manche, weil sie Sicherheit brauchen, manche, weil sie die Vorstellung von vielen Männern auf einem Fleck geil macht, und manche, weil sie ansonsten früher oder später ihre Mutter und ihre Schwester erschlagen würden. (Paulus Hochgatterer: Die Süße des Lebens, S. 172)

[Physiognomie] Er wachte über seine Frau, obwohl jeder sah, daß das völlig überflüssig war, hatte doch Sarah allein mit ihrer zypressenhaften Figur und ihrem endlos geschwungenen Nasenrücken etwas so Distanzgebietendes, daß ihr niemals jemand ungebührlich nahegekommen wäre. (Paulus Hochgatterer: Die Süße des Lebens, S. 90)

[Versuchung] Dem Impuls, dem Landesstraßenverwaltungsbeamten im Nebenzimmer einen unangekündigten Kontrollbesuch abzustatten, wiederstand Horn mit ein wenig Mühe. Manchmal war es schwierig, kein Sadist zu sein. (Paulus Hochgatterer: Die Süße des Lebens, S. 128)

[Psychiatrie] Dachte (...), daß die dauernden Theorieumbildungen in der Psychiatrie auch nichts anderes waren als der verzweifelte Versuch, rings um den Wahnsinn ein einigermaßen tragfähiges Gerüst zu bauen. (Paulus Hochgatterer: Die Süße des Lebens, S. 255)

[Patientin] Linda drückte ihm drei Karteikarten in die Hand. "Schmidinger, ein Neuer und Heidemarie. Sie ist noch nicht da, hat aber angerufen." Horn freute sich. Heidemarie, die Studentin mit der nettesten Depression der Welt. (Paulus Hochgatterer: Die Süße des Lebens, S. 28)

[Frauen] Meine Gewißheit, daß zwei Frauen auf einem Fleck zwangsläufig den Beginn einer Katastrophe darstellen, hat wohl vor allem mit mir zu tun, dachte er. (Paulus Hochgatterer: Die Süße des Lebens, S. 156)

[Outfit] Groh, der in seinem fleckigen sandfarbenen Arbeitsanzug aussah wie ein abgetakelter Sumo-Ringer... (Paulus Hochgatterer: Die Süße des Lebens, S. 142)

[Lebensalter] Tobias, diese ultracoole Inkarnation der Pubertät... (Paulus Hochgatterer: Die Süße des Lebens, S. 68)

[Kein Unterschied] Warum bin ich hierher gezogen? (...) die fixe Idee, die Landbevölkerung sei weniger psychopathisch. (Paulus Hochgatterer: Die Süße des Lebens, S. 20)

[Benennung] Eine einzige Stunde Leben besteht aus tausend unerklärlichen Regungen der Nerven, der Muskeln, des Gehirns, und ein einziges großes, leeres Wort will sie alle ausdrücken. (Joseph Roth: Der stumme Prophet, S. 56)

[Bürokratismus] Herr von Derschatta aber gehörte zu jenen mittelmäßigen Bürokraten der Geschäftswelt, die viel gewinnen, wenn sie gar nichts wagen. (Joseph Roth: Der stumme Prophet, S. 126)

[Automatisch] Ihm blieb keine einzige von allen Torheiten erlassen, an denen die männliche Verliebtheit so reich ist. (Joseph Roth: Der stumme Prophet, S. 130)

[Wandel] Unverkennbar der Fortschritt der Zeit. Die Frage der Kunst hätten wir schon. Die Emanzipation der Frauen ebenfalls. Merken Sie, wie beides zusammentrifft? Es lockern sich die sogenannten Familienbande. Die Töchter der Hofräte lassen sich porträtieren und studieren Germanistik. (Joseph Roth: Der stumme Prophet, S. 31/32)

[Frauen] Wenn der Blick einer Frau ihn streifte, fühlte er Dankbarkeit für das ganze Geschlecht. Diese Wesen haben Instinkt, sagte er sich. Die Männer sind grob. (Joseph Roth: Der stumme Prophet, S. 29)

[Unterschied] "Es ist nicht zu leugnen", sagte er in den Sälen, in denen es nach Bier, Pfeifentabak und Schweiß roch, "daß man leichter für die Masse sterben kann, als mit ihnen zu leben." (Joseph Roth: Der stumme Prophet, S. 26)

[Essen] Iris ist ziemlich paranoid wegen des Essens. Wenn man bedenkt, daß wir die Escherichia coli-Bakterien praktisch in den Straßen tanzen hören, kann ich es ihr nicht verübeln. (Iris Bahr: Moomlatz oder Wie ich versuchte in Asien meine Unschuld zu verlieren, S. 198)

[Geruch] ... daß hier auf dem Main Bazaar keine Sinneswahrnehmung unerklärt bleibt. Hier steht man nicht herum und fragt sich: "Hmm, woher kommt wohl dieser Geruch?" Hier hat jeder Geruch seinen handfesten, sichtbaren Grund, der normalerweise in der direkten Umgebung anzutreffen ist. (Iris Bahr: Moomlatz oder Wie ich versuchte in Asien meine Unschuld zu verlieren, S. 198)

[Leben] Am Tag nach der Zerstörung der Twin Towers hatte er zu Nancy gesagt: "Ich habe eine eingefleischte Neigung zum Überleben. Ich verschwinde von hier." (Philip Roth: Jedermann, S. 67)

[Sex] "Yotam. Nimm ein Kondom. Bitte!" "Entspann dich, Iris. Ich schiebe ihn nur ein bißchen rein, nur ein ganz klein bißchen, keine Sorge." Ich mag ja Jungfrau sein, aber ich bin keine Tranfunzel. "Nur ein kleines bißchen" heißt fast bis zum Pankreas. (Iris Bahr: Moomlatz oder Wie ich versuchte in Asien meine Unschuld zu verlieren, S. 188)

[Assoziation] Einige jüngere Ärzte trugen bereits OP-Masken, und bei ihrem Anblick mußte er an Terroristen denken. Einer von ihnen fragte, ob er Vollnarkose oder örtliche Betäubung wünsche, so wie Kellner hätte fragen können, ob der Rot- oder Weißwein haben wolle. (Philip Roth: Jedermann, S. 71)

[Personen] Jip ist ein wenig manisch, ein Ausbund an Begeisterung, der sich nicht mehr einkriegt, jetzt, wo er unser Safariführer sein darf. Der arme Jip hat keinen Hals, den es zu erwähnen lohnte, und der Rest seines Körpers hat ungefähr dieselbe Breite, von den Schultern bis zu den Knöcheln. Er ist, kurz gesagt, ein fleischgewordenes Rechteck. (Iris Bahr: Moomlatz oder Wie ich versuchte in Asien meine Unschuld zu verlieren, S. 182)

[Illusionslos] Dank Tomer habe ich auch den letzten Funken Hoffnung verloren, aus mir könnte jemals ein funktionierender, zur Liebe fähiger Teil des Universums werden. (Iris Bahr: Moomlatz oder Wie ich versuchte in Asien meine Unschuld zu verlieren, S. 222)

[Alkohol] Psychologisch gesehen, ist Trunkenheit viel nützlicher, als man denkt. (Sam Savage: Firmin. Ein Rattenleben, S. 147)

[Warten] Wir kauern so lange am Rand des Rollfeldes, daß zu befürchten steht, der Pilot müsse zunächst die Airbus- Bedienungsanleitung studieren. (Iris Bahr: Moomlatz oder Wie ich versuchte in Asien meine Unschuld zu verlieren, S. 97)

[Schmuck] Ihre Ohrläppchen sind groß wie Suppenteller, ohne daß sie Ohrringe trägt, die diese Mißbildung rechtfertigen könnten. (Iris Bahr: Moomlatz oder Wie ich versuchte in Asien meine Unschuld zu verlieren, S. 77)

[1945] Ein tausendjähriges Reich geht unter, obwohl noch 988 Jahre fehlen. (F.C. Delius: Die Frau, für die ich den Computer erfand, S. 182)

[Im Krieg] Abends wünschten wir uns nicht mehr Gute Nacht, sondern Splitterfreie Nacht. (F.C. Delius: Die Frau, für die ich den Computer erfand, S. 157)

[Mimik] Er grinste wie ein Yogaschüler, der die große Anstrengung der Leibestötung lieber den Meistern überläßt. (Feridun Zaimoglu: Liebesbrand, S. 351)

[Einschätzung] Gut wars nicht, aber zuwenig. (Feridun Zaimoglu: Liebesbrand, S. 358)

[Unterschätzt] Sie glaubte in mir einen dummen Frauenanbeter zu sehen, einen Tölpel, der das wachsweich gekochte Frühstücksei mit einem Perlmuttlöffel aß und aus unnötiger Vorsicht einmal in der Woche das Flusensieb der Waschmaschine wechselte. (Feridun Zaimoglu: Liebesbrand, S. 274)

[Vorwurf] Wenn man einem Ochsen ins Horn kneift, merkt er mehr als du... (Feridun Zaimoglu: Liebesbrand, S. 318)

[Ohnmacht] Wir Bürger, dachte ich, sind kleine gefräßige Dachse, wir brummen und brummen, wir bringen die Herrschenden nicht zu Fall, wir jagden ihnen nur ein bißchen Angst ein. (Feridun Zaimoglu: Liebesbrand, S. 268)

[Skepsis] Gabriel plagte also die Einsamkeit, sonst rief er nie an, er glich einem Elefanten im Dunkeln, der sich langsam vortastet, obwohl er sich im Freien bewegt - im Gegensatz zu dem Maler und seiner Mätresse glaubte er nicht, daß die Liebe später käme, einmal hatte er gesagt, Liebe wäre Pfusch in Purpur. (Feridun Zaimoglu: Liebesbrand, S. 260)

[Normalo] Ich führte ein gewöhnliches Leben. Routine, frei von Amplituden. (Feridun Zaimoglu: Liebesbrand, S. 253)

[Ehrlichkeit] Sie hielt Büstenhalter, die ihre Brüste nach oben drückten, für einen Schwindel, der den Männern nicht zumutbar wäre. (Feridun Zaimoglu: Liebesbrand, S. 181)

[Verklärung] Das Problem mit euch Romantikern ist, daß ihr alles mit Puderzucker bestäubt. (Feridun Zaimoglu: Liebesbrand, S. 150)

[Sprache] Seltsam, wenn ich mich an Floskeln und alltagsübliche Wendungen hielt, schwand der Widerstand der Menschen... (Feridun Zaimoglu: Liebesbrand, S. 86)

[Zusehen] ... mußte es dazu kommen, natürlich brauchte es einen zugangsberechtigten Schaulustigen, der mein Elend besah, aber nicht bestaunte. (Feridun Zaimoglu: Liebesbrand, S. 58)

[Glück] Nichts ist erbärmlicher, als vor einem Losverkaufsstand auf dem Jahrmarkt zu stehen, dachte ich, und mit der Schuhspitze die Lottonieten in den Boden zu treten, man kommt gegen den Drang, sein Glück trotzdem zu versuchen, nicht an. (Feridun Zaimoglu: Liebesbrand, S. 38)

[Sozialisiert] ... die Kinder bürgerlicher Bescheidenheitsethik. (Adam Soboczynski: Die schonende Abwehr verliebter Frauen, S. 43)

[Kino] ... daß vor allem im Kino die Werbung heutzutage sehr anspruchsvoll sei, der darauffolgende Hauptfilm würde deshalb häufig enttäuschen. (Adam Soboczynski: Die schonende Abwehr verliebter Frauen, S. 36)

[Kommunikation] Unangenehm ist einem Erzähler nämlich immer zumute, wenn er feststellt, daß der Gesprächspartner bereits darüber nachdenkt, was er erwidern soll, statt an seinen Lippen zu hängen. Nur wenn dieser unbedingte Aufmerksamkeit zeigt, tappt derjenige, der erzählt, in die Falle, sich gänzlich zu offenbaren. (Adam Soboczynski: Die schonende Abwehr verliebter Frauen, S. 34)

[Schriftlich] Andreas schreibt noch immer an seiner sich nicht recht zu einem glücklichen Ende entwickelnden Doktorarbeit über die Merowinger. An manchen Tagen entbehrungsreicher Wochen, wie er sie seit Jahr und Tag über Kopien gebeugt verbringt, angewidert vom unschönen Gestrüpp der Fußnoten... (Adam Soboczynski: Die schonende Abwehr verliebter Frauen, S. 29)

[Wunsch] ... einen wunderschönen Resttag wünschen... (Feridun Zaimoglu: Liebesbrand, S. 32)

[Degeneriert] Ich kannte Feuerzeugfunken, aber keinen Liebsbrand im Herzen, ich war im Westen verdorben, ich war ein durch und durch degenerierter Mann des Abendlandes, und von der Tradition der orientalischen Frauenanbetung hatte ich keine Ahnung. (Feridun Zaimoglu: Liebesbrand, S. 31)

[Doof] Er war so blöd, daß er sich das Alphabet ins Gedächtnis rufen mußte, bevor er einen vernünftigen Satz sprach. (Feridun Zaimoglu: Liebesbrand, S. 31)

[Namen] ... Franz Deutscher (der ultimative Name für den ultimativen Jung-Nazi) ... (Markus Zusak: Die Bücherdiebin, S. 294)

[Wirkungen] Als Hitler 1933 an die Macht kam, geriet Hans Hubermanns Arbeitsleben in Schieflage. (Markus Zusak: Die Bücherdiebin, S. 200)

[Jungsein] Er war ein junger Mann, der sich nach Art moderner junger Männer stets anstrengte, auch unter schwierigsten Umständen die kühle Gelassenheit eines Indianers am Martenpfahl zur Schau zu tragen, doch andererseits wog das, was ihn in eine solche Erregung versetzt hatte, für derartigen Stoizismus eindeutig zu schwer. (P.G. Wodehouse: Onkel Dynamit, S. 118)

[Mimik] Bill Oakshotts Verstand war neuen Ideen gegenüber nicht besonders aufgeschlossen. Als er Lord Ickenham anstarrte, was seine Ähnlichkeit mit einem Fisch auf einem Serviertablett markanter denn je. (P.G. Wodehouse: Onkel Dynamit, S. 109)

[Ausrufe] Lady Bostock gab jenes schnalzende Geräusch von sich, das nach einem nassen Finger klingt, der heißes Eisen anfaßt, und von Frauen anstelle des maskulinen "Teufel noch mal!" eingesetzt wird. (P.G. Wodehouse: Onkel Dynamit, S. 38)

[Beschränkt] ... Klaus, der ja nun nicht der Hellste ist. Ich meine, nichts gegen Klaus, aber den tiefen Teller hat er ja nun wirklich nicht erfunden. (Sven Regener: Der kleine Bruder)

[Sommer] Man muß die Fenster schließen, wenn man nicht in Bratwurstgeruch eingehüllt werden möchte. Im Sommer wird man viel stärker vergesellschaftet als im Winter. (Wilhelm Genazino: Die Liebesblödigkeit, S. 126)

[Vergangen] In meiner damals noch vorhandenen Totalgutmütigkeit ... (Wilhelm Genazino: Die Liebesblödigkeit, S. 115)

[Lustlos] Wann immer ich dich treffe, sagt er, mußt du gerade arbeiten. Das ist eine sehr verkürzte Darstellung, antworte ist; eigentlich müßte ich sagen, ich muß meiner Arbeit auflauern. Auflauern? Ja, auflauern. Das ist gut, sagt Morgenthaler mit plötzlich heiterer Stimme. Ich muß lange lauern und warten, sage ich, bis meine Arbeit und ich gut aufeinander zu sprechen sind. (Wilhelm Genazino: Die Liebesblödigkeit, S. 37)

[Gäste] Ich erkenne Morgenthalers Gesicht in den blaugrauen Rauchschwaden und bin erschrocken. Er sitzt an einem Tisch, trinkt Bier und kaut Erdnüsse. Die Schalen der Erdnüsse läßt er auf den Boden fallen. Eine Kellnerin geht an seinem Tisch vorbei und schreitet nicht gegen Morgenthalers Verunreinigung ein. Offenbar ist man hier für Gäste so dankbar, daß sie sich wie Wüstenferkel aufführen dürfen. (Wilhelm Genazino: Die Liebesblödigkeit, S. 34)

[Erschwert] Judith ist einundfünfzig, in diesem Alter ist jedem bekannt, daß sich ein anderes, neues Leben nicht mehr so einfach herbeipfeifen läßt. (Wilhelm Genazino: Die Liebesblödigkeit, S. 50)

[Defizit] Es kommt selten vor, daß Judith oder Sandra bei mir übernachten. Es gibt dafür keinen besonderen, sondern nur den allgemeinen Grund, daß meine Wohnung - ich will es mal so ausdrücken - den empfindsameren Ansprüchen von Frauen nicht standhält. (Wilhelm Genazino: Die Liebesblödigkeit, S. 12)

[Image] "Wenn die Behinderten wüßten, was für einen Imageschaden sie sich durch diese Unmengen von Behindertenparklätzen zufügen...", sagte Dietrich. "Nichts fördert die Behindertenfeindlichkeit doch so sehr wie ein unbesetzter Behindertenparkplatz in einer Gegend mit Parkplatzmangel." (Karen Duve: Taxi, S. 225)

[Selbstbewußtsein] In seinen blaßblauen, etwas vorstehenden Augen lag ein Ausdruck, wie man ihn nur bei Menschen fand, denen noch nie etwas mißglückt war. (Karen Duve: Taxi, S. 173)

[Mensch] Naturfilme, das waren immer auch Snuff-Filme für den Raubaffen Mensch. Diese aggressive Primatenart sah es nun einmal sehr gern, wenn eine Robbe von einem Hai zerrissen wurde oder ein Gepard einer Antilope das Genick brach oder wie jemand bei lebendigem Leib langsam hinuntergewürgt wurde. (Karen Duve: Taxi, S. 155)

[Fragen] "Mich fragen die Fahrgäste immer, ob ich denn gar keine Angst habe", sagte ich. "Das ist die häufigste Frage, die ich mir anhören muß, seit ich Taxi fahrw. Vorher war die häufigste Frage, ob ich denn jetzt endlich wüßte, was ich werden will." (Karen Duve: Taxi, S. 94)

[Taxi] "Man müßte eine Schule für Fahrgäste einrichten", sagte Taximörder, "wo die lernen, wie sie sich im Taxi zu benehmen haben. Vielleicht mach ich mal eine auf." "Was willst du denen beibringen, außer daß sie das Maul halten sollen", fragte Dietrich. (Karen Duve: Taxi, S. 93)

[Methode] Wir sind in einem Alter, in dem man manchmal vögelt, um hinterher schnell einschlafen zu können. (Wilhelm Genazino: Die Liebesblödigkeit, S. 14)

[Neugier] In Johanna regte sich die professionelle Neugier, wie immer, wenn ihr schien, in einer fremden Biografie ließe sich etwas finden, das ihr Aufschluß geben könnte über die Wirrnisse ihres eigenen Lebens. (Monika Maron: Ach Glück, S. 111)

[Gestalt] Der Mann, den ich vor einem kleinen Bordell in der Nähe des Fernsehturms aufsammelte, war auf eine asoziale Art dünn. (Karen Duve: Taxi, S. 47)

[Ehe] ... die anhaltende Freudlosigkeit, die sich über ihren ehelichen Alltag seit einigen Jahren wie Mehltau gelegt hatte. (Monika Maron: Ach Glück, S. 104)

[Verstellung] ... der sich einen Spaß daraus machte, Frauen im Klimakterium ihre nicht nachlassende Attraktivität vorzugaukeln. (Monika Maron: Ach Glück, S. 96)

[Körpersprache] Er legte seinen Arm auch manchmal um die Schulter einer Frau, freundschaftlich oder sogar als Zitat eines früheren Begehrens. (Monika Maron: Ach Glück, S. 47)

[Alter] ... frühlingsbesoffene Jugend. (Monika Maron: Ach Glück, S. 88)

[Unpassend] ... Elli verkündete, sie wolle sich nun einen BMW anschaffen, hielten das alle für einen Scherz. Ein BMW paßte zu Elli wie ein Nerzmantel zu Mutter Teresa oder ein Tutu zu Marianne Sägebrecht. (Monika Maron: Ach Glück, S. 18)

[Verwischt] ... da das Alter die Grenzen zwischen Schönen und weniger Schönen, Grazilen und Plumpen allmählich unscharf werden ließ. (Monika Maron: Ach Glück, S. 18)

[Farben] Mir fällt die Farbe von Kaltenburgs Socken auf, sie sehen aus wie Schabefleisch, das zu lange an der Luft gelegen hat. (Marcel Beyer: Kaltenburg, S. 336)

[Wunschdenken] Aus vielen eigenen Erfahrungen heraus könne er allerdings sagen, daß die Beißhemmung unter Hundeartigen bloßes Wunschdenken leichtgläubiger, friedliebender Zoologen sei. (Marcel Beyer: Kaltenburg, S. 306)

[Merkmale] "Die Ideologen legen sich gegenseitig die Schlinge um den Hals". Und in gewichtigem Ton hinzugefügt: "Eine Begleiterscheinung jeder Ideologie." (Marcel Beyer: Kaltenburg, S. 157)

[Geblendet] "erotische Umnachtung". (Adam Soboczynski: Die schonende Abwehr verliebter Frauen)

[Unerwartet] "Wenn man meinen Eltern Glauben schenken will, dann habe ich als Tumor begonnen." (...) Kaltenburgs Eltern hatten spät geheiratet, neimand rechnete mehr mit einer Schwangerschaft, vielleicht erschraken sie im ersten Augenblick über die Nachricht kaum weniger als über die vorangegangene Fehldiagnose. (Marcel Beyer: Kaltenburg, S. 221)

[Tabak] ... ein Mann von schlichtem Gemüt, mit brüchigen Nägeln und mit einem Schnurrbart, der von vielen Zigaretten herbstlich gefärbt war. (Dimitré Dinev: Ein Licht über dem Kopf, S. 174)

[Dauer] Anfangs träumte er von seiner siebenjährigen Tochter. Sie trug ein hellgelbes Kleid mit Marienkäfern darauf. "Vater, wo warst du die ganze Zeit?" fragte sie. "Es hat ja nicht länger als sonst gedauert, mein Kind." "Doch, es war lange. Meine Puppe hat inzwischen geheiratet." (Dimitré Dinev: Ein Licht über dem Kopf, S. 94)

[Ödnis] Die Stadt kam Lazarus so trostlos vor, daß er das Gefühl hatte, die Rezeptionistin in der elenden Hotelhalle würde ihm widerstandslos eine Pistole aushändigen, wenn er sie darum bitten würde. (Dimitré Dinev: Ein Licht über dem Kopf, S. 84)

[Feiern] Lazarus' Hochzeit war ein berauschendes Fest. Es roch nach Schnaps, Schweiß und Cevapcici, den drei Gerüchen der Gemeinsamkeit. (Dimitré Dinev: Ein Licht über dem Kopf, S. 70)

[Zustand] Der Himmel war von Sternen, die Decke von Motten zerfressen... (Dimitré Dinev: Ein Licht über dem Kopf, S. 68)

[Ausdünstung] Sein Mund hatte den üblen Geruch von Schnaps und verwestem Glück. (Dimitré Dinev: Ein Licht über dem Kopf, S. 17)

[Benennung] Nicht jeder findet etwa das Wort "schadhafter Auspuff" im Zusammenhang mit einem Hämorrhoidenleiden lustig. (Alois Brandstetter: Kleine Menschenkunde, S. 102)

[Rechtschreibung] Es gibt Namen, die sind so kompliziert, daß ihre Träger jeden Anspruch auf orthographisch korrekte Wiedergabe verwirkt haben. (Alois Brandstetter: Kleine Menschenkunde, S. 9)

[Verarbeitet] Indes war diese, die Rainer-Verzweiflung, schon längst im großen Verzweiflungsordner abgelegt. (Iris Hanika: Treffen sich zwei, S. 216)

[Auffällig] ... schob seine gute Laune wie eine Planierraupe vor sich her. (Iris Hanika: Treffen sich zwei, S. 202)

[Tränen] ... mit dem fest ins Leben integrierten Heulen, wie es nur von Frauen gepflegt wird. Von manchen wie ein Hobby, von anderen wie eine Manie. (Iris Hanika: Treffen sich zwei, S. 69)

[Ätzend] ... Säurebad des fundamentalen Unwillens. (Iris Hanika: Treffen sich zwei, S. 66)

[Ziele] Sie war fest entschlossen, als Siegerin aus dem Wettbewerb um den großen Preis des verkorksten Liebesleben hervorzugehen. (Iris Hanika: Treffen sich zwei, S. 51)

[Vor-gelesen] Als sie endlich nichts mehr auf dem Leibe trugen als sich selbst und Sentas Bett einer schweren Belastungsprobe unterzogen, da war alles ganz einfach geworden. Für Thomas sowieso Was weiter erfolgte, brauchen wir nicht zu vermelden, weil es jeder, der an diese Stelle kommt, von selber liest... (Iris Hanika: Treffen sich zwei, S. 38)

[Geräusche] ... Spucken und Zischen, mit dem die Kaffeemaschine ihre Flüssigkeiten erbrach. (Iris Hanika: Treffen sich zwei, S. 30)

[Schnatzen] Weil die Männer in den bildungsbürgerlichen Kreisen, auf die sie aspirierte, sich immer in diese Schnatzen verliebten, die sich dadurch auszeichneten, daß sie immer so wissend gequält lächelten, wenn die Namen bedeutender Intellektueller / Dichter / Künstler /Regisseure fielen, und die all ihre wenigen Sätze so intonierten, als würden sie gerade jetzt etwas ganz besonders überraschend Neues sagen. (Iris Hanika: Treffen sich zwei, S. 20)

[Getroffen] Er war nicht so poetisch, wenigstens nicht in Worten. Er erzählte ihr später immer wieder, daß er das nie vergessen werde, wie er sie zum ersten Mal sah, und wie seine Hypophyse sofort zu eiern begonnen habe. (Iris Hanika: Treffen sich zwei, S. 10)

[Urteil] "Findest du nicht, daß wir uns noch einmal aussprechen sollten?" "Nein", sagte ich. "Du hast doch Charakter-Aids. Und ich hoffe, die Zuhälter schieben dir einen Pitbull in den Arsch." (Karen Duve: Taxi, S. 300)

[Taxifahrerin] "Ich war nicht in Marokko", antwortete ich. "Da würde ich auch nie hinfahren. Ich bin nicht gern in Ländern, in denen die Einwohner deutlich weniger Geld verdienen als ich." "Na, dann kannst du ja überallhin", sagte mein Bruder. (Karen Duve: Taxi, S. 79)

[Eigenschaften] Sie liebt mich, das heißt, sie ist täuschungsbereit. (Wilhelm Genazino: Die Liebsblödigkeit, S. 95)

[Introvertiert] Ich betrachte die Gäste an den Tischen. Es sind verdrossene Persönlichkeiten, die meisten unbekannt in ihre Innenwelt verzogen. (Wilhelm Genazino: Die Liebsblödigkeit, S. 91)

[Frage] Darf man bei dir noch rauchen, oder übst du schon für Amerika? (Monika Maron: Ach Glück, S. 172)

[Freundschaft] Verrückt oder nicht, Rudi war dazu bestimmt, Liesels bester Freund zu werden. Und ein Schneeball im Gesicht ist der perfekte Beginn einer lebenslangen Freundschaft. (Markus Zusak: Die Bücherdiebin)

[Laute] ... ihre Stimme nahm jenen bösartigen Ton an, der der Kindheit vorbehalten ist. (Markus Zusak: Die Bücherdiebin)

[Mimik] Hans Hubermann hatte ein Gesicht aufgelegt, in dem alle Vorhänge zugezogen waren. (Markus Zusak: Die Bücherdiebin)

[Tiere] ... Schäferhund mit einem geradezu obzönen Sabberproblem. (Markus Zusak: Die Bücherdiebin)

[Kommunikation] Mit manchen Menschen kann man sich ja vielleicht äußerst interessant unterhalten, hatte sie gemerkt, aber sie stoppen deine Gedanken. Andere, und ihre Mutter gehörte dazu, lassen die Privatsphäre deines Geistes in Ruhe und klinken sich doch immer wieder dort ein, wo du inzwischen gelandet bist. (Margriet de Moor: Sturmflut, S. 196)

[Haare] Ihr Haar, noch immer offen über die Schulter fallend, hatte sie, während sie Toilette machte, wieder etwas nachgeschnitten, auch den Pony, mit einer Routine, die schon lange den festen Vorsatz enthielt, diese Frisur bis zu ihrem Tod in Ehren zu halten. (Margriet de Moor: Sturmflut, S. 262)

[Vorgaugelung] Ich gebe zu, daß ich den Duft von Brot noch immer wunderbar finde. Noch immer haust eine hinterlistige Erkenntnis in mir, die mir vorhält, die Wirklichkeit sei eine begehrenswerte Sache. (Margriet de Moor: Sturmflut, S. 322)

[Manchmal] "Ja", erläuterte er, "was für ein Mensch ist man innerlich, hm, du, ich, wir alle? Hat man da eine Wahl? Aber manchmal schafft einer es doch, der zu sein, der er im Grunde seines Herzens auch sein will." (Margriet de Moor: Sturmflut, S. 69)

[Vorsicht] ... setzte seinen Bericht über die Verkehrlage auf den Wallen fort, wo sich das betrunkene Pack wegen der durch die engen Straßen segelnden Dachziegel an diesem Abend bis dicht vor die Kneipentüren fahren ließ, weil es aus Vorsicht keinen Schritt gehen wollte. (Margriet de Moor: Sturmflut, S. 50)

[Rückschlüsse] Kann man, wenn man weiß, wie ein Mann beim Liebesspiel ist, wenn er alle Zurückhaltung fallenläßt, auch wissen, wie es um seine anderen Leidenschaften bestellt ist? (Margriet de Moor: Sturmflut, S. 118)

[Gesten] Armanda lehnte sich zurück, ganz in der Pose eines Menschen, der sich geistig ausklinkt. (Margriet de Moor: Sturmflut, S. 177)

[Lohn] Gegen Morgen wurde sie mit einem erotischen Traum belohnt. (Margriet de Moor: Sturmflut, S. 50)

[Deutschland] ... im fernen, alten, demo- und bürokratischen Germany. (Katja Lange-Müller: Die Enten, die Frauen und die Wahrheit, S. 194)

[Attacke] Ihre als Familienküsse getarnten Attacken sind der Versuch, zwei Eiswürfel aneinanderreibend Funken zu schlagen, die einen gefrorenen Laubhaufen zum Brennen bringen sollen, neu entflammen einnen erloschenen Vulkan. (Katja Lange- Müller: Die Enten, die Frauen und die Wahrheit, S. 178)

[Habitus] ... flog ein schwarzer Pelikan mit einem schwarzen Zweig im Schnabel, als hielte er sich für das Negativ der Friedenstaube. (Katja Lange-Müller: Die Enten, die Frauen und die Wahrheit, S. 31)

[Tiere] Meine Großmutter schaut beleidigt aus dem Fenster. Ihr zu Füßen fängt der Hund an zu hecheln. Er hat die Angewohnheit, beim Autofahren immer vollkommen aus der Puste zu geraten, weil er die am Fenster vorbeiziehende Umgebung offenbar zu Fuß zurückzulegen glaubt. (Johanna Adorjan: Eine exklusive Liebe, S. 91)

[Partnerschaft] Ob sie sich vor dem Standesbeamten versprachen zusammenzubleiben, bis daß der Tod sie scheidet oder, wie man auf Ungarisch sagt: bis Spaten, Harke und große Glocke sie trennen? Ob sie damals schon wußten, daß sie nicht darauf warten würden? (Johanna Adorjan: Eine exklusive Liebe, S. 25)

[Medizin] "Nächstes Jahr wollen wir die Krankenversicherung komplett reformieren. Statt der ganzen überholten Vorsorge wollen wir uns auf die konzentrieren, die wirklich krank sind. Das neue Prinzip heißt: Warten Sie, bis es richtig schlimm wird! Diese so genannte tertiäre Diagnose wird die Kosten erheblich vermindern." (Jasper Fforde: Es ist was faul, S. 63)

[Balance] Er hatte damit Karriere gemacht, daß seine Fragen gerade neugierig genug waren, um realistisch zu wirken, aber nicht so neugierig, daß er am nächsten Morgen mit Überschuhen aus Zement in der Themse aufgewacht. (Jasper Fforde: Es ist was faul, S. 58)

[Alter] Wenn du wider jede Wahrscheinlichkeit alt werden solltest, so dachte ich einmal an der Schwelle zu den mittleren Jahren, dann wirst du hoffentlich so ein schlecht gelauntes, aber partiell witziges Monster werden, wie es Adele Sandrock auf die alten Tage war. (Silvia Bovenschen: Älter werden, S. 85)

[Politikerrede] Wörter wie 'radikal' und 'kühn' tropften dem Premierminister so häufig von der Zunge, daß er immer noch nicht alamiert war. (Alan Bennett: Die souveräne Leserin, S. 108)

[Sprache] Sie spricht ein Deutsch, das es so eigentlich nicht mehr gibt. Es ist leicht österreichisch gefärbt, diese Hotel-Sacher-Portier-Sprachmelodie, bei der man sich mit Nachdruck auf die Vokale setzt, jedes A, jedes O wird angesteuert und kurz nicht mehr losgelassen, verstaubt und geziert klingt es, aber charmant. (Johanna Adorjan: Eine exklusive Liebe, S. 65)

[Begabung] Er war das, was die Leute einen begabten Hund nennen. Jeden Dienstag gingen wir nach der Arbeit mit anderen Freunden Pool-Billard spielen. Er war befähigt, aus dem Stand ein metrisch lupenreines und inhaltlich witziges Barock-Sonett über eine versehentlich versenkte schwarze Acht zu extemporieren. (Silvia Bovenschen: Älter werden, S. 46)

[Abneigung] Wenn sie jemanden partout nicht leiden mochte, sah sie einfach durch ihn hindurch, und sie tat dies in einer solchen Vollendung, daß für ihr Gegenüber die Erdatmossphäre um einige Grade kälter wurde. (Johanna Adorjan: Eine exklusive Liebe, S. 30)

[Der Ton macht die...] Er war orthopädischer Chirurg, Spezialist für Füße und Beine. Mir hat er als Kind Plattfüße attestiert, das aber so nett, daß ich dachte, das sei ein Kompliment. (Johanna Adorjan: Eine exklusive Liebe, S. 11)

[Wuchtbrumme] Penelope war eine wuchtige Frau, die aussah, als könnte sie mit ihren Augenlidern Walnüsse knacken. (Jasper Fforde: Es ist was faul, S. 366)

[Hellwach] Mütter haben ein scharfes Gehör. Ich kann ein halbsekündiges Jammern durch fünf Regale im Supermarkt hören. (Jasper Fforde: Es ist was faul, S. 247)

[Witzischkeit] "Ich bin Leiter der Leiter dieser Einrichtung, mein Name ist Fegers, großer Feger, kleines s, wenn Sie verstehen, was ich meine." Auch wenn es jetzt nur noch ein Standardsatz war, konnte man Herrn Fegers immer noch ansehen, daß er irgendwann einmal sehr zufrieden mit diesem Scherz gewesen war. (Jakob Hein: Herr Jensen steigt aus, S. 60)

[Zukunft] "geräumige Zukunft" (Silvia Bovenschen: Älter werden, S. 26)

[Abgefärbt] ... eine spezielle Intelligenz, die daher kommt, daß sie in einer intelligenten Umgebung wohnt. (Dirk Kurbjuweit: Nicht die ganze Wahrheit, S. 39)

[Symtom] Untrügliches Anzeichen des Älterwerdens. Ich ertappe mich beim Konsum von Tierfilmen im Fernsehen. (Silvia Bovenschen: Älter werden)

[Unrast] "Die Ärmste. Zwischen ihr und dem, was man Ruhe nennt, scheint eine unüberwindbare Feindschaft zu bestehen. Vom frühen Morgen an zieht sie in die Schlacht, und dann kämpft sie den ganzen Tag über und findet erst Frieden, wenn sie ins Bett flüchtet." (Nagib Machfus: Palast der Sehnsucht)

[Ziele] Meine Familie glaubt, daß jegliches Handeln, mit dem Reichtum nicht vermehrt wird, nichts als Spielerei ist. (Nagib Machfus: Palast der Sehnsucht)

[Genuß] Er trank noch einen Schluck Kaffee. Eigentlich erstaunlich, wie eine Frucht aus dem Urwald ihren Weg über den Ozean und dann geröstet unter das Wasser seines Hans gefunden hatte. (Jakob Hein: Herr Jensen steigt aus, S. 87)

[Körper] "Für mich ist körperliche Begierde ein niederer Instinkt, und ich verabscheue den Gedanken, mich ihr auszuliefern. Vielleicht ist sie uns nur gegeben worden, damit wir des Gefühls mächtig werden, Widerstand zu leisten und uns zu Höherem aufzuschwingen, um so in den Rang wirklichen Menschseins aufzusteigen. Entweder schaffe ich es, ein Mensch zu sein, oder ich bin ein Tier." (Nagib Machfus: Palast der Sehnsucht)

[Kategorie] Vielleicht war sie auch älter als vierzehn, bei ihrem Zustand ließ sich das schwer schätzen. Und überhaupt warf ich schon seit längerer Zeit fast alle Menschen von Geschlechtsreife bis fünfundzwanzig in einen Topf. Manchmal stand Kind auf dem Topf, manchmal was anderes. (Jakob Arjouni: Kismet, S. 141)

[Bashing] "... ich war auch erst zwei- oder dreimal im Pub, und nur weil ich mußte. Das Bier ist wie verdünnte Schuhe, und um die Musik zu ertragen, säuft man's trotzdem." (Jakob Arjouni: Kismet, S. 259)

[Gestalten] Die Frau war dunkelbraungebrannt, durchtrainiert bis zur maximalen Fettfreiheit. (...) Dagegen sah das Mädchen aus, als entstamme sie einer Spendenreklame fürs Rote Kreuz. (Jakob Arjouni: Kismet, S. 140)

[Städte] Wäre Marilyn Monroe an der Seite einer kleinen, dürren, pickligen, ihr Leben lang Zahnspange tragenden Schwester durchs Leben gegangen, hätte man sagen können: Offenbach und Frankfurt wirkten nebeneinander wie die Monroe-Schwestern. (Jakob Arjouni: Kismet, S. 113)

[Familie] ... ein genealogisch vollkommen isolierter Mensch (Ulrich Treichel: Menschenflug)

[Gesten] Des öfteren gehe ich in Entbindungsanstalten, um Hebammen zu sehen, die blutverschmierte weiße Schürzen als todesträchtige Symbole um ihre Hüften geschlungen haben und lächelnd die Neugeborenen prostituieren. (Josef Winkler: Menschenkind, S. 32)

[Rückzug] Ich trete dem täglichen Leben mit der Sanftheit und Brutalität einer Meereswelle entgegen, die sich am Felsen schlägt und immer wieder in ihr weites Gehäuse, das Meer, zurückzieht. (Josef Winkler: Menschenkind, S. 28)

[Tod] Der Todkranke stirbt, wie es sich gehört: gesalbt mit heiliggesprochenem Öl, mit Weizenähren in den Händen und bleiernen Küssen auf der Stirn. (Josef Winkler: Menschenkind, S. 112)

[Kämpferisch] Der Priester, dornengekrönter Häuptling des Dorfes, schreitet mit peitschenartig an seinen Hüften pendelndem Kruzifix die Reihen ab. (Josef Winkler: Menschenkind, S. 92)

[Neid] Als ich auf der Leinwand diese leprakranke Frau sah, begann mich der Gedanke zu quälen, wie ich meine Gesundheit kränken und als todkranker Mensch, von Tausenden Leuten bewundert, auf der Leinwand wieder erscheinen könnte. (Josef Winkler: Menschenkind, S. 118)

[Zeit] Der Uhrzeiger muß wie ein Tier geschlichen sein, da mich rücklings die nächste Stunde überfiel. (Josef Winkler: Menschenkind, S. 109)

[Nacht] Katzengeschmeidig schleichen die Nachtstunden über den Hof. (Josef Winkler: Menschenkind, S. 96)

[Folgen] Seit sie über das Alter des Gebärens hinaus ist, trägt sie Vakuum in ihrem Schoß. (Josef Winkler: Menschenkind, S. 28)

[Aufgeschlossen] Er nickte kaum merklich, schien in seinem Weltbild eine Nische freizuräumen. (Ulrich Peltzer: Teil der Lösung, S. 342)

[Sprüche] Einen Mann, der mit dem Spruch: Na, auch allein... heranrückte, verscheuchte sie mit einem Blick, vor dem ein Nashorn eingeknickt wäre. (Ulrich Peltzer: Teil der Lösung, S. 236)

[IQ] Intelligenzquotient knapp überhalb der Zimmertemperatur. (Ulrich Peltzer: Teil der Lösung, S. 203)

[Wirkungen] ... Abstumpfung durch Substanzabusus und fehlgeleitete Lektüre. (Ulrich Peltzer: Teil der Lösung, S. 177)

[Anstellung] ... als Anglist Übersetzer in einer kleinen Spezialfirma für Herzschrittmacher. (Ulrich Peltzer: Teil der Lösung, S. 175)

[Ratschlag] Ihm fiel ein indischer Schlangenexperte ein, der im TV auf die Frage, wie man den Biß einer Königskobra behandeln soll, geantwortet hatte: Lehnen Sie sich an einen Baum und sterben Sie aufrecht wie ein Mann. (Ulrich Peltzer: Teil der Lösung, S. 104)

[Frauen] "Sie hat mir doch den Eindruck vermittelt, daß sie - nun ja, Erfahrung hat. Was die alten Damen eine Vergangenheit nennen. (Gilbert K. Chesterton: Der Dorfvampir)

[Worst case] ... wenn die zweite Gärung den Wein von Kana in den Essig von Golgatha verwandelt. (Gilbert K. Chesterton: Das unlösbare Problem)

[Vorlieben] "Du siehst schrecklich sexy aus." "Weil du auf Frauen mit Ringen unter den Augen stehst, die mitten im Gespräch einschlafen." (Ulrich Peltzer: Teil der Lösung, S. 162)

[Musik] Notenquetscher = Komponist (Honore de Balzac: Beatrix)

[Vergleich] ... darauflos lügen wie die Antiquitätenhändler. (Honore de Balzac: Beatrix)

[Hoffnung] Nicht die Hoffnung, sondern die Hoffnungslosigkeit leiht unserem Streben das Maß. Den schönen Dichtergebilden der Hoffnung gibt man sich heimlich hin, während der Schmerz alle Hüllen abwirft. (Honore de Balzac: Beatrix)

[10:32] Sie tat eine Geste, der Calyste nicht widerstreben konnte: es gibt stumme Schmerzen von despotischer Beredsamkeit. (Honore de Balzac: Beatrix)

[Körper] Die geschickt dargebotene, aber mit einem hellen Halstuch bedeckte Brust ließ zwei Konturen von erlesener Mutwilligkeit sehen. (Honore de Balzac: Beatrix)

[Eifersucht] Ich bin eifersüchtig, ich sehe Ungeheuer in jedem Wassertropfen. (Honore de Balzac: Beatrix)

[Ehrenkranz] "Ich weiß genau, daß Sie nicht der Mann darnach sind, durchs Fenster zu steigen." "Klettern ist eine Art Ehrenkranz für geliebte Frauen." (Honore de Balzac: Beatrix)

[Langeweile] ... langweilte sich dort wie ein Heiliger auf seinem Parkettplatz im Paradies. (Honore de Balzac: Beatrix)

[Eindrücklich] Ohne makellos schön oder hübsch zu sein, ruft sie, wenn sie nur will, unauslöschliche Eindrücke hervor. (Honore de Balzac: Beatrix)

[Natur II] Die Sonne schien, die Vögel sangen einen Gregorianischen Choral. (Michael Schulte: Das Angebot der Woche. Katzengeschichten, S. 106)

[Natur] Der Frühling war ihm zuwider, da in diesen Wochen die Natur es an Rücksicht mangeln ließ und sich mit ihrem Blühen, Sprießen und Gedeihen in kaum schicklichem Maße dem Gemüt aufnötigte. (Michael Schulte: Das Angebot der Woche. Katzengeschichten, S. 99)

[Taktik] "Das sieht gar nicht gut aus", sagte Burkhard. Das kannte ich. Anwälte sagen immer, daß es gar nicht gut aussieht, damit, falls es ihnen gelingt, den Fall erfolgreich abzuschließen, ihre Leistung in einem vorteilhaften Licht erstrahlt. (Michael Schulte: Das Angebot der Woche. Katzengeschichten, S. 80)

[Angst] Die Katze sieht mich erst aus weit aufgerissenen Augen an, weiß nicht recht, was sie von mir halten soll, leckt sonach meinen rechten Zeigefinger und erleichtert ihre Blase. Madame Jeannette entfernt das Tier aus der Pfütze und beschreibt, wo das Badezimmer ist. "Kein gutes Zeichen", meint sie, als ich zurückkomme. "Urinieren ist ein Zeichen von Angst." "Dann habe ich nach jedem Bier Angst", sage ich. (Michael Schulte: Das Angebot der Woche. Katzengeschichten, S. 75)

[Einschätzung] Sie galt für boshaft, war aber dennoch ohne Geist; dabei verfügte sie über einen holländischen Ordnungsinn, eine Katzenvorsicht und die Beharrlichkeit eines Priesters, was in einem Land, wo alles den gewohnten Gang geht, tiefgründigem Denken gleichkommt. (Honore de Balzac: Beatrix, S. 834)

[Gestalt] Das Kleid war hochgeschlossen und lieh den Schultern und der üppigen Brust, die das Nähren eines einzigen Kindes nicht hatte entstellen können, einen prächtigen Umriß. (Honore de Balzac: Beatrix, S. 823)

[Ziemlich fertig] Als er sich im Spiegel betrachtete, erhielt er einen Eindruck davon, wie er mit fünfzig aussehen würde. (Martin Suter: Ein perfekter Freund)

[Kleidung] Sie trug das kurze, schulterfreie schwarze Kleid, das aussah, als würde es nur durch ihre Brustwarzen am Herunterrutschen gehindert. (Martin Suter: Ein perfekter Freund)

[Handgriffe] Sie küßte ihn, ließ eine Hand in seine Boxershorts gleiten und setzte Fabios Vorsatz, Distanz zu wahren, außer Kraft. (Martin Suter: Ein perfekter Freund)

[Rituale] Lucas aß wie ein Feinmechaniker. Er richtete das Stück Mozzarella auf die Mitte der Tomatenscheibe aus, zentrierte das Basilikumblatt, führte mit dem Messer einen chirurgischen Schnitt genau durch die Mitte und aß die beiden exakt ausgewogenen Hälften mit Bedacht. (Martin Suter: Ein perfekter Freund)

[Unverträglichkeit] In absolut kirchliche Gegenden führt die weitere geschlängelte Bahn unserer Linie 119: auf die Piazza Sant' Ignazio. Hier triumphiert die Gegenreformation, und bis vor kurzem hat in dieser Kirche das Weihwasser aufgeschäumt, wenn im Abstand von weniger als 10 Metern ein Protestant vorbeigegangen ist. (Herbert Rosendorfer: Die Erfindung des SommerWinters)

[Vergleich] Die römischen Busfahrer haben das Nervenkorsett altgedienter Gladiatoren. (Herbert Rosendorfer: Die Erfindung des SommerWinters

[Ohne Grenzen] Die Organisation entglitt dem Lenkbaren. (Herbert Rosendorfer: Die Erfindung des SommerWinters)

[Zugfpferd] Ehrendoktor einer grönländischen Universität: das zieht. Das ist der Punkt, an dem ich sterblich bin: Dr. grön. h.c. (Herbert Rosendorfer: Die Erfindung des SommerWinters)

[Folgend] Im blutroten Alphabet jedes Sonnenuntergangs steht geschrieben: Fortsetzung folgt. (Gilbert Keith Chesterton: Ketzer)

[MHD] Ich hatte die Grenze dorthin, wo Sexualität kaum mehr eine Rolle spielt, definitiv überschritten. (A.F.Th. van der Heijden: Die Schlacht um die Blaubrücke, S. 120)

[Kontinuität] ... hatte er stets die eiserne Gesundheit der Kränklichen gehabt. (Gabriel Garcia Marquez: Die Liebe in den Zeiten der Cholera, S. 305)

[Strategie] ... sich mit einer geschickten Kombination aus Rüstzeit, Urlaub und Krankmeldung aus dem Staub machen. (Sven Regener: Neue Vahr Süd)

[Amerikaner] Baruch D. Kirschbaum erwies sich als der Typ von Amerikaner, der keinerlei intellektuelle Zurückhaltung kennt, sich frei assoziierend zusammengeklaubter Kenntnisse über die abendländische Kultur bedient, Darwin, Freud, Marx und Nietzsche in einem Atemzug nennt und nie auch nur eine Sekunde zögert, eine aus der Luft gegriffene Hypothese aufzustellen. (A.F.Th. van der Heijden: Die Schlacht um die Blaubrücke, S. 15)

[Verzerrung] Ein Bekannter, früher, konnte "Parerga und Paralipomena" aussprechen, daß es wie die größte Sauerei klang. (Arno Schmidt: Brand's Haide)

[Mimik] Er verbindlichte sein Gesicht... (Arno Schmidt: Brand's Haide)

[Familie] Sie behauptet, in einer der bestgeführten zerrütteten Familien Wiens zu leben. (Arno Geiger: Es tut uns gut)

[Familie] "Ich beschäftige mich mit meiner Familie in genau dem Maß, wie ich finde, daß es für mich gut tut." "Schaut aus wie Nulldiät." (Arno Geiger: Es tut uns gut)

[Leben] Die Gefahr des Existierens, diese entsetzliche Anstrengung... (Gert Hofmann: Die Fistelstimme)

[Zeichen] ... ein Wasserhahn, der zum Zeichen des Funktionierens tropfte. (Arno Schmidt: Brand's Haide)

[Geheimnis] Was mich lockt, ist die Einsamkeit, jene Süße, die uns aus Wald und Berg anredet, das Geheimnis, das uns der flüsternde Bach verraten will. Soll ich einmal lieben, o so muß es etwas anderes als eine solche verständige Hedwig sein, die über alles, was ihr seltsam dünkt, die schon zu großen Augen noch größer aufreißt. (Ludwig Tieck: Das alte Buch und die Reise...)

[Anpassung] Die erste der Krisenzeit-Nutten zu Tiefstpreisen kommt in die Bar hereingeschlendert. (Meja Mwangi: Nairobi, River Road, S. 292)

[Fliegen] Er verjagt noch eine Fliege von seinem Gesicht und verflucht alle Fliegen. Die fressen einem das Essen weg, vögeln am Rand deines Glases während des Mittagessens, und saufen dann noch den Schweiß deines Körpers. Die blöden Viecher. (Meja Mwangi: Nairobi, River Road, S. 127)

[Notration] Ben kämpft sich durch die Menge an die Bar, Ochalla folgt ihm auf den Fersen. Ochalla schreit seine Bestellung und dreht sich dann um, um nach Frauen Ausschau zu halten. Die Frauen hier sind die Notfall- Ration, nichts was man normalerweise als ausgeglichene Diät zu sich nehmen würde. (Meja Mwangi: Nairobi, River Road, S. 85)

[Auf in den Kampf] Du gehst an die Liebe heran wie ein bewaffneter Korpstudent, der glaubt, es ginge zum Duell anstatt zum Tanz. (Erich Maria Remarque: Der schwarze Obelisk, S. 190)

[Denken] "Du denkst zu viel. Das ist immer schädlich." "Er denkt nicht richtig", sagt Georg. "Sein Intellekt ist eine Bremse für seine Emotionen - anstatt ein Vorspann zu sein." (Erich Maria Remarque: Der schwarze Obelisk, S. 181)

[Mimik] So läppisch der Grund auch ist, sein Stirnrunzeln sieht immer nach Weltende aus. (Ralf Rothmann: Wäldernacht, S. 120)

[Heldentod] ...ein Cremetörtchen, auf dem die Fliegen im Sahneschlamm Schiffbruch erlitten hatten. (Antonio Lobo Antunes: Die Leidenschaften der Seele, S. 370)

[Mimik] Wir betreten den großen Speisesaal des Hotels "Walhalla". Eduard Knobloch, der Besitzer, ein fetter Riese mit einer braunen Perücke und einem whenden Bratenrock, verzieht bei unserem Anblick das gesicht, als hätte er bei einem Rehrücken auf eine Schrotkugel gebissen. (Erich Maria Remarque: Der schwarze Obelisk, S. 18)

[Treue] Riesenfeld hält Treue für das, was man von anderen verlangt, wenn es nachteilig für sie ist - und von sich selbst, wenn man Vorteile davon hat. (Erich Maria Remarque: Der schwarze Obelisk, S. 7)

[Deutungen] Die Pädophilen unter uns haben dem Satz "Lasset die Kinder zu mir kommen" eine ganz neue Bedeutung gegeben. (Alan Isler: Klerikale Irrtümer, S. 80)

[Ziel] ... gerade noch ins Fegefeuer geschafft... (Alan Isler: Klerikale Irrtümer, S. 73)

[Mimik] Er hat so eine Art, mit den Mundwinkeln zu zucken, wie um auszudrücken, daß ihn die Dummheit seines Gesprächspartners sehr belustigt, ja daß er sich ein Lachen kaum verbeißen kann, sich aber tapfer und höflich um Zurückhaltung bemüht. (Alan Isler: Klerikale Irrtümer, S. 42)

[Angefixt] W.C. konnte sich nicht länger bezähmen. Er setzte sich auf seine Seite des Schachtischs, zog die Hosenbeine sorgfältig über den Knien hoch - eine seit Aufkommen der Blue Jeans reizend altmodische Geste - und zupfte an seinem linken Ohrläppchen. (Alan Isler: Klerikale Irrtümer, S. 38)

[Übertreibung] Er hatte kurz nach dem Krieg eine Frau geheiratet, deren postnatale Depression offenbar auf ihre eigene Geburt zurückging. (John Fante: Unter Brüdern, S. 36)

[Künste] "Komm schon, Virgil. Mama hat ein herrliches Essen gekocht." "Selbstverständlich", lächelte er. "Sag mir was: Wie kommt es, daß verrückte, alte Damen so gut kochen? Mit der Mutter meiner Frau ist es genau das gleiche: eine echte Psychopathin, aber mein Gott, was für ein Stroganoff!" (John Fante: Unter Brüdern, S. 62)

[Befindlichkeit] "Wie geht's denn so?" Er lächelte mit schiefem Mund, ein Mann mit seelischen Zahnschmerzen. aus. (John Fante: Unter Brüdern, S. 62)

[Beschuldigung] Ihr steht im Bunde mit allem, was mit mir im Widerstreit liegt, sagte er und rieb sich, so fest er konnte, die Hände. Die Blumen auf dem Felde haben sich mit Euch gegen mich verschworen. Sogar die Sonne, wenn sie am klaren Himmel leuchtet, habt Ihr zum Feind meiner Seele gemacht. (Halldor Laxness: Islandglocke, S. 389)

[Ohne Zuversicht] Sie sah ihn mit jener Hoffnungslosigkeit an, die sich bei einem Menschen einstellt, der einen weiten Weg durch eine Sandwüste hinter sich hat und, als er zu einem Bach kommt, feststellen muß, daß das Wasser nicht trinkbar ist. (Halldor Laxness: Islandglocke, S. 389)

... der unveränderliche Liebhaber Eures Seelenheils... (Halldor Laxness: Islandglocke, S. 389)

[Milde] Die alten Weisen lehrten, das Brechen eines Versprechens in Liebesdingen sei der einzige Verrat, den die Götter mit Milde betrachteten. (Halldor Laxness: Islandglocke, S. 246)

[Wirkungen] Schließlich wurde an der Türklinke herumgetastet, mit jener mißlungenen Vorsicht, die in der Stille der Nacht für lauschende Ohren wie ein Trompetenstoß klingt. (Halldor Laxness: Islandglocke, S. 221)

[Grund] Ein gutes Teil seiner schlechten Laune daher, daß es so schwierig war, noch einmal geboren zu werden. (Joseph Roth: Der stumme Prophet)

[Reise] Es gelingt mir nicht, die Dusche zu betätigen. Eine Hauptstrapaze des Reisens ist es, mit den neumodischen Armaturen zurechtzukommen. (Alberto Manguel: Tagebuch eines Lesers, S. 222)

[Resolut] Er versuchte nie auf der linken Seite zu schlafen, selbst in jenen mißlichen Nachtstunden, wenn die Schlaflosigkeit beide Seiten probiert hat und nach einer dritten verlangt. (Vladimir Nabokov: Pnin)

[Entsetzen] Andre Gide bei der Nachricht von Gandhis Ermorderung: "Das ist, als wäre Gott besiegt worden." (Alberto Manguel: Tagebuch eines Lesers, S. 155)

[Ephemer] Bei freundlichem, günstig eingestelltem Licht gewährt ihm der Badezimmerspiegel gelegentlich eine Erinnerung an seine Jugend. (Ian MwEwan: Saturday, S. 205)

[Symbolhaft] ... seine junge Frau, Tunesierin, eine Art Reklamefrau für Mittelmeererotik. (Martin Walser: Dorle und Wolf, S. 69)

[Schutz] Für die Augen gibt es eine Sonnenbrille, wenn das Licht zu grell wird. So etwas wäre für die Ohren nötig gewesen, dann hätte ich Sylvias Wortschwälle vielleicht genießen können. (Martin Walser: Dorle und Wolf, S. 42)

[Einfluß] Es gibt in jeder größeren Stadt ein paar Hotels, die imstande sind, ihre Gäste mit so viel Zustimmung zu empfangen, daß jeder sich, solang er in diesem Hotel ist, einfach nichts mehr vorwerfen kann. (Martin Walser: Dorle und Wolf, S. 42)

[Ausrufe] Mein Gott! Dieses Mein-Gott schmetterte sie nur so heraus und ließ es mit mindestens fünf t.s enden. (Martin Walser: Dorle und Wolf, S. 42)

[Exquisit] Ich trank einen Burgunder aus dem Hause Aldi... (Michael Schulte: Die Flaschenpost des Herrn Debussy)

[Ahnen] ... einem schottischen Gentleman, dessen Stammbaum bis zu den Neandertalern reichte. (Michael Schulte: Die Flaschenpost des Herrn Debussy, S. 134)

[Fehler] Den Patienten fiel es schwer, die verschiedenen Dienstgrade der Krankenschwestern auseinanderzuhalten. Der Premierminister beging einen schwerwiegenden Fauxpas, als er eine Schwester mit Universitätsabschluß darum bat, ihm die Kissen aufzuschütteln. (Sue Townsend: Downing Street No. 10, S. 180)

[Massen] Schulkinder marschierten vorüber und warfen einander liebevolle Obzönitäten an den Kopf. Unter dem Gewicht ihrer riesigen Rucksäcke gingen sie gebückt. Sie wirkten wie Infanteristen, die durch die Ruinen einer eroberten Stadt zogen. (Sue Townsend: Downing Street No. 10, S. 45)

[Abgelenkt] Kurzfristig war Abschaffel in Gefahr, vom Nachdenken über seine eigenen Probleme abzukommen. (Wilhelm Genazino: Die Vernichtung der Sorgen)

[Option] Goldschmiedin war eben vor fünfzehn Jahren ein typischer Beruf für ein katholisches Landmädchen, das anständig bleiben wollte. (Wilhelm Genazino: Die Vernichtung der Sorgen)

[Kulminierend] ... allgemeine Zusammenerottung des Unglücksgefühls. (Genazino: Die Vernichtung der Sorgen)

[Bedingung] Das Reden über ihre Arbeit war die Bedingung dafür, daß sie arbeiten konnte. (Wilhelm Genazino: Die Vernichtung der Sorgen)

[Alltag] Seit Wochen konnte sich Abschaffel nicht dazu durchringen, den Pappkarton in den Mülleimer zu werfen. So präzise wollte er sich mit dem Alltag nicht einlassen. (Wilhelm Genazino: Die Vernichtung der Sorgen)

[Relation] Anfang des Sommers widmete die Lokalzeitung drei Spalten einem Camembert-Wettessen. Fotos zeigten die Teilnehmer mit hinter den Rücken gelegten Händen, die Gesichter tief in klebrigem Käse vergraben. Und das auf der Titelseite. In einer Gegend, die so arm an Nachrichten ist, würde ein Todesfall durch Verhungern schätzungsweise sechs Jahre lang die Schlagzeilen füllen. (David Sedaris: Nachtprogramm, S. 260)

[Entsetzen] "Wie war das noch mal?" Sie blickte mich an wie jemanden, der regelmäßig Geldscheine im Kamin verbrennt. (David Sedaris: Nachtprogramm, S. 220)

[Familienstellung] Freunden kann ich ein anderes Bild von mir vermitteln, aber in der Familie bin ich bis auf den heutigen Tag derjenige, dem man am ehesten zutraut, das Haus abzufackeln. (David Sedaris: Nachtprogramm, S. 154)

[Perspektiven] Als Kinder waren uns verschiedenen Rollen zugewiesen worden - die Anführerin, die Trantüte, das Sorgenkind, die Schlampe -, Bezeichungen, die uns genau sagten, wer wir waren. Als die Älteste, Hellste und Dominanteste von uns Geschwistern, galt es als ausgemacht, daß Lisa ihren Weg gehen, einen Studienabschluß in Manipulation machen und zuletzt ein mittelgroßes Land übernehmen würde. (David Sedaris: Nachtprogramm, S. 153)

[Richtungen] "Dabei kommt es im Leben darauf an, daß es aufwärts geht. In schwierigen Zeiten meinetwegen auch mal seitwärts, aber welchen Sinn macht es, immer weiter abzusteigen?" (David Sedaris: Nachtprogramm, S. 29)

[Energie] In unserer Familie ging niemals das Licht aus, und unser Fernseher war so heiß, daß wir einen Küchenhandschuh brauchten, um den Sender zu wechseln. (David Sedaris: Nachtprogramm, S. 38)

[Tja] "Oh, du siehst prima aus", sagte meine Mutter. Sie wollte mein Selbstvertrauen stärken, aber für die Mutter gut auszusehen hieß, daß ganz bestimmt etwas faul war. (David Sedaris: Nachtprogramm, S. 85)

[Sinneswandel] "Es kann sein, daß ich eines Tages heirate. Ich glaube es freilich nicht, aber ich will zugeben, daß in der Zukunft noch alles mögliche geschehen kann; es sind schon die erstaunlichsten Bekehrungen vorkommen. (Eugène Fromentin: Dominique, S. 230)

[Diskrepanz] Ich machte mir über die Sache meine eigenen Gedanken und fand, Madeleines rühmendes Bemerkung über Juliens Gefühlsfähigkeit und Liebeskraft stehe eigentlich nicht in Einklang zu der äußeren Leblosigkeit des jungen Mädchens, von der eine so erkältende Wirkung ausging. (Eugène Fromentin: Dominique, S. 225)

[Glück] "Um so besser", meinte Augustin, "er hat selbst Fortuna bezaubert. Wenn das Leben eine Lotterie wäre - dieser junge Mann würde immer die Nummern träumen, die gewinnen." (Eugène Fromentin: Dominique, S. 151)

[Enstpannung] ... herrschte in dem Wagen eine erleichtert-redselige Stimmung, wie es immer der Fall zu sein scheint, wenn ein Beerdigungsgottesdienst erst einmal überstanden ist und der Nachmittag mit nichts Bedrohlicherem mehr aufwarten kann als Tee und Verwandtschaft. (Marianne Macdonald: Das Manuskript, S. 194)

[Wetter] Der Kalender bestand darauf, daß der Frühling bereits vor einer Woche begonnen hatte, aber irgendjemand hatte vergessen, das Wetter davon in Kenntnis zu setzen. (Marianne Macdonald: Das Manuskript, S. 24)

[Alkohol] Mich befreit der Wein wie alle von Natur Schwermütigen. (Franz Werfel: Der Abituriententag, S. 65)

[Erster Eindruck] Ich leide überhaupt darunter, daß mich Gesicht und Gestalt mancher Menschen, ehe ich sie kennenlerne, erbittern. Später können mir die gleichen Menschen sehr sympathisch werden. (Franz Werfel: Der Abituriententag, S. 65)

[Der Natur nach] Er war seiner Natur nach Junggeselle und hatte zu Unrecht einen Sohn. Auch ich bin der Natur nach Junggeselle und würde ebensowenig ein Kind lieben, wie mein Vater mich geliebt hat. (Franz Werfel: Der Abituriententag, S. 65)

[Eigenschaften] ... mürrisch wie fast jeder humorvolle Mensch... (Herbert Rosendorfer: Die Schönschreibübungen des Gilbert Hasdrubal Koch, S. 223)

[Spezifikum] Ein österreichisches Schicksal also: das schöpferische Leben nur gegen die Schikane. (Herbert Rosendorfer: Die Schönschreibübungen des Gilbert Hasdrubal Koch, S. 133)

[Kein Genie] Faltin nannte den Titel eines Dramas, das der Sechszehnjährige geschrieben hatte. Es war merkwürdig, keinem, der diese Dichtung einst kennengelernt, war sie gänzlich entfallen. Manche erinnerten sich sogar an Einzelheiten. Leidenschaftlich rief Burda: "Adler ist gewiß ein Genie gewesen!" Sebastian wehrte sich. "Kein Siebzehnjähriger ist ein Genie, Burda!" (Franz Werfel: Der Abituriententag, S. 65)

[Urbane Gebärden] Die Autostraße ging durch eine kleine Stadt, die nur aus Lagerhäusern und Schuppen bestand, in die Rangiergleise hineinrüsselten. (Raymond Chandler: Der große Schlaf, S. 159)

[Wirkung] Daß wir trinken, ist ein Ausdruck philosophischer Tollwut. (Wladimir Schinkarjow: Maxim und Fjodor, S. 58)

[Randzone] Mein Schlaf ist dem Wachsein so nahe, daß er seinen Namen kaum noch verdient. (Raymond Chandler: Der große Schlaf, S. 10)

[Reserven] Der General sprach weiter, aber langsam. Er gebrauchte seine Kräfte so behutsam wie ein brotloses Revuegirl sein letztes Paar Strümpfe. (Raymond Chandler: Der große Schlaf, S. 9)

[Manipulation] Sie biß sich auf die Lippe und wandte etwas den Kopf und beäugte mich von der Seite. Dann senkte sie die Wimpern, bis sie ihr fast die Wangen streichelten, und hob sie langsam wieder auf wie einen Theatervorhang. Diesen Trick durfte ich später noch näher kennenlernen. Er sollte wohl bewirken, daß ich mich auf den Rücken wälzte und alle viere von mir streckte. (Raymond Chandler: Der große Schlaf, S. 7)

[Wirkungen] Beim Inder gegessen und die großstädtische Luftverschmutzung um explosive, aromatisch duftende Darmwinde bereichert. (David Lodge: Therapie, S. 262)

[Einseitig] Das Monogamie-Problem - das im Grunde ein Monotonie-Problem ist... (David Lodge: Therapie, S. 46)

[Auf dem Platz] Die Fußballhelden unserer Tage sind bierschluckende Brutalos, wandelnde Werbeplakate, die auf dem Platz herumspucken und derart fluchen, daß gehörlose Zuschauer, die sich aufs Lippenlesen verstehen, Beschwerdebriefe an die BBC loslassen. (David Lodge: Therapie, S. 116)

[Gewicht] Es heißt ja, daß in jedem dicken Menschen ein dünner steckt, der ins Freie will, und jedesmal, wenn ich in den Badezimmerspiegel gucke, höre ich sein klägliches Gewimmer. (David Lodge: Therapie, S. 32)

[Vermutung] "Morgen, alter Junge", begrüßte er mich. "Alles tipptopp?" Nizars Englisch ist einwandfrei, aber ich habe den Eindruck, daß er irgendwann mal sehr viel P.G. Wodehouse gelesen hat. (David Lodge: Therapie, S. 22)

[Fähigkeit] ... ein Priester, der für seine Triumphe bei verhärteten Katechumenen berühmt war. (Evelyn Waugh: Wiedersehen mit Brideshead, S. 180)

[Regulativ] ... wenn die Pest immer alles so regeln würde, wäre es wirklich Sünde, schlecht über sie zu reden. Man müßte sich fast in jeder Generation eine wünschen, und man könnte sich auch damit abfinden, sie zu bekommen, wenn man nur hinterher wieder gesund wird. (Alessandro Manzoni: Die Brautleute, S. 847)

[Einflußbereich] Er empfahl ihr mit besonderer Wärme, auf die Orthografie zu achten, die eines der vielen Dinge war, die er studiert, und eines der wenigen, über die er im Hause das Sagen hatte. (Alessandro Manzoni: Die Brautleute, S. 552)

[Taktik] Es war nämlich einer ihrer Grundsätze, daß es, will man den Menschen erfolgreich Gutes tun, in den meisten Fällen das erste ist, sie nicht in den Plan einzuweihen. (Alessandro Manzoni: Die Brautleute, S. 552)

[Bescheiden] Er kramte seine ganze restliche Barschaft aus der Tasche, breitete sie auf einem Handteller aus und zählte sie. Es war keine Summe, die viel Arithmetik erforderte, aber es reichte noch gut für ein kleines Mahl. (Alessandro Manzoni: Die Brautleute, S. 382)

[Einfluß] ... befolgte daher die Maxime, solchen Beteuerungen nur mit größter Vorsicht Glauben zu schenken und sich vor vorgefaßten Meinungen zu hüten; aber es geschieht ja nur selten, daß die überzeugten und selbstsicheren Worte einer Respektperson nicht irgendwie auf die Meinung des Zuhörers abfärben. (Alessandro Manzoni: Die Brautleute, S. 228)

[Strategie] Wenn du kein Vertrauen zu mir hast, kann ich dir nicht helfen. Wer dem Doktor Lügen auftischt, tja, mein Sohn, der ist ein Dummkopf, der dem Richter die Wahrheit sagen wird. Dem Anwalt muß man die Dinge klar sagen, seine Aufgabe ist es dann, sie zu verwirren. (Alessandro Manzoni: Die Brautleute, S. 65)

[Rückzug] Es ist Personen von sehr viel höherem Rang als Don Abbondio mehr als einmal widerfahren, sich in so schlimmen Verlegenheiten und so großer Entscheidungsnot zu befinden, daß sie es für die beste Zuflucht hielten, sich mit Fieber ins Bett zu legen. (Alessandro Manzoni: Die Brautleute, S. 48f.)

[Bemerkung] "Ja, Cornflakes. Peruvian Flake Cornflakes. Weißt du, an wen er mich erinnert? An Trevor Howard im 'Dritten Mann'." "Trevor Howard?" "Nie gehört, was? 'Dritter Mann', null Ahnung. Wie ihr durchs Leben geht, ist mir schleierhaft." (Jörg Fauser: Der Schneemann, S. 98)

[Reaktionen] Sie legte den Rest des Joints in den Aschenbecher und starrte ihn an. Dabei wurde ihr Gesicht derb, und sie wirkte wie ein Bauerntrampel, das zum Tanzen in die Stadt gegangen ist und jedem eine klebt, der ihm frech kommt . (Jörg Fauser: Der Schneemann, S. 79)

[Momente] Er ging zum Waschbecken und kämmte sich die Haare. Ein Kakerlak kroch ins Abflußrohr, aber auch nur pro forma. (Jörg Fauser: Der Schneemann)

[Depri] ... magmatiefe Schwermut... (Katja Lange-Müller: Die Letzten. Aufzeichnungen aus Udo Posbichs Druckerei, S. 127)

[Beschäftigungen] Nun hatte Paschke, der ein Fischersohn aus Stralsund war, ein Hobby. Jedes Wochenende, selbst im Winter, saß er am Wolziger See und lehrte die Barsche das Gruseln. (Katja Lange- Müller: Die Letzten. Aufzeichnungen aus Udo Posbichs Druckerei, S. 115)

[Eile] ... lief zur U-Bahn, als hätte ich eine Zündschnur am Hacken. (Katja Lange- Müller: Die Letzten. Aufzeichnungen aus Udo Posbichs Druckerei, S. 74)

[Mimik] Ritas Grinsen saß auf einmal so stramm, als sei ihr Gesicht beim Waschen eingelaufen. (Katja Lange- Müller: Die Letzten. Aufzeichnungen aus Udo Posbichs Druckerei, S. 68)

[Gefühlsarmut] Mit diesem von ihrem Fleisch abgesonderten Fleisch wünschte sie nichts mehr gemeinsam zu haben. Das Gerede kam in Umlauf, daß die Mutterliebe sie nicht gerade ersticke. (Francois Mauriac: Die Tat der Therese Desqueyroux, S. 86)

[Skepsis] Jean Azevedo mißtraute den Frauen, die ihre Waffen zu früh strecken, als daß der Angreifer Muße finden könnte, die Belagerung wieder aufzuheben. (Francois Mauriac: Die Tat der Therese Desqueyroux, S. 82)

[Nix los] Im März wurde die Sommerzeit eingeführt. Die Uhren wurden um eine Stunde vorgestellt, und vielleicht war das in diesen Monaten das Aufregendste, was in meinem Leben geschah. (Christoph Hein: Der fremde Freund, S. 146)

[Beschränkt] Der dumme Ugo stammte aus der Toskana und offenbar waren ihm ein paar Kastanien zu viel auf den Kopf gefallen. (Jan Weiler: Maria, ihm schmeckt's nicht! S. 182)

[Autofahren] Der italienische Autofahrer ähnelt nämlich dem deutschen Schäferhund: Wenn er merkt, daß man Angst hat, dann schnappt er zu. (Jan Weiler: Maria, ihm schmeckt's nicht! S. 71)

[Interieur] Das Badezimmer von Herrn und Frau Marcipane sieht aus wie das Wohnmobil von Siegfried und Roy. (Jan Weiler: Maria, ihm schmeckt's nicht! S, 27)

[Familie] In Jens hatte sich die Familie noch einmal zu einer ganz und gar unproblematischen Gesundheit aufgerafft. Freilich blieb die Frage, ob seine ordinäre Stärke, biologisch betrachtet, wertvoller oder widerstandsfähiger war als die durch Neurasthenie und Schwermut nicht nur unterminierte, gefährdete, sondern aich gesteigerte und veredelte Kraft seines Bruders Ragnar. (Klaus Mann: Flucht in den Norden, S. 128)

[Telefon] Ich hängte ab, ehe sie noch imstande war, ein Wort hinzuzufügen. Wenn die Seligen im Himmel dereinst das Telephon benützen, dann werden sie sagen, was zu sagen ist, und nicht eine Silbe mehr. (W. Somerset Maugham: Die Macht der Umstände, S. 212)

[Humor] Es war kein feiner, sondern ein grobschlächtiger Humor, der ihn zum Beispiel herzlich lachen ließ, wenn der Hut eines Mitmenschen vom Wind davongetragen wurde, ihm aber nicht viel Trost einbrachte, wenn es seinen eigenen zu jagen galt. (Israel Zangwill: Der König der Schnorrer, S. 11)


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