Allgemeine
[Alle]
[Vor]
[Zurück]
Navigation
FAB
Miszellen
E-Mail

Textstreusel [14] [<<] [>>]


[Wortperlen] "Urlaub des Nachtschlafes". (Annette Pehnt: Lexikon der Angst)

[Maximen] ... daß man die Beschränkung des Lebens auf vier Wände nicht akzeptieren dürfe. (Annette Pehnt: Lexikon der Angst)

[Neu] Der Schmelz des ersten, des frischen, kindlichen Blicks... (Annette Pehnt: Lexikon der Angst)

[Stofftiere] Auf dem Gepäckträger hat sie mehrere Stofftiere festgeknotet, damit die auch mal an die frische Luft kommen. (Annette Pehnt: Lexikon der Angst)

[Jahreszeiten] Der Frühling besitzt dieses Jahr die Unverschämtheit, schon im Februar wie eine unaufhaltsame Infektion überall auszubrechen. (Annette Pehnt: Lexikon der Angst)

[Büroküche] Normalerweise riecht es in einem Bürohaus ja nicht angebrannt. Sicher, sie haben heute auch ihre Kochnischen in den modernen Büros, aber da wärmen sie höchstens das Diätjoghurt im warmen Wasserbad an, damit es nicht so hart auf dem Magengeschwür aufschlägt, aber das ergibt eben alles miteinander keinen angebrannten Geruch. (Wolf Haas: Wie die Tiere)

[Frühstück] Beim Frühstück gibt es in einer Ehe immer die zwei Parteien, die eine tendiert zu Ruhe und Zeitung, die andere wünscht sich Gespräche und lies-mir-wenigstens-das-Horoskop-vor. Ich weiß nicht, ob dir das auch schon aufgefallen ist, aber heute werden sich ja Männer und Frauen immer ähnlicher, und da ist es umso wichtiger für die Kinder, dass sie noch unterscheiden können, den mit dem Horoskop und den mit dem dumpfen Geschau. (Wolf Haas: Wie die Tiere)

[Kotzbrocken] Aber leider, gerade der Hojac ein schlechtes Beispiel, wo man die Jugend zu mehr Toleranz abrichten könnte. (Wolf Haas: Wie die Tiere)

[Veraltet] Letzter Friseurbesuch bestimmt nur noch mit dieser Kohlenmethode eruierbar. (Wolf Haas: Wie die Tiere)

[Hundebsitzer] Weil der Hund, aber die Puppi. Den Hundebesitzern ist es ja immer ganz wichtig, dass man ihre Lieblinge geschlechtlich nicht kränkt. Das ist nicht wie bei den Menschen untereinander, wo die Mütter oft noch beim Zwölfjährigen heimlich im Personalausweis nachblättern müssen, welches Geschlecht ihr Sohn jetzt wirklich hat, sondern Hundebesitzer wollen das immer ganz genau wissen. (Wolf Haas: Wie die Tiere)

[Einfach] ... ein junger Mann, dem die Natur eine fröhliche Sinnesart mitgegeben hatte, die von keinem Übermaß des Verstandes getrübt war. (Pelham G. Wodehouse: Der Pennymillionär. Lustige Geschichten)

[Öde] Tango und ähnliche Tänze waren hier unbekannt. Die einzige vorkommende Tanzform war eine Art Polka, nicht unähnlich den Bewegungen eines leicht betrunkenen boxenden Känguruhs. (Pelham G. Wodehouse: Der Pennymillionär. Lustige Geschichten)

[Öde] Mr. Meggs' Heimatort war keine Stadt der Lustbarkeiten. Wenn man den Vorführapparat des Pastors und die Personenwaage gegenüber dem Postamt entfernt hätte, wären praktisch sämtliche Versuchungen ausgreottet gewesen, die den Pfad der Tugend überwuchern konnten. (Pelham G. Wodehouse: Der Pennymillionär. Lustige Geschichten)

[Gebeutelt] Es war ein Franzose, ein melancholisch aussehender Mann. Alles in allem ähnelte er einem Menschen, der mit einer brennenden Kerze das Loch in einer Gasleitung des Lebens gesucht hat und den die geballte Faust des Schicksals unterhalb des dritten Knopfes seiner Gemütsweste getroffen hat. (Pelham G. Wodehouse: Der Pennymillionär. Lustige Geschichten)

[Klar] Dann wurde mir plötzlich sonnenklar, daß ich es hätte wissen müssen. Es war von Anfang an klar gewesen, allzu klar. Aber so war es nun einmal. Bei mir waren zwei und zwei niemals vier, solange ich fünf daraus machen konnte. (L.P. Hartley: The Go-Between)

[Gerücht] Ganz schlimm wurde es, als zwei junge Württemberger, welche beim Bäcker Harrer einquartiert gewesen waren, plötzlich starben und sich das Gerücht verbreitete, sie seien hinterlistig vergiftet worden, obwohl sie, wie sich dann herausstellte, zu viel junges Bier gesoffen hatten (der Ausdruck trinken wäre nicht adäquat) und in Folge dessen an Kolik verstorben sind. (Alois Brandstetter: Vom Manne aus Eicha)

[Wortperlen] "Gemütselefant" (Brigitte Reimann: Franziska Linkerhand)

[Natur] ... Kippen, die hellgrün von Birken umbuscht waren, den struppig zwerghaften, nicht den hohen, den schlanken, deren Laub und weißer Seidenbast durch Gedichte weht als bräutlicher Schleier. (Brigitte Reimann: Franziska Linkerhand)

[Reger] Reger, in seiner professoralen Unverblümtheit sprach aus, was ich sah oder mir vorstellte; er gebrauchte absichtlich einen derben, deradezu ordinären Ausdruck für eine Empfindung, die ich nicht mehr für möglich gehalten hätte. Ich war so verhunzt nach drei Ehejahren, ich konnte mich nur noch für Marmorleiber begeistern, für einen steinernen David oder Apoll, für Amor und Psyche, beide zwar nackt, aber keusch, und in einem Kuß, gegen den der fromme Kuß einer Nonne ein Vulkanausbruch an Sinnlichkeit ist. (Brigitte Reimann: Franziska Linkerhand)

[Bewegungen] Er ging mit dem ganzen Körper, jeder Schritt eine fließende Bewegung von dem kleinen ovalen Kopf über die Schultermuskeln, Rücken und Zehen; die Füße waren leicht einwärts gedreht. Ein steppender Puma. (Brigitte Reimann: Franziska Linkerhand) (Brigitte Reimann: Franziska Linkerhand)

[Bezeichnungen] Zum erstenmal sah ich dich gehen... Wäre Jazwauk bei mir gewesen, ich hätte gesagt: sexy, - in dem Ton, in dem wir von einer Frau sagten: scharf, oder von einem Chevrolet: fabelhafter Schlitten. (Brigitte Reimann: Franziska Linkerhand)

[Staub] ... dein Motorrad am Wegrand, vom Staub gepudert. (Brigitte Reimann: Franziska Linkerhand)

[Dämmerung] Die Dämmerung, ein graues Pferd, dessen rosige Mähne über den Horizont schleppte. (Brigitte Reimann: Franziska Linkerhand)

[Beruf] ...der redlich seinen Beruf ausübt, ohne daß die Berufung in ihm brennt... jedenfalls hat er meines Wissens niemals die Welt mit der Enthüllung belästigt, daß er irgendwann einmal die Stimme des Herrn im Dornbusch gehört hat. (Brigitte Reimann: Franziska Linkerhand)

[Berührungen] ... unter seinen Fingerspitzen die rührende Vertiefung, das Salznäpfchen über dem elliptischen Bogen des Schlüsselbeins, fühlte. (Brigitte Reimann: Franziska Linkerhand)

[Augen] Die Augen ihrer Mutter, kalt und schwarz wie Gewehrmündungen. (Brigitte Reimann: Franziska Linkerhand)

[Nachts] Zwei Uhr nachts ist die Stunde des Rheinländers, der offenen Singemünder, Wenn das Wasser im Rhein goldner Wein wär, der gähnende Kellner, der welkenden Rüschen, Hälse, Locken, der versäumten Gelegenheiten und des hastig, hastig nachgeholten, aufgeholten, überholten Vergnügens. (Brigitte Reimann: Franziska Linkerhand)

[Flugzeug] ... weiße Düsenfahnen, die sich kreuzten und Bögen und Schleifen beschrieben und nach einer Weile flockig zerliefen. Die Jäger flogen sehr hoch und schienen sich lautlos und langsamer als die Möwen zu bewegen, die an manchen Wintertagen über die Straße segelten. (Brigitte Reimann: Franziska Linkerhand)

[Geburt] "Ach was, das sind schnell vergessene Schmerzen", sagte die dicke Frau, die sich abgebrüht gab. Sie neigte den mit Lockenwicklern gepanzerten Kopf zur Schulter und spitzte den Mund. "Das ist nun mal nicht anders... Rein macht mehr Spaß als raus..." (Brigitte Reimann: Franziska Linkerhand)

[Gestik] Das Geschöpf dort, schien Franziska, bestand nur aus Knien, Leib und dem hohen heulenden Schrei, und während sie, blaß vor Ekel und Entsetzen, die Hand auf den Mund drückte, dachte sie, wie allein das Mädchen war, unnereichbar für eine menschliche Stimme, für die fremdsprachigen Vokabeln Schmerz, Kind, Glück, ausschließlich mit der Arbeit des Gebärens beschäftigt und in einer Einsamkeit, die nur der des Sterbens vergleichbar ist. (Brigitte Reimann: Franziska Linkerhand)

[Fachlich] Mein Bruder ... beschleunigt Atome, wissen Sie, er jagt sie im Kreis rum..." Sie sagte langsam: "Er arbeitet an der Regulierung thermonuklearer Reaktionen." Gertrud verkniff die Puppenwimpern. "An was?" "Keine Ahnung. Er hat es mir erklärt... Wenn er erfährt, daß ich mir seine Moleküle wie Kaulquappen vorstelle, mit kleinen Schwänzen, dann bringt er mich um." (Brigitte Reimann: Franziska Linkerhand)

[Neugier] Wenn Ihnen wieder die Decke auf den Kopf fällt, kommen Sie mich besuchen. Bloß reden Sie keinen verdammten Quatsch von Sterben... Sind Sie denn gar nicht neugierig? Auf das Wetter von morgen, auf die Post im Briefkasten, ein Brief, der alles verändert -, auf das, was hinter der nächsten Straßenecke ist, ein Mensch, ein Wunder... Mein Bruder sagt, ich bin neugierig wie ein Affe. Lauf und sieh, was es Neues gibt." (Brigitte Reimann: Franziska Linkerhand)

[Bewegungen] Als er die Nadel auf die Platte, haargenau in die erste Rille senkte, zitterten seine verdickten, von Schwielen wie von Gicht krummgezogenen Finger, als bemühte er sich, die Präzisionsarbeit eines Uhrmachers zu leisten mit Händen, die ihm noch ungewohnt waren, mit Prothesen, die man ihm kürzlich erst angepaßt, in deren Gebrauch er nicht geübt ist, nie geübt sein wird, dachte Franziska. (Brigitte Reimann: Franziska Linkerhand)

[Gott] Vance wollte nichts von ihrem Gott hören. Der war, ohne den Deckmantel von Mrs Scrimsers biblischem Wortschwall, doch nur der oberste Tugendrichter einer berühmten pädagogischen Anstalt, in der sie eine wichtige Stelle innehatte. (Edith Wharton: Ein altes Haus am Hudson River)

[Gespenster-Hoffmann] Vater schenkte mir Puppen fürs Marionettentheater, Krokodil und Gendarm, Prinzession und langeschwänzten Teufel, und einen Haufen Bücher - der Arme, er ahnte nichts von Kinderseelen: mit sieben las ich den Gespenster-Hoffmann, und nachts flüchtete ich kreischend in Wilhelms Bett, der Türknauf schnitt mir Fratzen, und was sich in der Standuhr begab, davon will ich lieber nicht sprechen... (Brigitte Reimann: Franziska Linkerhand)

[Möbel] Sie stieg auf ihr Bett, dieses tugendhafte Funktionsmöbel, das man malträtieren mußte, um es sich zu unterwerfen, und sprang auf der Matratze, so stark sie konnte, dir werd ich's zeigen... (Brigitte Reimann: Franziska Linkerhand)

[Funktional] Ein Bett, das ausschließlich dem Schlaf, der Reproduktion tagsüber abgenützter Kräfte diente und niemandem erlaubte, auf seiner Matratze herumzuhüpfen, in sein Kopfkissen zu heulen und unkeusche Träume zu träumen. (Brigitte Reimann: Franziska Linkerhand)

[Erinnerung] ... ist es geschmacklos, einen Mann von Geist daran zu erinnern, was er vor einem Jahr gesagt hat. (Brigitte Reimann: Franziska Linkerhand)

[Obst] Die "überreifen Birnen, die mit einem mürben Laut im Gras zerplatzen." (Brigitte Reimann: Franziska Linkerhand)

[Statur] Der Mann eher dürr, mit einem Schnurrbärtchen wie ein zufällig nicht weggeräumtes Requisit, ein kläglicher Rest von Dreistigkeit... (Brigitte Reimann: Franziska Linkerhand)

[Stumm] ... Stummheit wie eine Hülle von dünner, stillstehender Luft, nicht greifbar... (Brigitte Reimann: Franziska Linkerhand)

[Spektrum] Er segelte in diesen Zeiten durch die weiten Untiefen des Grams, der Empörung und Entrüstung. Positiv formuliert könnte man sagen (...) er erweiterte sein emotionales Spektrum. (Verena Roßbacher: Schwätzen und Schlachten)

[Ver(w)irrungen] Das ist wegen der Hormone, da spielt das Orientierungsvermögen plemplem. Schwangere und Pubertierende, schick sie auf einen Orientierungslauf und du siehst sie nie wieder. (Verena Roßbacher: Schwätzen und Schlachten)

[Wortperlen] "gewohnheitsmäßige Weihnachtsabwehr" (Verena Roßbacher: Schwätzen und Schlachten)

[Weihnachten] Wenn kein Lametta, kann man Weihnachten ja gleich streichen, wie immer biss irgendein Kind schon mal alle erreichbaren Keksbehänge an. (Verena Roßbacher: Schwätzen und Schlachten)

[Schwerenöter] Am Morgen nach dem Frühstück, fuhr Frau von Sydow fort, gings zum Baumschlag, die Herren möchten diesmal doch bitte einen wählen, der ins Zimmer passe, sie lege Wert darauf, den noch von ihrem Großvater höchstselbst bepinselten Engel auf der Spitze zu platzieren. Sydow bezweifelte, ob dieser Engel der allgemeinen Hebung der Ästhetik dienlich sein würde. Er war vom Uropa höchstselbst bepinselt und auch von eigener Hand gedrechselt und grinste feist, es war ein Engel wie ein versoffener Schwerenöter. (Verena Roßbacher: Schwätzen und Schlachten)

[Unbeholfen] Er war einer von denen, denen immer mitten auf der Kreuzung der Motor absäuft, die an der Tankstelle den Tankwart bitten, ihnen zu helfen, weil sie so was noch nie gemacht haben, und die, im Versuch, zu bremsen, die gesamte Kupplung herausreißen, was muss das in einem Auto auch alles derart nah nebeneinander... (Verena Roßbacher: Schwätzen und Schlachten)

[Wetter] Das enorme Getöse des Regens, der Rest der Welt machte Pantomime. (Verena Roßbacher: Schwätzen und Schlachten)

[Unbehaust] Er hätte sich gerne irgendwohin verräumt. (Verena Roßbacher: Schwätzen und Schlachten)

[Frauen] Frauen kehrten bei ihm immer die bezauberndsten Blüten des Aktionismus hervor. (Verena Roßbacher: Schwätzen und Schlachten)

[1000 Stücke] ... flog der Nachttopf mitsamt dem Fleißigen Lieschen auf die Steinfliesen, zersprang in – er sah es auf den geübten Blick der ständig alles zählenden Autisten sofort – zersprang in genau tausend Teile, es war laut und schlagartig bemerkenswert unordentlich. (Verena Roßbacher: Schwätzen und Schlachten)

[Essen] Gekochter Hirsch und das dazugehörige Brimborium aus Kartoffeln und Preiselbeertamtam. (Verena Roßbacher: Schwätzen und Schlachten)

[Nichthaben] Es ist für den Ehelosen der Ehestreit eine derart paradiesische Vorstellung wie das Ausfüllen der Steuer für den, der kein Geld verdient, und das Aufkommen des gemeinen Hauswurms im Fichtendickicht für den, der sich einen Wald wünscht und keinen hat. (Verena Roßbacher: Schwätzen und Schlachten)

[Genie] Meine mit meiner Genialität einhergehende Ungeschicklichkeit im Umgang mit dem profanen Alltag macht mir manchmal wirklich zu schaffen. (Verena Roßbacher: Schwätzen und Schlachten)

[Schon vorher so] Machs doch wie der Pfarrer von meiner Oma, sag einfach immer, wenn du wo was zusammengefahren hast, das war schon vorher so. Mir hängen noch die Glassplitter des Schaufensters von Frisuren Sabrina im Haar? Das ist bei mir immer so. Jemand hat den Opa da umgefahren? Der sah schon früher so aus. Aus meinem Heck lugt ein Gebüsch? Das gehört so. An meiner Frontscheibe - (Verena Roßbacher: Schwätzen und Schlachten)

[Genie] Die untrügliche Gewissheit, die sich sofort einstellt, so man es mit einem Genie zu tun hat. Spürt man einfach. Ist ganz selten. (Verena Roßbacher: Schwätzen und Schlachten)

[Landaufenthalt] Schokolade war nie verkehrt. Schokolade hat eine aufheiternde Wirkung. Wer weiß, wie viel Schokolade sie brauchen würden bei ihrem Aufenthalt auf dem Land. Das Land war an sich schon deprimierend genug, dazu der notorische Regen und die Aussicht auf Holz hacken und einen umfassenden Katalog von weiteren nützlichen Tätigkeiten, er legte drei Kilo Nüsse dazu, er würde noch eine Kiste Bananen erwerben, Nervennahrung ist unter so prekären Umständen sehr wichtig. (Verena Roßbacher: Schwätzen und Schlachten)

[Einkaufslisten] Er hatte einmal gelesen, es sei, gerade bei einem knappen Budget, sinnvoll, sich eine Einkaufsliste zu schreiben, auf dass man dann beim Einkaufen nicht jeden Blödsinn kaufe, sondern nur, was man, laut Zettel, benötige. Bei ihm verfing diese Taktik überhaupt nicht, er konnte seine Handschrift exakt zweieinhalb Minuten nach Niederschrift nicht mehr entziffern und kaufte dadurch immer drei Mal so viel, wie er benötigte, weil jeder notierte Artikel mindestens drei Deutungen zuließ. (Verena Roßbacher: Schwätzen und Schlachten)

[Metaphern] Metaphern gehörten verboten. Metaphern liefen unter der Rubrik: warum einfach, wenns kompliziert auch geht. (...)Man sollte Metaphern und Wälder großräumig umgehen, dozierte Stanjic, man sollte Wälder generell eher meiden. In Wäldern ist auch zu viel Natur und von Natur halte ich nichts. Er fand, dachte er, ich finde, sagte er abschließend, ich finde Städte ausreichend schön. (Verena Roßbacher: Schwätzen und Schlachten)

[Nein] Das Nö ist das Nein der guten Dinge. (Verena Roßbacher: Schwätzen und Schlachten)

[Tun] ...wie man ein Spannbettlaken sinnvoll zusammenlegt, ohne dass es aussieht wie eine Allegorie der Hoffnungslosigkeit. (Verena Roßbacher: Schwätzen und Schlachten)

[Personen] Frau Heese, ach Frau Heese hatte rosige Wangen und ein Gemüt wie ein Hackstock, überragte ihn um Kopfeslänge und fällte einen ruck, zuck mit Schlafzimmerblick und sahnigen Hüften. (Verena Roßbacher: Schwätzen und Schlachten)

[Zwickmühle] Es bringt mich nämlich (..) die Anwesenheit eines Duftsteins immer in eine komplizierte Zwickmühle. Einerseits erfreue ich mich an dem wohlriechenden Duft, andererseits halte ich diese Parfümierung der Exkremente für ungeheuer obszön. (Verena Roßbacher: Schwätzen und Schlachten)

[Vergleich] ... blendend weiß wie (...) von keiner Sonne je beleckter Haremsdamenschenkel... (Verena Roßbacher: Schwätzen und Schlachten)

[Stampede] ... stürmt eine Herde Kühe vorbei, kreuzfidel und spürt den Frühling, zieht vorüber im gestreckten Galopp. (...) Dieses Geschunkel mächtiger Wampen und Euter wie anklagende Fingerhandschuhe. (Verena Roßbacher: Schwätzen und Schlachten)

[Malerisch] Er fand, an so Tagen wie heute sahen Frauen aus wie Bildern entsprungen von Vermeer, alles schien zu leuchten und zu glimmen und barg eine hinreißende Ruhe, als wären sie justament immer im Begriff, Milch aus einem Krug irgendwohin zu gießen, aus einem irdenen Krug, fügte Sydow der Vollständigkeit halber hinzu, weil das machte die Sache komplett. Krüge waren irden und Frauen sahen so milchgewaschen aus und beerenverschmiert. (Verena Roßbacher: Schwätzen und Schlachten)

[Natur] Das Pochen vereinzelter Regentropfen auf Laub und das melodische Gurgeln eines nahen Abflussrohrs. (Ian McEwan: Kindeswohl)

[Stimme] ... die selbstbewusste Stimme eines Mannes, der seiner Kompetenz gewiss und es gewohnt war, Anweisungen zu erteilen. Manche britischen Jazzmusiker sprachen so, ein Tennistrainer, den sie kannte, Unteroffiziere, höhere Polizeibeamte, Sanitäter, ein Vorarbeiter einer Bohrinsel, den sie einmal in einer Verhandlung vor sich gehabt hatte. Männer, die den Lauf der Welt nicht bestimmten, sie aber am Laufen hielten. (Ian McEwan: Kindeswohl)

[Physiognomie] ... im Smoking. In dieser Uniform wirkten schmerbäuchige Männer eines gewissen Alters immer leicht kläglich, wie eingezwängt. (Ian McEwan: Kindeswohl)

[Rückzug] Jeder kenne den Drang, vor der Welt davonzulaufen, nur wenige wagten es. Sie hörte, so schien es jedenfalls, ernst zu, hier und da nickte sie oder sagte selbst etwas. Sie fühlte sich wie eine Patientin im Krankenhaus, die sich danach sehnt, dass ihr freundlicher Besucher endlich geht, damit sie wieder in Ruhe krank sein kann. (Ian McEwan: Kindeswohl)

[Orte] ... fand mich in einer akkurat quadratischen Küche wieder, wo Katharina quasi noch in derselben Minute dazu anhub, ein kompliziertes Menü zu kochen, ein Vorgang, den ich mit überwachem Blick und ohne jeden Ansatz von Verständnis betrachtete wie eine cinematografische Vorführung. (Verena Roßbacher: Schwätzen und Schlachten)

[Alter] ... daß (...) ihr Hinterteil anschwoll wie eine Quellwolke im Sommer. (Ian McEwan: Kindeswohl)

[Alter] ... das nach dem bekannten Muster mönchisch gelichtete Haupthaar. (Ian McEwan: Kindeswohl)

[Wortperlen] Das Feuer - die Tinte des Teufels. (Robert Seethaler: Ein ganzes Leben)

[Dramaturgie] Jetzt kommt übrigens die Liebesszene, sagte ich aufmunternd zu Olaf. Ah ja, er warf einen Blick auf die Seitenzahl, auf Seite 75. Das nennst du knackig mit einer Liebesszene anfangen. Knackig hast du gesagt. Etwaige Leser, sagte er, die gerne was mit Liebe lesen wollen, hast du aber schon längst vergrätzt. Ich seufzte. Liebe Leser. Die Liebe kommt. Manchmal tut sie das auf steinigen Wegen. Aber sie kommt. (Verena Roßbacher: Schwätzen und Schlachten)

[Länder] Die Schweiz war, davon war er überzeugt, Feng-Shui-technisch top, es war ein reiches, ein glückliches Land, eine Insel der Seligen, irgendein Feng-Shui-Techniker hatte da einmal ganze Arbeit geleistet. (Verena Roßbacher: Schwätzen und Schlachten)

[Musik] Sie machten zusammen Musik, aber na ja. Bis anhin die üblichen Verdächtigen, Mozart, Schumann und Freunde und alles, was sich auf Größe eines Trios zusammenstauchen ließ, ein bisschen fiedeln und tröten, alles in allem krauchten sie um die traurige Tatsache Hausmusik... (Verena Roßbacher: Schwätzen und Schlachten)

[Licht] Ein Licht, als zechten Engel. (Verena Roßbacher: Schwätzen und Schlachten)

[Ordnung] Die Hinrichtung artete in eine sehr unordentliche Angelegenheit aus. (Margriet de Moor: Der Maler und das Mädchen)

[Bewegungen] Ihre jungen Finger, noch Lichtjahre entfernt von irgendeiner dunklen Grenze, einem Endpunkt, nie gesichtet, aber, zum Teufel, trotzdem präsent, pflückten nervös am Stoff. (Margriet de Moor: Der Maler und das Mädchen)

[Wortperlen] "Lebenslügenpappwand" (Karen Köhler: Wir haben Raketen geangelt. Erzählungen)

[Mond] Der Mond schwebt als schiefe Sichel in der Dämmerung. Eine Trostkrümmung, in die man sich legen mag. (Karen Köhler: Wir haben Raketen geangelt. Erzählungen)

[Alkohol] Nach Julians Ich-liebe-dich-nicht-mehr war mir alles egal. (...) Ich aß nicht mehr, schlief nicht mehr, sprach nicht mehr, trank zu wenig Unalkoholisches. (Karen Köhler: Wir haben Raketen geangelt. Erzählungen)

[Unkraut] Die Straßen sind gesäumt von saftigem Grün, das verschwenderisch blüht und in Deutschland Unkraut heißen würde. Hier wächst es so wild und groß und frei, dass jede Rose daneben langweilte. (Karen Köhler: Wir haben Raketen geangelt. Erzählungen)

[Flüssigkeiten] Als ich aufstehe, stoße ich meine noch halb volle Bierdose um. Ein kleiner See flutet das Beistelltischchen. Mein Notizbuch betrinkt sich. (Karen Köhler: Wir haben Raketen eangelt. Erzählungen)

[Kleidung] Ihre Haare sind feucht vom Nieselregen und hängen in Strähnen in ihr Gesicht, ihre Bluse liegt ermattet am Oberkörper. (Karen Köhler: Wir haben Raketen geangelt. Erzählungen)

[Essen] In der Crewmesse opfern wir dem Hunger täglich unseren Geschmack: Jeden Tag die Hoffnung, dass es anderes Essen geben könnte, jeden Tag der gleiche Gang ums immergleiche Buffet. Ich drehe die Runde. Verkochte Nudeln, ein Penneklumpen, dazu Bolognese und eine rote Soße. Trockenes Fleisch runzelt unter einer Warmhaltelampe. Dunkle Pilzsoße hat sich eine Haut zugelegt. Mehlige Kartoffeln kämpfen mit ihrer eigenen Stärke. (Karen Köhler: Wir haben Raketen geangelt. Erzählungen)

[PC] Finger hasten über Tasten. (Karen Köhler: Wir haben Raketen geangelt. Erzählungen)

[Wohnung] Dielen knurren unter meinen Schritten, die Wohnung lauert. (Karen Köhler: Wir haben Raketen geangelt. Erzählungen)

[Wortperlen] "Hausaugenlied" = Rollladen. (Karen Köhler: Wir haben Raketen geangelt. Erzählungen)

[Polizei] "Wenn ich als Polizist zu einem Asiaten Schlitzauge gesagt hätte, hätte mir schon am nächsten Tag amnesty international die Daumenschrauben angesetzt." (Wolf Haas: Silentium!)

[Orte] Nur die wenigsten wissen, daß in Salzburg der Regen das gute Wetter ist. Weil Auswahl nicht sehr groß: entweder Regen oder Föhn. (Wolf Haas: Silentium!)

[Leben] Im Leben immer wieder interessant, daß eine Niederlage sich im nachhinein oft als ein Volltreffer erweist. Wo man hinterher zugeben muß, siehst du, wenn mir nicht Haus und Hof abgebrannt wären, wenn ich nicht meine gutbezahlte Stelle und meine wunderschöne Frau verloren hätte, dann hätte ich dieses hochinteressante Kreuzworträtsel wahrscheinlich gar nie aus der Mülltonne gefischt. (Wolf Haas: Silentium!)

[Gemeinschaft] ... natürlich beste vertrauensbildende Maßnahme, die es auf dieser Welt gibt: über einen Abwesenden schlecht reden. (Wolf Haas: Silentium!)

[Zaun] Ein Drahtzaun kann noch so durchsichtig sein, er beengt den Blick ein bißchen. (Wolf Haas: Silentium!)

[Psychiater] "Die Psychiater sind ja auch nur Geschäftemacher", hat der Sportpräfekt Fitz sich wieder zu Wort gemeldet, "die verderben sich doch ihr Geschäft nicht, indem sie zulassen, daß ihr Patient sich an alles auf einmal erinnert. Sondern der muß jahrelang kommen und darf sich nur scheibchenweise erinnern. Die machen das genauso wie die Zahnärzte, die dir acht Termine für eine Plombe geben." (Wolf Haas: Silentium!)

[Musik] Weil er hat jetzt gewußt, Strauss Glatteis, da muß man wahnsinnig aufpassen mit den Vornamen, und nicht jeder ist automatisch der Walzerkönig. Hofmannsthal vergleichsweise einfach, weil Hofmannsthal immer Hugo. (Wolf Haas: Silentium!)

[Psyche] ...weil seine einzige Bettgeschichte die war, daß er sich auf der Psychiatercouch wundgelegen hat." (Wolf Haas: Silentium!)

[Rot] Das Fräulein Schuh ist so rot geworden, daß es den Brenner nicht gewundert hätte, wenn es auf ihren blitzend weißen Blusenkragen abgefärbt hätte. (Wolf Haas: Silentium!)

[Übernachten] ... hat der alte Präfekt ein bißchen eigenartig geredet, ungefähr wie die Leute mit den dritten Zähnen, wenn sie ihr prächtiges Gebiß schon zum Übernachten in das Kukident-Glas gelegt haben. (Wolf Haas: Silentium!)

[Unauffällig] Es ist immer eine verteufelte Angelegenheit mit dem Fehlerverstecken, das ist wie bei den Glatzköpfen, die sich ihre letzten Haare drüberkämmen, dann sehen sie nur um so kahler aus. Oder meinetwegen wie bei den Mördern, die sich extra unauffällig benehmen, und schon klicken die Handschellen, nur weil du zu einem Polizisten gesagt hast, schönes Wetter heute.

[Energien] Es ist enorm entlastend, keinen sympathischen Eindruck machen zu müssen. (Hans-Ulrich Treichel: Frühe Störung)

[Ironie] Zum Glück gehörte die Frau zu den Menschen, die Ironie ohne Beigabe einer Gebrauchsanweisung verstanden. (Hans-Ulrich Treichel: Frühe Störung)

[Recht] Ich kannte den Verleger nicht als einen witzigen, eher als einen buchhalterisch wirkenden Menschen. Mit Tendenz zur Rechthaberei. Buchhalter hatten ja auch meistens recht. (Hans-Ulrich Treichel: Frühe Störung)

[Pflicht] Jetzt galt es zurückzukehren zur Pflicht. Zum Graubrot des Lebens. (Hans-Ulrich Treichel: Frühe Störung)

[Größe] Die Wohnung war schließlich groß genug. Allein der Weg vom Salon zur Gästetoilette war eine kleine Wanderung. (Hans-Ulrich Treichel: Frühe Störung)

[Körper] ... Erinnerung an viele schöne Stunden, in denen sie trotz spitzer Hüftknochen enorm anschmiegsam sein konnte. (Hans-Ulrich Treichel: Frühe Störung)

[Reisen] Kalkutta in drei Tagen klang für einen ängstlichen Reisenden oder jemanden, der im Prinzip gar nicht reiste, aber die Welt doch gesehen haben wollte, weitaus ermutigender als beispielsweise Kalkutta in sieben Tagen. Sieben Tage waren schon wieder zum Fürchten. Drei Tage - da konnte man sich in Kalkutta infizieren und ganz bequem erst zu Hause krank werden. (Hans-Ulrich Treichel: Frühe Störung)

[Fluch] Sie spuckte Flüche aus wie Sonnenblumenkerne. (Isaac B. Singer: Der Tod des Methusalem...)

[Fehler] Er buchstabierte Noah mit sieben Fehlern, wie man so sagt. (Isaac B. Singer: Der Tod des Methusalem...)

[Humor] Gäbe es so etwas wie einen akademischen Graf für Humorlosigkeit, er würde ihn magna cum laude erhalten. (Isaac B. Singer: Der Tod des Methusalem...)

[Physis] Der Busen, eine undefinierbare, mattschimmernde Masse, wird vom Hausgewand mild gebändigt, ohne jedoch Einschränkungen zu erliegen. (Willy Seidel: Alarm im Jenseits)

[Energie] Ich raffe den ermatteten Rest meiner Energie zusammen... (Willy Seidel: Alarm im Jenseits)

[Alte Frau] Ein Schatten erscheint hinter dem Milchglas, ein verkrümmtes Skelett; spärliche Regsamkeit raschelt an klirrenden Riegeln, und unter dürrem Hüsteln entpuppt sich ein von fünfundsiebenzig Lenzen belastetes Frauenzimmer und sieht dich aus wäßrigblauen Hundeaugen schier vorwurfsvoll an... Das ist die alte Afra, ein mit Isarwasser getauftes, vom Glück von jeher gemiedenes Wesen. (Willy Seidel: Alarm im Jenseits)

[Orden] ...Oberst Barksdale, der so viele Orden an seiner Brust trug, dass er wahrscheinlich kugelsicher war. (Jasper Fforde: Wo ist Thursday Next?)

[Wetter] Die Sommertage dehnen sich, es ist so heiß, dass nachts in ihren Träumen selbst die Gespenster schwitzen. (Angelika Klüssendorf: April)

[Gefahr] Sie spürt Unruhe in sich aufsteigen, steht da, als würde sie einen Feind wittern. Von klein auf kennt sie diesen Zustand der Bedrohungserwartung. (Angelika Klüssendorf: April)

[Service] Selbst die Kellner wirken freundlich, soweit das überhaupt möglich ist. (Angelika Klüssendorf: April)

[Wortperlen] "Schreibmaschinisten" - (Lutz Seiler: Kruso)

[Vergünstigung] Er war übrigens kein Schweizer, hatte nur dank finanziellem Unterfutter von den Eidgenossen ein steuerlich warmes Plätzchen eingeräumt bekommen. (Herbert Rosendorfer: Der Meister)

[Katzen] Während der Messe wartete der Peterl entweder in der Sakristei, saß auf einem der hohen Paramentenschränke (fingerdick Staub dort oben - trotzdem war Peterl nie staubig, wenn er herunterkam: Katzen sind schmutzabweisend)... (Herbert Rosendorfer: Der Meister)

[Religion] Winter (...) war evangelisch, weil Franke aus dem protestantischen Bier- oder Oberfranken (im Gegensatz zum katholischen Wein- oder Unterfranken)... (Herbert Rosendorfer: Der Meister)

[Gestik] Eds Frage nach Kruso überraschte den Esskaa. Als wäre etwas sehr Schlimmes geschehen, legte er augenblicklich beide Hände an seine Wangen. Es war die Geste goldzöpfiger Mädchen in sowjetischen Märchenfilmen, wenn sie erfuhren, dass der Drache ihren Liebsten getötet oder in ein Tier verwandelt hatte. (Lutz Seiler: Kruso)

[Wortperlen] "das tägliche Süß-Sauer" (Lutz Seiler: Kruso)

[Einsam] Für andere schwer vorstellbar, dass einsame Menschen überhaupt etwas essen. (Lutz Seiler: Kruso)

[Irreal] "Zur Zeit", sagte der Meister, "arbeitet er an der Vertonung von Robert Musils Roman Der Mann ohne Eigenschaften." (Herbert Rosendorfer: Der Meister)

[Verarmt] Ihm gehörte alles Land weitum, aber das schien, möglicherweise infolge der unseligen Aufhebung der Leibeigenschaft und überhaupt ungünstiger Zeitläufte, nicht mehr zur Bestreitung standesgemäßen Lebens auszureichen.

[Politik] Offenbar hält man auch dort in Brüssel den Grundsatz hoch, daß ein Beamter, der nicht da ist, keine Fehler machen kann. (Herbert Rosendorfer: Der Meister)

[Bier] Aber Helmut von der Gondel führte - sehr selten damals - das echte Budweiser (also nicht das schauerliche amerikanische Bud, ein Getränk, das eigentlich nur per Gefahrentransport ausgeliefert werden dürfte, sondern das echte tschechische Bier). (Herbert Rosendorfer: Der Meister)

[Tempo] Der Meister war ein wenig älter als der Durchschnitt der Doktoranden, etwas überständig. Das kam daher, daß er so ausführlich studierte. Der in der Wolle gefärbte Perfektionist, der Streber nach Vollkommenheit wurde mit nichts und nie fertig. (...) Er arbeitete so langsam und so gründlich, daß Carlone einmal sagte: "Es ginge gleich schnell, wenn der Meister seine Arbeit sticken würde." (Herbert Rosendorfer: Der Meister)

[Streber] Er war einer der verbissenen Streber gewesen, von denen man erzählte, daß sie, wenn sie die Mühen des Tages hinter sich gebracht hatten, abends in den weichen Sessel sanken und genüßlich die Neue Juristische Wochenschrift zur Hand nehmen. (Herbert Rosendorfer: Der Meister)

[Kleidung] Die nicht unattraktive, aber etwas kantige Russin Njakleta war in einen züchtigen Einteiler gehüllt. (Herbert Rosendorfer: Der Meister)

[Habil] ...der seit Menschengedenken vor sich hin habilitierte. (Herbert Rosendorfer: Der Meister)

[Ahnung] Wie war unwissend wie ein Märzhase, der den rauschenden Schatten überm Feld nicht Bussard nennt. (Brigitte Reimann: Franziska Linkerhand)

[Abzocken] Man muß wissen, daß dieses Restaurant, die Trattoria La Madonna, eine Ausnahme von der Regel bildet, daß man unter keinen Umständen in der Nähe des Rialto oder des Markusplatzes seinen Fuß essenshalber über die Schwelle eines gastronomischen Etablissements setzen darf, wenn man nicht der gängigen Auslegung des Preis-Leistungs-Verhältnisses venezianischer Touristenausnehmer zum Opfer fallen will. (Herbert Rosendorfer: Der Meister)

[Bummeln] Menschen leben voller Hochmut für Nichtigkeiten, sprechen mit geliehenen Stimmen über abgeschmackte Themen, sterben vor Angst mit einem Lächeln auf den Lippen und werden immer mehr zu moralischen und intellektuellen Bummelanten. (Henri-Frederic Blanc: Teufelei)

[Sorgen] ...die Sorge, dieser geheimnisvolle Erdmagnetismus, der lange unsichtbar, wo der Mensch in der Zufriedenheit zwischen allen Beziehungen der Leidenschaft schwebt, und einer größeren Bahn sich ausdehnen will, ihn zu einer bestimmten Richtung bezwingt und hinzieht. (Achim von Arnim: Neun Novellen)

[Physiognomie] Ihre Stirn hoch und von gebührlicher Weite, ihre Augbraunen bögleinweis gestellt, mit wenigen, aber dichten, schwarzen Haaren; ihre Augen leuchteten darunter wie die Sonne, die zugleich die Gesichter der Menschen mag erheben, letzen und blenden. Ihre Nase, nicht nach dem Senkblei gesetzt, schied doch die rosenfarbnen Wänglein in gleicher Mensur und Maße. (Achim von Arnim: Neun Novellen)

[Teufel] Wir werden den Sinn für das Heilige wiedergefunden haben, oder wir drehen durch! Wir werden vor der Schöpfung auf die Knie fallen, oder wie kriechen vor den Maschinen! Verdammt noch mal, ja, ich glaube an den Teufel, vor allem, wenn ich eure Visagen sehe, und selbst wenn ich mich irre, bin ich noch mehr Mensch als ihr, die ihr wie ein Sandwich zwischen euren Espadrilles und euren Mützen lebt! (Henri-Frederic Blanc: Teufelei)

[Nonkonform] Früher bedeutete "fada" "von guten Geistern heimgesucht", heute heißt es "reif für die Gummizelle". Anstatt denjenigen zu respektieren, der euch überragt, steckt ihr ihn in die Zwangsjacke! Ah, ihr seid wahrlich nett anzusehen, ihr Rädchen im Getriebe! Kleingeister! Wenn ihr den Mond aufgehen seht, fragt ihr euch wie die Kröten, ob er wohl eßbar ist! (Henri-Frederic Blanc: Teufelei)

[Frauen] ... wie denn manche Mädchen bloß darum keinen Mann bekommen, weil sie zu hastig nach dem Trauringe fragen. (Achim von Arnim: Neun Novellen)

[Lebensalter] Die Jugend verleiht den Torheiten einen Schimmer von Schönheit, und das Alter breitet über diese kleinen Sünden eine Nacht des Vergessens. (Achim von Arnim: Neun Novellen)

[Frauen] Nun gab er mir noch einige Regeln, wie ich über ihn klagen müsse, denn eine Frau müsse sich immer klagend und leidend anstellen, wenn sie auch das ganze Hauswesen über den Haufen liefe. (Achim von Arnim: Neun Novellen)

[Geheimnisse] Besonders wichtig war es mir, einen Schrank mit Geldern und Kostbarkeiten zu retten, der selbst meiner Frau unbekannt geblieben, weil ich sie nicht immer ganz vorsichtig in der Bewahrung solcher Geheimnisse gefunden hatte. (Achim von Arnim: Neun Novellen)

[Altern] Ihre feste Gesundheit hatte den Wandel gehemmt, den die Jahre sonst unerbittlich über das Theater der Schönheit hinführen. (Achim von Arnim: Neun Novellen)

[Benennungen] An sich seien Vergnügtheiten immer sozusagen schön und zugleich unter Umständen schweiniglig, denn das Menschlichschöne sei den Menschen gleichsam zu schön, weswegen sie's gern zu den Schweineställen in eine Nachbarlichkeit stellen, meint man sagen zu können. (Robert Walser: Der kleine Tierpark)

[Männer] Die Männer scheinen mir mit ziemlich viel Gewißheit mehr Schweinehaftigkeitsanlagen und -gaben zu besitzen als die Frauen. (Robert Walser: Der kleine Tierpark)

[Bemühungen] Ich wußte um jene Zeit gleichsam noch nicht, daß es vorteilhaft sei, wenn man sich diese und jene Mühe gibt. Ich gehörte zu denen, die von der Meinung betört sind, Bemühungen sollten von selbst zustande kommen; an sich seien sie etwas beinahe Herabsetzendes. (Robert Walser: Der kleine Tierpark)

[Harmonisch] Der Gesang des Kanarienvogels stimmte mit der Farbe seines Gefieders überein. (Robert Walser: Der kleine Tierpark)

[Lesen] ... eine Zeitung, worin er mit der Gemächlichkeit eines gemachten Mannes las. (Robert Walser: Der kleine Tierpark)

[Ehe] In Heinrich machten sich von Zeit zu Zeit Weltschmerzlichkeiten bemerkbar, die sich dadurch äußerten, daß er vom Heiraten zu sprechen begann. (Robert Walser: Der kleine Tierpark)

[Politik] Gestern aß ich Speck mit Bohnen und dachte dabei an die Zukunft der Nationen, welches Denken mir nach kurzer Zeit deshalb mißfiel, weil es mir den Appetit beeinträchtigte. (Robert Walser: Der kleine Tierpark)

[Sprachverliebt] Rober Walser beendet seinen "Bärengrabenaufsatz" mit diesen delikaten Worten: "Mit dieser humanitätgetränkten Bemerkung willige ich darin ein, auf diesen Artikel die Falltüre herabfallen zu lassen, der Kreaturen enthält, die wertvoll genug zu sein scheinen, daß man gehörig auf sie acht gibt."

[Drohung] Wenn du aber nochmals ungalant wirst, hast du ein für allemal in meiner Gegenwart geatmet. (Robert Walser: Der kleine Tierpark)

[Trüffeln] Wo der Blick nicht mehr ausreicht, dann braucht man eine Vision. Und Spürsinn. Ich bin ein Trüffelhund, ich wittere, was unter der Erde geschieht. Lesen, beobachten, nachdenken, dann schnuff, schnuff... Das ist das Geheimnis, um Geheimnisse zu ergründen. Nase, Nase und nochmals Nase - aber auch Fingerspitzengefühl: Man gräbt Trüffeln nicht mit Dynamit aus. (Henri-Frederic Blanc: Teufelei)

[Wettkampf] Vier alte Belotekrieger hatten sich mit der Gauloise im Mund hinter ihren Gläsern und Karten verschanzt und maßen sich in erbittertem Schweigen, das durch ein Siegesgeschrei oder ein Todesröcheln skandiert wurde. (Henri-Frederic Blanc: Teufelei)

[Tiere] Auf einem Fensterbrett sonnte sich eine rostbraune Katze, in vollkommener Reglosigkeit und erhabener Abwesenheit. (Henri-Frederic Blanc: Teufelei)

[Alkohol] Es muß gestanden sein, daß ich Sehnsucht nach einem Glas Bier habe, die ich mit unnachsichtlicher Rücksichtslosigkeit ausgleichen will. (Robert Walser: Der kleine Tierpark)

[Unglück] Im Bett war Helbling der glücklichste, bei der täglichen Arbeit jedoch der unglücklichste Mensch der Welt. (Robert Walser: Der kleine Tierpark)

[Zeit] "Du verbringst deine Zeit damit zu zögern!" (Henri-Frederic Blanc: Teufelei)

[Haus] Ein Haus stand da, das war so zart, als blinzle es mit seinen Augen, will sagen, mit seinen Fenstern. (Robert Walser: Der kleine Tierpark)

[Mimik] Das ganze Gesicht drückt unaussprechliche Güte aus, nicht solche, der es leicht geht, sondern solche, die das Schwerste erfahren hat. (Robert Walser: Der kleine Tierpark)

[Ordnung] Für ihn war die Traufhöhe seiner gestutzten Hecke das Maß aller grünen Dinge rundum. (Jens Sparschuh: Ende der Sommerzeit)

[Benutzung] ... inspizierte ich auch gleich den elektrischen Rasenmäher. Zur Kontrolle ließ ich ihn kurz an: Vor Freude, daß sich endlich mal wieder jemand seiner erinnert hatte, heulte er laut auf. (Jens Sparschuh: Ende der Sommerzeit)

[Lebensalter] An meinem letzten Geburtstag (...) war mir den ganzen Tag über der Satz "... wieder ein Jahr kälter geworden" nicht aus dem Kopf gegangen. (Jens Sparschuh: Ende der Sommerzeit)

[Natur] Ein Fischreiher, im trägen Kontrollflug, strich flach den fahlen Schilfgürtel ab. (Jens Sparschuh: Ende der Sommerzeit)

[Fremd] Menschen mit gesundem Menschenverstand, die einen Aufenthalt auf diesem Planeten nicht zu verhindern wußten... (Henri-Frederic Blanc: Teufelei)

[Sommer] Grillen zerzirpten die abendliche Stille, der Himmel im Westen verglomm tiefrot. (Jens Sparschuh: Ende der Sommerzeit)

[Wortperlen] "strategische Schwerhörigkeit". (Jens Sparschuh: Ende der Sommerzeit)

[Kontinuität] Ihre Telefonnummer ist eine der wenigen Konstanten, die bei mir, sobald mein Telefonverzeichnis beginnt, unleserlich zu werden, oder auseinanderzufallen droht, als erste in ein neues weiterwandert. (Jens Sparschuh: Ende der Sommerzeit)

[Refugium] Abends, im Bett, meinem verläßlichsten Rückzugsraum aus der Welt... (Jens Sparschuh: Ende der Sommerzeit)

[Unordnung] Um mein Arbeitszimmer gründlich aufzuräumen, wie ich es mir noch in Amerika kühn vorgenommen hatte, hätte es angesichts der Lage eines oder sogar mehrerer Brandbeschleuniger bedurft. (Jens Sparschuh: Ende der Sommerzeit)

[Duzen] "Um welchen Einsatz wollen Sie spielen?" ist der Brenner lieber beim Sie geblieben. Weil heute ist man oft zu schnell per du, und das ist dann gar nicht so günstig, wenn einer womöglich dein Chef oder dein Mörder ist, weil diese Personengruppe neigt von Natur aus ein bißchen zur Respektlosigkeit. (Wolf Haas: Komm, süßer Tod)

[Sprache] "Hat er einen Unfall gebaut?" "Gebaut nicht. Aber gehabt." "Gebaut nicht, aber gehabt? Ist irgendwo ein Wörterbuch explodiert, daß mir heute lauter Wortklauber unterkommen?" (Wolf Haas: Komm, süßer Tod)

[Bewegung] ...hat die Nicole gelacht. Und dann hat sie sich ganz ungesund verbogen, das würde kein Physiotherapeut auf der Welt empfehlen. (Wolf Haas: Komm, süßer Tod)

[Sprache] "Von den Männern bin ich ein für allemal geheilt", hat die Blutbanksekretärin Nicole gesagt und ihren Arm um den Brenner gelegt. "Das kann ich verstehen." "Wieso kannst duuu das verstehen?" "Weil du so deutlich sprichst." (Wolf Haas: Komm, süßer Tod)

[Vorbild] Chefleute brauchen das manchmal, daß sie ihren Sermon herunterbeten, an den sie selber nicht einmal glauben. (Wolf Haas: Komm, süßer Tod)

[Liebe] Es ist ein Gesetz: Wenn du niemanden für die Liebe hast, mußt du ewig suchen, bis du wen findest. Aber kaum daß du wen gefunden hast, laufen dir am selben Tag noch drei andere über den Weg. (Wolf Haas: Komm, süßer Tod)

[Unbehaust] Im Lauf der Jahre ist es dem Brenner dann immer wieder aufgefallen. Diese Aura bei den verzweifelten Menschen. (Wolf Haas: Komm, süßer Tod)

[Licht] Neonlicht, das die Kochnische wie einen Operationssaal ausgeleuchtet hat. (Wolf Haas: Komm, süßer Tod)

[Pflege] ... diese Hippie-Krankenpfleger, die den ganzen Tag Schamhaare rasieren müssen, nur der eigene Vollbart hat noch nie eine Schere gesehen. (Wolf Haas: Komm, süßer Tod)

[Lebensalter] Und um dreiviertel neun ist der Herr Oswald hereingekommen. In seinem eleganten Anzug hat der Brenner ihn zuerst gar nicht erkannt. Weil in den zwölf Jahren ist der Herr Oswald dreißig Jahre älter geworden. (Wolf Haas: Komm, süßer Tod)

[Essen] "Das Angenehme am Essen (...) Egal, wie es aussieht, man weiß genau, was man zu tun hat. Ein selbstzubereitetes Rätsel, das sich sehr leicht lösen lässt: Anstatt die einzelnen Bestandteile zu identifizieren oder gar voneinander zu trennen, vernichtet man das Ganze. Das gordische Ei..." (Michael Ziegelwagner: Der aufblasbare Kaiser)

[Gedankenarbeit] Wie immer, wenn ihr Magen leer war, begann ihr Kopf zu arbeiten: Das Gehirn knurrte schon seit dem Aufstehen, der Gedankensaft gluckerte und zerschmolz ein Problem (die musikalische Frage) in kleine, hirngerechte Stücke. (Michael Ziegelwagner: Der aufblasbare Kaiser)

[Wortperlen] "geistiges Fliegengewicht" (Michael Ziegelwagner: Der aufblasbare Kaiser)

[Politiker] Er wirkte, als hätte er jahrelang mitregiert. (Michael Ziegelwagner: Der aufblasbare Kaiser)

[Kindheit] Wenn es etwas gibt, das einem aus der Kindheit verlorengeht, dann doch wohl, sich einer Sache hundertprozentig widmen zu können. (Michael Ziegelwagner: Der aufblasbare Kaiser)

[Psyche] "Ich habe ein bisschen was von der Seele eines Psychologen mitbekommen..." "Aber nicht den akademischen Teil, fürchte ich..." (Michael Ziegelwagner: Der aufblasbare Kaiser)

[Tempo] ...beschleunigte ihren Schritt, so, wie man nach einem fahrengelassenen Furz schnell weitergeht, um nicht als Verursacher in Frage zu kommen. (Michael Ziegelwagner: Der aufblasbare Kaiser)

[Ehe] Die wissen gar nicht mehr, was das ist, Liebe und Hingabe. Nur in der Liebe ist das Dienen ohne Schmerz, so hatte das Sportmann gesagt. "Wer vermittelt das heute der Jugend? Wer zeigt ihr die - Entschuldigung - die Geilheit des Gehorsams? Da zwängen sie sich aus lauter Fadesse in Sadomasokorsetts, aber vor dem viel tieferen Zwang einer gottgefügten, lebenslangen Ehe, davor fürchten sie sich..."

[Mitgefühl] Ihr Empathiereservoir war ausgetrocknet. (Michael Ziegelwagner: Der aufblasbare Kaiser)

[Politik] "das Gesindel von den Systemparteien" (Michael Ziegelwagner: Der aufblasbare Kaiser)

[Tonlage] Die Frage kam beiläufig, aber mit dem Unbehagen eines Vaters, der sich fragt, ob es wirklich okay ist, dass der unzuverlässige Teenager das Auto nimmt. (Donna Tartt: Der Distelfink)

[Aussehen] Everett (...) mit seiner schlechten Kleidung, seinen Hasenzähnen und seinen dauernd erschrocken blickenden Augen? Der aussah, als wäre seine Vorstellung von einem irren Abendessen eine Portion brauner Reis mit Seetang von der Theke im hinteren Teil des Bioladens? (Donna Tartt: Der Distelfink)

[Liebe] "Meine Erfahrung ist: Halte dich fern von denen, die du zu sehr liebst. Das sind diejenigen, die dich umbringen werden. Was du brauchst, um glücklich auf der Welt zu leben, ist eine Frau, die ein eigenes Leben hat und dich deins leben lässt." (Donna Tartt: Der Distelfink)

[Zeit] Die Zeit glitt in Verwehungen unter mir hinweg wie überfrorene Nässe auf einem Highway, unterbrochen von unvermittelten, kurzen stechenden Augenblicken, in denen meine Räder blockierten und ich in die reale Zeit zurückgeschleudert wurde. (Donna Tartt: Der Distelfink)

[Wetter] Die Abenddämmerungen waren glutvoll und melodramatisch, mächtige Streifen in Orange und Karmesin und dem Zinnoberrot aus Lawrence von Arabien, und die Nacht fiel dunkel und hart herab wie eine zugeschlagene Tür. (Donna Tartt: Der Distelfink)

[Alkohol] Vielleicht trank er nicht mehr, aber der alte, scharfe Unterton des spätnachmittäglichen Trinkverlangens war immer noch da, rau wie Schmirgelpapier. (Donna Tartt: Der Distelfink)

[Alkohol] "Meine Mom war eine Säuferin von der Sorte, die in ihr Glas Canadian Club kotzte und es dann trotzdem austrank." (Donna Tartt: Der Distelfink)

[Tod] "Eine spärlicher besuchte Beerdigung möchtest du nicht erleben. Drei schwarze Schirme im Schneeregen. War schwer, dabei nicht an Ebenezer Scrooge zu denken." (Donna Tartt: Der Distelfink)

[Wenig] "Es ist gut, dass sie auf ihre Gesundheit achtet, denn sonst hat sie wenig vorzuweisen." (Donna Tartt: Der Distelfink)

[Schrift] Die Karte selbst trug eindeutig Dorothys steif senkrechte europäische Handschrift, die exakt einmal im Jahr auch auf einer Weihnachtskarte erschien, eine Handschrift, die, wie mein Vater einmal angemerkt hatte, aussah, als gehörte sie auf eine Schiefertafel im Restaurant La Goulue, auf der das Tagesangebot an Fischgerichten stand. (Donna Tartt: Der Distelfink)

[Typen] Er war ein Typ in den Dreißigern in dunkler Kleidung und mit einer trendigen Brille, der immer so aussah, als komme er soeben von einer Lyriklesung im Keller einer Kirche. (Donna Tartt: Der Distelfink)

[Aussehen] Sie hatte das leicht zerzauste Aussehen eines Seevogels, den der Wind vom Kurs abgebracht hat. (Donna Tartt: Der Distelfink)

[Gezeichnet] "An deinen Augenringen kann man ja Felgaufschwünge üben." (Bart Moeyaert: Graz)

[Schonung] ... daß mich immer die Idee geleitet hat, daß aus meinem Leben eine Art Schonbezirk wird. (Wilhelm Genazino: Bei Regen im Saal)

[Berufe] Mir war nicht klar, wie ausgerechnet sie als Finanzbeamtin von einem eigenen Leben reden konnte. (Wilhelm Genazino: Bei Regen im Saal)

[Kleinstadt] Oft war ich dankbar, dass ich in einer mittelgroßen, ausdrucksarmen Stadt lebte, die ihre Einwohner nicht drangsalierte mit zunehmender Wichtigkeit. Die mittelgroßen Städte können sich nicht aufplustern und greifen nicht in das Innenleben der Bevölkerung ein. (Wilhelm Genazino: Bei Regen im Saal)

[Unbehaust] Durch die tägliche Beobachtung der langsam abstürzenden Leute erschien mir mein Leben oft wie eine allmähliche Verschwisterung mit der zerbrechenden Welt. (Wilhelm Genazino: Bei Regen im Saal)

[Vögel] ... waren sich die Amseln draußen auch nicht einig, ob sie den Tag abschreiben sollten oder nicht. (Wilhelm Genazino: Bei Regen im Saal)

[Familie] "eine ruhig vor sich hin scheiternde Familie" (Wilhelm Genazino: Bei Regen im Saal)

[Arbeit] Sie wusste viel zu genau, dass jeder Mensch zu seiner Arbeit ein unaufhebbar strittiges Verhältnis hatte. (Wilhelm Genazino: Bei Regen im Saal)

[Unbehaust] Ich habe jeden Tag das Gefühl, alle Menschen leben richtig, nur ich nicht. (Wilhelm Genazino: Bei Regen im Saal)

[Unbehaust] Im Druck des Alltags verliere ich meine Zartheit. (Wilhelm Genazino: Bei Regen im Saal)

[Frauen] Ich hatte in meinem Leben meistens zwei Frauen, eine für die häusliche Liebe und die andere für das eher wirre Querfeldeinbegehren. (Wilhelm Genazino: Bei Regen im Saal)

[Weise] Um leben zu können, musst du kaltblütig am Unverstandenen vorbeigehen und dich nicht nach ihm umdrehen. (Wilhelm Genazino: Bei Regen im Saal)

[Fatalismus] Ich habe ein lockeres Verhältnis zur Selbstverschrottung der Welt. (Wilhelm Genazino: Bei Regen im Saal)

[Alkohol] Sie war der rotweintrinkende Typ, der von sich selbst dachte, dass er nach jedem Glas klarer formulierte. (Bart Moeyaert: Graz)

[Körperlichkeit] War mir mit achtzehn eigentlich bewusst, dass mein Körper eine Rückseite hatte? (Bart Moeyaert: Graz)

[Rational] Ich habe dafür studiert, um wie kein anderer das Risiko der Dinge zu erkennen. Chemie strömt durch meine Adern, Naturgesetze wurden mir mit dem Löffel verabreicht. Wenn ich sage: „Komm her, kalter Wind“, weiß ich bereits, was der kalte Wind mit mir tun wird. Ich kann der Reihe nach aufzählen, was passieren wird. Ich beherrsche die Kunst, mir selbst innerhalb kürzester Zeit die Freude zu verderben. (Bart Moeyaert: Graz)

[Wetter] Es war ein hinterlistiger Nordostwind, der nicht pfiff, die Sorte Wind, die sie in Slowenien Bora nennen und der vom Tod geschickt wird, wenn es Zeit ist, jemanden zu holen. Wenn ein Wind einen eigenen Namen hat, muss man sich in Acht nehmen. (Bart Moeyaert: Graz)

[Mimik] Er presste die Lippen aufeinander, bis nur noch ein Minuszeichen überblieb. (Bart Moeyaert: Graz)

[Lachen] Er hatte nur eine einzige Art Lachen. Wenn er das hören ließ, führte er irgendetwas im Schilde. (Bart Moeyaert: Graz)

[Wetter] Es begann zu schneien. Der Schnee fiel lotrecht. (Bart Moeyaert: Graz)

[Sinne] Wenn ich besonders genau hinhörte, hörte ich meine Gänsehaut wachsen. (Bart Moeyaert: Graz)

[Mimik] Er runzelte seine Stirn, als ob ein zu kurzes Gummiband in seine Augenbrauen genäht worden wäre. (Bart Moeyaert: Graz)

[Wortperlen] "Verharrungslust" (Wilhelm Genazino: Bei Regen im Saal)

[Biografie] Mehrmals täglich durchzog mich das unabweisbare Gefühl, dass sich bei mir eine falsche Biografie an die Stelle einer nicht auffindbaren richtigen Biografie schob und dass die falsche Biografie auch noch attraktiv war, weil durch sie das Erscheinen der bloßen Romanhaftigkeit des Lebens begann. Vieles im Leben geschah nur, damit es verheimlicht werden und im Inneren des Menschen umso heftiger nacherzählt werden konnte. (Wilhelm Genazino: Bei Regen im Saal)

[Wegwerkultur] Eine Weile schimpfte ich stumm auf die jungen Leute, die fix im Wegwerfen sind, weil ihnen die Idee, dass sie eines Tages selbst aus dem Verkehr gezogen werden, noch ganz fremd ist. (Wilhelm Genazino: Bei Regen im Saal)

[Flucht] Es erfasste mich eine kleine häusliche Hysterie, die es mir ratsam erscheinen ließ, zur Sicherheit die Wohnung zu verlassen. (Wilhelm Genazino: Bei Regen im Saal)

[Trieb] ... dass ich wenig später an eine ältere, liebevolle Prostituierte dachte, die ich vor etwa zwanzig Jahren zuweilen besucht hatte. Sie wusste, dass das männliche Geschlecht ein Quälgeist ist, das nach ein paar guten Griffen von seinen Peinigungen abließ, jedenfalls stundenweise. (Wilhelm Genazino: Bei Regen im Saal)

[Ehe] Ich sagte, dass eine missratene Ehe heute zu einem Massenerlebnis geworden war.(Wilhelm Genazino: Bei Regen im Saal)

[Unbehaust] Wie zu Kinderzeiten neigte ich dazu, nachts ein besserer Mensch werden zu wollen. In Wahrheit war ich nachts erheblich ratloser als tagsüber, wenn auch gutwilliger. (Wilhelm Genazino: Bei Regen im Saal)

[Unbehaust] Gemessen an Sonjas Verankerung in der realen Welt gehörte ich eher zu den Problemfällen. (Wilhelm Genazino: Bei Regen im Saal)

[Bewegung] Der Brenner hat so heftig Kaugummi gekaut, daß man glauben hätte können, die Lichtmaschine ist ausgefallen, und er muß mit seinen Kaumuskeln den Notstrom erzeugen. (Wolf Haas: Komm, süßer Tod)

[Glück] Obwohl in der uhrenlosen, klimagesteuerten Casino-Nacht Wörter wie Tag und Weihnachten ziemlich sinnlose Konstrukte waren, erschien mir inmitten der laut klingenden Gläser der Gedanke an Glück gar nicht so untergangsbedroht oder fatal. (Donna Tartt: Der Distelfink)

[Gewohnheit] Die Gewohnheit hatte ihr lähmendes Netz um sie gewoben. (Edith Wharton: Ein altes Haus am Hudson River)

[Fertigkeiten] Gleich allen Genies ging ihm die Ausübung seiner Begabung derart selbstverständlich von der Hand, dass er sich ebenso wenig vorstellen konnte, sein Geld auf andere Weise zu verdienen wie unter Wasser zu leben. (Edith Wharton: Ein altes Haus am Hudson River)

[Stabilität] In der Tat konnte Vance Weston Stabilität nicht von Stagnation unterscheiden, in der Religion ebenso wenig wie im Berufsleben. (Edith Wharton: Ein altes Haus am Hudson River)

[Parfüm] Als ich eines Tages aber gar ein paar Tropfen Kölnisches Wasser, vom Toilettentisch meiner Schwester stibitzt, auf dieses Tuch gesprengt hatte, sagte er mir, den Toilettenluxus erschnüffelnd, meinen Untergang in energielosem Wohlleben mit schmerzlichem Bedauern voraus. (Rudolf Presber: Der Globus)

[Passend] Die Rede hätte auf alles gepaßt. Er hätte damit ebensogut eine Geweihausstellung eröffnen, als einen von Zulus erschlagenen Missionar bestatten können. (Rudolf Presber: Mein Patient)

[Lüge] Und nun log ich wie ein geprüfter Forstadjunkt. (Rudolf Presber: Mein Patient)

[Simple] Thomas Conradin war ein grundanständiger, ehrlicher Kerl. Aber bei der Erfindung des Schießpulvers war er im Nebenzimmer gewesen. (Rudolf Presber: Mein Patient)

[Wortperlen] "Shopping-Gulag" (Harald Welzer: Selbst denken. Eine Anleitung zum Widerstand)

[Wortperlen] "Rundumfrust" (Jörg Zittlau: Langweiler leben länger)

[Sprache] Die Baronin ist sozusagen das Küken des Altersheims: Sie ist unter 60 und kann mühelos zwei zusammenhängende Sätze formulieren, die sie hin und wieder gar mit einem Relativsatz garniert. Unglücklicherweise hält ihre Geisteskraft nicht mit ihrem rhetorischen Geschick mit. (Ralf Sotscheck: Nichts gegen Engländer. Psychogramm eines merkwürdigen Volkes)

[Uraltadel] "Was Sie für einen ungewöhnlichen Namen haben", bemerkte er, nur um etwas zu sagen. "Es ist ein sehr alter Yorkshire-Name. Es hat einmal eine Zeit gegeben, wo das Haupt unserer Familie einen ganzen Tagesritt brauchte, um seine Güter zu umrunden, aber die Herrlichkeit ist dahin. Zu flotte Frauen und zu träge Pferde." (William S. Maugham: Der Menschen Hörigkeit)

[Duft] Ihr Parfüm (in Blackstable benützte niemand etwas anderes als Eau de Cologne, und das nur sonntags oder bei Migräne) war aufregend und exotisch. (William S. Maugham: Der Menschen Hörigkeit)

[Weihnachten] Er konnte den Gedanken an ein teutonisches Fest nicht ertragen. Er bekam Gänsehaut, wenn er an den aggressiven Frohsinn dieser Zeit dachte, und um dem zu entrinnen, beschloss er, an Heiligabend zu reisen. (William S. Maugham: Der Menschen Hörigkeit)

[Wetter] Der Sommer kam über das Land wie ein Eroberer. Jeder Tag war schön. Der Himmel hatte ein herausforderndes Blau, das die Nerven aufpeitschte. Das Grün der Bäume war grell und aufdringlich, und die Häuser leuchteten, wenn die Sonne sie beschien, so weiß, dass es schmerzte. (William S. Maugham: Der Menschen Hörigkeit)

[Seele] Auch offenbarte die immer leiser werdende Stimme eine Atemnot, eine Seelenerkältung, die sich Tittel an der Schlechtigkeit der Welt zugezogen hatte. (Franz Werfel: Kleine Verhältnisse)

[Urban] Für das Stadtkind, das nur eine gezügelte und halbverfälschte Feriennatur kannte, waren die Gattungen der Tiere nichts Gleichberechtigtes und Selbstverständliches. (Franz Werfel: Kleine Verhältnisse)

[Wetter] Einer der katzenjämmerlichen Sommertage war’s, von katarrhalischen Himmeln überwölbt, denen so stumpf zu Mute ist, daß sie sich zu keinem Regen entschließen können. (Franz Werfel: Kleine Verhältnisse)

[Alter] ... während sie selber leider schon einundzwanzig Jahre alt sei, schlechtgerechnet. (Franz Werfel: Kleine Verhältnisse)

[Richtung] "souveräner Abgang in Richtung geschlossene Anstalt" (Jörg Schneider: So komme ich in die Hölle)

[Klassen] Sie litt an Zwangsvorstellungen der Reinlichkeit. Alles Fremde, zumal wenn es einer geringeren Lebensklasse angehörte, erschien ihr als ›unhygienisch‹. Fremdheit und Ansteckungsgefahr waren ein und dasselbe. (Franz Werfel: Kleine Verhältnisse)

[virtuos] ... mit dem belästigten Gesicht eines Virtuosen, dem man eine unerwünschte Zugabe abzwingt. (Franz Werfel: Kleine Verhältnisse)

[Prinzipien] Miss Filpotts, die unbestechliche Anhängerin eiskalten Wassers, körperlicher Ertüchtigung und starrer Nervenruhe... (Franz Werfel: Kleine Verhältnisse)

[Orte] Dieses Kinderzimmer war überaus geräumig, hell und in blendendem Weiß gehalten. Der gummibelegte Fußboden, die blitzenden Turngeräte, die mächtige Schulbank und -tafel, die Anordnung der eingebauten Wandkästen, das weiß-geschmeidige Bett, all dies erweckte den Anschein, als hätten sich in diesen Räumen Hygiene, Erziehungskunst und Luxus zusammengefunden, um aus einem gesegneten Kinde einen Vollmenschen ohnegleichen zu modeln. (Franz Werfel: Kleine Verhältnisse)

[Outfit] Man trug damals den Kopf noch nicht geschoren, und dick-lastendes Blondhaar galt als das Sinnbild eines vertrauenerweckenden Herzens. (Franz Werfel: Kleine Verhältnisse)

[Fehler] Philip war nie imstande gewesen, einen Charakterfehler zu überwinden, von dem er wusste, dass er seinem starken Wunsch, ein geregeltes Leben zu führen, im Wege stand: seiner Leidenschaft, statt in der Gegenwart in der Zukunft zu leben. (W. Somerset Maugham: Der Menschen Hörigkeit)

[Zeiten] Anderthalb Jahrhunderte früher, als die Kunst der Rhetorik ein Passierschein für den Eintritt in die gute Gesellschaft galt und Trunksucht noch nichts Degradierendes war, hätte er es vielleicht zu Ruhm und Ansehen gebracht. (W. Somerset Maugham: Der Menschen Hörigkeit)

[Jugend] Er ließ sein Haar wachsen, und nur weil die Natur grausam ist und keine Rücksicht auf die sehnsüchtigen Wünsche der Jugend nimmt, musste er davon Abstand nehmen, sich einen Bart wachsen zu lassen. (W. Somerset Maugham: Der Menschen Hörigkeit)

[Rauschmittel] ›Bei Gott, ich glaube, ich bin ein Genie.‹ Er war jedenfalls sehr berauscht, aber da er nicht mehr als ein einziges Glas Bier zu sich genommen hatte, war dies wohl auf ein gefährlicheres Rauschmittel als Alkohol zurückzuführen. (W. Somerset Maugham: Der Menschen Hörigkeit)

[Alkohol] Seit zwanzig Jahren sann er über das Problem nach, ob er den Alkohol liebte, weil er ihn zum Reden brachte, oder ob er das Gespräch liebte, weil es ihn durstig machte. (W. Somerset Maugham: Der Menschen Hörigkeit)

[Alkohol] ... obgleich der Stoß von Untertellern auf seinem Platz bezeugte, dass er zumindest den ernsthaften Versuch gemacht hatte, sich zu betrinken. (W. Somerset Maugham: Der Menschen Hörigkeit)

[Milde] Er war an jenem Abend in wohlwollender Stimmung gegenüber sich selbst. (W. Somerset Maugham: Der Menschen Hörigkeit)

[Religion] ...kam das Gespräch immer wieder auf Religion. (...) Hayward begrüßte ein Thema, bei dem er sich an harten Tatsachen nicht zu stoßen brauchte. (W. Somerset Maugham: Der Menschen Hörigkeit)

[Temperament] Er hatte das aufbrausende Naturell der Dicken, schnell erregt und schnell wieder besänftigt. (W. Somerset Maugham: Der Menschen Hörigkeit)

[Bildung] So kam die Ungeheuerlichkeit an den Tag, dass der neue Direktor eine Manie für Allgemeinbildung hatte. (W. Somerset Maugham: Der Menschen Hörigkeit)

[Glück] Glücklich die, die in der Hölle sind, sie müssen an der Welt nicht mehr leiden. (Szczepan Twardoch: Morphin)

[Orte] Ich stehe in (...) einer Küche also, die die Berührung neugieriger, auf der Suche nach Süßigkeiten die Anrichte liebkosender Kinderfinger nicht kennt... (Szczepan Twardoch: Morphin)

[Wortperlen] "unterbeschlafene Tugendliese" (Szczepan Twardoch: Morphin)

[Kenner] Weinexperte war dort Pan Gelbfisch, (...) ein Griesgram mit den Kenntnissen eines Sommeliers, er hatte Mundgeruch und unerschöpfliche Verachtung für seine Kunden, an die er seine Weine nur widerwillig abgab, als müsse er ein Meisterwerk von Caravaggio an neureiche Öl- oder Kohlebarone verscherbeln, die es neben Öldrucke von Hirsch- und Heiligenbildchen hängen. (Szczepan Twardoch: Morphin)

[Verrat] Aber dass man sich mal kurz ein Mädel anlacht, das kann nur nach weiblichen oder Pfaffenkategorien ein Verrat sein, was übrigens aufs Gleiche hinausläuft, der Pfaffe ist ja das Weib honoris causa. (Szczepan Twardoch: Morphin)

[Wesen] Das ganze Leben lang verlierst und verzettelst du dich, Kostek, das weißt du. Deine Bildchen, die niemand sehen will, nicht einmal du selbst, das Rumsitzen in den Cafés, die Affären - ein Seelenhobeln, du hobelst, die Späne fliegen, und deine Seele wird dünner. (Szczepan Twardoch: Morphin)

[Ordnung] "Ich bin Kavallerist, das hat man uns beigebracht. Auf veränderliche Bedingungen reagieren und entscheiden", sage ich energisch, mit Wahrhaftigkeit und Überzeugungskraft. "Nur bei den Sowjets geht ein Offizier noch nicht mal scheißen, wenn er keinen Befehl dazu bekommt." (Szczepan Twardoch: Morphin)

[Leben] Ich bin auch nur ein gewöhnlicher Verbraucher des gewöhnlichen Lebens. (Thomas Bernhard: In der Höhe)

[Zeitung] Die Onanie der Gebildeten, wenn du die Zeitung aufschlägst. (Thomas Bernhard: In der Höhe)

[Urteil] Ich bin als Ganzes aus einem Witzblatt herausgerissen. (Thomas Bernhard: In der Höhe)

[Medioker] Die Mittelmäßigenseuche, die sich ausbreitet. (Thomas Bernhard: In der Höhe)

[Orte] Gestalten der Vorhölle an der Straßenkreuzung. (Thomas Bernhard: In der Höhe)

[Wortperlen] "Zustandsstumpfsinn". (Thomas Bernhard: In der Höhe)

[Klassentreffen] "siedender Kessel der Erinnerungen, genannt Klassentreffen" (Philip Roth: Amerikanisches Idyll)

[Begünstigt] Ein privilegiertes Schoßkind des Glücks. (Philip Roth: Amerikanisches Idyll)

[Familie] Die Standardregeln und Vorschriften, die das Herz jeder Familienordnung sind... (Philip Roth: Amerikanisches Idyll)

[Kinder] Die Menschen geben ungern zu, wie zuwider ihnen die Kinder anderer Menschen sind. (Philip Roth: Amerikanisches Idyll)

[Leben] Ein solides, von Vernunft und den klassischen Einschränkungen geführtes Leben. (Philip Roth: Amerikanisches Idyll)

[Ehe] Andere planen gründlicher ihren Gang zum Klo, als ich meine beiden Ehen geplant habe. (Philip Roth: Amerikanisches Idyll)

[Neigung] ... jemand, der sich mit Leib und Seele der Illusion von Stabilität verschrieben hat. (Philip Roth: Amerikanisches Idyll)

[Alkohol] Der feixende Gott der Trunkenheit.... (Robert Galbraith: Der Ruf des Kuckucks)

[Alkohol] Wie Glasscherben bohrten sich die Erinnerungen in seine Schläfe: wie er versucht hatte, den Barkeeper davon zu überzeugen, dass ein weiteres Pint gar keine so schlechte Idee wäre. (Robert Galbraith: Der Ruf des Kuckucks)

[Gefühle] ...daß Lucys Auffassung von Mitgefühl ihn unangenehm an einige der Verhörtechniken erinnerte, die man in Guantanamo eingesetzt hatte. (Robert Galbraith: Der Ruf des Kuckucks)

[Alter] Manchen Menschen dreht die Zeit ihre Jahresringe nur ins Gesicht. (Jaromir Konecny: Tatar mit Veilchen)

[Medizin] "Meine Oma hatte mal Leberzirrhose, unser Doktor hat ihr zwei Pilsner Urquell pro Abend verschrieben und nach drei Wochen war ihre Leber frisch wie die eines Babys. Wenn du zu unserem Doktor kommst und noch nicht dreißig bist, gießt er dir ein Glas Sliwowitz ein und schmeißt dich raus. Er meint, junge Leute sollten den Alten nicht den Platz in der Praxis wegnehmen." (Jaromir Konecny: Tatar mit Veilchen)

[Lücken] Der große Zeh wollte ein bissl an die Luft - die Socke war seiner Neugier nicht gewachsen. (Jaromir Konecny: Tatar mit Veilchen)

[Voraussetzungen] "Hast du nichts Gescheites gelernt?" "Ich habe zwei Semester Philosophie studiert." "Das müsste für einen Job als Kellner reichen", sagte Paula. (Jaromir Konecny: Tatar mit Veilchen)

[Bier] "Warum Frauen die sozialeren Wesen sind, kann die evolutionäre Psychologie ganz gut erklären!" (...) "Meine Freundin verspürt sofort Harndrang, wenn eine andere Frau am Tisch aufsteht. Ich verspüre den Harndrang dagegen als eine praktische Folge von notwendigen Umständen." "Von welchen notwendigen Umständen denn?" "Noch vor ein paar Jahren waren meine notwendigen Umstände sechs Halbe lang", sagte Mojmir. "Jetzt sind's drei. Bald muss ich mir das Bier direkt aufs Klo bestellen." (Jaromir Konecny: Tatar mit Veilchen)

[Alkohol] Bernhardiner sind als Rumfassträger und somit Lebensretter sowieso eine sehr sympathische Hunderasse. (Jaromir Konecny: Tatar mit Veilchen)

[Alkohol] Sein Körper war durch Alkohol so imprägniert, dass kein Keim sich in seine Nähe wagte. (Jaromir Konecny: Tatar mit Veilchen)

[Kleidung] "Du kannst die Hose ganz ausziehen", sagt Laura. "Ich laufe scharf", sage ich. "Wie bitte? ... Was heißt das?" "Ich trage keine Unterhose!" (Jaromir Konecny: Tote Tulpen)

[Morgen] Eines Morgens erhob er sich zeitiger als sonst. Es war ein rechter Gottesmorgen im August. Die Schwalben schrillten um den Turm, und glühendes Sonnenlicht vernichtete alle Schatten. (Willy Seidel: Das älteste Ding der Welt)

[Gardinenpredigt] "Sie halten mich offenbar für berauscht", dachte er. "Das wird morgen Kanzelton beim Frühstück geben." (Willy Seidel: Das älteste Ding der Welt)

[Sonnenuntergang] Ein glühendroter Abendhimmel verblutete... (Willy Seidel: Das älteste Ding der Welt)

[Fabeleien] Außerdem knüpfte sich, wie ihm jetzt einfiel, lächerlicher Aberglauben an diesen Hügel. Da er im Freien lag, so hatte sich wohl vor Jahrhunderten ein Wirrkopf, der hier eingeschlafen, einen Sonnenstich geholt und allerhand gefaselt, was recht gut in den Rahmen durch Foltern erpreßter Berichte gepaßt haben mochte. (Willy Seidel: Das älteste Ding der Welt)

[Natur] Die Lerchen, wie Punkte ins weite Blau gestreut, tröpfelten friedliche Triller hernieder. Der Wind umschmeichelte das fahle Grün der strotzenden Saat wie mit trägem, von Frieden erschlafftem Fächer. Insekten schrillten und summten; ihr Getön verwob sich zu feinmaschigem Netz von Lauten, sanft auf alle Daseinsängste sinkend. (Willy Seidel: Das älteste Ding der Welt)

[Schmutz] ... hat die Wirtin eine weiße Kleiderschürze angehabt, die sie wahrscheinlich nur jeden Samstag wechselt. Und wie gesagt, es ist Freitag gewesen. (Wolf Haas: Auferstehung der Toten)

[Harmlos] Nur daß der Lorenz auf dieser Erde der allerletzte ist, der einen Menschen umbringen könnte Der hört ja das Gras schreien, wenn man es mäht. Wenn der einen Mord begeht, bin ich freiwillig die Leiche!" (Wolf Haas: Auferstehung der Toten)

[Alkohol] ... hat der Brenner natürlich gewußt, daß man Alkoholiker am besten daran erkennt, daß sie sich dauernd Mineralwasser bestellen. (Wolf Haas: Auferstehung der Toten)

[Wetter] Ihm ist jetzt schon kalt gewesen in dem Schneewind, weil der jedes Jahr genau um so viel schärfer geworden ist, wie die Anoraks besser geworden sind. (Wolf Haas: Auferstehung der Toten)

[Beleidigungen] "Wie machst du das eigentlich beim Rasieren, wenn du dabei immer den Spiegel ankotzt?" (Wolf Haas: Auferstehung der Toten)

[Kriegskost] Das Mädchen brachte ihm Kaffee und Torte. Die Torte bestand aus einem weißen Schaum, der auf einer dünnen Oblate klebte. Der Kaffee schmeckte bitter, und auf dem Zuckertellerchen daneben lag ein winziges, winziges Scheibchen Saccharin. Sein Magen war tief beleidigt, als er diese Kost entgegennahm, und gab sich keineswegs zufrieden. (Hans Herbert Grimm: Schlump)

[Getränke] Kakao, der in Milch gekocht war und niemals die beleidigende Bekanntschaft mit Wasser gemacht hatte. (Hans Herbert Grimm: Schlump)

[Stammtisch] Er hatte in dem herrlichen alten Städtchen ein wunderschönes gemütliches Wirtshaus entdeckt... Aber am Nachmittag fand sich selten ein Gast ein. Erst am Abend kamen die roten Nasen zusammen und gewannen den Krieg mit großen Reden. (Hans Herbert Grimm: Schlump)

[Physis] Und der Mund! So fein geschwungen und blühend rot. So geschwungen, als wollte Mozart gerade anheben, ein graziöses Menuett zu dirigieren, Kamerad, und ihre Nasenflügel loderten oft ein wenig, gerade wie wenn ein Schmetterling auffliegt, der auf einer Apfelblüte gesessen hat. (Hans Herbert Grimm: Schlump)

[Krieg] Einmal schlug in der Nähe eine Granate ein, und die Splitter fauchten auseinander wie tausend Katzen, und manche klagten und heulten wie verfluchte Geister. (Hans Herbert Grimm: Schlump)

[Krieg] Wenn Schlump das versorgte Gesicht der Madame Doby sah, dann begriff er ein wenig, was für Qualen der Krieg bereitete in den Herzen derer, die kein Gewehr trugen, die aber ihr Liebstes gefährdet wußten.

[Liebeskampf] Sie strampelte mit den Beinen, und es entspann sich ein heißer Kampf, jener ewig alte, schöne Krieg, bei dem das Unterliegen ebenso süß ist wie das Siegen. (Hans Herbert Grimm: Schlump)

[Religion] Sie wirkte verlegen. "Natürlich. Todesangst. "Ich war mal katholisch. Tod und Schuld. Das ist mein Universum." (Katholizismus, fand ich heraus, war eine Sparte des Christentums für Menschen, die etwas für Blattgold, Latein und Schuldgefühle übrighatten.) (Matt Haig: Ich und die Menschen)

[Entfernungen] Sie war "weit gereist", ein wirklich drolliger Ausdruck bei einer Spezies, die ihren Heimatplaneten höchstens verließ, um den Mond zu besuchen. (Matt Haig: Ich und die Menschen)

[Ordnung] Ihre Wohnung war übrigens der unordentlichste Ort, den ich je gesehen hatte, bei dem es sich nicht um das unmittelbare Resultat einer Kernspaltung handelte. (Matt Haig: Ich und die Menschen)

[England] Das Pub war eine Erfindung von Menschen, die in England lebten, gedacht als Kompensation dafür, dass sie Menschen waren, die in England lebten. (Matt Haig: Ich und die Menschen)

[Physis] Seine Augen standen so dicht beieinander, dass er nah an der Grenze zum Zyklopen war. (Matt Haig: Ich und die Menschen)

[Hilfe] "Manchmal helfe ich dir schon." "Manchmal? Jetzt kommen wir in den Bereich des Bruchrechnens." (Matt Haig: Ich und die Menschen)

[Ehe] "Warum hast du mir das gebracht?", fragte ich. "Ich kümmere mich um dich", sagte sie. (...) "Und was hast du davon?" Sie lachte. "Diese Frage ist eine ewige Konstante in unserer Ehe." (Matt Haig: Ich und die Menschen)

[Zivilisation] Auf der Erde nennt man es Zivilisation, wenn eine Gruppe von Menschen sich zusammentut und gemeinsam ihre Instinkte unterdrückt. (Matt Haig: Ich und die Menschen)

[Erfindungen] ... war die Geschichte der Menschen voll von deprimierenden Phänomenen wie Kolonisation, Krankheit, Rassismus, Sexismus, Homophobie, Snobismus, Umweltzerstörung, Sklaverei, Totalitarismus, Militärdiktaturen, Erfindungen, die die Menschen anschließend nicht mehr in den Griff bekamen (die Atombombe, das Internet, das Semikolon), ... (Matt Haig: Ich und die Menschen)

[Ehe] Ihr Ton war ziemlich kühl. Ich fragte mich, ob die Menschen immer so miteinander sprachen oder ob es nur zwischen Eheleuten üblich war. (Matt Haig: Ich und die Menschen)

[Physis] Ihr Hals war so lang, als hätte ihr Kopf sich mit ihrem Rumpf gestritten und die beiden wollten nichts mehr miteinander zu tun haben. (Matt Haig: Ich und die Menschen)

[Verrückte] Die Menschen mögen Verrückte in der Regel nicht, es sei denn, sie können gut malen, und auch dann erst, wenn sie tot sind. (...) Die wichtigsten Regeln, wenn man auf der Erde normal erscheinen will, sind: Man muss die richtige Kleidung tragen, die richtigen Worte sagen und darf nur die richtige Sorte Gras betreten. (Matt Haig: Ich und die Menschen)

[Häßlich] Zwei Menschen, ein männlicher und ein weiblicher (das Äußere des weiblichen bestätigte meine schlimmsten Befürchtungen: Die Hässlichkeit war in dieser Spezies nicht auf ein Geschlecht beschränkt), in grüner Kleidung. (Matt Haig: Ich und die Menschen)

[Straßen] Die spezielle Art von Straße, auf der ich mich befand, war eine Autobahn. Autobahnen waren die fortschrittlichsten Straßen auf der Erde, was, wie bei den meisten fortschrittlichen Errungenschaften der Menschen, mehr oder weniger bedeutete, dass die Lebensgefahr hier größer war als anderswo. (Matt Haig: Ich und die Menschen)

[Mütter] "Dass sie seine Mom ist, kann Kittredge leugnen, bis er schwarz wird, Billy, aber ich sage dir, sie gehört zu den Müttern, die ihrem kleinen Wichser die Brust geben, bis er sich rasiert!" (John Irving: In einer Person)

[Seltsam] "Manchmal glaube ich, dein Lebenszweck ist es, merkwürdig zu sein, Harold." (John Irving: In einer Person)

[Alter] ... war sie erst sechzehn; Kittredge dagegen war achtzehn und ging mit Riesenschritten auf die dreißig zu. (John Irving: In einer Person)

[Dominant] Als Kind hatte ich gedacht, der Ort First Sister sei nach Muriel benannt worden; meine Tante strahlte genug Selbstgefälligkeit aus, dass man eine ganze Stadt (wenn auch nur eine kleine) nach ihr hätte benennen können. (John Irving: In einer Person)

[Ehemann] "Heddas Ehemann Jorgen ist lasch und konventionell ... eine unangenehme, aber unter Männern recht weitverbreitete Kombination". (John Irving: In einer Person)

[Ehemann] "ein eifersüchtiger Ehemann von der jämmerlichen Bevor-sie-mich-kannte-Sorte" (John Irving: In einer Person)

[Suizid] Nils Borkman pflegte die Selbstmordgefährdeten unter seinen Landsleuten gerne als "Fjordspringer" zu bezeichnen. Offenbar bot Norwegens Fjordreichtum überreichlich Gelegenheit zu praktischen und sauberen Selbstmorden. (John Irving: In einer Person)

[Frauen] Harry Marshall brauchte sich nur seine Frau und seine älteste Tochter anzusehen, um sich von ihnen das Gebaren einschüchternder Frauen abzuschauen. (John Irving: In einer Person)

[Krebs] Dora zum ersten Mal mützenlos, mit ganz kurzem weichem Haar, erzählt, daß sie nach ihrer Brustkrebs-OP mit dem Chefarzt ein Gespräch über Schnittformen geführt habe wie unter Künstlern. (Petra Morsbach: Dichterliebe)

[Kenntnisse] Wieviel muß sie wissen, um mit mir zu Rande zu kommen? Wieviel darf sie wissen, um es zu wollen? (Petra Morsbach: Dichterliebe)

[Wortperlen] "literarische Bundesebene" (Petra Morsbach: Dichterliebe)

[Lyrik] ...unverbindliche Anwendung der lyrischen Formen mit diesem flatternden Versmaß, das die Satzenden gewissermaßen willkürlich vom Zeilenbruch abtropfen läßt. (Petra Morsbach: Dichterliebe)

[Dichter] Ich erwähne, daß alle Kollegen Alkoholiker sind oder waren, nicht, um die Gedichte abzuwerten, sondern um die Alkoholiker aufzuwerten. (Petra Morsbach: Dichterliebe)

[Alkohol] ...die seit ihrem ersten und einzigen Mädchenroman so schwer trank, daß sie das Alphabet verlernt hatte. (Petra Morsbach: Dichterliebe)

[Alkohol] Abends sprach man dem Alkohol zu. Ein fast vorsätzlicher kollektiver Absturz: jäh alle Schrauben gelockert, Vereinzelung gelöst, Privilegien, tagelanges Fest. (Petra Morsbach: Dichterliebe)

[Alkohol] Ich gehe sofort zum Kühlschrank und gieße mir sto gramm in den Hals, ein weiches Rinnsal, fast schmeichelnd. Im Stehen spüre ich meine Adern sich weiten, das Herz leichter schlagen, ich atme durch, gieße nach. Der Alkohol legt sich als Ölfilm auf die hüpfende Kreuzsee in mir. (Petra Morsbach: Dichterliebe)

[Ehe] Der "Jammer einer dreißigjährigen Katastrophenehe" (Petra Morsbach: Dichterliebe)

[DDR] Was ist ein Ulb? - Die Zeitspanne, die man brauchte, um das Radio abzuschalten, wenn Ulbricht sprach. - Was ist ein Schnitz? Ja genau, Schnitzler vom Schwarzen Kanal. Huuh! jaulen sie. Ein Schnitz war ein Zehntel Ulb. (Petra Morsbach: Dichterliebe)

[Intellektuelle] Sein blasses Intellektuellengesicht ist so gerötet, als flösse Blut durch seine Adern. (Petra Morsbach: Dichterliebe)

[Frauen] "Ich schaue in der Ostfriesenzeitung nach Annoncen." "Und wenn da keine sind?" "Dann sehen wir weiter", sagt sie gleichgültig. "Was ist mit dir?" "Ich arbeite!" "Was arbeitest du denn?" "Was klingst du so überrascht?" Die Macht der Frauen. Mit drei kühlen Repliken können sie einem den Himmel verdunkeln. (Petra Morsbach: Dichterliebe)

[Taktik] Einst bestach ich die Frauen durch Talent und Autorität, heute durch Verwirrung. (Petra Morsbach: Dichterliebe)

[Dichter] Streubel war Hausdichter von Bummi, Atze, Frösi. (Petra Morsbach: Dichterliebe)

[Erholung] Wir hockten an der chromblitzenden Theke einer Frankfurter Edelbar und erholten uns von der Buchmesse; er von der übermäßigen Inanspruchnahme, ich von der Mißachtung. (Petra Morsbach: Dichterliebe)

[Hass] ... empfand sie gegen die Kleine nun auch noch den Haß, mit dem der Durchschnitt die höhere Geistesart verfolgt. (Amelie Nothomb: Im Namen des Lexikons)

[Frauen] Frau mit Sonnenbrille, Typ Westschnepfe: So stelle ich mir eine Zahnarztgattin auf Kulturtourismus vor. (...) Wirkt wie eine Anfängerin. Westanfängerin. Wehe, sie schenkt mir ihr Erstlingswerk. (Petra Morsbach: Dichterliebe)

[Rauchend] Der Kommissar war in die Betrachtung des blauen Dunstes versunken, der ihn wie ein Heiligenschein umgab. Die Stille wurde nur durch das Knistern seiner Pfeife unterbrochen oder besser, skandiert. (Georges Simenon: Maigret und Pietr der Lette)

[Pfeife] Die Pfeife war zwischen die Zähne genietet. (Georges Simenon: Maigret und Pietr der Lette)

[Überzeugung] "Der Mann (...) wirkt wie ein zur Person gewordener Katechismus." (Alban Nikolai Herbst)

[Verlegen] ... versuchte, die großen Hände so zu falten, dass sie unsichtbar wurden. (John Williams: Stoner)

[Spezialisten] Er teilt eben das Schicksal aller Spezialisten, in einer Welt von Banausen leben zu müssen. (Per Leo: Flut und Boden)

[Ansprüche] "Also viel Gewese um Hokutisi." "Um was?" "Hokutisi. Hochkultur und Tiefsinn. Kennst du gar nicht?" "Neee" - lautes, bronchial getöntes Zustimmungslachen - "Hookuutisi, ganz genau, dooh. Ganz genau. Und zwar Hokutisi auf Drogen. Aber nix dahinter! Das war ja das Schlimme: dass er dich ständig fertigmachte, weil du gewöhnlicher warst als Goethe und nicht so zackig wie Heydrich - aber sein eigenes Leben, das kriegte er hinten und vorne nicht auf die Reihe." (Per Leo: Flut und Boden)

[Sprache] Viele seiner Sätze sind elliptisch, sie gehen halbfertig in Nachdenken über, in Unsicherheit über die letzte Behauptung oder in Begeisterung über die letzte Pointe, in Regungen, die sich nicht bis zum Satzende gedulden können, oder in eine neue Erinnerung, die mitten in der Rede aufgetaucht ist wie eine von nächtlichem Blitz erhellte Blüte. (Per Leo: Flut und Boden)

[Architektur] Gebäude, die Lust auf den Atomkrieg machten. (Per Leo: Flut und Boden)

[Erziehung] Meine Mutter hätte mich gerne auf die Waldorfschule geschickt, wohl weil sie selbst eine besucht hatte. Doch mein Vater ließ das nicht zu, vielleicht sein größter Beitrag zu meiner Erziehung. (Per Leo: Flut und Boden)

[Wortperlen] "Faschistenzerquetscher" (= Rotarmist) [Per Leo: Flut und Boden)]

[DDR] "Das Zauberreich mit der Laborbeschriftung" / "... im Land der bärtigen Speerwerferinnen?" (Per Leo: Flut und Boden)

[Interesse] Friedrich (...) musste er sich darin üben, die Dinge spannend zu machen. Zu dosieren. Spuren zu legen: zwei, drei Ostereier so auffällig im Moos blitzen zu lassen, dass sie ins Freie lockten, und den Rest in den Höhlen der Waldgeister zu verbergen. Am Heiligabend das Wohnzimmer so früh zu verschließen, dass die Kinder spätabends mit letzter Kraft zur Bescherung krochen. Die Fluchtgeschichte anzukündigen, drei Jahre bevor er sie erzählte. (Per Leo: Flut und Boden)


[^^]