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Weise Leben

  • Wollte 1=jeder das sein, was er ist - es gäbe mehr Schweigen in der Welt u weniger Anlaß für Theater. (Reinhard Jirgl: Im offenen Meer. Schichtungsroman)
  • Ich betrachtete mich schon lange als einen Organismus, den ich durch meine eigene Willenskraft immer öfter auf Befehl disziplinieren könne. Freilich erlebte ich zeitweise Rückschläge, die aber in keine Verzweiflung führten. Aus dem Zustand der Verzweiflungsanfälligkeit herauszukommen, sagte ich, sei mir die höchste Anstrengung wert. Besser fürchterlich angestrengt, sagte ich, als tief verzweifelt. (Thomas Bernhard: Verstörung)
  • Die Gegenwart nicht aus den Augen verlieren und die Zukunft nicht fürchten. (Dagmar Leupold: Die Witwen. Ein Abenteuerroman)
  • Und der Name irgendeines zufällig jüdischen Vorfahren wird herumgeschwenkt wie ein Adelstitel. Desselben Vorfahren, den man vor sechzig Jahren - nein, lassen wir das. (Günther Ohnemus: Die unglaubliche Reise des Harry Willemer)
  • ...die Höflichkeit, dieses Surrogat wahrer menschlicher Beziehungen. (Lew Tolstoj: Sämtliche Erzählungen, Band 4)
  • "Es gibt Stunden, wo Wahrheit wichtiger ist als dankbares Verschonen." (Jakob Wassermann: Faber oder die verlorenen Jahre)
  • Wenn wir allem Beachtung schenkten, was irgend so ein Idiot sagt, kämen wir nie aus dem Bett. (Meja Mwangi: Rafiki)
  • Man soll nicht davon ausgehen, daß das Leben leicht sei - dann wird man weniger von ihm zurechtgewiesen. (Knut Hamsun: Kinder ihrer Zeit)
  • Die ersten Schritte im Leben immaterieller Werte zu wagen... (Edith Wharton: Der flüchtige Schimmer des Mondes)
  • Beide hatte in früher Jugend an der Welt maßgenommen, in die sie zufällig hineingeboren worden waren: Sie wußten recht gut, was die Welt für sie wert war und aus welchen Gründen, (Edith Wharton: Der flüchtige Schimmer des Mondes)
  • Der Fittich der Freundschaft sollte nie eine Feder verlieren, und der Fittich der Verwandtschaft sollte nie beschnitten werden, sondern immer heiter ausgespannt sein. (Charles Dickens: Der Raritätenladen)
  • Ist es nicht so, dass jede eigene Tat, wenn sie, wie zaghaft auch immer, einmal in Gang gekommen ist, ihre weitere Entwicklung bereits in sich trägt? Instinktiv weiß man das. Lässt man ihr freien Lauf, dann geschieht etwas mit einem, was man noch nicht kannte, was aber doch zu einem gehört. (Margriet de Moor: Mélodie d'amour)
  • Manche Dinge bleiben einfach im Leben eines Menschen. (...) Noch einen Moment, dann stehst du auf, Zähne putzen, rasieren, Butterbrote und eine Tasse Kaffee: feste Stützpfeiler des Lebens. (Margriet de Moor: Mélodie d'amour)
  • Der Fittich der Freundschaft sollte nie eine Feder verlieren, und der Fittich der Verwandtschaft sollte nie beschnitten werden, sondern immer heiter ausgespannt sein. (Charles Dickens: Der Raritätenladen)
  • Ein gewisses Maß an Distanzierung von den Mitmenschen war manchmal lebensnotwendig. (Paulus Hochgatterer: Über die Chirurgie)
  • Der glücklichste Mensch wäre derjenige, welcher mit Kopf und Händen zugleich arbeitend, dieser Anspannung doppelter Kräfte seinen Wohlstand und seine Freiheit verdankend, doch noch Zeit genug übrig behielte, um mit Herz und Verstand das Leben zu genießen, sein eignes Schaffen zu verstehen, und Gott in seinem Werk zu lieben. (George Sand: Das Teufelsmoor)
  • Die Liebe, das fühlte er wohl unbestimmt, würde ihn getröstet und beglückt haben, wenn sie ungesucht und unvermuthet über ihn gekommen wäre; denn nur so und nicht anders tröstet die Liebe. Man findet sie nicht, wenn man sie sucht; sie kommt über uns, wenn wir sie nicht erwarten. (George Sand: Das Teufelsmoor)
  • Wie oft im Leben kann man die Gegenwart für einen Moment anhalten, für eine Injektion, eine Impfung mit einer kleinen Dosis Ewigkeit? (Margriet de Moor: Mélodie d'amour)
  • Ich habe des Öfteren den Satz gehört, man würde Glück immer erst im Nachhinein erkennen. (Emmanuel Carrere: Alles ist wahr)
  • Auf Marthas Seelenleben hatte die zunehmende Verrücktheit der Welt eine seltsam heilende Wirkung. (Marcia Zuckermann: Mischpoke!)
  • Nach italienischem Glauben garantiert die katholische Kirche das ewige Leben im Jenseits, doch der tägliche Verzehr von Olivenöl ein nahezu ewiges Leben im Diesseits. (Michael Schulte: Ich freu mich schon auf die Hölle. Szenen aus meinem Leben)
  • Mach dich doch für eine Weile dünn! Laß die doch ihren Kram machen... Eduard ließ die Tür ins Schloß fallen. 'Ich habe wirklich eine Gesellschaftspause nötig'. (Emma Braslavsky: Aus dem Sinn)
  • In schwierigen Situationen tut es gut, sich die Frage zu stellen, was man eigentlich am dringlichsten will, und dann zu überlegen, wie man es erreichen kann. Wenn das nicht geht, nimmt man das Zweitbeste. (Ian McEwan: Honig)
  • Wenn nichts gelingt, ist es besser, man lässt den Tag gewesen sein. (Anna Weidenholzer: Weshalb die Herren Seesterne tragen)
  • "Man kann sich ja wünschen, dass die Leute weniger dumm wären, aber ich sehne mich allmählich danach, selbst ein Stück dümmer zu werden als die meisten Dummbeutel. Dann würde das Leben auch ein Stück weniger wehtun." (A.F.Th. van der Heijden: Das Biest)
  • Gott bewahre uns vor all den Dingen, an die man sich gewöhnen kann. (Isaac B. Singer: Old Love. Geschichten von der Liebe)
  • Es ist so schwer zu wissen, wie weit wir für andere leben sollen, und was wir für uns selbst tun dürfen. (John Updike: S.)
  • Er vertrat die Meinung, daß man seiner Natur manchmal Ferien gönnen sollte. (Francois Mauriac: Der Jüngling Alain)
  • An wie vielen Überzeugungen aus unseren jungen Jahren halten wir nicht unser ganzes Leben fest, ohne einen Schritt davon abzugehen, aber wenn wir schlau sind, behaupten wir doch hin und wieder etwas anderes. (Willem Frederik Hermans: Unter Professoren)
  • Sie legte das Bändchen wieder auf den Tisch, nur weiter weg von der Weinflasche. So besteht man hier den Sonntag, nicht wahr, man liest, man schläft, man liest erneut, man geht eine Stunde spazieren und liest später das Ende. (Bodo Kirchhoff: Widerfahrnis)
  • Und was besitzen wir wirklich? Wozu so viel Lärm um Dinge, die als bestes nur geliehen sind für einige Zeit; und wozu so viel Gerede darüber, ob man sie mehr oder minder besitzt, wenn das trügerische Wort »besitzen« doch nur heißt: die Luft zu umarmen? (Erich Maria Remarque: Die Nacht von Lissabon)
  • Es gibt eine höchste Lebensform, und die höchste Lebensform heißt: 'in Freiheit zu dienen'. Das Dienen aus bloßem Zwang heraus ist tot, und erst aus einem selbstgewollten, weil als unerläßlich erkannten Verzicht auf die Freiheit erblüht uns der echte, welterlösende Glaube. Aber um auf die Freiheit verzichten zu können, muß man sie vorher haben. (Theodor Fontane: Graf Petöfy)
  • Jeder braucht etwas, das ihn von anderen unterscheidbar macht. Wenn man eine Führungspersönlichkeit ist, muß man eine Aura der überlegenheit verbreiten. Wenn man eine große Klappe hat, muß man sie nützen. Wenn man schön ist, hat man sowieso keine Probleme. Aber wenn einem all das fehlt, muß man versuchen, nett und lustig und knuddelig zu sein. (Thomas Glavinic: Wie man leben soll)
  • Das Paradies muß darin bestehen, daß ein Schmerz aufhört. Aber das bedeutet doch, daß wir im Paradies leben, solange wir keine Schmerzen haben! Und wir merken es nicht! Glückliche und Unglückliche leben in derselben Welt, und sie erkennen es nicht! (Lars Gustafsson: Der Tod eines Bienenzüchters)
  • Ernste Ereignisse, ob glücklich oder unglücklich, verändern die Seele eines Menschen zwar nicht, lassen sie jedoch deutlicher hervortreten, so wie ein Windstoß, der die toten Blätter hinwegfegt, die Form eines Baumes enthüllt, sie beleuchten, was im Dunkel geblieben war; sie lenken den Geist in die Richtung, in der er in Zukunft wachsen wird. (Irene Nemirovsky: Suite francaise)
  • In all den Jahren, die man tunlich die reiferen nennt, bin ich zu der Überzeugung gelangt, daß nichts die Seele mehr erfrischt, als hin und wieder seine Pflichten hinter sich zu lassen. Genau das tat ich. O ihr strengen Märtyrerinnen auf der Folterbank eurer täglichen Musterhaftigkeit, o ihr blinden Befolger von Vorschriften, die euch auferlegt wurden. (Elizabeth von Arnim: Elizabeth auf Rügen. Ein Reiseroman)
  • Diese Essen um ein Uhr ist eine barbarische Sitte. Selbst unter den allergünstigen Umständen ist etwas besonders Bedrückendes an dieser Stunde, ich glaube, alle Lebenssgeister haben die tiefste Ebbe erreicht, und man sollte sich hüten, sie ganz und gar unter der Last eines riesigen Menüs zu ersticken. (Elizabeth von Arnim: Elizabeth auf Rügen. Ein Reiseroman)
  • Bedenkt man nämlich, mit welchem Eifer die Leute dem frönen, was gemeinhin Vergnügen genannt wird, so bin ich überzeugt, daß sich die Menschen bei diesem nächtlichen Amüsierbetrieb mehr Gicht, Rheuma, Katharre und Schwindsucht holen, als in einem arbeitsreichen Leben mit all seinen Gefahren und Zufällen. (Tobias G. Smollet: Humphry Clinkers denkwürdige Reise)
  • Was am wahrsten ist, ist für manierierte Geister am wenigsten faßbar. Um das Wesentliche zu begreifen, darf man nicht allzu subtil sein, ebenso wie man das lebendige Wasser, das aus den Felsen sprudelt, nicht mit Eleganz trinken kann. (Henri-Frederic Blanc: Im Reich des Schlafes)
  • Wenn man alles immer aufwühlen würde, was faul ist... entsetzlich, das würde ja unser ganzes Leben verpesten. Ich sage mir immer: denke an die Natur. Der stinkende Dung ist unten, die schönen Blumen sind oben. Was hätten wir davon, wenn wir immer nur den Dung sehen." (Herbert Rosendorfer: Vier Jahreszeiten im Yrwental)
  • Erfolg bei Fremden, so klärt Baumgarten mich auf, beruht darauf, ihnen nie eine Frage zu stellen, die sie nicht wie im Schlaf beantworten könnten, und dann bei der Antwort die Aufmerksamkeit in Person zu sein, egal, wie hausbacken sie auch ausfällt. (Philip Roth: Professor der Begierde)
  • "Es kommt nicht darauf an, zu wissen, ob man glücklich ist, sondern zu wissen, ob man alles getan hat, um glücklich zu werden. Ein ehrenwerter Mensch verdient unzweifelhaft, glücklich zu werden; aber er hat nicht immer ein Recht, sich zu beklagen, wenn er es doch nicht ist. Glück ist eine Sache der Zeit, des richtigen Augenblicks, der richtigen Konstellation. (Eugène Fromentin: Dominique)
  • Kierkegaard: "Die meisten glauben wirklich, daß die christlichen Gebote (z.B. den Nächsten zu lieben wie sich selbst) absichtlich ein wenig zu streng gefaßt sind - als würde man die Uhr eine halbe Stunde vorstellen, damit man am Morgen nicht verschläft." (Alberto Manguel: Tagebuch eines Lesers)
  • Kriege führen auch die Ameisen, Staaten haben auch die Bienen, Reichtümer sammeln auch die Hamster. Deine Seele sucht andere Wege, und wo sie zu kurz kommt, wo du auf ihre Kosten Erfolge hast, blüht dir kein Glück. Denn "Glück" empfinden kann nur die Seele, nicht der Verstand, nicht Bauch, Kopf oder Geldbeutel. (Hermann Hesse: Sämtliche Werke, Bd. 13: Betrachtungen und Berichte. 1899-1926)
  • Jeder von euch stellt für mich die wertvolle Erfahrung dar, daß man vermutlich fähig sein muß, Menschen zu lieben - in welcher Form auch immer-, die man an sich verabscheut, daß man es schafft, ihnen Gutes zu wünschen, auch wenn ihre Lebensart einem nur Ekel und Widerwillen verursacht. (Nagib Machfus: Palast der Sehnsucht)
  • Es gibt zwei Hauptstrategien, die man anwenden kann, um die Lebensqualität zu verbessern. Die erste besteht darin, die äußeren Bedingungen unseren unseren Zielen anzupassen, die zweite, zu ändern, wie man äußere Bedingungen erlebt, damit sie besser zu unseren Zielen passen. (Mihaly Csikszentmihaly: Flow. Das Geheimnis des Glücks)
  • Alleinsein ist jedenfalls ein Problem, mit dem man sich auseinandersetzen muß, ob man in Manhattan lebt oder in Alaska. Wenn man nicht lernt, es zu genießen, wird man einen Großteil seines Lebens verzweifelt versuchen, dessen Nebenwirkungen zu vermeiden. (Mihaly Csikszentmihaly: Flow. Das Geheimnis des Glücks)
  • "An allem, was uns binden will, glaube ich, müssen wir ein wenig herumzerren, um zu sehen, ob wir nicht zu fest gebunden sind." (Eduard von Keyserling: Schwüle Tage)
  • Glück ist eine Sache von Graden. Wer das beherrscht, ist selten ganz unglücklich. (Erich Maria Remarque: Die Nacht von Lissabon)
  • Da ich nichts Sonderliches begehrte, erreichte ich alles im engen Kreis meiner Wünsche. (Stefan Zweig: Phantastische Nacht, Erzählungen)
  • Ein alter Aberglaube von mir lautet, daß ein Jahr, in dem man nicht wenigstens einmal das Meer berührt hat, kein gutes Jahr werden kann. Wir kommen aus dem Meer, und die siebzig Prozent Wasser in uns landen auch wieder dort. Irgendwann. (Helmut Krausser: Alles ist gut)
  • ... bewußt, daß ich meine Zeit nicht genutzt hatte. Um Minuten gekämpft, wenn es darum ging, einen Bus noch zu erreichen. Jahre verschwendet, weil ich nicht das getan hatte, was ich wollte. (Benedict Wells: Vom Ende der Einsamkeit)
  • "Du mußt dir schon selbst Konfetti ins Leben pusten". (Unbekannt)
  • "Wenn du glücklich bist, informiere dein Gesicht. (Unbekannt)
  • Die Grundlage des menschlichen Seelenfriedens und des halbwegs erträglichen Zusammenlebens ist eine sanfte Isolierschicht von Stumpfsinn, ohne die unsere Nerven fortwährend aufgerieben würden - viele machen sich das nur niemals klar. (Wilkie Collins: Lucilla)
  • Lucilla schwieg. Erst nach einer langen Pause fragte sie abrupt: "Madame Pratolungo, glauben Sie an Schicksal?" "Ich glaube an nichts, was uns Menschen in nutzlose Verzweiflung stürzen könnte", antwortete ich. (Wilkie Collins: Lucilla)
  • ... den Leuten kühn den Eindruck des Erwählten zu vermitteln. (Uwe Timm: Freitisch)
  • Retweet: Weisheit misst sich in Lachanfällen.
  • Er bat mich, ihn mit der Mitte zu verschonen, er sei zu alt für sie. (Markus Werner: Am Hang)
  • Wenn der Reiz des Frühstücks und des Mittags- und Abendessens nicht mehr hinlänglich war, die Lebens- und Arbeitslust zu erhalten, dann zählte man, wie lange es noch bis auf den Sonntag war. (Karl Philipp Moritz: Anton Reiser)
  • Jenseits von jugendlichen Leidenschaften begegnete man der Welt am besten mit gut gekühltem Pragmatismus. (Juli Zeh: Unterleuten)
  • Er neigte dazu, manche Dinge ernstzunehmen; und das habe ich leider von ihm geerbt. (Lars Gustafsson: Die Kunst den November zu überstehen und andere Geschichten)
  • Bei anderen sieht es leicht aus. Nicht zu viel nachdenken, einfach leben. (Stephan Thome: Fliehkräfte)
  • "Lebe mit den Hunden, lebe nicht wie die Hunde". (Irène Némirovsky: Die süße Einsamkeit)
  • "Darf man wissen, was der gute Tag Ihnen Angenehmes zu sagen hat?" "Er sagt nur: Halte den Mund, liege still und rühre dich nicht!" (Wilhelm Raabe: Abu Telfan)
  • ... waren (...) meine Augenblicke der Muße zu kostbar, um viel Zeit auf fruchtlose Klagen verwenden zu können. (Anne Brontë: Agnes Grey)
  • Vor allem aber: bedeutender Schweiger. Vollidiot, der es jedoch zum Weltweisen gebracht hat, infolge Durchhaltens seiner Pose. Nicht zu unterschätzende Leistung. (Heimito von Doderer: Ein Mord den jeder begeht)
  • ... hat niemand das Recht, einen anderen an dessen schwächster Stelle zu provozieren. (Heimito von Doderer: Ein Mord den jeder begeht)
  • Nichts kann einem größere Freude bereiten, als die Entfaltung einer neuen Fähigkeit an sich zu beobachten. (Laszlo Nemeth: Abscheu)
  • "... ungebrochenen Mutes und hellen Geistes bei aller Veränderung ihrer Daseinsumstände." (Heimito von Doderer: Ein Mord den jeder begeht)
  • ... daß alles um ihn herum, wenn er nur den Mut hatte, sich auf sich selbst zurückzuziehen, andere, ruhigere, irgendwie wünschenswertere Dimensionen bekam. (Hartmut-Lange: Das Haus in der Dorotheenstraße)
  • Als Glücksbedingung wurde die Abwesenheit von Lärm notorisch unterschätzt. (Juli Zeh: Unterleuten)
  • "Die Idee ist, so spät wie möglich jung zu sterben." (Quelle unbekannt)
  • Es ging doch nur darum, mit seiner Begeisterung nicht allein zu sein. (Jochen Schmidt: Müller haut uns raus)
  • Auch 'ne Möglichkeit: einfach noch mal von vorne anfangen: "Mühsam ging sie die Treppe hinauf und legte sich auf die Chaiselongue im Arbeitszimmer. (...) Zwei Stunden später begann sie den Tag noch einmal, diesmal besser." (Gerbrand Bakker: Der Umweg)
  • Wenn man sich Zeit nahm und eigens danach Ausschau hielt, ließ sich beinahe überall Schönheit finden. Im täglichen Überlebenskampf vergaß man allzu leicht, dass dieser kostenlose Luxus existierte. (Robert Galbraith: Die Ernte des Bösen)
  • Man war auf der sicheren Seite, fand er, wenn man davon ausging, dass die Wahrheit immer auf dem Schafott endete und das Unrecht stets auf dem Thron. (Thomas Wolfe: Schau heimwärts, Engel)
  • Er verfügte über eine bemerkenswerte Eigenschaft; er besaß etwas, was um vieles besser war als die meisten Ausprägungen der Intelligenz: Er sah die Welt als Posse und antwortete von Zeit zu Zeit auf ihre Irreführungen, Heucheleien und Intrigen mit seinem idiotischen vernichtenden "Ha-ha!". (Thomas Wolfe: Schau heimwärts, Engel)
  • ... daß man die Beschränkung des Lebens auf vier Wände nicht akzeptieren dürfe. (Annette Pehnt: Lexikon der Angst)
  • ... brachte die Gedanken in eine passende Verlangsamung. (Annette Pehnt: Lexikon der Angst)
  • Den Verstrickungen mit den anderen ist nicht anders zu entgehen als durch makellose Zurückhaltung. (Annette Pehnt: Lexikon der Angst)
  • Das größte Glück des Menschen bestehe in der Freiheit von Unglück. Der Mensch könne unendlich froh sein, wenn ihn keine Schmerzen und akuten Leiden quälten. Ideal wäre es auch, sagte ich, wenn der Mensch ohne Schaden klug würde, dafür aber reiche sein Verstand leider nicht aus. (Alois Brandstetter: Vom Manne aus Eicha)
  • Er dachte langsam, sprach langsam und ging langsam, doch jeder Gedanke, jedes Wort und jeder Schritt hinterließen ihre Spuren, und zwar genau da, wo solche Spuren seiner Meinung nach hingehörten. (Robert Seethaler: Ein ganzes Leben)
  • Gut essen heißt schlemmen, wortlos, und danach noch eine ganze Weile davon durchdrungen bleiben, wie gut es war. (Margriet de Moor: Der Maler und das Mädchen)
  • Wir streiten nur an unserer Streitmaschine, einer alten Olympia, und die Regeln gehen so: Immer nur eine Person zur selben Zeit an der Tastatur. Es darf nur geschrieben und nicht gesprochen werden. Immer nur ein Satz, dann ist wieder der andere dran. Die Streitprotokolle werden in Ordnern abgeheftet, die mit Jahreszahlen versehen sind. (Karen Köhler: Wir haben Raketen geangelt. Erzählungen)
  • Sie spürte, daß sie einem Einsiedler gegenübersaß, einem Einzelgänger, Dingen, die jedem anderen wichtig waren, entrückt, dem kein Mensch etwas geben konnte, weil er alles, was ihm wertvoll erschien, bereits mit sich trug. (Margriet de Moor: Der Maler und das Mädchen)
  • ... weil das Bruchstückhafte immer gefährlich, daß man es sich falsch zusammensetzt, und fertig ist der Verfolgungswahn. (Wolf Haas: Silentium!)
  • Sie hatten sich aus den Augen verloren, wie es unter Menschen geschieht, die sich versprechen, in Kontakt zu bleiben; wer wirklich in Kontakt bleiben will, muss sich kein Versprechen geben. (Edward St Aubyn: Der beste Roman des Jahres)
  • Ich möchte einen Platz auf der Welt, der mich aus allem heraushält. (Lutz Seiler: Kruso)
  • Wo noch Lust zu leben, da ist Heimat. (Achim von Arnim: Neun Novellen)
  • Lieber nicht zu stark von Tauglichkeit strotzen. (Robert Walser: Der kleine Tierpark)
  • "Du verbringst deine Zeit damit zu zögern!" (Henri-Frederic Blanc: Teufelei)
  • Abends, im Bett, meinem verläßlichsten Rückzugsraum aus der Welt... (Jens Sparschuh: Ende der Sommerzeit)
  • ... daß mich immer die Idee geleitet hat, daß aus meinem Leben eine Art Schonbezirk wird. (Wilhelm Genazino: Bei Regen im Saal)
  • Um leben zu können, musst du kaltblütig am Unverstandenen vorbeigehen und dich nicht nach ihm umdrehen. (Wilhelm Genazino: Bei Regen im Saal)
  • "Es hat keinen Sinn, über verschüttete Milch zu jammern, wenn alle Kräfte des Universums darauf hinarbeiteten, dass sie verschüttet wird." (W. Somerset Maugham: Der Menschen Hörigkeit)
  • "Folge deinen Neigungen mit gebührender Rücksicht auf den Polizisten um die Ecke." (W. Somerset Maugham: Der Menschen Hörigkeit)
  • Freunde, versucht niemals, sie zusammenzubringen. (Thomas Bernhard: In der Höhe)
  • Im Leben musste man seinen Illusionen treu sein. Die eigene Perspektive war die einzige, die man hatte, und somit war objektive Wahrheit bedeutungslos. Man musste sich für einen Traum entscheiden und dabei bleiben. (Matt Haig: Ich und die Menschen)
  • Ein Paradox: Die Dinge, die nicht lebenswichtig sind - Bücher, Kunst, Kino, Wein und so weiter -, sind die Dinge, die im Leben wichtig sind. (Matt Haig: Ich und die Menschen)
  • Jede Sekunde verstreut über dich ... Schätze! ... Habe ich jemals diese Schätze gewürdigt? Sofern ich sie nicht achtlos liegenließ, verwandelten sie sich in meiner Obhut zu Gips. Aber ich kann vielleicht noch was ... retten? Denn es gibt unter tausend Gründen zu verzweifeln doch einen, es nicht zu tun, und das ist die Liebe. (Petra Morsbach: Dichterliebe)
  • Astronomische Anblicke sind nicht nur anspruchsvoll, sie sind auch eifersüchtig. Sie dulden keine anderen Sinneseindrücke neben sich, am allerwenigsten Geräusche. Die Sterne erscheinen als reines Licht in der Stille. Aber wer sie aufmerksam und geduldig betrachtet, der wird sie so schön finden wie sonst nur Musik. (Per Leo: Flut und Boden)
  • Immer ist er umgeben von Dingen, die ihm Zutritt zum Geistigen ermöglichen. (Per Leo: Flut und Boden)
  • Wenn ich bedenke, wie unsre Lebensweise immer mehr und mehr in Surrogat, Stellvertretung und Lückenbüßerei übergegangen ist, so bekomme ich einen rechten Haß auf unser geiziges und knickerndes Jahrhundert und fasse, da ich es ja haben kann, den Entschluß, in der Weise unsrer viel freigebigern Altvordern zu leben. (Ludwig Tieck: Des Lebens Überfluß)
  • Es werden die meisten, wenn sie am Ende zurückblicken, finden, dass sie ihr ganzes Leben hindurch ad interim gelebt haben, und verwundert sein zu sehen, dass das, was sie so ungeachtet vorübergehen ließen, eben ihr Leben war, in dessen Erwartung sie lebten. Und so ist denn der Lebenslauf des Menschen in der Regel dieser, dass er, von der Hoffnung genarrt, dem Tode in die Arme tanzt. (Arthur Schopenhauer)
  • Vance hatte Respekt vor Tüchtigkeit und bewunderte sie sogar; aber in letzter Zeit hatte er das Gefühl, dass sie für die Verköstigung der Seele einen zu geringen Nährwert besaß. (Edith Wharton: Ein altes Haus am Hudson River)
  • Er ... fand wieder so etwas wie Freude an dem komplizierten Wunder, am Leben zu sein. (Antonio Lobo Antunes: Fado Alexandrino)
  • Planen Sie täglich eine Stunde Seid-nett-zueinander ein. (Brigitte Reimann: Franziska Linkerhand)
  • Vielleicht ist das meine Vorstellung vom Glück, jemandem zu geben, was ich vermag, - statt in ein System von Forderungen verstrickt zu sein, denen ich nicht nachkommen kann. (Brigitte Reimann: Franziska Linkerhand)
  • Plötzlich empfand sie ein starkes Verlangen, den Tag zu bejahen. (Brigitte Reimann: Franziska Linkerhand)
  • Man soll auch an der kleinsten Chance nicht grußlos vorübergehen. (Brigitte Reimann: Franziska Linkerhand)
  • Die Welt streute Freude in die Hände derjenigen, die sie rechtzeitig hinzustrecken verstanden. (Brigitte Reimann: Franziska Linkerhand)
  • Es geht doch nichts über ein kleines Techtelmechtel mit dem Tod, um die Dinge in die richtige Perspektive zu rücken. (Paul Auster: Sunset Park)
  • Ich hatte es mir zum Grundsatz gemacht, undurchsichtige Dinge, die kaum zu verstehen waren und die außerhalb meiner Reichweite lagen, als Anlass zur Sorge auszuschließen, und damit bin ich bis zum heutigen Tag gut gefahren. (Jonas Lüscher: Frühling der Barbaren)
  • Gehen Sie bei allen Plänen immer vom pessimistischen Szenario aus. Damit haben Sie eine wahre Chance, die Situation einigermaßen realistisch zu beurteilen. (Rolf Dobelli: Die Kunst des klaren Denkens)
  • Machen Sie von jetzt an einen weiten Bogen um Selbsthilfeliteratur. Sie ist zu 100 % von Menschen geschrieben, die eine natürliche Tendenz zum Glück besitzen. (Rolf Dobelli: Die Kunst des klaren Denkens)
  • Mir deucht diese Versuchung so unschuldig, daß ich, um sie los zu werden, am besten tun werde, ihr zu unterliegen. (Wieland: Musarion)
  • "Glauben Sie, das 'Ich' könnte es in der Welt aushalten, wenn die Welt wirklich so wäre, wie sie der Menscheit auszuschauen scheint?" (Gustav Meyrink: Walpurgisnacht)
  • Jedenfalls hat er sich eine Lebensform gewählt, die auf einem Fundament aus Pessimismus ruht, also dem besten Schutz gegen Enttäuschung, den menschlicher Geist je ersonnen hat. (Stephan Thome: Grenzgang)
  • Vor dem Einschlafen denke ich, daß aus Tagen wie diesem das Leben besteht. Punkte, die am Ende, wenn man Glück gehabt hat, eine Linie verbindet. Daß sie auch auseinanderfallen können zu einer sinnlosen Häufung vergangener Zeit, daß nur eine fortlaufende unbeirrte Anstrengung den kleinen Zeiteinheiten, in denen wir leben, einen Sinn gibt... (Christa Wolf: Erzählungen 1960-1980)
  • Ich sollte mal wieder mein Herz ausschütteln. (Ursula Fricker: Außer sich)
  • Die Welt ein bißchen besser zu verlassen, als man sie vorgefunden hat. Mehr kann ein Mensch nicht verlangen. (Paul Auster: Timbuktu)
  • Zum aufrechten Gang käme nur, wer alles abwürfe, was ihm im Nacken säße. (Uwe Timm: Morenga)
  • Dick hatte viel zuviel vom Leben gesehen, um zu glauben, daß es die besonders Geeigneten waren, welche die feinen Berufe hatten. Oft war das Gegenteil der Fall. Wozu Menschen taugten, zeigte sich erst auf längere Sicht. Oder in einem ganz einzigartigen Augenblick, der allein für sie bestimmt war und für keinen anderen. (Lars Gustafsson: Geheimnisse zwischen Liebenden)
  • Den Tag ohne Zerwürfnis mit sich selbst hinter sich gebracht haben - (Wilhelm Genazino: Der Fleck, die Jacke, die Zimmer, der Schmerz)
  • Es ist manchmal dem Menschen nichts dienlicher, als daß er mal so recht vollständig umgekehrt wird! Wenn das Allerinnerste nach außen kommt, dann erfährt er erst, was eigentlich alles in ihm gesteckt hat und was ihm nur angeflogen war. (Wilhelm Raabe: Alte Nester)
  • Da einem der Überschwang der Liebe einen emotionalen Blick auf die Ewigkeit gewährt... (Stephen Vizinczey: Wie ich lernte, die Frauen zu lieben)
  • Lerne mit Geschmack zu scheitern. (August Strindberg: Das Rote Zimmer, S. 322)
  • Er vertrat die Meinung, daß man seiner Natur manchmal Ferien gönnen sollte. (Francois Mauriac: Der Jüngling Alain)
  • Das würde ja ins Nichts führen, so ein Nachdenken. (...) Das einfachste ist doch, man bewegt sich mit den Wellen, ohne das Meer in Frage zu stellen. (Sibylle Berg: Vielen Dank für das Leben)
  • ... einen anderen Hallraum zu suchen als den meiner eigenen Gegenwart. (Melitta Breznik: Nordlicht, S. 81)
  • "Darum sorgt nicht für den andern Morgen; denn der morgende Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, daß ein jeglicher Tag seine eigene Plage habe." Von so viel unbefangener, vom Evangelium gestützter Unbesorgtheit erbaut, spazierte ich nach dem Morgengottesdienst gutgelaunt nach Hause. (Maarten 'tHart: In unnütz toller Wut)
  • Such dir ein Leben, bei dem du im Freien bist. (Nichsolcon Baker: Eine Schachtel Streichhölzer)
  • ... doch ist, nach meinem eigenen Urteil, was die Welt als 'romantisch' brandmarkt, der Wahrheit oft näher, als man gemeiniglich annimmt; denn werden auch die großherzigen Vorstellungen der Jugend nur gar zu häufig von den schäbigen Ansichten späterer Jahre überdeckt und getrübt, so beweist dies längst noch nicht, daß sie falsch sind." (Anne Brontë: Die Herrin von Wildfell Hall, S. 426)
  • Geringere Bindung an die Dauer des Lebens. [Victor Klemperer: Die Tagebücher, 31.12.1935]
  • Gewohnheit ist Gewohnheit, und keiner kann sie einfach aus dem Fenster werfen, aber man kann sie Stufe für Stufe die Treppe herunterlocken. (Knallkopf Wilsons Kalender)
  • Bemühen wir uns, so zu leben, daß selbst der Bestattungsunternehmer trauert, wenn es mit uns zum Sterben kommt. (Knallkopf Wilsons Kalender)
  • Nicht verloren ist, wer unwandelbar auf seine Erettung hinarbeitet. (Erich Loest: Die Mäuse des Dr. Ley, S. 183)
  • Der stumme Auftrag, der uns allen erteilt ist, besteht darin, das Leben trotz seiner unendlichen Geschmacklosigkeiten freudig anzunehmen. (Wilhelm Genazino: Mittelmäßiges Heimweh)
  • Das große Geheimnis der sozialen Alchimie, mein Lieber, besteht darin, daß wir jedem Lebensalter, durch das wir hindurchgehen, das Bestmögliche abgewinnen, daß wir im Frühling alle seine Blätter haben, im Sommer alle seine Blüten, im Herbst alle seine Früchte. (Honore de Balzac: Der Ehekontrakt)
  • Sind Illusionen nicht das Kapital des Herzens? (Honore de Balzac: Der Ehekontrakt)
  • Die Möglichkeit ganz gleich welchen Genusses erzeugt ein zunehmendes Gefühl seiner Notwendigkeit. (Thomas Hardy: Blaue Augen)
  • Knight besaß einen gesunden Verstand, wohl fähig, dem Dunstkreis des Herzens zu entrinnen und zu begreifen, daß seine eigene Liebe, wie die anderer Leute auch, durch Wechsel des Ortes und der Lebensweise abgemildert werden konnte. Zugleich war dieses Begreifen ein zusätzliches Leid: 'Auch Sehnen, letztes Sehnen, stirbt'. (Thomas Hardy: Blaue Augen)
  • ... weil bei neuen Anfängen eine beliebige Beschränkung der Richtung oft besser ist als völlige Freiheit. (Thomas Hardy: Blaue Augen)
  • Obwohl sich schwerer und begründeter Kummer nicht dadurch fortzaubern läßt, daß man ihn bloßen Bekannten anvertraut, so ist dieses Vorgehen doch ein Linderungsmittel für gewisse Gemütsverstimmungen. (Thomas Hardy: Blaue Augen)
  • In seltener Intensität spürte Blumenberg den Schutz der Nacht. Sie entdüsterte ihn und entpflichtete ihn von der Geselligkeit, ersparte ihm törichte Überraschungen und lockerte seine geistige Apparatur. (Sibylle Lewitscharoff: Blumenberg, S. 86)
  • Urplötzlich fühlte er sich in eine anheimelnde Selbstwärme gehüllt, ein Gefühl, das von Selbstüberhebung nur geringfügig sich unterschied. (Sibylle Lewitscharoff: Blumenberg, S. 14)
  • "Hamilkar, wie bleich du bist, du solltest zu Bett gehen." Der Graf lächelte wieder sein verhaltenes, gütiges Lächeln: "Ja, Betty, ich werde zu Bette gehen. In aller Not bleibt uns dieser Ausweg immer." (Eduard Graf von Keyserling: Bunte Herzen)
  • "Es war vielleicht nicht korrekt", sagte Boris müde und überlegen, "aber, mein Gott, wenn etwas so Starkes hier im Herzen und hier im Kopf sich festsetzt, dann sprechen wir es eben aus." Scharf und böse erwiderte der Graf: "Ein anständiger Mensch behält eben neun Zehntel von dem, was ihm durch Herz und Kopf geht, für sich." (Eduard Graf von Keyserling: Bunte Herzen)
  • Darin liegt die wahre Unabhängigkeit des Menschen. Nicht in Geld. In Zeit. (Meir Shalev: Der Junge und die Taube, S. 172)
  • Ist es nicht kindisch, die Einförmigkeit äußerer Abläufe verantwortlich zu machen für die Blässe des Privatlebens? (Markus Werner: Die kalte Schulter, S. 67)
  • Wer selbstbewußt und mit Zuversicht in Richtung seiner Träume voranschreitet und es wagt, das Leben zu leben, das er sich vorgestellt hat, dem wird zu einer ganz gewöhnlichen Stunde unerwarteter Erfolg beschieden sein? (Thoureau)
  • Und die Freunde (Freunde, auch wenn man sich im Lauf der Zeit noch so entfremdet hat) wachsen nicht nach; die Welt geht in andere Hände über, natürlicherweise, und man steht von Tod zu Tod etwas verwandtschaftsloer darin. (Max Frisch an Friedrich Dürrenmatt, 18.12.1964)
  • Trifft's heute nicht, so trifft es doch morgen. / Und trifft es uns morgen, so wollen wir heut / Noch schlürfen die Neige der köstlichen Zeit. (Schiller: Wallenstein)
  • Ich bin überzeugt, daß es mit zum Erdenleben gehört, daß jeder in dem gekränkt werde, was ihm das Empfindlichste, das Unleidlicghste ist. Wie er da herauskommt, ist das Wesentliche. (Rahel Varnhagen)
  • Manchmal passe auch ich nicht ganz zwischen Mütze und Schuh. Aber da man nun mal im Hier und Jetzt lebt, sollte man es besser wie ein Fluß halten, weißt du. Der fließt und ahnt nicht, daß er im Winter zufrieren muß. Und kommt der Winter, friert er zu. Man muß im Einklang mit der Zeit leben, Tolja. Nicht über die Ufer treten. (Michail Schischkin: Venushaar)
  • Je gewaltiger sich ein Körper aufbläht, desto schwächer wird sein Einfluß auf den Geist. (Peter Jacobi: Mein Leben als Buch)
  • Wenn man lügt, soll man nämlich nicht zuviel lügen. Und auch nicht zuwenig. Die sozusagen homöopathisch dosierte Lüge wirkt am besten. (Lars Gustafsson: Der Dekan)
  • Ein Inventar seiner seelischen Habe aufnehmen. (nach: Vladimir Nabokov: Verzweiflung)
  • Stets habe ich dehnbare Hoffnungen... (Vladimir Nabokov: Verzweiflung)
  • Stanley ist kein Trödler. Müßigkeit bringt zum Nachdenken, und Nachdenken kann gefährlich sein, wie jeder, der allein lebt, sofort nachvollziehen kann. (Paul Auster: Die Brooklyn-Revue, S. 193)
  • Sein Leben einer gründlichen Revision zu unterziehen... (Paul Auster: Die Brooklyn-Revue)
  • In Notfallsituationen auf GABI setzen: Gibt er Antwort? Atmet er? Blutet er? Ist der Puls spürbar? (Martin Suter: Der Teufel von Mailand)
  • ... daß sich "der Sinn" wortlos offenbart in jedem Augenblick intensiv gelebten Lebens. (Luise Rinser: Wachsender Mond. 1985-1988, S. 12)
  • Wenn man jeden Augenblick leben will, wie er sich darbietet, muß man jeden andern Augenblick absterben. (W. Somerset Maugham)
  • Wem vorherbestimmt ist, in der Garotte zu enden, kann gefahrlos Schlittschuh laufen. (Maarten 'tHart: Der Psalmenstreit)
  • Bei manchen Dingen weiß man gleich nach dem Bezahlen, daß man sie besser nicht gekauft hätte. (Paulus Hochgatterer)
  • Nach dem Talmud soll selbst die Stimme des Himmels nicht befolgt werden, wenn sie nicht auf der Seite der Gerechtigkeit ist. (Isaac Bashevis Singer: Verloren in Amerika, S. 78)
  • Mein Vater sagte, die Zeitungen seien voll von Gotteslästerungen und Ketzereien. Er sagte, den Tag anzufangen, indem man die Zeitung las, sei ebenso als ob man zum Frühstück Gift nähme. (Isaac Bashevis Singer: Verloren in Amerika, S. 31)
  • "Ein jeder Mensch hat, meiner Erfahrung nach, seine eigenen Hausmittel, um die schlimmen Stunden zu überwinden; darf ich nach den Ihrigen fragen, mein Herr Justizrat Scholten aus Hannover?" Giftig schnurre ich: 'Was halten Euer Gnaden von dem gemütlichen Troste: achtzig Jahre wirst du unbedingt alt und begräbst ohne allen Zweifel alles, was dich heute ärgert?' (Wilhelm Raabe: Frau Salome)
  • "Was ist Talent für Lebensbehagen?" murmelte in dem Augenblick der Justizrat Scholten. "Nichts als die Gabe, aus dem Qualm etwas zu machen, der von dem Feuer der Leidenschaften in der Luft wirbelt!" (Wilhelm Raabe: Frau Salome)
  • "So wenig als möglich sitzen; keinem Gedanken Glauben schenken, der nicht im Freien geboren ist und bei freier Bewegung - in dem nicht auch die Muskeln ein Fest feiern. Alle Vorurteile kommen aus den Eingeweiden. Das Sitzfleisch - ich sage es noch einmal - ist die Sünde wider den heiligen Geist. Nur die ergangenen Gedanken haben Wert!" (Friedrich Nietzsche)
  • Eine der einfachsten Lebensregeln lautet: 1. Machen Sie kein Problem aus Kleinigkeiten. 2. Mit genügend Abstand wird alles zur Kleinigkeit.
  • Oberhand über unseren inneren Primaten gewinnen... (Dietmar Hansch: Erfolgreich gegen Depression und Angst)
  • Nutzen Sie die Gelegenheit zu einem Panoramablick in Sachen Selbsterkenntnis. (Dietmar Hansch: Erfolgreich gegen Depression und Angst)
  • In Bezug auf die Vergangenheit stehen nur die Tatsachen fest. Die Bedeutung dieser Tatsachen aber wandelt sich in Abhängigkeit davon, was wir im Hier und Jetzt tun oder nicht tun, und in Abhängigkeit von den Sichtweisen, die wir uns durch Lernen eröffnen oder nicht.(Dietmar Hansch: Erfolgreich gegen Depression und Angst)
  • Vielleicht war der Glaube, man sei dazu verpflichtet, glücklich zu sein, der dümmste Einfall auf diesem Planeten. (Helen Garner: Das Zimmer, S. 58)
  • Den Narren packt die Reisewut, indes im Bett der Weise ruht. (Bayrisches Sprichwort)
  • Ich tat nichts, es sei denn, man ließe das Erlernen des Glücklich-Seins als Tätigkeit gelten. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)
  • Niemand wird gewährt, den Taktstock über das eigene Leben zu schwingen, und wie lange eine Sequenz dauert, bestimmt nicht solch ein kleiner Dirigent, sondern nur ein großer Kompositeur. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)
  • "Scheint fast", sagte der Direktor, "als gründe alle Urteilsfähigkeit nur im Nehmen der richtigen Distanz zu jeder Sache"... (Heimito von Doderer: Die Dämonen)
  • Liebe und Schmerz treiben das Beste, was einer hat, auf die Spitze. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)
  • Die entschleunigende Wirkung des Fehlschlags, der Krankheit, der durchkreuzten Pläne. Ungewollt gerät man aus dem Tritt (und Trott), erlebt sich in einer Weise nackt, ausgesetzt und perplex, konfrontiert mit der ungeschminkten Existenz. Stößt man so auf den Grund (auch seiner selbst), kann es heilsam sein. Innehalten, ob erzwungen oder nicht, birgt den Keim der Erneuerung. (Ilma Rakusa: Langsamer! S. 69)
  • Man muß seine Langeweile in seinem eigenen Ich spazieren führen, damit sie mit den Ideen über sich selbst vertraut wird. Nur dieser selbstvergessene Müßiggang hat die Qualität, die Schöpfung momentweise zu enträtseln und sie über sich selbst zu beruhigen. (Wilhelm Genazino)
  • Bedeutenderes kann niemand leisten als sich selbst zu verändern. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)
  • Immer ist doch die Möglichkeit zum Außerordentlichen auf stets neue Weise vorhanden, die Pforte dazu offen. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)
  • Man soll niemand so weit weg stellen, daß man ihn nicht gelegentlich wieder heranholen könnte. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)
  • ... daß man womöglich mehr geben kann, wenn man sich selber klein macht. (Sybille Bedford: Ein trügerischer Sommer)
  • Gründlichsten Unterricht im Nil admirari nimmt man immer bei sich selbst. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)
  • Es gibt in unserem Vergangenheits-Geflecht immer wieder eine unbegreifliche Strähne; wo wir die antreffen, wo sie hervorkommt, gerade dort ist unsere wahre Vergangenheit. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)
  • Reife besteht darin, daß einer nicht mehr auf sich selbst hereinfällt. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)
  • Am angemessensten nimmt jener wahr, der beides sieht, denn am Verfehlten schärft sich der Blick für das Gelungene und am Gelungenen für das Verfehlte. (Markus Werner: Am Hang)
  • Ohne Telefon kann man nur deshalb nicht leben, weil es das Telefon gibt. Ohne Wald wird man nie leben können, auch wenn's längst keinen Wald mehr gehen wird. (Karl Kraus)
  • Wer heute von morgen sein will, merkt spätestens übermorgen, daß er von gestern ist. (Karlheinz A. Geißler: Vom Tempo der Welt. Am Ende der Uhrzeit, S. 174)
  • Nur wenn wir Umwege einschlagen, können wir existieren. (Hans Blumenberg)
  • Das Unwesentliche mit perfekter Systematik vortragen und ihm dadurch den Anschein des Wesentlichen verleihen, das nennt man Methodik.
  • Leiden ist immer eine Form der Schmerzinterpretation. (Hermann Burger: Schilten)
  • Wenn wir ganz vertieft sind, vergessen wir unseren Körper möglicherweise total. Vielleicht denken wir noch nicht einmal mehr über das ödestes Thema überhaupt nach, nämlich uns selbst. Das ist das wahre Geheimnis des Glücks. (Eknath Easwaran: Nimm dir Zeit. Ruhe finden in einer hektischen Welt)
  • Werft nicht ein Leben weg, das man gar nicht wegwerfen kann, weil es nie eines war! Schluß mit dem Windschattendasein, hinaus an die frische Lebensluft! (Hermann Burger: Schilten)
  • Wie jeder Verunsicherte spann sie im-Heimlichen Dasnetz hauchfein zur Selbst-Bewahrung. (Reinhard Jirgl: Die Stille)
  • Trifft's heute nicht, so trifft es doch morgen. Und trifft es uns morgen, so wollen wir heut Noch schlürfen die Neige der köstlichen Zeit. (Wolf Schneider: Glück. Eine etwas andere Gebrauchsanweisung)
  • Ist die vorsorgliche Darmspiegelung (als typisches Beispiel für die regierende Vorsorge-Gesinnung), ist das Weiterschieben von Glückgütern an die nächste Generation eigentlich durchweg vernünftig?(Wolf Schneider: Glück. Eine etwas andere Gebrauchsanweisung, S. 113)
  • Aus meiner tiefsten Seele zieht / Mit Nasenflügelbeben / Ein ungeheurer Appetit / Nach Frühstück und nach Leben. / (Theodor Fontane an Theodor Storm)
  • ... instinktiver Respekt vor den Gefühlen anderer: eine seltene Form der Weisheit. (Jason Epstein: Vom Geschäft mit Büchern)
  • Es gibt nur eines, was ein tapferer und ehrlicher Mann fürchten sollte, und das ist der Tod. Er sollte die Todesfurcht immer im Herzen tragen - denn das setzt der Herrlichkeit Grenzen, und er sollte sie als Ansporn brauchen, das Leben über alle Hindernisse hinwegzuretten. Ich hasse die Menschen, die behaupten, sie hätten keine Angst vor dem Tode. Es sind Lügner, Narren und Heuchler. (Thomas Wolfe)
  • ... habe jenes Glück genossen, das durch körperliche Schmerzen nicht zu zerstören ist, das beste und einzige Glück für unsereinen: an der Arbeit zu sitzen, etwas zu schaffen, produktiv zu sein. (Hermann Hesse: Sämtliche Werke, Bd. 14: Betrachtungen und Berichte. 1927-1961, S. 105)
  • Gewohnheiten sind wie ein Geländer, an dem man sich in Notlagen festhalten kann. (Jurek Becker: Amanda herzlos)
  • Was ganz anderes wollen, das ist doch der direkte Weg ins Unglück. (Jochen Schimmang: Das Beste, was wir hatten)
  • Um sechs Uhr essen, ins Bett um zehn - verlängert das Leben auf zehnmal zehn. (A. Roger Ekirch: In der Stunde der Nacht. Eine Geschichte der Dunkelheit, S. 320)
  • ... in der selbstgeschaffenen Alltäglichkeit nicht untergehen. (Theodor Fontane: Der Stechlin)
  • Nichts beneidenswerter als eine Seele, die schwärmen kann. Schwärmen ist fliegen, eine himmlische Bewegung nach oben. (Theodor Fontane: Der Stechlin, S. 254)
  • Ich respektiere das Gegebene. Daneben aber freilich auch das Werdende, denn eben dies Werdende wird über kurz oder lang abermals ein Gegebenes sein. Alles Alte, soweit es Anspruch darauf hat, sollen wir lieben, aber für das Neue sollen wir recht eigentlich leben. Und vor allem sollen wir (...) den großen Zusammenhang der Dinge nie vergessen. Sich abschließen heißt sich einmauern, und sich einmauern ist Tod. (Theodor Fontane: Der Stechlin, S. 255)
  • Es gibt nichts, was uns so Demut predigte wie die Wahrnehmung von der Entbehrlichkeit des einzelnen. (Theodor Fontane: Der Stechlin, S. 167)
  • Es heißt freilich, "im engen Kreis verengert sich der Sinn", und in den meisten Fällen mag es zutreffen. (Theodor Fontane: Der Stechlin, S. 26)
  • In dieser merkwürdigen Zeit erscheint Intelligenz dumm und Dummheit intelligent, und es ist ratsam, aus Gründen der Klugheit, beiden zu mißtrauen. (Antonio Lobo Antunes: Elefantengedächtnis, S. 117)
  • Das Ei genau fünf Minuten kochen lassen, das Kunststück täglich erneut fertigbringen trotz des Defekts in der Minutenuhr. Die haltbaren Genüsse. Das Gerüst, welches das Leben auch über tote Zeiten trägt. (Christa Wolf: Störfall, S. 14)
  • Noch etwas sollen wir nicht tun, nämlich das Unerklärliche erklären. Die Menschen haben gelernt, mit einer schwarzen Bürde zu leben, einem gewaltigen schmerzenden Buckel: der Vermutung, daß die "Wirklichkeit" nur ein Traum sein mag. (Vladimir Nabokov: Durchsichtige Dinge, S. 134)
  • Das, was uns vertraut ist, macht uns ohne Grund glücklich. (Iselin C. Hermann: Sommer war es, S. 39)
  • Er war noch zu jung gewesen, um zu wissen, daß das Gedächtnis des Herzens die schlechten Erinnerungen ausmerzt und die guten erhöht und daß es uns dank diesem Kunststück gelingt, mit der Vergangenheit zu leben. (Gabriel Garcia Marquez: Liebe in den Zeiten der Cholera, S. 148)
  • Salmans einfache Würde. Die Ruhe, der nicht Fatalismus zugrunde liegen konnte, aber Hingabefähigkeit dem Gang des Lebens gegenüber. Obgleich es immer schlecht ausgeht: mit Tod. (Irmtraud Morgner: Trobadora Beatriz, S. 568)
  • Ich glaub, daß man nur leben kann in der leiblichen Überzeugung, die Ausnahme zu sein. Die irgendwie durchkommt. (Irmtraud Morgner: Trobadora Beatriz)
  • Wer nicht liebt, lebt ein Leben weniger. (Irmtraud Morgner)
  • "Der Sinn des Lebens ist, zu arbeiten", sagt Lutz. Die Faulen leben nicht. (Irmtraud Morgner: Trobadora Beatriz, S. 242)
  • Wenn man stets nur seine Pflicht tat, dann war die Folge offenbar, daß es einen allmählich zu allem anderen untauglich machte. (Edith Wharton: Zeit der Unschuld, S. 466)
  • Mut beruht auf der Unfähigkeit, sich in die Seele des Gegners versetzen zu können. Am mutigsten sind Säuglinge, denn sie greifen sogar ins Feuer. Ich beurteile die Gefahr nur mit Vernunft! (Franz Werfel: Jacobowsky und der Oberst, S. 16)
  • Außer der Liebe, der Freundschaft und der Schönheit der Kunst sehe ich nicht viel anderes, was das menschliche Leben nähren könnte. (Muriel Barbery: Die Eleganz des Igels, S. 33)
  • Niemand scheint an die Tatsache gedacht zu haben, daß, wenn die Existenz absurd ist, darin zu glänzen und Erfolg zu haben keinen höheren Wert hat, als darin zu scheitern . Es ist nur angenehmer. Wenn überhaupt: ich glaube, der Scharfblick macht den Erfolg bitter, während die Mittelmäßigkeit immer noch auf etwas hoffen läßt. (Muriel Barbery: Die Eleganz des Igels, S. 18)
  • Man könnte sagen, daß schon die Geburt ein Todesurteil ist - vermutlich hat irgendein wortgewandter Philosoph das irgendwo schon gesagt -, aber das ist ein abartiger und zweckloser Gedanke. Besser, sich an das Leben zu halten und den Wert der verrinnenden Zeit zu würdigen. (David Lodge: Wie bitte? S. 359)
  • Mögen andere Leute sich anschreien und mit Tellern werfen, mir liegt sehr viel daran, daß es in meinem Privatleben möglichst zivil zugeht, selbst wenn es bedeutet, gelegentlich zu schauspielern. (David Sedaris: Schöner wird's nicht, S. 130)
  • Wer sich auch nur ein wenig im Leben auskennt, weiß, daß es, um den Nächsten glücklich zu machen, kein besseres Rezept gibt als die Lüge. (Alessandro Piperno: Mit bösen Absichten, S. 112)
  • Es kommt darauf an, daß einer es wagt, ganz er selbst, ein einzelner Mensch, dieser bestimmte einzelne Mensch zu sein; allein vor Gott, allein in dieser ungeheuren Anstrengung und mit dieser ungeheuren Verantwortung. (Soren Kierkegaard)
  • Das Geheimnis, wie man mit einem Minimum an Schmerz ein Leben im Trubel der Welt führt, besteht darin, so viele Leute wie möglich dazu zu bringen, die eigene Verblendung zu teilen. (Philip Roth: Der menschliche Makel, S. 56)
  • "Überleg dir gut, was du verlieren würdest, wenn du auf deinen 'bretonischen Freund' verzichtetest" - so nannte sie ihn feinfühlig. "Intensives Erleben ist unersetzbar. Vom Verstand allein läßt sich der Körper nicht ernähren. (Benoite Groult: Salz auf unserer Haut, S. 252)
  • Es ist eine gar köstliche Kunst, von Zeit zu Zeit das zu tun, was man verabscheut. (Benoite Groult: Salz auf unserer Haut, S. 12)
  • Wahrscheinlich sollte man dieses liebevolle, leidenschaftslose Gleichgewicht als das Glück betrachten. (Benoite Groult: Salz auf unserer Haut, S. 161)
  • Die schönen Erinnerungen gewinnen meistens nichts dabei, wenn man sie strapaziert. (Benoite Groult: Salz auf unserer Haut, S. 92)
  • Wenn das Leben ganz und gar im Augenblick Platz findet, wenn es einem gelingt, alles andere zu vergessen, dann erreicht man vielleicht die intensivte Form der Freude. (Benoite Groult: Salz auf unserer Haut, S. 51)
  • Man kann anderer Leute Schmerzen nicht fühlen, das ist das Problem. Das ist immer das Problem, das Problem der ganzen Welt. Wenn wir nur lernen könnten, anderer Leute Schmerzen zu fühlen. (Julian Barnes: Darüber reden, S. 190)
  • Hatten Sie noch nie das Gefühl, daß die Welt sich mittlerweile 'allzusehr' fürs Essen interessiert? Ich meine, es kommt ja ziemlich bald danach am anderen Ende raus. (Julian Barnes: Darüber reden, S. 54)
  • Jorge ging Streit aus dem Weg, so wie er Menschen aus dem Weg ging. Statt dessen wartete er, bis die Dinge unabänderlich waren, und fügte sich dann. (John von Düffel: Houwelandt, S. 50)
  • Daß es, um glücklich zu sein, notwendig ist, die Dinge schöner zu sehen, als sie in Wirklichkeit sind, unddaß diese Fähigkeit mit den Jahren nicht nur verlorengeht, sondern sich allmählich in ihr Gegenteil wendet. (Arno Geiger: Es geht uns gut, S. 19)
  • Man ist immer nur klug und weise für andere. (Theodor Fontane: Der Stechlin, S. 85)
  • Das geht nicht. Nein? Puccini schmunzelt. Sagt Giacosa auch immer. Es gehe nicht. Wegen dem und dem und dem und dem. Und geht dann doch. So vieles geht. Das meiste an einem vorüber. Ungenutzt. Man müßte mehrere Leben zur Probe führen, um dann das eine für gültig erachtete zu leben. (Helmut Krausser: Die kleinen Gärten des Maestro Puccini, S. 156)
  • "Jedenfalls", sagte der Verwalter, "wenn nicht ab und zu mal was schiefgeht, woher sollte man dann wissen, wenn was gutgeht. Manchmal lernt man eben nur aus Rückschlägen. (Annie Proulx: Das grüne Akkordeon, S. 540)
  • Gewisse Dinge sind so selbstverständlich, daß sie ab und zu ausgesprochen werden müssen, sie wirken dann wie neuentdeckt. (Walter Vogt: Altern, S. 76)
  • Man kann nämlich nie und nimmer betrogen werden, wenn man allem auf Erden mißtraut, sogar seinem eigenen Mißtrauen. (Arthur Schnitzler: Der Weg ins Freie)
  • Das müßte das tägliche Gebet jedes anständigen Menschen sein: Unbeirrtheit. (Arthur Schnitzler: Der Weg ins Freie)
  • Nichts erschwert uns die Existenz so sehr, als daß wir häufig an Definitiva glauben... und daß wir die Zeit damit verlieren, uns eines Irrtums schämen, statt ihneinzugestehen und unser Leben einfach neu zu gestalten. (Arthur Schnitzler: Der Weg ins Freie)
  • Auge um Auge führt nur zu noch mehr Blindheit. (Margret Atwood: Katzenauge, S. 473)
  • Die Visitenkarte meines Psychiaters sollte ich zukünftig zwischen die Kreditkarten klemmen. (In meinem Alter und meiner Lage braucht man, wenn man nicht konfessionell abgesichert ist, jederzeit die Möglichkeit therapeutischer Notversorgung.) (Steffen Mensching: Lustigs Flucht, S. 239)
  • Freude ist Übergang des Menschen von geringerer zu größerer Vollkommenheit. Trauer ist Übergang des Menschen von größerer zu geringerer Vollkommenheit. (Spinoza)
  • Das Leben ist so leicht ruiniert. (Teresa Mora: Alle Tage, S. 59)
  • "Wie sagte Churchill nochmals gesagt? 'Bla-bla ist besser als Bum-bum.'" (Ray French: Ab nach unten, S. 164)
  • "Es gibt zwei Personen, die unentbehrlich sind auf Erden", pflegte er zu sagen. "Die Hebamme und der Totengräber. Zwischen diesen beiden schlagen sich die Menschen irgendwie durch." (Joel Egloff: Leichenschmaus, S. 13)
  • Der Mensch hat so wenig Zeit, und das meiste von der Zeit, die er hat, verbringt er damit, sie schneller vergehen zu lassen. (Lars Gustafsson: Frau Sorgedahls schöne weiße Arme, S. 41)
  • Das Lästige daran, etwas zu tun, was man nicht tun wollte, war, daß einem all die Dinge bewußt wurden, die man anstelle dessen hätte tun sollen. (Edward St. Aubyn: Schlechte Neuigkeiten, S. 85)
  • Wenn man ihn nicht jeden Tag genießt, hat Luxus etwas ungemein Beruhigendes. (Sibylle Lewitscharoff: Apostoloff, S. 234)
  • Er (...) kam nicht auf den einfachen Gedanken, daß es unzulässig war, das eigene Leben als verbindliche allgemeine Form des Lebens anzusehen. (Wilhelm Genazino: Falsche Jahre)
  • Ist es nicht kindisch und sentimental, das Leben als Tragödie zu sehen? Die Würde verlangt, sich dem Leben mutig zu stellen. Bejahe es, nimm es als Drama mit glücklichem Ausgang - dem Tod. Prüfe, ob du es nicht sinnlos vertust. (Nagib Machfus: Zuckergäßchen)
  • Die Möglichkeiten, es sich angenehm zu machen, waren manchmal fast erschlagend vielgestaltig. (Sibylle Berg: Der Mann schläft, S. 71)
  • Ich war alt genug zu wissen, daß es Glück ist, einen zu treffen, den man so gern hat, daß er einen nie stört. (Sibylle Berg: Der Mann schläft, S. 8)
  • "Mensch, denk daran, du zwitscherst zwar wie ein Spottvogel und glaubst, du seiest wer weiß wer, aber schau nur zur Seite, dein Grab wird dir bereits gegraben!" (Maarten 'tHart: Der Flieger, S. 124)
  • Es lag nicht in meiner Natur, mir Sorgen zu machen. Ich hatte uneingeschränktes Vertrauen in die Zukunft, man hätte glauben können, das Schicksal habe mir hoch und heilig versprochen, mich immer gut zu behandeln.
  • Das ist es, was Musik bewirkt: Ein paar Akkorde tragen uns fort in eine übermenschliche Welt, in der alles greifbar nahe scheint, Liebe, Glück, Ruhm.
  • Wenn sich die Wahrnehmung vom Selbst abwendet, hat die Enttäuschung der persönlichen Wünsche zunächst weniger Chancen, das Bewußtsein zu stören. (Mihaly Csikszentmihaly: Flow. Das Geheimnis des Glücks, S. 269)
  • Jeder Dummkopf ist dumm genug, um sentimental zu werden, und nur der Weise zerreißt mit seinem Lachen den Schleier des Seins. (Isaak Babel: Die Reiterarmee, S. 39)
  • Je öfter man auf Reisen geht, desto intensiver schämt man sich seiner lächerlichen Probleme. Wer Hungernde und Leprakranke gesehen hat, sollte bescheiden werden. Die Erkenntnis, überflüssig zu sein, ist nicht tragisch - eher befreiend. (Michael Schulte: Bambus, Coca-Cola, Bambus, S. 18)
  • Wenn man Dinge tut, die man tun muß, dann sollte man sie lieber gleich mit Genuß machen, also bemühe ich mich, gerade ungeliebte Arbeiten ein größtmögliches Vergnügen abzugewinnen.. Ich überliste die Qualen. (Steffen Mensching: Jacobs Leiter, S. 108)
  • Nur die Toren, o Dorion, gründen ihre Glückseligkeit außerhalb ihres Machtbereichs. (Anatole France: Erzählungen, S. 120)
  • "Man muß sich darüber wohl endgültig klar werden." "Worüber?" "Daß es niemals mehr als fünf Menschen auf der Welt geben wird, mit denen zu reden sich lohnt." (Virginia Woolf: Die Fahrt hinaus, S. 184)
  • Wieder einmal erkannte er, daß sich ein Mensch erhabener, besser machen läßt, wenn man ihm das Gute zeigt, das in ihm steckt. (Daniil Granin: Das Gemälde, S. 302)
  • An Weihnachten ging ich meine sämtlichen Papiere und Bücher durch und zerriß alles, was mir unreif, belanglos oder nicht für die Nachwelt geeignet erschien, sollte ich unerwartet sterben. (Samuel Pepys: Die geheimen Tagebücher)
  • Obwohl zum Innehalten die Zeit nicht ist, wird einmal keine Zeit mehr sein, wenn man jetzt nicht innehält. Lebst du jetzt, wirklich? In diesem Augenblick, ganz und gar? (Christa Wolf: Nachdenken über Christa T., S. 117)
  • So eine Stunde beim Wein mit einem Freund, wenn man einen hat, und ein gutmütiges Plaudern über dies merkwürdige Leben, das ist eigentlich das Beste, was man haben kann. (Hermann Hesse: Gertrud, S. 145)
  • Wir müssen es uns abgewöhnen, die sinnlosen Fragen zu stellen, die man uns statt der wirklichen Fragen suggerieren will. Wir müssen lernen, mit eigenen Worten zu sprechen: mit eigenen Worten zu leben. (Lars Gustafsson: Herr Gustafsson persönlich, S. 129)
  • Bestand nicht das halbe Leben aus Träumereien, und machten sie es nicht so süß? Weil nicht alles sich erfüllte, wovon man träumte, war es einem so teuer. (Tschingis Aitmatow: Abschied von Gülsary)
  • Manchmal scheint mir, ich bin durchs Leben gefallen, weil mir niemand richtig gesagt oder gezeigt hat, wie es geht. (Arnold Stadler: Sehnsucht. Versuch über das erste Mal, S. 175)
  • Du hast die große freie Auswahl, sagte er sich, hundert Möglichkeiten stecken in dir, und neunundneunzig darfst du verschenken. (Friedrich Christian Delius: Adenauerplatz, S. 279)
  • "Seine Illusionen behutsam zu verlieren, ohne der Verzweiflung anheimzufallen, das ist die Hauptaufgabe im Leben". (Henri-Frederic Blanc: Im Reich des Schlafes, S. 93)
  • Gott erschuf die Welt in einem Lachanfall. Wer mit zerfurchter Stirn und aufgestütztem Kinn die Wahrheit finden will, ist genauso lächerlich wie ein Affe, der seine Flöhe mit dem Fernrohr sucht. (Henri-Frederic Blanc: Im Reich des Schlafes, S. 97)
  • Hübsches Betragen macht uns hübsch, nicht nur innerlich, sondern auch außen. Freundliches Verfahren prägt sich in die Züge unseres Gesichts als etwas ein, was als nettes Aussehen empfunden wird. (Robert Walser: Der Räuber, S. 32)
  • Eine Liste von Dingen, die "völlig unwichtig" sind, könnte von Nutzen sein. Sie würde mein tägliches Sorgenpensum beträchtlich verringern. (Alberto Manguel: Tagebuch eines Lesers, S. 132)
  • Es durfte ihm in Zukunft nicht mehr passieren, daß ihm einfach alles so passierte. (Wilhelm Genazino: Die Vernichtung der Sorgen)
  • "Sie werden das Gute in den Menschen niemals erreichen, solange Sie nicht durch das Böse hindurch sind." (Gilbert K. Chesterton: Die Donnigton-Affäre)
  • Ich trete dem täglichen Leben mit der Sanftheit und Brutalität einer Meereswelle entgegen, die sich am Felsen schlägt und immer wieder in ihr weites Gehäuse, das Meer, zurückzieht. (Josef Winkler: Menschenkind, S. 28)
  • Nur unbegabte Menschen brächten alles zu Ende. Manche Kapitulation zeige doch nur die Größe des Widerstandes an. Es gebe Fälle, da ein Plan scheitern müsse, der gleichwohl seine Berechtigung habe. (Christa Wolf: Kein Ort. Nirgends, S. 141)
  • Die Freuden, die sie suchte, tendierten nicht zum Paroxysmus, der die Sinne überwältigt, sondern zu einer erhöhten Bewußtsein, die zwischen Intensivierung und Mäßigung vermittelt. (Roger Shattuck: Tabu. Eine Kulturgeschichte des verbotenen Wissens, S. 170)

Deutsches

  • Als ich Deutsch gelernt habe, hab ich viel von eurer Literatur gelesen. Sie ist oft … naja … merkwürdig. Ich will nicht sagen langweilig. Aber sie ist oft ungesellig. Man hat oft das Gefühl, daß da irgendwelche dünnbeinigen Hutzelmännchen an ihrem Schreibtisch hocken und sich großartige Ideen zusammenkritzeln. (Günther Ohnemus: Die unglaubliche Reise des Harry Willemer)
  • Hausaufgaben. Kaffee ist ein Getränk für die ältere Generation, schrieb ich, und Mama wollte wissen, woher ich diesen Ausdruck hätte. Den hatte ich aus dem Fernsehen, von Mosaik, dem Magazin für die ältere Generation. (Gerhard Henschel: Kindheitsroman)
  • Enttäuscht war ich auch, als Mama sagte, die Sänger in der Hitparade würden gar nicht singen, sondern nur den Mund auf- und zumachen. Das sei Playback. Echt sei nur das Gebabbel von Dieter Thomas Heck, dieser die Sau grausenden Quasselstrippe. (Gerhard Henschel: Kindheitsroman)
  • ... genossen auch meine Eltern (...) die politische Zivilisierung der westdeutschen achtziger Jahre und das ökologisch eingefärbte savoir vivre, das sich im letzten Jahrzehnt der alten Bundesrepublik auch in der Provinz ausbreitete. (Stephan Wackwitz: Die Bilder meiner Mutter)
  • In den fünfziger Jahren gab es in Westdeutschland ein konsistentes Bild gesellschaftlicher Zukunft, das von der Obrigkeit ebenso wie von jedermann geteilt wurde und so allgegenwärtig war, dass es uns – wie Ernst Bloch über die Utopie der Heimat schrieb – "in die Kindheit schien". (Stephan Wackwitz: Die Bilder meiner Mutter)
  • ..."Kinder von Marx und Coca-Cola", wie Jean-Luc Godard unsere eigenartige Luxusverwahrlosung auf den Begriff gebracht hat. (Stephan Wackwitz: Die Bilder meiner Mutter)
  • Wenn ein Deutscher sich an einer historischen Stätte niederläßt, schöpft er tief Atem, krempelt die Hemdärmel hoch, falls er nicht schon hemdärmelig die Stätte betreten hat, zückt seine Bleifeder und schreibt eine Ansichtskarte. (Albert Vigoleis Thelen: Die Insel des zweiten Gesichts)
  • Wir Deutsche sind seltsame Fische - eine Quabbenart mit ungeheuren Geistesflossen, mit denen sich ein ungeheures Geplätscher machen läßt. Wenn nur nicht die Pfützen, in denen wir unser jämmerliches Dasein hinbringen, so seicht, so eng wären! (Wilhelm Raabe)
  • Die Deutschen vollziehen durch den Alkohol eine merkwürdige Metamorphose: Beim ersten Glas Wein hält man sie für genießende Franzosen, beim zweiten für humorvolle Italiener, beim dritten für temperamentvolle Araber und ab dem vierten Glas wieder für Deutsche. (Rafik Schami)
  • Übrigens sagt man in Österreich Zivildiener und in Deutschland Zivildienstleistender. Ich finde, damit kann man den ganzen Unterschied zwischen den beiden Ländern erklären. (Wolf Haas: Das Wetter vor 15 Jahren)
  • "Die Komik der Deutschen." - "Die Komik?" - "Ja, die Komik. Oder findest du das nicht komisch: Der Wahn, um keinen Preis verlieren zu dürfen." "Mit dem sie ihre Niederlagen immer wieder aufs gründlichste vorbereiten." (Friedrich Christian Delius: Adenauerplatz)
  • Die Uniform paßte ihm nicht, sie gefiel ihm nicht, sie stand ihm nicht, aber sie ermöglichte ihm zu leben in diesem exotischen Deutschland, ein Land, das gut zu ertragen war, wenn man sich verkleiden konnte. (Friedrich Christian Delius: Adenauerplatz)
  • Die Deutschen sind nunmal ein frommes Volk, dem Grübeln zugeneigt, jeder ist ein heimlicher Mystiker. (Friedrich Dürrenmatt: Die Wiedertäufer)
  • "Was gibt es heute bei Eduard?" "Deutsches Beefsteak." "Gehacktes Fleisch also. Warum ist zerhacktes Fleisch deutsch?" "Weil wir ein kriegerisches Volk sind und sogar im Frieden unsere Gesichter in Duellen zerhacken." (Erich Maria Remarque: Der schwarze Obelisk)
  • Leipzig wurde reicher, protziger mit jedem Tag, der Hauptbahnhof war der größte Europas, die Deutsche Bücherei wuchs, immerzu wurde gegründet, geweiht, sogar mit der Sozialdemokratie wie mit einer Art lästigen Fußpilz schien sich das Bürgertum abgefunden zu haben. (Erich Loest: Völkerschlachtdenkmal)
  • Die Deutschen sind nunmal ein frommes Volk, dem Grübeln zugeneigt, jeder ist ein heimlicher Mystiker. (Friedrich Dürrenmatt: Die Wiedertäufer)
  • "Was gibt es heute bei Eduard?" "Deutsches Beefsteak." "Gehacktes Fleisch also. Warum ist zerhacktes Fleisch deutsch?" "Weil wir ein kriegerisches Volk sind und sogar im Frieden unsere Gesichter in Duellen zerhacken." (Erich Maria Remarque: Der schwarze Obelisk)
  • Ob Einer in Deutschland klüglich mit einem Hund reise, wenn ihm an Wohlwollen und rechter Bedienung gelegen sei. (Uwe Johnson: Jahrestage 2)
  • "In Deutschland bleibt immer alles beim Alten, nur die Bezeichnungen ändern sich". (Regina Scheer: Machandel)
  • Ihm fiel auf, daß sie geographisch unbestimmbar war, auf eine Art, wie es in Europa nur Mädchen aus der Bundesrepublik sein können. (Lars Gustafsson: Die Kunst den November zu überstehen und andere Geschichten)
  • Diese deutsche Sprache um mich herum klang so anders als die, die ich zu Hause gelernt hatte. Sie hatte ganz andere Worte: Todesgefahr. Lebensgefahr. Beides bedeutete dasselbe. Der Tod und das Leben sind gleich für sie, dachte ich. Mir gefiel diese Sprache nicht. (Regina Scheer: Machandel)
  • Elena hingegen fand es nicht überraschend, dass Tiere in der neuen Bundesrepublik besser geschützt wurden als Menschen. Irgendwie hatten es die Tiere mehr verdient. (Juli Zeh: Unterleuten)
  • ... wo aus alter Gewohnheit der mythische Name Deutschland auf der Landkarte geschrieben steht, da, wo das biederste Volk der Erde seit uralter Zeit Treu und Redlichkeit übt und, seit es aus dem Urschlamm entstand, seinen Regierungen nicht ein einziges Mal einen gerechten Grund zur Klage gegeben hat. (Wilhelm Raabe: Abu Telfan)
  • ... in Leipzig, wo die Polizei, aufgeklärt durch die Verlagsartikel einiger hundert Buchhändlerfirmen und tolerant gemacht durch das dreimal im Jahre wiederkehrende Meß-Völkergewimmel, ihn zum erstenmal seit seiner Ankunft auf dem Territorium des Deutschen Bundes ungeschoren ließ. (Wilhelm Raabe: Abu Telfan)
  • Eine gewisse Bewaffnung war dann später erforderlich, denn unverständlicherweise war die Welt freiwillig nicht bereit, am deutschen Wesen zu genesen. (Herbert Rosendorfer: Die Nacht der Amazonen)
  • Wenn ich deutsch meine, denke ich nicht mehr "uns". (Herbert Rosendorfer: Die Nacht der Amazonen)
  • ... ist bekannt, dass in Deutschland um 22 Uhr noch 800.000 Kinder im Kindergartenalter vor dem Fernseher sitzen, um 23 Uhr sind es noch 200.000, und selbst um Mitternacht schauen noch 50.000 Kinder unter sechs Jahren fern. (Manfred Spitzer: Digitale Demenz. Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen)
  • In Frankreich herrscht Handlungsfreiheit: Man kann machen, was man will, und niemand kümmert sich darum, aber man muss denken wie alle anderen. In Deutschland muss man machen, was jeder andere macht, aber man kann denken, was einem beliebt. (William S. Maugham: Der Menschen Hörigkeit)
  • Sie hat früher ein paar Jahre für den KGB in der DDR gearbeitet, Russisch unterrichtet und dabei sehr gut Deutsch gelernt. Sie findet das überhaupt nicht peinlich, daß sie für den KGB gearbeitet hat. Vor ein paar Wochen hat sie einmal zu mir gesagt: Das mit dem KGB, das war bei uns so ähnlich wie bei euch mit dem ADAC - jeder ist irgendwie dabei, und es ist ja eigentlich auch ganz praktisch. (Günter Ohnemus: Reise in die Angst, S. 19)
  • In Deutschland hält sich einer immer dann für einen Idealisten, wenn er den Schmerz noch fühlt, mit dem ihm das Kreuz gebrochen wird. (Christa Wolf an Franz Fühmann, 13.10.1975)
  • Ueber Deutschland habe ich nichts zu sagen. Da ich nicht so scharfe Augen habe wie Sie, und Sie Deutschland länger und besser kennen, ferner, da es mir widerstrebt in einem Totenacker nach jenen Lebewesen zu scharren, die immer noch zu leben pflegen, schweige ich lieber. (Friedrich Dürrenmatt an Max Frisch, 8.5.1949)
  • "Wir sind das langweilig-verrückteste Volk auf Erden, und wir haben alle Aussicht, es noch längere Zeit zu bleiben. Was hilft's dem einzelnen, zu wissen, wie klug andere Leute schon vor hundert Jahren gewesen sind?" (Wilhelm Raabe: Frau Salome)
  • "In meinem Leben hat es soviel Glück gegeben", sagte er selbstkritisch und sah Rosamund an, "daß mein Mut, wenn es um Unglück geht, wenig gestählt ist. Und doch! Ich bin Deutscher. Meine ganze Nation besteht aus Philosophen." (John von Düffel: Houwelandt, S. 350)
  • Wo die Armut am größten ist, ist auch die Wende unvollständig. (Roger Willemsen: Deutschlandreise, S. 53)
  • Er verachtete die Deutschen - nicht daß er jemals ihren Mut auf dem Schlachtfeld angezweifelt hätte, "aber", sagte er, "wenn die Dinge schlecht stehen, verkommt ihre Moral. (Julien Green: Erinnerungen an glückliche Tage, S. 154)

Politik/Gesellschaft

  • Wie wir wissen, sind ein Engländer und ein Franzose, ganz gleich, worum es gehen mag, immer gern bereit, einen Strauß auszufechten. (William Makepeace Thackeray: Die Memoiren des Barry Lyndon)
  • Im Juni oder Juli war Präsident Putin in Berlin. Wenn ich das richtig sehe, war das in Deutschland ein ganz normaler Staatsbesuch, aber die New York Times hat einen langen Artikel darüber gebracht, obwohl sie sonst aus Europa höchstens über den Ausbruch eines Weltkriegs berichten, falls sie dafür zufällig noch Platz in ihrem Blatt haben. (Günther Ohnemus: Die unglaubliche Reise des Harry Willemer)
  • ... beendete Henry das Thema und landete ... bei der Politik, und von der Politik zum Schweigen war kein großer Schritt. (Jane Austen: Die Abtei von Nordhanger)
  • Sonntags garten Rindsrouladen im Dampfkochtopf, und Mama striepelte im Wohnzimmer beim Internationalen Frühschoppen Bohnen ab. Das einzige, was da passierte, war, daß von Zeit zu Zeit eine Frau reinkam und den sechs Journalisten aus fünf Ländern Wein einschenkte. "Wenn ich das jemals freiwillig kucken sollte, könnt ihr mich aufhängen", sagte Volker. (Gerhard Henschel: Kindheitsroman)
  • "Wen kriegen wir jetzt wohl als Führer? Hoffentlich nicht Doktor Elias? Wir brauchen keinen Gelehrten, wir brauchen einen Tatmenschen." (Tat, Täter, Töter)... (Hugo Claus: Der Kummer von Belgien)
  • "Europa war immer, und das wird sich auch nicht ändern, ein zusammengewürfelter Haufen von Ländern, die in erster Linie für ihre eigenen nationalen Spezialitäten kämpfen werden, für ihre Spaghetti, für ihr Pale-Ale, für ihren Goethe." (Hugo Claus: Der Kummer von Belgien)
  • Die Deplatziertheit des Künstlers ist in unserer Gesellschaft so weit fortgeschritten, daß seine Anstrengung, wahrgenommen zu werden, als schlechtes Benehmen auf ihn selber zurückschlägt. (Wilhelm Genazino: Der Fleck, die Jacke, die Zimmer, der Schmerz)
  • Letzten Endes erwies sich allerdings nicht Kohls Charakter als das wahre Problem, es war vielmehr dessen fehlender Intellekt, der den beiden bald die größten Qualen verursachte und sie sich auf die Sprachregelung einigen ließ, seine Wahl sei ein Betriebsunfall der Demokratie, der bald korrigiert werden würde; eine Fehleinschätzung, wie sich in den kommenden sechzehn Jahren erweisen sollte. (Jonas Lüscher: Kraft)
  • ... wie alle Jungen dieser Generation glaubte Yves, er sei für den Krieg bestimmt. In fünf, zehn oder zwanzig Jahren würde der Krieg ausbrechen. Alle schienen ihn zu hassen, und doch erwarteten ihn alle, so wie man den Tod fürchtet und erwartet, oder vielmehr wie ein von der Schlange gebannter Vogel den Kopf senkt und nicht daran denkt zu fliehen. (Irène Némirovsky: Feuer im Herbst)
  • Wenn wir auch einer stillen Übereinkunft gemäß politische Unterhaltungen vermieden, so gut es nur ging, so lastete das gegenwärtige und das herandrohende Weltgeschehen doch schwer auf unseren Gemütern. (Franz Werfel: Der veruntreute Himmel. Die Geschichte einer Magd)
  • Ich weiß, die Rede ist noch nicht gehalten worden, aber die wichtigste Frage würde doch heutzutage lauten: "Wollt ihr den totalen Markt?" Und die Frage ist auch ohne diese Rede schon beantwortet worden. (Bernd-Lutz Lange: Das gabs früher nicht. Ein Auslaufmodell zieht Bilanz)
  • In dieser Zeit, wo ein Jahrzehnt wahrscheinlich dem Jahrhundert einer sanfteren Epoche in seiner Schrittweite entspricht. (Franz Werfel: Der veruntreute Himmel. Die Geschichte einer Magd)
  • Hier unter Zivilisten durfte man den Krieg nicht schlechtmachen. Man mußte ihn schön finden, zwar roh, aber begeisternd. Mein Gott, sicher gab es auch das. Aber als Arzt sah er vor allem das andere Gesicht des Krieges, seine furchtbare Grimasse. (Irène Némirovsky: Feuer im Herbst)
  • Der Mehltau der politischen Entwicklung hatte sich auf alle menschlichen Beziehungen gelegt. (Franz Werfel: Der veruntreute Himmel. Die Geschichte einer Magd)
  • ... obwohl er in einer Bank als Wertpapierhändler arbeitet. Sozialleistungen. Pensionsberechtigt. Er ist die personifizierte Vorwegnahme der Katastrophe. (Paulus Hochgatterer: Über die Chirurgie)
  • Und warum wäre die Furche eines Landmannes nicht eben so gut der Erwähnung werth, als die eines Müßiggängers, welcher der Nachwelt einen Namen hinterläßt, weil es ihm durch irgend eine Sonderbarkeit oder Absurdität gelang, ein wenig Lärm in der Welt zu machen? (George Sand: Das Teufelsmoor)
  • ... die Stroh- und Kriegerwitwen aus den Hinterhäusern und dem Seitenflügel. Als Straßenbahnschaffnerinnen, Weichenstellerinnen oder als Briefträgerinnen, Granatendreherinnen, Schweißerinnen und sogar als Eisengießerinnen an den Hochöfen traf man sie nun anstelle der Männer an. Zu einem Viertel des Lohnes der Männer und auf Hungerration. (Marcia Zuckermann: Mischpoke!)
  • Diejenigen, die sich über zunehmende Kriminalität beklagen, beklagen sich auch über Graffiti und Müll auf den Straßen und hegen allerlei unappetitliche Vorurteile über Einwanderer und Gewerkschaften, Steuern, Krieg und Todesstrafe. (Ian McEwan: Honig)
  • Ich möchte in einer Gesellschaft leben, die so gut ist, dass keine Hoffnungen auf ein Leben nach dem Tod aufgespart werden müssen. (Anna Weidenholzer: Weshalb die Herren Seesterne tragen)
  • Ihr Gatte hatte selbst das vergessen, was im modernen Leben als das Unentbehrlichste zu gelten pflegt: die Zeitungen. (Wilkie Collins: Blinde Liebe)
  • "Wir leben in einer aufregenden Zeit. Nein, geben Sie acht, dieser Hochkapitalismus zeitigt pikante Situationen!" (Klaus Mann: Treffpunkt im Unendlichen)
  • Meine Großmutter hat immer gesagt: Iß, mein Junge, schlag dir ordentlich den Bauch voll, wenn der nächste Krieg kommt, sind die Dicken dünn und die Dünnen tot. Und sie hatte recht. Dann sagte sie noch: Frieden ist nur eine Pause zwischen zwei Kriegen. (Jaroslav Rudis: Nationalstraße)
  • ... hätten Sie die Aneignung der Unwissenheit zum Studium Ihres Lebens gemacht, Sie hätten nicht mit größerer Ehre zum Doktor promoviert werden können als heute. (Mark Twain: Humoristische Erzählungen)
  • "In unserem demokratischen System ist es Energievergeudung, überhaupt noch etwas Vernünftiges zu sagen, da man ja verpflichtet ist, das Geschwafel jedes x-beliebigen Idioten ernst zu nehmen." (Willem Frederik Hermans: Unter Professoren)
  • "Weltfrieden - darüber hat sich vor vierhundert Jahren noch kein Mensch Gedanken gemacht außer unter der Voraussetzung, dass sein Land dann das mächtigste der Welt sein müsste." (Willem Frederik Hermans: Unter Professoren)
  • Was für ein Blödsinn ist die Politik, wenn da immer wieder die gleichen schwachsinnigen Sadisten das große Wort führen!" (Willem Frederik Hermans: Unter Professoren)
  • Im letzten Jahrhundert hat Heldentum generationenlang darin bestanden, im Interesse zweier Chimären -  der "Klasse" oder der "Rasse" - das Leben hinzugeben. (Stephan Wackwitz: Die Bilder meiner Mutter)
  • Das letzte Jahrhundert war, wenn auch auf überwiegend pathologische Weise, männlich. (Stephan Wackwitz: Die Bilder meiner Mutter)
  • Die einzige Internationale der Welt: Geld. (Erich Maria Remarque: Die Nacht von Lissabon)
  • Fast jeder war für Frieden, wie immer kurz vor der Katastrophe. (Erich Maria Remarque: Die Nacht von Lissabon)
  • Auf die Polit-Tölpel haben wir lange eingedroschen. Mittlerweile sind die schon so weit, daß sie sich ängstlich von ihren Parteifreunden zum Rücktritt auffordern lassen, wenn wir sie beim Ausfüllen einer Spesenabrechnung beobachtet haben. (Joseph von Westphalen: 33 weiße Baumwollunterhosen)
  • Ich weiß selbst, daß unser Wirtschaftssystem "Bosse" braucht. Die Frage ist, ob wir ein Wirtschaftssystem brauchen, das solche Bosse braucht. Die Hinweise darauf, daß reiche Bosse viel Gutes tun für caritative Zwecke, spricht gegen ein System, in dem reiche Bosse Almosen geben müssen, damit andre leben können. (Luise Rinser: Kriegsspielzeug. Tagebuch 1972-1978)
  • Mein roter Reisepass mit dem weißen Kreuz weist mich aus als Repräsentanten von Frieden, Gesetzestreue und Neutralität sowie als informellen Botschafter von UNO, IKRK, Nestlé, Omega, Maggi und Olympischem Komitee; als Schweizer kommt mir kraft meiner Herkunft gleichsam Diplomatenstatus zu. (Alex Capus: Das Leben ist gut)
  • Aber sollen wir auch nicht mehr mit einer Eisenbahn fahren, da sie an den Transporten von Kriegsmaterial verdient? Sollen wir nicht mehr mit den Fluggesellschaften fliegen, die Kampftruppen nach Viet Nam bringen? Sollen wir verzichten auf jeden Einkauf, weil er eine Steuer produziert, von deren endgültiger Verwendung wir nichts wissen? Wo ist die moralische Schweiz, in die wir emigrieren könnten? (Uwe Johnson: Jahrestage 1)
  • Ich bin ja in den 80er Jahren wegen der Leute auf die Bühne gegangen, die heute in der AfD sind. (Urban Priol)
  • Nach seiner Auffassung ist die Moral ein Geschäft für die Verwalter der Macht, die sie im Munde führen, und nicht zu besorgen von ihren Abhängigen, deren Gewerbe das Überleben sei. (...) Im übrigen vertrauen sie auf die schöne Gewißheit, daß Keiner von ihnen einst behandelt wird als ein Kriegsverbrecher, und Jeder als ein Spezialist; das macht unbefangen. (Uwe Johnson: Jahrestage 1)
  • An den Schauplätzen schwerer und schwerster Arbeit plagten sich nach wie vor fast ausschließlich Schwarze, das Elend war noch immer und vor allem in schwarzen Townships zu Hause, und selbst Krankheiten wie die Immunschwäche Aids waren nach wie vor schwarz geblieben. (Christoph Ransmayr: Atlas eines ängstlichen Mannes)
  • Das bei Theodor Fontane (Vor dem Sturm) Gelesene erinnert mich irgendwie an Merken/Erdogan: "Wir werden das Bündnis aufrechterhalten, bis es sich von selber löst, und dieser Zeitpunkt, so nicht alle Zeichen trügen, ist nahe. Der versinkende Dämon nimmt dann auch die Kette mit, die uns an ihn fesselte."
  • Als er in ihrem Beisein einmal die Habilitation als Hemmschuh für innovative Forschung bezeichnete, begegneten ihm Blicke, als hätte er ein Plädoyer für die Vielehe gehalten. (Stephan Thome: Fliehkräfte)
  • Mit zunehmender Fassungslosigkeit blickte er in die Gesichter seiner Studenten, in denen sich Angst und Erwartung zu seltsamer Leere paarten. Der Bologna-Prozess hatte aus der Universität ein Trainingscamp für Menschen gemacht, die sich bereits seit dem Kindergarten um das Design ihrer Lebensläufe sorgten. (Juli Zeh: Unterleuten)
  • Banalisierungen für die-Massen als Schutzschild vor !echter Veränderung. (Reinhard Jirgl: Nichts von euch auf Erden)
  • Ich schweige von meinem derzeitigen Beruf, die-Worte um das-Geschäft in=der-Politik sind nur dem-Politiker von Gewicht, allen Außenstehenden sind sie flau & fad auf der Zunge wie eisiges Schmutzwasser. Der-Politiker außerhalb seiner-Ämter ist lächerlich, wie der-Säufer außerhalb der-Kneipe. (Reinhard Jirgl: Nichts von euch auf Erden)
  • "Wenn ich", erklärt der Bürgermeister, "nur mit Edelmenschen Umgang pflegen will, kann ich keine Politik treiben. (Hans Fallada: Bauern, Bonzen und Bomben)
  • Farbige werden bei Edward Morgan Forster so umschrieben: "Bei ihm ist wohl jemand ein bißchen mehr als bloß einmal mit der Teerbürste rübergegangen..." (Der lilafarbene Brief. Erzählungen)
  • Das ist das Kreuz mit der Historie: die interessanten Dinge sind meistens nicht dokumenarisch gesichert, weil irgend jemand immer ein Interesse daran gehabt hat, daß die Details unter den Tisch gekehrt werden. (Herbert Rosendorfer: Die Nacht der Amazonen)
  • Dass sich der Starke vor den Schwachen rechtfertigen soll, (...) ist der faule Kern der demokratischen Idee. (Juli Zeh: Unterleuten)
  • Eine Masse eint man nie, nie für etwas. Die Masse kann man immer nur gegen etwas einen. (Herbert Rosendorfer: Die Nacht der Amazonen)
  • Eine diktatorische Bewegung schlägt je schärfer durch, desto verquollener ihre Argumente sind. (Herbert Rosendorfer: Die Nacht der Amazonen)
  • Wahrscheinlich ist es für Menschen, die in einem bestimmten sozialen System gelebt und es zu etwas gebracht haben, unmöglich, sich in die Perspektive solcher zu versetzen, die von diesem System nie etwas zu erwarten hatten und einigermaßen unerschrocken auf seine Zerstörung hinarbeiten. (Michel Houellebecq: Unterwerfung)
  • Das Grübeln der Rechtsgelehrten kann den besten Menschen, wie alles Grübeln und Reflektieren, zum schlechtesten Kerl machen. (Achim von Arnim: Mistris Lee)
  • Kunstwerke mitgehen zu lassen oder sie, wenn man sie nicht mitgehen lassen kann, weil sie etwa zu groß sind, zu zerstören, ist alter Soldatenbrauch, und nach dem Kunsthandel, oder noch vor diesem, ist der Krieg der bedeutendste Besitzstandveränderer, was die Kunst betrifft. (Alois Brandstetter: Vom Manne aus Eicha)
  • ... daß in casu belli die Kunst schweigt. (Alois Brandstetter: Vom Manne aus Eicha)
  • Da jedoch jede Verwirrung eindeutiger Begriffe damit rechnen kann, Volkstümlichkeit zu erlangen... (Kurt Kustenberg: La Botella)
  • Niemand aber kann sagen, welchen Lauf die russische Entwicklung nehmen wird und damit vielleicht die Weltentwicklung überhaupt. (Robert Walser: Der kleine Tierpark)
  • In jeder gesellschaftlichen Subgruppe, egal ob man diese nach Schicht, Geschlecht, Ausbildung oder Beruf differenziert, bleiben die Anteile der Intelligenten (20%), der Durchschnittlichen (40%) und der Doofen (40%) konstant. (Harald Welzer: Selbst denken. Eine Anleitung zum Widerstand)
  • Noch nicht einmal gegen so etwas wie "Vater Staat" kann man verlässlich demonstrieren wie noch 1968, da sich heute schlimmstenfalls die betroffenen Politiker nach Lektüre einiger Umfrageergebnisse der Demonstration gegen sich selbst anschließen werden. (Manfred Lütz: BLUFF! Die Fälschung der Welt)
  • Selbst in der geordnetsten Gesellschaft das ununterbrochene Hineintappen in den Schmutz. (Thomas Bernhard: In der Höhe)
  • Mu sagt, die Neunziger waren kriminell, was Architektur und Musik angeht, man sollte die alle nachträglich einsperren, außer Nirvana. (Sasa Stanisic: Vor dem Fest)
  • Noch 18% der deutschen Frauen sind finanziell von ihrem Mann abhängig; 45% verdienen durch Arbeit Geld, 29% leben von einer Rente oder Pension. (Quelle: Die ZEIT 12/14)
  • Die Hoffnung der Müden, der Zahnradteilchen des Kapitalismus... (Sibylle Berg: Wie halte ich das nur alles aus?)
  • Man verzieh ihm, dass er in keinem einzigen örtlichen Verein war - normalerweise war das der soziale Todesstoß. (Jörg Maurer: Unterholz)
  • Die Laufenden kamen zum sechsten Male vorbei. Sie stolperten bereits; aber sie hatten begriffen, daß man sie nicht rennen ließ, um herauszufinden, ob sie zu schwerer Arbeit untauglich seien. Sie liefen um ihr Leben. Ihre Gesichter trieften von Schweiß, und in ihren Augen war die verzweifelte, wissende Todesangst, die kein Tier haben kann; nur der Mensch. (Erich Maria Remarque: Der Funke Leben)
  • ... bin ich nicht talentlos genug, um mich mit Politik zu beschäftigen. (Anatol France: Die rote Lilie)
  • Überall das gleiche: nie würde eine Zeit kommen, in der alle Menschen Zugang zu den hochwertigen Waren erhielten, und deshalb versah man Massenprodukte mit dem Etikett der Qualitätswaren. (Lars Gustafsson: Geheimnisse zwischen Liebenden)
  • In unserem verrotteten Gesellschaftssystem ist Geld nun einmal der Angelpunkt, um den sich alles dreht. (Wilkie Collins: Lucilla)
  • "Regieren wollt ihr nicht?" "Regieren? Du meinst, die Ohnmacht verwalten." (Jörg Fauser: Das Schlangenmaul)
  • Nach einer groben Schätzung meines Großvaters bemüht man sich, nicht einmal mehr fünfzig Prozent dessen auszubilden, wozu wir eigentlich fähig wären. "Demnächst", versicherte er, "wird man in den Schulen an Bildung gerade noch so viel vermitteln, daß die Schüler in der Lage sind, einen Kaufvertrag zu unterschreiben." (Eva-Maria Altemöller: Seelenruhe)
  • In Sachen Ruchlosigkeit war die Viererbande nicht zu übertreffen. Maos Frau und ihre Getreuen waren die größten Meister unentschuldbarer Schandtaten. Im Pantheon des Abschaums hatten sie Anspruch auf die Ewigkeit, und niemand würde sie ihnen streitig machen. (Amelie Nothomb: Biographie des Hungers, S. 67)
  • Aber wir wollen bedenken, daß ein Erfolg niemals ohne Opfer zu erzielen ist und, wenn wir das Skelett der Geschichte von allen Lügen reinigen wollen, die ihm von der Zeit und von vorgefaßten Meinungen angelastet worden sind, letzten Endes immer nur ein größeres oder kleineres Quantum von Erschlagenen übrigbleibt. (Michail Syltykow-Schtschedrin: Geschichte einer Stadt, S. 186)
  • Um uns aber gewahren wir eine untaugliche Obrigkeit, streng zwar bei der Eintreibung von Abgaben, doch bei der Gewährung von Hilfe wenig eilfertig. (Michail Syltykow-Schtschedrin: Geschichte einer Stadt, S. 116)
  • Unsere Beschäftigung mit der Geschichte, so habe Hilarys These gelautet, sei eine Beschäftigung mit immer schon vorgefertigten, in das Innere unserer Köpfe gravierten Bildern, auf die wir andauernd starrten, während die Wahrheit irgendwoanders, in einem von keinem Menschen noch entdeckten Abseits liegt. (W. G. Sebald: Austerlitz, S. 105)
  • "Und was Myface [ = Facebook] angeht, müssen Sie wissen, daß für einen Menschen, der in der Sowjetunion groß", plötzlich lachte er schallend, "und reich geworden ist, der Begriff soziales Netzwerk einen ganz eigentümlichen Klang hat. So als sei auf Lenin Trotzki gefolgt und nicht Stalin." (Florian Felix Weyh: Toggle)
  • ... Großtante Marigold, die gar nichts weiter tat, sich aber aufs Nichtstun weniger gut verstand als die Leute im Parlament. (Eric Malpass: Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung)
  • Journalismus bedeutete neuerdings: Polizei anschwärzen. Die Intellektuellen standen daneben, vom Objektivismus verseucht, und wußten nicht einmal mehr, an welchem Ohr sie sich kratzen sollten. (Heinrich Steinfest: Tortengräber, S. 60)
  • Ob wir die Demokratie nicht auch deshalb als eine menschenfreundliche Staatsform empfinden, weil sie die Gelegenheit zu massenhafter Schadenfreude institutionalisiert? Alle vier Jahre können wir die Inhaber der Macht aus ihren Ämtern jagen, zwischendurch dürfen wir laut auf sie schimpfen, und die Karikaturisten zeigen sie in Unterhosen. (Wolf Schneider: Glück. Eine etwas andere Gebrauchsanweisung)
  • Soeben höre ich im Radio, daß eine Gruppe fortschrittlicher englischer Frauen, die dabei ist, Grimms Märchen nach den Gesichtspunkten der Gleichberechtigung umzuschreiben, von Schneewittchen erwartet, daß es sich mit den Zwergen zu gesellschaftlich produktiver Arbeit ins Bergwerk begibt. (Christa Wolf, in: Reimann/Wolf: Sei gegrüßt und lebe. Eine Freundschaft in Briefen. 1964-1973)
  • In ihren vollständigsten Augenblicken haben die Zivilisationen im Menschen immer seinen spielerischen Instinkt herausgebracht und seinen Erfindungsgeist angespornt. (C. G. Jung)
  • Der Jude ist ein Problem. Wie wunderbar des für alle ohne uns wäre. (Philip Roth: Gegenleben)
  • Politik ist eben nicht einfach das Gerangel der politischen Parteien, sondern die tief besorgte Betrachtung des Schicksals der Polis, der Stadt, des Staates, der Gesellschaft, der Völker unserer Erde. (F.C. Delius: Mein Jahr als Mörder)
  • Verachtung gegen die Trottel, die Tölpel, die Pallawatsche, alle jene, die den Staat verwalteten und die er "Knödelhirne" zu nennen liebte... (Joseph Roth: Die Kapuzinergruft, S. 28)
  • Das Innere war das Wesentliche, und die Aufgabe des echten Anarchisten hieß: Sein Äußeres nach dem Gesetz des innersten Dranges zu formen, in größter Freiheit, uneingeschränkt und möglichst unberührt von der 'Kultur'. (Oskar Maria Graf: Wir sind Gefangene, S. 112)
  • Ein Brief aus Wien. Der Schreiber beobachtet die "Liberalisierung" in Ungarn aus nächster Nähe und hat seine Zweifel, denn "das ist, als träte der Papst eines Tages vor versammelter Menge auf den Balkon des Vatikans und erklärte, mit der Erlösung habe es nicht geklappt, alles müsse von vorn begonnen und anders gemacht werden". (Sandor Marai: Tagebücher 1984-1989)
  • ... zu allen Zeiten, stimmen die Symptome der Korruption überein, aber heute erfahren wir schneller etwas über sie, und mehr. (Sandor Marai: Tagebücher 1984-1989, S. 39)
  • Indira Gandhi, die Ministerpräsidenin Indiens, wurde von zwei Leibwächtern erschossen. Indien ist ein religiöses Land. Die Kühle sind heilig, nur auf Ministerpräsidenten darf man schießen. (Sandor Marai: Tagebücher 1984-1989, S. 48)
  • Was einer für möglich oder unmöglich hält, ortet ihn nicht nur gesellschaftlich, es ordnet ihn auch seinem Zeitalter zu. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)
  • Jedes Zeitalter öffnet eben einen Spezial-Rachen ad hoc, um seine Zeitgenossen zu verschlingen. (Heimito von Doderer: Die Dämonen)
  • Das Lebensgefühl aus den braunen Jahren, daß wir alle Tote auf Urlaub sind, hat sich tief eingefressen.(Christa Wolf: Stadt der Engel oder The Overcoat of Dr. Freud)
  • Jede unserer modernen Gesellschaften, die auf Kolonisierung, Unterdrückung und Ausbeutung begründet seien, müsse, um sich ihr lebenswichtiges Selbstbewußtsein zu erhalten, bestimmte Teile ihrer Gegenwart schön lügen. (Christa Wolf: Stadt der Engel oder The Overcoat of Dr. Freud, S. 108)
  • Ich brauche keine Sympathie, Herr Kommissar. Ich brauche Gerechtigkeit. Aber Die ist so unsichtbar wie Der Heilige Geist: nirgends niemals nicht gesehn. Denn Gerechtigkeit ist Was für die-Andere-Welt. In dieser Welt haben wir: Rächzpflege. (Reinhard Jirgl: Die Stille)
  • Die Ökonomie-der-Herrschaft - das läßt sich von Europa=heute lernen - muß der-Masse Den-Schmerz zufügen & Das-Opfer abverlangen : durch Moneypulationen in der Verteilung die künstlich herbeigeführte & stabil=gehaltene Verknappung an Mitteln & staatlichen Leistungen. Wer in den-Massen Beides überstehen kann, der glaubt hinfort an seinen=Triumf als Der-sportive-Selbst=Überwinder. (Reinhard Jirgl: Die Stille)
  • die einzig=wirkliche Auferstehung heißt Bürokratie.... Und mit ihr aufersteht die-Bosheit, die unermüdbare kaltätzende Wut, die in der bügelfaltigen Verklei-Dung von Rechtgesetz (...) hereinbricht. (Reinhard Jirgl: Die Stille)
  • Sobalds bei Armenschweinen ans Krepieren geht, rücken die Reichen-Schweine mit Ethos-Athos-Porthos-Aramis auf: Frage !nicht, was kann der=Staat für !dich tun; frage dich, ?was kannst du für !den=Staat tun. (Gesprochen einst vom Präsidenten Eineslandes, das noch vor 150 Jahren die=Sklaverei betrieb. (Reinhard Jirgl: Die Stille, S. 88)
  • Mit ihren 58 Jahren auf dem-Arbeitsmarkt ohne-hin längst zu den-Toten gezählt. (Reinhard Jirgl: Die Stille, S. 12)
  • Der Unterschied zwischen Sozialismus und real existierendem Sozialismus sei derselbe wie zwischen Firmengründung und Bankrott. (Jurek Becker: Amanda herzlos, S. 25)
  • ... erlebe gegenwärtig, wie Korruption zunimmt, während Grundrechte schwinden, indem Freiheit zur Worthülse wird, sobald Reiche unverschämt reicher, Arme klaglos ärmer werden... (Günter Grass: Grimms Wörter, S. 260)
  • ... wie blind umherstochernd schon Politik an sich sei, noch mehr aber die Berater, die meinten, etwas Sinnvolles beitragen zu können. (Jochen Schimmang: Das Beste, was wir hatten)
  • Man weiß nicht mehr, in welche "kleine Lebenswelt" man sich vor den teils feindseligen, teils unbekümmerten, teils wegdriftenden "Parallelgesellschaften" zurückziehen soll. (Heinz Bude: Die Ausgeschlossenen)
  • Neue Begriffe finden, die hohe Kunst der Politik. (Jochen Schimmang: Das Beste, was wir hatten)
  • Diebstähle durch Angestellte veranlaßten 1713 das Parlament, ein drakonisches Gesetz zu erlassen, das den Wohnungsdiebstahl von Dingen, die mehr als 40 Shilling wert waren, zum Kapitalverbrechen erklärte, auf das ohne Ausnahme die Todesstrafe stand. (A. Roger Ekirch: In der Stunde der Nacht. Eine Geschichte der Dunkelheit, S. 253)
  • Droht nicht eigentlich die ganze Freizeit zur Arbeit zu verkommen? Und gleicht umgekehrt die Arbeit nicht mehr und mehr der Freizeit? Geh mit deinem Chef joggen: läufst du langsamer als er, macht er sich über dich Gedanken. Läufst du schneller, über sich. (Urs Widmer: Auf, auf, ihr Hirten. Die Kuh haut ab, S. 24)
  • Mit den richtigen Linien in der Kunst sind auch die richtigen Formen in der Gesellschaft verloren gegangen. (Theodor Fontane: Der Stechlin, S. 226)
  • Es ist sehr selten, in nationalen Fragen einem so freien Drüberstehn zu begegnen. (Theodor Fontane: Der Stechlin, S. 219)
  • Unsre ganze Gesellschaft (und nun gar erst das, was sich im besonderen so nennt) ist aufgebaut auf dem Ich. Das ist ihr Fluch, und daran muß sie zugrunde gehen. (Theodor Fontane: Der Stechlin, S. 148)
  • Das moderne Leben räumt erbarmungslos mit all dem Überkommen auf. Ob es glückt, ein Nilreich aufzurichten, ob Japan ein England im Stillen Ozean wird, ob China mit seinen vierhundert Millionen aus dem Schlaf erwacht und, seine Hand erhebend, uns und der Welt zuruft: 'Hier bin ich'. (Theodor Fontane: Der Stechlin, S. 133)
  • Große Zeit ist es immer nur, wenn's beinah schiefgeht, wenn man jeden Augenblick fürchten muß. (Theodor Fontane: Der Stechlin, S. 41)
  • "Meine Tochter sagt immer, Demokratie, das ist, wenn die Politiker gute Geschäfte machen und die Geschäftsleute schlechte Politik. (Franz Werfel: Jacobowsky und der Oberst, S. 9)
  • Es ist sehr gefährlich, in das Leben anderer Leute einzugreifen, und ich habe mich immer über das Selbstvertrauen gewundert, mit dem Politiker, Reformer und sonstige Wohltäter ihre Mitmenschen zwingen, liebgewordene Gewohnheiten und Lebenshaltungen aufzugeben. (W. Somerset Maugham: Vor der Party. Erzählungen, S. 7)
  • Straßen ergeht es mit ihren Namen ähnlich wie den Frauen, sie sind geborene, verheiratete, geschiedene, wieder geborene, je nachdem, welchen Männern oder Regierungen sie gerade angehörten. (Monika Maron: Die Überläuferin, S. 10)
  • ... so wie es unausweichlich ist, daß der Bürger beim Abspielen der Nationalhymne Haltung annimmt, obwohl es mit Sicherheit weder ihm noch seinem Vaterland Spaß macht. (Milan Kundera: Das Buch vom Lachen und Vergessen, S. 263)
  • ... wird Geld nur dann lockergemacht, wenn wirklich alle unnützen Hallenbäder, Sprintbahnen und Eisschnellaufstadien gebaut sind. (Herbert Rosendorfer: Die Erfindung des SommerWinters, S. 226)
  • ... Angehörige des Künstlerstandes, jener Gruppe also, die für die deutsche Kultur arbeitet, zu welcher unsre professionellen Politiker ein offenes Un-Verhältnis haben und sie für etwas eigentlich Überflüssiges halten, dem man füglich die Gelder mehr und mehr beschneiden kann und soll. (Luise Rinser: Im Dunkeln singen. Tagebuch 1982-1985)
  • Ich habe die Politik wieder einmal satt. Was ist denn Politik, sage ich mir mit Bitterkeit, was denn andres als die Kunst, jeweils rascher, besser und ausdauernder zu lügen als der Gegner. (Alois Brandstetter: Altenehrung, S. 109)
  • "Und wohin reisen Sie?" fragte Anna. "Nach Paris. ich will im Pasteurchen Institut arbeiten. Ich kehre wieder zu meiner alten Liebe zurück, zur Bakteriologie. Es ist eine reinlichere Beschäftigung als die Politik." (Arthur Schnitzler: Der Weg ins Freie)
  • Ein parlamentarisches Leben ohne Komödienspiel ist ja überhaupt nicht möglich. (Arthur Schnitzler: Der Weg ins Freie)
  • Wer wie ich unregelmäßig zur Wahl ging, galt für sie als potentieller Mäzen der Nazis. (Steffen Mensching: Lustigs Flucht, S. 92)
  • Im atomaren Zeitalter hat der Begriff der Ewigkeit seine Autorität eingebüßt. Die bürgerliche Gesellschaft besitzt kein Erlösungspotential, erstrebt keinen Zustand. Seit dem Untergang des Kommunismus, den zu Fall zu bringen zumindest ein Ziel war, verwaltet sie nur noch ihre Deformation. Gerontologie. (Steffen Mensching: Lustigs Flucht, S. 77)
  • Die Entwicklung dieses Wirtschaftssystems wurde nicht mehr durch die Frage: 'Was ist gut für den Menschen?' bestimmt, sondern durch die Frage: 'Was ist gut für das Wachstum des Systems?' Die Schärfe dieses Konflikts versuchte man durch die These zu verschleiern, daß alles, was dem Wachstum des Systems (oder auch nur eines einzigen Konzerns) diene, auch das Wohl der Menschen fördere. (Erich Fromm: Haben oder Sein, S. 18)
  • Da gelingt es der Menschheit, auf den Mond zu fliegen, Marssonden auszusenden und künstliche Biosphären zu schaffen, der natürlichen Evolution mit dem Klonen von Schafen nachzuhelfen, die Reifungs- und Zerfallszeiten von Lebensmitteln beinahe beliebig zu verändern, altersschwache Organe bei Bedarf auszuwechseln und möglicherweise gar den Schlüssel zu ewigem Leben zu entdecken - sozial verträgliche Wirtschafsstrukturen zu schaffen scheint jedoch ein Ding der Unmöglichkeit. (Michael Baeriswyl: Chillout. Wege in eine neue Zeitkultur, S. 172)
  • Selbst in Wissenschaft, Politik und Wirtschaft zeichnen sich Grenzen der Verarbeitbarkeit von Innovationen ab. So bereitet eine Ausbildung immer weniger auf einen Beruf vor, Prognosen über spätere Arbeitsmarktchancen übersteignen kaum die Trefferquote von Horoskopen, die Aussagen von Politiker über den zukünftigen Kurs der Gesellschaft verkommen zu Orakelsprüchen und in der Wirtschaft überholen die Innovationen die Dauer der Marktpräsenz. (Michael Baeriswyl: Chillout. Wege in eine neue Zeitkultur, S. 141)
  • Viele wirtschaftspolitische Publikationen beziehen ihre Anregungen aus der Militärwissenschaft und liefern so den schlagenden Beweis dafür, daß die moderne Wirtschaft bloß die Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln ist. (Michael Baeriswyl: Chillout. Wege in eine neue Zeitkultur, S. 73)
  • Er hat sich das Buch von Fred Halliday gekauft und auf den ersten Seiten etwas gelesen, das ihm wie ein Urteilsspruch, wie ein Fluch vorkommt: Die Angriffe auf New York läuten eine globale Krise ein, die, mit etwas Glück, in hundert Jahren bewältigt sein wird. (Ian McEwan: Saturday, S. 50)
  • Dieser Antrag ward zum wildumstrittenen Politikum und zur Gesinnungsprobe. Seinen Inhalt (das Los aller Politik) vergaß man über dem Kampf. (Franz Werfel: Die tanzenden Derwische. Erzählungen, S. 25)
  • War nicht jeder ein Sklave, der seiner Arbeit korrekt nachkam, obwohl er sie nicht ausstehen konnte? (Nagib Machfus: Zuckergäßchen)
  • "Es ist schon sehr merkwürdig", rief er aus, "daß alle, die diese Welt regulieren, immer mit Feder, Papier und Tinte daherkommen! Immer halten sie die Feder gezückt! Diese Herren sind ganz besessen avon, die Feder zu gebrauchen. (Alessandro anzoni: Die Brautleute, S. 316)
  • Längst gehört das Beschwören der sauberen Umwelt, wie auch des Weltfriedens, zum Standard-Repertoire verlogener Wahlreden aller Parteien. (Joseph von Westphalen: 33 weiße Baumwollunterhosen)
  • "Hast du 'Major Barbara' gelesen? Shaw beweist darin, daß man Menschen finanziell retten muß, ehe man ihre Seelen retten kann. Eins haben sie vergessen. Sie haben uns den Wohlfahrtsstaat gebracht, aber sie haben Barbara selbst vergessen. Überfluß, Überfluß und keine Seele weit und breit." (John Fowles: Der Sammler, S. 237)


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