Allgemeine
[Alle]
[Vor]
[Zurück]
Navigation
FAB
Miszellen
E-Mail

Textstreusel [15] [<<] [>>]


[Gemeinsamkeit] Ich nehme an, ein jeder hat ein paar dunkle Phasen in seinem Leben, an die er nur mit stillem Schauder und heißen Tränen zurückdenkt, und nach den Romanen zu urteilen, die man heutzutage liest, gibt es wohl einige unter uns, bei denen das ein Dauerzustand ist. (Pelham G. Wodehouse: Der unvergleichliche Jeeves, S. 212)

[Selbstbewußtsein] Die Wirtin der "Pension Clausener" in Bad Wiessee war eine Dame nahe der Sechzig, die wie nahe der Sechzig aussah und dennoch genügend Charme besaß, um ein Dirndlkleid mit beachtlichem Ausschnitt tragen zu können. (Erich Loest: Rotes Elfenbein)

[Laute] ...hob eine ältliche Putzfrau, die einen Lampenschirm säuberte, den betuchten Kopf, musterte Kitty von oben bis unten und murmelte etwas, das nur ein Intimkenner des Münchnerischen hätte verstehen können; es war eine mit uneingestandenem Neid angereicherte Abfälligkeit deftigster Form. (Erich Loest: Rotes Elfenbein)

[Atmung] Nach einigen Sekunden des Schweigens, in denen es Varney schien, als ob die Männer tief durchatmen müßten, um eine Kette von Flüchen in die hintersten Lungenspitzen zu verdammen... (Erich Loest: Rotes Elfenbein)

[Wirkungen] Ich habe inzwischen dreißig Tabletten (...). Die Leute, für die ich arbeite, haben jeder genug Aufputsch- und Beruhigungsmittel, um einen Hells Angel für zwanzig Jahre auszuschalten. (Lucia Berlin: Was ich sonst noch verpasst habe. Stories)

[Sex] Wir versteckten uns im Verschlag von J.R.s Küche und sahen zu, wie er und seine dünne Frau es trieben, ein Akt, der von einer so monumentalen Komik war, dass seither nicht wenige wonnige Momente meines Lebens durch einen Kicheranfall ruiniert wurden. Sie saßen mürrisch auf dem Wachstuchtisch, rauchten und tranken ohne Ende, rauchten und tranken und schwiegen, und dann stieß er an die Lampe, die ihm den Bergarbeiterhut vom Kopf riss, brüllte "Doggystyle!" und warf sie über den Küchenstuhl. (Lucia Berlin: Was ich sonst noch verpasst habe. Stories)

[Typen] Es waren zwei alte Engländerinnen da, deren leise vegetative Existenz man kaum bemerkte, ferner ein hübscher junger Bursch mit einem lieben, blassen Mädel, von der ich bis heute noch nicht glaube, daß sie seine Frau war, weil sie sich viel zu herzlich gern zu haben schienen. Schließlich eine deutsche Familie, Norddeutsche vom schärfsten Typus. (Stefan Zweig: Phantastische Nacht, Erzählungen)

[Weihwasser] "... tauchte die Hand in den Kessel der Entsündigung" (Stefan Zweig: Phantastische Nacht, Erzählungen)

[Paßgenau] Danny war klein, dunkel und drahtig. Mit fünfundzwanzig Jahren waren seine Beine so gekrümmt, daß sie genau um die Flanken eines Pferdes paßten. (John Steinbeck: Tortilla Flat)

[Treue] "... wüsste ich gern, ob du dir von anderen Männern die Hand ins Kreuz legen lässt." "Hm?" "Ob dir andere Männer die Hand ins Kreuz legen dürfen, wenn du mit ihnen die Straße überquerst." "Legst du anderen Frauen die Hand ins Kreuz, wenn du mit ihnen die Straße überquerst?" "Ich überquere nicht mit anderen Frauen die Straße." "Soll ich dir das glauben?" "Man kann einander die Treue nicht am Reck vorturnen." (Alex Capus: Das Leben ist gut)

[Kiez] ... vorbei an indischen und chinesischen Krämerläden und grauen Plattenbauten mit düsteren, neonbeschienenen Kneipen im Erdgeschoss, in denen Kaffee trinkende, Zigaretten rauchende Männer mit Schnurrbärten sitzen, die sich grollend an den ersten Schöpfungstag erinnern und rachedurstig jeder Kneipenschlägerei gedenken, die sich seither in ihrem Gebirge ereignet haben mag. (Alex Capus: Das Leben ist gut)

[Romantik] Ich weiß, das alte Eichenparkett in der Bar gefällt dir. Du magst die vorindustriellen Fliesen im Wohnhaus und die Biberschwanzziegel. Und das Klo draußen auf der Laube gefällt dir auch. Aber weißt du, was ich gerne wüsste? Ob du so ein Freiluftklo selbst gern benutzen würdest, wenn draußen ein halber Meter Schnee liegt und das Wasser in der Schüssel gefroren ist. (...) Eine ganze Kindheit und Jugend lang habe ich in unbeheizte Klos geschissen, mein Bedarf nach Romantik dieser Art ist gedeckt für die nächsten drei Inkarnationen. (Alex Capus: Das Leben ist gut)

[Damals] ...eines der ältesten Bauwerke im Bahnhofsviertel, ein Zeugnis längst vergangener Zeiten, da die Menschen ihre Plattenspieler noch von Hand aufzogen und jung an Blinddarm starben. (Alex Capus: Das Leben ist gut)

[Natur] Frau Frida Sammet hätte Anlaß gehabt, mit ihm zufrieden zu sein, wenn die Unzufriedenheit nicht ihr Wesen gewesen wäre. (Joseph Roth: Perlefter. Fragmente und Feuilletons aus dem Nachlaß)

[Gepolstert] Er sah dick und milde aus, er besaß die sanfte Nachgiebigkeit und herzliche Güte jener Menschen, deren Seelen wohlverpackt und vor jedem Angriff behütet in gut ausgestatteten Körpern liegen, wie in sorgfältig gepolsterten Etuis. (Joseph Roth: Perlefter. Fragmente und Feuilletons aus dem Nachlaß)

[Charakter] Ich hatte noch keine klare Vorstellung von ihrer Wesensart und ihren Gewohnheiten. Ob sie pünktlich oder unpünktlich war, gelassen oder reizbar, tolerant oder streng, fröhlich oder depressiv, normal oder verrückt. Das hört sich vielleicht grobschlächtig an; außerdem begreift man einen anderen Menschen wohl kaum, indem man Kästchen mit feststehenden Antworten ankreuzt. Es ist durchaus möglich, dass jemand fröhlich und depressiv, gelassen und reizbar ist. Ich will damit sagen, dass ich noch kein klares Bild von den Standardeinstellungen ihres Charakters hatte. (Julian Barnes: Unbefugtes Betreten)

[Sex] Ein- bis zweimal im Jahr kam es zwischen den Eheleuten zu einer Art Beischlaf, der von unabhängigen Beobachtern als eine Art Ringkampf mit anschließender Vergewaltigung beschrieben worden wäre. (Helmut Krausser: Alles ist gut)

[Sex] ... konnte sie jede seiner Erektionen zum Einsturz bringen. (Helmut Krausser: Alles ist gut)

[Lüge] Zwar hatte sie recht, aber meine Lüge lag im Randbereich des höflichen Wohlwollens. (Helmut Krausser: Alles ist gut)

[Alkohol] Man versteht vielleicht, warum Trinken soviel Spaß macht bei derlei gloriosen Aussichten. Man prostet sich selbst zu und ist zu Tode gerührt von all dem Wahren, Guten und Schönen, das man lostreten wird. (Helmut Krausser: Alles ist gut)

[Ernst] ... sie eine hohe, weiße, gewölbte Mathematikerstirn hatte und schöne kleine Ohrmuscheln, deren Zartheit verlorenging in Anbetracht der bedetungsvollen Stirn. Jeder junge Mann bekam Angst vor dieser Stirn. Jeder Mann mußte dieses Mädchen ernst nehmen und konnte sich demzufolge nicht in es verlieben. (Joseph Roth: Perlefter. Fragmente und Feuilletons aus dem Nachlaß)

[Vorliebe] ... schnauzbärtigen Advokaten, der eine Vorliebe für Dienstmädchen hatte und seinen Weg immer durch die Küche nahm. (Joseph Roth: Perlefter. Fragmente und Feuilletons aus dem Nachlaß)

[Signale] Wenn June unsicher war, zog sie ihren Lippenstift nach, wie andere atmen. Sie benutzte ein sehr aggressives Rot, das ihrem blassen Gesicht etwas Verkehrsschildhaftes verlieh. (Helmut Krausser: Alles ist gut)

[Mitte 30] Eine Woche verging, mit Nichtstun, Tiefkühlpizza und tollen amerikanischen TV-Serien, denen ich nicht genug Dank dafür sagen kann, daß ihre Bilder mich betäubten. Danke, danke, danke! Es ist eine alte Geschichte, und doch wird sie von jeder Generation immer wie etwas unfaßbar Neues erzählt. Wo man doch spätestens mit Mitte dreißig genau weiß, was kommt. (Helmut Krausser: Alles ist gut)

[Alter] Die optische Problematik der Festnahme eines Überachtzigjährigen schien selbst den Staatsbeamten recht wohl bewußt. (Helmut Krausser: Alles ist gut)

[Übung] Sie setzten sich in den Aufenthaltsraum, an dessen anderem Ende schräg gegenüber ein Mädchen bei offenem Fenster Tonleitern auf dem Klavier übte - mit allem Ausdruck, den Tonleitern zulassen. (Muriel Spark: Mädchen mit begrenzten Möglichkeiten)

[Pragmatik] Sie war immer ein Stadtmensch gewesen und zeigte an ländlichen Gegenden ein weitgehend pragmatisches Interesse, das in einer Schafherde vor allem den Lammbraten sah. (Julian Barnes: Unbefugtes Betreten)

[Keusch] In der ersten Nacht entdeckten sie, dass sich das Bett mit lautem Geheul gegen alle Aktivitäten sträubte, die über das für die nüchterne Empfängnis von Kindern erforderliche Minimum hinausgingen. (Julian Barnes: Unbefugtes Betreten)

[Hinweis] "Ich habe mal gelesen, dass man in Frankreich, wenn man jemand diskret darauf aufmerksam machen wollte, dass sein Hosenstall offen stand, dass man dann also gesagt hat: 'Vive l’Empereur'". (Julian Barnes: Unbefugtes Betreten)

[Sex] "Es kam der Punkt, als - wie soll ich mich ausdrücken? - als Frauen beim Sex immer häufiger Hand an sich legten." "Und ab wann genau, würdest du sagen, war das so?" "Zwischen der Aufhebung des Verbots von Lady Chatterley und der ersten LP der Beatles?" (Julian Barnes: Unbefugtes Betreten)

[Vergleiche] "Ein Steckenpferd zu Tode zu reiten, bedeutet, einer toten Metapher die Sporen zu geben." (Julian Barnes: Unbefugtes Betreten)

[Wetter] Es war einer dieser Februare, die die Briten daran erinnerten, weshalb so viele ihrer Landsleute auswanderten. (Julian Barnes: Unbefugtes Betreten)

[Sicherheit] ...hielt ihre Tasche fester im Griff, als es in dieser Stadt nötig war. (Julian Barnes: Unbefugtes Betreten)

[Kondom] Beim nächsten Mal nahm er, nachdem sie sich ein bisschen geküsst hatten, den glitschigen Kampf mit dem Kondom wieder auf. Er wusste, dass er es abrollen musste, aber dann versuchte er doch, es wie eine Socke überzustreifen, und zupfte planlos am Rand herum. Dass er das im Dunkeln versuchte, machte die Sache nicht besser. Aber sie sagte nichts und hüstelte auch nicht entmutigend. (Julian Barnes: Unbefugtes Betreten)

[Viagra] Daß Heinrich Viagra nimmt, überrascht mich nicht, für einen übergewichtigen, alkoholisierten Sechzigjährigen war sein Glied von befremdlicher Plastizität. (Corinna T. Sievers: Die Halbwertszeit der Liebe)

[Besitz] Der Wagen der Clubleiterin hielt mit quietschenden Bremsen vor dem Haus, als die Mädchen die Parterreräume erreicht hatten. Die Clubleiterin traktierte ihren Wagen so, wie ein Mann von ihr traktiert worden wäre, hätte sie einen besessen. (Muriel Spark: Mädchen mit begrenzten Möglichkeiten)

[Beherrschung] Sie hatte eine Art, schräg unter ihren Lidern hervorzublicken, die sie eine Situation beherrschen ließ, in der sie sonst die Schwächere gewesen wäre. (Muriel Spark: Mädchen mit begrenzten Möglichkeiten)

[Blindgänger] Im nächsten Augenblick lag ich auf dem Fußboden. Alle Fenster waren zerbrochen. Ich habe den Verdacht, daß noch eine zweite Bombe heruntergekommen ist, die nicht explodierte. Ich sah sie fallen, als ich mich vom Boden aufrichtete. Aber das Räumkommando hat nur die eine Bombe gefunden und entfernt. Nun, gleichviel, wenn da noch eine zweite Bombe war, muß sie inzwischen eines natürlichen Todes gestorben sein. (Muriel Spark: Mädchen mit begrenzten Möglichkeiten)

[Paradies] Jane fühlte sich plötzlich elend, wie jemand, den man aus dem Paradies vertrieben hat, noch ehe er überhaupt erkannt hatte, daß es wirklich das Paradies gewesen war. (Muriel Spark: Mädchen mit begrenzten Möglichkeiten)

[Attraktiv] Selina lagerte elegant in ihrem Sessel, unberührt von der Gefahr, sie könnte eine alte Jungfer werden. (Muriel Spark: Mädchen mit begrenzten Möglichkeiten)

[Frühstück] Später, am Sonntagmorgen, wenn es nach dem Frühstück wegen der Brotkrumen schon etwas ungemütlich im Bett war... (Muriel Spark: Mädchen mit begrenzten Möglichkeiten)

[Indiz] Die Leute hier im Hause seien ohne jeden Zweifel kommunistische Intellektuelle, sagte Nicholas, was sich aus der Vielfalt der Medizinen gegen Magenstörungen auf dem Bord im Badezimmer schließen lasse. (Muriel Spark: Mädchen mit begrenzten Möglichkeiten)

[Langeweile] Monate der Langeweile hatten ihn bereitgemacht, sich von einer Erfahrung berauschen zu lassen, die ihn zu anderer Zeit gelangweilt hätte. (Muriel Spark: Mädchen mit begrenzten Möglichkeiten)

[Männersachen] Es gab Abenteuer, von denen Perlefter in der Familie nichts erzählte. Man wird sofort wissen, welcher Art diese Abenteuer waren, wenn ich hinzufüge, daß er über sie nur in der Gesellschaft von Männern sprach, oder, was richtiger ist: plauderte. (Joseph Roth: Perlefter. Fragmente und Feuilletons aus dem Nachlaß)

[Widerspruch] Er hatte die Sehnsucht der Städter nach dem Lande, die auf einer Wiese liegen wollen, aber ohne Wasserklosett nicht leben können. (Joseph Roth: Perlefter. Fragmente und Feuilletons aus dem Nachlaß)

[Sex] Orgasmusbehauptung, aus Höflichkeit oder Taktgefühl. (Helmut Krausser: Alles ist gut)

[Wortperlen] "grammatikalische Rochaden"; "geistiger Gefrierbrand; "zwangsjackenhacke" (Helmut Krausser: Alles ist gut)

[Benennung] Ich brauchte einen Titel. Wenn einem nicht sofort etwas Grandioses einfällt, nimmt man die Hölderlin-Gesamtausgabe und schlägt sie an irgendeiner Stelle auf. (Helmut Krausser: Alles ist gut)

[Befindlichkeit] Später am Abend kam überraschend Sonja (...) und machte mit mir Schluß. (...) Ihr Auftritt und Abgang hatte meine ohnehin poröse Befindlichkeit allerdings noch eine Spur desaströser gestaltet. Selbst den erbetenen finalen Trennungssex hat die Bestie mir verweigert. (Helmut Krausser: Alles ist gut)

[Erwartung] Mein Kontostand war beklemmend. Sollte es mit dem Auftrag für Hamburg nichts werden, ich hatte da etwas in Aussicht, weder ganz vage noch konkret - ein furchtbarer Aggregatzustand, der einen zum Esel mit Möhre vorm Maul degradiert... (Helmut Krausser: Alles ist gut)

[Wortperlen] "angedrillte Männerstarre"; "Gedächtnisgepäck" (Friedrich Christian Delius: Die Liebesgeschichtenerzählerin)

[Alkohol] Haben Sie schon mal eine White Lady probiert, Beach?" "Soviel ich weiß, nein, Sir." "Sie wüßten’s, wenn Sie’s hätten. Tückisches Gesöff. Erst ist es, als ob einem eine zarte Hand liebevoll übers Haar streicht, und im nächsten Augenblick steht man schon vorm Kadi und soll fünfzig Dollar an die Staatskasse zahlen." (Pelham G. Wodehouse: Sommerliches Schloßgewitter)

[Geisteskraft] Seit seiner Kindheit hatte Lord Emsworth einen Verstand besessen, der so schwach war, wie er gerade noch sein durfte, ohne daß er unter Kuratel gestellt wurde. (Pelham G. Wodehouse: Sommerliches Schloßgewitter)

[Jovial] Er war einer von denen, die versucht hätten, Napoleon mit einer Plauderei über den Moskauer Wintersport aufzumuntern. (Pelham G. Wodehouse: Sommerliches Schloßgewitter)

[Damals] London war voll von älteren Herren, die ins Schwärmen gerieten, wenn sie an Dolly Henderson dachten und an die gute alte Zeit, als das Herz noch jung war und die Taille erkennbar. (Pelham G. Wodehouse: Sommerliches Schloßgewitter)

[Mimik] Sie betrachtete den herannahenden Verwandten mit jener Zuneigung, ja Bewunderung, welche junge Frauen, auch wenn sie Madonnengesichter haben, älteren Herren in reichem Maße zuteil werden lassen, sofern diese eine stürmische Vergangenheit hinter sich haben. (Pelham G. Wodehouse: Sommerliches Schloßgewitter)

[Teatime] Jene innere Stimme, die allen guten Engländern Bescheid sagt, wenn der Tee fertig ist, trat nun in Aktion. (Pelham G. Wodehouse: Sommerliches Schloßgewitter)

[Stimme] Einer von denen mit der sanften Stimme, dem auf Rundumverteidigung gestellten Ton. (Uwe Johnson: Jahrestage 2)

[Einschätzung] Diesen Krieg verlieren wir auch; gelernt haben wir’s ja. (Uwe Johnson: Jahrestage 2)

[Stromausfälle] Einen unziemlichen Vorrat von Kerzen hat sie angelegt, weil "New York so leicht dunkel werden kann". (Uwe Johnson: Jahrestage 2)

[Laune] Der mit seiner guten Laune, der ist zugezogen. (Uwe Johnson: Jahrestage 2)

[Verdruckst] Er saß gerne am äußersten Stuhlrand. Es war, als wollte er am Sitz sparen. (Joseph Roth: Perlefter. Fragmente und Feuilletons aus dem Nachlaß)

[Matsch] Als die sieben Stockwerke fertig waren, feierten die Maurer der ganzen Gegend ein Fest. Der Ingenieur trank Schnaps, trat an den Rand des Gerüsts und fiel hinunter. Er kam so zerfetzt an, daß man nicht mehr feststellen konnte, ob er Christ oder Jude gewesen war. (Joseph Roth: Perlefter. Fragmente und Feuilletons aus dem Nachlaß)

[Zensur] Das Hagelwetter von deutsch-amerikanisch-englischen Flüchen, das daraufhin auf mein schuldiges Haupt niederprasselte, ist auf dem Papier nicht wiederzugeben. Ich habe einige Ausdrücke später im Lexikon nacgeschlagen: sie kämen sowieso nicht durch die Zensur. (Wilkie Collins: Lucilla)

[Luschig] Lucilla stampfte mit dem Fuß auf. Ein Staubwölkchen wirbelte von den Dielen; die Damen Gootheridge hatten das Zimmer offenbar nur sehr summarisch gefegt. (Wilkie Collins: Lucilla)

[Gestik] Ich erwiderte mit der südeuropäischen Geste äußerster Verachtung: einem Fingerschnippen dicht vor seinem Gesicht. (Wilkie Collins: Lucilla)

[Kuß] Er beugte feierlich das borstige Haupt und deponierte seinen Friedenskuß auf Lucillas Stirn. (Wilkie Collins: Lucilla)

[Verlegenheit] Ihr Bruder geriet durch dieses typisch weibliche Geküsse und Getuschel in größte Verlegenheit. Er gehörte dem großen Prozentsatz braver britischer Untertanen an, die nicht wissen, was sie mit ihren großen Händen anfangen oder wie sie im Anstand ein Zimmer verlassen sollen, in dem sie sich überflüssig fühlen. (Wilkie Collins: Lucilla)

[Eigenstolz] Sein Gefühl für die eigene Wichtigkeit stieg wie Quecksilber in einem Thermometer, das man in warmes Wasser steckt. (Wilkie Collins: Lucilla)

[Klerus] Der Pfarrer redete unermüdlich. Seine pompöse Baßstimme tönte und tönte, bis sogar der Tee in den Tassen Wellen schlug. (Wilkie Collins: Lucilla)

[Spuren] Ihre Abendgala bestand aus einer verschossenen grünseidenen Krinoline, auf welcher ein erfahrenes Auge mehrere Spuren einstiger Säuglinge wahrnahm. (Wilkie Collins: Lucilla)

[Kapazität] Ich wartete, bis der Lärm abebbte, um in normaler Lautstärke meinen Namen nennen zu können. Das Mädchen war der Zumutung, so viele Silben auf einmal behalten zu sollen, sichtlich nicht gewachsen. (Wilkie Collins: Lucilla)

[Argumente] Ein Geistlicher hat es im allgemeinen gar nicht gern, bei einer Auseinandersetzung mit Bibelzitaten konfrontiert zu werden; er fühlt sich dann ebenso vor den Kopf gestoßen wie ein Arzt, dem von einem alten Weib empfohlen wird, ein Hausmittel zu nehmen, oder wie ein Jurist, den ein Laie durch eine Haarspalterei unterzukriegen versucht. (Anthony Trollope: Septimus Harding, Vorsteher des Spitals zu Barchester)

[Wärme] Er sprühte vor Geistesblitzen, und es waren funkelnde Blitze wie von erhitztem Stahl, aber sie wärmten nicht. Nie hatte er ein frierendes Herz durch eigene Wärme wiederaufleben lassen, und nie hatte sich eine unglückliche Seele an seiner Schwelle eines Teils ihrer Last entledigen können. (Anthony Trollope: Septimus Harding, Vorsteher des Spitals zu Barchester)

[Zeitung] Und die Erwachsenen sahen dem Kind genüßlich zu, wenn es die Zeitung in einem großen armebreitenden Schwung in Hälften trennte, einmal, weil die Lügen wenigstens auf diese Weise aus der Welt geschafft wurden, und in diesem Zustand war das Papier wenigstens zum Anfeuern gut. (Uwe Johnson: Jahrestage 1)

[Vernachlässigt] Mit den Quetschfalten in seiner ausgesuchten Jacke, der halb verrutschten Krawatte aus dem Laden neben der Scala, verrät er wider Willen, daß niemand sich um sein Leben kümmert. (Uwe Johnson: Jahrestage 1)

[8:55] Seitdem wird in sanierten Häusern wohnen, hören wir die Geräusche maroder Rohrsysteme nicht mehr, die hier noch anschaulich gemacht sind: "Nun werden die Morgenträume wieder interpunktiert von den Nöten des heißen Wassers, das Mr. Robinson aus dem Keller in freistehenden Rohren durch Stockwerk nach Stockwerk aufwärts schickt. (...) Später, wenn die Heizung ihre Erregung zu hilflosem Zischen in den Heizkörperventilen gedämpft hat, treten die anderen Geräusche des Sonntags auf." (Uwe Johnson: Jahrestage 1)

[Geld] Cresspahl um mehr als das ausgemachte Haushaltsgeld zu fragen fiel ihr nicht leicht, ging ihr auch gegen den Stolz. Aber sie hatte etwas mehr auszugeben als wir, und sie hatte auch die noch unangewachsene Würde der jungen Hausfrau, die zum ersten Mal das Geld eines Mannes verwaltet. (Uwe Johnson: Jahrestage 1)

[Wetter] "Gestern ist der Herbst frisch und strahlend eingetroffen. Die amtliche Wachablösung trat um 1 Uhr 38 Minuten ein." (Uwe Johnson: Jahrestage 1)

[Blumen] Die Blumen welkten in den Vasen wie schlappmachende Penisse. (Antonio Lobo Antunes: Fado Alexandrino)

[Neurose] "die strukturell neurotische Persönlichkeit" (Antonio Lobo Antunes: Fado Alexandrino)

[Alkohol] ... probierte ich vom Branntwein des Juristen, der mir den Magen in einen schwefligen Igel mit Tausenden von Sodbrandstacheln verwandelte. (Antonio Lobo Antunes: Fado Alexandrino)

[Gezeiten] Die Ebbe ließ in den Docks einen Schleim von Erbrochenem zurück, das die Reflexe der Hecklaternen ertränkte, Fadenalgen, Bretterknochen, Weidenkörbe, wirrer Unrat... (Antonio Lobo Antunes: Fado Alexandrino)

[Frauen] Wenn man Sie zwingen würde, mit einer Frau wie meiner zusammenzuleben, seufzte der Oberstleutnant, garantiere ich Ihnen, daß Sie jeden Abend das Meer auskotzen würden. (Antonio Lobo Antunes: Fado Alexandrino)

[Veränderung] Sie waren ihr Glücksfall, Lucília kündigte in der Boutique, färbte ihr Haar blond, malte sich die Zehennägel an, stellte ein Dienstmädchen ein, kaufte einen scheußlichen Pekinesen, bekam im Nu Wechseljahrshintern und -brüste und lutschte von morgens bis abends, kaiserlich, cremig, beinahe flüssig auf einem Samtsofa hingegossen, Anisbonbons, wobei sie mit leicht gelangweiltem Gehabe in Fotoromanen blätterte.

[Bewegungen] ... während sie ungeduldig die Plastikbügel auf der Suche nach einem geblümten Kleid durchblätterte. (Antonio Lobo Antunes: Fado Alexandrino)

[Aufgewachsen] Mich erschreckt der Gedanke an diese Tochter-Frau, die ich nicht kenne, die mich nicht kennt, die unversehens von der Nuckelflasche zum Marihuana übergegangen ist. (Antonio Lobo Antunes: Fado Alexandrino)

[Haarwuchs] ...(ein Gewirr dunkler Haare wuchs aus den Zwillingskastanien der Hoden)... (Antonio Lobo Antunes: Fado Alexandrino)

[Wortperlen] "Geräuschkompott"; "mineralischer Gleichgültigkeit"; "Violinenmusiksauce"; "monotone Quallenexistenz"; "Haarspangentheater"; "geistliche Kargheit"; "wichtigtuerischer Bekenntnistonfall"; "Kapellenhelligkeit des Fernsehers"; "Rechnungshefepudding"; öliges Kanonikusgehabe; Kerzenagonie (Antonio Lobo Antunes: Fado Alexandrino)

[Physis] Die Mulattin barg die riesigen Brüste in den bretonischen Hauben ihres Büstenhalters. (Antonio Lobo Antunes: Fado Alexandrino)

[Wie im Krimi] Nichts gegen Polizisten, aber zur Observation wurden stets die unfähigsten und auffälligsten eingeteilt. Wie im Film, wenn sie mit Kaffeebechern und über die Finger hängenden Pizzas in ihren Autos hocken und die Frigidität ihrer Ehefrauen beklagen. Währenddessen triumphiert das Verbrechen. (Heinrich Steinfest: Ein dickes Fell)

[ultima ratio9 "Zahlenmystik", erklärte Dalgard, "gehört zu den Dingen, die dann helfen, wenn gar nichts mehr hilft." (Heinrich Steinfest: Ein dickes Fell)

[Appetit] ...der den Pekinesen immer mit verbrecherischen Grillabsichten anschaut. (Antonio Lobo Antunes: Fado Alexandrino)

[Licht] Die Lider der Lampen neigten keusche, gelbe Ovale zu Boden. (Antonio Lobo Antunes: Fado Alexandrino)

[Diplomatie] ...hißte das professionelle Lächeln eines wohlmeinenden Diplomaten. (Antonio Lobo Antunes: Fado Alexandrino)

[Blähungen] Odetes Mutter schoß im Kohlkopf ihrer Röcke ein Furzgewitter ab. (Antonio Lobo Antunes: Fado Alexandrino)

[Autofahren] ...legte, das Lenkrad umarmend, einen schwierigen ersten Gang ein, der das Geräusch von Zink auf Zink eines Löffels machte, der mühsam das Angesetzte in einem Topf abkratzt. (Antonio Lobo Antunes: Fado Alexandrino)

[Verschämt] Der Funker entdeckte verblüfft ein unentschlossenes Mädchen unter der schrundigen Schale dieser steifen Siebzigjährigen, die die Engel und die Heiligen des Hausaltars mit hochfahrender Überheblichkeit behandelte. (Antonio Lobo Antunes: Fado Alexandrino)

[Tyrannei] Arme Kerle, (...) vom Blut der Hämorrhoiden und zwanzig oder dreißig Jahren Gemüsesuppe mit Bohnen tyrannisiert... (Antonio Lobo Antunes: Fado Alexandrino)

[Körper] Der Körper der Concierge war fülliger geworden, die Hüften dampften noch wie die eines Tieres, das plötzlich stillsteht. (Antonio Lobo Antunes: Fado Alexandrino)

[Verlegenheit] ...folterte die Mütze mit der Verlegenheit seiner Finger. (Antonio Lobo Antunes: Fado Alexandrino)

[Krankheit] ...röchelte unter erschrecktem Keuchen und Pfeifen sein grimmiges Kongobüffelasthma. (Antonio Lobo Antunes: Fado Alexandrino)

[Rauchen] ...kollektiver Schnuller einer von Mund zu Mund wandernden Fluppe. (Antonio Lobo Antunes: Fado Alexandrino)

[Alter] In zehn Jahren wird sich bei der Geschwindigkeit, mit der wir altern, keiner von uns mehr auf den Beinen halten können. (Antonio Lobo Antunes: Fado Alexandrino)

[Formen] Der monströse Kamin erinnerte an alttestamentarische Altäre zum Schafeopfern. (Antonio Lobo Antunes: Fado Alexandrino)

[Frauen] Drei riesige Frauen (...), solche, bei denen alles groß ist, die Titten groß, der Arsch groß, die Beine groß, die Schultern groß, solche, die die parfümierte Schleimspur des Begehrens hinter sich herziehen. (Antonio Lobo Antunes: Fado Alexandrino)

[Arbeit] Das Leben in der Bank wurde immer komplizierter, Herr Hauptmann, die Verwaltungsratsmitglieder versuchten sich mühevoll auf den Algen säuerlicher Böswilligkeit am Schwimmen zu halten. (Antonio Lobo Antunes: Fado Alexandrino)

[Stadt] Der Funker bog rechts und links in die krampfadrigen Gassen der Oberstadt ein, in die Aneurysmen der Gäßchen, die Schwellungen der Treppchen... (Antonio Lobo Antunes: Fado Alexandrino)

[Unzufrieden] Was hab ich für eine Visage, dachte der Funker, ich sehe wie ein Verstorbener nach fünf Jahren Familienmausoleum aus. (Antonio Lobo Antunes: Fado Alexandrino)

[Bart] ...eine Gipsbüste von Engels (ähnelte meiner Großmutter, auch hinsichtlich des Bartes. (Antonio Lobo Antunes: Fado Alexandrino)

[Gesten] ...legte die Fingerspitzen mit klerikaler Langsamkeit zusammen. (Antonio Lobo Antunes: Fado Alexandrino)

[Wortperlen] ...Mikadostäbchengeräusch des Spazierstocks, der zu Boden fiel." (Antonio Lobo Antunes: Fado Alexandrino)

[Wortperlen] "lichtfauler Tag" (Heinrich Steinfest: Ein dickes Fell)

[Unsicher] "Dann ist das da wirklich der richtige Name für dich", sagte Cheng, unsicher darüber, ob die Komplimente zu seinen Stärken zählten. (Heinrich Steinfest: Ein dickes Fell)

[Furcht] ... fürchtete ein spätes Mißgeschick, wie man Kerne in entkernten Früchten fürchtet. (Heinrich Steinfest: Ein dickes Fell)

[Musik] Der vom Piano zerquetschte wütend die Noten wie jemand, der nachts im Schlafzimmer Küchenschaben mit dem Pantoffel zermalmt. (Antonio Lobo Antunes: Fado Alexandrino)

[Obzön] Eine nasse Handfläche hatte meinen Hosenstall gepackt, öffnete sich und schloß sich über meinen von Panik erfaßten Geschlechtsteilen wie eine Auster. (Antonio Lobo Antunes: Fado Alexandrino)

[Lydia] "Auweia! Bezüglich Lydia liegen Sie ein paar gewaltigen Irrtümern auf. Hätte es einen Weg gegeben, mich lynchen zu lassen, sie hätte höchstpersönlich den Strick geflochten." (Heinrich Steinfest: Ein dickes Fell)

[Gewieft] Sie gehörte zu diesen sehr feinen, alten Damen, denen man zwischen Altersdemenz und hinterlistiger Allwissenheit so ziemlich alles zutrauen konnte. (Heinrich Steinfest: Ein dickes Fell)

[Bewegungen] Ihre Hinterbacken hoben und senkten sich abwechselnd wie die Schöpfeimer eines Göpelwerks. (Antonio Lobo Antunes: Fado Alexandrino)

[Beeinflussung] ... versuchte vorsichtig, mongoloide, alte Leutnants und Unteroffiziere zu indoktrinieren, indem ich homöopathische Dosen Marxismus in ihre Erbsenhirne träufelte. (Antonio Lobo Antunes: Fado Alexandrino)

[Statur] Der Körper der Concierge war fülliger geworden, die Hüften dampften noch wie die eines Tieres, das plötzlich stillsteht, sie trug Plastikpantoffeln, hielt das Haar mit einem Fischverkäuferinnenkopftuch zusammen. (Antonio Lobo Antunes: Fado Alexandrino)

[Sex] ... wie anders sein Leben geworden wäre, glücklich oder unglücklich, wenn das Bett im Schlafzimmer jubelndes Schlachtengeschrei ausgestoßen und nicht die lauwarme Zurückhaltung geherrscht hätte, in der die Körper sich bei gelöschtem Licht keusch näherten, ängstlich zu reglosen Schmetterlingsbegattungen nacheinander tasteten. (Antonio Lobo Antunes: Fado Alexandrino)

[Gruppierung] Armbruster fühlte sich außerstande, sie auseinanderzuhalten, all diese Professorenwitwen im Haus. Durchgehend Musikfanatikerinnen und naturgemäß schwerhörig. (Heinrich Steinfest: Ein dickes Fell)

[Essen] Erneut nickte der Oberstleutnant in seinen Fisch hinein und zog eine Kette weißer Gräten aus dem weißen Fleisch. Es sah aus, als beende er die Arbeit an einer Spurensicherung. (Heinrich Steinfest: Ein dickes Fell)

[Geräusche] Cheng trat an den Ofen und erhöhte die Wärmestufe. Das Gerät sprang mit einem Geräusch an, das sich eher nach einem Absturz anhörte, als sei eine Ente oder ein Supermann ins Tudeln geraten. (Heinrich Steinfest: Ein dickes Fell)

[Alkohol] Cheng bestellte ein Viertel Weißwein. In einem solchen Lokal ein anderes Getränk zu bestellen (außer man besaß eine Körper- und Gesichtsform, die den Genuß von Bier erzwang), hätte von wenig Verstand und noch weniger Stil gezeugt. (Heinrich Steinfest: Ein dickes Fell)

[Rülpser] ...bedeckte einen monumentalen Rülpser mit der Handfläche. (Antonio Lobo Antunes: Fado Alexandrino)

[Zerbeult] ... legte Gabeln und Messer auf das Tischtuch, die so krumm waren, als hätte ein Maultier Minuten zuvor darauf herumgetrampelt. (Antonio Lobo Antunes: Fado Alexandrino)

[Bewegungen] Ein Glatzkopf wächst überrascht hinter der Zeitung hervor wie die Nilpferde im Zoo aus dem Wasserbecken. (Antonio Lobo Antunes: Fado Alexandrino)

[Ähnlichkeit] Wie Hunde und Kinder sich in diesem Land ähneln, dachte er, sich in Afrika ähnelten: der gleiche bettelnde Gesichtsausdruck, die gleichen glanzlosen Haare, die gleichen lilienstengelschlaffen Gliedmaßen. (Antonio Lobo Antunes: Fado Alexandrino)

[Wien] Sie verwendete nichts anderes als Nivea und Klosterfrau Melissengeist sowie natürlich jenes zu Recht hochgeschätzte Wiener Leitungswasser, das man eigentlich in Flaschen füllen und zu Goldpreisen ins Ausland verkaufen müßte. (Heinrich Steinfest: Ein dickes Fell)

[Wetter] Die berüchtigten Wiener Wärmeeindrücke, die in Form rascher Konter eine Wiener Winterlandschaft in einen modrigen Badeteich verwandeln konnten... (Heinrich Steinfest: Ein dickes Fell)

[Habitus] Ich gehöre zu denen, die nicht viel Zutrauen haben zu heiteren Gesichtern und Diplomatenkoffern. (Anthony Trollope: Septimus Harding, Vorsteher des Spitals zu Barchester)

[Pubertät] Vierzehnjährige machen einen verbogenen, körperlich instabilen Eindruck. So sportiv können sie gar nicht sein, um nicht doch an mißlungene Architektur zu erinnern, An Gebäude, die im Mischmasch der Stile auseinanderzufallen drohen. (Heinrich Steinfest: Ein dickes Fell)

[Sprache] Er wolle die Landschaft atmen, sagte er. Einen derart verquasten Satz hatte ich noch nicht von ihm gehört. Irgendwelche Endophine warfen bei ihm sprachliche Blasen. (Uwe Timm: Freitisch)

[Sex] Generationen hatten die Matratze und die Sprungfedern zu einer Hängematte gevögelt. (Uwe Timm: Freitisch)

[Schwierigkeiten] ... hat er sich zum Stadtrat wählen lassen und drei Bürgermeistern nacheinander das Leben so sauer gemacht, daß es ein wenig schwierig wurde, einen vierten zu finden. (Anthony Trollope: Septimus Harding, Vorsteher des Spitals zu Barchester)

[Trägheit] Auch Hardings innigste Verehrer können nicht behaupten, er sei je ein rastlos tätiger Mensch gewesen. (Anthony Trollope: Septimus Harding, Vorsteher des Spitals zu Barchester)

[Lehrerin] Eine ältere Person. Auf der Oberschule in Gneez wurden so Lehrerinnen bezeichnet, vorgeschrittenen Alters, humanistisch gebildet, die in gutem Willen den Lauf der Dinge mißbilligten, in Gesprächen unter vier Augen, wehrlos. (Uwe Johnson: Jahrestage 1)

[Glück] Glück ist ein Wort aus den Goldschnittbüchern der Baronin. (Regina Scheer: Machandel)

[Leben] Ihre Geschichten waren nicht aus flüchtigem Stoff gewebt wie die Zigarettenrauchschwaden im "Oderkahn", sie waren schwer von erlittenem Leben und Hoffnungslosigkeit. (Regina Scheer: Machandel)

[Kaubewegung] ... Wacholderzweig zwischen die Lippen gesteckt hatte und auf den Nadeln herumkaute wie ein mittelalterlicher Scholastiker auf einem riskanten Gottesbeweis. (Jörg Maurer: Der Tod greift nicht daneben. Alpenkrimi)

[Pause] Gärtner und Hausmeister waren noch bei der genetisch festverankerten Brotzeit. (Jörg Maurer: Der Tod greift nicht daneben. Alpenkrimi)

[Dämmerung] Die Sonne, die divenhafteste aller Rampensäue, schlüpfte elegant aus ihrem wattierten Wolkenmantel, der sich sofort auflöste und in alle Himmelsrichtungen zerstob. Nackt und grell wie sie war, schob sie sich rasch in den Mittelpunkt der Bühne. Nach einer effekt vollen Kunstpause, einem gigantischen Räuspern aus Helium und Wasserstoff, begann sie mit ihrer bewährten Lightshow. (Jörg Maurer: Der Tod greift nicht daneben. Alpenkrimi)

[Kinderlos] Fräulein Hirschler hatte selber keine Kinder, kein eheliches Kind sowieso, und vor einem unehelichen bewahrte sie ihr Aussehen, auf das aus Delikatesse hier nicht näher eingegangen werden soll. (Herbert Rosendorfer: Die Kaktusfrau. Erzählungen)

[Natur] Der Tanubrail-Bach plätscherte. Ein sehr kleiner Fisch schaute uns böse an. Ich hatte das Gefühl, der Fisch befürchtete, wir seien Angler, und wollte uns durch seine giftigen Blicke zu erkennen geben, daß er ungenießbar sei. (Herbert Rosendorfer: Die Kaktusfrau. Erzählungen)

[Polizei] Von den Polizisten mit ihren Knüppeln wurden die Demonstranten aus den Weihnachtseinkäufern und Touristen "herausgejätet". (Uwe Johnson: Jahrestage 1)

[Abwesend] Er hatte damals schon die Art, mitten aus einem Gespräch wegzutreten in Gedanken und so mit schrägem Kopf stillzustehen, als habe er die Anwesenheit des Anderen vergessen. (Uwe Johnson: Jahrestage 1)

[Unverhofft] Gosling war die Kündigung des Arbeitsvertrages auf den Kopf gefallen wie jener Ziegelstein, von dem es heißt, er sei ungerecht, weil nicht angekündigt. (Uwe Johnson: Jahrestage 1)

[Wortperlen] "prächtiger Städteknacker" (= Bombe). [Uwe Johnson: Jahrestage 1]

[Bedarf] Ich möchte hinzufügen, daß das heilige Spanien dem Ei immer den Platz eingeräumt hat, der ihm zusteht. In Barcelona brauchen die Nonnen so viel Eiweiß, um ihre Schleier zu stärken, daß die Köche tausend Rezepte mit Eigelb erfinden mußten." (Amelie Nothomb: Blaubart)

[ÖPNV] So mutig, jetzt am Abend in der Ubahn, ich bin seit zehn Jahren nicht in der Ubahn gewesen, alle diese Betrunkenen und Neger und Ritualmorde... (Uwe Johnson: Jahrestage 1)

[Angewohnheiten] Er hatte noch immer die Manie des kleinen Jungen, Dinge unter Steinen zu verstecken. (Lars Gustafsson: Die Kunst den November zu überstehen und andere Geschichten)

[Sex] Sie kam aus Houston. Eigentlich war sie ein sehr attraktives Mädchen. Wie üblich bei Amerikanerinnen unserer Generation brauchte sie lange zum Orgasmus, dann aber rollte er in langen, gleichsam dumpfen Wellen heran, Sturzwellen an einem fernen Strand, der so abgelegen ist, daß wenige Reisende sich wirklich Zeit genommen haben, ihn zu besuchen. (Lars Gustafsson: Die Kunst den November zu überstehen und andere Geschichten)

[Kenntnisse] "Was wollen Sie mit einem Lautsprecher, Doc?" fragt Mercer in dem unbekümmerten und doch umsichtigen Ton eines erfahrenen Polizisten, der sich in einer Notsituation wie zu Hause fühlt und zugleich mit allen möglichen Dummheiten von Seiten der Zuschauer rechnet. (Walker Percy: Liebe in Ruinen)

[Besitz] Ich erinnere mich noch Anblick von Monsignore Schleifkopf, wie er vor dem Instrumentenbrett thronte mit dieser spezifischen Besitzerhaltung, welche Priester für Dinge entwickeln, die ihnen nicht gehören. (Walker Percy: Liebe in Ruinen)

[Mimik] Es gab eine Form des Lächelns, derentwegen man eigentlich ins Gefängnis hätte gehen müssen. (Heinrich Steinfest: Ein dickes Fell)

[Beziehung] Nach einigen Jahren als Ärztin hatte sie ihren Mann kennengelernt und war im Zuge zweier Geburten aus ihrem Beruf herausgerutscht wie aus einem dieser Freundeskreise, die über das Erinnerungsvermögen defekter Anrufbeantworter verfügen. (Heinrich Steinfest: Ein dickes Fell)

[Sprache] Er wolle die Landschaft atmen, sagte er. Einen derart verquasten Satz hatte ich noch nicht von ihm gehört. Irgendwelche Endorphine warfen bei ihm sprachliche Blasen. (Uwe Timm: Freitisch)

[Tod] Die Bammes sterben mit mir aus, ein Ereignis, um das der Vorhang des Tempels nicht zerreißen wird. (Theodor Fontane: Vor dem Sturm)

[Alter] "Er ist ein alter Mann; er muß siebzig sein oder darüber. Ich entsinne mich, daß die Tante von ihm sagte: 'Wenn wir die Sünde nicht fliehen, so flieht die Sünde doch schließlich uns.'" (Theodor Fontane: Vor dem Sturm)

[Sprache] Wenn mir wohl wird, wird mir immer lateinisch. Legitimität, Loyalität! (Theodor Fontane: Vor dem Sturm)

[Liebe] "Ich höre nicht gern von unglücklicher Liebe." "Und doch ist die Welt voll davon", antwortete Lewin. "Vielleicht gerade deshalb, daß ich sie nicht mag. Es ist so alltäglich, so tödlich, immer wieder dasselbe. Ich begreife keine unglückliche Liebe." "Die Reichen begreifen nie, daß es auch Arme gibt." (Theodor Fontane: Vor dem Sturm)

[Tod] "Er aber schleppte sich noch so bis in den März. Sie wissen ja, liebe Laacke: 'Märzensonne und Märzenluft graben manchem seine Gruft.'" (Theodor Fontane: Vor dem Sturm)

[Lebenskunst] Was ihn vom ersten Augenblicke an mehr noch als ihre Schönheit bezauberte, war der heitere Übermut ihrer Laune, die mit graziöser Rücksichtslosigkeit geübte Kunst, den Schaum des Lebens wegzuschlürfen. (Theodor Fontane: Vor dem Sturm)

[Charakter] Ein großer, starker Mann mit kurzem Hals; das Bild des Apoplektikus, ein gründlicher Kenner in Sachen Berliner und Cottbuser Weißbieres. Er schmeckte nicht nur die Sorten, sondern auch die Lagerungstage heraus, trank, rauchte und schwieg. (Theodor Fontane: Vor dem Sturm)

[Schlaf] Er gehörte zu den Glücklichen, denen, wenn die Müdigkeit kommt, Bett oder Brett dasselbe gilt. (Theodor Fontane: Vor dem Sturm)

[Gastgeber] Der Doktor, über den eine gewisse Wirtlichkeitsunruhe gekommen war... (Theodor Fontane: Vor dem Sturm)

[Hobbies] Innerhalb der Kirche, wie Uhlenhorst sagte, ein Halber, ein Lauwarmer, hatte er, sobald es sich um Urnen und Totentöpfe handelte, die Dogmenstrenge eines Großinquisitors. (Theodor Fontane: Vor dem Sturm)

[Sammeln] Unser Seidentopf war ein archäologischer Enthusiast trotz einem, und ausgerüstet mit all den Schwächen, die von diesem Enthusiasmus so unzertrennlich sind wie die Eifersucht von der Liebe. Er phantasierte, er ließ sich hinters Licht führen; aber in einem unterschied er sich von der großen Armee seiner Genossen: er sammelte nicht, um zu sammeln, sondern um einer Idee willen. Er war Tendenzsammler. (Theodor Fontane: Vor dem Sturm)

[Geistige Arbeit] Von Luxus keine Spur. Nur für Bequemlichkeit war gesorgt, für jenes Alles-zur-Hand-Haben geistig beschäftigter Männer, denen nichts unerträglicher ist, als erst holen, suchen oder gar warten zu müssen. (Theodor Fontane: Vor dem Sturm)

[Kumpelhaft] Junge Männer mit Pfadfindertüchern, die von Jesus sprachen, als hätten sie neulich eine CD von ihm entliehen. (Stephan Thome: Fliehkräfte)

[Bildung] Als er in ihrem Beisein einmal die Habilitation als Hemmschuh für innovative Forschung bezeichnete, begegneten ihm Blicke, als hätte er ein Plädoyer für die Vielehe gehalten. (Stephan Thome: Fliehkräfte)

[Geräusche] Die Nadel hob sich von der Platte und ließ eine Stille zurück, die ihm dichter und schwerer vorkam als zuvor. Als gäbe es Minusgrade der Tonlosigkeit. (Stephan Thome: Fliehkräfte)

[Orthografie] Außerdem schreibt er, als wären Satzzeichen nur auf dem Schwarzmarkt zu bekommen. (Stephan Thome: Fliehkräfte)

[Erbe] Wahrscheinlich gehört auch das Zusammenpressen der Lippen zum Familieninventar. (Stephan Thome: Fliehkräfte)

[Kleidung] Die Frau trägt die Haare offen und ein kurzes Kleid, dessen Muster an explodierte Blumenrabatten erinnert. (Stephan Thome: Fliehkräfte)

[Blicke] Kurz sehen sie einander an, amüsiert angesichts der Unhandlichkeit des Moments. (Stephan Thome: Fliehkräfte)

[Geschichte] Die Druckwelle der Revolution, die die Menschen nach Lust und Laune auf der Oberfläche der Erde verteilte, schleuderte die Karols im Juli 1919 nach Frankreich. (Irène Némirovsky: Die süße Einsamkeit)

[Wetter] Wind war aufgekommen; er erfüllte die Luft mit einem zornigen Geräusch. (Irène Némirovsky: Die süße Einsamkeit)

[Mangel] Er sei sehr brav und es fehle ihm nur da ein wenig zuviel, wo auch die meisten andern Leute lange nicht genug hätten. (Wilhelm Raabe: Abu Telfan)

[Wortperlen] "umfassend verlottert" (Markus Werner: Am Hang)

[Egoismus] Er hatte sich sogar eines gewissen egoistischen Überdrusses an den Schicksalen der Leute, zu denen er ging, zu schämen. (Wilhelm Raabe: Abu Telfan)

[Hilfe] Automechaniker: "Es gab viele Marder in der Region, und jeden Einzelnen betrachtete Schaller als persönlichen Assistenten." (Juli Zeh: Unterleuten)

[Ungeschickt] In seinem Leben bildeten Gegenstände wie Reißverschlüsse, Schnürsenkel, Schraubenzieher oder Schneebesen eine feindliche Partisanenarmee, die aus dem Hinterhalt operierte. (Juli Zeh: Unterleuten)

[Auto] Vor der Tür stand ein Kleinwagen, der sich dafür schämte, dass Elektroautos noch in der Entwicklung waren. (Juli Zeh: Unterleuten)

[Aussehen] Es gehörte zu ihren Eigenarten, für jeden Handgriff etwas zu viel Kraft aufzuwenden. (...) Böse Zungen behaupteten, dass sie mit kompaktem Oberkörper, stämmigen Beinen und einem großflächigen Gesicht, das sich darauf vorbereitete, in einigen Jahren das Kinn auf dem Brustbein abzulegen, viel eher Gombrowski ähnlich sehe. (Juli Zeh: Unterleuten)

[Gardening] ...schnitten Buchsbaumhecken mit der Nagelschere zu grünlichen Monster-Enten um. (Jörg Maurer: Der Tod greift nicht daneben. Alpenkrimi)

[Akohol] Der Schnaps gehörte zur völkervernichtenden Sorte des Gemeinen Alpenländischen Obstlers. (Herbert Rosendorfer: Die Kaktusfrau. Erzählungen)

[Charakter] Er war derjenige im Kreise, der, weil er der Schwachnervigste war, auch am meisten das romantische Bedürfnis hatte. (Theodor Fontane: Vor dem Sturm)

[Farben] ... (es handelte sich um Knöpfstiefeletten Farbe Erbrochene Pflaume)... (Herbert Rosendorfer: Die Kaktusfrau. Erzählungen)

[Karriere] Mit den Jahren wurde Walter Meyer-Leffer nicht berühmter, nur müder. Er sang auch in Koblenz nicht mehr den Sachs; nur noch, höchstens, den "Pangs" in der "Turandot". Er überschritt den Zenit seines Ruhms, bevor er ihn erreicht hatte. (Herbert Rosendorfer: Die Kaktusfrau. Erzählungen)

[Statur] Sein eigener Anblick war verheerend. Das lag (...) an der Hagerkeit, die ihm jede Anstrengung scharf ins Gesicht schnitt. (Juli Zeh: Unterleuten)

[Gesten] Sie bringen in leidlichem Anstand das Aufstehen und Sichverbeugen zustande. Die ganze Tischrunde dienert wie ein Roggenfeld im Winde. (Hans Fallada: Bauern, Bonzen und Bomben)

[Desillusionierung] Was Thiel noch an Illusionen über die Spezies Mensch besaß, er hat es längst verloren beim Anhören der ewigen Verdauungsgeräusche auf dem Klo. (Hans Fallada: Bauern, Bonzen und Bomben)

[Wortperlen] "heroisch-tragische Hypergrübler" (Uwe Timm: Freitisch)

[Wahrnehmung] Eine "erwartungsreich verstärkte Wahrnehmung". (Uwe Timm: Freitisch)

[Befindlichkeiten] An manchen Morgen sah sie so aus, als hätte sie sich die ganze Nacht lang durch einen Dschungel gekämpft, die Haare zerwühlt und Knutschflecken am Hals. Ich sah mir Alexander an. Er tat, als ob nichts wäre, und hatte die Zugbrücke seiner Schönheit hochgezogen. (Joachim Meyerhoff: Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke)

[Bibel] "Sie geben's, und sie nehmen's wieder", sagte Leonora, deren Bibelkenntnis mit ihrem Einfühlungsvermögen nicht Schritt halten konnte. (Carson McCullers: Spiegelbild im goldnen Auge)

[Repertoire] Sie hielt es für taktvoll, in einem Krankenzimmer das Gespräch tunlichst auf die Leiden anderer Leute zu bringen. Wie alle gänzlich dummen Menschen begeisterte sie sich für Schauergeschichten. Sie konnte ganz und gar in ihnen aufgehen, um sie dann sofort wieder zu vergessen. Ihr Tragödienrepertoire bestand vorwiegend aus schweren Sportunfällen. (Carson McCullers: Spiegelbild im goldnen Auge)

[Mann] Er ist ein gesunder vom Bourbon gebeizter Zuchthengst von einem Mann. (Laszlo Nemeth: Abscheu)

[Forsch] Sie hat Sommersprossen im Gesicht und große blaue Augen. Könnte als Delphin-Trainerin arbeiten oder Wattwanderungen für Kinder anbieten, etwas Spielerisches und Zupackendes dieser Art. (Stephan Thome: Fliehkräfte)

[Limit] In Wahrheit war Leonora aber bloß ein wenig beschränkt. (...) Sie hätte auch unter der Folter nicht zwölf mit dreizehn multiplizieren können. (Carson McCullers: Spiegelbild im goldnen Auge)

[Gebräuche] Mrs. Penderton hielt auch andere Südstaatenbräuche treu in Ehren, wie etwa den Glauben, daß Brot wie überhaupt jedes Gebäck nur dann eßbar sei, wenn der Teig auf einer marmornen Tischplatte geknetet werde. (Carson McCullers: Spiegelbild im goldnen Auge)

[Hobbys] "Was ist Ihr Lieblingsbuch?", fragten die Männer. "Ein Scheckbuch." "Was ist Ihr Lieblingssport?" "Amoklaufen", sagte mein Vater und lief wirklich fort. (Irmgard Keun: Kind aller Länder)

[Essen] Sie hat Bouillabaisse gegessen, das ist eine Suppe, die aus dem Mittelmeer gekocht wird, sämtliche Tiere des Mittelmeeres schwimmen undeutlich in ihr herum, und manche sind manchmal giftig. (Irmgard Keun: Kind aller Länder)

[Reichtum] In Marseille stiegen wir aus, um zu einem Hotel am Hafen zu gehen, wo wir einen Schweizer Freund meines Vaters treffen sollten, der sehr reich ist, weil er mit Uhren handelt, statt zu richten. Meine Mutter sollte ihn verlassen, mit meinem Vater eine Zeitschrift zu gründen, und dazu sollte er Geld geben. Wir haben aber immer wieder die Erfahrung gemacht, daß reiche Leute eklig sind und nie Geld geben, das macht sie ja so reich. (Irmgard Keun: Kind aller Länder)

[Alkohol] In dem ganzen Haushalt existieren zwei Likörgläser von der Größe einer Haselnuß und eine Flasche selbst gemachter Birnenschnaps, der noch weitere Generationen überdauern soll. (Irmgard Keun: Kind aller Länder)

[Formgebend] Sie war groß und attraktiv, mit der "Haltung einer Königin", wie man sagte, und einer Neigung zur Korpulenz, die sie bekämpfte, indem sie jene gepanzerten Korsetts zum Einsatz brachte, die für Frauen jener Zeit üblich waren und bei denen die Brüste in zwei Satinschalen ruhten wie Früchte in einem Korb. (Irène Némirovsky: Die süße Einsamkeit)

[Hoffnung] Der Steinwurf ins Schaufensterglas des Hoffnungswarenhauses? (Reinhard Jirgl: Nichts von euch auf Erden)

[Alkohol] Er ist ein gesunder vom Bourbon gebeizter Zuchthengst von einem Mann. (Walker Percy: Liebe in Ruinen)

[Wortperlen] "Familienkonklave" (Wilhelm Raabe: Abu Telfan)

[Typen] .... ein paar alte graubärtige Kerouc-Beatniks, drahtige alte Pioniere des Geistes. (Walker Percy: Liebe in Ruinen)

[Wünsche] ... daß meine Hoffnungen nicht bloß Sprößlinge meiner Wünsche und Einbildungskraft seien. (Anne Brontë: Agnes Grey)

[Demut] Mr. Hatfield, der sich als einen demüthigen Bewunderer betrachten sollte, aber, wie ich fürchte, vergessen hat, die Demuth zu seinem Vorrath von christlichen Tugenden zuzufügen. (Anne Brontë: Agnes Grey)

[Kinder] Ihr waret am Ende doch keine vollkommenen Engel; Mary hatte einen bedeutenden Vorrath von ruhiger Hartnäckigkeit... (Anne Brontë: Agnes Grey)

[Speisezettel] "Ich habe der Köchin gesagt, daß sie etwas Fisch besorgen sollte — die Sorte habe ich nicht besonders angegeben." "Nun, das geht mir doch über das Bohnenlied! — eine Frau will eine Haushaltung führen, und weiß nicht einmal, welche Fischsorte zum Essen da ist! — will Fisch bestellen, und sagt nicht, was für welchen!" (Anne Brontë: Agnes Grey)

[Wortperlen] "Sowjetjünger" = Kommunist (Hans Fallada: Bauern, Bonzen und Bomben).

[Vorzug der Jugend] Ich war über den Sturz aller unserer Luftschlösser betrübt, erholte mich aber mit der Elasticität der Jugend bald wieder von dem Schlage. (Anne Brontë: Agnes Grey)

[Geldmangel] ... der aus Mangel an Kapital in seinen merkantilischen Geschäften etwas gehemmt war. (Anne Brontë: Agnes Grey)

[Verhätschelt] Von sechs Kindern waren meine Schwester Mary und ich die einzige, welche die Gefahren der Kindheit überlebten. Ich, die nur fünf bis sechs Jahre jünger war, wie jene, wurde stets als das Kind und das Spielzeug der Familie betrachtet — Vater, Mutter und Schwester, Alle vereinigten sich, mich zu verziehen, — nicht mich durch thörichte Nachsicht ungehorsam und Widerspenstig, sondern durch unermüdliche Güte mich zu hilflos und von Anderen abhängig, zu ungeeignet in dem Kampf mit den Sorgen und Mühen des Lebens zu machen. (Anne Brontë: Agnes Grey)

[Bewegungen] Kapper rollte einen Schluck Rotwein mit der Zunge um einen nicht ganz taktfesten Zahn... (Erich Loest: Der elfte Mann)

[Klage] Und hätte sich Gott meiner erbarmt und mein Wesen durch Vernunft bestimmt, wie sehr hätte ich mich über das Glück, das mir zuteil werden sollte, gefreut und wäre dankbar gewesen dafür. Doch war mir ein anderes Schicksal beschieden. (Fattaneh Haj Seyed Javadi: Der Morgen der Trunkenheit)

[Örtlichkeit] ... diese Stadt, in der ein sozusagen ewiger sauberer und frischgewaschener Vormittag zu herrschen schien, umlagerte das fremd in der Kälte stehende Schlößchen auf der Höhe. (Heimito von Doderer: Ein Mord den jeder begeht)

[Schweigen] Es fiel leicht, mit Maria Rosanka zu schweigen; man konnte es in der gelöstesten Weise tun, ohne daß aus der wachsenden Stille ein ansteigender Druck kam. (Heimito von Doderer: Ein Mord den jeder begeht)

[Sprache] "Das Wissen als Katastrophe", sagte Doktor Velten; eigentlich dachte er laut und verlor dabei versehentlich einige Worte. (Heimito von Doderer: Ein Mord den jeder begeht)

[Ehe] Wohl selten verläßt ein Ehefahrzeug den Hafen, auf dem nicht der Klabautermann früher oder später im Takelwerke gesehen wird. (Heimito von Doderer: Ein Mord den jeder begeht)

[Seele] Es gibt Stockflecken der Seele. Feinere Leute pflegten das vor einiger Zeit noch "Komplexe" zu nennen. Heute trägt man längst wieder was anderes. (Heimito von Doderer: Ein Mord den jeder begeht)

[Übereinkunft] Kurti und ich stimmen, wenn ein Gespräch diesen Gemeinplatz findet, schnell darin überein, daß es im Leben unendlich schwer sei, das Angenehme mit dem Nützlichen zu paaren. (Georg Klein: Barbar Rosa)

[Wortperlen] "Provinzbosheit": (Honore de Balzac: Die Muse des Departements)

[Aussehen] Von Hella weiß ich, daß mein Freund Kurti besonders schöne Augen hat. Sie sagte einmal, sogar ein Reh müßte angesichts der langen, seidigen Wimpern und des Bernsteinfeuers in Kurtis Blick beschämt die Lider senken. (Georg Klein: Barbar Rosa)

[Besitz] Im selben Augenblick sprachen die beiden Fräulein Hauch unvermittelt von einem Grundstück, das sie in der Nörrebrogade besaßen. "Natürlich, das gehört ja Ihnen beiden", fuhr Herr Meyer dazwischen. Seine Ohren mußten sehr beweglich sein, denn sowie man ein Grundstück erwähnte, standen sie plötzlich von seinem Kopf ab - wie bei einem Kaninchen. (Herman Bang: Exzentrische und stille Existenzen. Erzählungen)

[Bewegungen] Fräulein Seijer hampelte unter dem Tisch mit ihren alten Gliedmaßen herum, wobei man nie wußte, ob diese Bewegung auf aufgespeicherter Lebenslust beruhten, oder ob es sich um eine Art von Krämpfen handelte. (Herman Bang: Exzentrische und stille Existenzen. Erzählungen)

[Vertrauen] Ihr strohblondes Haar umrahmte ein Gesicht, das trotz mehrerer Vertrauensstellungen bei wohlhabenden Witwern einen verhältnismäßig unschuldigen Zug bewahrt hatte. (Herman Bang: Exzentrische und stille Existenzen. Erzählungen)

[Tonlage] Von oben hörte man einen Wortwechsel zwischen Frau von Casse- Muckadell und Eugenia. Wenn Frau Muckadell mit Untergebenen sprach, merkte man ihrem Tonfall noch immer an, daß sie sich - durch drei Ehen - von der Wirtschafterin auf einem Gutshof in den Adel hinausgeheiratet hatte. (Herman Bang: Exzentrische und stille Existenzen. Erzählungen)

[Kinder] Mit dem Vater war gerade nicht zu spaßen. Er war Müllerknecht, und es konnte vorkommen, daß er in der Eile mit den Jungen ebensoschnell hantierte wie mit seinen Säcken. (Herman Bang: Exzentrische und stille Existenzen. Erzählungen)

[Temperaturen] Die Prinzessin ging unter wie ein Stein. Die Wassertemperaturen im Nordland waren nicht so, daß der Schwimmsport sich dort hätte etablieren können. (Karen Duve: Die entführte Prinzessin)

[Pflanzen] Der schwarze Prinz haßte Rosen. Er haßte auch Tulpen und Anemonen und Paeonien und Lilien. Er haßte sogar Veilchen und Rittersporn, er haßte alles, was blühte oder sich irgendwie kultivieren ließ. Der Prinz war Vegetarier, aber nicht, weil er Tiere liebte, sondern weil er so viele Pflanzen wie möglich vernichten wollte. (Karen Duve: Die entführte Prinzessin)

[Masse] "in der gemeinsamen Menschheitsbrühe" (Laszlo Nemeth: Abscheu)

[Beziehungen] "Ich aber möchte unsere Verlobung formgerecht anzeigen können." - "Leider bewähre ich mich aber in gesetzlich geregelten Beziehungen nicht, Herr Doktor." (Laszlo Nemeth: Abscheu)

[Ästhetik] Seine Häßlichkeit hatte ihn sogar ganz besonders mit den Leiden der Menschheit verbunden. (Laszlo Nemeth: Abscheu)

[Wortperlen] "Gehirnphimose" - (Reinhard Jirgl: Nichts von euch auf Erden)

[Ehe] Offenbar hatte Sanyi in seinen langen Briefen auch die Vergangenheit aufgerollt, um die Einwirkung äußerer Umstände und den Einfluß der Gestirne, die die Deichsel unserer glücklichen Ehe verrückt hatten, ausfindig zu machen. (Laszlo Nemeth: Abscheu)

[Gefühle] ... ausbruchbereite Empörung. (Laszlo Nemeth: Abscheu)

[Männer] ... kam nichts anderes als Selbstlob hervor: "Einem Mann hast du, kann ich dir sagen... Männer wie mich wüßte man von Staats wegen züchten." (Laszlo Nemeth: Abscheu)

[Beruhigung] Rozsa suchte Imres Ohr. Diesem galten die heißen, knabbernden Bewegungen. Den Arm in seinem Schoß, saugte sie gierig am Ohr ihres Mannes. Und darin schien ein unwiderstehlicher Zauber zu liegen, denn Imre sank langsam zurück, von seinem Gesicht verschwand der Zorn, er runzelte nur das Kinn und spitzte seine Lippen wie ein Kind, das die Verrichtungen seiner Notdurft genießt. (Laszlo Nemeth: Abscheu)

[Alkohol] ... war der katholische Kaplan geladen, wohlbeleibt und von weiblichem Äußeren, der aber ein wahrer Pfiffikus im Zuprosten war, so daß es den Männern nicht gelingen wollte, ihn unter den Tisch zu trinken. (Laszlo Nemeth: Abscheu)

[Kommunikation] Sanyi führte das Wort, Überzeugung durch Stimmaufwand ersetzend. (Laszlo Nemeth: Abscheu)

[Lebenszeit] ... die eine oder andere windstille Periode ihres Lebens. (Laszlo Nemeth: Abscheu)

[Zukunft] Ich weiß noch, wie wir in der fünften Klasse im Kunstunterricht die Aufgabe bekamen, das Auto der Zukunft zu zeichnen, und ausnahmslos alle malten solche eiförmigen, windschlüpfrigen Kisten, wie sie heute überall herumfahren. Das war vor 58 Jahren! Wieso haben die Ingenieure 58 Jahre gebraucht, um Autoformen zu entwickeln, die jedem Fünftklässler innerhalb einer Kunst-Doppelstunde einfallen? (Karen Duve: Macht)

[Unbehaust] Gegen Roys Leben war die spanische Inquisition eine Bachblütentherapie. (Tatort: Der treue Roy)

[Vorbildfunktion] ... muß auch ihm der Burgunder zugesagt haben. Schon komisch, ausgerechnet Mischnik, unserem General im Feldzug gegen den Alkohol! Wie er das wohl in Einklang bringt mit seinem Job? (...) Und dann sagte er: Mach dir keine Sorgen. Ein Straßenschild geht auch nicht den Weg, den es zeigt. (Karsten Krampitz: Wasserstand und Tauchtiefe)

[Generation] Eigentlich gehörte sie zu einer Generation, deren turnschuhtragenden und Sushi-essenden Vertretern schon der Besitz einer Hauskatze als unerträgliche Verantwortung erschien. "Haus bauen, Baum pflanzen, Kind zeugen" war kein Glücksrezept mehr, sondern eine Horrorvision. (Juli Zeh: Unterleuten)

[Drogen] Dann suche ich die Toilette auf und gebe mich den nasalen Freuden hin. Ich lasse es kurz schneien. Auf dem Punkt bin ich wie du, Vater, linientreu, absolut. Und schon sieht die Welt besser aus. Oder sie fühlt sich besser an. (Karsten Krampitz: Wasserstand und Tauchtiefe)

[Eitelkeit] Er war auch nicht eitel, was seine äußere Erscheinung betraf, obwohl er sicherlich wußte, daß dichtes blondes Haar, blaue Augen, eine gesunde Gesichtsfarbe und kräftige weiße Zähne, sofern dies alles von breiten Schultern unterstrichen wird, für das schöne Geschlecht eine beinahe unwiderstehliche Kombination darstellt. (Edward Morgan Forster: Der lilafarbene Brief. Erzählungen)

[Sonne] In jenen langentschwundenen Tagen war die Sonne eine mächtige Kraft und den Herrschenden feindlich gesonnen. Offiziere begannen zu taumeln, wenn ein Sonnenstrahl sie streifte, gemeine Soldaten brachen zusammen. War ein Regiment im Feldlager, so trug man zum Gabelfrühstück den Tropenhelm, weil sich ja die Strahlen der Sonne durch die Zelteinwand stehlen könnten. (Edward Morgan Forster: Der lilafarbene Brief. Erzählungen)

[Freundlichkeit] Es geschah nicht oft, daß ich auf Freundlichkeit stieß, wenn kein Verständnis vorhanden war. (Edward Morgan Forster: Der lilafarbene Brief. Erzählungen)

[Knapp] So wurde das Museum mit einem Gemälde des Malers namens Prof. Hommel angereichert, Reichsjägermeister Göring darstellend mit erlegtem Rotwild. 2m 20 mal 1m 80. Das Format reichte - der Breite nach - knapp. (Herbert Rosendorfer: Die Nacht der Amazonen)

[Landschaft] Radwege nahmen die Landstraße in den Schwitzkasten. (Juli Zeh: Unterleuten)

[Energie] ... in der Brutwärme meiner Aufbaupläne. (Laszlo Nemeth: Abscheu)

[Alltag] ... in den Alltag zurückgesackt. (Laszlo Nemeth: Abscheu)

[Eifer] ... fiel sie mit dem hartherzigen Eifer schwergeprüfter Heiliger über mich her. (Laszlo Nemeth: Abscheu)

[Frauen] ... hatte eine Frau in der ersten Lebenshälfte das Schminken nicht nötig, während es in der zweiten nicht mehr half. (Juli Zeh: Unterleuten)

[Wortperlen] "Sittenkorsett". (Edward Morgan Forster: Der lilafarbene Brief. Erzählungen)

[Am Ende] 1934, als Hindenburg endgültig zur Pickelhaube geworden war und sich schon im Steigbügel für den Ritt nach Walhall befand... (Herbert Rosendorfer: Die Nacht der Amazonen)

[Befinden] "Ich erlaube mir, mich nach dem werten Befinden zu erkundigen?" "Ach, Herr Winkler, ich sage immer: zur Notschlachtung reicht es noch nicht. (Herbert Rosendorfer: Die Nacht der Amazonen)

[Effizienz] Wieder einmal dachte Arne, dass sich die Zeiten geändert hatten. Die jungen Leute von heute besaßen erstaunliche Talente. Zum Beispiel ungeheure Effizienz bei vollständiger Abwesenheit von Humor. (Juli Zeh: Unterleuten)

[Hitler] ... hat der Röhm von dir, Wolf, gesagt, wer Vegetarier ist, sinkt auch noch zum Antialkoholiker herab. (Herbert Rosendorfer: Die Nacht der Amazonen)

[Prinzipien] Er arbeitete nur für Menschen, deren Witze er verstand. (Juli Zeh: Unterleuten)

[Vögel] Der Eichelhäher kommt ihn besuchen. Er kann den Häher parodieren, daß dieser selbst bass erstaunt ist. Er führt den Ruf täuschend echt vor. Er sagt vom Häher, er sei der schrecklichste unter den Vögeln. Weil er die Rehe verpetzt, sie schreiend dem Jäger verrät. (Peter Wawerzinek: Schluckspecht)

[Dichtung] Lyrikerin (...) mit Themenschwerpunkt Depression. (Peter Wawerzinek: Schluckspecht)

[Zeit] Da er immer und überall zu spät kam, also ein Mensch war, der nachging... (Herbert Rosendorfer: Die Nacht der Amazonen)

[Frauen] Der ganze Weiberhaufen murrt unwillig, weil sie sich durch eine Sachfrage nicht aus ihrer Emotionssuhle vertreiben lassen wollen. (Karen Duve: Macht)

[Staub] Staub hat sich als bester Freund aller ruhenden Dinge zugesellt. (Peter Wawerzinek: Schluckspecht)

[Körperumfang] Tante Luci ist dünn und klein, so klein und dürr, daß man wie bei einem Gottesanbeter zweimal hinsehen muß. Sie kann sich hinter der Klopfstange verstecken, scherzt sie selber zu sich. Man kann sie biegen und als Krückstock verwenden. Sie paßt in jeden Spalt, kann im Kohlenkasten übernachten, muß aufpassen, daß sie nicht zur Tür hinausfliegt, wenn ein Hauch Durchzug ist. (Peter Wawerzinek: Schluckspecht)

[Vergleich] Wenn schlechte Laune wie ein Wasserkocher fiepen würde, hörte man in ihrem Haus pfeifendes Dauerzischen. (Peter Wawerzinek: Schluckspecht)

[Warnung] Leg dich nicht mit mir an, wenn du kein Nußknacker bist. (Peter Wawerzinek: Schluckspecht)

[Wortperlen] "Umtrunklaufbahn" (Peter Wawerzinek: Schluckspecht)

[Frisur] Er wirkt so unwahrscheinlich auf Mädchen, weil er diese kreisrunde Afrofrisur trägt, in die hinein der Kamm beim Kämmen verschwindet und für immer verloren geht. (Peter Wawerzinek: Schluckspecht)

[Pech] Schon eilt mir zum Unglück das nötige Pech zu Hilfe. (Peter Wawerzinek: Schluckspecht)

[Miktion] Hilft kein Schütteln, hilft kein Klopfen, in die Hose geht der letzte Tropfen. (Peter Wawerzinek: Schluckspecht)

[Fische] ... ist (...) mit Flundern zurück, die er Soplattedingeraberauch nennt. (Peter Wawerzinek: Schluckspecht)

[Jämmerlich] Er war ein ungehobelter alter Kauz, der so wenig Bildung besaß, daß er mit dem Federhalter in der Hand ein jämmerliches Bild abgab. (Willa Cather: Mein ärgster Feind)

[Mimik] Ich hätte nur noch eine dieser gewaltigen Goldketten mit riesigem Kruzifix gebraucht und den Blick üben müssen, den manche Schwarze draußen draufhatten. Als sei die ganze Welt ein Fliegenschiß. (Jochen Schmidt: Müller haut uns raus)

[Verdienst] ... indem er im Bazar einer orientalischen Stadt als Taschendieb oder Hehler sein Fladenbrot verdiente... (Michael Schulte: Die rote Schachtel plus Schokolegende)

[Lakaien] Zum Lakaien muß man geboren sein, sonst erträgt man nicht einmal die Demütigung der Berufsbezeichnung. (Michael Schulte: Die rote Schachtel plus Schokolegende)

[Kirchenlied] Aus ihrer kurzen Kirchenbankvergangenheit wusste sie, dass der Christ, wenn er erst einmal ins Singen gekommen war, so schnell nicht wieder aufhörte. (Thea Dorn: Die Unglückseligen)

[Blicke] Mit ihrem Blick hätte die Konsulatsdame eine Hyäne im Angriff stoppen können. (Thea Dorn: Die Unglückseligen)

[Spinner] Hierzulande bekam man es regelmäßig mit Spinnern zu tun, die sich aufführten, als hätte Gott höchstpersönlich sie in den Aufsichtsrat seiner Schöpfung berufen. (Thea Dorn: Die Unglückseligen)

[Natur] Viel zu pink versank die Sonne hinter den Wäldern. Der Planet sah aus, als hätte ihm jemand Farbstoff ins Essen getan. (Thea Dorn: Die Unglückseligen)

[Ton] "Na gut", sagte sie in einem Tone, der mit "gut" nicht im siebenten Grade verwandt. (Thea Dorn: Die Unglückseligen)

[Inhalte] Immerhin hatte ich meine Linguistik-Prüfungen auch bestanden, nur bei der abschließenden Frage, was ein "Wort" sei, war ich ins Stottern geraten. (Jochen Schmidt: Müller haut uns raus)

[Orthografie] Da ich in orthographischer Hinsicht schon immer meine eigenen Wege gegangen war... (Jochen Schmidt: Müller haut uns raus)

[Kommunikation] "Oh, that’s wonderful&xnbsp;– how nice!", gab Yo-Yo mit der Begeisterung zurück, die nur Amerikaner für Nachrichten aufzubringen vermochten, die sie nicht im Geringsten interessierten. (Thea Dorn: Die Unglückseligen)

[Kummer] "Doch was frommte mir alle Gesundheit, wenn ich abermals dazu verdammt wäre, in Lebensumstände zurückzukehren, die im Alphabet des Kummers keinen einzigen Buchstaben ausließen?" (Thea Dorn: Die Unglückseligen)

[Sehnsucht] "Ich sehnte mich nach Einsamkeit und Natürlichkeit, nach Einfachheit! Einmal noch wollte ich das Glück der völligen Mirselbstgehörigkeit genießen." (Thea Dorn: Die Unglückseligen)

[Wortperlen] "Tränen" = Höllenrotz, Schöpfungsauswurf. (Thea Dorn: Die Unglückseligen)

[Orte] In dem Außenbezirk von Berlin, der den symbolträchtigen Namen "Buch" trug, wo es keine Kneipe gab, kein Kino, nicht einmal Fußgänger, nur einen Park, der nachts den Exhibitionisten aus der anliegenden Nervenheilanstalt vorbehalten war... (Jochen Schmidt: Müller haut uns raus)

[Fahrzeuge] ... wo (...) mitten auf dem Weg ein kaputtes Motorrad stehen konnte, als sei es in voller Fahrt verendet. (Jochen Schmidt: Müller haut uns raus)

[Merkmale] Beim Anblick der Studenten konnte man meinen, daß einem von geistiger Anstrengung die Haare ausfielen. (Jochen Schmidt: Müller haut uns raus)

[Beleidigungen] Hast du dich im Dunkeln geschminkt, oder hat deine Kosmetikerin Parkinson? (David Grossman: Kommt ein Pferd in die Bar)

[Einigkeit] Meine größte Lebensleistung besteht darin, dass ich es geschafft habe, eine große vereinte Familie zu gründen&xnbsp;– allesamt vereint gegen mich. (David Grossman: Kommt ein Pferd in die Bar)

[Wohnen] ... fuhren sie an zahllosen Reihenhauskolonnen vorbei – die Art von Stadtlandschaft, die Lowry gemalt hatte. Der Bienenstock, in dem die arbeitende Bevölkerung lebte. (Robert Galbraith: Die Ernte des Bösen)

[Scheidung] ... war er Zeuge ihres Scheidungsprozesses geworden, der mit dem kalkulierten Risiko einer Schachpartie unter Großmeistern geführt wurde. (Robert Galbraith: Die Ernte des Bösen)

[Qualität] ... besorgte ich mir vietnamesische Bastmatten, die sich in kürzester Zeit in vietnamesische Bastmattenfussel auflösten. (Jochen Schmidt: Müller haut uns raus)

[Kommunikation] Kennt ihr diese einsamen Seelen, die sonst keinen Menschen zum Reden haben? Die holen die Sätze zur Not mit der Zange, irgendwie kriegen sie die schon aus einem raus. Du bist ihre letzte Chance; danach reden mit denen nur noch die Ampeln für Blinde. (David Grossman: Kommt ein Pferd in die Bar)

[Spitzname] ...der Zugführer in unserem Camp. Bei uns hieß er Eichmann&xnbsp;– war ja seinerzeit ein üblicher Spitzname in unserem Land für Leute mit unterentwickeltem Mitgefühl. (David Grossman: Kommt ein Pferd in die Bar)

[Gazelle] Plötzlich kommt eine Soldatin aus der Baracke des Kommandanten gerannt, Feldwebel war die wohl, rumms, rumms, rumms, trampelnd, sie ist nicht sehr groß, hat aber ein ausgesprochen spezifisches Gewicht, platzt fast aus der Uniform, Gazellenbeine, ich meine, jedes Bein eine Gazelle... (David Grossman: Kommt ein Pferd in die Bar)

[Bewegung] ... rennt auf der Bühne hin und her, will durch heftige Bewegung Strom erzeugen. (David Grossman: Kommt ein Pferd in die Bar)

[Visus] Eine Riiiiiesenbrille, die Gläser kurz vorm Blindenhund. (David Grossman: Kommt ein Pferd in die Bar)

[Lebensalter] Ich rede hier über einen Jungen von gerade mal vierzehn Jahren, Dovik, Dovele, seiner Mutter Augenstern. Und jetzt guckt mich an: noch ganz derselbe, die Glatze, die Bartstoppeln und der Menschenhass mal weggedacht. (David Grossman: Kommt ein Pferd in die Bar)

[Lektor] Witzig! Mitten im Text ein Befehl an den Lektor: "...wie stark du am Leben festhältst, deinen breiten, großen, freigiebigen, tanzenden Körper&xnbsp;- und wage ja nicht, mir hier auch nur ein Adjektiv zu streichen!&xnbsp;-," (David Grossman: Kommt ein Pferd in die Bar)

[Überleben] Die sicherste Methode, um geachtet zu werden, ist einfach nicht da sein. (David Grossman: Kommt ein Pferd in die Bar)

[Kindheit] Ich war schon als Kleinkind sowas von defekt. (David Grossman: Kommt ein Pferd in die Bar)

[Damals] Damals weilte ich noch in den Morgennebeln meiner Autobiographie... (David Grossman: Kommt ein Pferd in die Bar)

[Größe] Ihr Zimmer war so klein, daß man alles im Sitzen erreichen konnte. (Jochen Schmidt: Müller haut uns raus)

[Projekte] Die meisten dieser Projekte scheiterten aber daran, dam man sie realisieren mußte. Dafür gelang ihm ein völlig spontanes Projekt, das gar nicht geplant gewesen war: Seine Nachbarin wurde von ihm schwanger. (Jochen Schmidt: Müller haut uns raus)

[Komplimente] Ich war damals jederzeit bereit, Komplimente anzunehmen, auch wenn sie auf einer Fehleinschätzung beruhen mußten. (Jochen Schmidt: Müller haut uns raus)

[Gewicht] "Ja, du hast die Figur eines Mannequins." "Stimmt, ich bin so mager, wenn man aus mir Suppe kocht, schaut nicht ein einziges Fettauge aus dem Topf. Wenn ich mich auf einen Gulden setze, weiß ich sofort, ob ich auf der Seite der Königin sitze oder nicht." (Maarten 't Hart: Unter dem Deich)

[Beschränkt] Dort sind Burschen rumgelaufen, die auch zu viert die schriftliche Division nicht verstehen, aber garantiert können sie wahnsinnig gut Slowfox tanzen. (Maarten 't Hart: Unter dem Deich)

[Sinne] ... wurden ihre Brillengläser immer dicker, und vor der Tür der&xnbsp;Spirituosenhandlung Uleman hörte ich ihn sagen: "Sie kann allmählich nichts mehr sehen. Nicht mehr lange, dann können wir sie aufhängen, ohne ihr vorher die Augen zu verbinden." (Maarten 't Hart: Unter dem Deich)

[Frauen] Sein Vater habe ihm an seinem Hochzeitstag den Rat gegeben: "Schlafe nie morgens mit deiner Frau, im Laufe des Tages kann dir immer noch etwas Besseres begegnen." (Maarten 't Hart: Unter dem Deich)

[Lustkiller] Das Zimmer war so klein, daß der Vermieter ein Hochbett eingebaut hatte. Ich studierte es mißtrauisch, auf dem Weg dort hinauf mußte doch jede Leidenschaft flötengehen. Statt ohnmächtig vor Lust niederzusinken, mußte man nacheinander die knarrende Leiter hochklettern und später noch einmal runter, weil das Kondom durch die Ritzen gefallen war. (Jochen Schmidt: Müller haut uns raus)

[Sex] Während ihrer zwei Schwangerschaften war Sex natürlich ohnehin tabu, denn das fand sie eklig. Die Vorstellung, das Baby bekäme andauernd meinen Rüssel ins Gesicht - pfui Deibel! (Dimitri Verhulst: Der Bibliothekar, der lieber dement war als zu Hause bei seiner Frau)

[Frauen] Er wußte, daß Mädchen heranreifen und daß ihre Becken Schmetterlingsnetze zum Fangen von Chromosomen werden. (John Updike: Der Sonntagsmonat)

[Frauen] Sie war ein anhaftendes Bündel aus ineinander übergehenden Rundungen und Drehpunkten, frisch gefickt, im kahlen späten Licht ihres schrägen Mansardenzimmers, auf dem verwühlten Sonnendurchbruch ihrer Steppdecke, deren Muster mir, wenn wir genug Wein getrunken hatten, wie eine Kaskade von Orgeltönen vorkam. (John Updike: Der Sonntagsmonat)

[Sitten] Sie stand einige Zentimeter näher als nötig, wie Europäer oder Schwerhörige. (John Updike: Der Sonntagsmonat)

[Schicksal] Das gedämpfte Hin und Her des Weberschiffchens, das an seinem Schicksal wob. (John Updike: Der Sonntagsmonat)

[Sport] ... während die Sportberichte und "Spannungs"-Filme dazwischen aus oberflächlichem Brei bestanden, der irgendwie für männliche Gemüter von merowingischer Degeneration ausgelöffelt wurde. (John Updike: Der Sonntagsmonat)

[Sex] ...auch wenn die der Evolution eigene Trägheit den Orgasmus als Köder beibehalten hat. (John Updike: Der Sonntagsmonat)

[Kirchenmusik] "Ich habe dich schon einmal gebeten, dafür zu sorgen, daß die Musik ein unterschwelliges Element bleibt. Tonbänder, Trompetenstöße, Gitarren, siebenteilige Amen – du überschwemmst damit den ganzen Gottesdienst. Jedermanns Sonntagsbraten ist längst zu Asche verkohlt, wenn du uns endlich aus deinem Konzert entläßt." (John Updike: Der Sonntagsmonat)

[Bewegung] Ein dicker diagonaler Staubstrahl stand als Zeuge im Raum, ängstlich auf Brownsche Bewegung bedacht. (John Updike: Der Sonntagsmonat)

[Farben] Sie saß steif am Steuer. Hin und wieder setzten Scheinwerfer ihr Haar in Flammen. (John Updike: Der Sonntagsmonat)

[Techniken] ... daß ich in jungen Jahren eine Technik des Verschmerzens erfand. (Wilhelm Genazino: Das Licht brennt ein Loch in den Tag)

[Meer] ... stellt sich bei Uferbewohnern eines Tages ein Meeresüberdruß ein? Obwohl ich schon an vielen Ufern war, hat sich bis heute kein Gefühl der Vertrautheit mit dem Meer eingestellt. Es genügen ein paar Blicke auf das Wasser, schon spüre ich die Entzündbarkeit durch die Weite, das Hineinfließen in eine Offenheit, die ich niemals werde fassen können. (Wilhelm Genazino: Das Licht brennt ein Loch in den Tag)

[Glück] Und warum kam uns, zum Beispiel, nie die Idee, uns wechselseitig zu einem gelingenden Leben zu verhelfen, das wir dann immer noch Glück hätten nennen können? (Wilhelm Genazino: Das Licht brennt ein Loch in den Tag)

[Wörter] Zu den Lebensübrigbleibseln meiner Eltern gehört ein Super-8-Film... (Wilhelm Genazino: Das Licht brennt ein Loch in den Tag)

[Figuren] Sie war ein anhaftendes Bündel aus ineinander übergehenden Rundungen und Drehpunkten, frisch gefickt, im kahlen späten Licht ihres schrägen Mansardenzimmers, auf dem verwühlten Sonnendurchbruch ihrer Steppdecke, deren Muster mir, wenn wir genug Wein getrunken hatten, wie eine Kaskade von Orgeltönen vorkam. (John Updike: Der Sonntagsmonat)

[Sushi] Natürlich hatte sie Lust, auf Sushi haben die Leute immer Lust, die größten Feinschmecker ebenso wie um ihre Linie besorgte Frauen, es herrscht eine Art Universalkonsens hinsichtlich dieses amorphen Nebeneinanders von rohem Fisch und weißem Reis. (Michel Houellebecq: Unterwerfung)

[Dame] Hugh Bartons Mutter war bald fünfundsiebzig, aber sie hatte die Lebenskraft einer kerngesunden Frau von fünfzig und den Appetit von zwei Vierzigjährigen. Sie war eine resolute alte Dame, einsachtzig groß, mit dem massigen Knochenbau eines Mannes, einer groben, wuchtigen Kieferpartie, sinnlichem und selbstzufriedenem Gesichtsausdruck und ausgeprägtem Pferdegebiss, einem Mahlwerk von kräftigen gelben Zähnen. Es war die reine Wonne, ihr beim Abnagen eines Maiskolbens zuzusehen. (Thomas Wolfe: Schau heimwärts, Engel)

[Flexibel] Die Gants passten neue Ereignisse nach dem ersten Schock sehr rasch in ihr Lebensgefüge ein. Tiefgreifende Veränderungen bewirkten in dumpfer Unbewusstheit eine Ausweitung ihrer Seelen. (Thomas Wolfe: Schau heimwärts, Engel)

[Heirat] Helen heiratete im Juni – ein Monat, der, so sagt man, dem Hymen geweiht ist, in dem aber so viel geheiratet wird, dass auf den Segen des Gottes vielleicht nicht immer Verlass ist. (Thomas Wolfe: Schau heimwärts, Engel)

[Jahreszeiten] Und Eugene beobachtete den langsamen Wechsel der Jahreszeiten; er sah der stolzen Prozession der Monate zu; er sah, wie das Sommerlicht sich wie ein Strom ins Dunkle fraß; er sah den erneuten Triumph der Finsternis und wie die minutengesättigten Tage wie Fliegen heimwärts summten in den Tod. (Thomas Wolfe: Schau heimwärts, Engel)

[Spätsommer] ...an einem jener Tage, die noch den späten Sommer spüren lassen, ohne ihn mehr zu haben, und deren frühe Kälte einem schon so in die Glieder kriecht, daß man wie betäubt darauf hofft, sie möge endlich die Klarheit gewinnen, die es ermöglicht, sie zu ertragen... (Thomas Hettche: Pfaueninsel)

[Schmerzen] ... Haare zurückgefesselt, daß die Wurzeln jaulen. (Wolf Haas: Silentium!)

[Ehe] Aber wie das so geht im heiligen Ehestand, die sanften Tugenden des Mannes und die feineren Talente der Damen verlieren sich mehr oder minder peu à peu. (Ernst von Wolzogen: Der Blüthner-Flügel)

[Jura] Der königliche Landgerichtsrat Alois Eschenberger war ein guter Jurist und auch sonst von mäßigem Verstande. (Ludwig Thoma: Der Vertrag)

[Buckeln] Seine Haltung war gut und korrekt; nur bezeigten seine Achseln eine leichte Neigung nach vorn, was wohl von einem allzu häufigen Verkehr mit hohen und höchsten Herrschaften herrühren mochte. (Rudolf Greinz: Die besondere Güte Gottes)

[Ortskenntnis] "Wissen Sie aber auch den Weg genau?" fragte der Steuerrat. "Ich?" entgegnete der Botaniker. "Ich? Auf fünf Meilen im Umkreise will ich hier jedem Vogel, der sich etwa verflogen hat, sagen, wo sein Nest ist. Wenn Sie es verlangen, will ich Ihnen einen Adreßkalender der in hiesiger Gegend seßhaften Eichhörnchen schreiben." (Humoristische Meisternovellen)

[Pfuscher] Wilhelm Möpsel war praktischer Arzt, und auch seine staatlich geprüfte Kunst als Geburtshelfer drohte den noch ungeborenen Generationen. (Rudolf Presber: Mein Patient)

[Haarfarbe] Er (...) musterte den rothaarigen August (...) und sagte: "Schade. daß der kein Mädchen ist, oder?" Er fuhr sich mit der Zunge über die Zähne. "Wie heißt es so schön: Rostiges Dach, feuchter Keller." (Ralf Rothmann: Im Frühling sterben)

[Männer] Es war schrecklich, dachte sie in ihren rebellischen Momenten, genau zu wissen, was man bis zum Tod von seinem Mann zu halten hatte. (Edith Wharton: Ein altes Haus am Hudson River)

[Selbstbild] Ihr Leben lang war sie immer überzeugt gewesen, dass sie erfasste, was die anderen meinten, und diese Überzeugung hatte sie siegestrunken von einem Gipfel der Leichtgläubigkeit zum nächsten getragen. (Edith Wharton: Ein altes Haus am Hudson River)

[Sosein] So sind die meisten kleinen Leute, das Herz ist ihnen so nahe am Kopf, daß es in dem Kopf überkocht oder überdampft. (Achim von Arnim: Isabella von Ägypten)

[Erfahrungen] Diese Terus ist ein nettes Geschöpf; aber einer, die schon so lange Mädchen ist und so viel über das nachdenkt, was sie selbst nie erlebt hat, der kann es passieren, daß sie einen Weinkrug sieht und von einer Orgie spricht." (Laszlo Nemeth: Abscheu)

[Frühling] Im März kann die Dämmerung mit so schönen halben Stunden kommen, wenn der tagsüber wehende Wind müde wird und die Welt schwermütig überlegt, ob sie sich in Rot oder Grau auflösen soll. (Laszlo Nemeth: Abscheu)

[Hummer] Wenn einem zum Prahlen und Spaßmachen geschaffenen Menschen Kummer widerfährt, so hat das immer etwas Rührendes. Als würden die dunklen Götter, die das Leben regieren, den Fuß auf ein Gebiet setzen, das die Natur als heiligen Hain vor ihnen verschlossen hält. (Laszlo Nemeth: Abscheu)

[Resistent] ... daß man Imre noch nie auch nur in einem der Liebe verdächtigen Zustand gesehen hat. (Laszlo Nemeth: Abscheu)

[Zustand] Als wir uns Budapest näherten, sprachen sie bereits über Tierdressuren. Sanyi wollte solche Grausamkeiten am liebsten polizeilich verbieten lassen. Der Dicke zuckte die Achseln. Wenn der Herr alle Grausamkeiten verbieten wolle, so solle er den lieben Gott gleich die Bude zumachen lassen. (Laszlo Nemeth: Abscheu)

[Bewegung] Sie ging umher, als absolviere sie schon jetzt das Fegefeuer. (Laszlo Nemeth: Abscheu)

[Schreck] Das Leben hatte ihm genug Anlaß gegeben, auf der Hut, doch keinen, erschrocken zu sein. (Gabriel Garcia Marquez: Die Nacht der Rohrdommeln. Erzählungen)

[Dumpf] Wenn sie ihn dumpf in seiner Hängematte wachsen sah, sagte sie: "Wenn du groß bist, wirst du es merken." Aber er merkte nichts. Er merkte es nicht mit fünfzehn Jahren, schon übergroß für sein Alter, strotzend von jener unverschämten, unbesonnenen Gesundheit, die der Müßiggang beschert. Als er zwanzig wurde, war sein Leben bis auf einige Positionswechel in der Hängematte unverändert geblieben. (Gabriel Garcia Marquez: Die Nacht der Rohrdommeln. Erzählungen)

[Unfertig] Hätte Gott nicht am Sonntag geruht, er hätte Zeit gefunden, die Welt zu beenden. "Er hätte diesen Tag nutzen sollen, dann wäre ihm nicht so vieles mißraten", sagte sie. "Schließlich und endlich blieb ihm die ganze Ewigkeit zum Ausruhen. (Gabriel Garcia Marquez: Die Nacht der Rohrdommeln. Erzählungen)

[Konkruenz] Er besaß die Tugend, seine Pläne mit der gleichen Begeisterung zu vergessen, die er gebraucht hatt, um sie zu ersinnen. (Gabriel Garcia Marquez: Die Nacht der Rohrdommeln. Erzählungen)

[Naturerfahrungen] Ich erinnere mich an die Augustnächte, in deren betörendem Schweigen man nichts hört als das tausendjährige Geräusch der Erde, die sich um ihre rostige ungeölte Achse dreht. Plötzlich fühlte ich mich von bedrückender Wehmut überwältigt. (Gabriel Garcia Marquez: Die Nacht der Rohrdommeln. Erzählungen)

[Saturiert] Gaudissart war ein Mann von achtunddreißig Jahren, mittelgroß, dick und fett, wie einer, der es gewohnt ist, immerfort in der Postkutsche einherzurollen; sein Gesicht war rund wie ein Kürbis, lebhaft gefärbt, regelmäßig und wie die typischen Gesichter, die die Bildhauer aller Länder übernehmen, wenn sie Statuen des Überflusses, des Gesetzes, der Kraft, des Handels usw. fertigen. (Honore de Balzac: Der berühmte Gaudissart)

[Unbehaust] "Wir alle haben ein Zuhause. Nämlich das, wo immer alles schief geht." (Philip Roth: Amerikanisches Idyll)

[Verhältnisse] Wäre das Leben nicht viel weniger sinnlos, wenn wir es im Maßstab 1:16 führen könnten? (Philip Roth: Amerikanisches Idyll)

[Geschichte] ... im Jahre 1973, nach fast drei Vierteln des Jahrhunderts, das ohne Rücksicht auf die Feinheiten von Bestattungsritualen die Leichen verstümmelter Kinder und ihrer verstümmelten Eltern über die ganze Welt vertstreut hatte... (Philip Roth: Amerikanisches Idyll)

[Ganze Arbeit] Ein kleiner, verdrießlicher Mann mit kurz geschorenem weißen Bart, einer bösen Narbe unter einem Auge und zwei Hörgeräten, war einer der wenigen, die ich an diesem Nachmittag sah, bei denen die Zeit ganz Arbeit geleistet hatte; bei ihm hatte die Zeit sogar Überstunden gemacht. (Philip Roth: Amerikanisches Idyll)

[Unbehaust] Geprägt von "der kampfbereiten Hysterie derjenigen, die die Erfahrung gelehrt hatte, wie wenig Feindseligkeit es braucht, ein Leben ein für alle Mal kaputtzumachen." (Philip Roth: Amerikanisches Idyll)

[Blicke] ... merkte, wie ich wieder von diesen Augen mesmerisiert wurde. (Philip First: Papierdünn. Bizarre Stories)

[Religion] Meine einzige Bekanntschaft mit der buddhistischen Lehre entstammte einem Exemplar vom 'Zen für Anfänger', das ich vor einer Weil mal durchgeblättert hatte. Seine Kernaussage schien zu lauten, daß der Weg zum wahren Glück im Nichtverhaftetsein an die Dinge liegt, sowie in einer Menge anderem Zeug, das ich vergessen hatte. Der Freund, der es mir geliehen hatte, hatte mich wochenlang belämmert, ich solle es ihm endlich zurückgeben, so daß ich vermute, daß er noch weniger davon gehabt hat als ich. (Philip First: Papierdünn. Bizarre Stories)

[Winter] Die Landschaft, auf die er nun blickte, war trübe und kahl, vergewaltigt vom Winter. (Philip First: Papierdünn. Bizarre Stories)

[Zeit] Vielleicht, denkt sie, müßte ein Artenschutz für bedrohte Spiele eingerichtet werden, an die niemand mehr denkt, weil sie langsam, umständlich und ereignislos sind, aber doch nützlich waren, um einen schweigenden Abend in beruhigender Langeweile miteinander zu verbringen. (Annette Pehnt: Lexikon der Angst)

[Schlaf] Sie hat sich einen Kurzschlaf angewöhnt, der sie knapp unter der Oberfläche der Wachheit vibrieren läßt. (Annette Pehnt: Lexikon der Angst)


[^^]