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Selbsterlebtes und Notizen aus dem Alltag


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Auf der Flucht

Mein Vater und seine Mutter als Polendeutsche, die im 19. Jahrhundert aus Deutschland in die Nähe von Lemberg (Lwow/Lwiw) ausgewandert sind, ereilte ein ähnliches Schicksal. Die ellenlange Flucht aus Galizien im Januar/Februar 1945 mit Verwandten, die dann in Opole hängen blieben. Mein Großvater starb als Pole zuvor im Krieg gegen die Deutschen. Meine Großmutter mit meinem damals 6-jährigen Vater (ein Sohn starb unterwegs auf der Flucht in Hamburg) wurde in Großwölkau (Dorf zwischen Delitzsch und Eilenburg nahe dem berühmten [Bier]Krostitz) im evangelischen Pfarrhaus einquartiert und mußten sich als Polaken sehr, sehr lange durchmühen und hatten noch nicht die durchgängige und konsequente Unterstützung des Pastors, der verschnupft darüber war, daß ihm Flüchtlinge an die Backe geheftet worden waren. Man war arm, sehr spar- und genügsam, gläubig, verlor nie die Hoffnung. Mütterlicherseits ein analoges Geschehen, denn die Großeltern waren Rußlanddeutsche erst in der zweiten Generation, deren bayrischer Dialekt uns Enkel immer amüsierte. Bei meiner Oma und dem Vater bedurfte es keines Dammbruches. Von Geburt an (1966) wurde mir die Familiengeschichten und -erlebnisse beigebracht. Die Bilder der mit einer Wagenkolonne westwärts ziehenden unendlichen Schar halbverhungerter Menschen hatte ich schon im Kopf, bevor sie dann später durch die zahlreichen Dokumentationen im Fernsehen visualisiert wurden. Durch meinen katholischen Schutzkokon konnten ideologische Indoktrinationsversuche auch während meiner Schulzeit (1972-82) nicht dringen bzw. blieb lediglich das Vorteilhafte, ähm, haften, nämlich die Abscheu vor einem Regime, das Menschen so etwas tun ließ (Konzentrationslager), das es schaffte, einen Kontinent zu ruinieren, der danach aber wiederauferstand, was für die Kraft des Menschen spricht, was für den Menschen an sich spricht. Das am Boden liegende Deutschland verkraftete 1945 Millionen von Flüchtlingen. Jordanien hat bisher IIRC 1 Mio syrische Flüchtlinge aufgenommen. Heute früh hörte ich wieder Gejammer über entvölkerten Gebiete in Ostdeutschland. Im Prinzip müßte man allmorgendlich aufstehen und erstmal 1 Stunde lang mit der Stirn auf der Tischplatte aufschlagen. Und das Flüchtlingsproblem ist ja nur eines von vielen, die sich als Qualzone im eigenen Herzen seit Jahren vergrößert haben. Ich frage mich oft, woher noch Zuversicht, woraus noch Hoffnung schöpfen? (13. August 2015)


Grilltag in Familie

Vater, Bruder und ich waren heute in Werben, einem beschaulichen Ortsteil von Delitzsch, bei einer Bekannten der Familie, die dort in einem verfallenden Anwesen mit 6 Katzen und einem greisen Hund wohnt. Auf dem idyllischen Grundstück grillten wir, und zwar mit einem Grill, den mein Vater in den 80er Jahren - also beste DDR-Ware - erstanden hatte und der erst heute eingeweiht worden ist. Nicht zuletzt dadurch, daß der Hund an ihn gepinkelt hat. Eher ein Grillchen. Mein Bruder mußte natürlich die billigste Holzkohle besorgen, die uns dann dementsprechende Zornesfalten ins Gesicht trieb, weil das Scheißfeuer nicht zustande kommen wollte. Wütend twitterte ich: "Rotzbesoffen und hungrig!" Mit reichlich Anzünder und Blasebalggefuchtel wurde es dann irgendwann. Obwohl das Bier eiskalt vorgekühlt war, wärmte es sich im und mit dem Wasser doch alsbald auf, so daß nur die ersten beiden Flaschen als trinkbar galten; die anderen beiden gingen eher als Warmgetränk durch, welches man eher einem erkälteten Rachen im Winter zumuten würde. Es war unter den zahlreichen Obstbäumen schattig und auszuhalten. Nach 2 Bratwürsten, 2 gegrillten Bauspeckstücken und 1 Steak - alles gereicht mit Brötchen und Krautsalat - sorgte eine perfekte Sättigung für reichlich Hechelei, gespannte Bäuche, diverse Bäuerchen. Horst Schlämmer hätte sicherlich über Schnappatmung geklagt. Ein paar Bilder zeugen auf Twitter von diesem rundum entspannten Tag in der Natur und an der, nunja, frischen Luft. Übrigens putzte mein Vater die Würste ab, bevor sie auf den Grill kamen. Wir sind eine äußerst penible und merkwürdige Familie. (11. August 2015)


Eskalation

Zwischen 4 und 6 Uhr Patient mit urplötzlicher psychotischer Episode. Eskalierende Situation, erst aggressiv, dann autoaggressiv. Einsatz der Feuerwehr und Polizei wegen der Androhung, vom Balkon zu springen. Sedierung (medikamentöse Beruhigung) und Verlegung auf eine Wachstation. Zerdeppert wurden: 1 Rauchabzugsmelder, 1 großer Blumentopf. Lange nicht mehr solch eine Zuspitzung erlebt. Normalerweise sind Reanimationen ungewünschte und gefürchtete Aufreger im stationären Betrieb. Demente Patienten oder solche mit Durchgangsyndrom sind in der Regel schnell wieder zu beruhigen. Hier aber war der Patient körperlich einigermaßen fit und schnell zu Fuß und trotz mehrerer Beruhigungsmittel weiterhin in höchster Erregung. Nervzehrend war die Zeit bis zur Entscheidung, Feuerwehr und Polizei zur Hilfe zu rufen. In einer so eskalierenden Situation abwägen zu müssen, welche Worte oder Maßnahmen den Schutz des Patienten zu gewährleisten. Ich glaube, ich habe mir ein Schnäpsken verdient. Glücklicherweise ist der Patient nicht die Treppe heruntergestürzt und hat auch keine anderen Blessuren erlitten. (25. Juli 2015)


Patient 'Umkehriso'

Eine etwas umständlich zu erklärende Anekdote aus dem Stationsalltag. Wenn Patienten aus hygenischen Gründen allein in einem Zimmer bleiben müssen, werden diese als "isoliert" gekennzeichnet. Der Schutz bezieht sich hier auf diejenigen, die das Zimmer betreten und sich anstecken könnten. Andernfalls nennen wir es Umkehrisolation - oder kurz Umkehriso -, wenn der im Zimmer befindliche Patient vor Keimen der Außenwelt geschützt werden muß. Auf dem Belegungsplan sind diese Begriffe jeweils notiert. Eine neue Küchenkraft - mit diesem Zettel in der Hand - fragte nun eine Schwester während des Essensausteilens, welches Essen denn der Patient mit dem Namen "Umkehriso" bekommen soll.


Endlich Wlan

Weil ich an meinem Vertrag beim Internetprovider herumgefuhrwerkt habe und eben einen Mobilfunkvertrag für eine Datenflat abgeschlossen habe, bin ich entsprechend aufgeregt. Bis die Geräte hier eintreffen, werden einige Tage ins Land ziehen. Und ob ich es gleich schaffen werden, sie zu konfigurieren, ist fraglich. Der Austausch bzw. Anschluß einer neuen DSL-Box bzw. eines Routers soll nicht ohne sein. Zugangscode und Passwort bereithalten. Sobald ich den Wlan-Router in Betrieb genommen habe, kann mein Samsung Tablet 3 verbunden werden. Ich wäre dann auch per Wlan damit bereit, zu twittern, zu surfen usw., während ich ihn bislang unterwegs nur zum Lesen von E-Books und Angucken von Videos nutzte. Und das mit dem neuen Vertrag bestellte Samsung Galaxy Tab 4 sollte zuhause gleiche Dienste verrichten, und dann entsprechend unterwegs in der Straßenbahn auf dem Arbeitsweg und in freien Momenten auf Arbeit während des Nachtdienstes mittwochs bis sonntags. Ja, ich bin ziemlich aufgregt, ob das alles klappen wird. // Vor 10 Tagen hatte ich bei einer Vertragsverlängerung meines Providers 1&1 eine neue, endlich WLAN-fähige DSL-Box ausgehandelt, von der ich bis jetzt noch nichts gesehen habe. Ein Kontrollanruf beim 1&1-Support soeben erbrachte die Information, daß dieser Versand irgendwie nicht vonstatten gegangen sei und nun re-initiiert werde. Übrigens hatte ich, was ich im Nachinein bemerkte, denselben Kundenberater am Telefon. Sollte der Router nun doch noch kommen, fragt sich, ob das mir beim ersten Deal versprochene Guthaben von 30.- Euro, welches die Hardwarekosten inklusive Versand von 30.- quasi neutralisieren würde, bei diesem neuen vorhanden sein wird oder unter den Tisch fällt. Bin gespannt. // Mal sehen, ob ich noch an einen WLAN-Router komme. Vor Wochen wurde er mir im Rahmen einer Vertragsverlängerung bei 1&1 versprochen. Bisher habe ich nur eine alte DSL-Box von 2002, die keine WLAN-Signale verarbeiten kann. Die Zustellung der Lieferung gestaltete sich in den letzten 4 Wochen als zutiefst deprimierend. Heute rief mich der 1&1-Support an, teilte mir mit, daß Hermes mich schon 3 Mal nicht erreicht hätten, was Schwachsinn ist, weil ich nur 1 Zulieferkarten habe und zu den fraglichen Zeitpunkten zuhause gewesen bin. Alles sehr komisch. Nun vereinbarte der Support heute mit mir, daß der WLAN-Router nun unter Umgehung des offenbar unzuverlässigen Hermes-Versandes am Montag bei einem nahe gelegenen Getränkemarkt abzuholen sei. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Vielleicht werde ich dann endlich zuhause mein Samsung Galaxy Tab 4, welches ich seit 3 Wochen mit einem Simyo- Datentarifvertrag nutze, mit WLAN verwenden und so beispielsweise nötige Updates durchführen können, sie üppig Datenvolumen verpulvern würden.


Ein Traum

Heute Nacht hatte ich einen der intensivsten und komplexesten Alpträume meines Lebens. Ich bewegte mich an Orten und in Situationen, die mir vertraut waren, die ich bestens kannte. Ganz am Anfang war alles in Ordnung. Irgendwann beschlich mich das Gefühl sowie die Ahnung, daß die Realität nicht mit der Erinnerung übereinstimmte. Es passierten immer merkwürdigere Dinge, die nach und nach den Verdacht in mir hervorriefen, es handele sich um einen Alptraum, aus dem es aufzuwachen gilt. Dann wachte ich auch auf, wußte aber nicht, ob dies nun ein weiterer Alptraum oder die Realität war. Das ungewisse Spiel begann von neuem und endete in einem erneuten Aufwachen. Jedes Mal wuchs die Angst. Erstens, wieder in einem Traum gefangen zu sein und dies erst mühsam herausfinden und die Fallstricke erkennen zu müssen, zweitens, vielleicht überhaupt nie wieder in der Realität zu landen, sondern dazu verdammt zu sein, mich auf immer in dieser bizarren Traumrelität aufhalten zu müssen. Insgesamt erlebte ich schätzungsweise 6 Sequenzen, die jeweils ziemlich ausgeprägt und detailreich waren und recht lange dauerten. Als ich endlich wirklich aufwachte und mich besann, entstand umgehend der eigentlich doch abartige Wunsch, wieder einschlafen zu können, um nochmals solch einen filigranen, wenn auch aufregenden und verstörenden Traum zu erleben. (5. Juni 2015)


Aufmerksamkeit (2)

Noch ein Kommentar in der "Aufmerksamkeitsdiskussion": "Daß es nicht bei jedem gleich sein muß – klar, denn die meisten Menschen, so denke ich es mir, verfügen eben über den Kontrollmechanismus, sich lenken zu können bei der Auswahl und der Richtung der Schneise, die man ins Web schlägt. Oder eben, man mag es, pausenlos von allen Seiten beballert zu werden und bekommt keine Schwindelgefühle dabei. Das ist auch ok. - - Ganz einfach, weshalb es bei mir ein gewisses “Leiden” erzeugt: Ich komme nicht zu dem, was ich mir einbilde, doch eigentlich viel lieber zu tun. Ich habe einen Freund, der, wenn er einen Fernseher hätte, gnadenlos davor säße und seine anderen Aktivitäten, deretwegen ich ihn jetzt beneide, fielen hinten runter. Er weiß das und hat die Glotze rausgeschmissen. Und ich weiß, daß ich nicht permanent alle 5 Minuten ein YouTube-Video nachschauen, nach Mails, Messages, Tweets und FB-Postings gucken sollte. Aber Zwangexistenzen wie ich bräuchten eine Art Gouvernante, die, streng guckend, neben einem stünde und kopfschüttelnd und fingerschwenkend reagieren würde, sobald die Hand an die Tastatur möchte. - Vor einiger Zeit glückte es mir, einige Wochen lang die ZEIT zu lesen; ich fühlte mich hervorragend informiert, für viele Themen sensibilisiert usw. Im Prinzip ist meine Zeit ja bereits so knapp, daß ich noch nicht einmal alle Audiobeiträge des Deutschlandfunkes anzuhören schaffe, die ich mir tagtäglich lade.


Aufmerksamkeit (1)

Claudia Klingers Überlegungen zum Umgang mit dem Netz, der Gefahr der Zersplitterung der Aufmerksamkeit gehen weiter. Ich habe wieder kommentiert: Es gibt Menschen, die genügend Selbstdisziplin mitbringen, um in der Flut der Informationen und Sensationen des Netzes grazil zu schwimmen. Ich fuchtele eher mit den Armen, immer mit der Befürchtung, von der nächsten Welle in die Tiefe gerissen zu werden. Als Mensch, der sich selbst kaum Struktur schaffen kann, ist das als grenzenlos empfundene Netz eher Gift, jedenfalls dann, wenn man etwas Zeit hat. Sobald der Zeitgürtel enger zu schnallen ist, wird sogar mir die Fähigkeit der Fokussierung auf Essenzielles gegeben. An freien Tagen und im Urlaub bin ich jedoch rettungslos verloren und die von Claudia beschriebene Ziellosigkeit und die nie endenden Impulse schubsen einen vom frühen Morgen bis in die Nacht hinein weiter, ohne daß man überhaupt ein ordentliches Gefühl für die verstreichende Zeit besitzt. Ist der PC mal aus und ich sitze sinnierend in meinem Sessel, zieht sich die Zeit plötzlich. Die Aufmerksamkeit bekommt wieder ein Ziel, nämlich ausnahmsweise zu sich selbst. Das tut dann gut. Was ich nun versuche, ist tatsächlich ein vorbereitetes Surfen. Anhand einer Liste dessen, was ich tun will, begebe ich mich online, arbeite das stur ab und verschwinde wieder.


1- bis 4-gleisig

Die ersten drei Nachtdienste nach meinem Urlaub waren einigermaßen erträglich. Noch herrscht in der neuen Struktur kein Alltag, eben weil durch die Feiertage weniger Patienten stationär liegen. Nur Notfälle, die eingeliefert werden, füllen die Reihen auf, was bedeutet, daß der Arbeitsaufwand zwischen Gründonnerstag und Ostermontag stetig größer wird. Dies merkten wir auch in der letzten Nacht. Zwei innerhalb kurzer Zeit angekündigte Zugänge brachten ordentlich "Stimmung in die Bude" und das Streßlevel wieder an den Anschlag. Denn "Zugänge" bedeuten immer außerplanmäßige Arbeit. Prinzipiell hat man auch nachts durchweg ein Pensum, welches man abarbeitet. Jederzeit aber kann das Telefon klingeln, es wäre ein Zugang zu holen. Je nach Wichtigkeit oder Umfänglichkeit der gerade verrichteten Arbeit, die man nun unterbrechen muß, laufen zunächst im Hirn bestimmte Planungsroutinen ab. Die Priorität und damit Reihenfolge anstehender Tätigkeiten muß neu bestimmt werden, ständig wieder müssen Dinge aufgeschoben werden, doch mit der Maßgabe, sie nicht zu vergessen und sich sofort wieder an sie zu erinnern, sobald der Zeitrahmen es zuläßt. Diese "parkenden" Aufgaben sind es, die wesentlich zum Gefühl des Gehetztseins beitragen, weil man für diese mentalen Herausforderungen ausreichend fit sein muß. Durch solch einen Zugang stauen sich also die nachfolgenden Aufgaben auf bzw. man ist genötigt, sie im Reißverschlußprinzip abzuarbeiten, indem man, während man den neuen Patienten versorgt und dessen Akte anlegt usw., zwischendurch aufspringt und diesen und jenen Schritt "nebenbei" ausführt. Man fährt zweigleisig. In diese Situation hinein kommen regelmäßig neue Störungen. Patienten klingeln, benötigen irgendwelche Hilfe (Schmerzen, Toilette, Getränke nachfüllen, Infusionen wechseln, Fieberfälle usw. usf.). Mitunter fährt man dann drei- oder viergleisig. Wohlgemerkt, diese Multitaskingfähigkeit soll ich nachts an den Tag legen, wenn die biologische Uhr sie nicht vorsieht.


Baldrian oder Rusedal

Vorhin wachte ich zeitlich total desorientert auf, weil ich mich am Abend zum Sonnenuntergang wähnte. Ich ging davon aus, mehr als 12 Stunden geschlafen zu haben. Nachdem ich schätzungsweise gegen 21 Uhr ins Bett gefallen war, duselte ich bei laufendem Radio im Bett und hörte Fetzen der Deutschlandfunksendungen nach Mitternacht ("Fazit") und der nachfolgenden ab 1 Uhr. Um 2 Uhr nahm ich eine Schlaftablette, von der ich dachte und hoffte, sie würde mir das Licht für möglichst viele Stunden ausknipsen. Als ich den Wecker 6.30 Uhr anzeigen sah und diese Information mit einem Blick nach Draußem abglich, war ich überzeugt, es sei 18.30 Uhr, die Sonne verschwände gerade hinterm Horizont und es bliebe nur noch wenig Zeit bis zum Antritt des ersten Nachtdienstes nach 16 Tagen Abwesenheit und unter der neuen, gestern beschriebenen Ägide. Ich legte mich nochmals hin; denn laut meinen Prämissen hätte ich bis 20 Uhr (Der Startzeit für den ÖPNV) noch mehr als eine Stunde Zeit. Nur wurde es immer heller. Nur stand ich unter voller betäubender Wirkung der erst vor 5 Stunden eingenommenen Schlaftablette. Kurzum, ich war vollständig falsch gewickelt. Erst das Hochfahren des PCs, der Blick auf die Atomuhr und das mehrmalige genaue Hinhören im Deutschlandfunk, dessen "Sie hören die Informationen am Morgen" ich zunächst als Irreführung wahrnahm, überzeugte mich endlich, es sei tatsächlich erst der Morgen des 1. April 2015 und nicht schon der Abend. Leute, nehmt keine Schlafttabletten ein, schon gar nicht, wenn etwas Wichtiges in eurem Leben ansteht. Nehmt, wenn ihr sehr durch den Wind seid und glaubt, euch unbedingt herunterbringen zu müssen entweder Baldrian oder Medazepam (Rusedal). Das schraubt das Erregungspotenzial wirksam runter, erhält aber die für die Orientierung notwendigen Koordinaten.


Patiententransfer

Ich arbeite seit 26 Jahren als Krankenpfleger. Der Transfer und die Lagerung von Patienten ist ein physisch beanspruchender Teil der Arbeit, bei dem man immer noch dazulernen kann, so durch diese Videos. Speziell der Transfer aus den Bett auf einen Stuhl sah ich in dieser Variante noch nie. Noch verblüffender fand ich, wie man einen gestürzten, am Boden liegenden Patienten auf einem Stuhl bugsieren kann. Ist der Gestürzte noch einigermaßen in Schuß, verwendet man diese Variante. Die am häufigsten angewandte Lagerung auf Station bei bettlägerigen Patienten ist die 30°-Seitenlangerung, die wir auch so durchführen. Allerdings ist mir die Lagerung des Arms in Supinationstellung in praxi bisher nicht untergekommen. Ich werde testen, ob das machbar ist. Ein weiterer Standard ist das Aufrichten des Patienten in die Sitzposition. Patienten rutschen naturgemäß oft im Bett nach unten Richtung Fußende und müssen durch Pflegekräfte ebenso oft wieder hochgezogen werden, was, wenn man sich nicht die Zeit nimmt oder es falsch angeht, in ein übles Gezerre ausartet. Im Gegensatz zu der Methode, die im Video gezeigt wird, bevorzuge ich dank der Völkerbetten eine andere. Ich stelle das gesamte Bett sehr schräg (Füße hoch, Kopf unten). Wenn der Patient das Gesäß noch etwas bewegen kann, fasse ich ihn unter beide Schultern, während er beide Beine anstellt. Dann hebt der Patient gleichzeitig das Gesäß, währenddessen ich die Schulterpartie anhebe. Dank Schrägstellung rutscht der Patient ohne große Kraftanstrengung meinerseits ans Kopfende. Es ist sogar meist solch ein Effet vorhanden, daß man Acht geben muß, daß der Kopf des Patienten nicht wie beim Hau-den-Lukas an die Stange oder das Kopfbrett ballert. Vermag der Bettlägerige die Hüfte nicht mehr aktiv zu bewegen, zieht man den unter dem Gesäß liegenden Querspanner an beiden Seiten der Hüften hoch; mit einem kräftigen Zug erreicht man den Transfer zum oberen Bettende ebenso einfach.


Unfall

Am vergangenen Sonntag reanimierte eine Kollegin das 17-jährige Opfer dieses schlimmen Unfalls. Leider vergeblich. Glücklicherweise mußte ich diese Situation auf der Straße noch nicht durchmachen. Der schlimmsten Unfall, den ich als Erstzeuge erlebte, war direkt vor der Blechbüchse. Damals gab es noch keine Ampel nach der Kurve, und ein Motorrad bretterte mit vollem Karacho heran, erfaßte einen Mann, der die Straße überquerte, schleuderte ihn 2 Meter hoch in die Luft. Der Mann atmete noch, als ich, der 5 Meter davon entfernt stand, ihn besah. Der Rettungswagen war gleich da - die Wache ist ja kaum 200 m entfernt... Der Mann, der sich als "entflohener" Psychatriepatient entpuppte, verstarb auf dem Weg ins KH. Was aus dem Unfallverursacher wurde, weiß ich nicht; ich bekam lediglich ein Schreiben der Staatsanwaltschaft, in dem stand, daß das Verfahren eingestellt worden ist. (Dezember 2014)


Umstrukturierungen (4)

Nachdem uns am Freitagnachmittag die anstehenden Strukturveränderungen verkündet worden waren, war heute am ersten Werktag danach im Rahmen der Kolleginnen ein beachtlicher Erregungszustand zu beobachten. Niemand mag es, wenn sich etwas, das in den vergangenen beiden Jahren gerade erst gewachsen ist, Form und Qualität angenommen hat, jäh zerstört wird. Unsicherheit, Zukunftsangst sind normale Gefühle, die jetzt vorherrschen. Heute oder in den nächsten Tagen werden wir so genannte Interessensbekundungen ausfüllen müssen. Die Pflegedienstleitung entscheidet dann, wer wohin auf welche Station kommt und ob dem Wunsch entsprochen wird oder man sich schlechtenfalls in etwas einfinden muß, wovor man sich ziemlich fürchtet. Die Aufteilung und Zerstreuung bzw. Neuzusammensetzung des Teams passiert in den nächsten Wochen; denn nach dem momentanen Stand wird die neue Stationsstruktur ab Februar durchgesetzt. (Dezember 2014)


Umstrukturierungen (3)

Ich arbeite nun seit 25 Jahren als Krankenpfleger auf einer Internistischen Station. Vor 11 Jahren der erste Einschnitt, als wir von Lindenau, wo wir bis 2003 unter "Stadtkrankenhaus Leipzig" fimierten, nach Grünau in den Neubau zogen und uns fortan "Medizinische Klinik West" nannten, seit dem Jahr 2000 Teilklinik des St. Georg Leipzig. Unser Patientengut war bis vor 3 Jahren recht ähnlich: Herzpatienten (Kardiologie), Diabetologie, allgemeine Innere (z.B. Schlaganfall, Patienten aus Pflegeheimen mit Austrocknung, Schwächung, Fieber, Durchfällen usw.), Alkoholiker. Und seit vielen Jahren die uns nun leider, leider verlassende Rheumatologie. Als vor knapp 3 Jahren unserer 72-Betten-Station noch onkologische und Magen-Darm-Patienten (Gastroenetrologie) eingegliedert wurden, war dies die größte Umstellung, die wir bewältigen mußten. Ähnlich gravierend schätzen wir die nun anstehenden Änderungen ein. Womöglich eine neue Stationleitung, auf alle Fälle neue Kolleginnen und mit der Geriatrie mit Schwerpunkt Demenz ein uns gänzlich neues Fachgebiet und kein einfaches, weil der Pflegeaspekt hierbei abzusehen ist, das Durchschnittsalter steigen wird, die Pflegebedürftigkeit als eher hoch einzuschätzen ist. Beispielsweise sind Wegauftendenz und Inkompliance zwei Punkte, die bei dementen Patienten im Stationsalltag und besonders nachts eine immense Rolle spielen. -- Mit einer gänzlichen neuen Stationleitung verbänden sich unter Umständen andere Abläufe, Routinen, Vorgehensweisen und Schwerpunkte. Wer das Sagen hat, bestimmt vieles oder fast alles. Ein Krankenhaus ist immer noch ein Ort mit ausgeprägter Hierarchie. Für Menschen, denen Monk ein Gesicht geliehen hat, sind solche Abweichungen fast sogar als bedrohlich zu sehen. Etwas, das sich bewährt hat, zu verändern, ist in meinen Augen eh unsinnig. Ich spreche mir in Sachen Ordnung, Logistik und Bestellungen ein gewisses Talent zu. Und immer beschleicht mich die Befürchtung, daß es nicht mehr zum Zuge kommt und ausgelebt werden kann. Deshalb auch meine Angst, daß eine neue Ordnung unter neuer Leitung vieles an erprobter Vorgehensweise und Routine hinwegrafft. (Dezember 2014)


Umstrukturierungen (2)

Zu den Umstrukturierungen. Die erst vor weniger als 3 Jahren geschaffene "Riesenstation" mit 72 Betten und 4 Fachbereichen wird wieder zu 2 autarken Stationen a 36 Betten verkleinert. Diese beiden liegen naturgemäß nebeneinander im Neubau auf einer Ebene unserer Klinik. Eine im Altbau liegende Station wird geschlossen, ihr Fachbereich (Kardiologie) geht auf eine der beiden über; dafür verläßt ein anderer Fachbereich (Rheumatologie) unseren Standort Grünau und wandert ins Haupthaus nach Eutritzsch; ein weiterer Fachbereich, der bisher dort beheimatet war (Geriatrie), wird zu uns verlegt. Auf welcher der beiden Stationen ich werde arbeiten müssen, ist noch nicht raus. Wahrscheinlich jedoch ist, daß es die 36-Betten-Station mit den Bereichen Onkologie / Geriatrie sein wird. Die Nachbarn kümmern sich dann um Gastroenterologie / Diabetologie / Kardiologie. Welche Stationsleitung welche Station führen wird, ist noch unklar. Unser Team wird durcheinandergewürfelt. Einige Pflegekräfte werden zusammen mit dem Geriatrie-Fachbereich aus dem Haupthaus zu uns kommen; einige von uns werden uns in dieser Richtung verlassen. Und wer aus unserem großen Team nun auf welcher der beiden neu geschaffenen "kleineren" Stationen tätig sein wird, entscheidet sich in den folgenden Wochen. (Dezember 2014)


Umstrukturierungen (1)

Die Nachtdienste sind weiterhin übelst stressig, was meinem Blutzucker gut tut, da ich ohnehin nicht zum Essen komme. In 1 Woche werden wir informiert, welche Umstrukturierungen auf uns zukommen. Seit Monaten sind nicht alle 72 Betten unserer Station belegt, sondern eine Seite fährt nur "auf halbem Topf". Wir mutmaßen natürlich Schlimmes für uns: Schließungen einer Station bzw. Verkleinerung, was Umsetzungen von Kolleginnen bedeutete, die dann entweder auf anderen Stationen an unserem Standort arbeiten müßten bzw. im Haupthaus in Leipzig Eutritzsch, was für ALLE den größte Einschnitt bedeutete, die gravierendste Veränderung, wo gibt. Ob man selbst betroffen sein wird...? Am nächsten Freitag wissen wir mehr. Unter Umständen resultiert daraus ein viel grundlegenderer Lebenseinschnitt, weil bei schwerwiegenden Änderungen der Arbeitsbedigungen (neuer Kollegenkreis, neuer Arbeitsort usw.) eventuell Entscheidungen, die man lange schon kalkuliert hat, umgesetzt werden könnten. Ich bin sehr aufgeregt wie jede meiner Kolleginnen und Kollegen; denn neben mir arbeitet zurzeit noch ein Pfleger auf unserer Station, so daß ich nicht Hahn im Korb bin, jedoch oft so krähe, als wäre ich es. (Dezember 2014)


Deflation

Im Supermarkt ein bemerkenswerter Preisverfall, der mich Geizhals eigentlich freuen sollte, der mich in Wahrheit aber beunruhigt wie bei allem, was einem an scheinbar Gutem widerfährt. Im Sozialismus groß geworden, wo man sich um solche Dinge keinen Kopf machen mußte; erst als Erwachsener im Kapitalismus mit Dingen wie Arbeitslosigkeit, Altersarmut u.ä.m. konfrontiert, werde ich jedesmal mißtrauisch, wenn mir jemand etwas schenken will. Die Drückerkolonnen vor der eigenen Haustür sind penetranten Anrufen gewichen, die mir tolle Sachen andrehen wollen. Regelmäßg piesackt mich mein Internetprovider mit Mobilfunkangeboten und ist konsterniert, wenn ich erwidere, daß ich im Jahr hoch gerechnet 2 bis 4 Anrufe tätige. Ich gehe davon aus, daß jeder nur Geld verdienen will und entsprechende Lockungen stets einen Haken habe. Um meine Nerven zu schonen, gucke und höre ich nicht hin, bin zwar kein Bilderbuch-Konsumverweigerer, trotzdem nicht der klassische Konsument, den sich die Industrie gerne hochzüchten möchte. Werbung erlebe ich, der ich kein TV gucke, bei einschlägigen Anrufen sofort auflege, der ich nie shoppen gehe, nur im Supermarkt beim Einkauf von Lebensmitteln. Als Minimalist bemerke ich also im unteren Preisniveau die derzeitige Deflation. Heute sah ich bei Aldi, daß 1-Liter-Apfelsaft von 75 ct auf 59 st gesenkt wurde, die fettarme Milch kürzlich von 65 ct auf 55 ct, Schnittkäse ebenfalls usw. usf. Wenn einem geizigen Menschen wie mit hier nicht die Freudentränen ins Gesicht schießen, sondern die Sorgenfalten auf die Stirn getrieben werden, will dies schon etwas heißen. (12. November 2014)


Phlegma erwünscht

Infolge der Zeitumstellung in der kommenden Nacht haben meine Kollegin und ich eine Stunde mehr für die zu bewältigenden Aufgaben einer Station mit je 36 Betten, von denen auf meiner Seite zurzeit 24 belegt sind. Wenn nachts neue Patienten kommen (Zugänge), gerät die Planung durcheinander, andere Arbeiten müssen warten und können unter Umständen entweder gar nicht oder nur in aller Hast und Eile erledigt werden, immer mit der Befürchtung, dabei geschludert oder etwas vergessen zu haben. Man überläßt dem nachfolgenden Dienst ungern Aufgaben oder einen unaufgeräumten oder schmutzigen Arbeitsplatz, weil dies nicht selten Naserümpfen erzeugt auch wenn den Kollegen klar sein dürfte, dáß sie schon bald mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit in eine ebensolche Situation kommen können. Als Deutscher kämpft man außerdem mit den inneren Monk, der Perfektion auch in unübersichtlichen Zuständen zur unumstößlichen Regel erhebt. Jede Pflegekraft ist zudem mit einem anders gearteten Nervenkostum ausgestattet. Manche - die ich bewundere - bleiben selbst bei vielen zugleich anstehenden Aufgaben erstaunlich cool. Mir, als Choleriker, ist diese Geduld nicht gegeben und ich kämpfe ein Arbeitsleben lang um das Phlegma, welches man bei einer so stressigen Tätigkeit haben muß sowohl um der Patienten willen, deren Wohl oberste Priorität hat, als auch um des eigenen Nerven- und Seelenheils willen. Als Wrack will man nicht enden.


Mikroveränderungen

Die Dokumentation über Langeweile war hochinteressant. Der Probant, der den Versuch, 5 Tage lang in einem Büro ohne Stimuli zu verbringen, kurz vor Schluß abbrach, konnte einem leid tun. Was täte ich, wenn mir die Stimuli Internet, Serien und Bücher entzogen würden? Gut, man könnte spazieren gehen, die Wohnung putzen. Aber allein in einem Raum? Mit einem Block und einem Stift wäre es überlegenswert, Dinge aufzuzeichnen, vielleicht autobiografisch tätig zu werden oder Briefe zu schreiben. Als frommer Mensch bliebe einem das Gebet. Die Psalmen aufwendig lernen; Rosenkranz, Litaneien. Jene Dokumentation regt mich an, im Alltag womöglich Veränderungen durchzuführen, für Abwechslung zu sorgen. Was meine Arbeit anbelangt, droht mir kein Boreout. Unterfordert bin ich auf Station keinesfalls. Allenfalls streckenweise überfordert, wobei ich vom Burnout bislang verschont geblieben bin, weil die Arbeit insgesamt doch befriedigend ist und mißliche Umstände daran nichts grundlegend ändern. Obzwar ich in meiner freien Zeit jederzeit lesen oder eine Serienfolge sehen kann, kenne ich zumindest Anflüge zur Langeweile. Denn mein Leben ist durchaus monton. Monotonie aber gebiert Langeweile. Daran bin ich selbst schuld, kann wegen der auch in der Dokumentation beschriebenen Antriebsarmut nicht oder kaum aus meiner Haut heraus. Gerade deshalb wären Mikroveränderungen so sinnvoll, weil man durch kleine Neuerungen in seinem Alltag nicht gleich das ganz große Konzept durchboxen muß, sondern quasi auf Schleichwegen über Kleinigkeiten sein Leben umkrempeln könnte. (1. Oktober 2014)


Alkoholiker auf Station

Man muß hinzufügen, daß Alkoholiker im Krankenhaus keinen guten Leumund besitzen und bei den Pflegekräften einer stupiden Verächtlichkeit ausgesetzt sind, die sich wie folgt begründet. Die Sucht wird nicht als Krankheit gesehen, sondern als individuelles Versagen. Das ist jedoch nicht Ausschlag gebend. Was insbesondere Pflegekräften die eh schon fragile Laune verdirbt, sind die stereotypen Erfordernisse, die den Umgang mit Betrunkenen oder Alkoholabhängigen im Endstadium einer Leberzirrhose so unapppetitlich machen. Wir beseitigen im Akkord alle nur denkbaren Ausscheidungen (Blut, Urin, Stuhlgang, Erbrochenes, Bauchwasser [Aszites]). Oft mehrmals im Dienst, stets mit enormem Aufwand an Zeit, Putzmitteln und Wäsche. Zudem werden Patienten im Vollrausch durchaus pampig, unwillig, manchmal aggressiv und, was vielleicht am ärgsten ist: Sie machen sich über einen lustig. Ein wesentlicher Punkt ist, daß sie kaum einen Tag bleiben, sondern sich, sobald sie wieder auf zwei Beinen stehen können, gegen Revers ( "gegen ärztlichen Rat") entlassen lassen bzw. klammheimlich verschwinden. Um dann in immer regelmäßigeren, engeren Abständen aufzutauchen, oft mit Beutel voller bzw. eher leerer Alkoholika und in zunehmend desolateren Zuständen. Bis sie irgendwann als Pflegefall mit Leberzirrhose den Rest ihres kümmerlichen Daseins dahindämmern. Kein anderes Patientenklientel ruft so stark das Gefühl, eine Sisyhosarbeit zu verrichten, bei uns Pflegekräften hervor wie das beschriebene.


Hypochondrismen (2)

Bis heute kannte ich Vera F. Birkenbihl nicht. Nie gehört. Seit 4 Stunden nun gucke ich Videos mit ihr auf YouTube. Mit Lesen wurde es heute absolut nichts. Im Nacken sitzt mir der morgige Termin beim Hautarzt. Entweder werde ich morgen um 13 Uhr SEHR erleichtert sein oder sehr bedrückt. Möglicherweise, was ich nicht hoffe, bleibt die Sache noch im ungewissen. Ich weiß ja nicht, ob eine Biopsie (Gewebsprobe) zur histologischen Abklärung gemacht wird, auf dessen Ergebnis man 7 bis 14 Tage zu warten hätte. Alles Unwägbarkeiten. Der Hypochonder in mir kocht. Jetzt schütte ich mir nach den Birkenbihl-Videos bei einigen Serienfolgen die Birne zu und werde morgen Mittag dann hoffentlich klarer sehen. (27. August 2014)


Hypochondrismen (1)

Der zweite Urlaubstag war zufriedenstellend. Fundstücke einiger zuletzt gelesenen Bücher abgearbeitet, ein Buch von der Longlist zum Deutschen Buchpreis zuende gelesen; nun einige Serienfolgen. Der Wermutstropfen zeigt sich im bevorstehenden Hautartzttermin (übermorgen Mittag), dem ich entgegen fiebere und vor dem ich keine innere Ruhe mehr gewinnen kann. Der Hautknuppel, der mich veranlaßt, ihn durch den Facharzt begutachten zu lassen, könnte Krebs sein. Und ein schwarzes Melanom wäre beispielsweise einer der bösartigsten Tumoren, wo gibt. Die Ungewißheit nun raubt mir verständlicherweise jedwede Muße. Ein Hypochonder zumal wähnt sich gleich auf dem Katafalk eines Leichenhauses. Wachet und betet mit mir! (26. August 2014)


Lärmbelästigungen

Lärmbelästigungen in der Straßenbahn: telefonierende Jugendliche und Erwachsene, Social-Media-Geräusche von WhatsApp & Co., Babygeschrei, herumzappelnde Kinder, Inder und Araber mit äußerst ausdrucksstarken Organen und einem phänomenalen Sprachduktus; Betrunkene, die erzählen; Jugendliche mit per Smartphone laut aufgedrehter Musik; die in letzter Zeit sehr oft sehr laut gestellte Haltestellenansagen; sich normal unterhaltende Fahrgäste, sich streitende, sich neckende Fahrgäste; die Straßenbahn selbst mit ihren nicht unerheblichen Fahrgeräuschen. // Wie ich mich auf meinen Gehörschutz freue!! Vorhin in der S-Bahn ein Brötchen katschendes Kleinkind, Erwachsene, die Äpfel schnurpsten. Dinge, die einen in den Wahnsinn treiben können, besonders wenn man durch Jetlag mental lädiert ist. // Nachdem ich in den vergangenen zwei Tagen das Haus nicht verlassen habe, wird sich nachher in der Straßenbahn erweisen, ob der Gehörschutz etwas taugt. Ziemlich straff sitzt er, so daß zu erahnen ist, daß er nach einer Weile drücken wird. Aber ich brauche ihn jeweils nur 2 x 20 Minuten während der eigentlichen Fahrzeit, in der ich zu lesen beabsichtige. Bei der Rückfahrt am Morgen zwischen 6.30 und 7.30 Uhr ist in der Bahn meistens Ruhe; nur abends hält man's kaum mehr aus. // Der Gehörschutz im gestrigen ersten Einsatz in der Straßenbahn bewährte sich einigermaßen. Allerdings frage ich mich, ob noch mehr geht, ob Geräusche total unterdrückt werden können. Mit der nunmehrigen Effektivität kann ich erstmal leben. Dennoch werde ich mich um"hören", was es noch gibt, ob Gehörzentren beispielsweise paßgenaue Ohrstöpsel anfertigen, was diese bringen, wie lange sie einsatzfähig sind und was sie kosten. (im August 2014)


Finger 2014, Part Three

Morgen muß ich zu dem seit Monaten ausstehenden Gutachten wegen meines Fingers nach Wurzen fahren. Meine Unfallkasse hatte es anberaumt, sicher weil es der zweite Fingersehnenabriß innerhalb eines Jahres gewesen ist. Diesmal schlugen immerhin 90 Tage der Arbeitsunfähigkeit zu Buche. Der Termin ist um 14 Uhr. Um 12.05 Uhr fährt eine S-Bahn, die Wurzen 12.42 Uhr erreicht. Bleiben mir 75 Minuten, den mir mittels Google Maps aufgezeichneten Weg zum Krankenhaus und zur Handambulanz zu finden; kann nur hoffen, daß mein Orientierungssinn mich nicht im Stich läßt. Früh gehe ich aus der fünften und letzten Nachtwache, bin 7.30 Uhr zuhause und werde sehen, ob und wie ich bis 11.30 Uhr schlafen oder dösen kann, wenn ich, um die S-Bahn am HBF zu erreichen, die Wohnung wieder verlassen muß. Allzu wach und präsentabel werde ich der Guchtachterin demnach nicht begegnen, wenn ich gejetlagt und todmüde in der - aus Sicht von uns Leipzigern - Pampa eine bürokratischen Querele über mich ergehen lassen muß. Eigentlich eine Zumutung, für ein Gutachten in eine fremde Stadt geschickt zu werden. // Gleich geht's nach nur 2 Stunden Schlaf nach Wurzen. Nicht mit der S-Bahn, wie erst angedacht, sondern mit einem Regionalzug nach Dresden. Und die ganze Sorge, wie ich zum Krankenhaus kommen, war unbegründet, weil in Wurzen vom Bahnhof die Buslinie A direkt zum KH fährt. Dort habe ich dann zwar eine ganze Stunde Zeit bis zum Termin, aber egal. // Now I'm loeting mir the Birne zu. Nach diesem verplemperten Tag, zudem infolge Schlafmangel fix und fertig. Natürlich war am Wurzener KH der letzte Bus weg, weil ich erst einmal 50 Minuten warten mußte, bis ich überhaupt ins Arztzimmer durfte, die Untersuchung und Befragung dann über 30 Minuten dauerte. Im Eilschritt dann durch Wurzens Innenstadt, völlig verschwitzt, um die nächstbeste S-Bahn zu erreichen. Wie heißt selbstverständlich die erste Apotheke, derer ich ansichtig wurde? Klar, "Ringelnatz Apotheke". Nun Seriendingens beim ersten Pils. (17/18. August 2014)


Alte &, neue Musikgeräte

Seit mehreren Jahren kaufte ich mir außer Lebensmitteln nichts. Auch keine Kleidung. Bedürfnislosigkeit ist es nicht, aber die Grenzen sind abgesteckt und eng gesetzt. Inzwischen sammelten sich einige Bereiche an, in denen Nachholebedarf besteht. Meine PC-Lautsprecher sind mehr als 20 Jahre alt und stammen von der längst vergangenen Firma "Escom". Sie taten ihren Dienst; mir fiel gar nicht auf, daß nur noch 1 Lautsprecher funktioniert. Weil ich Musik größtenteils auf mp3 umgestellt habe und keine Stereoanlage besitze, die per USB mp3 abspielen kann, hörte ich in den letzten Jahren Musik hauptsächlich am PC mit ebenjenen betagten PC-Lautsprechern. Nachdem mir aufgegangen ist, wie antiquiert ich Musik genieße - wenn überhaupt noch von Genuß die Rede sein kann - bestellte ich heute neue PC-Lautsprecher, mit denen ich die auf dem Computer gespeicherte Musik abspielen lassen will. 21 Euro (mit VK) sind nun wirklich kein Thema. Trotzdem summieren sich nun einige Bedürfnisse, die sich durch den Verzicht angestaut haben. 1990 kaufte ich für 550 DM.- einen CD-Player von Pioneer, ein edles Teil, welches über 24 Jahre hinweg anstandslos funktioniert hat und es noch tut. Allerdings hatte ich dafür nie einen 'normalen' Verstärker, sondern nutzte einen tragbaren DDR-Musikrekorder, dessen Funktionen "Radio" und "Kassette" seit langem nicht mehr eisatzfähig gewesen sind. Die Idee, mir einen portables Gerät zuzulegen, trug ich mit mir herum, ohne sie je umzusetzen. Man nennt sie heutzutage Ghetto- oder Boomblaster. Nun bin ich an dem Punkt angekommen, mir solche ein tragbares Teil zu kaufen, mit dem sich in Küche oder Schlafraum per USB Audiodateien abspielen lassen. Also mp3 - Musik und DeutschlandRadio-Sendungen. Was mache ich mit den Altgeräten? Wer braucht einen sich immer noch im Bestzustand befindlichen Pioneer-CD-Player? Wohl niemand mehr. Werfe ich ihn auf in den Elektrikschrott auf einem Wertstoffhof? Oder versuche ich ihn in einem An-und-Verkauf-Laden loszuwerden? Oder in dem 5 Minuten Fußweg entfernten Sozialwarenhaus, einem Kaufhaus für Bedürftige, falls die so etwas Antiquiertes noch nehmen? Die gestellten Fragen beantworteten sich, während ich sie formulierte, fast von selbst. Den CD-Player anbieten oder eben wegwerfen. Den alten DDR-Rekorder wegwerfen. Die neuen PC-Lautsprecher werden den Musikgenuß vom und am PC qualitativ enorm verbessern. Sobald ich dies getestet habe, werde ich entscheiden, ob der Kauf eines tragfähigen Abspielgerätes für mp3-Dateien noch vonnöten ist. (25. August 2014)


Gerammelt voll

Die Bude (Station) ist gerammelt voll. Zu zweit haben wir durchweg zu tun, ohne großartig Pause machen zu können. Für eine Nachbarstation verrichten wir Dienste wie Zugänge aus der Notfallaufnahme zu holen, Akten zu heften, Schwerkranke zu lagern. Täglich gehen 5 bis 10 Patienten und neue kommen zu allen Zeiten - und weil sie akut erkrankt sind: mit oft erheblichem Arbeitsaufwand. Zu Hauf: Infusionen, Kurzinfusionen (z.B. Antibiotika), Transfusionen (Blutübertragung). Hilfebedürftigen auf die Toilette oder den Nachtstuhl helfen, Inkontinenzmaterial wechseln, Urinflaschen + Nachtstuhleimer leeren. Verwirrte Patienten entfernen sich Windelhosen oder Venenverweilkanülen, so daß Patienten UND Bettwäsche mit Urin, Kot und/oder Blut verschmiert sind und nicht selten zwei-, dreimal pro Nacht teilweise oder komplett gewechselt werden müssen, jedesmal mit Reinigungsprozeduren. Patienten haben Luftnot, Schmerzen. Das geht teils ohne Arzt ab, wenn entsprechende Anordnungen vorhanden sind. Wir müssen allerdings immer abwägen, wann eine Situation so geartet ist, daß ein Arzt vonnöten ist. Berufserfahrung ist hierbei hilfreich. Solch ein Zwischenfall raubt einem ruckzuck eine halbe oder dreiviertel Stunde, die nicht eingeplant gewesen ist und dann eigentlich anderweitig fehlt. So bauscht sich die Lage in einem Dienst immer wieder auf, man gerät in einen Streßmodus, der saugefährlich ist, weil dann die Nerven blank liegen, Fehler passieren können und die Patienten selbst zu kurz kommen, wenn wir vertrösten müssen ("Kein Zeit jetzt") oder wenn man gar nicht mehr fähig ist, sich trostvoll zu verhalten und seinen Druck gerade ihnen gegenüber abzulassen droht. Bei alldem quillt einem die Galle hoch, wenn man aus für uns banalen Gründen gerufen wird: Bettdecke zurechtzupfen, Fenster auf/zumachen usw. Allein das Tabletten stellen kostet eine Pflegekraft 1,5 bis 2 Stunden Arbeit. So ein Nachtdienst wurde und wird auch als "Wache" bezeichnet, was ein völlig falsches Licht auf das wirft, was einem heutzutage abgefordert wird. Freilich, es gibt auch Nächte, in denen es ruhig ist und man Verschnaufpausen zu schätzen weiß, die mit Zeitungslektüre gefüllt werden können oder einem Nickerchen im Sitzen mit wachem 1 Auge & Ohr, welches das nächste Klingeln oder Ereignis vernimmt. (12. August 2014)


Zu doof für Technik

Ich bin zu doof für Technik. Stundenlang recherchiert, um herauszufinden, wie ich den gewonnenen Samsung-Tablet-PC nutzbar machen könnte. Weil ich mich kürzlich bei Aldi-Talk angemeldet hatte, dachte ich, stecke ich doch die SIM-Karte in den Tablet hinein und erweitere meinen Aldi-Basistarif um eine Internetflat. Eine Möglichkeit, die Sim-Karte in den Tablet zu stecken, fand ich nicht. Weil es sie nicht gibt. Weil es ein WLAN-fähiges Gerät ist. Wie bringe ich dem Internet bei? Zuhause müßte ich mir erst einen WLAN-Router zulegen; denn ich habe nur eine uralte Fritz-Box ohne. Und wie kommt man mit einem Tablet unterwegs ins Internet? Klar, mittels Hotspots. Aber in der Straßenbahn, an der Haltestelle? Ich kapiere das Ganze nicht. Ein anderes Ärgernis ergibt sich aus dem Umstand, daß ich mir überhaupt eine Prepaidkarte gekauft habe. Nicht bewußt war mir, daß ich bei meinem DSL-Tarif bei 1 & 1 (Doppel-Flat mit 6 MBit) eine kostenlose mobile Flat inklusive hätte, das heißt, ich könnte für die 30.- Euro, die ich seit Jahren zahle, gleichzeitig mit dem Handy mobil kostenfrei ins deutsche Festnetz telefonieren, (in Handynetze für 9,9 ct/min). Niemand sagt einem so etwas. Daß ich, wenn ich schon mal etwas anpacke, es dann zuerst IMMER falsch anpacke, ist gängige Lebenserfahrung, die mich dennoch bei jedem neuen Reinfall so verblüfft, als wüßte ich nicht darum. Insgesamt habe ich die letzten 4 Stunden ergebnislos in den Wind geschossen und bin mental breitgeklopft. (Karfreitag, 18. April 2014)


Ich habe ein Tablet gewonnen

Der Paketbote brachte mir eben den Tablet Samsung Galaxy Tab 3 (7 Zoll), den ich bei einem Gewinnspiel gewonnen hätte, sagt 1 & 1, wo ich meinen DSL-Vertrag habe und meinen Bruder als Kunde gewinnen konnte, der nun in den Genuß des Gerätes kommen soll, weil ich selbst mich von solchen mobilen Geräten fernhalten will. Es ist gerade einmal 1 Monat her, daß ich für meinen Base-Vertrag nichts mehr zahlen muß. Dessen Kündigung gestaltete sich dramatisch und wirr. Man hat es insgeheim so gedreht, daß ich aus ihm nicht entlassen worden bin, sondern jetzt quasi als Standby-Kunde erhalten bleiben mit einem Call-by-Surf-Tarif, bei dem, wenn ich konsequent bin und das Base-Handy auseinandergebaut lasse, keine Kosten mehr anfallen. Nach den 2 Jahren mit einer Monatsmiete von 17 Euro inklusive Internetflat kündigte ich den Vertrag. Daraufhin wurden monatlich 10 Euro abgebucht. Auf Nachfrage hieße es, der Mietvertrag sei zwar abgelaufen, die Flat laufe jedoch weiter. Im Januar wandelte die Base-Tante nach gehörigem Bitten & Betteln die Flat ins besagte Call-by-Surf-Dingens um; und seit März bleche ich auch die 10 Euro nicht mehr. Diese Erfahrung eines Handyvertrages, der so widerspenstig und zäh zu lösen war, erschreckte mich. Auf das bißchen Herumgespiele unterwegs kann ich locker verzichten, da ich mit dem Kindle gut bedient bin. Mein Bruder hatte den Vertrag bei 1 & 1 übrigens noch stornieren können bzw. müssen, weil das DSL in seiner Wohnung nicht ankam. Da war ich bei der der Kundeaktion angegliederten Gewinnaktion schon automatisch dabei.


Bierverkostungen (4)

Diesen vierten Teil schiebe ich chronologisch inkorrekt dazwischen (geschrieben am 28. August 2014). Anstoß, mal über die von mir bevorzugten Biersorten (Jever, Warsteiner herb, Holsten herb, alle Weizenbiersorten, Breznak Schwarzbier, Köstritzer Schwarzbier, böhmische Pilse u.v.m.) hinauszutrinken war diese Dokumentation, die meine Welt/Biersicht komplett geändert hat. In einem Forum, wo in Hinsicht auf hiesige Biere von "deutscher Einheitssoße" geschrieben wurde, anwortete ich: "Inzwischen gibt es auch bei deutschen Brauereien Ansätze zur Diversifikation. Köstritzer braut mit dem Kellerbier, dem Witbier und Pale Ale neue Sorten. Aber es ist nur ein Tröpfchen auf den heißen Stein. Gehe mal in einen hiesigen Getränkemarkt und frage nach einen IPA (Indian Pale Ale). Grausam. Immerhin konnte ich mit Erdingers Pikantus und Schneider Weisses Unser Adventinus zwei Weizenstarkbiere kennenlernen, die auch im hundsgemeinen Supermarkt wie netto angeboten worden waren, wenn auch nur als Sondersortiment.


Bierverkostungen (3)

16.16 Uhr: Heute besuchte ich zwei Getränkemärkte der Marke "Löschdepot" (Probstheida und Könneritzstraße) mit dieser Ausbeute. Die gestrigen Biere hatte ich nicht fotografiert. Vom vorgestrigen Einkauf in Rückmarksdorf (DGS - Haus der 1000 Biere) sind noch die drei großen Flaschen Pale Ale übrig, welche ich heute voraussichtlich noch unangetastet lassen werde. Beim besser bestückten Löschdepot in der Könneritzstraße ergatterte ich wieder drei Ales (auf dem Foto links). Nun denn, zunächst erstmal in den Kühlschrank mit den Rackern, bis ich sie später einzeln verlinke und vertrinke... 18:11 Uhr: Beginnend mit dem Anchor Brewing Liberty Ale aus San Francisco (355 ml, 5,9% Alkohol). Als es 1975 in den USA gebraut wurde, war es "das erste moderne amerikanische Indian Pale Ale seit dem Ende der Prohibition im Jahre 1933." Man schmeckt deutlich den Hopfen, angenehm würzig und kräutrig. Ein prima Bier! - 18:41: Gutmann Hefeweizen (500 ml; 5.2% Alkohol). Sehr trübes, helles Bier, das sahnig schmeckt und hefebetont ist; man sich etwas Gutes damit tun. - 19:20 Uhr: BIeRICIANA (33o ml, 5,1% Alkohol) von Schneider Bräu (Weissenburg/Bayern). Sehr würziges, hopfiges Bier (Simcoe-Hopfen), bei dem ich deutlich Grapefruit hervorschmecke. 19:51 Uhr: Das vierte Bier ist Störtebecker Pilsner (500 ml, 4,9% Alkohol): Ein Pilsener halt. Nach den beiden Pale Ales eben dürfte ich es vielleicht gar nicht probieren. Kaum herb, schon süffig. 20:27 Uhr: Weltenburger Kloster, ein Märzenbier mit 5,5% Alkohol. Mir fällt das nix Besonderes auf & ein.


Bierverkostungen (2)

Während ich gestern eine Verkostung von Pale Ale machte, widme ich mich heute einem bunten Mix an Bieren, welche ich noch nie trank und welche ich aus dem Globus- Supermarkt im Sachsenpark holte, der mir normalerweise zu abgelegen ist. Als erstes ein Duckstein Weizen Cuvee. Duckstein trank ich überhaupt noch nie, was in erster Linie an dem höheren, alltagsuntauglichen Preis liegt; momentan ist mir jedoch nach Geldausgeben und Herumprobieren. Dieses Weizen, bei dem zwei Aromahopfen verwendet wurden (Perle und Saphir), rechtfertigt den Preis nicht. Ich konnte es kaum vom Oetinger unterscheiden. Flasche numero zwei ist Fattigauer Bier Halbstark, ein Biobier mit nur 2,7% Alkoholgehalt. Ein mildes Bier, das angenehm auf der Zunge nachprickelt und das die Biercommunity wegen des Etiketts besonders mag. Bei der dritten Flasche handelt es sich um das im vergangenen Jahr auf dem Markt gebrachte Köstritzer Kellerbier. Bernsteinfarben trüb, man schmeckt das Röstmalz, markante Säure, etwas trocken im Nachgeschmack, was mit bei einem Bier zum ersten Mal auffällt. Tolles Bier. Das vierte Bier dieses Abends nennt sich Franziskaner Royal Royal Weissbier und kommt ziemlich fruchtig daher. Sowohl vom Geruch und Antrunk her bananig. Deftige 6% Alkohol, bleibt aber mild und sämig. (3. April 2014)


Bierverkostungen (1)

Gestern: Kürzlich schrieb ich, daß ich noch nie in meinem Leben Bier der Brauart Ale getrunken habe, was so zwar nicht stimmen kann, weil ich dieses Bier während meines Londonaufenthaltes 1991 sicherlich in dem einen oder anderen Pub getrunken haben muß. Gleichwohl ist das 23 Jahre her. Heute nahm ich den etwas weiteren Weg von Sellerhausen ins Löwencenter (Leipzig-Rückmarsdorf) auf mich (Buslinie 131), um das Haus der 1000 Biere aufzusuchen. Heute Abend gibt es also eine Pale-Ale-Verkostung. Diese sechs Flaschen kosteten übrigens knapp € 26,30. Es handelt sich um diese Sorten: "Fullers India Pale Ale", "Black Sheep Ale", "Störtebecker Atlantik-Ale", "Duvel Belgian Golden Ale", "Sierra Nevada Pale Ale" und "Bass Pale Ale". Rückzu wollte ich statt des Busses schon das Fahrrad nehmen. - Heute: Von den sechs Flaschen Pale Ale schaffte ich lediglich drei und mit 930 ml nichtmal die Hälfte. Es ist aber auch starkes Zeug! Das "Sierra Nevada Pale Ale" (35 cl) ist, wie jemand schrieb, ein guter Kräutertrunk, sehr würzig. Das "Duvel Belgian Golden Ale" (33 cl) ist stark und geradlinig, ein Zugpferd von Bier; das "Bass Pale Ale" (25 cl) hinterließ keinen nennenswerten Eindruck. Ehrlicherweise muß ich gestehen, daß das Kapitel damit, auch wenn noch die drei anderen Pale Ales zu trinken sind, für mich abgeschlossen ist. Der Beschaffungsweg ist mir zu aufwendig und der Preis mit 3 bis 4 Euro pro Bottle zu hoch. Lieber greife ich dann zu den erst jüngst kennengelernten Weizenstarkbieren: Erdingers Pikantus und Schneider Weisses Unser Adventinus, sehr wirkmächtige und charakterstarke Biere. (3. April 2014)


Finger 2014, Part Two

5,5 Stunden wegen des Termins um 12 Uhr in der Ambulanz aushäusig gewesen. Über eine Stunde gewartet. Dann eine Überraschung. Anstelle der Stack-Schiene gäbe es neuartigere Schienen, mit denen die andere Gelenke des Fingers weniger immobilisiert würden. Leider seien diese der Klinik noch zu teuer. Der Chirurg hatte einige Probeexemplare, doch keine in der passenden Größe für meinen linken kleinen Finger. Als work around schickte er mich in die Physiotherapeutische Abteilung, in der allerlei Gestelle und Schienen für ruhig zu stellende Extremitäten gebastelt werden. Der Versuch, mir eine paßgenaue Schiene nachzubauen, scheiterte an der mangelhaften Stabilität. Kein Problem, wenn es sich um einen der größeren Finger gehandelt hätte. Folglich wurde wieder auf die Stackschiene zurückgegriffen, diese jedoch etwas gekürzt, so daß weniger Oberfläche verdeckt ist und folglich weniger Haut mazeriert werden kann. Außerdem ist sie mit einem Klettverschluß fixiert, so daß ich täglich nicht mehr mit Pflasterwechseln zu kämpfen habe. Bis zum 5. Mai zunächst bin ich krank geschrieben - 6 Wochen! Vorher gibt es keinen weiteren Ambulanztermin. Der Fixpunkt ist mit Bedacht gewählt, weil die Lohnfortzahlung wegfällt und die Krankenkasse mit Krankengeld einspringt, was - mir graut schon jetzt davor - wiederum mit undurchsichtigem Hinundhergerenne zwischen Personalabteilung und Krankenkassenbüro einhergehen wird. 10 Wochen muß die Schiene dran bleiben bzw., so schockte mich der Chirurg gleich zu Beginn der Sprechstunde, weite man neuerdings auf 12 Wochen aus. So kann es also durchaus sein, daß ich bis zum 16. Juni zuhause herumsitzen muß. - Als ich 14 Uhr endlich in der Straßenbahn Richtung Innenstadt saß, schwirrte mir der Kopf. Schwer gereizt wäre ich im Falle eines Waffenbesitzes unweigerlich Amok gelaufen. Kaum sitzt man nämlich, schwappt einem die Geräuschkulisse an die Ohren. Laut miteinander quatschende oder telefonierende Leute, kreischende Babys und heute als besonderes Schmankerl eine herumkrakeelende Psychopathin. Mit Lesen wird es, wenn man ohnehin schon hypernervös ist, nichts. Vertane Zeit, über die ich mich noch als Bonus (oder Malus?) totärgern durfte. Da der Tag offensichtlich im Arsch ist, brachte ich den Krankenschein sofort zur Krankenkasse und quälte mich durch mehrere Geschäfte, um den Nudel-, Frikadellen-, Wasser-, Fruchtquark-, Gewürz- und Biervorrat aufzufüllen. (25. März 2014)


Finger 2014, Part One

Vor fast genau 1 Jahr, am 17. März 2013 ereilte mich eine Strecksehnenruptur eines Finger der rechten Hand. Ich berichtete darüber hier, hier, hier, hier, hier und hier. Dadurch war ich 10 Wochen krank geschrieben. In der vergangenen Nacht riß die Strecksehne meines linken kleinen Finger, währendessen ich - analog zum letzten Mal - das Bettlaken eines Patienten einspannen wollte. Ich komme eben aus der Zentralen Notaufnahme des St. Georgs Leipzig und trage diese Schiene. Der D-Arzt schrieb mich zunächst bis zum Dienstag krank. Am Montag früh muß ich mit der chirurgischen Handambulanz der Klinik einen Termin zur fachärztlichen Weiterbehandlung machen. Vermutlich läuft alles wie vor zwölf Monaten. Es ist grauenvoll! 10 Wochen zur Untätigkeit, zum zuhause Herumsitzen verdammt. Man könnte lesen. Wenn man könnte. Ich muß diese Situation erst einmal verdauen. Mich schrecken weniger die im Gegensatz zum Vorjahr bekannten Schwierigkeiten eines Lebens mit einer Fingerschiene (Abwasch, Körperwäschen, Toilettengang, Schuhe zubinden usw.); vielmehr macht mir die Tatsache zu schaffen, daß ich dem Arbeitsteam erneut für so lange Zeit verlustig zu gehen drohe. Beim ersten Ambulanztermin werde ich mich genau erkundigen und darauf hinwirken, daß ich vielleicht doch irgendwie weiter arbeiten kann. Freilich ist eine Arbeit am schwerkranken Patienten nur schwer vorstellbar - und wir haben einige davon. Es wäre eine Dauerbelastung, bei der ständig die Gefahr drohte, daß die Schienenfixierung verrutscht oder sich löst. Ich sitze also sehr deppert und geschockt zuhause und bin zudem durch die letzten zwei Nachtschichten belastet, also erschöpft und aufgedreht zugleich. (22. März 2014)


Ein Gefühl der Mulmigkeit

Während ich mich durch den Politikteil der ZEIT lese - in den ersten fünf Seiten geht es ausschließlich um Rußland, Putin, die Krim, Wirtschaftssanktionen - steigt der Mulmigkeitsfaktor. Je mehr manche betonen, daß es doch nie zum Krieg kommen könne, desto übler wird mir. Sage niemals nie. Ich halte alles für möglich und als Pessimist freilich das schlimmere Szenario. Die Welt war immer schon durchgedreht; nun aber kreiselt sie in einem Tempo, welches einem den Magen umdreht, sobald man morgens die Augen geöffnet hat. Hoffentlich erlebe ich noch viele, viele Morgen, an denen ich dies tun kann- nur mit dieser Angst und nicht mit einer Situation, die sie gerechtfertigt hätte. (21. März 2014)


März 2014

Die Lektüre der ZEIT darf ich nicht so hastig angehen, weil nämlich dann eine Lücke entsteht, wenn ich bereits Sonntag oder Montag mit ihr fertig bin, so daß ich mich an restlichen Tagen vor der nächsten Ausgabe regelrecht langweile. "Du könntest doch ein Buch lesen", höre ich da. SO weit bin ich noch nicht, nicht wieder. Meine Leseblockade begann am 17. Oktober 2013 mit dem Tod meiner Mutter, wovon ich mich bis dato nicht erholt habe. Seitdem ist mir der Schädel verquirlt und jedwede Lust auf fiktionale Texte entschwunden. Zu schwer ringe ich mit der Realität, mit dem Alltag, mit mir selbst. Ich nehme, was ich kriegen kann. Als mich vor 4 Wochen die Lust auf Zeitungslektüre ereilte, nutze ich den Impuls und stürzte mich auf die ZEIT, eine alte Liebe. Mangels Kenntnissen bleiben mir englischsprachige Medien, wie sie Freund Köllerer schätzt, verwehrt.


LIFE-Studie

Gestern nahm ich an der LIFE-Studie der Universität Leipzig zu Zivilisationskrankheiten teil. Von 10 bis 14.30 Uhr ging es hintereinander weg, und zwar zackzack, bestens organisiert. Zunächst wurden 120 ml Blut für serologische und genetische Untersuchungen abgenommen. Für die Urinprobe durfte man glücklicherweise Hand an sich selber legen. Danach ein kurzes Frühstück. Es folgten ein Interview zur persönlichen und Familienanamnese, ein 3D-Laser-Ganzkörperscan, Ruhe-EKG, diverse, sich wiederholende Blutdruckmessungen an Armen und Beinen, nochmals Vermessungen am Körper per Hand. Eine Handkraftmessung, unterstrich ein entscheidendes Defizit der rechten Hand, das auf die Fingersehnensache vom Frühsommer zurückzuführen ist, bei der eben der 4. Finger kontrahiert ist und ich seitdem nicht mehr ordentlich zugreifen kann. Zwischendurch wurde man immer wieder an den PC gelotst, wo es sich durch zirka 20 Fragebögen durchzuklicken galt, die alle Aspekte des persönlichen Lebens (Essen, Schlafen, Verhalten usw.) streiften. Ein Ultraschall der Halsschlagader würde ein erhöhtes Risiko auf Schlaganfall zeigen. Auf diesen Befund bin ich sehr gespannt. Eine zweifache Augenhintergrunduntersuchungen folgte. Am Schluß dann noch ein Pricktest, um Allergien auszuschließen. Und zuallerletzt ein Riechtest, bei dem man 12 Gerüche erraten sollte; mir gelangen 8. Ich vergaß einige Konzentrationstest auf Papier und am Bildschirm, bei denen ich deutlich das Gefühl hatte, zu versagen und kognitiven Beschränkungen unterworfen zu sein, die ich in dieser Ausprägung bisher nicht wahrhaben wollte. Als Trost konnte ich bei einem Wortschatztest glänzen, was gewiß in meinen Erfahrungen als Vielleser begründet liegt.


RIP Walter Jens

RIP Walter Jens. Als Seminarist erlebte ich ihn in den 80er Jahren in Magdeburg bei einem Vortrag, der mich als frommer Jugendlicher insofern beeindruckte, als es da jemanden gab, der außerhalb der katholischen Sphäre etwas zu sagen hatte, dem man gebannt zuhörte, dessen Sprache und Eloquenz man bewundern konnte. Innerhalb der Kirche - und wir lebten eben hermetisch abgeschlossen - waren wir von Kindesbeinen an gute Prediger, zeremonielle Gesten, sprachliche Besonderheiten gewohnt. Walter Jens jedenfalls war zu jener Zeit einer, der mir als unbedarfter Theologieaspirant an einem Abend mächtig imponierte und den Wunsch schürte, Sprache einst ebenso handhaben zu können. Da ich nie studierte, verfüge ich lediglich über eine Handvoll solcher 'akademischen Erlebnisse", die sich ob ihrer Seltenheit wohl tief in mir verankert haben und die ich sehr aus der Erinnerung heraufhole. (10. Juni 2013)


Finger (6)

Am Mittwoch werde ich insgesamt 88 Tage nicht gearbeitet haben. Ab Donnerstag soll es wieder losgehen. Der letzte Arbeitstag war in der Nacht zum 17. März. Danach 71 Krankheitstage wegen der Fingersehnenruptur, angeschlossen von 17 Urlaubstagen. Erst vor 5 Tagen entfernte ich die Fingerschiene, die ich schon vor 15 Tagen hätte abmachen können/sollen. Aber ich dachte mir: da du Urlaub hast, kannst du das Anwachsen der Sehne noch mit einigen Tagen mehr samt Orthese absichern. Mich wundert, daß kein Kontroll- und Folgetermin beim Facharzt vorgesehen war, der nach Abstand von 1 oder 2 Wochen den Zustand der Heilung beurteilt. Nach einigen Tagen ist der Finger geschwollener (ödematöser) als während der Fixierung. Ich belaste ihn nur sehr, sehr zögerlich. Als ohnehin skrupulöser und hypochondrischer Mensch sehe ich Schreckenszenarien als wahrscheinlicher an, als den 'guten Verlauf' anzunehmen. Und so beobachte ich mit Argusaugen die Lage und weiß sie nicht einzuschätzen, weiß nicht zu sagen, ob alle heilungsgerecht verläuft oder Anlaß zur Sorge besteht. Die Sorge ist jedenfalls vorhanden, so daß ich gerade einen Ambulanztermin für kommenden Montag vereinbarte. Nach den vier Arbeitstagen, die dann hinter mir liegen werden, wird der Finger zudem den Belastungen der Nachtdienste auf Station ausgesetzt gewesen sein und die Situation vermutlich klarer erscheinen. Was kann passieren? Falls alles im Lot, weiter arbeiten und die langsame Normalisierung erwarten. Falls die Sehne nicht funktioniert, vermutlich eine operative Maßnahme - entweder zur zweiten Chance, die Sehne anwachsen zu lassen, oder zur Versteifung des Gelenks. Dieses Szenario bedeutete eine erneute wochenlange Auszeit. Mein Unsicherheit und das Unvermögen, den physiologischen oder eben pathologischen Befund JETZT ab/einzuschätzen quält selbstverständlich, wird aber spätestens am nächsten Montag vom Chirurgen beim Ambulanztermin geklärt und beendet. Vorm Donnerstag als Arbeitsbeginn habe ich ziemlichen Bammel; denn es ist eine zweifache Belastung: nach sehr langer Zeit wieder ins Arbeitsleben einzusteigen UND den Finger den physischen Belastungen unterziehen zu müssen. (10. Juni 2013)


Spott und Häme

So gerne auch ich lästere und spöttele, frage ich mich doch, wie sehr der durch soziale Netzwerke exponentiell verbreitete Spott und die Häme unsere Kommunikation, Wahrnehmung, Einschätzung und später die Erinnerung beeinflußen. Als sich gestern Lena bei der Punktevergabe des ESC verhaspelte, konnte man das gut verfolgen. Wir sind Menschen, wir machen Fehler. Mehr oder weniger gravierende und folgenreiche. Die meisten sind verzeihbare Sünden, die am besten mit Güte und Schweigen bedeckt werden sollten. Aber in unserer Zeit schreien die Menschen nach Transparenz. Der Vorteil ist, daß gesellschaftsschädigende oder Einzelpersonen schädigende Vergehen ans Tageslicht kommen (Steuersünden, Plagiate, Korruption usw.) Andererseits aber schmiltzt die Privatsphäre, nisten sich das Böse, Kleinkariertheit, Häme und Schadenfreude in uns ein und vergiften den Blick auf die Welt, lassen uns nie mehr unvoreingenommen sein, verwischen Güte und Geduld und verachten Verzeihung und gnädiges Vergessen. Genau das ist mein Eindruck: Wir befördern einen Zustand der Vergiftung, des Verächtlichen. Die Skandalisierung jedes Ereignisses, gerade auch des banalen, entfacht in mir ein inneres Wachsamwerden, das ich als Schutzmechanimus begreife, um nicht vom Negativen so vereinahmt zu werden, daß ich gezwungen sein würde, bei der Sonne stets die Flecken zu bekritteln, anstatt ihre Strahlen zu bewundern und zu genießen. Dobelli, dessen zwei Bücher über unsere Denkfallen ich kürzlich las, spricht von einem Informationsterror, der uns eher hemmt und wirr macht. Mich spricht die postulierte Askese an, sich auf essentielle Informationen zu beschränken, den Blick von der Breite in die Tiefe zu richten. Zwar verfügt unser Gehirn über die bewunderungswürdige Fähigkeit, Negatives zu vergessen und Erinnerungen immer mehr in ein uns angenehmeres Bild umzuformen, aber manche Eindrücke sind erstaunlich resistent und verhunzen wohl auf ewig die Meinung, die ich von einem bestimmten Menschen oder einer Ereignis haben. Für mich pinkelt Ernst August weiterhin an den Pavillon. (19. Mai 2013)


Finger (5)

Ich schieße den Vogel ab. Mir war nicht bewußt, wann der nächste Urlaub stattfindet. Kurioserweise fügt sich das so, daß ich weiter bis zum 26. Mai krank geschrieben wurde (+2,5 Wochen) und sich der nächste 2-wöchige Urlaub unmittelbar anschließt, so daß ich erst wieder in 4,5 Wochen arbeiten muß. Nächster Ambulanztermin am Freitag, dem 24. Mai. An diesem Tag wird die Fingerschiene entfernt werden. Und im folgenden Urlaub kann ich dann streßfrei den Finger testen und sukzessive belasten. Perfekt! -- Nervenaufreibend ist die bürokratische Hürde, die eine Krankheit mit sich bringt, die länger als 6 Wochen dauert. Ende der Lohnfortzahlung bedeutet dann Pingpong zwischen Personalbüro des Arbeitgebers und der Krankenkasse. Glatt läuft diese Zettelwirtschaft nie. Mehrmaliges Nachfragen und Hin- und-her-Gerenne, welche Zettel genau wann wie wohín abzugeben sind. Das Bürokratendeutsch der Schreiben entziffern, was, wie ich erfahren habe, durch geduldiges Brüten und Meditieren über den verschlungenenen Sätzen gar nicht übel gelingen kann. Am schlimmsten war heute die Frage nach einer Vollmacht für den Krankengeldzuschuß, die ich nur durch zweimaliges Nachhaken, einmal vor Ort und einmal per Telefon, beantworten konnte. Somit bin ich nun beruhigt, wie immer, wenn der nächste Schritt genau definiert ist - der übernächste muß es nicht sein! -- Ein gänzlich ungewöhnlicher Tag für mich heute. Bis Mittag die in den Vorpostings beschriebenen Sachen. Seit 13 Uhr mit Vater und Bruder unterwegs gewesen. Wir besuchten u.a. das Dorf, in dem meine Oma lebte und ich einen Großteil meiner Kindheit verbrachte. Seit ihrer Beerdigung, also seit 10 Jahren, war ich nicht mehr in Großwölkau gewesen. Am eindrücklichsten, wie sehr sich in wenigen Jahren Umgebungen verändern können. Markante Bäume, die gefällt, neue, die löblicherweise hinzugepflanzt wurden. Sehr viele Felder und bebaute Flächen sind verschwunden und bilden nunmehr Wiese. Gehöfte haben sich verändert, Häuser wurden neu errichtet. Auch die Verwilderung mancher Gartenanlagen. Ich sah dies sowohl mit etwas Wehmut als auch mit Freude, wie vor Leben strotzend und nicht tot zu kriegen dörfliches Leben sein kann. (8. Mai 2013)


Finger (4)

Erleichtert, weil eines der Dinge, die einem niemand sagt, nachgeholt wurde. Ein Arbeitsunfall muß durch den betrieblichen Inspektor für Arbeitssicherheit erfaßt werden. Ich hatte Bedenken, daß es fünf Wochen nach dem Ereignis dazu hätte zu spät sein können, doch ein Anruf erledigte dieses Versäumnis soeben. - Mit meinem geschienten Finger stand immer die Frage der halben Arbeitsfähigkeit im Raum. Voll einsatzfähig wäre ich nicht gewesen, Arbeiten am Patienten nicht ratsam; aber Akten heften, Computer bedienen, Tablette richten schon. Ein Anruf klärte gerade dieses Ungewißheit. Einen Schonplatz gibt es nicht, ich muß die Zeit weiterhin krank zuhause bleiben. Gestern waren es 5 Wochen, der nächste Ambulanztermin ist am 8. Mai, also in 2,5 Wochen. Das geht natürlich zuungunsten der ungelesenen Bücher.


Ein Kon-Tiki-Abend

Ein sehr aufregender Nachmittag und Abend. In der Straßenbahn traf ich die Frau wieder, in die ich mich als 17-jähriger als zweite verliebte und die ich zuletzt vor 5 Jahren gesehen hatte. Seitdem kein Kontakt und auch vorher nur sehr sporadisch und sehr kurz. Die Wiedersehensfreude auf beiden Seiten groß, ebenso der Redebedarf. Immerhin verband uns über mehrere Jahre hinweg eine Jugendfreundschaft. Allerdings sind seither 25 Jahre vergangen. Man wußte voneinander die groben Daten: Familienstand, Kinder, Beruf, Wohnort. Wer mich kennt und um meine Problematik weiß, wird sofort sehen, wie einschneidend und herausragend ein solches Wiedertreffen ist. Denn durch meine soziale Abschottung sind Ereignisse jenseits der beruflichen Tätigkeit und des allein zuhause verbrachten Restlebens absolut selten und daher eben aufwühlend, wenn sie einmal alle Jubeljahre stattfinden. Wie auch immer. Wir tranken einen Kaffee und brachten uns auf den neuesten Stand. Anschließend - und gleich das zweite exorbitante Phänomen dieses Tages - fuhren wir ins Grassi-Musem zu einem Vortrag und Filmabend. Um die Dimensionen klar zu machen. Zuletzt im Kino war ich vor 5 Jahren. Zur letzten Veranstaltung vor vielleicht 7 oder 8 Jahren. Gezeigt wurde der Originalfilm der Kon-Tiki-Expedition von Thor Heyerdahl, der 1951 den Oscar als bester Dokumentation gewann. Den Vortrag hielt und die Fragen beantwortete Halfdan Tangen jr. vom norwegischen Kon-Tiki-Museum. (10. April 2013)


Der alltägliche Wahnsinn

Heute vormittag in der Handambulanz gewesen. Weiter krank geschrieben bis 21. April. Danach herumgereist - ihr wißt, ich bin autolos und muß alles mit der Straßenbahn abfahren oder zu Fuß bewältigen -, um die Krankenscheine loszuwerden. Einkäufe gemacht, auf der Bank gewesen, weil mir die Abbuchung von 18,50 Euro spanisch vorkam. Dies klärte sich durch die Tatsache, daß die Spardabank seit Januar Kontoführungsgebühren erhebt, wovon ich nichts mitbekommen hatte. Sparda hatte sich in der Vergangenheit als reine Privatanlegerbank stets mit einem gebührenfreien Girokonto gebrüstet. Tempus passati - wie überhaupt eben überall gespart werden muß, Leistungen zusammmengestrichen werden und die Welt sowieso strikt den Bach heruntergeht. Übrigens muß man, um die Kontogebühren zu umgehen, lediglich Sparda-Mitglied werden - diese einmaligen 52 Euro waren mir natürlich wert. Um 11 Uhr sank ich, psychisch derangiert, in den heimatlichen Sessel und verzog mich nach der Haushaltsbuchabrechnung für März und einem Imbiß ins Bett, in dem ich nur sehr, sehr langsam zur Ruhe kam, um dann gegen 16 Uhr endlich die Unrast der ersten Tageshäfte überwunden zu haben. Seitdem der Versuch, das Lesepensum freundlich zu gestalten. Heute Abend Bierabend mit meiner "Pflegerunde" - 6 Freunde, die sich seit ihrer Ausbildung zum Krankenpfleger von 1991 bis 1994 regelmäßig treffen und auch zu alljährlichen Fahrten in Böhmische Schweiz aufraffen zwecks Wanderung nebst gastronomischen Höchstleistungen, die Böhmische Küche und Braukunst ermöglichen. (5. April 2013)


Finger (3)

Der zweite, etwas aufwändigere und kompliziertere Abwasch gelang. Mein ruhig zu stellender Finger mußte neu verbunden werden; das Pflaster lockert sich fast unmerklich und garantiert so keine konsequente Streckung des Gelenkes zwischen Fingermittel- und Fingerendglied des 4. Fingers der rechten Hand mehr. Trotzdem eine knifflige Situation, wenn man die Schiene abgebastelt hat und das an ihr verflixt gut klebende Pflaster abpopeln muß; dann Reinigung der Gerätschaften und des mazerierten Fleisches, Trocknung und Neuanbringung. Wenn man instruiert wird, an keinen Elefanten zu denken, kriegt man ihn nur schwer aus dem Sinn. Ebenso verhält es sich, wenn man das Fingergelenk keinesfalls beugen darf. Zum Verrücktwerden! Nun, der Chirurg sagte, daß im worst case das Gelenk künstlich versteift werden könne, wenn es nämlich nicht gelingen sollte, daß die Fingersehnen wieder zueinanderfinden zu lassen. Möge nur der Tod sie weider trennen!


Finger (2)

Ungefähr 12 Wochen lang muß ich die Fingerschiene tragen. Sie ist mit bloßem Pflaster fixiert, welches man regelmäßig wechseln muß. Von entscheidender Bedeutung bei der Heilung ist der korrekte Sitz, der eine Beugung des Fingergliedes strikt zu vermeiden hat, damit die getrennten Enden der Strecksehne zusammenfinden und -wachsen können. Fatal dabei ist, daß, wenn die konsequente Streckung einmal mißlingt, der Heilungserfolg zunichte gemacht wird und der Prozeß von vorne losgeht. Die ersten Tage schielte ich also ziemlich angespannt und schrecksam auf die Schiene. Mittlerweile gelingt die tägliche Neufixierung besser. Der Mensch ist ein außerordentliches Wesen - lern- und anpassungsfähig; er erlernt neue motorische Bewegungsabläufe, er gewöhnt sich an neue Verhaltensweise, die notwendig werden, wenn man Handhabungen plötzlich nicht mehr mit der rechten Hand ausführen darf, sondern nurmehr mit der linken. Krank geschrieben bin ich zunächst bis zum 5. April. Prinzipiell bin ich zu allen Arbeiten in der Lage, die die den Sitz der Fingerschiene ungefährdet lassen. Ich habe sofort meine Bereitschaft erklärt, wieder arbeiten zu gehen, indem ich diejenigen Arbeiten auf Station ausführe, die den Finger schonen. Arbeiten am und mit dem Patienten sind nahezu ausgeschlossen; aber es gibt, denke ich, ausreichend andere Möglichkeiten, so daß ich die 12 Wochen hoffentlich nicht komplett zuhause verbingen muß. Die ersten fünf Tage sind vorüber. Bestimmte Verrichtungen sind sehr schwer (Toilettengang), andere ziemlich unmöglich (Abwasch). Wie sehr das Glück auch & gerade an der körperlichen Unversehrtheit hängt! (22. März 2013)


Finger (1)

Ich komme aus der Zentralen Notaufnahme (ZNA) des St. Georg in Leipzig. Im letzten Nachtdienst machte es beim Betten eines Patienten im 4. Finger der rechten Hand "Kkkrch". Zunächst dachte ich, der Finger wäre ausgerenkt gewesen, hätte sich aber gleich wieder eingerenkt, eben weil nichts weh tat. Als ich dann nachmittags aufwachte, war das Ödem immer noch da, eine Fehlstellung des Fingergliedes erkennbar und ein diskreter Dauerschmerz vorhanden. Also ZNA. Röntgen: nichts gebrochen. ABER: Es wäre wohl eine Sehne abgerissen, weswegen der Finger mehrere Wochen lang mit einer Schiene auskommen müsse. Vorstellung in der kommenden Woche in der Handambulanz des St. Georg. Gilt ja als Arbeitsunfall. ... [Später] ... Als ich vorhin einen Termin in der Handambulanz des St. Georg machte, sprach die gestreßte Schwester von einer eventuellen OP. Da ausgerechnet die rechte Hand betroffen ist, wäre das schlimmer als eine bloße Schiene ohne aseptische Wunde. Termin: Mittwoch 12 Uhr; ich solle mir aber sehr, sehr, sehr viel Zeit mitbringen zwecks Warten. Naturgemäß bin ich aus dem Ruder und werde sehen, ob ich JETZT die Muße zum Lesen aufbringe; die Zeit dazu habe ich. ... [Später] ... Muffensausen. Heute 12 Uhr Vorstellung in der Handambulanz. Mehrere Stunden Wartezeit soll ich einkalkulieren. Noch völlig unklar ist, ob chirurgisch interveniert wird und ich also mit einer aseptischen Wunde werde auskommen müssen, oder ob rein konservativ eine Fingerschiene angelegt bzw. beibehalten wird, wie ich sie seit Sonntag, als ich in die Notfallaufnahme mußte, trage und wie sich solch einfache Sachen wie Abwaschen verunmöglicht und Toilettenbenutzung zur Qual werden läßt. Unklar auch, wie lange es dauern wird, wann ich wieder arbeiten kann. Heute Abend - ich schätze, daß ich nicht früher werde zuhause sein können - weiß ich mehr und berichte! (16-18. März 2013)


Cult of Less

Wer der Devise "Höher, schneller, weiter" mißtraut und sein Leben einfacheren und weniger stressigen Bedingungen anpassen will, wird dem Gedanken des Downsizings begegnen, des Abspeckens seiner materiellen Ansprüche und seines Besitzes. Inzwischen gibt es viele Formen, wie man einem solche Prinzip folgen kann. Beim Cult of Less versucht man, mit möglichst wenigen physikalischen Besitztümern auszukommen. Durch Internet und moderne Medien sind CD-Sammlungen obsolet geworden. Fotos lassen sich digital verwalten, und Bücher, wenn man will, als "unsichtbare", raumsparende E-Books. Minimalistische Lebensformen faszinieren mich seit frühester Jugend. Einer der bekannten Vertreter des "Cult of Less" ist Kelly Sutton, der auf seiner Homepage die Dinge auflistet, die er besitzt oder veräußern will. Vor vielen Jahren hörte ich von Anne Donath, die nur wenige Monate im Jahr arbeitet und den Rest in einem Minihäuschen auf einem Grundstück ohne Strom lebt. Radikalere Minimalisten reduzieren ihren Besitz auf nicht mehr als 15 Gegenstände. Moderatere setzen sich 100-Dinge als Ziel getreu dem Prinzip: Reduce (some stuff) - Refuse (more new stuff) - Rejigger (life priorities). Ein Video von 'Welt der Wunder' gibt einen Einblick in den neuen Minimalismus. Rainer Langhans lebt auch heute spartanisch in einer 1-Zimmer-Wohnung. Sehr gespannt wäre ich, Näheres darüber zu erfahren, wie er ohne Kühlschrank auskommt. Erwähnen muß ich noch Mr. Minimalist, der über sein Leben mit möglichst wenig Besitz berichtet.


10 Stunden Schlaf

In den letzten beiden Wochen ging es mir insofern gut, als ich bei nur 4 Arbeitstagen dann 3 freie Tage zur Verfügung hatte. Damit ist erstmal Schluß. Die nächsten 4 Wochen sind im Rhythmus 5-2 zu absolvieren. Und bis zum nächsten Urlaub noch 12 Arbeitswochen. Die Dienste selbst empfinde ich als positiven Kontrast zu dem, was die Kollegen erleben und berichten. Merkwürdigerweise schlauchen sie mich aber wohl doch, sonst käme es nicht zu dieser Erschöpfung. Momentan schlafe ich täglich 10 Stunden. Meine Kollegen selbst meinen, daß das kein Leben mehr zu nennen sei. Seltsame Dichotomie: psychisch bekommt mir der Dauernachtdienst recht gut, physisch offenbar nicht, sonst bräuchte ich keine 9 bis 10 Stunden Schlaf zur Regeneration. (16.1.2013)


CHKDSK

Es ist unglaublich. Auf einem USB-Stick ließen sich zwei Verzeichnisse nicht ansteuern und löschen. Erst die Rückbesinnung auf alte DOS-Befehle - besonders chkdsk -, wofür ich erst wieder Wissen reaktivieren mußte, schaffte das Problem aus der Welt. Wie gut, daß ich damals intensiv mit DOS gearbeitet habe. Freilich hätte ein Restart mit meinem Zweit-Betriebssystem UBUNTU das Problem ebenso lösen können. Nur fährt UBUNTU so langsam hoch, daß ich es mal mit einer alternativen Strategie versuchte und seit Jahren erstmal wieder die DOS-Eingabeaufforderung unter Windows XP nutzte. UBUNTU ließ ich vor Jahren durch einen einen Freund aufspielen, beschäftigt mich selber nie damit. Werde ihn gelegentlich zu einem Upgrade animieren, weil es mir sehr hilfreich bei den "Schweren Ausnahmefehlern" der letzten Wochen war. Ohne UBUNTU hätte ich meinen PC sicher überhaupt nicht mehr zum Starten bewegen können. (16.1.2013)


Multioptionsgesellschaft

Im Klassikerforum antwortete ich auf folgende Bemerkung: "Nachdem ich das Buch quer gelesen habe und bei einigen Stellen hängen geblieben bin (zum Beispiel bei Heine) stehe ich vor dem selben Problem wie gestern. Manchmal wünschte ich mir weniger Auswahl zu haben." - "In seinem Buch beschreibt Bas Kast, wie vielen unsere Multioptionsgesellschaft auch auf den Magen schlägt. Wenn das Angebot zu groß ist, sind wir einem vermehrten Streß ausgesetzt, der unser Glücksempfinden abwürgt. Das ist sicher auch ein Grund, warum manche angesichts eines stetig wachsenden SUBs stöhnen. Oder der berühmte Satz der Frau vor dem vollen Kleiderschrank: Ich hab' nichts anzuziehen. Durch diese Riesensupermärkte wie Kaufland Co rase ich deshalb wie eine gesengte Sau durch, reiße das von mir Gewünschte und Erprobte aus den Regalen, ohne großartig nach links oder rechts zu gucken. Denn wenn ich erst vor dem Käseregal anfange zu grübeln, gelange ich nie zu einer Entscheidung. Auch aus diesem Grund (und natürlich wegen der ungeheuren Preisgünstigkeit) kaufe ich vornehmlich in dem Spezialladen in der Nähe ein, weil das Angebot überschaubar ist und durch ständiges Wechsel (die Leute kaufen wie die Irren) auch der Reiz neu gesetzt wird. Eine tolle Spielwiese... (4. Dezember 2012)


Inflation

Preisschwankungen haben mir eigentlich nie zu schaffen gemacht. Die immer wieder zur Sprache gebrachte Inflationsrate erstreckte sich meinen Erfahrungen nach nicht auf den Lebensmittelmarkt. Preissteigerungen bei den von mir gekauften Nahrungsmitteln hielten sich in Grenzen, fand ich. Im letzten Jahr beobachte ich allerdings Gegenteiliges und ahne hier wesentlich dauerhaftere Entwicklung der Spirale, und zwar nach oben. Bockwürste im Viererpack (ALDI) kosteten 1,69 Euro, jetzt 1,99. Frikadellen (ALDI) ehemals 1,69, jetzt 1,99. Bei Kaufland sehe ich Schweine/Rindfleisch in der 400-g-Dose nun für 1,89 Euro statt noch 1,59 wie noch vor 1 Jahr. Hackfleisch in der von mir bevorzugten Version "Mischung Schwein/Rind" zu 300g kostete vor kurzem noch 1.13 Euro - jetzt 1,31 Euro. Brot wurde teurer. Die Packung Bauernbrot zu 500 g bei ALDI innerhalb von 2 Jahren von 0,49 auf 0,65 Euro. Gewürzfläschen vor einem Jahr noch 49 ct, heute 69 ct. So geht das weiter. Während ich in den letzten 10 Jahren seit der Umstellung auf den Euro kaum Entwickungen bei den Nahrungsmitteln sah, die ich kaufe, schnellen nun die Preis innerhalb von Monaten nach oben. Bin gespannt, ob das eine Inflation wird. (2. Dezember 2012)


Merkenswert

Ich kommentierte ein Posting von Eduard Habsburg in seinem Blog: "In Geschichte war ich immer schlecht. Gedichte konnte ich auch immer nur bis zum Abruf des Lehrers. Mir etwas merken fiel mir mein Leben lang schwer. Dafür wurde mir in den Zeugnissen stets logisches Denken bescheinigt. Auch etwas wert. Da Sie das Internet erwähnen - eines meiner Lieblingsthemen im Sinne von "Was macht es, was machen die neues technischen Errungenschaften mit uns? ... Ich bemerkte nicht erst heute, daß die Ablenkung durch das omnipräsente Netz (Leben neben dem PC) meine Konzentrations- und Lesefähigkeit beeinträchtigt, und zwar negativ. Wie eine Studie nun herausfand, besteht gar ein Unterschied zwischem dem Lesen auf einem beleuchteten und einem unbeleuchteten Display (E-Book). So fein sind die Verzweigungen. So zahlreich möglicherweise die Dinge, denen wir unterliegen oder ausgesetzt sind, die aber erst künftig herausgefunden und zur Diskussion gestellt werden. Ebenso beobachte ich bei mir eine Tendenz weg vom Schweren hin zum Leichten und vermeintlich Erträglicheren. Mit Ihrem Beitrag ermutigen Sie, sich etwas zu suchen, was einem Denkleistung abverlangt. Ich werde sehen, ob Gedichte lernen mir entspricht. Zumindest kämpfe ich mich immer wieder mal durch ein Buch, obwohl der Drang zur Aufgabe bisweilen übermächtig ist. (1. Dezember 2012)


Wodka und Verwandschaft

Eigentlich war für gestern Abend geplant gewesen, mit der Verwandtschaft essen zu gehen. Das zerschlug sich dadurch, daß das Tagespensum zu weit in den Abend hinein reichte. Es blieb beim rustikalen Abendbrot in der heimischen Küche mit nahrhaften polnischen Wurstspezialitäten und einer Division berauschender Getränke, die selbstgemachten Wein und selbstverständlich Vodka umfaßte. Das aushäusige Essen in meiner Lieblingsgartenschenke ist auf heute Nachmittag / Abend verlagert. Entfernte Verwandtschaft, aber doch willkommene, weil sie väterlicherseits rar gesät ist. Tochter und Enkelin eines Cousins meines Vaters - alles in Erhalt des Namens "Kolbeck", dem wir dieser Linie verdanken. Mein im Zweiten Weltkrieg gebliebener polnischer Großvater hatte noch 2 Geschwister, deren Kinder Cousins und Cousinen meines Vaters sind. Allesamt lebt die väterliche Verwandtschaft in Polen. Meine Oma als Deutschstämmige (im 19. Jahrhundert nach Galizien [Lemberg] ausgewanderte Schwaben) hatte damals einen polnischen Bauernsohn geheiratet. Ihre 3 Brüder und Schwestern blieben bei der Flucht ('Heim ins Reich') in Opole hängen, so daß meine lebenslange Verbundenheit mit Polen erklärbar wird. Zuletzt war ich vor 3 Jahren in Opole. Leider lebt nur noch 1 Großtante, der wird aber den wichtigen Hinweis auf den Wodka Absolwent verdanken, dem wir seitdem huldigen und der unter den 10 weltbesten Wodkas rangiert. (21. August 2012)


Ein ganz normaler freier Tag?

Ein Tag, den ich verschlief. Nachdem ich heute sehr zeitig erwacht war, was nicht anzeigt, daß ich ausgeschlafen habe, sondern daß die Rückenschmerzen keinen weiteren Schlaf zulassen, was stets nach zirka 5 bis 6 Stunden erfolgt, "muttelte" ich so bis 9 Uhr vor mich hin, um dann mit Hilfe einer Tablette Alprazolam, also eines Benzodiazepins, zu schlafen, damit ich pünktlich 19.55 Uhr, wenn meine Straßenbahn fährt, die mich zur Nachtwache 1/5 bringt, einigermaßen fit bin. Die letzten beiden Tage waren zwar der Regeneration vorbehalten gewesen, was aber nicht so klappte. Selbst die Gegendroge Koffein vermag mich nicht zu dem Bewußtseins- und Aufmerksamkeitslevel zu führen, geschweige denn darauf zu halten, den es bräuchte, um ein Leben zu führen, welches über ein reines Dahinvegetieren hinauskäme. Die täglich konstanten 100 Seiten Lektüre von John Irvings "Letzte Nacht in Twisted River" stellen somit auch nur das absolute Minimum dar, um meinen Stolz als Bibliomane nicht lebendsbedrohend zu verletzen. Das abendliche Seriengucken geht nie linear vonstatten; stattdessen unterbreche ich sehr häufig, um einen Tweet abzusetzen, einen Facebookeintrag zu machen, ein paar Nachrichten im Netz nachzugucken, etwas auf YouTube anzusehen, neue Einträge in den von mir frequentierten Literaturforen zu sichten, per Instant Messaging zu kommunizieren usw. usf. - So geschieht es, daß sich das Anschauen einer Polizeiruf-110-Folge (wie gestern) über Stunden hinziehen kann. Beim Versuch, nach etlichen Bieren, S01E02 der für mich neuentdeckten Serie Touch zu gucken, wobei ich mein zuvor im Weizenbiertran gekochtes Nudelgericht in mich hineinschaufelte, versagte die Aufmerksamkeit vollends, so daß es ratsamer war, ins Bett zu gehen, ohne daß ich jetzt noch sagen könnte, wann das gewesen sein soll. Mitternacht? Keine allzu zählbare Ausbeute für einen Serienliebhaber wie mich. (14. Juni 2012)


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