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Themenstreusel (5)

Unbehaust

  • Das Ausmaß der Ratlosigkeit verschlägt mir das Denken. (Dagmar Leupold: Die Witwen. Ein Abenteuerroman)
  • Unsichere Pilger. Worin unsere Teilhabe bestehen wird – keine Ahnung. Wir rutschen voran. Auf schiefen Ebenen. Und haben nur unseren schlechten Ohren zu verdanken, dass wir die Einschläge und das Pfeifen der Geschoße nicht hören. Der Rest ist geopolitisches Glück. Wer nicht unter Drehschwindel leidet, muss verrückt sein. (Dagmar Leupold: Die Witwen. Ein Abenteuerroman)
  • ... daß ihr Gemüt sich verfinstere, gerade wenn es ins Licht hineinkomme. (Thomas Bernhard: Verstörung)
  • Immer dazuzugehören, konnte möglicherweise genauso zu Verzweiflung führen wie das Gegenteil: nie zu etwas zu gehören. (Dagmar Leupold: Die Witwen. Ein Abenteuerroman)
  • ... dass es offenkundig meine Aufgabe war, einen dauerhaft verharrenden Schmerz in mein Leben einzubauen. Du bist eine lebende Schmerzbaustelle geworden. (...) Jeder trug ein Leiden und ein dazu passendes Redeverbot mit sich herum - wegen sonst entstehender Peinlichkeit, Indiskretion, Wichtigtuerei und so weiter. (Wilhelm Genazino: Außer uns spricht niemand über uns)
  • Wenn ich geahnt hätte, was dabei herauskommt, wenn man bloß schuldlos zu leben wünschte! (Wilhelm Genazino: Außer uns spricht niemand über uns)
  • Wir werden von der Wirklichkeit verramscht, ohne es recht zu merken. (Wilhelm Genazino: Außer uns spricht niemand über uns)
  • Ein Großteil der Menschheit führt ein Leben, das für mich von unbegreiflicher Exotik ist. (Jochen Schmidt: Zuckersand)
  • Ich gewöhne mich an den Abscheu vor meiner Existenz. (Thomas Hardy: Clyms Heimkehr)
  • Was für eine Grausamkeit, mich in diese schlecht erdachte Welt zu setzen! (Thomas Hardy: Clyms Heimkehr)
  • Er wartete nur, bis Gerassim hinausgegangen war, dann konnte er sich nicht mehr halten und begann zu schluchzen wie ein Kind. Er weinte über seine Hilflosigkeit, er weinte über seine schreckliche Einsamkeit, er weinte über die Grausamkeit der Menschen, die Grausamkeit Gottes, er weinte darüber, daß es keinen Gott gebe. (Lew Tolstoj: Sämtliche Erzählungen, Band 5)
  • Für Augenblicke gefiel mir die Vorstellung, dass wir allesamt in einer verlotterten Welt lebten. (Wilhelm Genazino: Außer uns spricht niemand über uns)
  • Als ich jünger war, hatte ich mir eine Weile eingeredet, ich sei melancholisch beziehungsweise depressiv beziehungsweise ein burn- out-Fall. Damals war jeder halbwegs einsichtige Mensch eines von diesen dreien, weil die Welt (und man selbst in ihr) auf andere Weise nicht mehr zu ertragen war. (Wilhelm Genazino: Außer uns spricht niemand über uns)
  • Mein Leben verlief nicht so, wie ich es mir einmal vorgestellt hatte. Mit welcher Zartheit der erste Unwille an uns nagt! (Wilhelm Genazino: Außer uns spricht niemand über uns)
  • Das Leben hatte sie gelehrt, daß man den Kürzeren zieht, wenn man den Menschen das Herz entgegenträgt. (Jakob Wassermann: Faber oder die verlorenen Jahre)
  • Ich bewegte mich auf einen Punkt zu, an dem ich fürchtete, nicht den richtigen Anfang des Tages erwischt zu haben. (Wilhelm Genazino: Außer uns spricht niemand über uns)
  • An eine selbständige Unternehmung war bei der allgemeinen Kalamität nicht zu denken. (Jakob Wassermann: Faber oder die verlorenen Jahre)
  • Zu brüchig war die gute Laune, zu unsicher der dünne Boden des Spaßes, unter dem ihr Alltag auf sie wartete... (Max Küng: Wenn du dein Haus verlässt, beginnt das Unglück)
  • Alle wurden von den Dämonen des Alltags geplagt, je länger, je mehr. (Max Küng: Wenn du dein Haus verlässt, beginnt das Unglück)
  • ...erging sich in wilden Anklagen der Weltzustände. (Jakob Wassermann: Faber oder die verlorenen Jahre)
  • Aber das ist ziemlich sicher, daß ihm das Leben keinen Spaß mehr machte und daß er eine sonderbare Empfindlichkeit gegen gewisse Personen hatte. (...) Er gestand mir, das passiere ihm oft seit einiger Zeit, manche Leute und was sie redeten, flößten ihm solch unüberwindlichen Ekel ein. (Jakob Wassermann: Faber oder die verlorenen Jahre)
  • ...in der Beziehung war er schrecklich pessimistisch geworden. So sagte er zum Beispiel, sein Leben weise einen einzigen großen Grundirrtum auf: er habe alle Menschen von vornherein mit einem Pluszeichen versehen statt mit einem Minuszeichen. (Jakob Wassermann: Faber oder die verlorenen Jahre)
  • Unsere Ansprüche waren entschieden größer als unsere Möglichkeiten. (Meja Mwangi: Rafiki)
  • Wenn ich feststelle, daß jemand nicht böse auf mich ist, kann ich ihm das nicht abnehmen, so tief sind meine Schuldgefühle. (Amelie Nothomb: Eine heitere Wehmut)
  • Es sagt leider nicht genau, was es vermißt. Unter allen ungenauen Schmerzen ist Heimweh der ungenaueste. (Wilhelm Genazino: Der Fleck, die Jacke, die Zimmer, der Schmerz)
  • Ich habe so viele Abschiede erlebt, daß mein Herz havariert ist. (Amelie Nothomb: Eine heitere Wehmut)
  • Das ist ein unveränderliches Gesetz des Universums: Wenn wir einmal ein starkes, nobles Gefühl empfinden dürfen, wird es auf der Stelle von einem grotesken Zwischenfall verdorben. (Amelie Nothomb: Eine heitere Wehmut)
  • ...bis er auf die Idee verfiel, die Rettung im Konsum zu suchen, eine Strategie, die manchmal funktionierte, denn der Kauf von Dingen verlangt zumindest nach einem rudimentären Minimaloptimismus – weshalb sich die neue kritische Gesamtausgabe von Henry James im Leinenschuber kaufen, wenn man nicht davon ausgeht, dass es wenigstens irgendwie weitergehen wird? (Jonas Lüscher: Kraft)
  • "Ich weiß nicht, ob’s euch auch so geht, aber ich erkenne die Menschen nicht mehr wieder." (Hugo Claus: Der Kummer von Belgien)
  • Eine gewisse Spaltung meines Ichs war mir niemals fremd. (Hugo Claus: Der Kummer von Belgien)
  • Es muß eine unerhörte Zeit gewesen sein, als man sich füreinander interessierte. (Wilhelm Genazino: Der Fleck, die Jacke, die Zimmer, der Schmerz)
  • In der Stunde der Selbstverengung, wenn mich die Empfindsamkeit in die Isolation und die Isolation in den Hochmut treibt... (Wilhelm Genazino: Der Fleck, die Jacke, die Zimmer, der Schmerz)
  • Immer wieder hatte es sich vorgestellt, einen Waffenstillstand mit der Vergangenheit geschlossen zu haben, sich mit dem glorreichen Feind, den man Glück nannte, geeinigt zu haben... (Edith Wharton: Der flüchtige Schimmer des Mondes)
  • Sein Leben schien ihm so schal wie das eines Rekonvaleszenten, dem man gesagt hat, er könne nie wieder ganz gesund werden. (Edith Wharton: Der flüchtige Schimmer des Mondes)
  • Und sie fühlte sich so sehr als Anfängerin - fühlte sich so schrecklich lebendig! Wie hatten diese anderen es gelernt, durchzukommen, ohne zu leben? (Edith Wharton: Der flüchtige Schimmer des Mondes)
  • Man war mit seiner Tragödie, seinem Unglück allein, auf sich gestellt, denn es gab niemanden, der stehenblieb und das kleine versteckte Päckchen bemerkte, das man mit sich herumschleppte. (Edith Wharton: Der flüchtige Schimmer des Mondes)
  • Die Menschen schnappen irgendwelche Vorstellungen vom Leben auf und glauben, daß sie sich an dem Spiel beteiligen müssen, auch wenn es ihnen keinen Spaß macht. (Evelyn Waugh: Lust und Laster)
  • "gewiefter Manager seiner Katastrophen" (Jonas Lüscher: Kraft)
  • Ich ändere die Welt nicht, wie ich in einer grandiosen Aufwallung der Selbstüberschätzung geglaubt hatte. (Sibylle Lewitscharoff: Das Pfingstwunder)
  • ... wenn man feststellt, daß die anderen nicht mehr taugen als man selbst, daß sie genauso leichtfertig, gleichgültig, frivol und verdorben sind wie man selbst! Daß die Welt dann ein gastlicher Ort zu sein scheint, gleichsam ein warmer Stall, in dem sich die Tiere in einem weichen, sanften Pfuhl wälzen! (Irène Némirovsky: Feuer im Herbst)
  • "Das kommt häufiger vor, dass das Unglück sich einen hübschen und glücklichen Moment sucht, um seinen Anfang zu nehmen." (Margriet de Moor: Mélodie d'amour)
  • Wir leben alle mit Dingen, die zu groß und zu stark für uns sind. (Margriet de Moor: Mélodie d'amour)
  • Wenn man freudlos durch die Tage geht, ist es verblüffend, einen Menschen zu sehen, der beglückt vorüberläuft. (Annette Pehnt: Briefe an Charley)
  • Wer täglich auf ernsthafte und intelligente Weise mit seinem Wahnsinn umgeht, findet irgendwann nichts Besonderes mehr dabei. (Margriet de Moor: Mélodie d'amour)
  • "Vielleicht war ja mein ganzes bisheriges Leben auch nur eine einzige posttraumatische Belastungsstörung?" (Marcia Zuckermann: Mischpoke!)
  • Schön war es in dieser Welt, die sich nicht gleich veränderte, wenn man ihr kurz den Rücken zudrehte. (Matthias Brandt: Raumpatrouille. Geschichten)
  • Immerhin verspüren wir alle, wenn auch in unterschiedlichem Maß, den Impuls, ja das Bedürfnis, eine gewisse Ordnung in unser unordentliches Leben inmitten dieses indifferenten Universums zu bringen. (T.C. Boyle: Grün ist die Hoffnung)
  • Voll Selbstmitleid, so einsam und allein, als wäre ich an der Festtafel des Lebens zur Diät verdammt... (T.C. Boyle: Grün ist die Hoffnung)
  • Es war einer jener Augenblicke, die sämtliche auf lebenslange Erfahrung gegründete Hypothesen mit einem einzigen höhnischen Lachen auslöschen. (T.C. Boyle: Grün ist die Hoffnung)
  • Sonne, Wärme und Licht, die deine Umgebung erfreuten, erschienen dir wie eine Aufforderung zum Hinausgehen, wie eine Störung deiner Einsamkeit, eine Nötigung zur Freude. Du wehrtest dich dagegen, dass Begeisterung wetterabhängig sein sollte. (Edouard Leve: Selbstmord)
  • Mit Einbruch der Nacht ließ dein Leiden nach. Die Möglichkeit eines Glücksempfindens begann im Winter um fünf Uhr, im Sommer entsprechend später. (Edouard Leve: Selbstmord)
  • Jeder hatte so seine neurasthenischen Zeiten, in denen er sich unfreundlich gab, um sein Mißfallen an der Welt zu bekunden. (Mario Vargas Llosa: Das böse Mädchen)
  • ... hat er ein recht labiles und reizbares Nervensystem mitbekommen, leidet schwer unter den Mißhelligkeiten des Lebens. (Thomas Mann: Unordnung und frühes Leid, Erzählungen 1919-30)
  • Da lag das Zyklische verborgen: Nackt und ungebunden betrat man die Bühne, klammerte sich dann an dies und das, um es schließlich am Ende wieder loszulassen. Heimat ist doch nur eine vergängliche Strecke im kosmischen Kreis. (Emma Braslavsky: Aus dem Sinn)
  • Welche Situationen stressen Sie am meisten? (...) Bei mir ist es an manchen Tagen die Außenwelt, wenn ich weiß: Ich muss mich anziehen, ich muss mich waschen, ich muss hinaus. Margit würde sagen: Du bist ein Freund der Menschheit, aber nicht der Menschen... (Anna Weidenholzer: Weshalb die Herren Seesterne tragen)
  • Interesselos, ja, mit interesselosem Missfallen lebte ich mein ambitionsloses Leben ab wie eine endlose Pflichtveranstaltung, vor deren Sitzungen ich mich meistens drückte. (...) Und das täglich in kleiner Münze ausgezahlte Lösegeld heißt Normalität. (Thomas Melle: Die Welt im Rücken)
  • Wenn ich mich freute, hielt ich mich zurück und faltete die Freude schon im Moment ihres Entstehens kleinformatig zusammen. (Thomas Melle: Die Welt im Rücken)
  • S-Bahn-Fahrt aller Einsamkeiten: Die gehässige Sonne stichelt durch das verschmierte Fenster. (Thomas Melle: Die Welt im Rücken)
  • Richard war viel allein und hatte viel Zeit für seine Geistessorgen. (Klaus Mann: Treffpunkt im Unendlichen)
  • Die Welt, wie immer sie auch ist, geschieht mir recht! (Helmut Krausser: Kartongeschichte)
  • Warum kann das Leben nicht einfach schön sein, wenn schon nicht schön, dann wenigstens einfach? (Helmut Krausser: Kartongeschichte)
  • An jedem zweiten Abend draußen auf der Terasse des Penthouse im 12. Stock hakte sie ihr bisherigen Dasein ab, versprach sich neu einem Leben, das pünktlich am nächsten Morgen beginnen und anders, völlig anders verlaufen sollte als das vorherige. (Helmut Krausser: Kartongeschichte)
  • Das Glück und das Unglück beginnen mit dem ersten Tag, an dem man sich fragt, ob man eigentlich gern auf der Welt ist. (Bodo Kirchhoff: Widerfahrnis)
  • "Seit Adam und Eva hat es ja auch immer irgendwo hingeführt, (...) nur nicht zurück ins Paradies." (Willem Frederik Hermans: Unter Professoren)
  • Das Schicksal gibt einem nur eine gewisse Narrenfreiheit; dann warnt es und schlägt zu. Man spürt manchmal, wenn die Zeit da ist. (Erich Maria Remarque: Die Nacht von Lissabon)
  • "Glück", sagte Schwarz. "Wie das zusammenläuft in der Erinnerung! Wie ein billiger Stoff in der Wäsche. (Erich Maria Remarque: Die Nacht von Lissabon)
  • ...in den fünf Jahren, in denen mein Dasein ein Dutzend Saltos der Ironie geschlagen hatte. (Erich Maria Remarque: Die Nacht von Lissabon)
  • Um nun das Wahre zu ertragen, ohne an ihm zu leiden, müßte ich ein hartes Herz haben. Ich bin mit einem weichen Herz geschlagen. (Andre Gide: Der Griesgram)
  • Gewisse Lebewesen (sie gehören dazu) spüren nur das materielle Elend, bedürfen desselben, um sich unglücklich zu fühlen. (Andre Gide: Der Griesgram)
  • "Du bist zu träg, auch nur zu denken, es könnte jemand vielleicht sehr glücklich durch dich und deine Gaben sein." (Robert Walser: Der Räuber)
  • "Was ist ein Kugel-Dasein?" "Meines. Eines, das nirgendwo bleiben kann; das sich nie ansiedeln darf; immer im Rollen bleiben muß. Das Dasein des Emigranten. Das Dasein des indischen Bettelmönches. Das Dasein des modernen Menschen. Es gibt übrigens mehr Emigranten, als man glaubt. Auch solche, die sich nie vom Fleck gerührt haben." "Das klingt sehr gut", sagte Helen. "Besser als bürgerliche Stagnation." (Erich Maria Remarque: Die Nacht von Lissabon)
  • Was habe ich sonst noch verpasst? Wie oft war ich in meinem Leben gewissermaßen auf der hinteren Veranda statt auf der vorderen? Was hat man mir gesagt, ohne dass ich es hörte? Welche Liebe mag es gegeben haben, die ich nicht spürte? (Lucia Berlin: Was ich sonst noch verpasst habe. Stories)
  • An jedem Tag meines Lebens habe ich das abendliche Nachlassen der Kräfte als persönliche Niederlage empfunden, gegen die ich ankämpfe, solange es geht.(Alex Capus: Das Leben ist gut)
  • Tina ist ein ideal gesinnter Mensch, deswegen erträgt sie die fallweise Unzulänglichkeit alles Irdischen nur schwer. (Alex Capus: Das Leben ist gut)
  • Daß allein jene des Glücks fähig sind, die der Liebe unfähig sein, das ist in der Tat die große Schande dieser Erde. (Andre Gide: Der Griesgram)
  • Was ich am besten an "meinen Nächsten" verstehe, ist ihre Anstrengung, sich von mir zu entfernen. (Andre Gide: Der Griesgram)
  • Wenn nur die anderen damit aufhörten, könnte ich anfangen glücklich zu sein. (Andre Gide: Der Griesgram)
  • Und wie es so ist im Labyrinth eines enttäuschten Denkens, entstand eine lange Rechnung. (Helmut Krausser: Alles ist gut)
  • Jeden Tag die Abwehrschlacht gegen das Störfeuer im Gehirn. (Friedrich Christian Delius: Die Liebesgeschichtenerzählerin)
  • ... ist es das beste, falls einer kein Verbrecher werden will, überhaupt geboren zu werden. (Jaroslav Hasek: Der verwirrte Laubfrosch und fünfunddreißig andere lustige Geschichten)
  • ... stieß ich bei meinen Bemühungen, mir auf ehrbare Art meinen künftigen Lebensunterhalt zu verdienen, auf ungeahnte Schwierigkeiten. Überall sah ich verschwenderischen, unverschämten, protzigen Reichtum - doch nicht der kleineste Brocken von der Herren Tische fiel für mich ab. Woher nehmen gewisse Leute das Recht, reich zu sein? Ich trotze ihnen bis zum letzten Atemzug, wer sie auch sein mögen! (Wilkie Collins: Lucilla)
  • Ihn überfiel plötzlich das schwindelerregende Gefühl der Gleichgültigkeit der Welt ihm gegenüber. (Antonio Lobo Antunes: Fado Alexandrino)
  • Der 11. September 2011, den er viel zu nah miterlebt hatte, steckte ihm zwölf Jahre später immer noch in den Knochen. S. hatte an jenem fürchterlichen Tag, an dem die Menschen aus dem hundertsten Stock ihm vor die Füße sprangen, etwas verloren, das nicht wieder auffindbar war. Er vertraute nicht mehr darauf, daß die Dinge gut ausgingen. (Verena Lueken: Alles zählt)
  • Was mir zuteil geworden ist, ohne Verdienst, hat mich zwar manchmal dazu verführt, all jene zu bedauern, die in Ermangelung der Sonne zu einem Heizstrahler greifen. Und nun, da mein Himmel bedeckt ist, hätte ich selbst einen nötig, nur kann ich nicht umgehn mit ihm. (Markus Werner: Am Hang)
  • ... er durch den langwierigen ununterbrochenen Druck der Umstände verlernt hatte, seinen Wert geltend zu machen, und gerade die Kraft, wodurch er in der Welt festen Fuß fassen und seinen Platz behaupten mußte, bei ihm gelähmt war. (Karl Philipp Moritz: Anton Reiser)
  • Die kahle Wirklichkeit mit allen ihren unvermeidlichen Unannehmlichkeiten stand wieder vor ihrer Seele da. (Karl Philipp Moritz: Anton Reiser)
  • Hätten ihn seine Verhältnisse in der Welt glücklich und zufrieden gemacht, so würde er allenthalben Zweck und Ordnung gesehen haben, jetzt aber schien ihm alles Widerspruch, Unordnung und Verwirrung. (Karl Philipp Moritz: Anton Reiser)
  • ... Unmut und Lebensüberdruß aus allgemeinen Betrachtungen über die Nichtigkeit des menschlichen Lebens und die Eitelkeit der Dinge ... (Karl Philipp Moritz: Anton Reiser)
  • Was hatte er vor seiner Geburt verbrochen, daß er nicht auch ein Mensch geworden war, um den sich eine Anzahl anderer Menschen bekümmern und um ihn bemüht sein müssen. (Karl Philipp Moritz: Anton Reiser)
  • Er hatte sich sogar eines gewissen egoistischen Überdrusses an den Schicksalen der Leute, zu denen er ging, zu schämen. (Wilhelm Raabe: Abu Telfan)
  • Schon das nächste Erwachen brachte wieder das erste leise Anspülen bitterer Fluten... (Wilhelm Raabe: Abu Telfan)
  • In seinem Leben bildeten Gegenstände wie Reißverschlüsse, Schnürsenkel, Schraubenzieher oder Schneebesen eine feindliche Partisanenarmee, die aus dem Hinterhalt operierte. (Juli Zeh: Unterleuten)
  • Er hatte genug gesehen, um die Welt als einen Ort zu begreifen, an dem Veränderung vor allem darin bestand, die Ungeheuerlichkeit in immer neue bunte Gewänder zu kleiden. (Juli Zeh: Unterleuten)
  • Wie zieht einen doch (...) die Sorge ums Leben von ebendiesem ab. (Herbert Rosendorfer: Die Kaktusfrau. Erzählungen)
  • ... suchte verzweifelt nach einer aufblasbaren Insel in diesem Meer der Trostlosigkeit. (Joachim Meyerhoff: Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke)
  • Sollte sein Durchhaltevermögen bloßem Mangel an Phantasie entspringen? (Stephan Thome: Fliehkräfte)
  • Er kannte das Gefühl (...): zu Hause sein wollen und nicht zu wissen wo. (Stephan Thome: Fliehkräfte)
  • Seine mangelnde Begabung zur Unbeschwertheit... (Stephan Thome: Fliehkräfte)
  • Wenn Du meine brieflichen Notschreie dem Mond vorlesen würdest, würde er weinend vom Himmel fallen. (Irmgard Keun: Kind aller Länder)
  • Ich sehe ein: die !größte Faszination & die !höchste Massen-Wirksamkeit hat immer Das-Gemeine... (Reinhard Jirgl: Nichts von euch auf Erden)
  • Wenn die von Menschen=der-Vergangenheit angerichteten Desaster alles Menschen-Maß überschritten & noch die letzten Bollwerke gegen das Entsetzen durchbrachen -, dann: trat manches Mal die-Wende=zum-Guten ein. Sofern das-Gute das Gegenteil vom Desaster ist. Oft wahrgenommen als Lethargie als Erschlaffung & gezierte Lebensruhe. (Reinhard Jirgl: Nichts von euch auf Erden)
  • ... war ein zu ausgelernter Selbstpeiniger. (Wilhelm Raabe: Abu Telfan)
  • Ich bin ich, und das ist das Leiden. (Wilhelm Raabe: Abu Telfan)
  • ... dann treten wir mal wieder mit dem Vollgewicht unserer Persönlichkeit in die Scheiße. (Hans Fallada: Bauern, Bonzen und Bomben)
  • Warum schlägt Verlangen in Kummer um und Erinnerung aufs Herz? (Laszlo Nemeth: Abscheu)
  • !guter Ratgeber=für=1same ist seltener als ein Lottogewinn. (Reinhard Jirgl: Nichts von euch auf Erden)
  • Kurti und ich stimmen, wenn ein Gespräch diesen Gemeinplatz findet, schnell darin überein, daß es im Leben unendlich schwer sei, das Angenehme mit dem Nützlichen zu paaren. (Georg Klein: Barbar Rosa)
  • Die Wahrheit ist, daß meine Gesundheit, besonders meine geistige Gesundheit, obwohl ich Arzt bin, die letzte Zeit ziemlich kümmerlich gewesen ist. Ich bekomme Anfälle von Elationen und Depressionen und auch gelegentlich Attacken von Morgengrauen. (Walker Percy: Liebe in Ruinen)
  • ... die Not bringt die Menschen selten zusammen. Was man für Näherkommen hält, ist in Wirklichkeit nichts als ein Zwangszusammenschluß. Die großen, unheilbaren Gegensätze drängen sich im Unglück genauso schnell an die Oberfläche wie in üppigem Wohlstand. Die menschliche Unzulänglichkeit ist nur in gemäßigtem Klima zu ertragen. (Laszlo Nemeth: Abscheu)
  • Und so wird dem, den das Leben von der Liebe ausgeschlossen hat, langsam zum Vergnügen, seinen Haß öffentlich zu zeigen. (Laszlo Nemeth: Abscheu)
  • Gegen Roys Leben war die spanische Inquisition eine Bachblütentherapie. (Tatort: Der treue Roy)
  • Wenn ich auch nur einem einzigen Anzeichen wirklichen Verständnisses begegnen würde, ich glaube, ich bräche zusammen. (E.M. Forster: Der lilafarbene Brief. Erzählungen)
  • ... in den Alltag zurückgesackt. (Laszlo Nemeth: Abscheu)
  • Um eine hoffnungslose Situation richtig einzuschätzen, darf man nicht allzu glücklich sein. Dafür braucht es offenbar eine solide Depression. (Karen Duve: Macht)
  • Den meisten Menschen fiel es schwer zu akzeptieren, dass das Leben eine Mischung aus alltäglicher Langeweile und sinnlosen Tragödien war. (Juli Zeh: Unterleuten)
  • ... und Linda begriff, dass das Leben wichtige Entscheidungen ohne Rücksprache traf. Man wurde nicht gefragt. Die Freiheit des Menschen bestand in der Möglichkeit, sich zu widersetzen, um auf diese Weise wenigstens für das eigene Unglück verantwortlich zu sein. (Juli Zeh: Unterleuten)
  • Die Menschen, die in unserem Leben wirklich etwas bedeutet haben, können wir an den Fingern einer Hand abzählen und sehr oft sträubt sich sogar diese eine Hand gegen die Perversität, in welcher wir glauben, eine ganze Hand zum Abzählen dieser Menschen heranziehen zu müssen, wo wir doch, wenn wir ehrlich sind, wahrscheinlich ohne einen einzigen Finger auskommen. (Thomas Bernhard: Wittgensteins Neffe)
  • Wenn die Menschen ihre Freundlichkeit verlieren, und sei es nur für wenige Augenblicke, dann fürchten wir uns vor ihnen ebenso, als hätten sie den Verstand verloren. Wenn die Freundlichkeit nicht länger da ist, wo wir sie immer vorgefunden haben, ist es, als würden wir Schiffbruch erleiden; wir stürzen aus der Sicherheit in etwas Heimtückisches und Bodenloss. (Willa Cather: Mein ärgster Feind)
  • "Ich sehnte mich nach Einsamkeit und Natürlichkeit, nach Einfachheit! Einmal noch wollte ich das Glück der völligen Mirselbstgehörigkeit genießen." (Thea Dorn: Die Unglückseligen)
  • Läßt sich nicht so einfach umstülpen, das Leben. (Peter Wawerzinek: Schluckspecht)
  • Wozu die Anstrengung beim Aufwachen, nicht sterben zu wollen, wozu? (Thomas Bernhard: Wittgensteins Neffe)
  • "prinzipielle Verlegenheit vor dem Leben" (Wilhelm Genazino: Das Licht brennt ein Loch in den Tag)
  • ... eine Situation, in der ich als Kind zum ersten Mal das Gefühl hatte, daß ich trotz meiner Widersprüche vielleicht doch nicht untergehen werde. (Wilhelm Genazino: Das Licht brennt ein Loch in den Tag)
  • ... weil ihn fremde Kräfte mehr und mehr einkesseln. (Wilhelm Genazino: Das Licht brennt ein Loch in den Tag)
  • ... der beiden wichtigsten Ansprechpartner..., die dem Leben eines Menschen Struktur geben: Krankenversicherung und Finanzamt. (Michel Houellebecq: Unterwerfung)
  • Hätte Gott nicht am Sonntag geruht, er hätte Zeit gefunden, die Welt zu beenden. "Er hätte diesen Tag nutzen sollen, dann wäre ihm nicht so vieles mißraten", sagte sie. "Schließlich und endlich blieb ihm die ganze Ewigkeit zum Ausruhen. (Gabriel Garcia Marquez: Die Nacht der Rohrdommeln. Erzählungen)
  • "Wir alle haben ein Zuhause. Nämlich das, wo immer alles schief geht." (Philip Roth: Amerikanisches Idyll)
  • Geprägt von "der kampfbereiten Hysterie derjenigen, die die Erfahrung gelehrt hatte, wie wenig Feindseligkeit es braucht, ein Leben ein für alle Mal kaputtzumachen." (Philip Roth: Amerikanisches Idyll)
  • Als ob irgendwer über zehn noch glaubt, man könnte all die Dinge, die hinter einem her sind, mit einem Lächeln, selbst wenn es so freundlich und warm ist wie dieses, unterwerfen, man könnte das alles mit einem Lächeln zusammenhalten, wenn der starke Arm des Unerwarteten einen plötzlich vor den Kopf schlägt. (Philip Roth: Amerikanisches Idyll)
  • Die Füße stolpern über Steine, nenn sie Alltag, nenn sie Normen und Gesetze. (Brigitte Reimann: Franziska Linkerhand)
  • Ich kann mit dir leben, sagtest du, aber ich kann nicht mit dir und deiner Vorstellung von dir leben. (Brigitte Reimann: Franziska Linkerhand)
  • ... daß ich eine Art Ekel empfand bei dem Gedanken, daß jedes Gefühl nur einmal, beim erstenmal, als eine Neuigkeit erlebt wird und daß sich Augenblicke wiederholen, als sei das Leben aus einer kleinen Anzahl solcher Augenblicke und Szenen zusammengesetzt, wie ein Haus aus einer Anzahl von Bauelementen, Fertigteilen, die variierbar sind, das schon, aber nur begrenzt variierbar. Brigitte Reimann: Franziska Linkerhand)
  • Er segelte in diesen Zeiten durch die weiten Untiefen des Grams, der Empörung und Entrüstung. Positiv formuliert könnte man sagen (...) er erweiterte sein emotionales Spektrum. (Verena Roßbacher: Schwätzen und Schlachten)
  • Er hätte sich gerne irgendwohin verräumt. (Verena Roßbacher: Schwätzen und Schlachten)
  • Er hatte einen schwierigen familiären Hintergrund und der sorgte für die, zweifellos, schlechte Beleuchtung in seinem Leben. (Verena Roßbacher: Schwätzen und Schlachten)
  • Was hätte denn das Weinen je wem geholfen, man musste einfach weiterrennen, im Schweinsgalopp bricht sich ein Bein, wer über das ungeheure Tempo nachdenkt, man darf nicht nachdenken, man muss sich an den Händen fassen und weiterrennen und hoffen, dass einem die Puste nicht ausgeht, dass man irgendwann am Ziel ankommt, dass es ein Ziel gibt. Sicher ist das nicht. (Verena Roßbacher: Schwätzen und Schlachten)
  • Hast du schlechte Laune? Laune kann man das nicht mehr nennen, ich habe ein schlechtes Leben. (Verena Roßbacher: Schwätzen und Schlachten)
  • Und ihm war klar, (...) daß er lange nicht partizipiert hatte, in der Liebe und in der Welt, dass das Lächeln ihn wieder an Bord holte, auf hohe See und mitten hinein ins Konzert, ins ganze Gewoge, die Gefahr der Stürme und die Schönheit der spiegelglatten ruhigen See.
  • ... weil lebendig sein so unerhört anstrengend war. (Verena Roßbacher: Schwätzen und Schlachten)
  • ... von einer Einsamkeit erfaßt, die auch mit den alltäglichsten Lebensfragen nichts mehr anzufangen weiß. (Margriet de Moor: Der Maler und das Mädchen)
  • ... überkam sie ein gewisser Weltschmerz. Nirgendwo, vom Vatikan bis zur Wall Street, vom Parlament bis zu Scotland Yard schien es Leute zu geben, die mit ihrer Macht etwas Besseres anzufangen wussten als sie zu missbrauchen. (Edward St Aubyn: Der beste Roman des Jahres)
  • Für jemanden, der sich weigerte oder der unfähig war, sich gegen die Welt zu verschließen, erwies sich jede Form von Grausamkeit als unerträglich. (Edward St Aubyn: Der beste Roman des Jahres)
  • Jetzt galt es zurückzukehren zur Pflicht. Zum Graubrot des Lebens. (Hans-Ulrich Treichel: Frühe Störung)
  • Grandios zu scheitern ist für einen echten Verlierer das Paradies. (Jasper Fforde: Wo ist Thursday Next?)
  • Für andere schwer vorstellbar, dass einsame Menschen überhaupt etwas essen. (Lutz Seiler: Kruso)
  • ...die Sorge, dieser geheimnisvolle Erdmagnetismus, der lange unsichtbar, wo der Mensch in der Zufriedenheit zwischen allen Beziehungen der Leidenschaft schwebt, und einer größeren Bahn sich ausdehnen will, ihn zu einer bestimmten Richtung bezwingt und hinzieht. (Achim von Arnim: Neun Novellen)
  • ... daß mich tausend Rücksichten einklemmen; wenn ich sterbe, werde ich noch auf meinen Lebensanfang warten! (Achim von Arnim: Neun Novellen)
  • ... das Erlöschen des himmlischen Feuers unter irdischem Drucke... (Achim von Arnim: Neun Novellen)
  • "an die Galeere des Lebens geschmiedet sein" - (Henri-Frederic Blanc: Teufelei)
  • Er sagte, daß unsere größte Qual in der Illusion liege, dieser oder jener sei glücklicher als wir. (Henri-Frederic Blanc: Teufelei)
  • Wir am Boden haftenden, von Befürchtungen gefesselten, schwerfälligen Menschen wissen nichts von beschwingtem Dasein. (Robert Walser: Der kleine Tierpark)
  • Im Bett war Helbling der glücklichste, bei der täglichen Arbeit jedoch der unglücklichste Mensch der Welt. (Robert Walser: Der kleine Tierpark)
  • Menschen mit gesundem Menschenverstand, die einen Aufenthalt auf diesem Planeten nicht zu verhindern wußten... (Henri-Frederic Blanc: Teufelei)
  • Im Lauf der Jahre ist es dem Brenner dann immer wieder aufgefallen. Diese Aura bei den verzweifelten Menschen. (Wolf Haas: Komm, süßer Tod)
  • Durch die tägliche Beobachtung der langsam abstürzenden Leute erschien mir mein Leben oft wie eine allmähliche Verschwisterung mit der zerbrechenden Welt. (Wilhelm Genazino: Bei Regen im Saal)
  • Mein Bruder lebte in einer unangenehmen Folge vergeblicher Lebensanstrengungen. (Wilhelm Genazino: Bei Regen im Saal)
  • Ich habe jeden Tag das Gefühl, alle Menschen leben richtig, nur ich nicht. (Wilhelm Genazino: Bei Regen im Saal)
  • Im Druck des Alltags verliere ich meine Zartheit. (Wilhelm Genazino: Bei Regen im Saal)
  • Meine Krankheit bestand aus einer eingebildeten Benachteiligung, aus der schöne innere Bereicherungen hervorgingen, auf die ich auch in Zukunft nicht verzichten wollte. (Wilhelm Genazino: Bei Regen im Saal)
  • Wieder hatte ich das Gefühl, dass sich die Wirklichkeit zu stark an mir verausgabte. (Wilhelm Genazino: Bei Regen im Saal)
  • Ich war seit langer Zeit daran gewöhnt, von einer Problemlage in die nächste zu rutschen. (Wilhelm Genazino: Bei Regen im Saal)
  • ... weil die wirkliche Wirklichkeit nur mit der Hoffnung ihres baldigen Verschwindens zu ertragen war. (Wilhelm Genazino: Bei Regen im Saal)
  • Ich war seit langer Zeit von mir gewohnt, dass ich Ereignisse, die gerade eintraten, sowieso nicht verstand. (Wilhelm Genazino: Bei Regen im Saal)
  • Einsam ist man nicht, weil sich niemand mehr um einen kümmert, sondern weil man sich plötzlich wieder derer erinnert, von denen man sich innerlich verabschiedet hatte. (Wilhelm Genazino: Bei Regen im Saal)
  • Ich hatte es satt, dass aus meinem Leben eine einzige lange Bedenkzeit wurde. (Wilhelm Genazino: Bei Regen im Saal)
  • Meine innere Tendenz, die äußeren Probleme der Welt zu verkleinern, war eine Art Notwehr. (Wilhelm Genazino: Bei Regen im Saal)
  • ... war mir unklar, was ich inmitten der schnellverderblichen Welt noch anfangen sollte. (Wilhelm Genazino: Bei Regen im Saal)
  • Mein Leben verwandelte sich mehr und mehr in eine Elegie, an der ich allmählich Gefallen fand. (Wilhelm Genazino: Bei Regen im Saal)
  • Wie zu Kinderzeiten neigte ich dazu, nachts ein besserer Mensch werden zu wollen. In Wahrheit war ich nachts erheblich ratloser als tagsüber, wenn auch gutwilliger. (Wilhelm Genazino: Bei Regen im Saal)
  • Gemessen an Sonjas Verankerung in der realen Welt gehörte ich eher zu den Problemfällen. (Wilhelm Genazino: Bei Regen im Saal)
  • Stets wiederkehrende Traummuster etwa sind ein deutlicher Hinweis darauf, dass in unserem Leben etwas nicht stimmt. Typische Trauminhalte für den Wunsch nach radikaler Lebensänderung sind das Laufen auf der Stelle und der Fall ins Bodenlose. (Jörg Zittlau: Langweiler leben länger. Über die wahren Ursachen eines langen Lebens)
  • Die Anstrengung stand in keinem Verhältnis zu dem erreichten Resultat. Die leuchtenden Hoffnungen der Jugend mussten mit bitterer Ernüchterung bezahlt werden. Schmerz, Krankheit und Unglück lasteten schwer auf der Waagschale des Lebens. Was bedeutete es alles? (W. Somerset Maugham: Der Menschen Hörigkeit)
  • "Ich bin ein Versager", murmelte er. "Ich eigne mich nicht für die Brutalität des Lebenskampfes. Alles, was mir zu tun bleibt, ist, beiseitezutreten und die gewöhnliche Masse, die den guten Dingen hinterherjagt, vorbeihasten zu lassen." (W. Somerset Maugham: Der Menschen Hörigkeit)
  • Glücklich die, die in der Hölle sind, sie müssen an der Welt nicht mehr leiden. (Szczepan Twardoch: Morphin)
  • Das ist die Wahrheit: die Menschen sind lästig! (Thomas Bernhard: In der Höhe)
  • Die paar jährlichen Augenblicke, das Leben an sich zu reißen. (Thomas Bernhard: In der Höhe)
  • Trostlos wache ich auf, trostlos schlafe ich ein, es ist immer dasselbe. (Thomas Bernhard: In der Höhe)
  • Am allerschlimmsten waren die extrem unglaubhaften Science-Fiction-Geschichten. Merkten meine Mom und Nana Victoria denn nicht, dass mich schon das Leben auf der Erde verwirrte und ängstigte? Ich brauchte keine Anregungen aus fernen Galaxien und von unbekannten Planeten. Und bereits die Gegenwart war mir unbegreiflich genug, ganz zu schweigen von dem täglichen Schrecken, missverstanden zu werden. (John Irving: In einer Person)
  • Wer im Bilde bleiben will, muß mitwirbeln. (Petra Morsbach: Dichterliebe)
  • Ich, dessen Weg sich seit der Geburt immer weiter vom Ziel entfernt hat... (Petra Morsbach: Dichterliebe)
  • "Wiederum sah ich alles Unrecht an, das unter der Sonne geschieht, und siehe, da waren Tränen derer, die Unrecht litten und keinen Tröster hatten. Und die ihnen Gewalt antaten, waren zu mächtig, sodass sie keinen Tröster hatten. Da pries ich die Toten, die schon gestorben waren, mehr als die Lebendigen, die noch das Leben haben." (4. Buch der Prediger)
  • ... die Männer an Kriege verloren. (Sasa Stanisic: Vor dem Fest)
  • Diese vergebliche Sehnsucht der menschlichen Seele nach dem Andersartigen, wo doch in den menschlichen Beziehungen alles ewig gleich ist, unverändert und unveränderlich! (Edith Wharton: Ein altes Haus am Hudson River)
  • Wenn unsere wenigen Jahre auf Erden ein solches Ende nahmen, dann stand die Strenge des Sittengesetzes in einem grausamen Missverhältnis zur Kürze des Lebens. (Edith Wharton: Ein altes Haus am Hudson River)
  • Der Gedanke an diesen Funken Verständnis, der in einem anderen Geist brannte wie ein kleines Licht in einem abgelegenen Haus, machte ihre Welt weniger einsam. (Edith Wharton: Ein altes Haus am Hudson River)
  • Was quälen sich nicht die Menschen mit dem beschämenden Gefühl, als des eigenen Glückes Schmied immer kurz vorm Totalversagen zu stehen! (Die ZEIT 13/14: Verdammte Zeitgenossen)
  • "Du bist versteinert", sagte Jazwauk, "und wahrscheinlich nennst du das Haltung." (Brigitte Reimann: Franziska Linkerhand)
  • So lebt man. Dagegen kann man keine Berufung einlegen. (Brigitte Reimann: Franziska Linkerhand)
  • Das Wort Zukunft warf auch nicht den Schatten einer Bedrohung. (Brigitte Reimann: Franziska Linkerhand)
  • Retweet: Ich glaube, es gibt Menschen, die unglücklich sind, bloß weil sie sind.
  • Es gehörte zu den unverbrüchlichen Überzeugungen meiner Mutter, vom Glück stets übersehen zu werden. (Constanze Kleis: Sterben Sie bloß nicht im Sommer)
  • "Ich war zehn Jahre, als die Bombe auf Hiroshima fiel. Danach begann das große Tralala. Siebzig Jahre Friede und eine stetig zunehmende Prosperität, mehr ist in der menschlichen Geschichte nicht drin. Bald aber wird es düster werden." (Silvia Bovenschen: Nur Mut)
  • Was sie ausstrahlte, war Frust und ängstliche Unruhe, und angesichts ihrer allzu blassen Haut und der strähnigen, glanzlosen Haare fragte er sich, ob sie womöglich an Depressionen litt und ihre Tage in einem Kellerraum des Hotels Melancholie verbrachte. (Paul Auster: Sunset Park)
  • "Hast du inzwischen nicht kapiert, dass die meisten von uns sich durchs Leben nur so durchquälen? Glückliche Tage sind dünn gesät." (Sue Townsend: Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb)
  • Auf welch niedrigem Niveau konnte ein Tag bisweilen aus den Fugen geraten. (Hans Pleschinski: Königsallee)
  • Was kann man tun mit dieser Traurigkeit im Bauch, die jeden Tag mit einem spazierengeht. (Sibylle Berg: Wie halte ich das nur alles aus?)
  • ...wundere ich mich vor dem Spiegel stehend manchmal selbst, dass einer wie ich, in dem so wenig Leben steckt, ein solches zustande gebracht hatte. (Jonas Lüscher: Frühling der Barbaren)
  • Das war merkwürdig in meinem Leben: Fühlte ich Glück, so genügte es, daran zu denken, dass es nicht von Dauer war - da endete es auch schon. (M. Agejew: Roman mit Kokain)
  • Eine bonbonrosa Diktatur, die das Hirn verklebt. (Henri-Frederic Blanc: Teufelei)
  • ... die Qualen der Einsamkeit, die jeder durchlebt, der auf neue, auf eigene Art zu denken beginnt. (Anton Cechov: Gespräch eines Betrunkenen mit einem nüchternen Teufel. Erzählungen)
  • Allein, wer kann dafür, daß ungeneigte Winde / Von unsern Wünschen stets den besten Teil verwehn? (Wieland: Musarion)
  • Mir scheint, dass ich für mein Leben nicht geschaffen bin. Ich bin zu klein für das, was in meinem Leben passiert ist, ich bin nicht gemacht für so viele Brüche, so viel Leid. (Philippe Claudel: Brodecks Bericht)
  • Die Enttäuschungen des Lebens, besonders aber die des Frauenlebens, und besonders die Enttäuschungen, die die allernächsten Personen, zum Beispiel der eigene Ehemann, einem zufügen, können auch an den stärksten Charakteren auf die Dauer nicht spurlos vorübergehen. (Christa Wolf: Erzählungen 1960-1980)
  • Das Schämen habe ich verlernt in dieser dreckigen Einsamkeit, in diesem verfluchten Land, das einem die Seele auffrißt und das Mark aus den Lenden saugt. (Stefan Zweig: Der Amokläufer. Erzählungen)
  • "Ich bin kein gläubiger Christ mehr... für mich gibt es keinen Himmel und keine Hölle... und wenn es eine gibt, so fürchte ich sie nicht, denn sie kann nicht ärger sein als jene Stunden, die ich von vormittags bis abends erlebte. (Stefan Zweig: Der Amokläufer. Erzählungen)
  • Ruhe war in dieser Welt die Ausnahme, die Katastrophe die Regel. (Lars Gustafsson: Geheimnisse zwischen Liebenden)
  • Sie kann sehr grausam sein, die Sonne, viel grausamer als die Nacht! Und daß sie lacht, ist nur allzu häufig nicht das Liebenswürdigste an ihr. Daß Hoffnungen getäuscht, Täuschungen zunichte gemacht werden, daß die Vergänglichkeit alles Irdischen dem Menschen klargemacht werden muß, ist zwar eine recht löbliche und vernunftgemäße Aufgabe; aber ist es denn unbedingt notwendig, daß dabei gelacht wird? (Wilhelm Raabe: Alte Nester)
  • Ich mag es, wenn nach langem Umhergehen und Umherschauen in mir das Gefühl einer starken Bedürftigkeit entsteht. (...) Ich möchte dann einen fremden Menschen am Ärmel fassen und zu ihm sagen: Hörsen Sie, so kann es nicht weitergehen. (Wilhelm Genazino: Der Fleck, die Jacke, die Zimmer, der Schmerz)
  • Ich bin im Verlaufe der Tages in des Lebens Ernüchterungen wie andere tief genug hineingeraten... (Wilhelm Raabe: Alte Nester)
  • "Wie es dem Menschen zumute ist, wenn er sich so an seine Sorge anklammern muß und um seinen Willen gar nicht gefragt wird dabei!" (Wilhelm Raabe: Alte Nester)
  • Einzelhaft in seinem eigenen Selbst... (Vladimir Nabokov: Das wahre Leben des Sebastian Knight)
  • Ich habe den Verdacht, daß es manchen Menschen, wenn sie die Schauplätze ihrer Kindheit erst einmal verlassen haben, unmöglich ist, für immer an einem Ort zu bleiben. (Stephen Vizinczey: Wie ich lernte, die Frauen zu lieben)
  • Es gibt eine neue Art von Einsamkeit in der modernen Welt: die Vereinsamung durch die Schnelllebigkeit. (Stephen Vizinczey: Wie ich lernte, die Frauen zu lieben)
  • "Oh, wie bitter, bitter ist die Welt! Es ist, als würde ein böse Macht unseren Wünschen auflauern, um sie zu vereiteln, unsere Hoffnungen ausspionieren, um sie zu zerschmettern, unsere Gedanken erraten, um sie zu ersticken. (August Strindberg: Das Rote Zimmer, S. 321)
  • Sellen dankt er für seine Begleitung, in der er Geduld zu üben und Entsagung zu leiden gelernt habe. Und Sellen bittet, hier kein Blech zu reden; was sei Leiden denn für eine Kunst, wenn man keine Wahl hat, und was sei am Verzicht Besonderes, wenn man nichts kriegt? (August Strindberg: Das Rote Zimmer, S. 206)
  • Was wollten all diese Menschen mit ihrem schamlosen Mitleid? Warum ließen sie sie nicht in Ruhe? Kannten sie denn nicht die Keuschheit der großen Leiden? Wußten sie denn nicht, daß nur die niedrigsten Menschen am Wege sitzen und den Vorübergehenden ihre Wunde zeigen? O Gott, wären sie doch fort, diese mitleidigen Seelen! (Eduard Graf von Keyserling: Beate und Mareile)
  • Ich erliege immer wieder meinem dann doch stumm bleibenden Drang, die Menschen über die allgemeine Ödnis des Wirklichen aufklären zu wollen. (Wilhelm Genazino: Das Glück in glücksfernen Zeiten)
  • ... bedauert mich niemand so kenntnisreich wie ich selbst. (Wilhelm Genazino: Das Glück in glücksfernen Zeiten)
  • Das Gefühl der Einschnürung wird dichter. (Wilhelm Genazino: Das Glück in glücksfernen Zeiten)
  • Etwas von der Feinheit, die ich zum Leben brauche, finde ich nur in meiner Melancholie. (Wilhelm Genazino: Das Glück in glücksfernen Zeiten)
  • ... wie oft ich mich totstelle, um durch das Leben zu kommen, ja, ich könnte sogar behaupten, daß das Sich-tot-Stellen eine meiner Hauptlebenstechniken ist. (Wilhelm Genazino: Das Glück in glücksfernen Zeiten)
  • ... überwarf er sich mit dem von ihm gewählten Leben. (Wilhelm Genazino: Das Glück in glücksfernen Zeiten)
  • Wahrscheinlich denke ich nur wieder zuviel, meine alte Unart. (Wilhelm Genazino: Das Glück in glücksfernen Zeiten)
  • ... daß ich das Leben nicht ausreichend verstehe. (Wilhelm Genazino: Das Glück in glücksfernen Zeiten)
  • Du befindest dich in der wohltätigen Dummheit des geläufigen Lebens. (Wilhelm Genazino: Das Glück in glücksfernen Zeiten)
  • Das Angenehme an meinem Grauen ist, daß sich meine Innenwelt mehr und mehr vor die Außenwelt schiebt und daß mich unter dem Eindruck dieser Verschiebung die Außenwelt immer weniger interessiert. (Wilhelm Genazino: Das Glück in glücksfernen Zeiten)
  • Ich weiß, sagte ich, daß der Patient, der sich als Fachmann seines Leidens präsentiert, für den Arzt ein Greuel ist. (Wilhelm Genazino: Das Glück in glücksfernen Zeiten)
  • Im Lauf meines Lebens hatte ich so viel Tragisches oder Abscheuliches gesehen, so oft hatte ich Treubruch, Feigheit, Abtrünnigkeit, Habsucht, Dummheit und Verbrechen gesehen, ich war dermaßen davon vergiftet, dass ich nicht mehr hätte imstande sein dürfen, überhaupt etwas zu fühlen, was einen auch nur fernen Widerschein einer auch nur kurzzeitigen Vollkommenheit in sich trug. (Gaito Gasdanow: Das Phantom des Alexander Wolf)
  • Wo immer sich Menschen aufhalten, schlagen sie Schneisen des Grauens; wenn sie die Möglichkeit zwischen Schönheit und absurder Ekelhaftigkeit wählen können, entscheiden sie sich stets für das Unfassbare. (Sibylle Berg: Vielen Dank für das Leben)
  • Man kann alle Möglichkeiten betrauern, die man nie gehabt hat, oder sich daran freuen, dass man kurz aufgetaucht ist aus der Großen Dunkelheit der Unendlichkeit, die sonst immer herrscht, vor der Geburt und nach dem Tod, ein kurzer Moment Licht, das ist doch viel, und Milliarden, Trilliarden Eizellen war nicht einmal das vergönnt. (Sibylle Berg: Vielen Dank für das Leben)
  • Was haben sich die Menschen da nur eingerichtet? Das zweite Jahrtausend, und immer mehr Spezialisten braucht es, um zu flicken, was hundert Jahre Dummheit angerichtet haben. Autobahnen zerteilen Täler, Müllhalden dampfen, die Luft schmutzig, der Regen sauer, die Bäume abgeholzt, die Meere leer, jetzt geht’s ab in die Tiefsee, mal sehen, was sich da anstellen lässt. (Sibylle Berg: Vielen Dank für das Leben)
  • Mehr. Die öde Überschrift des neuen Jahrtausends. (Sibylle Berg: Vielen Dank für das Leben)
  • ...kam diese abgrundtiefe Langeweile, die nur Menschen kennen, die nicht in sich vorhanden sind. (Sibylle Berg: Vielen Dank für das Leben)
  • 'Die Natur', dachte er, 'ja, die leblose Natur ist es, die uns umarmt. Warum hat Gott es dabei nicht belassen!' (Hartmut Lange: Die Waldsteinsonate. Novellen, S. 73)
  • Ich lege mir jetzt oft mein Leben zurecht, wie es hätte geführt werden müssen, damit es auch mir wohl darin geworden wäre. (Wilhelm Raabe: Der Schüdderump)
  • "Es sollte dich freuen (...), daß ich noch Lust zum Lachen habe; (...) Es hilft nur leider wenig; die guten Vorräte von Heiterkeit verderben immer früher, ehe ich Gebrauch davon machen kann!" (Wilhelm Raabe: Der Schüdderump)
  • Ich bin zu dumm, um die Welt zu verstehen, und ein Tag wirft mich dem andern wie einen Ball zu. (Wilhelm Raabe: Der Schüdderump)
  • Der ruhelose Kummer achtet in solchen Stunden nicht allzu genau auf die Gemütsverfassung der Umgebung; er überträgt sein Gefühl womöglich auf das Universum... (Wilhelm Raabe: Der Schüdderump)
  • Sie sprachen während des Essens und Trinkens nichts weiter, denn das, nämlich die Ernährung, ist für armes Volk eine zu ernste Sache und muß mit der gehörigen Bedachtsamkeit und Zusammenfassung aller Leibes- und Geisteskräfte betrieben werden. (Wilhelm Raabe: Der Schüdderump)
  • Sein Kummer hält ihn aufrecht, sein Kummer ist sein Talismann. (Maarten 'tHart: In unnütz toller Wut)
  • Seine ach durch wieviele Kränkungen wund gewordene Seele, trauerte in der Stille des Zimmers. (Hartmut Lange: Die Waldsteinsonate. Novellen, S. 75)
  • auf unsäglich stupide Weise im ewigen Kreisverkehr des Lebens unterwegs. (Jens Sparschuh: Im Kasten)
  • Und wenn ich sehe, wie das Menschengeschlecht, als Ganzes betrachetet, mit einigen wenigen Ausnahmen, auf seinem Lebensweg dahingestolpert und blind einhertappt, in jede Fallgrube stürzt und an jedem Hindernis, das auf dem Wege auftaucht, sich das Schienbein bricht... (Anne Brontë: Die Herrin von Wildfell Hall, S. 42)
  • Doch mit den Himmelsmächten ist kein ew'ger Bund zu flechten, und das Schicksal schreitet schnell. (Erich Loest: Die Mäuse des Dr. Ley, S. 182)
  • Wie er mit ernstem Gesicht bei einem Bächlein saß und immer wieder denselben Apfelschnitz wusch, als hoffe er, durch dieses, weit über jede vernünftige Gründlichkeit hinausgehende Waschen entkommen zu können aus der falschen Welt, in die er gewissermaßen ohne sein eigenes Zutun geraten war. (W. G. Sebald: Austerlitz)
  • Irgendwann in der Vergangenheit, dachte ich, habe ich einen Fehler gemacht und bin jetzt in einem falschen Leben. (W. G. Sebald: Austerlitz, S. 302)
  • Wenn die Existenzangst in ihm hochkroch... (Hans Ulrich Treichel: Grunewaldsee, S. 136)
  • Es gibt in jedem Leben mindestens eine Sekunde der Göttlichkeit, wenn sozusagen das andere, sonst Verborgene, sich offenbart und sinnlich wird - und es gibt den Moment danach, wenn alles ist wie zuvor. (Helmut Krausser: Eros, S. 312)
  • "Ich fürchte, ich bin so eine, die nie ganz glücklich wird. Da ist irgendwas Schweres in mir, ne zu hohe Oktanzahl in meinem Blut." (Helmut Krausser: Eros, S. 149)
  • ... war mir immer bewußt, auf dieser Welt nur Gast mit beschränktem Aufenthaltsrecht zu sein... (Hans-Ulrich Treichel: Anatolin, S. 118)
  • Im Grunde erwarte ich immer noch, daß sich das Dasein innerhalb der Lebensspanne eines Menschen zu einem Sinn hin entwickelt. Ich werde die Aufmerksamkeit für mein Leben zurückziehen, falls sich kein Sinn zeigen sollte. Meine Melancholie über den fehlenden Sinn ist mir vertrauter als das sinnlose Warten auf die Verbesserung. (Wilhelm Genazino: Mittelmäßiges Heimweh)
  • Das Deprimierende ist, daß ich nicht angeben kann, was sich ändern müßte, damit ich mich wohl fühle, ich kann immer nur denken, daß alles unzureichend ist und daß ich mich von allem, was es gibt, entfernen möchte, und zwar sofort und ohne Umkehr. Ich müßte jetzt zugeben und gebe es zu (für mich), daß ich ein gespensterartiges Wesen geworden bin, das für seinen Unglücksnebel im Kopf selbst verantwortlich ist. (Wilhelm Genazino: Mittelmäßiges Heimweh)
  • Ich freue mich, die Außenwelt so anzutreffen, wie ich sie einschätze: sparsam und kläglich. (Wilhelm Genazino: Mittelmäßiges Heimweh)
  • Meine mich immerzu verwandelnde Hemmung... (Wilhelm Genazino: Mittelmäßiges Heimweh)
  • Das Schmerzliche ist, daß das Leben so sehr bekannt ist und deswegen so verschlissen erscheint. (Wilhelm Genazino: Mittelmäßiges Heimweh)
  • Der ausgepreßte Teebeutel auf meinem Unterteller drückt meine zerknitterte/zerdepperte/zerquetschte Lage aus. (Wilhelm Genazino: Mittelmäßiges Heimweh)
  • Es beschleicht mich wieder das Gefühl einer kurz bevorstehenden Abtrennung von der Welt. (Wilhelm Genazino: Mittelmäßiges Heimweh)
  • Einmal im Leben möchte ich alle Mängel nacheinander aussprechen. (Wilhelm Genazino: Mittelmäßiges Heimweh)
  • ... daß ich (...) zu den Menschen mit einem Seltsamkeitszeichen gehöre. (Wilhelm Genazino: Mittelmäßiges Heimweh)
  • Die Scham, der zu sein, der ich bin. (Hans-Ulrich Treichel: Anatolin)
  • Obwohl ich mir mit meinen dreiundvierzig Jahren dafür noch zu jung vorkomme, betrete ich jetzt schon das weite Feld der vorzeitigen Ermüdungen. (Wilhelm Genazino: Mittelmäßiges Heimweh)
  • Ich muß etwas tun, sonst werden sich bald die Motten auf mir niederlassen. (Wilhelm Genazino: Mittelmäßiges Heimweh)
  • Mein Leben gehorcht nicht immer den üblichen Naturgesetzen. (Wolfgang Schorlau: Die blaue Liste)
  • Es folgte jener Mangel an Worten, der immer dann auftritt, wenn Menschen, die sich Freunde nennen, feststellen, daß sie in Wirklichkeit keine mehr sind, ohne schon auf die Ebene bloßer Bekanntschaft herabgesunken zu sein. (Thomas Hardy: Blaue Augen)
  • "Ich bin weit davon entfernt, das Leben zu kennen. Einen rechten und umfassenden Begriff davon, was das Leben ist, kann man sich während seiner kurzen Dauer nicht machen." (Thomas Hardy: Blaue Augen)
  • Eine Art mentale Treppe führte ihn von einer Depression in die nächste... (A.F.Th.van der Heijden: Der Gerichtshof der Barmherzigkeit, S. 397)
  • "Verläßlichkeitsmangel der Welt" (Sibylle Lewitscharoff: Blumenberg)
  • Wir gehen allein in dunkler Einsamkeit, das ist unser Beruf. Und singen in die Dunkelheit hinein. Und plötzlich antwortet einer – singt mit – wir glauben, die Einsamkeit fällt von uns ab – nur das. Alle die Paare, die da in der Allee auf den Bänken saßen nah beieinander, indem sie sich ein Leben zu zweien phantasieren. (Eduard Graf von Keyserling: Seine Liebeserfahrung)
  • "Dieser unerträglich flimmernden Welt mit ihrem heißen, unreinen Atem seh' ich es sofort an, daß ich in ihr nichts zu versäumen habe." (Eduard Graf von Keyserling: Seine Liebeserfahrung)
  • Verrückt vor Leben, dachte er, wenn das nur alles einen Sinn hat. Immerhin, es ist mehr Chance für Sinn als für Sinnlosigkeit, obgleich – bin ich eine Zahl in der großen Rechnung, so habe ich zwar einen Sinn, aber das Resultat unter dem schwarzen Strich braucht mir deshalb noch lange nichts zu bedeuten. Es käme darauf an, eine Zahl im Resultat unter dem Strich zu sein. (Eduard Graf von Keyserling: Bunte Herzen)
  • ... die ständige Sehnsucht nach Einsamkeit, die, wenn er sie erreicht hatte, eine verzweifelte Sehnsucht nach Gesellschaft erzeugte. (Edward St. Aubyn: Muttermilch)
  • Er verließ sich ganz auf den Einbruch der Dunkelheit, der ihm wieder einen Schnellkurs in der wahren Verzweiflung geben würde, die unter den schalen, entrückten, gelegentlich angenehmen Tagen wartete. (Edward St. Aubyn: Muttermilch, S. 126)
  • Zwei Jahre später fragten sie sich immer noch, wo krieg ich nur ein kleines bißchen Durchblick her, sie wunderten sich, wie viel Zeit der Mensch darauf verwendet, möglichst Dinge zu tun, die die Existenz beenden, und sie sahen, wie das Unheil sich überall türmte... (Birgit Vanderbeke: Das läßt sich ändern, S. 76)
  • ... weiß ich nicht, wie Sie über den Weltzustand denken, für mich aber steht fest, daß er das Ergebnis einer Addition von Mikro-Idiotien ist. (Markus Werner: Die kalte Schulter, S. 55)
  • Keiner weiß vom andern, aus naheliegenden objektiven Gründen natürlich, aber auch, weil wir das gar nicht wollen. Wir haben mit unserem eigenen Leben zu tun. Ein eingeklemmter Finger schmerzt bekanntlich mehr als ein abgerissener Bein, wenn es der eigenen Finger ist, und as Bein das eines andern. (Urs Widmer: Das Geld, die Arbeit, die Angst, das Glück, S. 78)
  • Die Weltgesundheitsorganisation hat kürzlich erst berechnet, daß in Europa siebenunddreißig Millionen Menschen leben, die, wie sie das formuliert, "an beschäftigungsbedingten Depressionen" leiden. Siebenunddreißig Millionen Menschen in Europa, denen die Art ihrer Arbeit so zusetzt, daß sie gelähmt die Waffen strecken. (Urs Widmer: Das Geld, die Arbeit, die Angst, das Glück, S. 21)
  • Manchmal wünsche ich mir einen Zusammenbruch, der mir vielleicht eine Pause von ein paar Wochen beschaffen könnte. Aber ich bin inzwischen so gefestigt, daß ich sehr lange am Rande meiner Kraft leben kann. (Christa Wolf: Ein Tag im Jahr. 1960-2000, S. 224)
  • Das Motiv der Einsamkeit, das immer anklingt, wenn man sich, und sei es in Gedanken, auf das "Eigentliche" versteift. (Christa Wolf: Ein Tag im Jahr. 1960-2000)
  • Es war schön, in einer Wohnung zu leben, in der ich nur mit mir auszukommen hatte. Das war schon schwierig genug, ich mußte die Umstände nicht noch komplizierter machen. (Christoph Hein: Frau Paula Trousseau, S. 375)
  • "Warum soll das heute ausgerechnet gut ausgehen?" War bisher nicht immer alles schlecht ausgegangen? Warum sollte ausgerechnet ich einmal recht oder auch nur Glück haben? Ich war doch daran gewöhnt, daß immer alles schiefging in meinem Leben. Leben und Schieflage waren eine Einheit, etwas, das bei mir zusammengehörte, das sich zu meinem Ich fügte. (Arnold Stadler: Der Tod und ich, wie zwei, S. 188)
  • Ich sagte ihm, daß er das Schicksal des Nichtverstandenwerdens doch mit Hölderlin und allen Großen teile. Denn nur das Mittelmaß könne sich schon zu Lebzeiten Gehör verschaffen, weil es laut sei und der tobenden Menge nach dem Mund dichte. Alles wirklich Große gehe oftmals verloren. (Arnold Stadler: Der Tod und ich, wie zwei, S. 113)
  • Von allen Spielen ist das verlierendste / der Kriegeshalbkunst trauriges Würfelspiel: / denn welcher Wurf auch falle, fällt doch / selber dem Siegenden Tod und Elend! (Friedrich Gottlieb Klopstock)
  • Wer einmal das Weh der Welt in sich erlebt, der kann nicht mehr glücklich werden in dem Sinne, wie der Mensch es möchte. (Albert Schweitzer)
  • Nachts heule ich und bin am Sterben - und des Morgens erhebe ich mich mutig und stark. Bis zur nächsten Nacht, zur nächsten Angst. Alleinsein ist nichts für mich. Plötzlich übermannt mich Sehnsucht, so eine Gier nach Liebe, Zuwendung, daß ich fürchte, dem Erstbesten zu erliegen, der mich zärtlich lockt. (Michail Schischkin: Venushaar)
  • Manchmal, wenn ich mir meine Dummheiten, mein Mißgeschick und das ganze Durcheinander in meinem Innern vergegenwärtigte, überkam mich ein niederdrückender Unmut. Allein und ungestört wollte ich sein, aber alles stürzte sich jede Stunde, jede Minute förmlich zerreißend auf mich. (Oskar Maria Graf: Wir sind Gefangene)
  • Hat ein intelligenter Mensch die Chance, viel mehr zu sein als ein Wesen, das in großem Stil Mißverständnisse produziert? (Philip Roth: Gegenleben)
  • Des Kummers Krönung ist das Schwelgen in süßen Erinnerungen. (P.G. Wodehouse: Monty im Glück)
  • Etwas Schreckliches, so eine hypertrophe Phantasie. (Vladimir Nabokov: Verzweiflung)
  • Das Dämonische, das etwas Abschreckendes an der wahren Naturwissenschaft sei, daß sie dunkel die Ahnung von einer Welt vermittle, mit der wir nicht das mindeste zu schaffen hätten, die zu begreifen unserem Verstand nicht gegeben sei, von einer Welt vor allem, die absolut nicht zu unserem Besten eingerichtet sei. (Lars Gustafsson: Der Dekan)
  • Alles ist dunkel, alles ist schrecklich, und ich wüßte nicht, aus welchem besonderen Grund ich weiter auf dieser dunklen, vergebens erfundenen Welt verharren soll. Nicht daß ich Selbstmord erwöge: Das wäre unökonomisch - da wir fast in jedem Land einen Menschen finden, der vom Staat dafür bezahlt wird, einem Menschen todbringend beizustehen. (Vladimir Nabokov: Verzweiflung)
  • Gestern noch ein Tropfen Schleim, morgen wirst du Asche sein. (Michail Schischkin: Venushaar)
  • Wüßten wir, was Leben ist, würden wir uns wohl schon bei der Geburt die Nabelschnur um den Hals legen. (Sibylle Berg: Amerika)
  • Kamerad der Traurigkeit. (Sibylle Berg: Amerika)
  • Ein Weingefühl in der Brust. (Sibylle Berg: Amerika)
  • ... schreibt er am 10. November 1811 "meine Seele ist so wund, daß mir, ich möchte fast sagen, wenn ich die Nase aus dem Fenster stecke, das Tageslicht wehe tut, das mir darauf schimmert." (Luise Rinser: Wachsender Mond. 1985-1988, S. 155)
  • Zwischen Fachwerkwelt und Wüstenrot-Welt das gefestigte, zehnmal versicherte, religiös gepolsterte und konservativ geschnürte Leben, alles diente nur dazu, den Widerspruchsgeist zu trainieren. (F.C. Delius: Mein Jahr als Mörder, S. 113)
  • So nur ist unsre Zeit zu verstehen: alle Teufel sind los, alle unsre finstern Instinkte steigen hoch, aller Haß bricht aus. (Luise Rinser: Wachsender Mond)
  • Als praktischer Mensch hab ich's im Leben erfahren, daß Guthaben immmer wieder verlorengehn, Schulden aber nie gestrichen werden. (Franz Werfel: Cella oder Die Überwinder, S. 10)
  • Wie falsche Träume, alle Freuden vergangen, / Unwiederbringlich die vertändelten Tage, / Das Falsche geliebt, erstorben das Verlangen: / Von dem, was gewesen, bleibt nur die Klage. (Sir Walter Raleigh)
  • ... in einem Leben, in dem die spektakuläreren Freuden eingeebnet sind... (John Updike: Die Tränen meines Vaters)
  • Ich begann, eine Religion der Rebellion zu erwägen gegen die Gleichgültigkeit Gottes und gegen die Grausamkeit derer, die Er nach Seinem Bild geschaffen hatte. (Isaac Bashevis Singer: Verloren in Amerika, S. 390)
  • "Wie befinden sich Euer Gnaden?" "Durch den fortwährenden Verkehr mit der Welt durchaus nicht verwöhnt." (Wilhelm Raabe: Frau Salome)
  • Sie wollte sich ihren Schmerz nicht verringern lassen, die Märtyererseligkeit, die jeder Leidende empfindet, nicht aufgeben. (Stefan Zweig: Praterfrühling. Erzählungen, S. 219)
  • Du hast dich im Nötigsten verkrochen, weil du Angst hast vor dem Möglichen. (Ralf Rothmann: Feuer brennt nicht, S. 263)
  • Einmal habe ich geträumt, ich fände auf meinem Anrufbeantworter diese Nachricht vor: Tut uns leid, Sie haben zu wenig gekauft, Sie dürfen nicht mehr mitmachen, Sie sind raus. (David Wagner: Vier Äpfel)
  • Ich ging auf und ab. Im Grunde macht man sein ganzes Leben nichts anderes. Auf und ab gehen. Man glaubt, man geht immer weiter. Man wird älter und glaubt, so weit ist man also gekommen. Aber man ist nur auf und ab gegangen. Wie in einer Zelle. (Robert Menasse: Ich kann jeder sagen, S. 50)
  • soziale Null. (Verena Rossbacher: Verlangen nach Drachen, S. 98)
  • ... genüßlich seinen Lebensekel zelebrieren. (Robert Menasse: Ich kann jeder sagen, S. 120)
  • Lebensmorast, man geht ins Leben und tritt nie auf sicheren Grund. (Robert Menasse: Ich kann jeder sagen, S. 92)
  • Verachtung für all die, in deren Leben immer alles so glatt, problemlos und harmonisch ablief, daß ihnen stets die richtige Antwort, aber nie eine Frage einfiel. (Robert Menasse: Ich kann jeder sagen, S. 17)
  • Mein Leben läßt sich in beschämend wenigen Worten vollständig beschreiben. (Robert Menasse: Ich kann jeder sagen)
  • zunehmende Neigungsebene seiner Existenz. (Ralf Rothmann: Feuer brennt nicht)
  • Manchmal, wenn ich mir meine Dummheiten, mein Mißgeschick und das ganze Durcheinander in meinem Innern vergegenwärtigte, überkam mich ein niederdrückender Unmut. Allein und ungestört wollte ich sein, aber alles stürzte sich jede Stunde, jede Minute förmlich zerreißend auf mich. (Oskar Maria Graf: Wir sind Gefangene, S. 330)
  • Mir sind nicht nur meine unmittelbaren Angehörigen, Berufsgefährten und Altersgenossen weggestorben, sondern auch meine Gegner. Würde ich nach Budapest zurückgehen, fände ich keinen mehr, mit dem ich hadern könnte. (Sandor Marai: Tagebücher 1984-1989, S. 144)
  • Jeder Terror frißt sich selbst auf. Dann beginnt er von vorn. Es stimmt nicht, daß es früher anders war. Nur waren die Menschen weniger und die Statistik bescheidener, aber es ist immer so gewesen. Der Mensch ist hoffnungslos grausam. Grausam, weil ohne Hoffnung. (Sandor Marai: Tagebücher 1984-1989, S. 134)
  • "Meinen täglichen Gleichmut gib mir..." (Sandor Marai: Tagebücher 1984-1989, S. 15)
  • Nur die Einförmigkeit eines Übels läßt es wahrhaft unerträglich werden. Wenn der Schmerz sich verlagert, genießt das Glied, welche Qual auch in einem andern Teil dem Körper zusetzen mag; die Beständigkeit des Übels an ein und demselben Punkt jedoch ist die allerschwierigste Heimsuchung. (Julien Green: Der andere Schlaf, S. 96)
  • ... dämonische Kraft ordinärer Aufdringlichkeit, Zudringlichkeit und schließlich sogar Eindringlichkeit beruht ja geradezu darauf, daß sie in bezug auf den Raum dort drüben, in welchen sie sich hineinflegelt, vollkommen unwissend ist; indem sie ihn nämlich ihrem eigenen ohne weiteres für gleich beschaffen hält. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)
  • Tzvetan Todorov geht gar so weit, im Scheitern die einzige "unmittelbare Erfahrung des Unendlichen und Absoluten" zu sehen, welche die moderne Gesellschaft ihren Subjekten gewährt. (Ilma Rakusa: Langsamer!)
  • Die Einsamkeit einer wirklichen Persönlichkeit ist zentripetal, ihr Sturz nach innen wird zu rasch, als daß die Freunde - von der Welt ganz zu schweigen - noch folgen könnten. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)
  • Ich hatte doch eine freundliche Jugend: und dann diese Finsternis! (Heimito von Doderer: Die Dämonen)
  • Der intakte Duft einer heileren Welt... (Heimito von Doderer: Die Dämonen)
  • Ihm schien in diesem Augenblicken, als sei bis jetzt nur der kleinste Teil von dem, was er bisher erlebt hatte - sein Eigen geworden. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)
  • So kann man auch meine Verfaßtheit charakterisieren, besonders wenn es um den Kontakt zu anderen Menschen geht, speziell unbekannten: "Bei Williams gab es hier eine seltsame Art von Eingefrorenheit, die sehr allmählich nur taute." Heimito von Doderer: Die Dämonen)
  • Vorne kein Stauraum für Träume, hinten Romantik mit Mängeln und in der Mitte jener pralle Wahnwitz, der unseren Fluchtwunsch verursacht. (Markus Werner: Am Hang)
  • Wer alles gern langsamer hätte, stiller, sinnlicher, weniger grell, hat keine andere Wahl, als sich ins Einst hineinzuphantasieren, denn wie erwähnt, das Künftige wird so gewaltsam wirklich sein, daß sich kein Träumchen mehr nach vor wagt. (Markus Werner: Am Hang)
  • Vor kurzem nämlich habe ich eine Nacht lang Mozart gehört, die heitersten, herrlichsten Sachen, und den Welthaß trotzdem nicht aus mir herausgebracht und nicht überwunden, im Gegenteil, es hat mir die Musik verdeutlicht, daß Schönheit kein Trost ist. (Markus erner: Am Hang)
  • Er leitet jedes Wässerchen auf seine Mühle, dachte ich, und sammelt Belege für das Unglück der Welt, besessen wie jeder Sammler. (Markus Werner: Am Hang)
  • Wo immer ich höre, daß einer weiß, was der anderen Menschen Glück ist; wo immer ich lese, daß jemand im Namen einer Idee über Millionen Menschen verfügt, und sei es nur in Gedanken; wo immer ich sehe, daß einer alten Ideologie frische Schminke aufgelegt wird, um ihren Tod zu maskieren, packt mich das Entsetzen. Und eine jahrzehntealte Wut. (Monika Maron: Nach Maßgabe meiner Begreifungskraft. Artikel und Essays, S. 21)
  • im Gemüt zersaust. (Hermann Burger: Schilten)
  • Sie sehen lauter Gesunde um sich und fühlen sich von ihrer vermeintlichen Intaktheit in Frage gestellt. (Hermann Burger: Schilten)
  • Alles ist jetzt möglich, auch das Schlimmste. Denn auch das Schlimmste streicht immer in der Meute des Möglichen umher. Die Hyäne des Schlimmsten tummelt sich ziellos in der Banalität. (Pierre Péju: Die kleine Kartäuserin, S. 9)
  • Lieber Sturz,(...) es tut mir so sehr leid, daß Du grade wieder besonders schlechte Zeiten hast! Überall kommt zum Persönlichen und Privaten, das ja oft schwierig genug ist, noch das Plus an Last, an Sorge, an Schande, an Leid hinzu, das die Zeit uns allen auferlegt. (Hermann Hesse - Hans Sturzenegger: Briefwechsel 1905-1943, S. 97)
  • !Gäbe Man mir nur ein Mal Die-Chance zu zeigen, !Was ich kann. !Ein Mal nur. (Reinhard Jirgl: Die Stille, S. 384)
  • Ich erzählte von allem was mir zuviel war, also erzählte ich von Allem. (Reinhard Jirgl: Die Stille)
  • Dasglück will nicht gebraucht werden um sich einzufinden. Wo Not & Drangsal nach Demglück verlangen, kehrt Es sich brüsk, zutiefst beleidigt ab wie die Edelhure, der man für ihre schau=Spielkünste im Theater des Fleisches statt fürstlichem Lohn nen Verrechnungsscheck anzubieten wagt. (Reinhard Jirgl: Die Stille, S. 35)
  • Aber sobald man betet, ein Kelch möge an einem vorübergehen, weiß man im Grunde, daß es schon zu spät ist. (Tim Parks: Schicksal, S. 284)
  • Weltallausmaß aller blutig schreckensvollen Verwickeltheiten, deren Menschen fähig waren & sind. (Reinhard Jirgl: Die Stille)
  • Wenn man nur hinter die Masken sehen könnte, hinabsteigen in die Bergwerke im Inneren der Menschen. (Uwe Tellkamp: Der Turm, S. 706)
  • Staubbraune Trübnis beginnenden Sonntagabends. (Reinhard Jirgl: Die Stille)
  • Wer einmal das Weh der Welt in sich erlebt, der kann nicht mehr glücklich werden in dem Sinne, wie der Mensch es möchte. (Albert Schweitzer)
  • Der Begriff der Einsamkeit bezieht sich auch auf einen Menschen inmitten vieler anderer, für die er selbst ohne jede Bedeutung ist, für die es gleichgültig ist, ob er existiert oder nicht existiert, die die letztliche Gefühlsbrücke zwischen sich selbst und ihm abgebrochen haben. (Norbert Elias: Die Einsamkeit der Sterbenden)
  • Eine andere, im engeren Sinne soziale Form der Vereinsamung stellt sich dann ein, wenn ein Mensch an einem Ort lebt oder eine Position hat, die es ihm nicht ermöglicht, Menschen von der Art zu begegnen, von der er fühlt, daß er ihrer bedarf. (Norbert Elias: Die Einsamkeit der Sterbenden)
  • Jedes ernste Leiden wird als Todesvorahnung gewertet, und jedesmal wird mit der Gefährdung der eigenen Person auch die Welt als Ganzes als gefährdet empfunden. Es wird nach dem Sinn des eigenen Lebens, nach der Einordnung der Krankheit, aber darüber hinaus auch nach allgemeingültigen Gesetzen gefragt: es kommt zu einer Philosophie der Krankheit. (Ida Cermak)
  • ... daß das menschliche Herz imstande ist, so viel Elend zu empfinden und zu ertragen. (John Keats)
  • Bedenke nur eines, Mama: Das Leben ist schonungslos und ist nach seiner inneren Anlage tragisch: Wir bedeuten nichts in dem großen Plan, und die Gesundheit kann uns jeden Augenblick durch die gleichen blinden, zugreifenden Finger zerquetscht werden, die vor uns Billionen Menschen in die Erde stampften, wo sie modern. (Thomas Wolfe)
  • ... in einem lähmenden Brei von Verpflichtungen. (Hermann Hesse: Betrachtungen und Berichte II)
  • ... meine stumme Verzweiflung, wenn die Tage mir auseinanderlaufen. (Christa Wolf: Ein Tag im Jahr, 1961)
  • Ich habe die erwünschte Einheit zwischen Seele und Geist vermasselt! Ich habe die meiste Zeit meines Lebens in der Dissonanz zwischen dem, wie ich gehandelt habe, und den vielen Gedanken, die mich allzu schnell durchfuhren, verbracht. (Luc Bondy: Am Fenster, S. 38)
  • In der Schweiz, ob auf einem Spaziergang auf der Alm, ob auf einem Hotelflur, begrüßen sich die Leute, jedenfalls nicken sie sich freundlich zu. Da entsteht der letzte Optimismus zwischen der menschlichen Gattung, ein Gruß, mehrere Grüße, sind nicht zu unterschätzen für die Existenzmühen des Tages. (Luc Bondy: Am Fenster)
  • Wie zerbrechlich wir sind, habe ich gedacht, wir führen alle so große Wörter im Mund und pochen tagtäglich und fortwährend auf unsere Härte und auf unseren Verstand und kippen von einem Augenblick auf den andern um und müssen ein Weinen in uns erdrücken. (Thomas Bernhard: Beton, S. 110)
  • Ach, Engelke, das Leben is doch eigentlich schwer. Das heißt, wenn's auf die Neige geht; vorher is es soweit ganz gut. (Theodor Fontane: Der Stechlin, S. 336)
  • Er hatte aus seinem Leben eine Zwangsjacke gemacht, in der er sich nicht bewegen konnte, gefesselt von den Bändern der Enttäuschung über sich selbst und der Isolation, die ihn mit bitterer Traurigkeit ohne Morgen erfüllte. (Antonio Lobo Antunes: Elefantengedächtnis, S. 110)
  • ... wann hatte bei ihm die Scheiße angefangen? Er blätterte rasch die Kindheit seit dem fernen September der Geburtenzange durch, die ihn aus dem uterinen Aquariumsfrieden herausgeholt hatte. (Antonio Lobo Antunes: Elefantengedächtnis, S. 27)
  • Wohin gerät das Leiden, dessen wir nicht gewahr werden können? (Christa Wolf: Störfall, S. 14)
  • Was mich an meinem Leben stutzig macht, ist die fortschreitende gegraphische Einengung. (Amelie Nothomb: Quecksilber, S. 23)
  • Des Menschen Leben : das heißt vierzig Jahre Haken schlagen. Und wenn es hoch kommt (oft kommt es einem hoch !!) sind es fünfundvierzig; und wenn es köstlich gewesen ist, dann war nur fünfzehn Jahre Krieg und bloß dreimal Inflation. (Arno Schmidt: Schwarze Spiegel)
  • Selbst wenn sie mehr Elend als Freude miteinander erleben, hängen die Menschen solange wie Kletten zusammen, bis sie sich ihres gegenseitigen Hasses absolut sicher sind. (A.F.Th. van der Heijden: Das Gefahrendreieck, S. 143)
  • 'Es gibt Menschen', sprach er, 'denen die Natur oder ein besonders Verhängnis die Decke wegzog, unter der wir andern unser tolles Wesen unbemerkter treiben. Sie gleichen dünngehäuteten Insekten, die im regen, sichtbaren Muskelspiel mißgestaltet erscheinen, ungeachtet sich alles bald wieder in die gehörige Form fügt. (E.T.A Hoffmann: Die Serapionsbrüder, S. 54)
  • Das Mißverhältnis des innern Gemüts mit dem äußern Leben, welches der reizbare Mensch fühlt, treibt ihn wohl zu besonderen Grimassen, die die ruhigen Gesichter, über die der Schmerz so wenig Gewalt hat als die Lust, nicht begreifen können, sondern sich nur darüber ärgern. (E.T.A Hoffmann: Die Serapionsbrüder, S. 38)
  • Sie sagte: "Es müßte etwas für die Sachen erfunden werden, die zu nichts zu gebrauchen sind, die man aber auch nicht wegwerfen kann." So war es: Die Gier, mit der sich die Dinge in die Lebensräume fraßen, die Menschen zurückdrängten und einkesselten, beängstigte Fermina Faza so lange, bis sie alles irgendwohin gepackt hatte, wo es nicht zu sehen war. (Gabriel Garcia Marquez: Liebe in den Zeiten der Cholera, S. 422)
  • "Man bekommt Routine im Fliehen und Verlieren. Merken Sie sich, Madame: kein Unglück ist in der Wirklichkeit so groß wie in unserer Angst: ausgenommen vielleicht Zahnschmerzen...." (Franz Werfel: Jacobowsky und der Oberst, S. 20)
  • Die wahre Einsamkeit ist, hier unter all diesen freundlichen Menschen zu leben, die einen bloß bitten, mitzuheucheln. (Edith Wharton: Zeit der Unschuld, S. 19)
  • Das Elend ist ein Schnitter: Er mäht alles, was wir an Fähigkeit zum Umgang mit dem anderen besitzen, in uns nieder und hinterläßt uns leer, gefühllos, um uns die ganze Trostlosigkeit der Gegenwart erträglich zu machen. (Muriel Barbery: Die Eleganz des Igels, S. 321)
  • Man muß seine Identität als Erwachsener ständig neu aufbauen, dieses wacklige und vergängliche und so zerbrechliche Gefüge, das die Verzweiflung umhüllt und das sich vor dem Spiegel die Lüge erzählt, an die man glauben will. (Muriel Barbery: Die Eleganz des Igels, S. 98)
  • Gewisse Leute sind unfähig zu erfassen, was das wahre Leben und der eigentliche Odem dessen ist, was sie betrachten, und verbringen eine ganze Existenz damit, über die Menschen zu harangieren, als wären es Automaten, und über die Dinge, als hätten sie keine Seele und ließen sich zusammenfassen in dem, was im Laufe von subjektiven Einfällen über sie gesagt werden kann. (Muriel Barbery: Die Eleganz des Igels, S. 29)
  • Von Zeit zu Zeit nehmen sich die Erwachsenen offenbar Zeit, sich hinzusetzen und die Katastrophe zu betrachten, die ihr Leben ist. Sie jammern dann, ohne zu verstehen, und wie Fliegen, die immer gegen die gleiche Scheibe stoßen, werden sie unruhig, sie leiden, verkümmern, sind deprimiert und fragen sich, welches Räderwerk sie dorthin geführt hat, wohin sie gar nicht wollten. (Muriel Barbery: Die Eleganz des Igels, S. 15)
  • Man vergleiche nur einmal, wer man am Tag seines Examens war und wer man heute ist. Ich habe es kürzlich gemacht und bei mir gedacht: "Ach du Schande! Was zum Teufel ist mir nur zugestoßen?" (David Sedaris: Schöner wird's nicht, S. 78)
  • ... überkam mich eine große Trauer, wenn ich bedachte, wie brüchig das ist, was wir unter "das Leben im Griff haben" verstehen. (David Lodge: Wie bitte? S. 356)
  • Ich halte nichts von Ideen. (...) Für die Hälfte alle Probleme in der Welt sind Ideen verantwortlich. (Gilbert Adair: Mord auf ffolkes Manor, S. 184)
  • Diese Zeit, die es braucht, diese Männer, die es braucht, bis man endlich weiß, was einem tiefinnerlich zusagt! Und dann entdeckt man, daß das, was einem behagt, nicht das ist, was erträglich ist im Leben. (Benoite Groult: Salz auf unserer Haut, S. 297)
  • Ich habe Mühe zu verstehen, daß unterhalb meines relativ interessanten und ehrbaren Bewußten ein so mittelmäßiges Unbewußtes vor sich hin plätschert. (Benoite Groult: Salz auf unserer Haut, S. 225)
  • Geteiltes Leid ist, meiner Erfahrung nach, nicht halbes Leid, sondern über die gewaltige Lautsprecheranlage des Klatsches in die Welt hinausposauntes Leid. (Julian Barnes: Darüber reden, S. 47)
  • Beim Leben ist das Problem, so kommt es mir vor, daß sich da herausstellen kann, daß es zu spät ist, und man hat es immer noch nicht verstanden. (Julian Barnes: Darüber reden, S. 42)
  • Er unterlag nicht wie sein Vater der Schwerkraft des Versagens. (John von Düffel: Houwelandt, S. 135)
  • Ich weiß, daß mein Charakter eine dunkle Seite hat, einen mürrischen Grundton, mit Galle getränkt, der mein Gesichtsfeld eng und meine Zunge schwer und mißtönend werden läßt; es ist die äußere Erscheinungsform meiner Neigung zur Depression. (John Updike: Das Gottesprogramm. Rogers Version, S. 16)
  • ... dabei das deutliche Gefühl auf seiten Richards, daß ihm, gleichgültig, was er macht, die Gabe, von sich zu überzeugen, abhanden gekommen ist, daß er nicht mehr zu den Menschen gehört, bei denen sich das Blatt schlagartig zum Guten wendet. (Arno Geiger: Es geht uns gut, S. 223)
  • ... weil alle Unwiderruflichkeit notwendig tragisch ist. (Gilbert Keith Chesterton: Ketzer. Ein Plädoyer gegen die Gleichgültigkeit, S. 43)
  • Menschen, die vom Fortschrittsgedanken fasziniert sind, ahnen nicht, daß uns jeder Schritt vorwärts zugleich dem Ende näher bringt und in den frohen Parolen immer weiter und vorwärts die laszive Stimme des Todes mitschwingt, die uns zur Eile drängt. (Milan Kundera: Das Buch vom Lachen und Vergessen, S. 242)
  • Wenn wir leiden, können uns nur die helfen, die selber leiden. (Emmanuel Bove: Die letzte Nacht, S. 114)
  • "Der Chef wird von Ihnen entzückt sein. Und vergessen Sie nie, sonntags in die Kirche zu gehn. So werden Sie von drei Seiten eingegattert sein, Familie, Arbeit und Religion. Der ideale Staatsbürger. Ein Leibeigener, ein Mann ohne Gesicht. (Manuel Puig: Verdammt wer diese Zeilen liest, S. 139)
  • ... die Gefahr des Existierens, diese entsetzliche Anstrengung. (Gert Hofmann: Die Fistelstimme, S. 89)
  • ... wenn mich die Schwermut in Dunkelhaft nimmt. (Markus Werner: Der ägyptische Heinrich, S. 190)
  • Wenn man im Leben schon leiden muß, dann ist es meiner Meinung nach viel besser, wenn man das Glück nie gekannt hat. (Stephen Fry: Geschichte machen, S. 87)
  • Warum? Warum geschieht so viel? Wozu drängt sich uns, selbst wo wir uns ganz still verhalten, immer ein Geschehen auf, so frech? (Helmut Krausser: Die kleinen Gärten des Maestro Puccini, S. 189)
  • In der tiefsten Tiefe der Depression kannst du Erfahrung machen, die anders nicht zu haben sind. Es gibt auch ein depressives Glück, das glückhafter ist als jedes andere. Aber es wird bezahlt, je nachdem mit dem Leben. (Walter Vogt: Altern, S. 186)
  • Ich war depressiv, lernte unauslotbare Verzweiflungen kennen. Zog mich wie im Klimmzug aus der Güte und Liebe meiner Frau, meiner Kinder, meiner Freunde immer wieder hoch. (Walter Vogt: Altern, S. 182)
  • Auch diese Erinnerung hatte ihre schwermutsvolle Süßigkeit, wie alles, was völlig vergangen war. (Arthur Schnitzler: Der Weg ins Freie)
  • Mein Glaube an die Menschheit, der nie sehr groß war (und seinen Zenit vermutlich in meinem zehnten Lebensjahr überschritt)... (Steffen Mensching: Lustigs Flucht, S. 104)
  • Du hast mich buchstäblich zerstört. Ich bin bis auf die Grundmauern abgebrannt. (Rebecca West an H.G. Wells)
  • Der Mensch ist so sicher fürs Unglück geboren, wie Funken nach oben fliegen. (John Cheever: Die Geschichte der Wapshots, S. 176)
  • Sie fragte sich, warum sich ein Mensch in der Welt, in der er leben soll, so elend und erschöpft fühlen müsse. (John Cheever: Die Geschichte der Wapshots, S. 60)
  • Im grauen Licht ging er hinaus, blieb stehen und erkannte einen Moment lang die absolute Wahrheit der Welt. Das kalte, unerbittliche Kreisen der hinterlassenschaftslosen Erde. Erbarmungslose Dunkelheit. Die blinden Hunde der Sonne in ihrem Lauf. Das alles vernichtende schwarze Vakuum des Universums. Und irgendwo zwei gehetzte Tiere, die zitterten wie Füchse in ihrem Bau. Geliehene Zeit, geliehen Welt und geliehene Augen, um sie zu betrauern. (Cormac McCarthy: Die Straße, S. 118)
  • ... daß du außerhalb deines üblichen Alltagsradiusses vollkommen verloren bist. (Terezia Mora: Alle Tage, S. 280)
  • Die hilflos Aufgekratzten, die sich für Lebensmeister halten, werden weiterhin den schalen Leidensraum der Welt mit ihrem Lärmen übertönen... (Karl-Heinz Ott: Ins Offene, S. 18)
  • Vielleicht zieht mich das Häßliche an, weil ich unaufhörlich nach Beweisen suche, wie verrottet und verderbt die Welt ist. (Sibylle Lewitscharoff: Apostoloff, S. 230)
  • Fremd über jede Vorstellung! Fremdheit, das Erzgefühl meines Lebens, auf ihren Grund nun konnte ich tauchen! (Franz Werfel: Die tanzenden Derwische. Erzählungen, S. 98)
  • Wie schnell wird doch unsere Lebensform zum Kostüm. (Wartet nur, es vergeht kein Atemzug der Erde, und auch eure moderne Sportelegance, eure dürre Bewegungs- Schönheit, eure nachwestliche Muskel-, Knappheits- und Rekordanbetung wird zum Fundus, der großen Maskenleihananstalt gehören!) (Franz Werfel: Die tanzenden Derwische. Erzählungen, S. 49)
  • Sagen wir, ich sehe am Horizont nicht gerade Partyballons aufsteigen. (Liz Jensen: Das neunte Leben des Louis Drax, S. 27)
  • Gibt es jemals ein Genügen an der Gegenwart? (Franz Werfel: Die tanzenden Derwische. Erzählungen, S. 60)
  • Es gab keinen Ausweg aus seinem Leben, er mußte immer wieder in sich selbst herumgehen. (Wilhelm Genazino: Falsche Jahre)
  • Das Herz ruft verzweifelt nach beständigem Glück. (...) Was sonst ist das Leben als ein großer Betrug, und will man diesen Schwindel einigermaßen überstehen, muß man sich mit verborgenen Weisheiten zufriedengeben. Wir gleichen Schauspielern, die auf der Bühne von der Täuschung leben und trotzdem ihre Kunst anbeten. (Nagib Machfus: Zuckergäßchen)
  • Im Wörterbuch seines Lebens fand sich beim Begriff Liebe nur die Bedeutung Schmerz. Jene unsägliche Qual, die die Seele verbrannte, und dort, wo sich im Schein der lodernden Flammen gerade noch wunderbare Geheimnisse offenbart hatten. blieb schließlich nichts anderes übrig als Asche. (Nagib Machfus: Zuckergäßchen)
  • Im Grunde begreift keiner die Tragik im Leben des anderen. (Wilhelm Raabe: Horacker)
  • Die Situation wird immer weniger steuerbar. Mein Leben, für das ich nie einen Plan entwickelt hatte, völlig entbeint zu sehen hat etwas sehr Jämmerliches. All die Dekoration, die wir um unsere Grundbedürfnisse errichten, das Sich-Gepflegt- Ankleiden, der Sport... (Sibylle Berg: Der Mann schläft, S. 265)
  • Mein innerlicher Aufenthalt auf einem Parkplatz am Tor zur Hölle läßt mich jede Stumpfheitsolympiade gewinnen. (Sibylle Berg: Der Mann schläft, S. 179)
  • Es ist normal geworden, keine Wurzeln mehr zu haben. Nicht in Orten, nicht in Familien. Kein Grund, sich zu beklagen. Dafür leben wir heute länger. Wenn auch nicht ganz klar ist, wozu. (Sibylle Berg: Der Mann schläft, S. 74)
  • In der großen und wilden Einsamkeit der Unberührbaren, die von niemandem mehr Hilfe erwarten. (Elsa Morante: La Storia, S. 235)
  • Von allen Seiten her schlug ihn, ohne daß Widerstand möglich gewesen wäre, der Mechanismus der Familie, der Polizei, der Gesellschaft wieder in Fesseln. (Roger Martin DuGard: Die Thibaults, S. 87)
  • Das alles ist egal. Leider kann man dieses Wort nicht steigern. (Jan Seghers: Partitur des Todes)
  • Die Gegenwart, dozierte der Professor, entferne sich durch potenzierte Verflachung täglich mehr von dem, woran man einst geglaubt habe: von Würde, Anstand, Bildung, Noblesse, Stil und Eleganz. (Gerhard Köpf: Ein alter Herr, S. 160)
  • Ihr seid recht unerfahren im Schmerze, wenn Ihr meint, der tiefste wäre lärmend. (Thomas Mann: Der Erwählte, S. 62)
  • Die Welt von heute ist ein stinkendes Loch, nichts für schöne und edle Grundeinstellungen. (Kazuo Ishiguro: Was vom Tage übrig blieb, S. 260)
  • Andererseits trafen ihn die Schmerzen des Lebens schärfer als in der Vergangenheit. (Vladimir Nabokov: Ada oder Das Verlangen, S. 435)
  • Ich habe auch ständig das Gefühl, daß früher alles besser war, daß ich irgendwann mal glücklich gewesen sein muß, sonst wüßte ich ja jetzt nicht, daß ich unglücklich bin. Irgendwann und irgendwie ist mir das Glücklichsein abhanden gekommen. (David Lodge: Therapie, S. 130)
  • "Das Schrecklichste, was einem Mann passieren kann, ist, daß er in seinen Augen lächerlich wird im Hinblick auf etwas grundlegend Wichtiges - daß er zum Beispiel entdecken muß, daß die Summe und die Substanz seines Lebens Blödsinn ist." (David Lodge: Therapie, S. 158)
  • Was das Leben sei: eine Katastrophe. Was man ja immer ein wenig geneigt ist zu unterschlagen. (Arno Geiger: Es geht uns gut, S. 371)
  • Gott weiß, und ich, glauben Sie mir, weiß es auch, daß dem Menschen oft nichts andres übrigbleibt, als Unrecht zu tun - sei's gegen andre, sei's gegen sich selbst. Und daß man sich wohl abfinden muß, dies die Weltordnung zu nennen. (Christa Wolf: Kein Ort. Nirgends, S. 89)
  • Plötzlich überfällt mich die nackte Verzweiflung über die Ohnmacht des Geistes. Daß ein Mensch überhaupt sein Leben lang glaubt und hofft und liebt und daß nichts dabei herauskommt als Parteigezänk, als Kriege, als Ausbeutung der Schwachen, als Haß... (Luise Rinser: Kriegsspielzeug. Tagebuch 1972-1978, S. 131)
  • Dann ist also die Wirklichkeit eine ausgeklügelte Folterveranstaltung. Dann passiert also genau das, was am meisten wehtut. (Martin Walser: Ohne einander, S. 35)
  • Das ist das Komische, sobald man weint, hat man das Gefühl, jetzt täusche man nichts mehr vor. Sobald du weinst, spürst du, jetzt reagierst du auf die Welt, wie es sich gehört. (Martin Walser: Ohne inander, S. 93)
  • Er grübelte darüber nach, was er in seinem Leben versäumt oder unterlassen haben könnte, um derart ratlos in den eigenen vier Wänden dazusitzen. (Hartmut Lange: Die Wattwanderung, S. 26)
  • Ich bin glücklich, wollte Jakob sagen, aber der Satz war wie ein Holzpüppchen, das man behutsam aufstellte und das sich doch nur einen Augenblick hielt, bevor es umkippte. (Katharina Hacker: Habenichtse, S. 257)
  • Wir sind dezimiert. Wir sind zu wenige. Zu wenige für diese Welt, in der nichts anderes als das rein physische Gewicht der Masse den Durchbruch macht und nicht die geistige Energie einer Einheit. (Joseph Roth: Zipper und sein Vater, S. 548)
  • Die Einsamkeit ist eine schöne Sache, sagt Balzac, aber man braucht einen, sagt er weiter, der einem sagt, die Einsamkeit ist eine schöne Sache. (Heinrich Steinfest: Der Umfang der Hölle, S. 341)
  • Mitunter ertappte er sich jedoch bei dem abstoßenden Gedanken, es müsse wieder einen Krieg geben, um ihn von all dem vulgären Volk zu befreien, von dem er sich zusehends umgeben sah. (Gerhard Köpf: Ein alter Herr, S. 14)
  • ... dachte dann, daß das wahre Unglück wohl immer zuerst in der Gestalt des Glücks auftrat. Man begrüßte etwas als Glück, um hinterher zu merken, daß darin bereits der Keim des Unglücks gelegen hatte. (Gert Loschütz: Die Bedrohung, S.136)
  • ... entwickle ich mich mehr und mehr zu einem Einzelgänger, der zwar nicht zufrieden zu Hause sitzt, dem es aber noch anstrengender erscheint, Einladungen nachzukommen oder Bekannte anzurufen. (Karl-Heinz Ott: Endlich Stille, S. 84)
  • In den ersten dreißig Jahren meines Lebens begriff ich eigentlich alles erst hinterher. Dann war ich sehr gut und wurde immer besser, was das Begreifen betraf, aber leider nicht mehr zwanzig. Das Leben wäre eine faireres Spiel, wenn man gelegentlich einen Blick ins Drehbuch werfen könnte. (Christoph Hein: Das Napoleon-Spiel, S. 22)

Medizin/Pflege

  • "Das Lächeln der aus dem Schlaf aufwachenden, sich verloren wissenden Frauen, die feststellen, daßsie noch immer in der qualvollen Welt sind, ist Grauen, sonst nichts." (Thomas Bernhard: Verstörung) - Präsise Beschreibung der für uns Pflegekräfte allnächtlichen Erfahrung, wenn wir die betagten, bettlägerigen Patienten wach machen müssen, um sie zu lagern und zu windeln.
  • Wenn ein Kranker den Namen seiner Krankheit kennt, so beruhigt ihn das gewissermaßen. Der Mensch muß seine Krankheit benennen können, sonst wird er trübsinnig oder noch was Schlimmeres. (Jakob Wassermann: Faber oder die verlorenen Jahre)
  • Von sarkastischem, ja tiefskeptischem Geist wie die meisten Ärzte... (Jakob Wassermann: Faber oder die verlorenen Jahre)
  • Fünfundvierzig Jahre, das ist das rechte Todesalter für alle Tuberkulösen, die es zu dieser Jahreszahl überhaupt gebracht haben... (Franz Werfel: Der veruntreute Himmel. Die Geschichte einer Magd)
  • Als Profihelfer, etwa bei Ärzte ohne Grenzen oder CARE International, begegnen dir jene Kranken, mit denen andere, die Familie oder der Dorfälteste oder ein Wunderheiler, längst fertig sind, jene, denen die nicht mehr helfen konnten – oder wollten. Und falls diese aussichtslosen Fälle unsere Profihilfe dann überlebt haben, vorläufig zumindest, bleiben sie womöglich weiterhin, aber sicher weniger krank, bestenfalls bloß noch überlebenskrank. (Katja Lange-Müller: Drehtür)
  • Krankenschwester, das Wort rührt von den ersten Krankenschwestern her, die ja generell Nonnen, also Ordensschwestern, gewesen waren, und es tönt, als wären sie alle, als wären wir Krankenschwestern alle, zumindest solange wir unseren Beruf ausüben – wieder so ein dämliches Wort –, blutsverwandt mit allen Kranken, die es auf Erden gab, gibt und geben wird. (Katja Lange-Müller: Drehtür)
  • Krebs. Die frühen Siebziger waren die letzten Ausläufer einer Zeit, als man bei diesem Wort automatisch die Stimme senkte. Krebs galt als Schande - für den, der daran erkrankte, wohlgemerkt -, als ein Versagen, etwas Schmähliches und Schmutziges, ein Makel der Persönlichkeit, nicht des Leibes. (Ian McEwan: Honig)
  • Das Amt eines Pflegers ist wie das Amt eines Arztes ein Akt des Wohlthuns, in sich selbst wesentlich zu edel, als daß es darnach fragte, ob der Kranke die Hilfe verdiene oder nicht. (Wilkie Collins: Blinde Liebe)
  • Ich muß Ihnen gestehen, es gibt Patienten, welche nach dem Doktor schicken, und dann in der Meinung sind, sie wüßten mehr von ihrem Leiden als derjenige, den sie haben holen lassen, damit er sie kurire. Er ist es nicht, der ihnen sagt, welche Krankheit sie haben, sondern sie sind es, die es ihm sagen. Ein Gespräch über die ärztliche Behandlung, das ist das Beste für sie, und das einzige, was sie nie müde werden zu thun, ist, daß sie über die Erscheinungen ihres Leidens sprechen. (Wilkie Collins: Blinde Liebe)
  • Besuche in der Psychiatrie: "Die Besuche sind für die Besucher ja auch höchst unangenehm. Man geht da nicht einfach ins Krankenhaus und stellt dem Freund, der sich das Bein gebrochen hat, Blumen hin. Man geht als ungewollter Elendstourist ins Zentrum aller Unheimlichkeiten und wird von den Unheimlichen auch noch angepflaumt." (Thomas Melle: Die Welt im Rücken)
  • "Laber- und Schweigedoktor" (=Psychoanalytiker) [Thomas Melle: Die Welt im Rücken]
  • Die Medizin ist noch immer eine tastende Wissenschaft, trial and error seit Jahrhunderten. Die Medikamente verdanken sich meist Zufallsfunden. Die Psychologie ist der Logik von Ursache und Wirkung verhaftet. Und am Ende ist selbst das Gähnen noch nicht erklärt. (Thomas Melle: Die Welt im Rücken)
  • Despektierlich nennen manche Konzernleitungen die unrentablen Kassenpatienten, die einzig die Ambulanzen füllen, "Chipvieh". Schwer kranke Patienten, die teure Prozeduren ablehnen oder bei denen Eingriffe nicht in Frage kommen, sind die "poor dogs". Krebserkrankte hingegen werden gerne als "cash cows" gepriesen. (Matthias Thöns: Patient ohne Verfügung. Das Geschäft mit dem Lebensende)
  • Unter Notärzten heißt der Notarztdienst[h] mittlerweile auch "Reise durch die Pflegeheime der Stadt". (Matthias Thöns: Patient ohne Verfügung. Das Geschäft mit dem Lebensende)
  • "Kranke Menschen sind so oft sympathischer als -" sie lächelte ihn boshaft an "- die Gesundheitsprotzen, denen selbst im Gehirn Muskeln wachsen statt Nerven." (Erich Maria Remarque: Die Nacht von Lissabon)
  • Es scheint so, als lebten manche nur dafür, hin und wieder ins Krankenhaus zu gehen. Sie fühlen sich dort gar nicht so unwohl. Ihre Krankheit gibt ihnen eine Identität. Das gilt für einige der ältesten und Anspruchslosesten. Durch ihre Krankheit wecken sie ein Interesse, das ihnen niemand je in gesundem Zustand entgegengebracht hat. (Lars Gustafsson: Der Tod eines Bienenzüchters)
  • Gott, bin ich schon so unmenschlich geworden wie Schwester McCoy? Angst, Armut, Alkoholismus und Einsamkeit sind tödliche Krankheiten. Also Notfälle. (Lucia Berlin: Was ich sonst noch verpasst habe. Stories)
  • Zwischen Schwestern und Rettungswagenmannschaft gibt es viel kokettes Geplänkel. "Bis dann – und nimm’s mit Tumor." (Lucia Berlin: Was ich sonst noch verpasst habe. Stories)
  • Ich mag meine Arbeit in der Notaufnahme. Blut, Knochen und Sehnen kommen mir vor wie eine Bejahung. Der menschliche Körper und sein Durchhaltevermögen flößen mir Ehrfurcht ein. (...) Ich mag die Tatsache, dass in der Notaufnahme alles reparabel ist – oder nichts. (...) Selbst, wenn der Patient ein erschöpfter Achtzigjähriger ist, ist man unweigerlich gefangen vom Schauspiel der Wiederbelebung, wenn auch nur vorübergehend. (Lucia Berlin: Was ich sonst noch verpasst habe. Stories)
  • Den ganzen Tag segeln die Tragbahren vor meinem Fenster vorbei zur Kobalt-Kanone, Strahlentherapie. Die Krankenwagen sind grau, die Fahrer tragen Grau, die Decken sind grau, die Patienten sind gelb-grau außer an den Stellen auf Schädel oder Hals, die Ärzte mit knallrotem Filzstift durch ein X gekennzeichnet haben. Zuerst sollte ich dort arbeiten. Nein danke. Ich hasse Abschiede, die sich hinziehen. (Lucia Berlin: Was ich sonst noch verpasst habe. Stories)
  • ... erklärte der Arzt, ein junger, der noch unsicher genug war, um sich zu interessieren. (Antonio Lobo Antunes: Fado Alexandrino)
  • Sie hatte ihre Mutter so oft gepflegt, daß ihr zwischendurch immer wieder einmal das Mitgefühl ausgegangen war. (Verena Lueken: Alles zählt)
  • "Es war der berühmte Schuss vor den Bug, wurde mir später gesagt. Der Körper gibt zu bedenken, dass für sein Funktionieren keine Garantie besteht. Man ist an einen launischen Vertragspartner gebunden. Genau genommen besteht gar kein Vertrag. Man hat so lange Glück, bis es einen verlässt." (Stephan Thome: Fliehkräfte)
  • ... lag ein Ausdruck von Angst, Hoffnung und schlechter Laune auf ihrem Gesicht, der charakteristisch ist für all jene, die mit der Pflege eines unheilbar kranken und ihnen teuren Menschen beschäftigt sind. (Irène Némirovsky: Die süße Einsamkeit)
  • Von der Bühne wird behauptet, sie zeige verdichtetes Leben. Auch das Krankenhaus ist ein solch verdichtetes Leben. Der größere Teil des Lebens - Ohnmacht, Ausgeliefertsein, Leiden - hat sich darin verdichtet. (Laszlo Nemeth: Abscheu)
  • Allerdings ist der Sophienhof kein Altersheim, wie ich jahrelang angenommen hatte. Über der Klingel zum Büro steht: "Nachsorgeeinrichtung für suchtkranke Senioren", also eine Art Trockendock für Rentnerjunkies, tablettensüchtige Großmütter und vor allem betagte Alkoholiker. (Karsten Krampitz: Wasserstand und Tauchtiefe)
  • Das Pflegepersonal hat sich schon nicht um die Leute gekümmert, die noch klingeln und sagen konnten, wo sie der Schuh drückte. Oder der Schlauch. (Karsten Krampitz: Wasserstand und Tauchtiefe)
  • "routinierter Kranker" (Thomas Bernhard: Wittgensteins Neffe)
  • Nie hatte Johanna verstanden, woher die Mediziner ihre unermüdliche Kurzsichtigkeit nahmen, jeden Etappensieg zu feiern, als wäre er der finale Triumph. "Hey, wir haben einen komplizierten Hirntumor entfernt!" Dass in der nächsten zerebralen Arterie schon der Schlaganfall lauerte – was kümmerte es den Neurochirurgen heute? (Thea Dorn: Die Unglückseligen)
  • Der psychiatrische Arzt ist der inkompetenteste und immer dem Lustmörder näher als seiner Wissenschaft. (Thomas Bernhard: Wittgensteins Neffe)
  • Und wenn ich sage, Ärzte sind gut im Hinausbugsieren, dann sind Anwälte noch viel besser darin. (Wolf Haas: Wie die Tiere)
  • "Die Psychiater sind ja auch nur Geschäftemacher", hat der Sportpräfekt Fitz sich wieder zu Wort gemeldet, "die verderben sich doch ihr Geschäft nicht, indem sie zulassen, daß ihr Patient sich an alles auf einmal erinnert. Sondern der muß jahrelang kommen und darf sich nur scheibchenweise erinnern. Die machen das genauso wie die Zahnärzte, die dir acht Termine für eine Plombe geben. (Wolf Haas: Silentium!)
  • ... diese Hippie-Krankenpfleger, die den ganzen Tag Schamhaare rasieren müssen, nur der eigene Vollbart hat noch nie eine Schere gesehen. (Wolf Haas: Komm, süßer Tod)
  • Durch den Umgang mit Studenten und armen Leuten hatte er einen etwas gönnerhaften Ton und dadurch, dass er immer mit Kranken zu tun hatte, die dem Gesunden eigene joviale Herablassung. (W. Somerset Maugham: Der Menschen Hörigkeit)
  • Sie ist schon so lange krank, dass sie geheilt werden könnte und trotzdem nicht wüsste, ob sie gesund ist. (John Irving: In einer Person)
  • Asthma (...) Der Zivilisation zärtliche Rache. (Sasa Stanisic: Vor dem Fest)
  • Man muss schon kerngesund sein, um die Zumutungen in Medizin, Reha und Pflege nicht nur zu ertragen, sondern auch zu überleben. (Constanze Kleis: Sterben Sie bloß nicht im Sommer)
  • ... gibt es ausreichend Gründe, die Deutungshoheit über das, was wir uns unter einem Sterben mit Würde vorstellen, nicht anderen zu überlassen, die davon keine Ahnung haben. Ganz einfach, weil sie kaum mehr von uns wissen (wollen), als in eine Krankenakte passt. (Constanze Kleis: Sterben Sie bloß nicht im Sommer)
  • Wir werden zu Mitläufern, im wahrsten Sinne des Wortes. "Man sieht einen die Klinikflure entlangeilenden Arzt/Pflegenden, an dessen Seite ein mithastender Angehöriger Brosamen einer fragmentierten, kaum verständlichen Information abbekommt, die ihn mehr verstört als stabilisiert", so Prof. Dr. med. Linus Geisler über das "Flurgespräch". (Constanze Kleis: Sterben Sie bloß nicht im Sommer)
  • Wir betreiben Eindrucksmanagement, tun was fürs Klima, mutieren zu echten Klinikschleimern, so geschmeidig wie Zäpfchen, als handele es sich um ein Casting für 'Deutschland-sucht-den- Super- Angehörigen'. (Constanze Kleis: Sterben Sie bloß nicht im Sommer)
  • Hatte man gedacht, dass der Weltmarkt für den "autoritären Charakter" (Erich Fromm) zusammengebrochen wäre, findet sich im Krankenhaus noch eine ungebrochen starke Nachfrage nach Menschen mit dem Rückgrat einer gekochten Garnele. (Constanze Kleis: Sterben Sie bloß nicht im Sommer)
  • Sobald ein geliebter Mensch in einem Krankenhaus ein Krankenhausnachthemd anzieht, mutieren seine Nächsten zu einem Haufen Idioten, denen mit ähnlich abschätziger Milde begegnet wird wie einem Dreijährigen, der es nicht fassen kann, dass er am Sonntag nicht in den Zoo darf. (Constanze Kleis: Sterben Sie bloß nicht im Sommer)
  • Wie Kakerlaken, wenn das Küchenlicht angeht, verschwindet alles, was irgendwie nach einem Medizinstudium aussieht, sobald sich ein Angehöriger mit Gesprächsbedarf zeigt. (Constanze Kleis: Sterben Sie bloß nicht im Sommer)
  • Irgendwo muß diese Pflicht doch aufhören... Oder vielleicht soll sie gerade beim Arzt nicht aufhören dürfen? Muß der ein Heiland, ein Allerweltshelfer sein, bloß weil er ein Diplom mit lateinischen Worten hat, muß der wirklich sein Leben hinwerfen und sich Wasser ins Blut schütten, wenn irgendeine... irgendeiner kommt und will, daß er edel sei, hilfreich und gut? (Stefan Zweig: Der Amokläufer. Erzählungen)
  • Jock führte ihn bereits nach der "Bitte-kommen-Sie-unauffällig- mit"-Methode aus dem Zimmer, die auf schmerzhafte Weise mit dem leinen Finger des Opfers zu tun hat. Jock hat das von einem Pfleger in der Psychiatrie gelernt. Kompetente Burschen, das. (Kyril Bonfigliolo: Nimm das Ding da weg!)
  • "Und was Sie angeht, Gräfin Koks-", rief die Hauswirtin nach oben. Doch da fuhr Cecilia herum und unterbrach sie mitten im Satz. "Genug jetzt, Mrs. Jarvis. Nun ist wirklich genu." Briony kannte die Stimme: die reinste Nightingale, zum Gebrauch gegenüber schwierigen Patienten und weinerlichen Lernschwestern empfohlen. Es dauerte Jahre, diesen Ton zu perfektionieren. Keine Frage, Cecilia war zur Stationsschwester befördert worden. (Ian McEwan: Abbitte)
  • Die Gentest werden vollends aus allen Menschen Kranke machen. (Wolf Schneider: Glück. Eine etwas andere Gebrauchsanweisung)
  • "Hast du schon einmal in der Psychiatrie gearbeitet? Mit der Zeit kannst du die Patienten und das Personal nur noch anhand der Kleidung unterscheiden." (Martin Suter: Der Teufel von Mailand)
  • Die Ärzte sind es gewohnt, Menschen und Dinge zu beurteilen; die geschicktesten unter uns bringen die Seele zur Beichte, wenn sie den Körper beichten lassen. (Honore de Balzac: Die Entmündigung)
  • Seine Frau Carol war früher Krankenschwester gewesen; Notfälle beflügelten sie immer noch. (John Updike: Die Tränen meines Vaters)
  • Dem Tod ist es egal, welcher Arzt ihn herbeiführt. (Octave Mirbeau: Nie wieder Höhenluft oder Die 21 Tage eines Neurasthenikers)
  • Ich bin wieder in Baden, doch erlaubt der Arzt mir nur noch sehr kurze Bäder, auch im Gebrauch der Heilmittel wird man im Alter allmählich rationiert. (Hermann Hesse - Hans Sturzenegger: Briefwechsel 1905-1943, S. 98)
  • Dr. Focke, der am St.-Joseph-Stift als Leitender Urologe arbeitete, war, wie viele Urologen, ein zu Tobsucht und sprachlicher Direktheit neigender Mann. (Uwe Tellkamp: Der Turm)
  • Die Gentests werden vollends aus allen Menschen Kranke machen. (Wolf Schneider: Glück. Eine etwas andere Gebrauchsanweisung, S. 116)
  • Die Ärzte gehen nicht viel tiefer, als bis in die Oberfläche. Sie versäumen immer alles, genau das, das Versäumen, werfen sie aber fortwährend ihren Patienten vor. Die Ärzte haben kein Gewissen, sie verrichten nur ihre medizinische Notdurft. Aber wir fliehen doch immer wieder zu ihnen. (Thomas Bernhard: Beton, S. 150)
  • Jüngere Ärzte sind meist klüger als die alten, aber doch weniger Ärzte. (Theodor Fontane: Der Stechlin, S. 310)
  • Brausetabletten, die den Durchfall zukorkten, dem Sodbrennen jedoch die Zügel schießen ließen. (Antonio Lobo Antunes: Elefantengedächtnis, S. 36)
  • "Hören Sie mal, Sie Blödmann, kennen Sie die Besitzerin von dem hier?" Und nach einer Pause, die bezweckte, im Arzt die Schulpanik des Nichtwissens sich ausbreiten zu lassen, schlug sie mit Besitzerhand auf ihren Bauch: "Das bin ich". (Antonio Lobo Antunes: Elefantengedächtnis, S. 19)
  • Wenn ein Arzt mit einem grob ist, kommt man sich gleich so gesund vor. (Arthur Schnitzler: Sterben. Erzählungen 1880-1892, S. 145)
  • Er absolviert ein Medizinstudium und beginnt, die Nachlässigkeiten des Herrgotts zu korrigieren. (Hanna Krall: Da ist kein Fluß mehr, S. 93)
  • ... haben die meisten normalen Menschen vor einem Arzt, vor jedem Arzt, so viel Ehrfurcht, daß es ihnen gegen den Strich geht, sich zu fragen, ob eine in ihren Augen so heroische Person vielleicht einen Fehler gemacht hat. (Thomas Glavinic: Das Leben der Wünsche, S. 138)
  • Altenpflege, gerade im Heim, gehört zu den härtesten, anstrengendsten Jobs, die unsere Gesellschaft zu vergeben hat. (Anonymus: Wohin mit Vater? Ein Sohn verzweifelt am Pflegesystem, S. 74)
  • Junge Ärzte sind meist klüger als die alten, aber doch weniger Ärzte. (Theodor Fontane: Der Stechlin, S. 45)
  • Wenn man krank ist, war ihm schon öfter vorgekommen, wie wenig oder gar nichts bedeuten einem dann Dichtung, Malerei, Musik. Alles schmilzt dahin, man möchte bloß den ursprünglichen Zustand des Wohlbefindens wieder erreichen. (Walter Kappacher: Der Fliegenpalast, S. 153)
  • Es ist schrecklich, zurückgeworfen zu werden auf eine fragile Körperlichkeit, die sich in einem exklatanten Mißverhältnis befindet zu den Ausflügen unsres Geistes. (Helmut Krausser: Die kleinen Gärten des Maestro Puccini, S. 92)
  • Der Arzt fühlt den Puls des Patienten. Hört mit einem eiskalten Stethoskop dessen Herzschlag ab. Puccini sinkt aufs Kissen zurück. Hört sich alles gutmütig an, behauptet Ledoux mit diesem Arztlächeln, das in südlicherer Währung einer Krokodilsträne entsprechen dürfte. (Helmut Krausser: Die kleinen Gärten des Maestro Puccini, S. 21)
  • Früher habe ich gejoggt, aber das ist nicht gut für die Knie. Von zuviel Beta-Karotin kriegt man eine orangefarbene Haut, von zuviel Kalzium Nierensteine. Gesundheit tötet. (Margret Atwood: Katzenauge, S. 56)
  • Langsam festigte sich bei mir die Überzeugung, daß man, wenn man nur lange genug in einem Krankenhaus liegt, früher oder später auf alle Personen trifft, die man je kennengelernt hat. (Joseph Heller: Überhaupt nicht komisch, S. 85)
  • AIDS ist eine stolze Krankheit, sie kennt nicht einmal Kleinbuchstaben und gibts sich nicht ab mit so etwas wie Husten und Hundestreicheln. Ihr ist unser Blut wichtig. (Sasa Stanisic: Wie der Soldat das Grammofon repariert, S. 175)
  • Erguß oder nicht, was zum Teufel es auch sein mag, aber noch ein solcher Erguß, und ich bin tot, sagte sich der Studienrat und nahm ein Taxi zum Centrallazarett. Dies passierte in den fünfziger Jahren, einer Zeit, in der es noch ziemlich leicht war, einen Arzt zu sprechen, wenn man nur mit einem einigermaßen interessanten Leiden ins Krankenhaus kam. (Lars Gustafsson: Frau Sorgedahls schöne weiße Arme, S. 68)
  • Die Ärzte verdanken ihre Existenz der der Schadhaften, für die sie zuweilen mehr Spott und Häme als Respekt übrighaben, während umgekehrt der Respekt, den die Schadhaften Ärzten gegenüber zeigen, in Ehrfurcht oder blinden Gehorsam ausartet. (Kathrin Schmidt: Du stirbst nicht, S. 210)
  • Die Erkenntnisse der Medizin kann man auf eine knappe Formel bringen. Wasser mäßig genossen, ist unschädlich. (Mark Twain)
  • Ärzte schütten Medikamente, von denen sie wenig wissen, zur Heilung von Krankheiten, von denen sie weniger wissen, in Menschen, von denen sie nichts wissen. (Francois-Marie Voltaire)
  • Ärzte und Installateure werden zu gleichen freundlichen Gaunertricks verführt, weil man sie nicht kontrollieren kann. Ich muß es gläubig hinnehmen, wenn einer in meinem Bauch oder in meinem Klosett schwierige und für mich kostpielige Störungen entdeckt. (Irmgard Keun)
  • Wir Ärzte wissen schließlich am besten, daß in den entscheidenden Augenblicken einem Menschen sein Bankkonto wenig hilft. (Stefan Zweig: Ungeduld des Herzens, S. 117)
  • Aber was wissen Medizinstudenten schon vom Leben? Zum Leben haben sie noch gar keine Zeit gehabt. (John Irving: Die vierte Hand, S. 434)
  • Ich bin überzeugt, daß der Tag des Jüngsten Gerichts für die gesamte Ärzteschaft kein angenehmer sein wird. (Irmgard Keun)
  • "Wie lange wird es dauern?" "Lady Cordelia, es gibt Männer, die gesund und vergnügt uralt werden, nachdem ihre Ärzte ihnen nur noch eine Woche zum Leben gegeben haben. Eines habe ich in der Medizin gelernt, man soll nie prophezeien." (Evelyn Waugh: Wiedersehen mit Brideshead, S. 290)
  • Warum ich keinen Arzt konsultiere? Soll ich mir denn, was noch an Leben übrig ist, durch Wahrheit vergällen lassen. (Franz Werfel: Der Abituriententag, S. 80)
  • Daß man für die Allgemeinmedizin kein Talent hatte und deshalb in eine andere Abteilung floh, war ein gängiges orurteil, mit dem Psychiater leben mußten. (Hideo Okuda: Die ltsamen Methoden des Dr. Irabu, S. 97)


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