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[Trost] "Man gewöhnt sich quasi daran", wiederholte er. "Fünfzig Prozent der Tröstungen der Philosophie in fünf Wörtern. (Aldous Huxley: Genie und Göttin)

[Aussehen] "Nur an meinem Toilettentisch ertrage ich die nackte Helligkeit einer hundertkerzigen Birne", fügte sie mit lächelndem Zynismus hinzu. "Dort brauche ich sie. Zuerst muß sie mir die häßliche Wahrheit sagen, und dann muß sie mir behilflich sein, sie zu korrigieren." (W. Somerset Maugham: Fußspuren im Dschungel. Erzählungen)

[Tratsch] Wir plauderten einträchtig über unsere gemeinsamen Freunde, und Mrs. Tower ergänzte meine etwas vernachlässigten Kenntnisse auf dem Gebiet des augenblicklichen Klatsches. (W. Somerset Maugham: Fußspuren im Dschungel. Erzählungen)

[Mimik] Es war großartig, Mrs. Towers Gesicht zu beobachten. Ich konnte mich meiner Bewunderung nicht erwehren: wie sehr doch gute Erziehung und gesellschaftlicher Schliff imstande sind, die natürlichen Instinkte des Weibes zu bekämpfen! Denn das Erstaunen und gleich nachher die Bestürzung, die Mrs. Tower einen Augenblick lang nicht hatte verbergen können, waren schnell überwunden, und ihr Gesicht nahm den Ausdruck liebenswürdiger Begrüßung an. (W. Somerset Maugham: Fußspuren im Dschungel. Erzählungen, S. 54)

[Licht] "Finden Sie meine Alabasterlampen nicht schön?" fragte sie. "Sie geben ein so weiches Licht." "Ich persönlich habe eine Schwäche für Lampen, bei denen man gut sieht", lächelte ich. (W. Somerset Maugham: Fußspuren im Dschungel. Erzählungen)

[Glück] Sie lächelte ihn an. Ihre Augen hatten immer noch den halb neckenden, halb zärtlichen Blick, der ihn so schmerzhaft glücklich machte; er hätte genau angeben können, an welcher Stelle ihm das Herz weh tat. (W. Somerset Maugham: Fußspuren im Dschungel. Erzählungen, S. 24)

[Vorzeigen] ... krankhafter Drang zur Selbstreklame. (W. Somerset Maugham: Fußspuren im Dschungel. Erzählungen)

[Berauscht] ... waren überwältigende Kunstwerke, deren Wucht zuallererst den Künstler in ihren Bann schlagen müßte, der sie daraufhin in einem Schöpfungsrausch erschuf. Richter gestand sich ein, daß die Räusche, die er erlebte, profanerer Natur waren. (Georg M. Oswald: Vom Geist der Gesetze, S. 178)

[Besetzung] Seine Gegenwart war von sozialdemokratischen Gartenzwergen beherrscht wie von Konservativen, deren Phantasie gerade ausreichte, sich eine neuerliche Erhöhung ihrer Diäten vorzustellen. (Georg M. Oswald: Vom Geist der Gesetze, S. 136)

[Sprache] Aufregend! Es gibt Leute, die sprechen solche Wörter mühelos aus. Ich könnte nie so daherreden. Es gibt eine Reihe von Wörtern, die ich nicht über die Lippen bringe. Zum Beispiel "aufregend", "poetisch", "Seele", "Leid" oder "Einsamkeit". Ich kann sie einfach nicht aussprechen. Ich schäme mich, als wären diese Wörter unanständig oder derb wie "Scheiße", "Schweinerei", "zum Kotzen" oder "Mist". (Agota Kristof: Irgendwo. Nouvelles, S. 65)

[Höflichkeit] Ihre Augen betrachteten seinen Mund. Als er antworten wollte, gab sie ihm einen leidenschaftlichen Zungenkuß, den er, verdutzt zwar, aber doch höflich erwiderte. Sie unterbrach kurz. (Georg M. Oswald: Vom Geist der Gesetze)

[Vergehen] Sie sind ein freier Mann, der von niemandem mehr behelligt werden wird. Das ist mehr, als man erwarten darf, wenn man mit zwei Komma sechsundsechzig Promille Alkohol und einem Eßlöffel Koks im im Blut erwischt wurde. (Georg M. Oswald: Vom Geist der Gesetze)

[Schuld] Die Augen blutunterlaufen, gerötet, verschwollen, die Haare zerzaust, der Gesichtsausdruck zerfahren und unsicher. Er sah aus, als wäre er schuld, an was immer man ihm vorwarf. (Georg M. Oswald: Vom Geist der Gesetze, S. 26)

[Überleben] "Das Wasser ist noch nicht erschaffen, auf dem der Nagy nicht oben schwimmt", sagte der Prinz und wandte sich ab. (Franz Werfel: Cella oder Die Überwinder)

[Jahreszeit] Die Wintersonne durchfingerte den Raum. (Franz Werfel: Cella oder Die Überwinder)

[Fauxpas] Wie leicht konnte man romantische Annäherungen durch allzu forsches Werben vermasseln, auch und gerade gegenüber der eigenen Ehefrau! (Georg M. Oswald: Vom Geist der Gesetze)

[Fotos] ... das Bewerbungsfoto, auf dem er dreinblickte, als habe er sein Gehirn auf Urlaub geschickt. (Georg M. Oswald: Vom Geist der Gesetze, S. 14)

[Namen] Gestapolümmel und andere Hakenkreuzknechte. (F. C. Delius: Mein Jahr als Mörder)

[Zeitlauf] In unseren Jahren muß man anfangen, sich zu arrangieren... Was kann für uns noch kommen? ... Heute rot, morgen tot... Gestern noch Onanist und heute früh schon Pensionist. (Franz Werfel: Cella oder Die Überwinder)

[Aussehen] Vielleicht bewirkte es dieser Unterschied, daß die Fremden wie Zwillinge wirkten. Beide trugen sie den gleich schneidig gegürteten Trenchcoat als eine Art Übergangsrock zwischen Zivil und Militär. Beiden standen die Ohren ziemlich weit vom Kopfe ab. Beide hatten sie dieselbe Gesichtsfarbe, das Ferkelrosa eines lange aufgelegenen Säuglingspopos. (Franz Werfel: Cella oder Die Überwinder)

[Rauch] Es hatten sich schon zwanzig Herren etwa eingefunden, die im Innern des Hufeisens Gruppen bildeten. Der Zigarettenrauch verdichtete sich bereits zu Wolkenbänden. (Franz Werfel: Cella oder Die Überwinder, S. 59)

[Mord] "Mord mit Milderungsgründen für das Opfer, das war immer eine österreichische Spezialität." (Franz Werfel: Cella oder Die Überwinder, S. 55)

[Provinz] Ich hatte Jaques Emanuel Weil eine halbe Ewigkeit nicht gesehen. Eine Absonderlichkeit der Kleinstadt ist es, daß sie weit vereinsamender wirkt als die Großstadt und daß man einander hier viel seltener zu Gesicht bekommt als dort. Wir sagten also wechselseitig unsre Sprüche her. Welch ein elendes Los muß das menschliche sein, daß man einander stets mit der ärztlichen Frage am Krankenbett begrüßt: "Wie geht's?" (Franz Werfel: Cella oder Die Überwinder, S. 33)

[Wetter] Die anachronistische Sonne dieses Dezembertags... (Franz Werfel: Cella oder Die Überwinder, S. 32)

[Lüge] "Stellen Sie keine Fragen. Dann hören Sie keine Lügen." (Inspector Barnaby, Drei tote alte Damen)

[Langeweile] ... ich überließ sie der rettungslosen Langeweile des kleinstädtischen Ruhetags. (Franz Werfel: Cella oder Die Überwinder, S. 32)

[Musik] Das Präludium ist in hoher Fahrt. Bei Bach weiß man nie, ob er es fröhlich meint oder todtraurig. Nur der letzte Akkord, mit dem seine Stücke immer schließen, ist jedesmal positiv wie ein Sonnenaufgang. Man möchte mehr von diesem letzten Akkord haben. (Franz Werfel: Cella oder Die Überwinder, S. 11)

[Gelegenheit] Wenn man Macht und eine schicke Armee hat, und die hat Friedrich, dann sehnt man sich nach Krieg. (Maarten 'tHart: Der Psalmenstreit, S. 366)

[Spieler] Auch Roemer warf nun einen mißtrauischen Blick auf die schwarzgekkleideten Kartenspieler. Wer waren die Männer? Ganz bestimmt keine Dorfbewohner, denn denen wurde mindestens einmal im Monat von der Kanzel gepredigt, daß die Spielkarten nicht nur vom Teufel höchstpersönlich erfunden worden waren, sondern daß sie auch von ihm gedruckt und vertrieben wurden. (Maarten 'tHart: Der Psalmenstreit, S. 319)

[Wortperlen] Bach = Orgelunterwerfer [Maarten 'tHart: Der Psalmenstreit]

[Wagnis] Die Benzinanzeige sei schon seit mehreren Jahren defekt, erklärt er uns, das führe immer wieder zu herausfordernden Situationen. (Paulus Hochgatterer: Eine kurze Geschichte vom Fliegenfischen, S. 52)

[Der Trottel] "Als Psychologe unter Psychiatern bist du an einer Spitalsabteilung sowieso der Trottel", sagt der Ire, "ganz unabhängig von den Chefs, die gar nicht anders können, als ihre neurotische Egomanie mit Qualität zu verwechseln." Auch als Psychiater unter Psychiatern bist du vorwiegend der Trottel, aber das sage ich jetzt nicht." (Paulus Hochgatterer: Eine kurze Geschichte vom Fliegenfischen, S. 44)

[Autofahrer] ... ganz ohne Panne, wie er behauptet, aber wie jeder BMW-Fahrer besitzt er eine grenzenlose Idealisierungsbereitschaft gegenüber seinem Auto. (Paulus Hochgatterer: Eine kurze Geschichte vom Fliegenfischen)

[Theorie] Ein großer Trost: "Martina Beyer zum Beispiel, die Sozialarbeiterin auf meiner Station, ist der Ansicht, erst durch einen Psychopathen werde ein Team richtig stabil." (Paulus Hochgatterer: Eine kurze Geschichte vom Fliegenfischen)

[Muntermacher] "Der erste Schluck Frühstückskaffee beweist die Realität deiner Existenz stärker als der Anblick deiner Mutter." (Paulus Hochgatterer: Eine kurze Geschichte vom Fliegenfischen, S. 15)

[Kritik] "Weiß der Teufel..." brummte er. "Ich werde wohl im Gasthaus essen müssen." "Was ist denn?" fragt seine Frau beunruhigt. "Ist die Suppe nicht gut?" "Ich weiß nicht, was für einen verhunzten Geschmack man haben muß, um diese Brühe zu essen! Sie ist versalzen und stinkt nach Waschlappen... wohl Wanzen statt Zwiebeln. (Anton Cechov: Ein unbedeutender Mensch. Erzählungen 1883-1885, S. 280)

[Frühling] Die frischgewaschenen Fensterscheiben liebäugeln schüchtern mit der Frühlingssonne. (Anton Cechov: Ein unbedeutender Mensch. Erzählungen 1883-1885, S. 42)

[Reservoir] ... die verflossenen Tage seinen Fröhlichkeitsvorrat nicht angetastet hatten. (Milan Kundera: Das Buch der lächerlichen Liebe, S. 189)

[Defizit] Die Braut Dasenka, der man vom Gesicht alle Tugenden ablesen kann, außer einer - der Fähigkeit zu denken. (Anton Cechov: Ein unbedeutender Mensch. Erzählungen 1883-1885)

[Verschlafen] Auf dem satten, glänzenden Gesicht eines gnädigen Herrn malte sich tödliche Langeweile. Er hatte sich eben aus den Umarmungen des mittäglichen Morpheus gelöst und wußte nicht, was er anfangen sollte. Er mochte weder denken noch gähnen. (Anton Cechov: Ein unbedeutender Mensch. Erzählungen 1883-1885, S. 19)

[Sonne] Über dem kleinen, abgelegenen Städtchen, das man nach den Worten des hiesigen Gefängnisaufsehers selbst mit einem Teleskop nicht auf der Landkarte finden kann, strahlt die Mittagssonne. (Anton Cechov: Ein unbedeutender Mensch. Erzählungen 1883-1885, S. 159)

[Erotik] "Wissen Sie", sagte Havel, "ich habe im Leben genug Frauengeschichten gehabt; sie haben mich gelehrt, Männerfreundschaften zu schätzen. Diese nicht von der Idiotie der Erotik befleckte Beziehung ist der einzige Wert, den ich im Leben kennengelernt habe." (Milan Kundera: Das Buch der lächerlichen Liebe, S. 128)

[Vergleich] "Sie sind wie der Tod; Sie nehmen alles." (Milan Kundera: Das Buch der lächerlichen Liebe)

[Eros] Ihre ungebrochene Lust, Körper und nichts als Körper zu sein, läßt sich durch nichts erschüttern. Ihre Brüste sind in der Lage, sich sogar an einem Mann zu reiben, der fünf Meter von Ihnen entfernt steht! (Milan Kundera: Das Buch der lächerlichen Liebe, S. 96)

[Hohl] "Es gibt Menschen, die haben keine Seele", sagt der Ire, "wenn man auf sie hinhaut, ist es Sachbeschädigung." (Paulus Hochgatterer)

[Weise] Ich saß im Zug, als ich mich in der Kantine gesund und ausgewogen ernähren sollte, mutmaßlich beim freitäglichen Fischgericht (nein, ich bin nicht katholisch, auch nicht das andere, eher Agnostiker - aber den Freitag-ist-Fischtag-Brauch meiner christlichen Ahnen hatte ich mir zu eigen gemacht. Echte Könner ziehen sich ohnehin die Highlights aus allen Religionen. (Stephan Bartels: Der Kilo-Killer. Ein Jahr im Schlankheitswahn, S. 57)

[Ungerecht] Das ist doch total ungerecht! Männer nehmen so schnell ab, die verlieren doch Gewicht, wenn sie sich ihr Bier mal selbst aus dem Kühlschrank holen. (Stephan Bartels: Der Kilo-Killer. Ein Jahr im Schlankheitswahn, S. 46)

[Bestandsaufnahme] In meinem Alter und bei einem gewissen Typ von etwas kühlnervösen Intellektuellen trifft man nicht selten auf eine leichte geistige Anomalie, die sich zuerst in harmlosen kleinen Wahnvorstellungen äußert. (Urs Widmer: Herr Adamson, S. 38)

[Mitleid] Auf dem Tisch, neben der schreibenden Hand Nevyrazimovs, krabbelte aufgeregt eine verirrte Schabe herum. (...) Das Dienstzimmer erschien ihm so öde, daß es ihm nicht nur um sich selbst, sondern sogar um die Schabe leid tat. (Anton Cechov: Ein unbedeutender Mensch)

[Liebreizend] Da stand sie, einmal in einem dunkelroten Abendkleid mit einem Decollete, das ihre Brüste mehr als nur ahnen ließ, liebreizend, das Leben selber. Eine Haut wie aus Porzellan, die Haare hochgesteckt, ein Lächeln, bei dem Leonardo, hätte er es zu Gesicht bekommen, seine Skizzen der Mona Lisa zerrissen hätte. (Urs Widmer: Herr Adamson, S. 8)

[Gastronomie] Nur drei oder vier Tische waren besetzt, und es wurde gewispert wie in einer Kirche. Mit der Geräuschlosigkeit von Ministranten glitten der Geschäftsführer, der Oberkellner und die Kellner durch den Raum. (Georges Simenon: Maigret und der Fall Nahour)

[Verwendung] ... du hättest nicht die Absicht, demnächst ins Gras zu beißen, zumal man das ja auch rauchen könne. (Katja Lange-Müller: Böse Schafe, S. 184)

[Blicke] Du schautest mich an, als hätte ich zu wenig Schaum in der Waffel. (Katja Lange-Müller: Böse Schafe)

[Gedanken] Solche Gedanken, falls man die von drei sturzgetrunkenen Wodkas befeuerten, wie eingesperrte Zwergmarder in der Düsternis meines Schädels herumflitzenden Rudimente schlichtester Psychopolemik so nennen kann... (Katja Lange-Müller: Böse Schafe, S. 147)

[Gebäude] Das Haus, dessen geschnitzte, zweiflügelige, von echten oder falschen Marmorsäulen flankierte Holztür du mir aufhielst, war einer jener wilhelminischen Kästen, die korrekt Gebäude heißen und die unsere Sorte Mensch normalerweise weder grund- noch furchtlos betritt. Drinnen roch es ein wenig nach Desinfektionsmitteln und Papier, also Krankenhaus und Behörde. (Katja Lange- Müller: Böse Schafe, S. 59)

[Gute Frage] Waren nicht, wie meine Oma einmal gesagt hatte, die meisten Abenteuer am Ende bloß teure Abende?! (Katja Lange-Müller: Böse Schafe, S. 16)

[Jahreszeiten] "Ah, November, November! Vom Moment des Aufstehens an merkt man im Grunde schon, daß es Abend wird." (Margriet de Moor: Der Jongleur)

[Sitten] Das Mädchen tanzte in einem Kostüm, das für die gewandelten Zeiten eigentlich zu keusch war. (Margriet de Moor: Der Jongleur, S. 35)

[Mädchen] Sie sah ihn mit weit offenen Augen an, noch immer über die Hände des Zauberkünstlers nachsinnend und die Erfahrenheit seiner tastenden Finger. Mädchen, die im Begriff sind, sich zu verlieben, sehen mitunter so aus, als würden sie stumm um Hilfe rufen. (Margriet de Moor: Der Jongleur, S. 33)

[Natur] Man sieht, warum ich für Introspektion, für tiefes Graben, nicht viel übrighabe. Kratz an der Oberfläche, und Häßliches quillt heraus. (John Updike: Die Tränen meines Vaters, S. 357)

[Jobs] Ein Versicherungsvertreter ist wie ein Priester - er erinnert uns an den Tod und sollte besonders seriös und tugendhaft sein, als Gegenwert für die Investition, die er uns abverlangt. (John Updike: Die Tränen meines Vaters)

[Zurück] ... in einem Leben, in dem die spektakuläreren Freuden eingeebnet sind... (John Updike: Die Tränen meines Vaters)

[Lebensalter] Die nächsten Male im Leben werden knapp, zumindest für Nicht-Hindus. (John Updike)

[Meinungswende] Sie sei ein "Qualitäts"-Kind gewesen, hatten er und Maureen gescherzt, selten krank, nie verletzt, das perfekte Kind zum Üben. Sie hatten die Absicht gehabt, mehr Kinder in die Welt zu setzen, aber der Konsens der Fünfziger ging rings um sie in die Brüche, als mühelose Verhütung und ein neuer Hedonismus Einzug hielten.(John Updike: Die Tränen meines Vaters, S. 326)

[Frauen] Frauen logen oft einfach aus Höflichkeit oder aus dem Wunsch, eine Geschichte abzurunden, andererseits behielten sie Details für sich, die Männern herauszurutschten. (John Updike: Die Tränen meines Vaters, S. 293)

[Frauen] Milford hatte oft beobachtet, daß es eine hitzige Kameradie unter Frauen gab, wenn es um technische Fragen der Schönheit ging. Er sah die beiden schon gleichsam als Schwestern. (John Updike: Die Tränen meines Vaters, S. 291)

[Namensgebung] Aurora war lebenslustiger als Gretchen, zufriedener in ihrem Körper. Vielleicht wegen ihres New-Age-Namens, den die jungen Eltern ihr vorzeitig, im ersten Ansturm der Macht und Freude, Leben zu zeugen, gegeben hatten. (John Updike: Die Tränen meines Vaters, S. 325)

[Desinteresse] Der Dermatologe war ein großgewachsener, intelligenter hellhaariger Mann, der den Eindruck machte, daß von allem, was es auf der Welt gab, eine Sache ihn am wenigsten interessierte: die menschliche Haut. (John Updike: Die Tränen meines Vaters, S. 307)

[Polizei] Der Polizist selbst, ein phlegmatischer, freundlicher Mann von Mitte vierzig - farblos, als ob Berufserfahrung alle seine natürlichen Töne und die Fähigkeit, überrascht zu sein, aus ihm herausgewaschen hätte - sprach kein Englisch. (John Updike: Die Tränen meines Vaters, S. 184)

[Rede] Jahrzehntelanges Lehren hatte ihn vielleicht zu glattzüngig gemacht. (John Updike: Die Tränen meines Vaters)

[Verkehr] Das County war nicht so entkräftet, daß es nicht eine Rushhour hätte. (John Updike: Die Tränen meines Vaters, S. 39)

[Einmal - immer] Seine Frau Carol war früher Krankenschwester gewesen; Notfälle beflügelten sie immer noch. (John Updike: Die Tränen meines Vaters)

[Mimik] ... die vom Blinzeln herrührenden Linien in ihrem Gesicht wurden tiefer und betonten den immer häufiger sich zeigenden Ausdruck einer ein wenig schwerhörigen Person, die den anderen vorwirft, nicht lauter zu sprechen. (John Updike: Die Tränen meines Vaters, S. 146)

[Kinder] Emily und Victoria, seine Nachkommen, seine Billets zu genetischem Fortbestehen... (John Updike: Die Tränen meines Vaters)

[Namensgebung] "Elizanne!" Es war ein Name wie kein anderer, der erste Buchstabe, lernten sie als Kinder, wurde so ausgesprochen wie das mysteriöse "et" am Ende von Chevrolet. Es zeugte von einer ehrgeizigen, eigenwilligen Mutter, eine Tochter mit einem derartigen Brandzeichen zu versehen, in einem so konservativen County. (John Updike: Die Tränen meines Vaters, S. 60)

[Sitten] ... auf diese hündische amerikanische Art freundlich sein... (John Updike: Die Tränen meines Vaters)

[Physiognomie] Zwischen fülligen Frauen von siebenundsechzig oder achtundsechzig besteht eine Familienähnlichkeit. (John Updike: Die Tränen meines Vaters, S. 59)

[Wetter] Der Himmel strahlte blau, die Sonne glühte. Kein Vogel riskierte einen Flug, er wäre geröstet vom Himmel gestürzt. (Urs Widmer: Herr Adamson)

[Lebensalter] ... als er noch kindlich nah am Teppich lebte. (John Updike: Die Tränen meines Vaters)

Die verzerrende Linse des Alters. (John Updike: Die Tränen meines Vaters)

[Orte] Florida (...), das Pensionärsheim der großen Demokratie. (John Updike: Die Tränen meines Vaters)

[Formen] Das Papier war nicht liniiert und die Schrift wurde so schief, daß eine Zeile auf der anderen huckepack ritt. (Isaac Bashevis Singer: Verloren in Amerika, S. 267)

[Mimik] Guck nicht immer wie 'ne Domina mit Latexallergie. (Katja Lange-Müller: Böse Schafe)

[Gestalten] Fräulein Sabina war klein und rundlich, mit hohem Busen, kurzem Hals, einer Hakennase, vollen Lippen und einem Paar brauner Augen, die die Fröhlichkeit jener widerspiegelten, die wenig zu hoffen haben. (Isaac Bashevis Singer: Verloren in Amerika, S. 152)

[Auf einmal] Jugendliche aus der Provinz - die gestern noch Jeschiwaschüler gewesen waren und noch nie in ihrem Leben eine Spur von Arbeit geleistet hatten und auch gar nicht dazu imstande waren - sprachen jetzt im Namen der Arbeiter und Bauern und verurteilten alle zum Tode, die nicht auf ihrer Seite der Barrikade standen. (Isaac Bashevis Singer: Verloren in Amerika, S. 61)

[Preise] ...ist, wie jeder Rennfahrer weiß, gutes Rad teuer. (Katja Lange-Müller: Böse Schafe, S. 46)

[Zeitung] Mein Vater sagte, die Zeitungen seien voll von Gotteslästerungen und Ketzereien. Er sagte, den Tag anzufangen, indem man die Zeitung las, sei ebenso als ob man zum Frühstück Gift nähme. (Isaac Bashevis Singer: Verloren in Amerika, S. 31)

[Selbstsicherheit] Einige der Passagiere hatten ihren Platz eingenommen mit dem Ausdruck der Selbstsicherheit derer, die immer dorthin gehören, wo sie gerade sind. (Isaac Bashevis Singer: Verloren in Amerika, S. 263)

[Muße] Nur hatte er eine Flasche Bordeaux zu entpropfen, dann und wann sein Glas zu füllen und dann und wann seine Pfeife von neuem in Brand zu setzen. Es gibt ärgere Störungen geistiger Tätigkeit und gemütlichen oder ungemütlichen schriftlichen Seelenergusses. (Wilhelm Raabe: Frau Salome)

[Lob] Wasser, unsere chemische Mutter. (John Updike: Die Tränen meines Vaters)

[Reisen] Selbst meine meist zu Haus bleibende Mutter, keine Reisende, aber eine Leserin, hatte eine Beziehung zum Bahnhof... (John Updike: Die Tränen meines Vaters)

[Auffällig] Ich schmeichle mir, so gelebt zu haben, daß neunundneunzig Prozent meiner Mitgeborenen nicht imstande sind, mein Leben zu übersehen. (Wilhelm Raabe: Frau Salome)

[Bestandsaufnahme] "Wir sind das langweilig-verrückteste Volk auf Erden, und wir haben alle Aussicht, es noch längere Zeit zu bleiben. Was hilft's dem einzelnen, zu wissen, wie klug andere Leute schon vor hundert Jahren gewesen sind?" (Wilhelm Raabe: Frau Salome)

[Genuss] Man weiß südwärts der Polargrenze des Weines, das heißt des 'trinkbaren' Weines, keineswegs viel von den Ländern und Menschen zwischen dem Harz und der Deutschen See. (Wilhelm Raabe: Frau Salome)

[Bequem] Sie hatte es für ihren Charakter vielleicht zu bequem mit dem Friedhof da vor ihrer Tür. Zwei Männer hat sie zu Tode geärgert, und zwar nur, weil sie sie nur über den Zaun zu schieben brauchte, um das Haus rein und ruhig zu machen." (Wilhelm Raabe: Frau Salome)

[Religion] Der Glanz in seinen Augen war vermutlich eher auf Kokaingenuß als auf religiöse Inbrunst zurückzuführen, aber machte das einen Unterschied?, fragte sich Jed. (Michel Houellebecq: Karte und Gebiet, S. 71)

[Homo] Nein, sie erhält keine Herrenbesuche. Männer lassen sie kalt. Frauen dagegen nicht unbedingt. (Georges Simenon: Maigret läßt sich Zeit, S. 66)

[Talent] "Was ist Talent für Lebensbehagen?" murmelte in dem Augenblick der Justizrat Scholten. "Nichts als die Gabe, aus dem Qualm etwas zu machen, der von dem Feuer der Leidenschaften in der Luft wirbelt!" (Wilhelm Raabe: Frau Salome)

[Gunst] "Irenes Intimitätsbewilligungen" (John Updike: Frei)

[Unbehaust] "Wie befinden sich Euer Gnaden?" "Durch den fortwährenden Verkehr mit der Welt durchaus nicht verwöhnt." (Wilhelm Raabe: Frau Salome)

[Örtlichkeiten] Das Hotel besaß keinen Fahrstuhl, was die Übellaunigkeit des Dieners erklärte. Das Nachtpersonal zweit- und drittklassiger Hotels setzt sich häufig aus den weniger glanzvollen Exemplaren der Menschheit zusammen, mit denen sich unschwer ein Gaunerviertel bevölkern ließ. (Georges Simenon: Maigret läßt sich Zeit)

[Zwecke] Das Dorf war in seiner für touristische Zwecke ländlichen Vollkommenheit erstarrt... (Michel Houellebecq: Karte und Gebiet, S. 349)

[Orte] Die erotische, pastellfarbene Stille der Miederwarenetage erweckte ein Tabugefühl in ihm, er sehnte sich danach, sich irgendwo niederzulegen. (Ian McEwan: Zwischen den Laken. Erzählungen, S. 136)

[Trinken] ... kippte seinen Kaffee auf einem Zug. Sie leerte ihren in achtsam schmollenden Schlückchen. (Ian McEwan: Zwischen den Laken. Erzählungen, S. 130)

[Nutzlos] Was wir Juden tun müssen - statt Hitler zu verfluchen, was genau so viel nützt wie einer Leiche ein Klistier zu geben, ist, ... (Isaac Bashevis Singer: Verloren in Amerika)

[Ein Mann] Ein Mann, dem drei Ehen um die Augen eingraviert waren, dessen Mundwinkel von lebenslangem Telefonieren schlaff herunterhing. (Ian McEwan: Zwischen den Laken. Erzählungen, S. 120)

[Orte] ... riesiges Cafe grenzenloser großstädtischer Traurigkeit. (Ian McEwan: Zwischen den Laken. Erzählungen, S. 85)

[Möbel] Sally Klees Schreibtisch ist unprätentiös, ein Standardbüromöbel der Art, wie es bei mittleren Verwaltungsbeamten von Krankenhäusern und Zoos in Gebrauch steht, sein Hauptbestandteil ist Sperrholz. Das Design ist die personifizierte Schlichtheit. (Ian McEwan: Zwischen den Laken. Erzählungen, S. 55)

[Vorsicht] Ich bin nicht einer, wie Sie möglicherweise gemerkt haben, der Konfrontationen sucht. Stellen Sie sich mich vielmehr als jemand vor, der die Dotter aus Eiern saugt, ohne die Schalen zu beschädigen. (Ian McEwan: Zwischen den Laken. Erzählungen, S. 48)

[Paradox] "Der Ärger mit dir", sagte Lucy, "ist, daß du dich vor dem fürchtest, was dir gefällt." (Ian McEwan: Zwischen den Laken. Erzählungen, S. 25)

[Masochismus] Sie wollte sich ihren Schmerz nicht verringern lassen, die Märtyererseligkeit, die jeder Leidende empfindet, nicht aufgeben. (Stefan Zweig: Praterfrühling. Erzählungen, S. 219)

[Einsam] Sein Gebrechen hatte ihn längst daran gewöhnt, einsam zu sein, und in der Einsamkeit war er ein verschlossener Philosoph geworden, der das Leben mit der Gleichgültigkeit des Verzichtenden empfand. (Stefan Zweig: Praterfrühling. Erzählungen)

[Liebe] Die Gewalt einer Liebe wird immer falsch bemessen, wenn man sie nur nach ihrem Anlaß wertet und nicht nach der Spannung, die ihr vorausgeht, jenem hohlen, dunkeln Raum von Enttäuschung und Einsamkeit, die vor allen großen Ereignissen des Herzens liegt. (Stefan Zweig: Praterfrühling. Erzählungen, S. 21)

[Katalysator] ... ein versteifter und schweigsamer Junggeselle, dem sich erst beim dritten Schoppen die Zunge zu lösen pflegte. (Theodor Fontane: L' Adultera)

[Ausstrahlung] ... der dicke satte Brodem des Reichtums. (Stefan Zweig: Praterfrühling. Erzählungen, S. 226)

[Orte] Überdies hätte er Alice schon ganz gerne durch den Zoo geführt; es war ein Ort, wo selbst dem linkischsten Elternteil nichts danebengehen konnte. (Julian Barnes: Als sie mich noch nicht kannte, S. 157)

[Dank] Undankbar wäre es, wollte ich den Menschen vergessen, der mich zwei der schwierigsten Dinge des Lebens gelehrt hat: einmal, aus völliger innerer Freiheit heraus sich der stärksten Macht der Welt, der Macht des Geldes nicht unterzuordnen, und dann, unter seinen Mitmenschen zu leben, ohne sich auch nur einen einzigen Feind zu schaffen. (Stefan Zweig: Praterfrühling. Erzählungen, S. 313)

[Unbehagen] In den alten Geschichten, da wuchsen die Menschen auf, kämpften, bekamen Nackenschläge und erwarben schließlich eine Reife, das Gefühl, sich in der Welt behaglich zu fühlen. Graham hatte sich diese Reife nach vierzig Jahren ohne sonderlich viele Kämpfe in wenigen Monaten erworben und unwiderruflich begriffen, daß unheilbares Unbehagen der natürliche Zustand war. (Julian Barnes: Als sie mich noch nicht kannte, S. 231)

[Bereiche] An der Börse galt er bedingungslos, in der Gesellschaft nur bedingungsweise. (Theodor Fontane: L' Adultera)

[Sprache] Nach dem Essen, bei dem in der Hauptsache Dossiers ausgetauscht worden waren, beugte sich Graham zu ihr und vergaß vor lauter Nervosität, seine beiden Sätze zu interpunktieren. (Julian Barnes: Als sie mich noch nicht kannte, S. 21)

[Politik] Die Nachrichten fand sie uninteressant, weil sie zwangsläufig unbeeinflußbar waren. Politik langweilte sie, abgesehen von dem kurzen Nervenkitzel bei der Haushaltsdebatte und dem sich etwas länger hinziehenden Nervenkitzel während der Parlamentswahlen. Sie konnte gerade noch die wichtigsten Kabinettsmitglieder namentlich aufzählen; nur war sie normalerweise ein Kabinett im Rückstand. (Julian Barnes: Als sie mich noch nicht kannte, S. 14)

[Beziehungen] "Das Leben mit dir ist wie eine Schachpartie gegen jemand, der mit zwei Reihen von Springern spielt." (Julian Barnes: Als sie mich noch nicht kannte, S. 17)

[Zeugen] Alle regten ihn auf: unfruchtbare Seelen, morscher Zunder, seinem eigenen Ich gleich, das einem Nachdenken nicht standhielt. Doch es ist alles Dämonengelichter, dachte er, und auf seine alte Manier rief er sie alle, einen um den andern, vor dem Gerichtshof seiner Seele als Zeugen auf. (Muriel Spark: Die Junggesellen)

[Gehen] Gehen meint auch nicht die verbreitete Form des gemeinsamen Ausgangs eheerprobter Paare, für die die ungeschriebene Anstandregel gilt: Er links vorneweg, sie schräg hinterher." (Karlheinz Geißler: Zeit - verweile doch. Lebensformen gegen die Hast, S. 255)

[Mutter] "Meine alte Ma ist eine Despotin - der reinste Mühlstein in meinem Dasein!" (Muriel Spark: Die Junggesellen, S. 127)

[Erklärung] "Ich bin ein aufrichtiger Mensch", erklärte Walter, "wenn ich mich über die paar wenigen Themen äußere, die meine Aufrichtigkeit verdienen." (Muriel Spark: Die Junggesellen, S. 83)

[Mimik] ... sie behielt dieses Lächeln angeschaltet und hatte die Brauen hoch in die Stirn gezogen. (Helen Garner: Das Zimmer, S. 53)

[Mimik] Sein Gesicht, das zeigte, daß er auf seinem Selbstwertgefühl nur so dahinsegelte, wirkte eigentümlich entwaffnend. (Helen Garner: Das Zimmer, S. 34)

[Beim Essen] Wir begannen zu essen. Leo versank in das typische Schweigen des Seelenklempners, während er sein Essen in sich hineinschaufelte. Sein schwarz-weißer Terrier kauerte sich neben seinen Stuhl und schaute in hilfloser Liebe zu ihm auf. (Helen Garner: Das Zimmer)

[Tier] Bienen gehören, obwohl sie stechen können, neben Marienkäfern und Schmetterlingen zu den sympathischsten Insekten. Sie lieben Blumen, mögen Süßes, und wenn sie sich etwas sagen wollen, das haben sie Honigkäufern voraus, fangen sie an zu tanzen. (David Wagner: Vier Äpfel, S. 26)

[Essen] Ein Tiefkühlpizza ist, wie liebevoll ihr Karton auch aufgerissen, wie vorsichtig die Aromaschutzfolie auch entfernt und auf welcher Stufe der vorgebackene Rohling auch in den Ofen geschoeben wird, ich kann mir nicht helfen, ein tieftrauriges Produkt. (David Wagner: Vier Äpfel, S. 14)

[Forderung] "Er hat soziale Rosinen im Kopf!" - sagte der alte Doktor Kiniower. - "Und um wieviel wichtiger wäre ein Heilmittel gegen Krebs! Ich fürchte, ich hab selber einen, hinten, in der Niere. Wenn mein Sohn schon Medizin studiert, sollte er an seinen alten Vater denken, nicht an die Erlösung der Welt. Genug der Erlöser! (Joseph Roth: Die Kapuzinergruft, S. 151)

[Typen] Er sah aus wie einer jener Männer, die man heutzutage gutrassig nennt. Man versteht darunter eine Mischung von internationalem Tennismeister und lanschaftlich zu fixierendem Rittergutsbesitzer, mit einem leichten Einschlag von Ozean und Reederei. (Joseph Roth: Die Kapuzinergruft, S. 146)

[Mimik] Ihr Haar war elastisch wie ein Topfkratzer, und ihr Gesicht wurde von einem halben Lächeln grimmiger Ironie aufgehellt. (David Wagner: Vier Äpfel, S. 67)

[Fantasie] ... seien bedeckte Körper der Ursprung aller Imagination. (David Wagner: Vier Äpfel, S. 140)

[Wetter] Der Frühling nahte, der Wiener Frühling, dem keines der weinerlichen Chansons jemals etwas anhaben konnte. (Joseph Roth: Die Kapuzinergruft, S. 144)

[Bekleidung] Mein Schwiegervater im Schlußrock, mit Handschuhen eher bewaffnet als ausgestattet... (Joseph Roth: Die Kapuzinergruft)

[Maßlos] Ich esse grundsätzlich zu viel. Es ist sozusagen der Versuch von Sinngebung im Sinnlosen. (Robert Menasse: Ich kann jeder sagen, S. 134)

[Yuppie] Einer dieser schlaksigen Jünglinge in dunkelgrauen Anzügen und pomadisierten Haar, die zur Zeit der Wende im Kindergarten gespielt hatten und nun so taten, als hätten sie den Kapitalismus erfunden. (Robert Menasse: Ich kann jeder sagen, S. 131)

[Furcht] Du hast dich im Nötigsten verkrochen, weil du Angst hast vor dem Möglichen. (Ralf Rothmann: Feuer brennt nicht, S. 263)

[Umdisponiert] Der Krieg kam meinem zukünftigen Schwiegervater durchaus gelegen. Er war bereits zu alt, um noch einrücken zu müssen, und jung genug, um aus einem seriösen Hutfabrikanten ein hurtiger Hersteller jener Soldatenkappen zu werden, die so viel mehr einbringen und so viel weniger kosten als die Zylinder. (Joseph Roth: Die Kapuzinergruft, S. 65)

[Feststellung] Eigentlich sonderbar, daß in Supermärkten so selten jemand durchdreht. (David Wagner: Vier Äpfel)

[Ruhige Kugel] Was sie alle nicht wissen konnten, war, daß ich mich bewußt um einen Dienstposten im Falschgelddezernat beworben hatte, weil ich einen Arbeitsplatz wollte, der mich möglichst nicht mehr behelligte. (Robert Menasse: Ich kann jeder sagen, S. 162)

[Studium] ... mit einer halbvollendeten philosophischen Doktorarbeit im fünfzehnten bis zwanzigsten Semester, ein Veteran des Übergangs von der Theorie zur Praxis... (Robert Menasse: Ich kann jeder sagen, S. 160)

[Formgeberin] "Die römische Kirche" - so pflegte er zu sagen - "ist in dieser morschen Welt noch die einzige Formgeberin, Formerhalterin. Ja, man kann sagen, Formspenderin. Indem sie das Traditionelle des sogenannten 'Althergebrachten" in der Dogmatik eingesperrt, wie in einem eisigen Palast, gewinnt und verleiht sie ihren Kindern die Freiheit, ringsum, außerhalb dieses Eispalastes, der einem weiten, geräumigen Vorhof hat, das Lässige zu treiben. (Joseph Roth: Die Kapuzinergruft, S. 36)

[Jugend] Dann wurden wir älter. Also jung. Man ist jung, solange man versucht, sich älter zu machen. (Robert Menasse: Ich kann jeder sagen, S. 123)

[Relationen] Wir saßen in einem Cafe in der Nähe von Les Halles, ich war auf eine belanglose Weise depressiv und eben deshalb glücklich, weil Michel wieder einmal das Talent bewies, so viele objektive Gründe für Depressionen aufzuzählen, daß folglich jeder als unglücklich gelten mußte, der nicht depressiv war. (Robert Menasse: Ich kann jeder sagen, S. 92)

[Konsum] Einmal habe ich geträumt, ich fände auf meinem Anrufbeantworter diese Nachricht vor: Tut uns leid, Sie haben zu wenig gekauft, Sie dürfen nicht mehr mitmachen, Sie sind raus. (David Wagner: Vier Äpfel, S. 90)

[Etwas fehlt] Ich sah Debbie an. Es gibt wenig, daß abstoßender ist als der Schmerz im Gesicht eines Menschen, für den man kein Mitgefühl mehr aufbringt. (Robert Menasse: Ich kann jeder sagen, S. 92)

[Spalter] Rainhard Pitsch war damals in der linken Szene von Wien berühmt. Berüchtigt. Von vielen belächelt. Er war Trotzkist. Man sagte, daß er imstande war, eine trotzkistische Gruppe, einen trotzkistischen Zirkel so oft zu spalten, bis nur noch ein Genosse übrig blieb, und den machte er am Ende noch schizophren. (Robert Menasse: Ich kann jeder sagen, S. 62)

[Aufgabe] Ich, an den schließlich die Aufgabe delegiert war, den sozialen Aufstieg der Familie zu schaffen. (Robert Menasse: Ich kann jeder sagen, S. 10)

[Einschätzung] soziale Null. (Verena Rossbacher: Verlangen nach Drachen, S. 98)

[Nicht gut] Schau doch in den Spiegel. Sieht so jemand aus, dem es gut geht? (Verena Rossbacher: Verlangen nach Drachen, S. 40)

[Unsicher] Lebensmorast, man geht ins Leben und tritt nie auf sichere Grund. (Robert Menasse: Ich kann jeder sagen, S. 92)

[Verachtung] Verachtung für all die, in deren Leben immer alles so glatt, problemlos und harmonisch ablief, daß ihnen stets die richtige Antwort, aber nie eine Frage einfiel. (Robert Menasse: Ich kann jeder sagen, S. 17)

[Kindheit] Ich war ein sehr schüchternes Kind, so brav, daß man, wenn ich spielte, im Wohnzimmer das Ticken der Standuhr hören konnte. (Robert Menasse: Beginnen)

[Beleidigungen] "Wenn du's verbockst, gerb ich mir aus deinem Skrotum einen Tabakbeutel, verstanden?" (Verena Rossbacher: Verlangen nach Drachen)

[Politik] Verachtung gegen die Trottel, die Tölpel, die Pallawatsche, alle jene, die den Staat verwalteten und die er "Knödelhirne" zu nennen liebte... (Joseph Roth: Die Kapuzinergruft, S. 28)

[Verirrung] In dem Kreis, in dem ich verkehrte, galt die Liebe als eine Verirrung, ein Verlöbnis war so etwas wie eine Apoplexie und eine Ehe ein Siechtum. Wir waren jung. An eine Heirat dachte man zwar als eine unausbleibliche Folge des Lebens, aber ähnlich, wie man an eine Sklerose denkt, die wahrscheinlich in zwanzig oder dreißig Jahren notwendig eintreten muß. (Joseph Roth: Die Kapuzinergruft, S. 19)

[Frühling] ... am Bahnhof Zoo. Hinter den Gittern auf der anderen Seite des Parkplatzes hörte man immerzu das Hufgetrappel und Schreien und Kreischen der Tiere, denen der Frühling ins Gedächtnis rief, wo um Gottes willen sie waren... (Ralf Rothmann: Feuer brennt nicht, S. 152)

[Outfit] Es gibt erstaunlich viele Friseursalons und Kosmetik- oder Nagelstudios in Friedrichshagen, und aufgrund der Konkurrenz sind die Preise für einen Haarschnitt so, daß man sich unbescheiden vorkäme, dafür noch Qualität zu erwarten. Alles geht rapp-zapp, und auch wenn man beim Verlassen des Ladens ganz passabel aussieht - spätestens nach der ersten Wäsche fällt die Frisur wieder in sich zusammen und erinnert verdächtig an FDJ. (Ralf Rothmann: Feuer brennt nicht, S. 135)

[Wes Herz voll...] ... da er, wie alle Liebenden, stark dazu neigte, seine amouröse Verzückung mit der Umwelt zu teilen... (P.G. Wodehouse: Monty im Glück)

[Richtungen] zunehmende Neigungsebene seiner Existenz. (Ralf Rothmann: Feuer brennt nicht)

[Schild] eine Akademie - die Bügelfalte einer Kultur. (Ralf Rothmann: Feuer brennt nicht)

[Meriten] Er verdankt ihm einiges, trotz aller Vorbehalte: den Mut zu eigenen Sprache etwa und daß er einen Satz zu bauen vermag, der nicht schon beim ersten Stirnrunzeln zerfällt. (Ralf Rothmann: Feuer brennt nicht, S. 151)

[Glaubhaft] ... gerät er immer wieder in eine Bedenklichkeit, die er bei einer Romanfigur enttäuschend kleinlich finden würde ... (Ralf Rothmann: Feuer brennt nicht, S. 82)

[Versprechen] "Wenn es sich um dich handelt, würde ich Wasser aus der Hölle holen." (Honore de Balzac: Die Entmündigung)

[Musik] Er legt Musik auf, eine CD von John Cale. Die humane Spannkraft dieser Stimme hilft ihm seit jeher über die eigene Herzensenge hinweg. (Ralf Rothmann: Feuer brennt nicht, S. 64)

[Mechanismen] Ekkehard Nölten verlor vollends die Kontrolle über sich selbst. Alles war in einem Moment zuviel geworden, und die Filter der Zivilisation griffen nicht länger. (Helmut Krausser: Einsamkeit und Sex und Mitleid, S. 63)

[Unterschiede] Erwähnenswert dürfte sein, daß es sich bei den obengenannten Polarforschern ausnahmslos um glücklose Amateure handelt. Nicht zufällig waren sie ausschließlich Briten. Amerikaner bewundern den Erfolg. Engländer bewundern das heroische Scheitern. (Anne Fadiman: Ex libris. Bekenntnisse einer Bibliomanin, S. 42)

[Physis] ... Körper von Katherine Hepurn (von dem ich weiß, daß er ihn sehr schätzt), den Spencer Tracy in dem Film 'Pat and Mike' folgendermaßen charakterisiert: "Nicht viel dran an ihr, aber was dran ist, ist 'erstklassig'." (Anne Fadiman: Ex libris. Bekenntnisse einer Bibliomanin, S. 40)

[Sprechweisen] Er war weit über fünfzig und sprach mit einer in jenen Kreisen geläufigen Art mit mir. Er ereiferte sich eigentlich gegen nichts. Es gehörte zu den Menschen, die das, was sie ablehnen, nie auszusprechen brauchen, bei denen man es aber sogleich herausfindet. (Oskar Maria Graf: Wir sind Gefangene, S. 333)

[Schranken] Ich sah ihn mit jener versteckten Abneigung an, die ein Arbeiter immer hat, wenn ihn einer ausfragt, der von solchen Dingen nichts versteht. (Oskar Maria Graf: Wir sind Gefangene, S. 308)

[Alkohol] Um sich eine gelenkige Zunge zu erhalten, hatte Schorsch vorher Schnaps getrunken. (Oskar Maria Graf: Wir sind Gefangene, S. 239)

[Mimik] Ich rannte zum Arzt. Er war ein viereckiger, mürrischer Kauz, dem man die Hämorrhoiden vom Gesicht herunterlesen konnte. (Oskar Maria Graf: Wir sind Gefangene, S. 229)

[Alter] Mir sind nicht nur meine unmittelbaren Angehörigen, Berufsgefährten und Altersgenossen weggestorben, sondern auch meine Gegner. Würde ich nach Budapest zurückgehen, fände ich keinen mehr, mit dem ich hadern könnte. (Sandor Marai: Tagebücher 1984-1989, S. 144)

[Verkalkung] Manchmal höre ich im Radio, daß eine Sportsendung läuft. Der Sprecher geifert, wer wieviel sprang oder traf. Und das hören sich Millionen an. Völlige Verkalkung einer Zivilisation in den Sportprogrammen. (Sandor Marai: Tagebücher 1984-1989, S. 75)

[Wortperlen] Vollblutpflanzenfresser. (= Vegetarier) [Oskar Maria Graf: Wir sind Gefangene]

[Religion] Indira Gandhi, die Ministerpräsidenin Indiens, wurde von zwei Leibwächtern erschossen. Indien ist ein religiöses Land. Die Kühle sind heilig, nur auf Ministerpräsidenten darf man schießen. (Sandor Marai: Tagebücher 1984-1989, S. 48)

[Wahrnehmnung] Es ist eine meiner Besonderheiten, daß gewisse Wirklichkeiten mir als 'wahr' nur erscheinen, wenn die Phantasie sie vergrößert. (Julien Green: Der andere Schlaf, S. 93)

[Sommer] Die ersten Tage des Sommers waren nicht mehr fern; gegen Abend packten mich Anfälle von Schwermut, wenn ich den Himmel hinter den Knospen der Bäume sich röten sah; ich empfand die Süße der Luft und jenes Zarte, Sehnsüchtige, das der Frühling mit sich bringt. (Julien Green: Der andere Schlaf, S. 78)

[Charaktere] Meine Mutter (...) war gut, wie andere schön sind, in einer schneidenden und aggressiven Weise. Die Nachricht eines auch nur winzigen Mißgeschicks entlockte ihr Seufzer, welche einer Morderzählung alle Ehre gemacht hätten. An jeden beliebigen verschwendete sie ihre Tränen, vorausgesetzt, er hatte von großen Problemen zu berichten. (Julien Green: Der andere Schlaf, S. 18)

[Männer] ... wäre der Verfasser zum Beispiel Präsidentin einer internationalen Frauenliga (...) - er ließe in den Parlamenten einen Gesetzentwurf einbringen, der den Mannsbildern das Meditieren verböte: denn allzu leicht können die Kerle dabei auf eine Art Archimedischen Punkt gelangen, wo man ihnen nicht mehr beizukommen vermag, alias, sie nicht mehr einseifen kann. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Konstant] Man sieht hier, wie der junge Mensch von einer der härtesten Tatsachen des Lebens noch gar nicht durchdrungen zu werden vermag: von der absoluten Konstanz der Charaktere. Unter den Erwachsenen zeigen nur die Pädagogen diesen infantilen Zug, der sie an die Möglichkeiten von Erziehung durch andere glauben macht. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Glück] Der junge Mann hier, verborgen und allein, nach Kräften an seiner Ausbildung arbeitend, der wahrscheinlich nichts im Wege mehr zu stehen schien, bewohnte eine jener Gipfelzellen im Wabenbau des Lebens, deren Glück nicht laut und allgemein gepriesen zu werden pflegt, weil es sehr wenige nur erfahren durften. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Verkennung] ... dämonische Kraft ordinärer Aufdringlichkeit, Zudringlichkeit und schließlich sogar Eindringlichkeit beruht ja geradezu darauf, daß sie in bezug auf den Raum dort drüben, in welchen sie sich hineinflegelt, vollkommen unwissend ist; indem sie ihn nämlich ihrem eigenen ohne weiteres für gleich beschaffen hält. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Tun] Ich tat nichts, es sei denn, man ließe das Erlernen des Glücklich-Seins als Tätigkeit gelten. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Mimik] ... trug ein merkwürdig unerlöstes Hundegesicht zur Schau. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Licht] Sie blinzelte wie eine Ratte, die sich hat einfallen lassen, über den Rand des Kellerlochs in die Sonne zu lugen. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Prisma] Es gibt Augenblicke, wo selbst über wirklich Mechantes das Himmelslicht eines Charmes fällt. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Wortperlen] Adoptiert-Werden vom Geiste. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Zielerreichung] Nach zwei weiteren Stunden erfolgte ein Knüppelschlag auf den Kopf, den sämtliche schlaflose Nächte der letzten Zeit, die sich hier zum Protest versammelt zu haben schienen, gleichzeitig und mit Wucht führten. Vielleicht ahnte ihm in der Tiefe des Gemütes, daß keiner anders als durch das Tor des Schlafes ganz in sein Ithaka kommt. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Befindlichkeiten] ... ging ihm auch hier (...) noch recht elend: Kopf in die Kissen gewühlt, wacklig, knieweich, Herzdruck (dabei war der Kerl ganz gesund), kurz, jene ganzen Vergiftungs-Erscheinungen, von denen die Wirte und die Weiber zu leben wissen. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Akustik] ... den fettigen und im Grunde eigentlich rohen Ton, in welchem der Mann in seiner wirksam glatt überrennenden Art unaufhörlich in's Telephon geredet hatte, wollte Stangeler jetzt in sein Gehör zurückrufen. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Funktion] Ich erkannte, daß jeder wirklich anständige Mensch eine Art Edelstein im Gehäuse seiner Person trägt: und das sind die Rubine, auf welchen des praktischen Lebens Uhrwerk ruht, das seinen Gang nicht behalten kann, wenn diese unentbehrlichen Widerlager ausfallen. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Einwecken] Das Einsieden ist eine Zwangshandlung der Hausfrauen, welche nie unterbleibt, obwohl man ja meistens Marmeladen ißt, die vier bis fünf Jahre alt sind. (...) Eine Reihe von Gläsern stand mit den Glasdeckeln samt Gummiringen verschlossen und schon etikettiert auf dem Küchentisch (durch diese Etiketten wird die Zwangshandlung der Hausfrauen als solche nachweisbar, denn sie tragen immer eine Jahreszahl). (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Weise] "Scheint fast", sagte der Direktor, "als gründe alle Urteilsfähigkeit nur im Nehmen der richtigen Distanz zu jeder Sache"... (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Männer] "Ja, der Rene ist brav. Auch brav verlobt. Wird vielleicht vertrotteln. Die Grete wird haben wollen, daß er Karriere macht. Weiber vergiften alles, selbst das reinste Streben. Das allerwiderlichste überhaupt ist mir jedoch, wenn eine Frau ihren Mann 'macht'. Wer sich 'machen' läßt, der gehört freilich auf den Mist. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Pessimistisch] Kein Mensch von einigem Adel kann die Beziehungen zwischen den Geschlechtern optimistisch betrachten, auch die eigenen, und seien sie die glücklichsten, nicht. Aus einem Kreuz, an das wir geschlagen sind, eine Couch zu zimmern, ist das Geschäft der Plattköpfe. Für solche ist das Geschlechtsleben freilich eine Art gehobener Konditorei, Pathétrisie statt Patisserie." (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Normen] ... liegt Quapp als Frau außerhalb ihrer Möglichkeiten. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Wortperlen] "verstandibus?"; "moralisch emporranken"; "Gedankenhopser"; "Haar der Erde" (= Bäume) [Heimito von Doderer: Die Dämonen]

[Richtung] ... vage Ziele verfolgend, wie etwa Jan, der fällt wirklich von Stufe zu Stufe, so wie das Wasser in Kaskaden fällt: die fallende Tendenz, welche dem Leben ja überhaupt eignet, stellt sich dann in solcher Weise rapide dar. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Auftreten] Er gehörte zu jenen Leuten, die stets laut auftreten, wenn sie doppelten Boden unter den Füßen haben, also beim Lügen, während die Wahrheit von solchen Menschen stets mit höchster Dezenz vorgebracht wird, wahrscheinlich ihrer relativen Seltenheit und Ungewohnheit wegen. Sie erregt da geradezu Scheu beim Sprecher. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Verselbständigung] ...zeigte sich doch, daß eine behelfsmäßig angenommene Attitüde, eine Pose, wie jene des altruistischen Interesses bei Orkay, unversehens gerade in die Haltung übergehen kann, welche hat dargestellt werden sollen! (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Kommunikation] Jedes wirkliche Gespräch bricht Tore in's Hier und Jetzt, in's So und So, ein Vorgang, der zur größten Unhöflichkeit, ja, Lieblosigkeit ausartet, gegenüber jedem, der nun einmal entschlosssen ist, alles andere eher zu tun als durch ein solches Tor zu gehen. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Eng] ... hatte ich es Frau Friederike die ganze Zeit hindurch gleichsam an der Nasenspitze angesehen, daß sie aus Kreisen stammte, in welchen das Weitergeben von blinden Flecken im inneren und das stellenweise Vermauern des Horizonts im äußeren Leben für eine der vornehmsten Leistungen traditionsreicher Erziehung gehalten wird. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Lebensalter] ... wie das Egozentrische der Jugend - wenn nur die Mechanik des Geistes dabei so halbwegs normal ist - über sich selbsr hinauszielt. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Weiterkommen] ... das gesunde und allezeit erektionsfähige Organ für den Profit. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Klischees] Nach der Ansicht gewisser Kreise und sogar hochgestellter Persönlichkeiten allerdings darf ja ein Ungar statt eines Hirns nur einen Knödel aus Paprika- Speck im Kopf tragen... (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Talk] ... der kühle und förmliche Ton, in welchem er antwortete, war doch ebenso erlernt und erborgt (aus der Maskenverleih-Anstalt für korrektes Benehmen). (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Medioker] ... gab es auch hier beiläufige Burschen und Mädchen ohne den Tiefsinn der Jugend, Mitläufer, bereits jetzt an der eigenen Oberfläche schwimmend wie die toten Fische. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Von Zeit zu Zeit] An uns allen öffnet sich mitunter ganz plötzlich ein Plaudermund, als bräche eine Wunde auf, und blutete nun, nach langer Verharschung und Verhärtung des Schweigens. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Abwesenheit] An dieser Stelle des Gespräches löste sich in Rene ein Boot der Erinnerung vom Stege der Gegenwart: und auf solchem Nachen entglitt er für Sekunden, und weiter hinaus... (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Talk II] Des Prinzen Rede eroberte mühelos ihren Wortbereich. Mucki war dem Intellekt gegenüber fügsam, er schluckte ihn, mit dem er nichts anzufangen wußte, wie ein braves Kind die Medizin; vielleicht spielte er bei dem Prinzen überhaupt die Rolle eines allerdings sehr unergiebigen Miniatur-Eckermann. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Talk] Das Gespräch flachte für wenige Minuten ab (...) und glitt in's Gesellschaftliche (Euphemismus für Tratsch). (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Fotos] Stangeler hatte wiederum begonnen, Photographien anzusehen und wegzulegen. Er unterlag dabei einer ähnlichen Katatonie wie die 'Leser' sogenannter 'Illustrierter'. Der Mensch wird zur Röhre, die Bilder rinnen durch: ein Bilderdarm. (...)

[Vorbild] Der Gymnasiast Zwicklitzer, weniger schüchtern als sein Kollege Geiduschek (...) äußerte nachdenklich und mit schöner, abgerundeter Beiläufigkeit, daß er seit einiger Zeit, wenn ihm was schwer falle, im Griechischen und in der Mathematik, sich daran gewöhnt habe, an Frau Mary zu denken. "Das Vorbild der Intelligenz ermuntert zur eigenen." (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Typen] Der Doktor Krautwurst war eine glattrasierte, bebrillte, kluge, ausführliche Katastrophe bei größestem Behagen seinerseits. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Etikettierungen] Der Schaden, den ein Freund uns bringt, ist manchmal fast so groß wie der Nutzen, den ein Feind uns bringt; aber das unmündige Volk der Gefühle, der Sympathien und Antipathien, hat indessen, überall herumtollend, die Namensschildchen an den richtig zugewiesenen Örtern vertauscht. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Erfreut] "Kurz und gut: ich möchte nichts ändern, auch später nicht, nach dem Antreten der Erbschaft. Das Verbleiben des Personals ist übrigens sogar im Testament verankert. (...) Mörbischer nickte. In seinem alten, glatten Lakaiengesicht ging allmählich eine sehr freundliche Beleuchtung auf. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Technik] Vater Zdarsa gehörte zu jenen, die sich schon motorisiert hatten. Die Beobachtungen des dänischen Dichters Johannes V. Jensen, nach welchem für den Fortschritt und sein technisches Spielzeug immer der tiefstehendste Intellekt am anfälligsten ist, hätten hier einen Beleg mehr finden können. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Eifersucht] Sie fühlte sich tiefer durchwachsen, ja bis in die seelischen Weichteile: von der Pfahlwurzel der Eifersucht. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Treffer] "Es ist bemerkenswert, in welcher geschickten Weise Stangeler zur Befestigung meiner und damit auch seiner Stellung bei der Allianz beiträgt." "Ja", sagte ich, "eine sehende Henne hätte hier das Korn nicht sicherer finden können." (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Ehe] Seine Gattin, Käthe hat sie geheißen, war eben durchaus eine Gattin, aber im besten Sinn: man vermute da nichts Reizloses. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Orte] ... Terrain unbedingten Sträubens in ihm. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Vergleich] Ich erwachte am nächsten Morgen wie innerlich auseinander gekoppelt... (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Tünche] ... bemeisterte sie ihre Verdutztheit über das Erscheinen von Kajetans Schwiegervater hinter einer so dick aufgetragenen Freundlichkeit, daß es mich senkrecht ordinär anmutete. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Physiognomie] ... war auch Fräulein Wiesinger, die Pianistin, erschienen, kurzsichtig und stupsnäsig; man hatte sie kaum bemerkt, trotz ihrer Länge: an Schultern schmal und eng, unten breit, im ganzen von eines Heuschobers Gestalt, auf dessen Stange oben Kinder einen aufgelesenen unreifen Apfel gespießt haben. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Outfit] ... unbekanntes Frauenzimmer, deren Haar ein Gelb zeigte, das als natürliches Produkt unmöglich mehr hingenommen werden konnte. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Männer] Er war in zu genauer Kenntnis vom Wesen seiner Frau und (...) leietete Titi lieber am langen Zügel seines Bankkontos. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Fundus] ... in den Vorräten meines Vorstellungslebens (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Anzeichen] Der intakte Duft einer heileren Welt... (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Alkohol] ... in eine Ecke des nächsten Zimmers, wo auf einem kleinen Tisch, umgeben von einigen Gläschen im Miniatur-Format, die einzige Cognacflasche des Hauses ein stilles Dasein führte. Man sah es ihr förmlich an, daß sie im Hausgebrauch der Familie Siebenschein höchstens alle zwei oder drei Jahre einmal in Verwendung kam, etwa wenn jemand Übelkeiten hatte. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Leere] ... der in ihr jetzt zurückbleibende Hohlraum der Enttäuschung. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Bewußtsein] "die Aufmerksamkeit in Anschlag halten" (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Mimik] ... endloser Tratsch, Geschwätz von alleräußerster Überflüssigkeit, Freundlichkeit vom allergeringsten Echtheitsgrade - so daß ein Lächeln nur mehr als Feixen auf dem Gesichte und auch als solches sozusagen bloß in der obersten Epidermis stand. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Twilight] Sie lebte, wie Stangeler, in Stücke zerrissen, auch sie bewechselte ständig jenes Niemandsland, wo der jeweils erforderte Verrat rasch und im Halbdunkel der Seele geübt wird, und bei vorschreitender Übung sogar mit einer gewissen Fixigkeit. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Sehnsucht] ... schwerste Krankheit jeder abseits stehenden Frau zu leiden: sie sehnte sich nach dem 'Leben'. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Untermauert] "... bis die anderen Damen kommen, haben wir schon alles beisammen, Frau Kommerzialrat", hatte Herr Max, der Oberkellner, beruhigend und in jendem tiefen Einverständnisse gesagt, welches nur auf dem Boden dauernder und solider Trinkgelder gedeiht. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Ungelenk] Bei Quapp hatte man den Eindruck, daß sie sozusagen nach außen in dieses Gespräch fiel, so wie jemand in's Wasser fällt, nämlich ein des Schwimmens Unkundiger. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Physis] Zu ihrer Ehre muß angemerkt werden, daß sie auch während der heutigen höchst verfänglichen Gespräche sich ihrer prachtvollen langen sclanken Beine nicht in einer Weise bewußt wurde, die den Ausdruck verdient hätte, sie schlage innerlich daraus Kapital. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Small-Talk] ... fragte Neuberg nach seinen Absichten für die Zukunft - das war ein rein konventionelles Füllsel. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Beschränkt] Rene (...) wußte (...) wie geringen Umgang die geisteswissenschaftlichen Sektoren einer modernen Universität mit den einen ganzen Menschen belastenden Kräften des Geistes haben. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Eifersucht] Eifersucht bedeutete Besitzanspruch und war so widerwärtig wie das Festhalten an Rüstungsaktien. (Sybille Bedford: Ein trügerischer Sommer)

[Alkohol] "Nehmen Sie einen Aperitif, das wird Ihnen guttun." "Nein, danke. Wird er nicht. Mir guttun." "Aha?" "Das habe ich herausgefunden. Nicht einmal Wein." Sie konnte sich nicht bremsen. "Vielleicht tut er einem nur gut, wenn ... alles in Ordnung ist." "Das ist keine allgemein verbreitete Ansicht." (Sybille Bedford: Ein trügerischer Sommer)

[Ideal] "Ein idealer Richter", sagte Andree. "Was für ein Höhenflug der Phantasie. (Sybille Bedford: Ein trügerischer Sommer)

[Veränderung] Die zwei oder drei großen Maler, die Saint-Jean zu Beginn des Jahrhunderts entdeckt hatten, lebten nicht mehr; die guten Maler der Zwanziger und Dreißiger wären zwar eher mit Rollschuhen über ihre Leinwände gelaufen, als daß sie die berühmte Hafenansicht noch einmal abgebildet hätten. (Sybille Bedford: Ein trügerischer Sommer)

[Wunsch] Als ihr Kopf das Kissen berührte, wünschte sie sich wie jeden Abend und als sei das eine Zauberformel: Morgen wieder so! (Sybille Bedford: Ein trügerischer Sommer)

[Alkohol] Er hielt es für töricht, Alkohol als Quelle der Inspiration zu betrachten. Alkohol engte seine Phantasie auf die begrenzte Wahrnehmung eines Betrunkenen ein. In diesem Zustand nahm er weder Details noch Perspektive wahr. Und doch begrüßte er ihn, ja, er suchte ihn sogar bewußt. (Peter Ackroyd: Wie es uns gefällt)

[Keine Einbuße] Als Mitglied der Fundamentalistischen Gemeinde Holborn hatte Mrs. Lamb sehr genaue Vorstellungen über die Glückseligkeit. Trotzdem wirkte sich ihre etwas düster angehauchte Frömmigkeit nicht spürbar auf ihren Appetit aus. (Peter Ackroyd: Wie es uns gefällt, S. 14)

[Lücken] ... kein Routinier mit einem stets griffbereiten Selbstbewußtsein. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Kommunikation] Jetzt zeigte das Gesicht des Fräulein Grete jene durch Artigkeit gezügelte Ungeduld, die ein jüngerer Mensch empfindet, wenn ein älterer Mensch am Gegenstande vorbeiredet. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Gesündigt] Da stand hier die Präzisions-Personenwaage in der Ecke des Badezimmers, mit ihrer langen weißlackierten Stange, wie eine dürre gouvernantenhafte Person, die der armen Frau Clarisse jeden Abend vor dem Schlafengehen noch einen funkelnden Metallblick zuwarf, der tief in ein schlechtes Gewissen traf, besonders wenn dieses mit Schlagobers-Schokolade und den guten süßen Mehlspeisen belastet war. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Physiognomie] Im Bette sah die Frau geradezu mächtig aus, durch die starken Arnme, den gewaltigen Busen unter dem dünnen Nachthemd, die fettgeplosterte Kehle, das runde Gesicht. Und jetzt ist sie klein, wie sie da vor dem Bett steht. (...) Ein Unterkörper, wie man ihn nach dem Anblick der oberen Stockwerke dieser Persönlichkeit vielleicht erwartet hat, ist keineswegs vorhanden. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Faktoren] ... unsere Quapp hatte bei der Wohnungssuche stets bedeutende Schwierigkeiten zu besiegen. Hausfrauen, die ganztägiges Geigenspiel ohne allzu häufige Tobsuchtsanfälle ertragen, sind noch nicht bekannt geworden. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Unbeschwert] ... saß er (...) schon im Handschriften-Lesesaale der Nationalbibliothek und transponierte einen Codex aus dem 15. Jahrhundert, und dabei puffte ihm geradezu die Freiheit aus den Nasenlöchern, wie die Kohlensäure bei jemandem, der im Durst ein Kracherl zu gierig hinuntergetrunken hat. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Taktik] ... Frau Schoschi aber eine Art Kanalschnecke, jedoch unzertretbar, weil sie seit der früher angedeuteten Wende ihres Lebens nur mehr auf weichem Grunde, auf feinstem Schlamme kroch. Ihr eignete die List der Kranken; das ist die feinste List, die es gibt. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Familie] Ein an Widerwillen grenzendes Gefühl der Abneigung gegen kompliziertere Lebensverhältnisse, wie sie eben durch Ehe und Kinderaufzucht mit dem ganzen Drum und Dran eines familiären Haushaltes und mit all seinen Vesorgungen und Angelegenheiten entstehen. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Betäubung] ... die Vergangenheit als Rauschgift benutzen. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Stop] ... in einer Verengung des Lebens steckenbleiben. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Abwehr] Der Buchhändler Fiedler will Leonhard den Umstieg auf seinen Beruf schmackhaft machen, was nicht ganz im Interesse des Bildungshungrigen liegt, der eher an der Tochter Fiedlers Gefallen findet. Seine beginnende Abwehrreaktion beschreibt Doderer so: Schon ahnte Leonhard, daß hier früher oder später würde scharf geschossen werden. (Ein durchaus subjektiver Sachverhalt. Ein kleines Verfolgungs-Wähnchen in bezug auf Verstrickung und Festgelegt-Werden. Ein Tick.) (Die Dämonen, S. 161)

[Knapp bei Kasse] ... bestellte ein erhebliches Souper für alle Drei und wußte in väterliche Weise die Worte "junger Freund, Sie erlauben wohl, daß ich Sie als meinen Gast betrachte", eben in dem Augenblicke fallen zu lassen, als der Historiker einige Beklemmung in der Gegend seiner Brieftasche zu fühlen begann. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Kneipe] Man sieht, was einem für diffuses Plankton durch's Hirn schwappen kann, wenn man allein in einem Beisl sitzt, ein Gulasch ißt und Bier trinkt. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Pflanzenquälerei?] ... seine Pflanzen, mit denen er experimentierte; das heißt, er ließ von allen 'Gelenks-Übungen' ausführen, indem sie, vom Sonnenlichte weggedreht, ja gegen dieses geradezu abgeschirmt, immer neu ihre überraschende Fähigkeit zeigen mußten, dem Licht sich entgegen zu wenden, ja, über zwei und drei Ecke zu wachsen, um es zu erreichen. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Klein, aber fein] ... gibt es Vorgärten; eigentlich nur eine Art Anstandstreifen. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Orte] All diese Leute sind ungemein häßlich, von jener Häßlichkeit, welche die Besonderheit der Heilbäder ausmacht. (...) Sogar die Kinder wirken wie kleine Greise. Ein trostloses Schauspiel, denn es wird einem bewußt, daß die bürgerlichen Klassen im Niedergang begriffen sind; und alles, was man antrifft, selbst die Kinder, so armselig erblüht in den fauligen Sümpfen der Ehe.

[Wortperlen] Bäume = das Haar der Erde (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Einheit] In der Tat gälte es nur den Faden an einer beliebigen Stelle aus dem Geweb' des Lebens zu ziehen, und er liefe durchs Ganze: wie Wolken tritt das Vergangene gleichsam links und rechts der Stirne vor, und der Erinnerung scharfer und süßer Zahn setzt sich in die Herzgrube.(Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Vergeudung] unfruchtbares Zeitversitzen im Amte. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)

[Schlaf] Kein Heilschlaf also, obschon ich, sonst ein Frühaufsteher, ganze zwölf Stunden lang liegen blieb und erst gegen zwei Uhr mittags, verrenkt an Geist und Gliedern, aus dem Bett stieg. (Markus Werner: Am Hang)

[Gegenwart] Vorne kein Stauraum für Träume, hinten Romantik mit Mängeln und in der Mitte jener pralle Wahnwitz, der unseren Fluchtwunsch verursacht. (Markus Werner: Am Hang)

[Musik] Vor kurzem nämlich habe ich eine Nacht lang Mozart gehört, die heitersten, herrlichsten Sachen, und den Welthaß trotzdem nicht aus mir herausgebracht und nicht überwunden, im Gegenteil, es hat mir die Musik verdeutlicht, daß Schönheit kein Trost ist. (Markus Werner: Am Hang)

[Sichtweisen] Ich bin überzeugt: wenn Sie neun prächtige Rosen bekommen, dann sehen Sie nur die eine, die etwas lädiert ist, und lobt jemand die acht intakten, so halten Sie ihn für blind oder blöd. Wer so wahrnimmt wie Sie, muß zwingend zu einem verheerenden Weltbefund kommen, und man fragt sich, wie und warum er es aushält in dieser Finsternis. (Markus Werner: Am Hang)

[Beruhigung] Sie hassen die Welt, nicht wahr? fragte ich ihn, und ohne das geringste Zögern sagte er: Von ganzem Herzen. - Dann bin ich beruhigt. (Markus Werner: Am Hang)

[Lebensalter] ... bin ein älterer Herr und nicht frei von Verhärtungstendenzen, weshalb ich mich höllisch bemühen muß, ein bißchen belehrbar zu bleiben. (Markus Werner: Am Hang, S. 18)

[Sicher ist sicher] Die Frage, ob Frauen ihre Männer nach Schönheitskriterien wählen, war neuen Untersuchungen zufolge entschieden. Je nach Zyklusphase, las ich, variiere das Schönheitsideal von Frauen, und zwar bevorzugten sie in den fruchtbaren Tagen männliche Männer mit Muskeln und breiten Schultern, in der restlichen Zeit eher den weicheren Typus. - Die restliche Zeit ist punkto Dauer die Hauptzeit, dachte ich und machte trotzdem ein paar Liegestütze. (Markus Werner: Am Hang, S. 56)

[Natur] ... auf dem Grunde einer nebelverhangenen und finsteren Schlucht, in der ein kleiner Sturzbach unablässig vor sich hin hüstelt und röchelt wie ein kleiner bronchitischer Greis. (Octave Mirbeau: Nie wieder Höhenluft oder Die 21 Tage eines Neurasthenikers)

[Selbstbezogen] Er leitet jedes Wässerchen auf seine Mühle, dachte ich, und sammelt Belege für das Unglück der Welt, besessen wie jeder Sammler. (Markus Werner: Am Hang)

[Diagnose] ... lauter labile, schwankende, orientierungslose Daseinszapper und -surfer. (Markus Werner: Am Hang)

[Alkohol] ... in einem Anflug alkoholbedingter Zuneigung. (Markus Werner: Am Hang)

[Lage] ... der Versteinerte lebt wetterunabhängiger. (Markus Werner: Am Hang)

[Wortperlen] "Gefühlsverströmungen" [Octave Mirbeau: Nie wieder Höhenluft!]

[Wortperlen] "Zeitwohlstand" [Karlheinz A. Geißler: Vom Tempo der Welt. Am Ende der Uhrzeit]

[Zeit] ... chronologische Zurichtung des Alltags. (Karlheinz A. Geißler: Vom Tempo der Welt. Am Ende der Uhrzeit, S. 159)

[Seufzer] Allmählich werde ich es leid, das erdrückende Gewicht meines Genies ganz allein zu tragen. (Octave Mirbeau: Nie wieder Höhenluft oder Die 21 Tage eines Neurasthenikers, S. 18)

[Tipp für den Bestatter] Eigentlich wäre es doch praktisch, wenn Sie einen kleinen, aufklappbaren Taschenfriedhof mit sich führen würden, den Sie dem mit der Unterschrift zögernden Kunden unter die Nase halten könnten. (Hermann Burger: Schilten)

[Inhärent] Verzeihen Sie mir bitte die lehrerhafteste von allen Lehrer-Untugenden: daß ich immer wieder vom Thema abkomme. (Hermann Burger: Schilten)

[Konsequenzen] Langfristig übt ja eine Blechmusik immer entweder auf die Neu-Uniformierung oder auf die Neu- Instrumentierung. Das eine zieht das andere nach. Sind die Uniformen ersetzt, braucht man neue Instrumente, hat man neues Blech, ruft es nach einem neuen Stoff. (Hermann Burger: Schilten)

[Wortperlen] "gefühlskonkruent" [Markus Werner: Am Hang]

[Handy/PC] Zeitalter der absoluten Gedächtnislosigkeit. (Hermann Burger: Schilten)

[Psyche] im Gemüt zersaust. (Hermann Burger: Schilten)

[Gesprächskultur] Wir haben den artistischen Zenit unseres Gesprächs bereits überschritten. (Hermann Burger: Schilten)

[Erklärung] Überhaupt übertreibe ich gar nicht so viel, wie Sie glauben. Das exorbitante Moment ergibt sich zwangsläufig aus der additiven Reihung von Fakten, die miteinander um ihre Faktizität wetteifern. (Hermann Burger: Schilten)

[Teint] Schleimsuppenblässe von Bruder Stäblis Haut, seine geradezu oblatenhafte Transparenz. (Hermann Burger: Schilten)

[Kaution] Bruder Stäbli empfiehlt Rohkost und Enthaltsamkeit als asketische Vorübung für die Teilhabe am Ewigen Reich, das man sich nach seinen Äußerungen als eine Art permanente Kneippkur vorstellen muß. Daß alle Mitglieder eine Kaution zu hinterlegen haben, die im Jenseits in anderer Währung zurückerstattet wird, stimmt meines Wissens nicht, obwohl es Wiederkehr steif und fest behauptet. (Hermann Burger: Schilten)

[Funeralkultur] ... daß just auf dem Lande die künstliche Ware dominiert, daß sich hier die Hinterbliebenen gegenseitig überbieten mit geschuppten, gerömerten Schläuchen, Wachsblumen-Arrangements und goldbedruckten violetten Spruchschleifen, während man vermutlich in den Städten, wo oft kaum mehr ein Tannezweig aufzutreiben ist, aus purem Trauersnobismus wieder vermehrt zu Waldkränzen Zuflucht nimmt. (Hermann Burger: Schilten)

[Wortperlen] "Bildungsmakler" (für Lehrer)

[Schule] ... haben (...) ihre Abgangszeugnisse erhalten, den arithmetischen Lohn für acht Jahre Bildungsarrest. (Hermann Burger: Schilten)

[Geschichte] Das Lebensgefühl aus den braunen Jahren, daß wir alle Tote auf Urlaub sind, hat sich tief eingefressen.(Christa Wolf: Stadt der Engel oder The Overcoat of Dr. Freud)

[Formen] Sie hatte Rundungen, wo immer eine Frau Rundungen haben kann, ohne dick zu sein. (Christa Wolf: Stadt der Engel oder The Overcoat of Dr. Freud, S. 165)

[Wortperlen] "Telefonfriedensbrecher" [Hermann Burger: Schilten]

[Andere Länder...] ... jetzt mußte Francesco schnell auf die recht Spur kommen, mußte darauf hoffen, daß die anderen Fahrer ihn alle anderen Spuren überqueren lassen würden. Sie taten es, sie taten es fast immer, Amerikaner lassen ihren Frust nicht beim Autofahren aus - dafür haben sie zu Hause ihre Waffen. (Christa Wolf: Stadt der Engel oder The Overcoat of Dr. Freud)

[Angesteckt] Infektion durch Begierden. (Christa Wolf: Stadt der Engel oder The Overcoat of Dr. Freud)

[Das Schlimmste] Alles ist jetzt möglich, auch das Schlimmste. Denn auch das Schlimmste streicht immer in der Meute des Möglichen umher. Die Hyäne des Schlimmsten tummelt sich ziellos in der Banalität. (Pierre Péju: Die kleine Kartäuserin, S. 9)

[Weihnachten] Leuthold steckt in der Weihnachtshetze - es ist ja drollig, mit was für Orgien an Arbeit und Geldjagd die Geschäftsleute den Geburtstag des Heilands feiern. (Hermann Hesse - Hans Sturzenegger: Briefwechsel 1905-1943, S. 62)

[Gerechtigkeit] Ich brauche keine Sympathie, Herr Kommissar. Ich brauche Gerechtigkeit. Aber Die ist so unsichtbar wie Der Heilige Geist: nirgends niemals nicht gesehn. Denn Gerechtigkeit ist Was für die-Andere-Welt. In dieser Welt haben wir: Rächzpflege. (Reinhard Jirgl: Die Stille)

[Überzeugungen] con=vertiert, von Ho-Ho-Hotschi-Minn zu Ho-Ho-Hosi-Anna. (Reinhard Jirgl: Die Stille)

[Servil] Der Bankangestellte, blassgesichtig, schmal schultrig wie 1 Ladenschwengel für Herrenkonfektion, dabei von eisenharter Geschäft's Tüchtigkeit & Derbank gegenüber servil bis in die Einlegsohlen, kämmte dünnfingerig primanern Punkt-für-Punkt die ihm vorgelegten Antragsforumlare durch. (Reinhard Jirgl: Die Stille)

[TV] ... im zuckerigen Bodensatz der Telenovelas. (Reinhard Jirgl: Die Stille)

[Physis] Sie kleidete mit neuester Mode ihren kantigen Leib, bei dessen Anblick man stets einige Knochen zuviel vermuten konnte. (Reinhard Jirgl: Die Stille)

[Schutz] Wie jeder Verunsicherte spann sie im-Heimlichen Dasnetz hauchfein zur Selbst-Bewahrung. (Reinhard Jirgl: Die Stille, S. 312)

[Ein Witz] ?was wären die hilflosen=ekligen=blöden=Menschen ohne den-Traum-vom-Fliegen: Klauns ohne Witz, Autos ohne Räder : nurhilflos, nureklig, nurblöd. (Reinhard Jirgl: Die Stille)

[Lenker] Wie das Teufel Gott od andere Zuhälter-des-Schicksal wollen... (Reinhard Jirgl: Die Stille)

[Standpunkte] ... weil nach jedem verlornen Krieg auf-Seiten der Verlierer immer Gestalten erscheinen, die meinen, den Krieg mitgewonnen zu haben & sich dann auch so gebärden. (Reinhard Jirgl: Die Stille)

[Sprache] In der zu jedweder Zeit übliche Kaltschnäuzigkeit gefaßten Amtssprache... (Reinhard Jirgl: Die Stille)

[Wortperlen] "Sodom & Gonorrhöe"; "9-x-Klugheit"; "Gelärmesud "; "verwandtschaftlicher Wärmespeicher" [Reinhard Jirgl: Die Stille]

[Sensorium] Als sei er 1 Wetterfühliger für soziales Odem... (Reinhard Jirgl: Die Stille, S. 312)

[Seelengrapscher] ... hatte sie Etwas gesehen: in den Augen ihres Sohnes jenes Leuchten, den-gewissen-Glanz, sobald kleineleute vom Großen Gewinn, von Kaiser Macht Gott dem Ewigenleben schwadronieren, nicht nur schwadronieren, sondern wenn überdies vom Kraken Religion die Tentakeln des Glaubens nach ihren ausgemergelten Seelen u dem dürren Verstand der Hoffnungserfüllten greifen ihn in-Feuer-setzen. (Reinhard Jirgl: Die Stille, S. 312)

[Jungfrau] Beim Betreten von Felicitas Mansardenzimmer jenen kalkig chemischen Tablettengeruch wie aus dem Apothekenschrank - in der Kemenate meiner Schwester 1gesperrt, so beharrlich als seien die Wände damit gestrichen. Der Glauben's Geruch, das Chemische im Wort Katechismus... Kein Jungfern-, eher 1 Witwengeruch - der Geruch aller in diesem 21jährigen Mädchenleib schon gestorbenen Begierden, u: 1zig ihre unberührt von den Pfoten ungelenker Fantasiezerstörer... (Reinhard Jirgl: Die Stille)

[Wetter] Vielleicht lag dieser Frühjahrstag schon in vorauseilender Sommerahnung windstill. (Reinhard Jirgl: Die Stille, S. 140)

[Väter] Ich zog vor Henriette über den Spieler, unseren Vater, her. Und nicht all-1 über ihn; Alleväter bekamen schließlich von mir ihr-Fett=weg, diese !Schläuche die besser als ins-Weib, auf die Herdplatte gespritzt hätten: !Da hättense wenichstens noch ne Plinse-von backen könn. (Reinhard Jirgl: Die Stille)

[Ehe] Flucht nach dem ersten Streit mit Henriette. Wir hatten wenige Monate zuvor geheiratet, und dieser Streit war anders, als das aprilige Willenshakeln Frischvermählter. (Reinhard Jirgl: Die Stille)

[Renitenz] selbst-erwurschtelte Renitenz. (Reinhard Jirgl: Die Stille)

[Orte] ... ins vielarmige Gleisdelta weitläufiger Bahnanlagen Hauptbahnhof Frankfurtammain - vorüber an Kraftwerksschornsteinen hin zu den Stalakmiten von Bank&messe-Türmen. (Reinhard Jirgl: Die Stille, S. 115)

[Baukunst] Das Gebäude: Im Gedankenschlag dem Piranesi-Gehirn eines Architekten für Alpträume entsprungen. (Reinhard Jirgl: Die Stille, S. 46)

[Schublade] ... hälst mich Heute für 1 alte verdörrte beschränkte Jungfer, die Allewelt belehren will indem sie mit roter Tinte am Lebensrand die Fehler der Anderen vermerkt. (Reinhard Jirgl: Die Stille, S. 45)

[Taktik] ... mit überzogenen Sarkasmen in die Panzerung der Unnahbarkeit 1schließen. (Reinhard Jirgl: Die Stille)

[Worte] 9-x-Klugheit. (Reinhard Jirgl: Die Stille)

[Standorte] Von deinem Zuschauerplatz aus der Loge der Leben's Feiglinge hast du in Alldenjahren gesprochen. (Reinhard Jirgl: Die Stille, S. 44)

[Urban] Gelärmesud idiotischen Großstadtbrausens. (Reinhard Jirgl: Die Stille, S. 51)

[Krankheiten] einem an Suffsyph verreckten Hauptmann (Reinhard Jirgl: Die Stille, S. 47)

[Namen] raff-inierte Diebe. (Reinhard Jirgl: Die Stille, S. 47)

[Vorlaut] Man lasse sich von Sprüchen Posituren nicht blenden: Die das Maul am weitesten aufreißen, in Frisch-Fromm- Fröhlich-Freier=Plärre ihre geistlosen Ärmel turnväterisch aufkrempeln mit Muskeln Augen rolln -:! das sind oft=genug die der-Verwesung am engst=Verwaxnen. (Reinhard Jirgl: Die Stille, S. 46)

[Eingeweide] Herz = dies affig zuckende Eingeweide. (Reinhard Jirgl: Die Stille, S. 21)

[Nazi] Blut-sperma-Pantscherei (NS-Rasse-Ideologie) (Reinhard Jirgl: Die Stille, S. 312)

[Seltene Momente] Derherr=Bräutigam schritt aufrecht & erhobenen Kopfes, ohne Blick zur Seite, voran, als hätt er das Metermaß der recht-Schaffenheit verschluckt & könnte geraden Augs in die Sonne der Zukunft schaun. (Reinhard Jirgl: Die Stille, S. 312)

[Kneipe] Sein abenteuerliches Wortflammengezucke, jenes Redefeuer aus steil gestellten Fant-Asien, die er abend-für-abend wie Leuchttürme in die tiefe nach erdfeuchter Winterluft & Schweiß riechende von billigem Knaster verdunkelte Wirtsstube hinpflanzte. (Reinhard Jirgl: Die Stille, S. 25)

[Überlebt] Nun im-Alter offenbar weich geworden u beständig den Tränen nahe wie 1 jener greisen Diktatoren, die ihre Diktatur überdauert haben, nun im Lebensnovember alle Blutschuld mit dem Rauhreif des Alters zu besternen suchen. (Reinhard Jirgl: Die Stille, S. 18)

[Lebensalter] ... an seiner 43. Jahresklippe - einer er gefährlichsten Klippen im Dasein gewisser Männer. (Reinhard Jirgl: Die Stille, S. 312)

[Gerüstet] In meinem Alter kann jede Reise die Großereise sein. (Reinhard Jirgl: Die Stille)

[Trotz] Die Augen rund & groß, - nicht um möglichst Vieles aus der-Welt in=sich hineinzunehmen, sondern hinter diesen wie Schilde aufgestellten Blicken voller Lebenstrotz bei=sich=sein-u-bleiben zu können mit einer Form von Stolz & Treue, die jegliche Vernunft spielend unterlaufen kann, wie derlei sonst nur Halbwüxige im ersten Liebesfeuer ihres Un-Verstands zuwege bringen. (Reinhard Jirgl: Die Stille, S. 15)

[Haken] Familienmacke, der Webschreibfehler im Haussegen... (Reinhard Jirgl: Die Stille, S. 15)

[Situationen] ... zweites Bett rechts, ein fischfiletblasser Vikar mit Unterschenkelbruch, den er sich beim Abmontieren zweiter Wanzen: aus dem Beichtstuhl und aus der Dornenkrone des Erlösers, zugezogen hatte) (Uwe Tellkamp: Der Turm, S. 43)

[Religion] "Brimborium christlicher Feindesliebe". (Reinhard Jirgl: Die Stille, S. 12)

[Kinderreich] Nachdem er seiner armen Frau Zwölfkinder = die Zwölfapostel gemacht hatte (bei vier Fehlgeburten) - denn Kindermachen konnte dieser Pfarrer wie der Teufel, die Frau solch pastoralen Fleisches-Kanonaden aber schließlich in den sicheren Hafen des Klimakteriums entkommen... (Reinhard Jirgl: Die Stille, S. 60)

[Strikt] ... mit derselben Deutlichkeit wie sie jeder Einkaufszettel für Leben's Mittel am Montagmorgen besitzt. (Reinhard Jirgl: Die Stille, S. 24)

[Ehe] "eheliche Bürokratie". (Tim Parks: Schicksal, S. 140)

[Talk] You don't have to sülz, if you want to say sammsink ernsthaftly. (Uwe Tellkamp: Der Turm, S. 745)

[Kunst] Clarens hatte auch andere Lieblingsthemen, schätzte die Bildenden Künste, weniger die Plastik dabei als die Zeichnung, die er "Kammermusik der anschauenden Kunst" nannte. (Uwe Tellkamp: Der Turm, S. 705)

[Clarens] Clarens saß bescheiden in einer Ecke, strich sich den Bart, sagte nichts und wurde auch nichts gefragt; ein schmächtiger Mann, dem man, dachte Richard, unwillkürlich etwas Gutes tun wollte, eine Apfelsine schenken beispielsweise: weniger aus Freundlichkeit oder Aufmerksamkeit als aus einer Art höheren Scham, und um von ihm geachtet zu werden. (Uwe Tellkamp: Der Turm)

[Natur] Die Ulmen entlang der Mondleite ballten ihr Grün, entließen es wieder wie alte Damen ihren angehaltenen Atem nach den spannendsten Momenten einer Operntragödie. (Uwe Tellkamp: Der Turm, S. 622)

[Ätherisch] Sie wirkte so luftig, als wäre sie nicht geboren, sondern gehäkelt worden. (Uwe Tellkamp: Der Turm, S. 476)

[Blindgänger] Der Hauptamtliche ein Blindissimus realitensis totalis. (Uwe Tellkamp: Der Turm, S. 706)

[Sprache] ... fragte sie, die Hoffnungslosigkeit als wichtigstes Doping nutzend, mit der Zeit immer schärfer... (Wojciech Kuczok: Dreckskerl)

[Küsse] Er umarmte sie küchenbedingt um die Taille, von hinten an der Spüle, und küßte sie auf den Hals. (Wojciech Kuczok: Dreckskerl, S. 70)

[Eitelkeit] Eitelkeit ist, wenn man zum Spiegelbild sagen kann: Na, auch so schlecht geschlafen? (Uwe Tellkamp: Der Turm, S. 516)

[Essen] Rosarotes Erdbeereis, das nach Wasser und Erdbeere schmeckte, die dem Erdbeergeschmack auf die Spur gekommen war. (Uwe Tellkamp: Der Turm)

[Meiden] Für ihn schien die Gegenwart eine Möglichkeit unter anderen zu sein, in der man leben konnte, und nicht die angenehmste: weshalb er sie mied. (Uwe Tellkamp: Der Turm, S. 344)

[Frauen] "Intellektuelle Frauen kriegen erst keine Männer und dann keine Kinder, sacht meine Mudder, un' dann sinnse unglücklich." (Uwe Tellkamp: Der Turm)

[Gestik] Christian hatte das Gefühl, als hätte sich Falk in seinen Körper nur hineingeborgt, so schlotterig waren seine Bewegungen. (Uwe Tellkamp: Der Turm, S. 323)

[Wetter] Es war warm, der April schien Kredit beim Mai aufgenommen zu haben. (Reinhard Jirgl: Die Stille)

[Geld] Erst im unweit des Messehauses gelegenen Restaurant "Jägerschänke" gelang es den Mitarbeitern eines bedeutenden Frankfurter Verlages, einen Ober mit frei konvertierbaren Argumenten zu überzeugen, den Stammtisch mit "Reserviert"-Schild, in der Ecke bei einem Ofen unter ausgestopftem Auerhahn, freizugeben. (Reinhard Jirgl: Die Stille, S 312)

[Vertrocknet] Felicitas' Augen selbst in dieser Zimmertrübe hell & voll energischem Glanz, den Altejungfern zuwege bringen, nachdem sie vor-Vielenjahren bereits die Letzteschlacht gegen eigene Leben's Dürrheit geschlagen & daraufhin sich dreingefügt haben. (Reinhard Jirgl: Die Stille, S. 10)

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