Allgemeine
Streusel_1
Streusel_2
Streusel_3
Streusel_4
Streusel_5
Streusel_6
Streusel_7
Streusel_8
Streusel_9
Streusel_10
Streusel_11
Streusel_12
Streusel_13
Streusel_14
Streusel_15
Streusel_16
Navigation
FAB
Startseite
E-Mail

Textstreusel [16] [<<]


[Sprechen] "Er hat einen Sprechanismus, um den ich ihn beneiden könnte, trotzdem ich doch auch nicht in einem Trappistenkloster geboren und großgezogen bin." (Theodor Fontane: Frau Jenny Treibel)

[Wirkung] "Sie (...) gehörte zu den Glücklichen, die sich nur weniges andauernd zu Herzen nehmen." (Theodor Fontane: Frau Jenny Treibel)

[Hoffnung] "... jene Spur Humor, die man an den Tag legt, wenn reines Mitgefühl dem Gegenüber zu deutlich zeigen würde, dass wenig Hoffnung besteht. (...) Überhaupt ist es eine schöne Stimme. Die Mischung aus Mitgefühl, Beschwichtigung und einem Hauch Ironie, weil die Fernanalyse emotional handelnder Personen noch nie etwas gebracht hat." (Mitzi Irsaj)

[Wortperlen] "Peace - der Schlachtruf der Hippies." (Gehört in der Kulturzeit vom 5.7.2017)

[Wortperlen] "Katholisches Waterboarding" (= Taufe)

[Wortperlen] "... wenn der Rasen frisch gemäht wurde." (= Intimrasur) [NoOffence S02E06]

[Laxantien] Die Apotheke war dermaßen überfüllt, daß Klappekahl und Zapper nicht wußten, wo ihnen der Kopf stand. (...) "Ich weiß nicht, was das ist, eine Riesenobstruktion hat sich auf die Stadt geworfen. Bitterwasser und Rizinus - sonst nichts! Jetzt - zur Zeit der Früchte! Unbegreiflich!" (Eduard von Keyserling: Fräulein Rosa Herz)

[Verbote] Ich hatte immer eine Obrigkeit, die mit Verboten hantierte. (Gisela Steineckert: Wild auf Hoffnung)

[Heirat] Hat man als Junggeselle sein Leben recht ergötzlich verbracht, so kommt früher oder später der Moment, wo man sich den intensivsten Anstrengungen eines lustigen Lebemanndaseins nicht mehr so recht gewachsen fühlt, da heißt es, entweder heiraten oder auf einige Zeit in ein Sanatorium gehen. Eine Kur in einem Sanatorium ist einer Heirat unbedingt vorzuziehen, sie verpflichtet zu nichts, ist billiger (hä, hä) und gilt, was wohl das Wesentlichste ist, heute für schick. (Hermann Harry Schmitz: Grotesken)

[Respekt] Einen gewissen, ehrlichen Respekt hatte er vor anerkannt schwerreichen Leuten, die selbst von den Offizieren zuerst gegrüßt wurden, vor Leuten mit furchtbar vielen Nullen, die im Auto vor seinem Geschäft vorknatterten und deren Persianerpelze seinen Garderobeständer demütig erzittern ließen. (Hermann Harry Schmitz: Grotesken)

[Sehnsucht] Nachdem ich mein zweites Paar Gummischuhe in diesem Jahr verschlissen hatte, eine Grippe, eine Gesichtsrose und zwei Influenzaanfälle überstanden hatte, erwachte in mir mit aller Macht die alte germanische Sehnsucht nach dem sonnigen Süden, dem ewig blauen Himmel Italiens. (Hermann Harry Schmitz: Grotesken)

[Moralist] ... hat er geschimpft, wie so viele ernste Männer mit Teleskopen, die keine Vorstellung versäumten und schon früh morgens an der Kasse um Plätze in der ersten Reihe schrieen, wie all die Moralisten, die mit Abscheu »Pfui!« sagten und die Zugabe der Tänzerin abwarteten. (Hermann Harry Schmitz: Grotesken)

[Grotesk] Ich mochte früher Herrn Redakteur Durchschuß furchtbar gern. Er schenkte mir bisweilen Freibilletts für Konzerte von blinden Pianisten. Diese Konzerte fanden nie statt, da die Pianisten wegen ihrer Blindheit den Weg zum Konzertsaal nicht fanden. (Hermann Harry Schmitz: Grotesken)

[Am Morgen] Der nächste Morgen war herrlich. Einer dieser Morgen, die eigentlich Tatendrang auslösen und Zuversicht. Laura nahm das zur Kenntnis. Und brühte sich gleichwohl eine Tasse Grüntee, gegen Kopfschmerzen, schalen Zwiebelgeschmack und das Gefühl, falsch zusammengesetzt zu sein. Karosserieschaden, das kannte sie schon lange. (Dagmar Leupold: Die Witwen. Ein Abenteuerroman)

[Religion] Dorfhunde als Muezzine die Suren des Eigentums belln. (Reinhard Jirgl: Im offenen Meer. Schichtungsroman)

[Sieg] Dieser Sieg über den Hahn auf dem scheußlichen Dunghaufen brachte mir den Respekt des Gesindels ein, zu dem ich gehörte, und regte meine ansonsten übel gesunkenen Lebensgeister an. (William Makepeace Thackeray: Die Memoiren des Barry Lyndon)

[Frauen] ... der knechtende Zauber dieser Frau. (Fedor M. Dostoevskij: Der ewige Gatte)

[Haltung] ... in halbwegs eleganter Haltung den geordneten Rückzug antreten. (Henry James: Das Tagebuch eines Mannes von fünfzig Jahren)

[Durchblick] Es gäbe Augenblicke, da wäre ich befähigt, völlig anstrengungslos durch die Schöpfung, die nichts als eine ungeheure Erschöpfung sei, durchzuschauen. (Thomas Bernhard: Verstörung)

[Beherrschung] In Bloch beobachte mein Vater ständig einen durch den rudimentären Übermut der sich von Jahr zu Jahr immer wenigstens um ein Hundert- oder Tausendfaches beschleunigenden Geschichte nicht die Beherrschung Verlierenden. (Thomas Bernhard: Verstörung)

[Wortperlen] "Heilungsschwindel" = Medizin. (Thomas Bernhard: Verstörung)

[Kampf] ... bewunderten Lauras unverwüstliche Fassung, sie sahen in ihr eine geradezu athletische Höchstleistung in der Sportart Zeitkampf. (Dagmar Leupold: Die Witwen. Ein Abenteuerroman)

[Zeit] Sie saß vermutlich über der Buchhaltung, dabei eine Hyaluronmaske auf dem Gesicht, um die Zeit, die sie den Zahlen widmete, doppelt zu nutzen. Laura vertat keine Zeit, jeder Augenblick war, wie ein gut gepackter Koffer, für etwas vorgesehen, das zur Hand sein musste. Das Wichtigste zuoberst. (Dagmar Leupold: Die Witwen. Ein Abenteuerroman)

[Erscheinungen] ...die Steinbronner Straßen, die nach Geschäftsschluss hinter verhangenen Schaufensterlidern blicklos wurden. (Dagmar Leupold: Die Witwen. Ein Abenteuerroman)

[Sprache] ...ein Germanistikprofessor von der Ostküste. (...) Er stammt aus Ohio und ist mit einer Deutschen verheiratet. Sehr nettes Mädchen. Diese Burschen heiraten ja immer ihr persönliches Sprachlabor. (Günther Ohnemus: Die unglaubliche Reise des Harry Willemer)

[Gewichtung] Im Juni oder Juli war Präsident Putin in Berlin. Wenn ich das richtig sehe, war das in Deutschland ein ganz normaler Staatsbesuch, aber die New York Times hat einen langen Artikel darüber gebracht, obwohl sie sonst aus Europa höchstens über den Ausbruch eines Weltkriegs berichten, falls sie dafür zufällig noch Platz in ihrem Blatt haben. (Günther Ohnemus: Die unglaubliche Reise des Harry Willemer)

[Obst] Die Erdbeeren im Supermarkt gaben offen zu, dass mit ihnen kein Staat mehr zu machen war, auch nicht mit erheblicher Preissenkung. (Wilhelm Genazino: Außer uns spricht niemand über uns)

[Einkauf] Du musst keine Angst haben, sagte sie. Hab’ ich aber. Wovor denn? Vor diesen Kaufmenschen in den Warenhäusern, ich sehe sie jetzt schon. Es sind fast nur Frauen! rief ich aus, ist das nicht sonderbar?! Ein Mann ist für diesen Nahkampf nicht geeignet. (Wilhelm Genazino: Außer uns spricht niemand über uns)

[Tendenzen] ...mein Vater, der über die Schönheit einer Isolierkanne aus der Fassung geraten konnte ("Seht doch nur diese elegante Linienführung und das eloxierte Aluminium!"), behauptete, körperliche und geistige Arbeit dürften nicht länger getrennt werden, jeder müsse die Möglichkeit bekommen, sich zu bilden und mit den Händen zu arbeiten, jeder von Hand gearbeitete Gegenstand sei schön, während Industrieprodukte eine schwer zu beherrschende Tendenz zum Häßlichen hätten... (Jochen Schmidt: Zuckersand)

[Frauen] Wenn wir in dieser Zeit (...) ein Gespräch führten (...) und ich Klara gerade hilflos-ironisch mit einem riskant-scherzhaften Hinweis begütigen wollte, wie "Wenn eine Frau flucht, öffnen sich Jesus’ Wunden"... (Jochen Schmidt: Zuckersand)

[Eindrücke] Er glaubt auch, daß es einen schlechten Eindruck bei eventuell ja doch existierenden Außerirdischen machen muß, wenn sie mitbekommen, wie unsymphatisch wir sie uns in Filmen wie «Star Wars» vorstellen. (Jochen Schmidt: Zuckersand)

[Frauen] ... die "unüberschaubare Herde der unverheirateten Frauen". (Thomas Bernhard: Verstörung)

[Täuschung] "Ist dir mal aufgefallen, daß man auf Feldern fast nie einen Bauern sieht? Das scheint kein schlechter Beruf zu sein." (Jochen Schmidt: Zuckersand)

[Sport] Zwei Joggerinnen machten an der roten Ampel Hüpfbewegungen, sie joggten sozusagen vertikal statt horizontal, wobei sie wegen der Erdanziehung nicht weit kamen. (Jochen Schmidt: Zuckersand)

[Geschwindigkeit] ...aufregend schnell trocknender Zweikomponentenkleber. (Jochen Schmidt: Zuckersand)

[Knast] Eliot scheint keine allzu gute Meinung von Gefängnisseelsorgern zu haben: "Der Kaplan des Gefängnisses sitzt bei ihr, aber er hat ein Gesicht so scharf wie ein Iltis, ganz anders als unser Pastor; die Geistlichen in den Gefängnissen sind ja meist rechter Ausschuß, heißt's." (George Eliot: Adam Bede)

[Sonne II] Die Sonne liegt auf allen Bäumen des Grasgartes des Steinhofes; aber die Vögel in den Bäumen haben bereits ihre Siesta beendigt und fangen von neuem an, munter zu werden, um den trotz seiner Länge so kurzen schönen Tag so vergnügt und glücklich als möglich auszunutzen, - gerade wie wir. (Wilhelm Raabe: Alte Nester)

[Sonne] Sie kann sehr grausam sein, die Sonne, viel grausamer als die Nacht! Und daß sie lacht, ist nur allzu häufig nicht das Liebenswürdigste an ihr. Daß Hoffnungen getäuscht, Täuschungen zunichte gemacht werden, daß die Vergänglichkeit alles Irdischen dem Menschen klargemacht werden muß, ist zwar eine recht löbliche und vernunftsgemäße Aufgabe; aber ist es denn unbedingt notwendig, daß dabei gelacht wird? (Wilhelm Raabe: Alte Nester)

[Physis] Praskowja Fjodorowna, eine nicht gerade große, fette, trotz eifriger Bemühungen, das Gegenteil zu erreichen, von oben nach unten zu breiter werdende Dame, ganz in Schwarz... (Lew Tolstoj: Sämtliche Erzählungen, Band 4)

[Imbiß] Sie lobte mich, weil ich mir im 1. Klasse-Abteil erlaubt hatte, ein Butterbrot auszupacken und es ohne "sichtbare Hemmungen" verzehrte. Carola hatte sich wieder viel Mühe gegeben. Das Brot war kleinformatig, damit es nicht aussah wie ein Bauarbeiterbrot, sondern wie ein Karrierebrot für die 1. Klasse. (Wilhelm Genazino: Außer uns spricht niemand über uns)

[Stolz] Stolz reckte er seine mächtige Gestalt und schritt durch den Sonnenschein dahin mit der ganzen Breitspurigkeit seines Schülerhochmutes. (Eduard von Keyserling: Fräulein Rosa Herz)

[Wortperlen] Das Ohr als "relativ gut beleumundeten Körperöffnung" (Jochen Schmidt: Zuckersand)

[Fähigkeiten] Leider war das, was der gute geistliche Herr wußte, auch wenig genug, und was das schlimmste war, seine Begabung zum Lehrer stand noch tief unter der Wasserhöhe seiner Wissenschaft. (Wilhelm Raabe: Alte Nester)

[Mimik] Die Veränderung, die in seinem Gesicht vorging, hätte man mit dem Klarwerden einer behauchten Spiegelscheibe vergleichen können. (Jakob Wassermann: Faber oder die verlorenen Jahre)

[Genuß] Er hatte an dem Nachmittag ein Zerwürfnis ernsterer Art mit seiner, wie er es nannte, derzeitigen 'Favoritin', hatte sich geärgert und beschlossen, den Lebensgroll in Lebensfreude zu verwandeln. Er öffnete - er vertrat damals einen persischen Halbmafioso in Rechtssachen und hatte so Zugang zu persischem Kaviar imperialer Qualität zu Minimalpreisen - eine Zweihundert-Gramm-Dose Kaviar, löffelte sie aus und trank dazu zwei Flaschen 'Joannes-Liote'; der Lebensgroll war weitgehend niedergeknüppelt. (Herbert Rosendorfer: Die Donnerstage des Oberstaatsanwalts)

[Sport] Ich stellte später fest, weil ich darauf achtete, daß selbst in Kreisen sogenannter Gebildeter das Gedächtnis für Sportsereignisse hervorragend funktioniert. Leute, die nicht wissen, wann die Französischen Revolution ausgebrochen ist, kennen die Ergebnisse von Fußballmatches über Jahrzehnte. (Herbert Rosendorfer: Die Donnerstage des Oberstaatsanwalts)

[Klassen] Alle drei waren hübsche und aufgeweckte Mädchen, obwohl ungemein hochmütig; ein Bürgerlicher war für sie ein Mensch zweiter Ordnung, und ich hörte einmal einen alten Handwerksmeister, dessen Gruß sie kaum erwidert hatten, hinter ihnen hersagen: 'Du gutes Gottchen, mir scheint, unsereinen hast du erst am achten Tag erschaffen.' (Jakob Wassermann: Faber oder die verlorenen Jahre)

[Krusten] "Mutter nimmt vom Leben nur an, was sie beschließt anzunehmen. Beneidenswert." "Du bist hart, Klara", sagte Eugen. "Gott sei Dank; wär ich weich, so wär ich längst zu Brei zertreten," war die brüske Antwort. "Anzustoßen war immer mein Schicksal, darum brauch ich Krusten." (Jakob Wassermann: Faber oder die verlorenen Jahre)

[Zweifel] ...konnte sie einen Zweifel über seinen Charakter nicht unterdrücken. (...) ... flößte ihr seine Gegenwart sehr bald heftigen Widerwillen ein. (...) ... war sie in gewissem Maße dazu verleitet, seiner Autorität zu widerstehen und an seiner Fähigkeit, rechtes Glück zu vermitteln, zu zweifeln. (Jane Austen: Die Abtei von Nordhanger)

[Wortperlen] "einsamer Greisendämmer" (Herbert Rosendorfer: Die Donnerstage des Oberstaatsanwalts)

[Kunst] Das Antlitz, außerordentlich schmal, zeigte Linien von bestrickender Zartheit, und jede Form, Stirn, Wangen, Mund, Kinn und Schnitt der Augen war so vollendet regelmäßig, daß man den Porträtisten in Verdacht nehmen konnte, er habe die Natur korrigiert, weil es ihrer nicht habhaft geworden. (Jakob Wassermann: Faber oder die verlorenen Jahre)

[Weinen] Papa ging häufig mit mir ins Kino, auf die Art konnte er im Dunkeln weinen, ohne dass ich es sah. Am Ende des Films bemerkte ich sehr wohl seine roten Augen, tat aber, als wäre nichts. Beim Umzug verlor er aber gleich zweimal die Beherrschung und weinte mitten am Tag. Bei Tageslicht zu weinen ist wirklich etwas anderes, der Traurigkeitsgrad ist ein anderer. (Olivier Bourdeaut: Warten auf Bojangles)

[Mißachtung] Ich pflege meine Mißachtung lebenden und auch toten Personen gegenüber dadurch Ausdruck zu verschaffen, daß ich mir ihren Namen nur ungenau merke. (Herbert Rosendorfer: Die Donnerstage des Oberstaatsanwalts)

[Titel] Nach und nach begannen sich aus dem unförmigen Kundendurcheinander einzelne Menschen mitsamt ihren Eigenheiten herauszulösen, bis Franz sie schließlich sogar mit Namen und dem dazugehörigen, in Wien überlebenswichtigen, Titel begrüßen konnte. Da war zum Beispiel Frau Dr. Dr. Heinzl, die die Universität nicht einmal als Gebäude erkannt hätte, geschweige denn sie jemals betreten hatte. (Robert Seethaler: Der Trafikant)

[Vergänglich] "Flenn nicht, bist keen Weib", sagen die Väter zu den Söhnen. "Sommerregen und Weibsgeschrei gehen beide resch vorbei", sagt der eine Kamerad zum anderen. (Szczepan Twardoch: Drach)

[Geprägt] Gela Czoik ist zierlich, ihr Haar lockt sich, sie hat sehr dunkle, sehr große Augen. Alle schwärmen für diese Augen. So groß und schön. Gelas Augen sind vom brennenden Dresden so groß geworden. Auch von anderen Dingen. (Szczepan Twardoch: Drach)

[Hunde] Als Dorfköter von undefinierbarer Herkunft und zweifelhafter geistiger Schulung... (Meja Mwangi: Kariuki und sein weisser Freund)

[Instinkt] In der DNA jedes waschechten Nanyukiers gab es eine Sequenz, die allerdings noch nicht nachgewiesen war, ein mutiertes Mau-Mau-Gen, das im Umgang mit den Behörden instinktiv erkannte, wann man fliehen, wann man sich unauffällig verhalten, wann man schweigen mußte und wann man nur auf die Fragen antworten durfte, die einem gestellt wurden. (Meja Mwangi: Rafiki)

[Gesichert] In den alten Zeiten ließen die Leute abends einfach ihre Türen ins Schloß fallen und gingen zu Bett. Jetzt hatten sie überall im Haus Sprengfallen, die so gründlich ausgelegt waren, daß selbst die streunenden Katzen es sich zweimal überlegten, bevor sie durch ein offenes Fenster sprangen. (Meja Mwangi: Rafiki)

[Umgeben] Wenn er auf jeden Dummkopf und Bosheitsköchler wütend reagierte, wäre er den ganzen Tag nur mit Idioten beschäftigt. (Meja Mwangi: Rafiki)

[Wind] Der Ol Pejeta Express, ein Wind, der so gemein war, daß er einen eigenen Namen verdiente, nahm, wenn er von Isiolo durch das Zentrum von Majengo nach Naro Moru stürmte, solche Fahrt auf, daß er Staubteufel gebar, die Eselskarren mitsamt Fahrern und allem umstürzten. Er war dafür bekannt, daß er Leute über die Boulevards schob und Betrunkene den ganzen Weg bis nach Hause beförderte. (Meja Mwangi: Rafiki)

[In der Frühe] Es war noch früh, der Morgen suhlte sich noch in seinem eigenen, tiefschwarzen Dunkel. (Dimitri Verhulst: Die Unerwünschten)

[Ehe] Immer öfter verschwand Gerda von der Bildfläche. Jedes Wochenende fuhr sie mit ihren zwei Kindern irgendwohin, wohin genau, wußtet ihr nicht, und Hartwig blieb etwas verloren zurück, in der Klemme zwischen einer im Sinkflug befindlichen Ehe und seinem den Bach runtergehenden Hobby, die Welt zu verbessern. (Dimitri Verhulst: Die Unerwünschten)

[Bedenken] Wahrscheinlich hatte sie, wenn sie mit ihrem Mann schlief, immer sozusagen die Handbremse gezogen, besorgt, wie sie sein mußte, daß wieder ein Kind unversehens im Schlafzimmer auftauchte, flennend, weil es ins Bett gemacht hatte, sich in der Dunkelheit fürchtete oder aus einem anderen Grund, aus dem kleine Kinder gern klagen. (Dimitri Verhulst: Die Unerwünschten)

[Auto] Ihr Wagen war ein Kleinbus, ein weißer Ford Transit, das Modell in der Gegend auch "Mongoschleuder" genannt, weil die lokale Behindertenbranche ihre benachteiligte Klientel in identischen Dingern transportierte. (Dimitri Verhulst: Die Unerwünschten)

[Musik] "Hirnwäschegesäusel winselnder Panflöten" (Dimitri Verhulst: Die Unerwünschten)

[Sprache] Unsere Reise endete zehn Minuten und drei Ortschaften später bei "Anni's Kaffeestube". (...) ... sagte meine Mutter und probierte vorsichtig von ihrem Milchkaffee, hielt einen Augenblick inne und nahm dann einen weiteren Schluck. "Der Kaffee ist gut. Ich werde Anni den Apostroph hinter ihrem Namen verzeihen. (Susann Pasztor: Ein fabelhafter Lügner)

[Frühprägung] "Aber daß er Jude war, dabei ist sie geblieben?" "Das war das Einzige, was sie nie in Frage gestellt hätte. Ich konnte schon Bergen-Belsen buchstabieren, bevor ich gelernt habe, eine Schleife zu binden". (Susann Pasztor: Ein fabelhafter Lügner)

[Motorik] Der Geruch der einen Zigarette, gedreht mit mechanischer Hilfe, einem sogenannten Hülsenstopfer, weil sie auch nach Jahren frenetischen Paffens ihren an rotes Schamhaar erinnernden Tabak aus dem Hungerleiderdiscounter noch immer nicht selbst drehen konnte... (Dimitri Verhulst: Die Unerwünschten)

[Luder] ...dieses von Salven des Unglücks sturmreif geschossene Luder. (Dimitri Verhulst: Die Unerwünschten)

[Lautstärke] "Bruderherz", rief sie mit einer Stimme, die so laut war, daß wahrscheinlich alle Bruderherzen in Hörweite aus dem Takt gerieten. (Susann Pasztor: Ein fabelhafter Lügner)

[Haltung] "Jeder Mensch unter einsachtzig sieht aus wie ein Erdmännchen, wenn er auf dem Bahnsteig nach jemand Ausschau hält." (Susann Pasztor: Ein fabelhafter Lügner)

[Kindergeld] Mama gab mir für den Basar eine Packung Lebkuchenherzen mit. Mir kam das recht dürftig vor, aber Mama sagte, sie sei nicht Graf Koks. "Wenn deine Lehrerin darüber quakt, kannst du der von mir bestellen, daß Vater Staat das Kindergeld erhöhen soll, bevor ich mich für deine lieben Mitschüler in Unkosten stürze." Kindergeld, das hörte sich so an, als ob das eigentlich meins gewesen wäre. (Gerhard Henschel: Kindheitsroman)

[Gymnasium] Für uns beginne jetzt der Ernst des Lebens. Hier wehe ein anderer Wind als in der Grundschule. Nach den Kinkerlitzchen, die wir da gelernt hätten, kämen nun die schweren Brocken. Als Gymnasiasten dürften wir unsere Ausbildung nicht auf die leichte Schulter nehmen, sonst werde man uns schon nach kurzer Zeit wieder aussortieren, als Muster ohne Wert, und uns anheimstellen, die Laufbahn eines ehrbaren Straßenkehrers einzuschlagen. Erziehung habe was mit Zucht zu tun. Ob uns das klar sei? Klar und Klärchen? Da sollten wir mal den einen oder anderen Gedanken dran verschwenden. (Gerhard Henschel: Kindheitsroman)

[Namen] Den Unterricht in evangelischer Religion hatten wir bei einer ondulierten Gewitterziege namens Jutta Niedergesäß. (...) Herr Delling, der Mathelehrer, war ein fetter alter Saftsack. Glatze mit Geländer und kriegsversehrt. (Gerhard Henschel: Kindheitsroman)

[Sprache] "Ihr könnt einen vielleicht ins Bockshorn jagen", sagte Mama und besah sich mein linkes Auge. Da war ein saftiges Veilchen am Erblühen. Am Erblühen, sowas durfte man bei Frau Katzer nicht sagen, sonst kriegte man zu hören: "Ich bin die Kuh am Stall am Schwanz am raus am Ziehen." (Gerhard Henschel: Kindheitsroman)

[Spiele] Der Hof war voller Rauhbeine, die den Mädchen hinten den Rock hochhoben: "Deckel hoch, der Kaffee kocht!" (Gerhard Henschel: Kindheitsroman)

[Wortperlen] "Gespinst aus Gequassel' Gemotze und Geschmunzel" (Hugo Claus: Der Kummer von Belgien)

[Liebesspiel] In allen saftigen Büchern war es so' dass sich ein tollkühner Mann rasend vor Begierde auf eine Frau stürzte' die sich zunächst sträubte und dann zurückbalzte. (Hugo Claus: Der Kummer von Belgien)

[Gesang] Sie hörten Gesang, es klang wie das Tantum ergo, gesungen von Küster Ceulemans, der den Spitznamen "Ziege" trug, weil sich seine Darbietung wie das Meckern einer gequälten, ausgehungerten und ungemolkenen Ziege anhörte. (Hugo Claus: Der Kummer von Belgien)

[Ritus] ...dessen kleiner Bruder René, der trotz seines zarten Alters von acht Jahren als "blitzgescheit" galt, weil er seiner Mutter, als sie in der Küche einen Herzinfarkt bekam, prompt die letzte Ölung gespendet hatte. Er hatte die Szene schon etliche Male nachgespielt, wie er rasch das Maschinenöl seines Vaters geholt und damit ein Kreuz auf ihre Augenlider, die Ohren, die Nase und die sterbenden Lippen gemacht und dabei gemurmelt hatte: "Der Herr vergebe dir deine Schuld, Amen." (Hugo Claus: Der Kummer von Belgien)

[Verehrung] Die bedingungslose Verehrung für Priester hatte Tante Violet bereits von ihrer Mutter geerbt, doch in ihrem beleibten und einsamen Dasein, das aus Gottesfurcht, Schulunterricht und Gefräßigkeit bestand, war Pastor Mertens zu einer maßlosen Leidenschaft geworden, und sie verfolgte sein Tun und Treiben mit dem verzerrten Fernglas der Liebe. (Hugo Claus: Der Kummer von Belgien)

[Liebe] "Man kann ja nie wissen", sagt sie, "man hat keine Macht darüber, Amor schießt seinen Pfeil ab, und vielleicht steht man zufällig im Weg." (Hugo Claus: Der Kummer von Belgien)

[Wut] ...dieser blinde Drang, diese Wut, die aus ihr herausplatzte (wie in jener Gegend in Neuseeland, wo die Erdkruste so dünn ist, dass ein Dampfstrahl hervorspritzt, wenn man seinen Spazierstock bis zu einer bestimmte Tiefe hineinbohrt. (Hugo Claus: Der Kummer von Belgien)

[Paravent] ...hinter dem Wandschirm (mit den naheliegenden Konnotationen von Frivolität und Libido)... (Hugo Claus: Der Kummer von Belgien)

[Mimik] Das fassungslose, verschreckte Gesicht des Militärstaatsanwalts erinnerte an die schmerzzerfurchten, menschlich wirkenden Züge auf der Zeichnung der von Hühneraugen geplagten Fußsohle in der Reklame von Saltrat-Rodell, wo die Hühneraugen mit den strahlenförmigen Strichen wie erschrockene Menschenaugen aussehen. (Hugo Claus: Der Kummer von Belgien)

[Schutz] Es ist eine dunkle, schwere Jacke zum besseren Aushalten von furchtsamen Zuständen. (Wilhelm Genazino: Der Fleck, die Jacke, die Zimmer, der Schmerz)

[Sentimentalität] Die gefährlichste von all meinen Schwächen ist wohl übertriebene Empfänglichkeit angesichts übermäßiger Pracht. (Amelie Nothomb: Eine heitere Wehmut)

[Genuss] Als Nächstes beschäftigen wir uns mit Bergen von Muscheln und Meeresfrüchten. Wir schälen, riechen, schaben und seufzen vor Wohlbehagen. (...) Ein ausgezeichneter Weißwein, den Rinri ausgesucht hat, stiehlt sich sanft unsere Seele. (Amelie Nothomb: Eine heitere Wehmut)

[Muster] ... ebenjene eierschalenfarbene Tapete, auf der Rotkehlchen mit aufgerissenen Schnäbeln zart hingetupften Walderdbeeren in enervierend regelmäßigem Muster Gesellschaft leisten... (Jonas Lüscher: Kraft)

[Mimimi] Kraft nahm in den folgenden Stunden seiner Reise jedes meteorologische Phänomen und jede geographische Gegebenheit zum Anlass, um aus seiner leisen Melancholie eine pathosgetränkte Katharsis zu züchten. (Jonas Lüscher: Kraft)

[Wäsche] ... an einer zwischen zwei Platanen gespannten Leine die trocknende Wäsche des Herrn Pfarrers, altmodisch-ländliche Unterhosen zumal, vom Wind zu bedenklicher Korpulenz aufgebläht. (Franz Werfel: Der veruntreute Himmel. Die Geschichte einer Magd)

[Freibrief] Paul Celan hat mal allen Ernstes geschrieben: -Die Welt, Welt / in allen Fürzen gerecht.- Würde man nich denken, daß der so was schreibt. Hat er aber. Gibt mir die Lizenz, Unflat von mir zu geben. (Sibylle Lewitscharoff: Das Pfingstwunder)

[Bauern] Es ist keine große Sache, vor einem zu glänzen, der die Tür weit aufschlägt. Vor dem Pack kann man in einer roten Wollweste glänzen. Herr Holmengraa erwies wohl Frau Adelheid seine Ergebenheit genau so, wie er sie in einem dänischen Gesandten erwiesen hatte. Er war Bauer von der Wiege her und gehörte also zu einer Rasse, mit der das Leben bis jetzt weiter nichts hatte anfangen können, als sie vor dem Aussterben zu bewahren. (Knut Hamsun: Kinder ihrer Zeit)

[WWII - Belgien] "Wir sind zwischen den Amerikanern und den Russen eingeklemmt. Aber mit etwas Abstand besehen ist der Unterschied zwischen ihnen gar nicht so groß. Beide verrückt nach der Technik, die ihnen über den Kopf wächst, und beide wollen Verhältnisse, in denen alle Menschen gleich sind, ohne Rücksicht auf ihre Wurzeln." "Wir haben im Krieg genug Wurzeln gegessen." "Und die Russen hatten nie eine Renaissance!" (Hugo Claus: Der Kummer von Belgien)

[Blick] "Hat sie einen leichten Silberblick?" "Natürlich nicht." "Schade." "Warum?" "Weil Frauen mit Silberblick gerade gucken, wenn sie kommen." (Hugo Claus: Der Kummer von Belgien)

[Menstruation] "Kennst du den Unterschied zwischen einer Frau und der Stadt Brügge?", fragte Raf. "Nein. Sag schon." "Die Stadt Brügge hat nur einmal im Jahr eine Blutprozession."

[Geraderücken] Nicht, dass Kraft keine Erfahrung mit Texten gehabt hätte, in denen die seltsamsten Ideen aus der Geistesgeschichte mit den krudesten weltanschaulichen Überzeugungen legitimiert wurden. Das kannte er von einer bestimmten Sorte intelligenter Erstsemester, die in zu jungen Jahren zu viel vom Falschen gelesen hatten, was im Zusammenspiel mit einer bestimmten hormonellen Disposition zu einer schwierigen Gemengelage führen konnte; so etwas bügelte er in der Regel in ein, zwei Semestern glatt. (Jonas Lüscher: Kraft)

[Gotteslästerung] "Es ist alles ungerecht verteilt. Durch unsere Schuld, aber auch schon vom lieben Gott. Er zieht manchmal mit Bedacht die Taugenichtse vor." "Das ist nicht wahr. Warum sollte er das tun?" Ihr Gesicht bekam einen mädchenhaften, schelmischen Ausdruck. Sie verlagerte ihren aufgedunsenen Körper ein wenig, der Korbsessel fiepte wie ein ganz kleines Kaninchen. "Wenn er alles ist, was besteht, dein lieber Herrgott, dann ist er auch hin und wieder ein richtiger Dreckskerl." (Hugo Claus: Der Kummer von Belgien)

[Geräusche] Als sie die Karten, die neu waren, mischte und auslegte, hörte es sich so an, als ob in weiter Ferne ein Pony über vereiste Pflastersteine galoppierte, nein, eher so, als ob ein Junge vorbeiradelte mit einem Pappkarton, der raffelnd an die Speichen stieß. (Hugo Claus: Der Kummer von Belgien)

[Politik] "Überall nur noch Politik!", schrie Papa. "Eine Seuche ist das!" Bomama zwinkerte Louis zu. "Nimm dir das alles nicht zu Herzen, Junge", sagte sie, "die Politik und das ganze Tohuwabohu der großen Leute. Sorg lieber dafür, dass du regelmäßig aufs Örtchen kannst, am besten jeden Tag. Wenn’s nicht klappt, iss Backpflaumen, und du bist erleichtert und von innen durchgeputzt. Alles andere ist Kohl und Kokolores." (Hugo Claus: Der Kummer von Belgien)

[Gewieft] ...eine mit allen (Weih-)Wassern gewaschene Nonne? (Hugo Claus: Der Kummer von Belgien)

[Mißtrauensvotum 1982] Kraft warf einen prüfenden Seitenblick auf seinen Freund, ob der sich wohl mit ähnlichen Zweifeln plagte, dieser aber war völlig trunken vom Hochamt der parlamentarischen Demokratie und soff Barzel die Worte von den Lippen, als sei es zu Freiheit transsubstantierter Messwein. (Jonas Lüscher: Kraft)

[Reisen] Die Schnelligkeit des Zuges empfinde ich wie eine Bestrafung für die miese Gegend. (Wilhelm Genazino: Der Fleck, die Jacke, die Zimmer, der Schmerz)

[Wortperlen] "Fummelfunk" = Gebärdensprache (Pfarrer Braun: Ein verhexter Fall)

[Monoman] Erneut fiel es Susy auf, daß in Ellies bewegtem Leben offenbar alle Interessen auf einer einzigen Eben angesiegelt waren. (Edith Wharton: Der flüchtige Schimmer des Mondes)

[Empathie] Er hatte ihr nie zugetraut, weit genug aus ihrem Panzer der Selbstgenügsamkeit herauszukommen, um die Gefühle eines anderen Menschen zu verstehen. (Edith Wharton: Der flüchtige Schimmer des Mondes)

[Diskrepanz] Ihr eigenes Gedächtnis war leider der Vielfalt ihrer Interessen nicht ganz gewachsen. (Edith Wharton: Der flüchtige Schimmer des Mondes)

[Geist] Er schien, trotz seiner Ehrentitel und der Möglichkeiten, die sich ihm eröffneten, irgendwie geschrumpft zu sein. Der alte Strefford war eine Persönlichkeit gewesen, und sie fragte sich, ob materieller Reichtum immer den Beginn einer geistigen Verarmung bedeutete. (Edith Wharton: Der flüchtige Schimmer des Mondes)

[Kunst] Natürlich hat Ursula nie in ihrem Leben in einer Gemäldeausstellung höher geschaut als bis zur Signatur. (Edith Wharton: Der flüchtige Schimmer des Mondes)

[Makeup] "Was stimmt denn nicht mit mir? Zuviel Rouge?" fragte sie und hakte sich bei ihm ein, als sie vom Tisch aufstanden. "Nein: zuwenig. Schau dich doch mal an", antwortete er leise. "Oh , in diesen altersfleckigen Spiegeln sieht jeder so aus, als hätte man ihn gerade aus dem Kanal gefischt." (Edith Wharton: Der flüchtige Schimmer des Mondes)

[Ordnung] Noch nie hatte er jemanden so gekonnt packen sehen wie Susy: die Art und Weise, wie sie widerstrebende Dinge dazu brachte, in einem Koffer zu verschwinden, war ein Symbol dafür, wie sie Dinge, die ihr nicht behagten, irgendwie in ihrem Leben unterbrachte. (Edith Wharton: Der flüchtige Schimmer des Mondes)

[Flunkerei] "Er ißt auswärts", erklärte Susy schlagfertig. "Irgendwelche Leute sind aufgetaucht: verdammte Langweiler, die ich euch nicht antun wollte." Wie leicht ihr die vertraute Flunkerei fiel! "Die Art Leute, zu denen man sagt: 'Vergessen Sie ja nicht, bei mir vorbeizuschauen", und dann verbringt man den Rest seines Lebens damit, ihnen aus dem Weg zu gehen. (Edith Wharton: Der flüchtige Schimmer des Mondes)

[Sprache] "In Schottland wird es viel kühler sein", fügte Fred hinzu, mit einer für ihn ungewöhnlichen Anstrengung, sich klar auszudrücken. (Edith Wharton: Der flüchtige Schimmer des Mondes)

[Gewicht] ... am nächsten Vormittag brachen die Hicks über das wehrlose Trio herein. Sie bildeten eine furchterregende Front, nicht nur wegen ihres Körpergrwichts - Mr. und Mrs. Hicks waren auf majestätische Weise dreidimensional... (Edith Wharton: Der flüchtige Schimmer des Mondes)

[Aufsässig] ... auf dem Treppenabsatz kämpfte die Köchin Giulietta mit einer aufsässigen Reisetasche, die sich allen Versuchen, sie zuzuschnüren, widersetzte. (Edith Wharton: Der flüchtige Schimmer des Mondes)

[Mittig] Zu lange war sie mit ihrem kleinen Boot durch gesellschaftliche Untiefen gesteuert, um nicht zu wissen, wie eng die Durchfahrt ist, die zum Seelnfrieden führt; und sie war entschlossen, in der Mitte der Fahrrinne zu bleiben. (Edith Wharton: Der flüchtige Schimmer des Mondes)

[Taktik] Sie war gewohnt, klar und deutlich ihre Meinung zu äußern, sofern es keine - gesellschaftlichen oder finanziellen - Gründe gab, sie zu verhehlen. (Edith Wharton: Der flüchtige Schimmer des Mondes)

[Erdung] Er streckte sich in einem Korbliegestuhl aus, sie kuschelte sich auf ein paar herumliegende Bootskissen und lehnte ihren Kopf an seine Knie. Um sie herum nichts als Frieden und Schönheit und Dauer, und ihr Glück war so vollkommen, daß es fast eine Erleichterung war, sich an den stürmischen Hintergrund aus Rechnungen und geliehenem Geld zu erinnern, vor dem sie es in seiner ganzen Zerbrechlichkeit errichtet hatten. (Edith Wharton: Der flüchtige Schimmer des Mondes)

[Kitschig] "Oh, die Glühwürmchen! Schau... Da, wo der Mond sich im Wasser spiegelt. Äpfel aus Silber in einem Netz aus Gold..." Sie lehnen sich so eng wie möglich aneinander und blickten gebannt auf das Glitzern der gekräuselten Wellen. "In einem solchen Augenblick könnte ich sogar eine Nachtigall ertragen", sagte Lansing. Edith Wharton: Der flüchtige Schimmer des Mondes)

[Mond] Er ging für sie beide auf, ihr Honigmond, über einem See, der als malerischer Hintergrund romantischer Anwandlungen solche Berühmtheit genoß, daß sie einigermaßen stolz auf ihren Mut waren, ihn trotzdem zum Schauplatz ihrer Romanze gewählt zu haben. (Edith Wharton: Der flüchtige Schimmer des Mondes)

[Szenarium] Die Kutsche hielt an der Ecke der Rue Ventomargy, die zu eng und zu voll war, um befahren zu werden. (...) Paul (...) betrat etwas unsicheren Schritts die kopfsteingepflasterte Gasse mit den beiden Seiten bedrohlich vorkragenden Häusern, die vom Keller bis zur Mansarde hell erleuchtet waren; Laternen baumelten zwischen ihnen, und in der Mitte der Gasse verlief eine flache Abwasserrinne. Die Szenerie hätte nicht finsterer sein können, wenn Hollywood selbst sie für eine orgiastische Episode in einem Film über die Schreckensherrschaft während der Französischen Revolution nachgebaut hätte. (Evelyn Waugh: Lust und Laster)

[Frische] Als der letzte Gast fortfuhr, tauchte Mrs. Beste-Chetwynde aus ihrem kleinen Veronalrausch auf, frisch und anmutig wie ein Gedicht aus dem 17. Jahrhundert. (Evelyn Waugh: Lust und Laster)

[Redefluss] "Ich werde Ihnen meine Lebensgeschichte erzählen." Wie kam es nur, fragte sich Paul, daß jeder Mensch, dem er begegnete, sogleich zu autobiographischen Ergüssen ansetzte? (Evelyn Waugh: Lust und Laster)

[Mainstream] Seine einzige realisierte Arbeit war die Ausstattung eines überlangen Kinfofilms mit einer komplizierten Handlung gewesen, die dadurch, daß der Regisseur jegliche menschliche Figur daraus verbannt hatte, noch verworrener wurde - ein Umstand, der sich auf den kommerziellen Erfolg des Films außerordentlich fatal auswirkte. (Evelyn Waugh: Lust und Laster)

[Jacke wie Hose] "Lady Circumference hat, glaube ich, keine Ahnung davon, daß es beim Sport verschiedene, klar abgegrenzte Disziplinen gibt. Frauen ihres Schlages neigen dazu, alle Sparten der Leichtathletik als minderwertige Abarten der Fuchsjagd zu betrachten." (Evelyn Waugh: Lust und Laster)

[Devot] Der Bahnhofsvorsteher kam unterwürfig gekrümmt ins Zelt gekrebst. (Evelyn Waugh: Lust und Laster)

[Abscheu] Ich kann mir keine Darbietung vorstellen, die mich mit mehr Abscheu erfüllt als ein sportlicher Wettkampf, keine einzige - außer vielleicht Volkstänze. (Evelyn Waugh: Lust und Laster)

[Wirkungslos] ... ausgestattet mit den schönsten, bürgerlichen Familienplänen, die wie Fürze in einer völligen Leere verhallten. (Jonas Lüscher: Kraft)

[Mechanismen] Ich erinnere mich an ein Sportfest, bei dem ich es versäumt habe, der Presse Whisky anzubieten, und das Ergebnis war ein 'äußerst' unseliges Foto. (Evelyn Waugh: Verfall und Untergang)

[Huld] Sie kannte genau die Ehrbedürfnisse der Gnädigen aller Gesellschaftsschichten, angefangen von der neureichen Unsicherheit der Bezirksarmenrätin Fleißig bis zur wegwerfenden Huld wirklicher Aristokratinnen. (Franz Werfel: Der veruntreute Himmel. Die Geschichte einer Magd)

[Körperlichkeit] Der Vater wog seine zwei Zentner mindestens und hatte ein schwabberndes Tripelkinn und einen feuerroten Quadrupelnacken. Die prallen Töchter waren ihm nachgeraten. Nur die energische Frau hatte sich dank ihrem Charakter eine knochige Linie bewahrt. (Franz Werfel: Der veruntreute Himmel. Die Geschichte einer Magd)

[Wortperlen] "vorkostende Gedanken" (Franz Werfel: Der veruntreute Himmel. Die Geschichte einer Magd)

[Müdigkeit] Das lang befreundete Ehepaar saß grau und trübsinnig herum und war vollauf damit beschäftigt, ein gegenseitig ansteckendes Gähnduett erschrocken zu unterdrücken. (Franz Werfel: Der veruntreute Himmel. Die Geschichte einer Magd)

[Nachgerechnet] Schließlich steht man mit fünfundvierzig als Künstler noch am Anfang. Tolstoj ist ein Beispiel dafür, und Goethe natürlich. Die Gegenbeispiele sind allerdings noch zahlreicher... (Franz Werfel: Der veruntreute Himmel. Die Geschichte einer Magd)

[Ameisenblick] Servus, Milchstraße! (...) Ich weiß auch, dass dich nur billionenstellige Zahlen ausdrücken, und ich bin eine angeheiterte Ameise, um nicht zu sagen Laus. Aber was soll das heißen, groß und klein? Das sind sinnlose Verhältnismaße. Ich muss doch größer sein als du, da deine Billionen Lichtjahre Platz finden in meinem Ameisenblick. (Franz Werfel: Der veruntreute Himmel. Die Geschichte einer Magd)

[Witwe] Sie war keine gewöhnliche, sondern eine höchst bewährte Witwe, indem sie nämlich diese Eigenschaft dreimal durch das Ableben des jeweiligen Gatten erworben hatte. (Franz Werfel: Der veruntreute Himmel. Die Geschichte einer Magd)

[Gerüche] ... in einem ansonsten ordentlichen, standesgemäßen Raum, in dem es nach Tabakrauch und Hund stank, Typ Mülltonnenbouvier? (Margriet de Moor: Mélodie d'amour)

[Veranschaulichung] Wenn man dem Ofen gut zuredete, konnte man ihn unter der verständigen Mithilfe von Mossop (wer immer das war) womöglich dazu bringen, seine ganze zerstörerische Wirkkraft zu entfalten, um eine Predigt über die Flammen der Hölle perfekt zu machen. (J.L. Carr: Ein Monat auf dem Land)

[Vertrauen] Ich konnte nicht dichthalten, war unzuverlässig und ungefähr so vertrauenswürdig wie ein behaarter, bockbeiniger Satyr bei einem Pfadfinderinnenpicknick. (T.C. Boyle: Grün ist die Hoffnung)

[Beinflussung] ...senkte sie die Stimme zu einem Flüstern und bedachte mich mit einem Blick, auf den nur Märtyrer am Kreuz hoffen dürfen. (T.C. Boyle: Grün ist die Hoffnung)

[Nervös] Mein Nervensystem war wie eine undichte Gasleitung, über der jemand mit Streichhölzern hantierte. (T.C. Boyle: Grün ist die Hoffnung)

[Essen] ...kaute mit der Hingabe eines Bibers auf einem Wurstbrot herum. (T.C. Boyle: Grün ist die Hoffnung)

[Brachial] Die Tür flog auf, und eine Frau trat heraus, in den Armen ein Bierfass aus Aluminium, als wäre es der abgetrennte Kopf eines Geliebten. (T.C. Boyle: Grün ist die Hoffnung)

[Musik] Die Musik erstarb und setzte wieder ein: eine schräge Ziegenhirtenserenade für Trommeln und Tambourine, unterlegt mit schrillen Flötenklängen, ließ an einen krummbeinigen alten Fakir mit Turban denken, der im Begriff war, einem Emphysem zu erliegen. (T.C. Boyle: Grün ist die Hoffnung)

[Mimik] Meine Geschäftspartner saßen am Küchentisch um ein Monopolybrett, das von Kaffeebechern, einer leeren Rumflasche, leuchtend bunten Karten und talmihaften Spielgeldvermögen eingerahmt war. (...) Vogelsang (...) blieb stoisch und mit undurchdringlicher Miene sitzen und blätterte in seinem Spielgeld wie Josef Stalin in Fotos abweichlerischer Parteikader. (T.C. Boyle: Grün ist die Hoffnung)

[Baum] ...holperten wir auf den Parkplatz wie fahrende Tagelöhner und kamen unter der bedauernswerten, von Stoßstangen zerschrammten Eiche zum Stehen, die sich, Memento eines langen Martyriums, vor dem Haus erhob. (T.C. Boyle: Grün ist die Hoffnung)

[Natur] Die Vögel saßen auf den Bäumen und krakeelten wie unzufriedene Revolutionäre. (T.C. Boyle: Grün ist die Hoffnung)

[Plüschtiermissbrauch] Zwei Monate später war Irmas Liebe zu Georg erloschen... "Ich weiß nicht", jammerte sie, "was der überhaupt wollte. Wenn schon alles Schöne weg war, so plötzlich und unerklärlicherweise, womöglich ja wenigstens mich, als Trophäe oder als Balsam auf seine Wunden?! Er hat mich zu sich ins Bett gelegt wie ein Kind seinen Teddy. Und zunächst lief es auch noch ganz gut, allerdings nur nachts, also sexuell. Das war quasi Plüschtiermissbrauch." (Katja Lange-Müller: Drehtür)

[Galgenhumor] Anscheinend gab es da einen, dem eine Granate beide Beine weggerissen hatte. Er sagte: 'So ein Glück! Keine Fußbäder mehr nötig'... (Irène Némirovsky: Feuer im Herbst)

[Essen] Ein wunderbares Kalbsragout, jedes zarte Stück schamhaft unter der cremigen Soße versteckt... (Irène Némirovsky: Feuer im Herbst)

[Hände] ...Blick gesenkt zu seinem Glas auf der Theke, im übrigen noch mehr als halbvoll, das er mit beiden Händen umfasste. Typisch arbeitslose Arbeitshände, sah ich, außer Betrieb gesetzte Dinger. (Margriet de Moor: Mélodie d'amour)

[Ehe] Wenn man schon so lange verheiratet ist, dann wird’s doch wohl eine Weile ohne eine Nummer nachts gehen? Oder ohne dieses herrliche halbe Stündchen Sex am Sonntagmorgen, wenn man mit einem schweren männlichen Arm auf sich erwacht? (...) Er und sie waren natürlich schon lange daran gewöhnt, ohne den anderen verführen zu müssen, zum häuslich- direkten, arglosen Beischlaf überzugehen. Und Zungenküsse geben sich die meisten nach dreißig Jahren doch auch nicht mehr, oder? (Margriet de Moor: Mélodie d'amour)

[Phasen] Irgendwann packte uns wilde Unternehmungslust, und wir bekamen die Man-müsste-mal-Phase. (Alexander Kühne: Düsterbusch City Lights)

[Gestik] Die gute alte Dame beendigte ihren Satz nicht, sondern drehte einer Garnele mit einer Rachsucht den Kopf ab, die pantomimisch darstellen sollte, was sie mit dem unterdrückten Worte meinte. (Charles Dickens: Der Raritätenladen)

[Vererbung] Meine Mutter muß eine sehr neugierige Frau gewesen sein, und ohne Zweifel habe ich irgendwo ein Fragezeichen als Muttermal. (Charles Dickens: Der Raritätenladen)

[Stimmung] Er hoffe nur, daß keine Milchkammer in der Nähe sei, da seine Stimmung leicht deren Inhalt gerinnen lassen könnte. (Charles Dickens: Der Raritätenladen)

[Tod] Die alte Kirchturmglocke rief mit klagendem Tone die Stunde aus, als hätten der häufige Verkehr mit den Toten und die unbeachteten Warnrufe an die Lebenden sie wehmütig gestimmt. (Charles Dickens: Der Raritätenladen)

[Gebräuche] Die Elenden waren ausschließlich damit beschäftigt, den Reisenden Adieu zu sagen, einander Kußhändchen zuzuwerfen, die Schnupftücher zu schwenken und was dergleichen geistlose und pöbelhafte Gebräuche sind. (Charles Dickens: Der Raritätenladen)

[Einfach gestrickt] Zum Glück war jedoch Kit nicht gelehrt oder tiefsinnig genug, um sich durch die Vorboten eines weit entfernten Übels beunruhigen zu lassen, und da er keine geistige Brille trug, die in dieser Beziehung seiner Sehkraft nachhelfen konnte, so erblickte er weiter nichts als das öde Haus, das zu seinen früheren Gedanken in einem unbehaglichen Gegensatz stand. (Charles Dickens: Der Raritätenladen)

[Armut] Da sie zu arm war, um sich vor Zigeunern fürchten zu müssen... (Charles Dickens: Der Raritätenladen)

[Wortperlen] "Straßenbahngarnitur"; "Schnellzugsklosett" (Paulus Hochgatterer: Über die Chirurgie)

[Sprache] Die Oberstudienrätin drückt sich aus wie Johann Wolfgangs Gouvervante. (Paulus Hochgatterer: Über die Chirurgie)

[Boshaft] Eines Morgens saß Herr Sampson Braß auf seinem Stuhl und kopierte irgendeinen Prozeß, wobei er boshafterweise seine Feder tief in das Papier eindrückte, als schreibe er unmittelbar auf dem Herzen der Partei, gegen die der Prozeß gerichtet war. (Charles Dickens: Der Raritätenladen)

[Single] ...mochte sie nun ihr Herz gegen das ganze Geschlecht der Männer gestählt oder vielleicht diejenigen, die um sie gefreit und sie gewonnen hatten, durch die Furcht abgeschreckt haben, daß sie als Rechtskundige gar bald mit jenen besonderen Statuten zur Hand sein konnte, die man gewöhnlich Ehebruchsakte nennt, so viel ist gewiß, daß sie sich noch im Zustande des Zölibats befand. (Charles Dickens: Der Raritätenladen)

[Eigenschaften] "Trotters", sagte Herr Codlin, der sehr langsam sprach und sehr gierig aß, eine bei Philosophen und Misanthropen nicht ungewöhnliche Erscheinung... (Charles Dickens: Der Raritätenladen)

[Natur] Die Frische des Tages, der Gesang der Vögel, die Schönheit des wallenden Grases, das tiefe Grün der Blätter, die wilden Blumen und die tausend herrlichen Düfte und Töne, die in der Luft schwammen – erhebende Genüsse für die meisten von uns, besonders aber für die Mehrzahl derer, welche im Strudel oder in der Einsamkeit großer Städte leben, wie in dem Eimer eines Menschenbrunnens –, senkten sich in ihre Herzen und machten ihre Seelen freudig. (Charles Dickens: Der Raritätenladen)

[Tiere] Die edleren Tiere, zur Gefangenschaft verurteilt, standen regungslos hinter den Eisenstäben und blickten mit Augen, in denen noch alte Wälder leuchteten, auf zitternde Zweige und auf vereinzelte Sonnenstrahlen, die durch ein kleines Fenster huschten – nahmen dann ungeduldig den kurz bemessenen Spazierweg auf, den ihre gefangenen Füße bereits abgetreten hatten – blieben wieder stehen, um trübselig hinauszustarren. (Charles Dickens: Der Raritätenladen)

[Ehrlichkeit] "Die Alpen auf der einen und der Kolibri auf der andern Seite sind, als Gebilde der Allmacht betrachtet, nichts gegen einen ehrlichen Mann – oder eine ehrliche Frau – ja, auch gegen eine ehrliche Frau." (Charles Dickens: Der Raritätenladen)

[Fragil] Das frische Kind hält er im Arm wie mundgeblasenes Glas. (Annette Pehnt: Briefe an Charley)

[Lampe] Doch das prächtigste Stück des Raums war die Petroleumlampe, die an vier Messingketten von der Deckenmitte hing. Widerstrebend mußte ich einräumen, daß sie in ihrer Pracht meinem Bankdam-Crowther Konkurrenz machte. Zu ihren Bestandteilen zählten zwei Drehknöpfe und eine Vorrichtung zum Abdrehen des Petroleumzuflusses, um augenblicklich die Flamme zu ersticken, sollte sie zu stark auflodern, ein hübscher Paraffinbehälter aus geschliffenem rosa Glas, ein gewöhnliches Laternenglas und ein es umgebender milchiger Globus, der dafür sorgte, daß das Ellerbeck'sche Heim in ein gütiges Licht getaucht wurde. (J.L. Carr: Ein Monat auf dem Land)

[Tischgebet] Dann setzte Mr Ellerbeck zu einem Tischgebet von beeindruckender Länge an. Ich konnte mir nicht vorstellen, daß seine Tischgefährten es ihm unter normalen Umständen gestattet hätten, in derart ausgefeilten Einzelheiten die Freigebigkeit des Herrn darzulegen und wie dankbar er sich schätze, zu den Auserwählten zu gehören, die in deren Genuß kämen, und war mir daher sicher, daß er seinem Kollegen, Mr Jager, zeigen wollte, was er draufhatte. (J.L. Carr: Ein Monat auf dem Land)

[Frustriert] ...während ich mit einer Brotrinde herumspielte und mit jener Art tiefer Verzweiflung kämpfte, die einen überfällt, wenn man eine weite Reise macht und mitten in der Nacht feststellt, dass man seit drei Stunden in der falschen Richtung unterwegs ist, die Ölwarnlampe leuchtet, der Tank fast leer ist und der Hund nicht, wie man gedacht hat, auf dem Rücksitz liegt und schläft, sondern offenbar noch auf dem verschissenen Grünstreifen an der letzten Raststätte ist. (T.C. Boyle: Grün ist die Hoffnung)

[Ordnung] "das Schmuckgebilde Kosmos" (Sibylle Lewitscharoff: Das Pfingstwunder)

[Gesang] Sie drehte die Kurbel, und ein sonorer Alt begann knatternd zu singen: "Angels ever bright and fair / Take, O take me to your care..." Es war nicht schwer, mir den wogenden Busen der Sängerin und ihre erschrocken vortretenden Augen vorzustellen, während sie zu einer letzten konvulsivischen Wehklage ansetzte. (J.L. Carr: Ein Monat auf dem Land)

[Wider die Natur] Der Restaurator, der in einem Raum der Kirche wohnen und einen Ofen in Betrieb nehmen wollte, bekommt zu hören: "Vergessen sie die Versicherung nicht. Die nennen so etwas 'widernatürlichen Gebrauch' eines Gebäudes. ... uraltes Holz ... zundertrocken ... todsichere Faktoren, die die Prämie ansteigen lassen. Ein Onkel von mir war Versicherungsvertreter..." Die Formulierung "widernatürlicher Gebrauch" klang für Londoner schon schlimm, aber wer weiß, was sie auf dem Land - insbesondere hier im Norden - darunter verstanden! Und bekanntlich bläht sich eine Sünde zur doppelten Größe auf, wenn sie gegenüber einem Kirchenmann geäußert wird. (J.L. Carr: Ein Monat auf dem Land)

[Bau] ... ein einzelnes Gebäude; es entpuppte sich als heruntergekommenes Bauernhaus, dessen kleiner Vorgarten hinter einem verrosteten schmiedeeisernen Zaun schmollte. (J.L. Carr: Ein Monat auf dem Land)

[Renitenz] ... Mädchen, das (...) sich im Herzen jedoch noch einen Rest Unwilligkeit bewahrt hatte. (Margriet de Moor: Mélodie d'amour)

[Nach der Liebe] Nach der Liebe schlief ich mit einer naiven Art von Frieden ein, wie ein Kind. Ich habe nie am Daumen gelutscht, aber auch wenn man sich einfach auf die Seite dreht, den Arm auf der Hüfte eines Mannes, kann man mit einem Gesicht einschlafen, das noch ein wenig nachschmachtet, und einem Herzen, das sagt: Im großen und ganzen ist schon alles in Ordnung. (Margriet de Moor: Mélodie d'amour)

[Eifersucht] Nie habe ich erfahren, warum Tante Sylvia Tag und Nacht für Rogier dasein, mich in jenen ersten Jahren aber nur am Wochenende dabeihaben wollte. Was war ich eifersüchtig auf sie! was hasste ich sie! was bat ich Gott, ihr doch auch einen dieser problemlosen Tode zu schenken, die er ja so perfekt beherrschte. (...) Ein Schulmädchen hat manchmal einen Drachenblick. (Margriet de Moor: Mélodie d'amour)

[Wetter] Der Schnee ließ sich während der Festtage weiß Gott nicht lumpen. (Margriet de Moor: Mélodie d'amour)

[Lösung] Nach nicht einmal sechs Monaten war ihr der Mann lästig. Selbst für Ehestreitereien taugte er nicht. Er ließ sie Klagemonologe führen, nickte gedankenschwer und schwieg. Das brachte sie vollends aus der Fassung. Nach zehn mühsam fromm ertragenen Ehejahren dankte Selma dem Allmächtigen, dass er ihren Fehler korrigierte, indem er Ascher mit Hilfe der Spanischen Grippe zu sich nahm. (Marcia Zuckermann: Mischpoke!)

[Realität] Die Welt war verrückt geworden. Auf Marthas Seelenleben hatte die zunehmende Verrücktheit der Welt eine seltsam heilende Wirkung. Verblüfft stellte Martha fest, dass die Realität selbst ihre krausesten Fantasien übertraf. Irgendwie fand sie das beschämend. Es verdarb ihr den Wetteifer ums Abstruse. (Marcia Zuckermann: Mischpoke!)

[Mitleid] ...schenkte der Welt das mitleidigste Lächeln, das in diesen Zeiten möglich war. (Marcia Zuckermann: Mischpoke!)

[Sinne] ...empfand Oda ihre empfindliche Nase meist mehr als Fluch denn als Segen. Proletariat und Armut riechen einfach schlecht. Meist nach Schweiß, Schmutz, Verfall und Krankheit. Obwohl Oda sonst mit Leib und Seele der Arbeiterklasse verbunden war, blieb ihre Nase bourgeois. (Marcia Zuckermann: Mischpoke!)

[Geberlaune] ...dass der Allmächtige, als er Franziska Kohanim schuf, offenbar in Geberlaune war und zu ihrer Kreation aus sämtlichen Genen der Mischpoche alles an Schönheit und Anmut seit Moses’ Zeiten zusammengekratzt hatte, um der Welt ein Meisterwerk an Grazie und Liebreiz zu schenken, belebte die allgemeine Missgunst ihr gegenüber wie gegen alles, was über das provinzielle Mittelmaß hinausragte. (Marcia Zuckermann: Mischpoke!)

[Folgen] Sie stammten beide aus hart arbeitenden Familien, deren Väter sich ihren frühen Herzinfarkt redlich verdient hatten. (Michael J. Sullivan: Zeitfuge)

[Wohltat] Max sollte, wann immer er wollte, im Schloss spielen, und er durfte den Grafen ab sofort zu seinen Förderern zählen. (...) Max lächelte fad. Mit demselben Gleichmut, mit der Juden über Jahrhunderte Missetaten über sich ergehen ließen, nahm Max nun diese gojische Wohltat hin. (Marcia Zuckermann: Mischpoke!)

[Blicke] Max war ein unansehnlicher, dicklicher Bursche von mittlerweile elf bis zwölf Jahren, dem die schwarzen Haare wie Borsten wild vom Kopf abstanden. Darunter wölbte sich ein Gesicht voller Pickel, in dem ein mürrischer, wulstiger Mund hing wie eine Wurst auf einem Reibekuchen. Kurzsichtig kniff Max seine schwarzen Knopfaugen zusammen und schaute mit der milden Verachtung des Berufenen auf seine potentiellen Wohltäter herab wie auf ein paar nützliche Lurche. (Marcia Zuckermann: Mischpoke!)

[Landschaft] Die trostlose Weite führte dem Menschen seine Nichtigkeit vor Augen und verbreitete lähmende Mutlosigkeit. Selbst bei strahlendem Sonnenschein und Amselschlag überfiel auch das heiterste Gemüt sofort Schwermut, sofern man nicht umgehend mit einem Wasserglas Hochprozentigem dagegen anging. Besonders im März. (Marcia Zuckermann: Mischpoke!)

[Gesten] Selma, die Zweitälteste, die alle Schwestern an jüdischer Frömmigkeit übertraf, freilich ohne dass ihr eine davon auf diesem Gebiet Konkurrenz machen wollte, spuckte andeutungsweise aus. Das taten sonst nur die Chassidim, wenn von Abtrünnigen, Ketzern, Gojim oder Unreinem und Sünde die Rede war. Danach legte sie scheinheilig den Kopf schief. Nach links. Diese Marotte hatte sie sich von den katholischen Votivbildern und Heiligenfiguren in den katholischen Kirchen abgesehen. (Marcia Zuckermann: Mischpoke!)

[Progressiv] In der Gemeinde und im Landkreis von Schwetz galt mein Urgroßvater, Samuel Kohanim, als liberaler Querkopf. (...) Der Umsturz alles Althergebrachten, Rückständigen und Überlebten war seine Passion. (...) Für die innerfamiliäre Gemütslage bedeutete das, dass man fast alle mittelalterlichen jüdischen Traditionen rigoros verachtete. Jiddisches war den Kohanim sogar so peinlich, dass sie so taten, als verstünden sie es nicht. So war es Familienbrauch, sobald jemand Jiddisch sprach, die Augenbrauen unwillig zusammenzuziehen und sich theatralisch verständnislos zu gebärden. (Marcia Zuckermann: Mischpoke!)

[Wetter] Eine schwindsüchtige Sonne stand am Himmel und kämpfte darum, die Eiszapfen zum Weinen zu bringen. (Marcia Zuckermann: Mischpoke!)

[Zuschreibung] ...ziemlich verwundert darüber, daß er so wenig Aufmerksamkeit erregte, was er übrigens der Gefühllosigkeit der Leute, die früh aufstehen, zuschrieb. (Charles Dickens: Der Raritätenladen)

[Landtyp] Ich (...) stand Auge in Auge mit dem Archetyp des ländlichen Amerikaners, eines lebenden, atmenden, von einem Fuß auf den anderen tretenden Exemplars jener Gestalten, die Fernfahrerkneipen bevölkern, Neonazi-Parteien wählen und irgendwelchen Fernsehpredigern oder der Kirche des Gemarterten Christus die Hälfte ihres Einkommens überweisen. (T.C. Boyle: Grün ist die Hoffnung)

[Musik] Die Musik (...) war sie wie ein Überfall, laut genug, um Gase zu ionisieren, Gehöre zu zerstören und Hirnhäute zu zerfetzen. (T.C. Boyle: Grün ist die Hoffnung)

[Optik] Er grinste, das eine Auge schielte derart, dass es aussah, als verfolgte es eigene Ziele. (T.C. Boyle: Grün ist die Hoffnung)

[Aussehen] Wenn sich der typische Wachhabende durch eine feiste Kinnpartie, eine Wampe, schütteres Haar und einen tiefen Widerwillen gegen Kommunikation auszeichnet, dann wich der Mann hinter dem Tresen keinen Millimeter von der Norm ab. Vor ihm stand dampfend ein Pappbecher mit Kaffee, seine Augen waren verquollen wie die eines Kirmesboxers, und sein feistes Kinn war mit unzähligen roten Pünktchen und Schnitten gesprenkelt, die Zeugnis ablegten von einer kürzlichen ungeschickten Rasur mit einem jener neuen, ultramodernen Schwingkopfrasierapparate, die in monatlichen Abständen von Gillette, Bic und dem ganzen Rest aufs Neue erfunden werden. (T.C. Boyle: Grün ist die Hoffnung)

[Branchen] In dieser Branche [Gastronomie] tummeln sich meines Erachtens mehr Sonderlinge, Bonvivants, offenkundig Verrückte sowie Fress-, Trunk- und Drogensüchtige als in jeder anderen, mit Ausnahme vielleicht der medizinischen. (T.C. Boyle: Grün ist die Hoffnung)

[Langlebig] "Diese alten Leute, es ist ihnen nicht zu trauen, Fritz. Ich habe in Dorsetshire drunten eine Tante, die schon sterben wollte, als ich acht Jahre alt war: sie hat aber noch immer nicht Wort gehalten. Sie machens einem so schwer, sind so grundsatzlos, so boshaft – wenn nicht Apoplexie in der Familie ist, Fritz, so kann man nicht auf sie zählen, und dann täuschen sie einen ebensooft, als sie es nicht tun." (Charles Dickens: Der Raritätenladen)

[Langlebig] "Diese alten Leute, es ist ihnen nicht zu trauen, Fritz. Ich habe in Dorsetshire drunten eine Tante, die schon sterben wollte, als ich acht Jahre alt war: sie hat aber noch immer nicht Wort gehalten. Sie machens einem so schwer, sind so grundsatzlos, so boshaft – wenn nicht Apoplexie in der Familie ist, Fritz, so kann man nicht auf sie zählen, und dann täuschen sie einen ebensooft, als sie es nicht tun." (Charles Dickens: Der Raritätenladen)

[Sehen] "Siehst du das ein?" "Eine Fledermaus könnte das beim Sonnenschein sehen", sagte Dick. (Charles Dickens: Der Raritätenladen)

[Partizipation] Herrn Swivellers Appartements (...) hatten (...) den Vorteil, sich über einem Tabakladen zu befinden, so daß der Mieter imstande war, seinen verehrten Korpus, wenn er es wünschte, durch ein fröhliches Niesen zu erleichtern, indem er bloß in den Gang zu treten brauchte, um sich eine Prise zu holen, wodurch ihm die Kosten und die Mühe, eine Schnupftabaksdose zu führen, erspart blieben. (Charles Dickens: Der Raritätenladen)

[Alter] Der Alte (...) zog ein Taschentuch hervor und putzte sich so sorgfältig und behutsam die Nase, als sei ihm bewusst, dass jeder Schnaufer sein letzter sein könnte. (T.C. Boyle: Grün ist die Hoffnung)

[Mimik] ... auf dem Gesicht einen Ausdruck angestrengter Konzentration, den er seinen Kontaktlinsen verdankte (es sah aus, als würde man ihm eine Deutung von Finnegan’s Wake abverlangen, ihn dabei aber zugleich einer Elektroschocktherapie unterziehen). (T.C. Boyle: Grün ist die Hoffnung)

[Musik] Die Jukebox hämmerte Rock der Sorte Mach-mich-fertig. (T.C. Boyle: Grün ist die Hoffnung)

[Lachen] ...warf Shirelle den Kopf in den Nacken und lachte wie eine alte, abgetakelte Hure mit einem Gebührenzähler an jeder Körperöffnung. (T.C. Boyle: Grün ist die Hoffnung)

[Sprache] Seine Stimme verlor mit jedem Wort an Schwung wie ein ermattendes Jo-Jo. (T.C. Boyle: Grün ist die Hoffnung)

[Haltung] Phil und Gesh waren auf dem Sofa zusammengesunken wie angeschwemmte Kopffüßler. (T.C. Boyle: Grün ist die Hoffnung)

[Diktion] Vogelsang war ein bisschen gereizt, das merkte ich an seiner Diktion, die immer präziser wurde und durchsetzt war mit kleinen "gewiss" und "ich fürchte", als wäre dies ein Vorsprechen für die Rolle von Prinz Charles in einer Fernsehserie über das Liebesleben des künftigen Monarchen. (T.C. Boyle: Grün ist die Hoffnung)

[Kriegsschäden] ... regierte der Mangel an allem. Selbst die Sonne sah aus, als hätte sie ihre Nächte im Zuchthaus verbracht. (Marcia Zuckermann: Mischpoke!)

[Agitierend] Lottes gojischer Willi war ein strammer SPD-Anhänger, leidenschaftlicher Atheist und gehörte zu jener Sorte Mensch, die selbst ein harmloses Gespräch übers Wetter zwangsläufig in einen belehrenden Monolog über Kapital und Arbeit münden ließ. (Marcia Zuckermann: Mischpoke!)

[Schandtaten] "Die Hoffnung stirbt zuletzt, aber sie stirbt." Diesen entwaffnend nüchternen Satz hat auf der geschlossenen Frauenpsychiatrie des Klinikums Berlin-Herzberge, meiner Lieblingsstation während der Ausbildung, die immer ein bisschen nach Kräuterlikör duftende Oberschwester Elisabeth mal gesagt, als sie uns drei Lernschwestern, Susanne, Monika und mich, bei dem Versuch ertappte, eine stupurös depressive Patientin zum Lachen zu bringen. (Katja Lange-Müller: Drehtür)

[Sex] ... mit ihrem Nachtleben, das so aufregend war, als hätte man den Ayatollah Khomeni mit dessen Gestaltung beauftragt. (Michael Schulte: Ich freu mich schon auf die Hölle. Szenen aus meinem Leben)

[Accessoires] Es gab Kaffee aus einer rechteckigen Kanne mit forschem Schnäuzchen und die obligatorische Zuckerzwickzange. Am Henkel eines schnittigen Gebildes, mit dem man jedes Silberdosenrennen hätte gewinnen können, harrte sie ihrer Aufgabe. (Sibylle Lewitscharoff: Killmousky)

[Cafe] Kein gemütliches Sofa-Etablissement für ältere Damen, die hier auf ein paar Stündchen zu Kaffee und Kuchen zusammenkamen, sondern ein kalter Schuppen, hauptsächlich von Schülern frequentiert . Die maulfaule Art und die abgehackten Gesten einer mürrischen Bedienung ließen ihn wissen, daß man hier tunlichst keine Wurzeln schlagen sollte. (Sibylle Lewitscharoff: Killmousky)

[Alter] Sie gehörte zu denen, die in jungen Jahren nicht sonderlich hübsch sind, aber dafür mit einem guten Alterskopf entschädigt werden. (Sibylle Lewitscharoff: Killmousky)

[Fahrstil] Überhaupt vermied er es, sich beim Fahren aufzuregen. Seine Ehemalige hatte gern behauptet, er hocke im Auto wie ein evangelischer Pfarrer, unterwegs auf Krankenbesuch. (Sibylle Lewitscharoff: Killmousky)

[Graue Maus] Eine verhuschte graue Maus in aufwendigem Fummel, der nicht darüber hinwegtäuschen konnte, daß sie nicht zu den Frauen zählte, für die ein Mann den Eiffelturm hochkletterte. (Sibylle Lewitscharoff: Killmousky)

[Tonfall] "Ich wollte nicht gehen, ohne mit dir gesprochen zu haben, damit du nicht denkst, ich mache mich heimlich davon." Sie ratterte ihn herunter, mit der eisigen Stimme, die sie immer für ihre emotionalen Hinrichtungen benutzte. (Mario Vargas Llosa: Das böse Mädchen)

[Bürokratie] Sie hatten ihn adoptiert, als der Junge vier oder fünf Jahre alt war - nicht einmal sein Alter kannten sie mit Bestimmtheit -, über die Caritas, nach entnervenden Formalitäten, auf die Simon in heiteren Selbstgesprächen seine Theorie vom unvermeidlichen Verfall der Menschheit durch die schwärende Wunde der Bürokratie gründete. (Mario Vargas Llosa: Das böse Mädchen)

[Körper] ... kleidete sie sich selten zweimal auf diesselbe Weise; den einen Tag trug sie einen weiten Clowns-Overall und eine Melone auf dem Kopf und den anderen einen Minirock, der praktisch kein Geheimnis ihres Körpers der Phantasie der Passanten überließ. (Mario Vargas Llosa: Das böse Mädchen)

[Träume] Er war sehr liebenswürdig. Er lachte herzlich, als er mich nach meinen "langfristigen" Plänen fragte und ich ihm antwortete: "An Altersschwäche in Paris sterben." (Mario Vargas Llosa: Das böse Mädchen)

[Eltern] Nadja erzählte ihr von den beiden Möglichkeiten und dachte in den Atempausen, was sie diesem Kind antäte, es bei dieser Mutter aufwachsen zu lassen. So brachte sie es doch auf denselben Weg. Vielleicht wären Onkel Wanja und Tante Irina bessere Ersatzeltern. Diese Ex-Moskauer Ruheständler hatten immerhin etwas erfrischend Unsibirisches und außerdem Geld. (Emma Braslavsky: Aus dem Sinn)

[Weihnachten] "abgehetzte Vorweihnachts-Kaufirren" (Annette Pehnt: Briefe an Charley)

[Blicke] Er brachte ihr ein Glas Selters. Mit einem Zug trank sie es leer, stieß etliche Male auf und sah ihn an wie der Teufel, der Lamm nicht vertragen kann. (Emma Braslavsky: Aus dem Sinn)

[Reue] Er gab zu, daß er sich in seinem Leben einmal verliebt hatte, als Student in Berlin. In eine junge Polin, die so katholisch war, daß ihr nach jedem Liebesakt vor Reue die Tränen kamen. (Mario Vargas Llosa: Das böse Mädchen)

[Wind] ... lief zum Fenster, sah gegenüber den Windstoß mit den Gardinen kollidieren. Wir müssen der Wind sein, nicht die Gardinen! (Emma Braslavsky: Aus dem Sinn)

[Religion] Erbrechen war auch ein Akt der inneren Reinigung, den sich die Religionen leider nicht zur Tradition gemacht hatten. (Emma Braslavsky: Aus dem Sinn)

[Karten spielen] ... sollte nachmittags die wöchentliche Doppelkopfpartie stattfinden. Der Tisch wurde zur Tafel gemacht, nackt gelassen, damit keine Karte unter der Tischdecke verschwinden konnte und vielleicht auch, um ordentlich auf das Eichenholz hauen zu können. Bei einer Tischdecke ist es nicht leicht, seine Manieren aufzugaben. (Emma Braslavsky: Aus dem Sinn)

[Licht] Das Licht brach sich an jeder alten Mauer, an der es gleich betagt aussah, zu Licht aus der Vergangenheit wurde. (Emma Braslavsky: Aus dem Sinn)

[Zeit] Für Eduard hatte die Neuzeit erst mit der Erfindung der Atomuhr begonnen oder eigentlich erst vor zwei Jahren, als die Sekunde neu festgelegt wurde, als sie endlich nicht mehr, wie seit dem Spätmittelalter, nach dem sechsundachtzigtausendvierhundertsten Teil eines mittleren Sonnentags, sondern nach dem Zäsium-Atom bestimmt wurde. (Emma Braslavsky: Aus dem Sinn)

[Treppen] Von draußen wurden Schritte hörbar. Die stockdustere Treppe zum Keller hatte ein paar zerschlagene Stufen, an denen die ANSen erkennen konnten, ob ein Fremder herabgestiegen kam. Sie hörten es am Laufrhythmus
1212leer
1212leer
12huch!
1212leer.
(Emma Braslavsky: Aus dem Sinn)

[Voyeur] Gegenüber lebten die sogenannten "Simskissenstützer": das Ehepaar Hoffmann (...), das jeden Tag zwischen acht und zehn schweigsam aus dem Fenster sah, wenn gegenüber ein Gottesdienst und eine Gesangsstunde abgehalten wurden. (Emma Braslavsky: Aus dem Sinn)

[Vergleich] Die Einäscherung war nicht schlimmer als ein Weihnachtsfest im Familienkreis oder das Zusammensein im Umkleideraum mit einer Rugby- Mannschaft, der man widerwillig angehört. (Julian Barnes: Metroland)

[Geiz] Sein Geiz, den er vormals verschämt zu tarnen suchte, nahm allmählich den Charakter unverblümten Vergnügens an. Sein Hund Ferdinand starb ziemlich bald, nachdem Arthur befunden hatte, daß in Hundefutter unnötig viel Fleisch ist. Eine Mischung von 50 Prozent Pal und 50 Prozent Sägespänen machte Ferdinand den Garaus. Arthur hätte ihm auch das Wasser verdünnt, wenn er gewußt hätte wie. (Julian Barnes: Metroland)

[Essen] Unser Mittagessen bestand aus langen, röhrenförmigen Sandwiches vom Ausmaß eines kleinen Dackels. (Julian Barnes: Metroland)

[Leichthändig] Zuerst kam sie mir, auf französische Art, beängstigend gebildet vor; sie handhabte Theorien ebenso leicht, wie sie Spaghetti um die Gabel wickelte. (Julian Barnes: Metroland)

[Werkzeuge] Bis ich Annick kennenlernte, war ich mir immer sicher gewesen, der bissige Zynismus und das Mißtrauen, in dem ich mir gefiel, im Verein mit einem ergebenen Glauben an die Worte jedweden Schriftstellers mit Phantasie seien das einzige Werkzeug, mit dem sich Wahrheiten aus dem sie umschließenden Quarzgestein von Heuchelei und Täuschung unter Schmerzen und Mühen heraushebeln ließen. (Julian Barnes: Metroland)

[Kunst] Er lernte die heikle Kunst, das Ego intellektueller Primadonnen zu streicheln. (Ian McEwan: Honig)

[Töne] Als Edmund und Jean in der Wohnung in Chalk Farm wieder zusammenfinden und miteinander schlafen, stößt Jean beim Orgasmus eine Reihe hoher Töne aus, so rein und gleichmäßig wie das Zeitzeichen der BBC. (Ian McEwan: Honig)

[Alter] Ein uralter Chorherr, sein Blick von Osteoporose zu Boden gerungen... (Ian McEwan: Honig)

[Kochkunst] ...die alte weiße Schüssel mit dem würzigen Rucola, und daran, wie Tony in Sekunden den Salat anmachte, mit Öl und einer halben Zitrone, die er, so kam es mir jedenfalls vor, wie beiläufig in seiner Faust ausdrückte, während er den Salat zum Tisch trug. (Meine Mutter braute ihre Salatsaucen auf Augenhöhe zusammen wie ein Industriechemiker.) (Ian McEwan: Honig)

[Wortperlen] "Tinnitus des Zweifels" (Ian McEwan: Honig)

[Benennungen] "Möwe" war zu Shakespeares Zeiten ein Ausdruck für "Dummkopf". (Ian McEwan: Honig)

[Integer] Mit Integrität kann man nichts falsch machen. Läßt sich gut bewundern. Bresson hatte so viel davon, daß er einmal, als er das Schweigen eines trauervollen Waldes filmen wollte, Männer mit Gewehren losschickte, um die unpassend munteren Vögel abzuschießen. (Julian Barnes: Metroland)

[Physiologie] Meine Blase füllte sich den ganzen Tag mit der Geschwindigkeit eines Toilettenspülkastens (Julian Barnes: Metroland)

[Sechzig] Aus seinem Gesicht sprach Entschlossenheit. Er war sechzig, doch seine angeborene Vitalität triumphierte über die fortschreitenden Jahre. Ungeachtet seiner Korpulenz waren seine Bewegung rasch, und er ging mit schwerem, resolutem Schritt, als wollte er der Erde sein Gewicht einprägen. Seine Stimme war laut und barsch. (William Somerset Maugham: Honolulu. Erzählungen)

[Jämmerlich] "Wenn ich Alkohol so schlecht vertrüge wie er", bemerkte der andere, "würde ich in den Kinderwagen zurückklettern und dort bleiben." Wer hätte gedacht, daß dieser jämmerliche Mensch in seiner Art eine romantische Figur war oder daß sein Leben alle Stadien von Jammer und Entsetzen enthielt, die, wie der Theoretiker behauptet, zur wirklichen Tragödie gehören? (William Somerset Maugham: Honolulu. Erzählungen)

[Kleidung] Wir reichten einer sehr schönen jungen Person die Hand. Sie war ein gutes Stück größer als der Kapitän, und selbst das übliche Kleid der Inseln, das die Missionare einer vergangenen Generation im Hinblick auf die gute Sitte den unwilligen Eingeborenen aufgezwungen hatten, vermochte die Schönheit ihrer Gestalt nicht zu verbergen. (William Somerset Maugham: Honolulu. Erzählungen)

[Mürrisch] Schließlich kam auch Mr. Davidson zu ihnen. Auf der Fahrt sprach er hie und da sehr höflich mit den Macphails; doch besaß er nicht das gesellige Talent seiner Frau und hatte fast die ganze Zeit lesend zugebracht. Er war ein stiller, eigentlich mürrischer Mensch, und man spürte, daß Liebenswürdigkeit eine Pflicht für ihn bedeutete. (William Somerset Maugham: Honolulu. Erzählungen)

[Vögel] Mögen Sie Möwen?, fragt die Wirtin. Nein, sagt Karl nach einer Weile, es sind unangenehme Vögel, die nur gemocht werden, weil sie an Urlaube erinnern. (Anna Weidenholzer: Weshalb die Herren Seesterne tragen)

[Blumen] Ich werde ihr eine Orchidee mitbringen, ohne Übertopf, wir haben noch genug im Keller, von den Vorgängerpflanzen, die ihre Pflege nicht überlebten. (...) Eine Orchidee ist anspruchslos, am Sonntag für ein paar Minuten ein Wasserbad, nicht zu kalt, nicht zu warm. Was früher der Kaktus war, ist heute die Orchidee. (Anna Weidenholzer: Weshalb die Herren Seesterne tragen)

[Blicke] "Wenn Blicke töten könnten, läge ich hier schon längst in der Leichenhalle. Auf so ’ner Edelstahlanrichte." (A.F.Th. van der Heijden: Das Biest)

[Leistung] "Zu Onkel Nico kannst du jederzeit mit deinen Problemen kommen. Solange kein zu teures Preisschild daran hängt." (A.F.Th. van der Heijden: Das Biest)

[Textilie] Um an das Gummiband ihrer ziemlich groß ausgefallenen Unterhose zu kommen, musste ich den Strumpfhalter hochziehen. Was ich da hinunterschob und wofür ich beide Hände brauchte, war ein bedeutend stattlicheres Textilstück, als ich bei meinen Freundinnen in Nimwegen gewöhnt war. Wenn ich die Augen schloss, erschien das Wort SCHLÜPFER in zynischen Neonbuchstaben auf meiner Netzhaut. (A.F.Th. van der Heijden: Das Biest)

[Protzen] "Wen bringst du dafür mit?" Lange nicht gehört, diesen Satz. Er wurde früher in meinem Dorf von B gesagt, wenn A drohte, B zusammenzuschlagen. A: "’ne Tracht Prügel kannste kriegen." B: "Wen bringste dafür mit?" (A.F.Th. van der Heijden: Das Biest)

[Alkohol] Wie immer hatte er zu wenig alkoholische Getränke besorgt, wobei Damentröpfchen wie Advocaat Zwarte Kip, Himbeerlikör und Zitronengenever unproportional stark vertreten waren. (A.F.Th. van der Heijden: Das Biest)

[Liebe] "Das ideale Brautpaar", hatte jemand sie an ihrem Hochzeitstag genannt. Liebe, wusste ich jetzt für alle Zeiten, war ein blutiger Kampf mit ungewissem Ausgang, der mit dem Mund weiter ausgetragen werden musste. (A.F.Th. van der Heijden: Das Biest)

[Interieur] Eine teure Matratze im Eimer. Wir hatten gerade die Sommerseite nach oben gedreht. (A.F.Th. van der Heijden: Das Biest)

[Zeitungen] Ihr Gatte hatte selbst das vergessen, was im modernen Leben als das Unentbehrlichste zu gelten pflegt: die Zeitungen. (Wilkie Collins: Blinde Liebe)

[Zusammenpassend] Einem Manne wie mir geht es leider immer so, daß er mit Leuten zusammentrifft, mit denen er lieber hätte nicht zusammentreffen sollen. Gleich und gleich gesellt sich gern. Der handelnde Schurke und der passive Teilnehmer, sie sind sicher, sich zu finden. (Wilkie Collins: Blinde Liebe)

[Dilettanten] Sie haben ohne Zweifel bemerkt, daß wir in einem Zeitalter aller möglichen Liebhabereien leben; Dilettanten, die schriftstellern, malen und komponiren, spielen darin eine große Rolle. (Wilkie Collins: Blinde Liebe)

[Verkleidung] Was viele für eine neue tolle Idee Lord Harrys ansahen, bedeutete nichts anderes, als daß er so verschuldet war, daß bei gewissen Gelegenheiten ein falscher Bart und ein gefärbtes Haar und Gesicht für ihn außerordentlich vorteilhaft waren. (Wilkie Collins: Blinde Liebe)

[Typen] Dieser unverbesserliche Wanderer auf den gefährlichen Nebenwegen im Dasein der Menschen... (Wilkie Collins: Blinde Liebe)

[England] Das schlechte Essen war bald vorüber, natürlich ohne Suppe; der Fisch in dem bekannten Zustand der Erkaltung, wie er gewöhnlich in einem heruntergekommenen Gasthof einer Landstadt aufgetragen zu werden pflegt. (Wilkie Collins: Blinde Liebe)

[England] Alle gesellschaftlichen Formen – mit Einschluß der eigentümlichen englischen Gewohnheit, daß die Damen nach dem Essen vom Tisch weggehen und die Herren sich selbst überlassen – fanden an Mrs. Vimpany eine begeisterte und ergebene Anhängerin. (Wilkie Collins: Blinde Liebe)

[Örtlichkeit] Das Wohnhaus des Doktors war in einer stillen Nebenstraße gelegen und gewährte eine Aussicht, die nicht gerade ermutigend auf einen Mann wirken mußte, der sich dem ärztlichen Beruf gewidmet hatte. Die Aussicht ging nämlich auf den Kirchhof. (Wilkie Collins: Blinde Liebe)

[Pole] Nur allzu oft führt die Ironie des Schicksals auf dieser irdischen Schaubühne die entgegengesetzten Charaktere des Schlechten und des Guten zusammen. (Wilkie Collins: Blinde Liebe)

[Kochen] Die Wirtin trug das Essen hinauf – zuerst natürlich Hammelrippchen mit Kartoffeln, so unvollkommen gekocht, wie es nur in einer englischen Küche möglich ist. (Wilkie Collins: Blinde Liebe)

[Augen] ...beschrieb die Wirtin (...) ihren Gast als einen hübschen Mann in tiefer Trauerkleidung. "Jung, mein Kind, mit schönem dunkelbraunem Haar, einem großen Barte und milden, traurigen Augen. Ja, diese Augen erzählen, daß die schwarzen Kleider nicht bloßer Schein sind." (Wilkie Collins: Blinde Liebe)

[Wortperlen] "Laber- und Schweigedoktor" (=Psychoanalytiker) [Thomas Melle: Die Welt im Rücken]

[Karma] Was spielt es für eine Rolle, welchen Namen ich trage? Oder du? Ein Schnippen des karma, und ich bin ein Tausendfüßler, und du bist ein Kastanienbaum in voller Blüte. (John Updike: S.)

[Mimik] In letzter Zeit ist er auf eine schrecklich ungesunde Art aktiv geworden. Ja, ja, diese hysterischen Willensmenschen. Er bekommt auch schon so einen lächerlich markanten Zug ums Kinn. (Klaus Mann: Treffpunkt im Unendlichen)

[Instinkte] Vielleicht ist es eine besondere Gabe, die ich besitze, in den Frauen eine besorgte und rasch beunruhigte Mutter wachzurufen. (Francois Mauriac: Der Jüngling Alain)

[Vergnügen] Es ist ein uneingestehbares Vergnügen, das ich jedoch eingestehe, jemandem zuzusehen, der einen nicht sieht, der nicht weiß, daß man da ist, der allein zu sein glaubt. Eigentlich ist es ein Vergnügen Gottes. (Francois Mauriac: Der Jüngling Alain)

[Fragen] "Was kann ich schon für dich tun, mein Kleiner? Dich bewußter und also unglücklicher machen, aber nicht dir den Willen einflößen, den du nicht hast..." (Francois Mauriac: Der Jüngling Alain)

[Temperament] Der Vizerektor unterbrach sich und sah empört zur Tür seines Vorzimmers, die sich plötzlich geöffnet hatte. Die Sekretärin blieb schüchtern auf der Schwelle stehen. "Was ist denn, Helen? Ich sagte doch, daß ich nicht gestört werden will." Wenn er sich ärgerte, schlug fast so etwas wie Temperament durch. (David Lodge: Ortswechsel)

[Gewissen] "Der hat sich doch sein Gewissen auf Gummizug genäht." (David Lodge: Ortswechsel)

[Lebensalter] Seit seiner Schulzeit hatte er kein männliches Glied mehr genauer angesehen. (David Lodge: Ortswechsel)

[Sex] "Daß du nicht ständig Applaus für deine Potenz forderst. Bei Morris mußte es jedesmal ein Vier-Sterne-Fuck sein. Ich mußte bei der Klimax stöhnen und mit den Augen rollen und Schaum vor dem Mund haben, sonst hat er mir sofort vorgeworfen, ich mache wohl auf Miss Tiefgekühlt." (David Lodge: Ortswechsel)

[Sexy] Mit ihren dicken Stiefeln, die Zapp an Mrs. Swallow erinnerten, dem schweren Gang, dem Kopftuch und der kleinen Reißverschlußtasche aus Plastik wirkte sie etwa so sexy wie eine sibirische Miß Fünfjahresplan. (David Lodge: Ortswechsel)

[Frauenkenntnis] Er behauptete, einer Frau sofort ansehen zu können, ob sie gut kochen konnte oder sich leicht aufs Kreuz legen ließ (beides in einer Person war meist nicht drin). (David Lodge: Ortswechsel)

[Wohnen] ... weil das Haus in einer sogenannten Erdrutschzone steht. Es ist der Bucht von Esseph bereits vier Meter entgegengerutscht - ein Umstand, der den Besitzer dazu veranlaßte, es schleunigst zu räumen und mietweise Mitmenschen zur Verfügung zu stellen, denen es an Geld oder an Lebenslust gebricht, so daß von ihnen keine Reklamationen zu erwarten sind. (David Lodge: Ortswechsel)

[Kollegenschelte] Es dürfte inzwischen deutlich geworden sein, daß Morris Zapp keine große Wertschätzung für seine Mit-Arbeiter im Weinberg der Literatur empfand. Aus einer Sicht waren das wirre, wankelmütige, verantwortungslose Gesellen, die sich im Relativismus wälzten wie Nilpferde im Schlamm und kaum einmal die Nase an die Luft gesunden Menschenverstandes steckten. (David Lodge: Ortswechsel)

[An Ort und Stelle] "Sie waren bestimmt schon oft in England, Professor Zapp", sagt die Blondine, die Mary Makepeace heißt. "Noch nie." "Ach nein? Dann muß das ja schrecklich aufregend für Sie sein. Da unterrichten Sie all die Jahre englische Literatur, und jetzt kommen Sie dahin, wo sich das alles abgespielt hat." (David Lodge: Ortswechsel)

[Sprache] "Heiliger Methusalem auf dem Fahrrad!" Zapp, dessen Bestand an Blasphemien und Obszönitäten sich durch täglichen Gebrauch mittlerweise abgenutzt hat, greift in Augenblicken großer Seelenpein gern auf solche drollig-verzopften Verwünschungen zurück. (David Lodge: Ortswechsel)

[Zügellos] Sein bisher zügellosester Plan besteht darin, den kommenden Sonntag rauchender- und zeitunglesenderweise im Bett zu verbringen und dabei fernzusehen. (David Lodge: Ortswechsel)

[Mißachtung] Sie glaubte nicht, daß er das Kompliment vernünftigen Widerspruchs verdiente. (Jane Austen: Gefühl und Verstand)

[Gedeckt] Das Dinner war ausgezeichnet, die Zahl der Bedienten groß, und alles zeugte von der Neigung des Hausherrn, zu renommieren, und von der Fähigkeit des Hausherrn, dafür aufzukommen. (Jane Austen: Gefühl und Verstand)

[Nett] ... wußte nur zu gut, daß man die nettesten Mädchen der Welt in jedem Teil Englands und in allen nur erdenklichen Spielarten antreffen konnte, was Gestalt, Gesicht, Gemüt und Geistesgabe betraf. (Jane Austen: Gefühl und Verstand)

[Fleiß] Neuerdings hat die Wissenschaft entdeckt, daß die Ameise keinen Wintervorrat anlegt; das wird sie um einen großen Teil ihres literarischen Ruhmes bringen. (Mark Twain: Humoristische Erzählungen)

[Regeln] "Die Vorschriften, um die Menschen vor Blitzschlag zu schützen, sind so vortrefflich und so zahlreich, daß es mir schlechterdings unbegreiflich ist, wie jemand es fertigbringt, dennoch getroffen zu werden." (Mark Twain: Humoristische Erzählungen)

[Hitze] ...in einer heißen Nacht, im geschlossenen Raum. Schon mein Nachthemd schien mir mehr Bekleidung, als ich eigentlich brauchte. (Mark Twain: Humoristische Erzählungen)

[Licht] Das Zimmer ist so finster wie die Seele eines Heiden... (Mark Twain: Humoristische Erzählungen)

[Defizit] Er ist immer noch so liebenswürdig, freundlich, gut und anspruchslos, wie ein Mensch es nur sein kann, aber er ist nicht einmal intelligent genug, um sich unterzustellen, wenn es regnet. Das ist die reinste Wahrheit. (Mark Twain: Humoristische Erzählungen)

[Finanzen] Ich übernahm die zeitweilige Redaktion einer landwirtschaftlichen Zeitung nicht ohne böse Vorahnungen - ebensowenig wie ein Landbewohner das Kommando über ein Schiff ohne böse Vorahnungen übernommen hätte. Aber ich befand mich gerade in Verhältnissen, in denen mir ein Gehalt sehr willkommen war. (Mark Twain: Humoristische Erzählungen)

[Atmossphäre] Wie der Tag vorher war auch dieser außergewöhnlich, erfüllt von Vogelgezwitscher, Sonnenlicht und Blumenduft, von bebenden Flecken und diesem ersten sommerlichen Schweiß, der noch die geringsten Bewegungen mit Lust auflädt. (Georges Simenon: Wellenschlag)

[Daneben] Foalla durchlebte alle Stationen, die zu einer ordentlich schiefen Bahn gehörten. (Helmut Krausser: Kartongeschichte)

[Wasser] Kein Tropfen Wasser in unseren Körpern, der nicht zuvor in ungezählten anderen Dienst tat. In Menschen, Katzen, Rosen oder Pfirsischen. Sehen Sie sich das Meer an! All die entspannt hintreibenden Wasseratome, die mal Pause machen, Komparsen auf Urlaub, bevor sie erneut eingreifen müssen. (Helmut Krausser: Kartongeschichte)

[Foalla] Foalla wuchs heran, war durchaus talentiert, fand leider nie heraus, wofür. (Aquarellmalerei wäre es gewesen! Nichts sonst!) Sie stand unter dem Schatten eines fleißigen, dabei viel weniger gewitzten großen Bruders. Als faul und rebellisch geltend, investierte sie oft mehr Mühe in die Suche nach einer glaubhaften Ausrede, als die vermiedene Arbeit sie gekostet hätte. (Helmut Krausser: Kartongeschichte)

[Töne] Eri gurrt wie fünzig reisemüde Tauben. (Helmut Krausser: Kartongeschichte)

[Kuss] ...stille Sprache der Liebe, die sich mit tausend Nuancen eines Kusses mitteilt. (Helmut Krausser: Kartongeschichte)

[Sinn] Eri spürte eine Art seelischen Harndrang. (Helmut Krausser: Kartongeschichte)

[Nudeln] Eine Schüssel Nudeln verbindet. Ist nie verkehrt. Man muß sich auf nichts Grundlegenderes als eine Sauce einigen. (Helmut Krausser: Kartongeschichte)

[Sprache] Es folgen die üblichen Näherkommsätze. (Helmut Krausser: Kartongeschichte)

[Lebensfähig] Maria Esmeralda Stavros hieß einundzwanzig Jahre lang Maria Esmeralda Gonzalez. Nun, da Jose Pedro Gonzalez, ihr zweiter Gatte, das zeitliche gesegnet hat, fordert Maria Esmeralda von den Behörden ihren Geburtsnamen zurück, erinnert sich ihrer Wurzeln, die, wie alles in der Vergangenheit zu früh Begrabene, im Alter gern aus der Asche hervorkriechen. (Helmut Krausser: Kartongeschichte)

[Konzentration] Liz kann sich nicht konzentrieren. Die Buchstaben zerstäuben vor ihren Augen wie angepustete Pusteblumen. (Helmut Krausser: Kartongeschichte)

[Abscluß] Der Taxischein gilt vielen Studenten als eigentliche Abschlußprüfung. (Helmut Krausser: Kartongeschichte)

[Trost] Stan hatte sowas Trauriges, Zweitgeborenes an sich gehabt, nach Trost Haschendes. (Helmut Krausser: Kartongeschichte)

[Katzen] Manche Menschen mögen Katzen für dumme Tiere halten, Frida aber scheint die Tragweite der momentan vor sich gehenden Umwälzungen zu ahnen. Ihr Dauerdurchfall nimmt Züge einer Protestwelle an. (Helmut Krausser: Kartongeschichte)

[Versuche] Unter Zuhilfenahme grob bürgerlicher Überlegungen sowie all dessen, was sie unter Relativitätstheorie versteht, läßt sie ihr Selbstbewußtsein wie einen Papierdrachen steigen. (Helmut Krausser: Kartongeschichte)

[Chantal] Die aufdringliche Kollegin Chantal, die nicht aussah, wie man sich eine Chantal vorstellt. Viel zu viel Brille, Hüftleiden und dritte Zähne. (Helmut Krausser: Kartongeschichte)

[Vorstellungen] Welt, als kandierter blauer Apfel gedacht. (Helmut Krausser: Kartongeschichte)

[GV] Augusta kam grob versehentlich zur Welt, als Folge eines verzweifelten Geschlechtsverkehrs, während im Kofferradio Hindemith lief. (Helmut Krausser: Kartongeschichte)

[Rauchen] Bis Mittag blieben noch zwei Stunden. Jacky wandte sich den praktischen Fragen zu. Zum Beispiel, wie man im Schaumbad eine Zigarre raucht, ohne das Deckblatt aufzuweichen. (Martin Suter: Lila, lila)

[Immerhin] Die Presse war vertreten durch die Volontärin der Gratiszeitung. (Martin Suter: Lila, lila)

[Töne] Er hatte eine samtene Stimme, die so würdevoll klang, dass man sich schon allein dieser Stimme wegen über seine Zukunft keine Sorgen zu machen brauchte. (Willem Frederik Hermans: Unter Professoren)

[Wortperlen] "schwungvolle Kraft-durch-Freude-Scheitel" (Stephan Wackwitz: Die Bilder meiner Mutter)

[Laune] ...bekam bei alldem eine so monumentale und habituell eingefleischte schlechte Laune... (Stephan Wackwitz: Die Bilder meiner Mutter)

[Letzter Drücker] Weihnachtsgeschenke kaufte er meist 1 Tag vor Weihnachten u. sie waren immer stupende Beweise für sein atrophiertes Einfühlungsvermögen. (Stephan Wackwitz: Die Bilder meiner Mutter)

[Worte] Sie flüsterte nur ein einziges Wort, eins, das Reither gern verstanden hätte, weil es wie eine Formel klang, die Formel für den Alltagsfrieden. (Bodo Kirchhoff: Widerfahrnis)

[Töne] Von der kleinen Kirche am Rietberg-Friedhof hinter dem flachen Hang, einem ziemlich vollkommenen Ort, wenn man schon sterben musste und irgendwo verbleiben, schlug es in verlorenen Tönen elf. (Bodo Kirchhoff: Widerfahrnis)

[Wortperlen] "Kinderbibelschönheit" - (Bodo Kirchhoff: Widerfahrnis)

[Wortperlen] "Familienschweigen" - (Stephan Wackwitz: Die Bilder meiner Mutter)

[Nahrung] Mein Vater aß und trank sehr schnell, wie jemand, der sich in die Speisekammer geschlichen hat und nicht weiß, ob er essen oder fliehen soll. (Michael Kumpfmüller: Die Erziehung des Mannes)

[Sex] Sex mit Sonja machte mich weiterhin auf fassungslose Weise fromm, und im Grunde hat mich dieses Gefühl bis zuletzt nicht verlassen. Sonja fand mein hymnisches Konzept des Beischlafs abwechselnd rührend oder komisch. Für sie war Sex wie Brot, aber keine heilige Handlung, über die man große Worte machte. (Michael Kumpfmüller: Die Erziehung des Mannes)

[Gefühle] Die Leute liefen in alle Windrichtungen. Innerhalb einer Viertelstunde hatten die wie irrsinnigen Paisanos vier Ärzte geweckt und aus ihren Betten gezerrt. Keine der langsamen Überlegungen, mit denen die Ärzte gern zeigen, daß sie nicht die Sklaven von Gefühlserregungen sind, wurde ihnen gestattet. (John Steinbeck: Tortilla Flat)

[Methoden] ... gelang es ihm, den katalanischen Baumeister Gaudí nach der Devise "Was man aus der Ferne holt, muss gut sein" zu einem Entwurf zu bewegen. (Willem Frederik Hermans: Unter Professoren)

[Andeutung] ...hier, in diesem Hotelzimmer, hoffte ich, würden wir endlich zusammenkommen. Unter dem Laken befand sich eine dicke Plastikfolie, das war als Ansage etwas direkt, aber auch tröstlich, fand ich. (Michael Kumpfmüller: Die Erziehung des Mannes)

[Unzufrieden] ...seine Eltern, den sturen Bergcharakter, den sie alle hatten, die bockige Unzufriedenheit mit dem Platz, an dem er zu leben hatte. (Hans Platzgumer: Am Rand)

[Schwebend] Das alles brachte einen Zustand schwebender Nichtwirklichkeit und gleichzeitig leuchtendbeziehungsloser Wirklichkeit hervor, über der gerade noch der letzte zerrinnende Nebel eines Traumes schwebte, an den man sich schon nicht mehr erinnern konnte. (Erich Maria Remarque: Die Nacht von Lissabon)

[Gesten] Manchmal konnte man abends Herrn Leitner sehen, wie er in der türkisen Ballonseide seines Trainingsanzugs auf dem Balkon stand und vor der untergehenden Sonne salutierte. (Hans Platzgumer: Am Rand)

[Unbehaust] ...in den fünf Jahren, in denen mein Dasein ein Dutzend Saltos der Ironie geschlagen hatte. (Erich Maria Remarque: Die Nacht von Lissabon)

[Probleme] Zu mir kommen Patienten, von denen ich nach bestem Wissen und Gewissen sagen könnte, dass ihre psychischen Probleme wie weggeblasen wären, wenn sie ihre Kinder aus dem Fenster werfen und ihre Frau erwürgen würden. (Willem Frederik Hermans: Unter Professoren)

[Landleben] Er hasste das Landleben bis in die Butangasflamme hinein. (Willem Frederik Hermans: Unter Professoren)

[Geistesleben] ... hält im mystischen Bereich eine Art ärmlicher Buchführung. (Andre Gide: Der Griesgram)


[^^]