Gedruckte Bibliomanika (2) [<<]

Bücher über Bücher & Literatur


Wie wir mit Büchern wohnen

Bücherschränke, Buchregale oder ganze Bibliotheken sind nie einfach nur Aufbewahrungsorte für Bücher, sondern einzigartige dekorative Elemente, die jeder Wohnung, jedem Haus eine persönliche Note verleihen und mehr als vieles andere Auskunft über Persönlichkeit, Interessen und Lebensstil ihrer Besitzer geben. Viele der in diesem Buch gezeigten Lösungen zeugen von hoher Kreativität, ob sie nun speziell für einen eigenen Bibliotheksraum entworfen wurden oder einfach jede Ecke und Nische einer Wohnung nutzen, ob sie klassisch oder modern, wohl geordnet oder in einer Art organisiertem Chaos gestaltet sind. Ihre Besitzer sind Künstler und Sammler, Designer und Schriftsteller, Modemacher und Politiker. Dieses Buch ist wie ein Reiseführer durch die Bibliotheken passionierter Leser, eine so abwechslungsreiche wie bezaubernde Inspirationsquelle für alle, die ihre Bücher endlich ins rechte Licht rücken möchten. Dieses etwas andere Wohnbuch zeigt, wie Schriftsteller, Sammler, Journalisten und andere interessante Leute mit ihren Büchern leben - inklusive spannender Interviews und inspirierender Ideen. Dominique Dupuich; Roland Beaufre: Wie wir mit Büchern wohnen. Wien: Brandstätter, 2010. 191 S. ISBN: 978-3-85033-414-3


Stimmen, Slams und Schachtel-Bücher

Ob Sitte, Sucht oder Skandal: Die laute Lektüre hat ihren ganz eigenen Ruf. Und gerne wird ihr auch noch das Aussterben prophezeit. Doch solche Voraussagen können täuschen. Ob in der Buchhandlung, am Radio oder im Fernsehen und Internet, an der Universität oder in der Kneipe, ob als Live-Act oder Hörbuch: Vorgelesen wird heutzutage fast überall und dies mit steigender Tendenz. Ein Blick auf die Herkunft und Psychologie des lauten Lesens zeigt allerdings, dass schon seit der Antike bei Vortragenden wie Zuhörenden Genuss und Qual nahe beieinander liegen. Bis heute fasziniert, irritiert und verärgert das Phänomen des laut gelesenen Textes gleichermaßen. Die vorliegende Studie führt mit liebevoller Detailkenntnis und unterhaltsamer Leichtigkeit durch die Weltliteraturgeschichte des Vorlesens. Dabei fördert sie einen facettenreichen Anekdotenstoff von professionellen und ungeschulten Vortragsstimmen und ihren Lesungen zutage. Von Homer bis Virginia Woolf, von Platon bis Adorno berichten die unterschiedlichsten Autoren und Autorinnen von populären Leserunden und Tête-a-Têtes, Theater- Sprechproben, akademischen Vorlesungen und den berühmt- berüchtigten Autorenlesungen. Kritiken beim Perlentaucher und beim Verlag, der auch eine Leseprobe anbietet. - Severin Perrig: " Stimmen, Slams und Schachtel-Bücher. Eine Geschichte des Vorlesens. Von den Rhapsoden bis zum Hörbuch". Bielefeld: Aisthesis, 2009. 155 S. ISBN: 978-3-89528-733-6. - EUR 19.80


Der Geist der Bücher

Romeo wird ermordet, Don Quijote ist verschwunden? Und wer droht Kapitän Ahab? Die berühmte Schriftstellerin Lynn aus New York kann nicht länger die Augen davor verschließen, dass die Welt der Literatur in Gefahr ist. Gondars Schergen meucheln Helden, zerstören Schauplätze und löschen die Erinnerung an ferne Zeiten. Nur wer ist dieser Gondar? Lynn muss die Welt retten, die ihr so viel bedeutet. Ihr fünfzehnjähriger Neffe Ben folgt ihr, denn schließlich ist sie seine letzte Verwandte und Vertraute. Mit Hilfe eines Amuletts nimmt er ihre Spur auf und gelangt so in das Verona Romeo und Julias. In letzter Sekunde rettet er Julia vor den Häschern Gondars. Mit ihr und Romeos Freund Mercutio an der Seite setzt er seine Reise durch die aufregende Welt der literarischen Abenteuer fort, immer auf der Suche nach seiner Tante und dem Rätsel der Zerstörung dieser Welt. Dann nimmt Gondar auch ihn und seine Freunde ins Visier. Christoph Wortberg; Manfred Theisen: Der Geist der Bücher. Berlin: List, 2007. 298 S. ISBN: 3-471-78948-0. - EUR 19.90


Ollos Welt

Ollo, ein im Jahre 2035 gestresster 12jähriger Teenager dokumentiert sein wild bewegtes Familienleben in einem Tagebuch. Der bibliomane Bezug besteht in der Tatsache, daß Ollo in Nachfolge seine Vaters als EMGAP (Erfinder modernster Gerätschaften aus Papier) für jede Lebenslage das passende Papiergerät erfindet. Das 2003 im Gerstenberg- Verlag erschienene Buch, der sich auch sonst schon des öfteren der Bücherliebe angenommen hat, hat einen eigenen, vierfarbigen Bastelteil zum Herausschneiden. Einige dieser Seiten kann man als Pop-Ups wieder in das Buch hineinkleben, andere ergeben Gimmicks. Auch auf der Webseite gibt es viel zu erleben und zu tun. Franziska Biermann; Antje von Stemm: Ollos Welt. Hildesheim: Gerstenberg, 2003. 136 S. ISBN: 3-8067-5032-7. EUR 12.90


Geschichte der abendländischen Bibliotheken

Uwe Jochum, leitender Bibliothekar und Fachreferent für Literaturwissenschaften an der Universitätsbibliothek Konstanz, der bereits mit der "Kleinen Bibliotheksgeschichte" das Thema Bibliotheken historisch aufbereitete, erzählt mit diesem neuen, reich illustrierten Buch "die Geschichte der abendländischen Bibliotheken, indem er die Perspektive des Sammelns und Aufbewahrens von Wissen in den Kontext einer Geschichte des Abendlandes integriert. Bibliotheken sind nichts anderes als Archive, in denen die großen geistesgeschichtlichen und theologischen Themen einer Epoche ihren Niederschlag finden. Daher sind sie ein Spiegel jeder menschlichen Kultur – von den frühen Höhlenbildern bis zum digitalen Zeitalter." Informationen: beim Verlag, im Titel-Magazin. Jochum, Uwe: Geschichte der abendländischen Bibliotheken. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft; Primus-Verlag, 2010. 160 S. ISBN: 978-3-89678-669-2 - EUR 39.90


Wunderbare Wörterwelt

Schriftsteller erzählen über ihre ersten Leseerlebnisse, u.a. Doris Dörrie, Martin Suter, Donna Leon, Doris Lessing, Ingrid Noll, Edna O'Brien, Tatjana Hauptmann, Ruth Rendell, Hugo Loetscher, Brian Moore. Außerdem abgedruckt ist Marcel Prousts "Tage des Lesens" - Daniel Kampa (Redaktion): Weihnachtsgabe 2009. Wunderbare Wörterwelt. Schriftsteller erzählen von ihren ersten Leserfahrungen. Zürich: Diogenes, 2009. 108 S. ISBN-13: 978-3257-79722-0.


Unter Vielen

Dieses Buch mit Kurzgeschichten und sachdienlichem Wissen zum Thema "Buch" ist das Startprojekt des österreichischen Designers Wolfgang Gosch und Virgil Guggenberger, die den Verlag "edition krill" gründeten (Erklärung 'krill'). Nicht nur durch die 22 Beiträge, sondern auch haptisch und buchkünstlerisch auffallend und abwechslungsreich soll 'Unter vielen' sein. "Grafisch dem Inhalt Geleit gebend verneigt sich Unter vielen vor dem, was Buch ist und was Buch sein kann: Trägermaterial für Philosophien, Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen, Born des Glücks, gefasste Erinnerung, schiere Lebensnotwendigkeit oder aber auch einfach nur schön." Bereits einige Titel sind vielversprechend und zeigen an, daß dieses Buch eigentlich als Pflichtexemplar im Regal jedes Bibliomanen Platz finden sollte: "Physik des Buches", "Buch und Geruch", "Bücherliebe." "Dickes Buch. Ein Geständnis", "Jäger und Sammler", "Mein Bücherschrank", "Fünf ausgewählte Möglichkeiten, Inhalte aus Büchern in mein Leben zu transferieren", "Bücher sind nich für die katz", "Das Ungelesene. Zitate aus einem ungeschriebenen Buch". -- Wolfgang Gosch (Hrsg.): Unter vielen. Eine eklektische Sammlung zum Thema Buch. Zusammengestellt von Wolfgang Gosch. Wien: Krill, 2008. 246 S. ISBN: 978-3-9502537-0-2


Das lesende Gehirn

Thomas Thiel stellt in der FAZ das Buch Das lesende Gehirn vor. Die Leseforscherin verknüft eigene Erfahrungen einer reichen Lesebiographie und die Hirnforschung, die durch bildgebende Verfahren neue Einblicke in die Architektur des Gehirns ermöglicht. Indem wir lesen, nehmen wir nicht nur Informationen auf, sondern bilden unsere gedankliche Welt aus. Wolf bezieht sich vor allem auf die narrative Literatur, die Lust am Text. Lesen sei genetisch nicht verankert, sondern wird erlernt und vernetzt dann neuronale Strukturen. "Die neue Architektur bewirkt, dass der Leser nicht nur auf physiologischer, sondern auch auf intellektueller Ebene über sich hinauswächst und das Denken in bisher ungekannte Dimensionen ausgreifen kann." Maryanne Wolf schreibt zudem eine "Faszinationsgeschichte des Lesens". Lese ermöglicht eine "Reservoir an Gedankenreichtum, eine Schule mehrdeutigen Verstehens und der Persönlichkeitsbildung." Eine Gefahr drohe durch die Hegemonie des scannenden, informationsverarbeitenden Lesens zuungunsten des vertieften, interpretierenden Lesens (deep reading), welches in Gefahr gerät, verlernt (bzw. neuronal überhaupt nicht ausgebildet) zu werden und somit auszusterben. "Das klassische Lesegehirn läuft angesichts der schnell kursierenden Textmassen der digitalen Welt Gefahr, auf den informationellen Aufnahmemodus beschränkt zu werden." Werner Standl greift Wolfs Schrift in seiner Analyse Formen des Lesens von wissenschaftlicher Literatur auf. Infos und Materialien bislang nur beim Perlentaucher. Maryanne Wolf: Das lesende Gehirn. Wie der Mensch zum Lesen kam - und was es in unseren Köpfen bewirkt. Heidelberg: Spektrum Akademischer Verlag, 2009. 372 S. ISBN: 3-8274-2122-5. EUR 26.95


Ein weiterer Tag...

Gerard Otrembas Ein weiterer Tag im Leben des Buchhändlers bietet Anekdoten aus dem Buchhandelsalltag. Die Broschüre ist die Fortsetzung des 1998 erschienenen ersten Teils Die geheimen Aufzeichnungen des Buchhändlers. Skurrile Kundenwünsche und Erlebnisse mit Kunden vor allem bei der Buch- und Titelsuche. Im Prinzip sollte man auch und eher Buchhändleralltag und Kundenwahnsinn verfolgen; denn in diesem Blog spürt man - bei allem Spaß an den abstrusen Bücherwünschen der Kunden - noch Mitgefühl und Verständnis, welches bei Otremba nur noch rudimentär vorhanden zu sein scheint. - Gérard Otremba: Die geheimen Aufzeichnungen des Buchhändlers. Dechiffriert und hrsg. von Gérard Otremba. Frankfurt/M.: Dielmann, 1999. 38 S. ISBN: 3-929232-72-3. [16er-Reihe]


Das Schicksal der DDR-Verlage

Die Verlagslandschaft in Ostdeutschland hat sich seit 1990 radikal verändert. Von den ehemals 78 staatlich lizenzierten Verlagen der DDR existiert in eigenständiger Form nur noch ein Dutzend. Die Zahl der in dieser Branche in Ostdeutschland Beschäftigten ist auf weniger als ein Zehntel gesunken. Wo liegen die Ursachen für diesen gewaltigen Umbruch? Lag es an Struktur und Profil der DDR-Betriebe, an der Privatisierungspolitik der Treuhandanstalt oder an dem Vorgehen der neuen Eigentümer aus dem Westen? In detaillierten Einzeluntersuchungen zu Geschichte, Eigentumsform, Produktionsvolumen und Beschäftigtenzahlen aller 78 Verlage wird zugleich aufgezeigt, wo die Archive und die Rechte abgeblieben sind. (Klappentext). Das Schicksal der DDR-Verlage ist ein "ernüchterndes Dokument des Prozesses der wirtschaftlichen Wiedervereinigung der zwei deutschen Staaten, deren Folgen heute noch spürbar sind. Lediglich 2,2% aller deutschen Bücher werden noch in den neuen Bundesländern (ohne Berlin) produziert. (...) bleibt festzuhalten, dass die Privatisierung der DDR-Verlage weniger dem Versuch entsprach, der Verlagslandschaft im Osten wieder auf die Beine der Eigenverantwortung zu helfen, sondern vielmehr einem Ausverkauf durch die zukünftigen Konkurrenten diente. So wundert es nicht, dass kaum noch etwas von der alten Verlegertradition in Leipzig und Berlin geblieben ist." Gefundene Rezensionen Perlentaucher; Glanz & Elend, Das Parlament; Faz.net. - Christoph Links: Das Schicksal der DDR-Verlage. Die Privatisierung und ihre Konsequenzen. Berlin: Christoph Links, 2009. 240 S. ISBN: 3-86153-523-8.


KeinBuch

In der Pressemitteilung zum KeinBuch erfährt man durch Sebastian Zembol, den Geschäftsführer des Münchener Verlages mixtvision, der sich auf innovative Medienprojekte für Kinder und Jugendliche spezialisiert hat, daß das, was man uns für den Umgang mit Büchern beigebracht hat, nun nicht mehr gilt. Im Gegenteil: KeinBuch soll zum "alltäglichen Begleiter, Kunstwerk und liebsten Sportgerät" werden. Kreativität durch vermeintliche Destruktivtät. Das Medium Buch soll haptisch begriffen und individuell gestaltet werden, wodurch man sich an Kinder, Jugendliche und Junggebliebene richte, an bisherige Nichtleser, denen man helfen wolle, die Scheu vor dem Buch zu überwinden. Eselsohren, Fettflecken, Wasser, Kleber, Tinte - keine Tabus mehr! 86 Dinge, die man immer schon einmal mit einem Buch tun wollte, sich aber nie zu tun getraute. Ausdrücklich wurde auf die Suchtgefahr, die vom KeinBuch ausgehe, hingewiesen. Außerdem ein "zusätzlicher Warnhinweis für Allergiker: Das fertige KeinBuch kann Spuren von Kunst enthalten!" Die Webseite zum KeinBuch bietet weitere Informationen. Durch Ganz nach Lust und Zerstörungslaune im Spiegel Online wurde es mir bekannt. Für sorgsame Menschen, die Bücher nie auch nur aufgeschlagen, mit dem Rücken nach oben, ablegen sei KeinBuch ein "antiautoritärer Crashkurs", der offenbar wirkungsvoll ist: "Irgendwann werden selbst gehemmte Leser einfallsreich. (...) Überhaupt haben Bücher eigentlich ein geeignetes Format, um Dinge aus ihnen zu bauen. (...) "'Kein Buch' macht vor allem Menschen Spaß, für die es bisher das höchste der Gefühle war, ein Buch nach der Lektüre unter ihr Kopfkissen zu legen. Und es hat einen großen Nachteil: Es steht so wenig zum Lesen drin." - Lohnenswert der eigene YouTube-Kanal mit Fallbeispielen. Das DLR widmete sich dem Buch. Sebastian Zembol (Hrsg.): KeinBuch. 86 Dinge, die du schon immer mit einem Buch tun wolltest, aber nie durftest. München: mixtvision, 2009. 176 S. ISBN: 978-3-939435-18-1. EUR 9.95


Fully Booked

Ein englischsprachiges Buch über Buchdesign und Buchkunst. Eine so genannter Wendeband. Leider konnte mir auch das Glossar buchgestalterischer und buchtechnischer Begriffe keine verlinkbaren Erklärung dieses Begriffes geben, auch Reclams Sachlexikon des Buches versagt. Informationen zum Buch fand ich beim Verlag und in einer artnet-Rezension, aus der ich mich dankenswerter als einziger deutscher Quelle bisher bediene: "In der verdorrten Wüste des deutschen Buchmarkts ist dieser Katalog herausragender Buchgestaltungen ein Pamphlet für schönere Bücher, ein Alphabetisierungsbuch für durchdachteres und systematischeres Buchdesign. (...) Wie auf einer Verbrauchermesse ist für jeden etwas dabei, das Angebot reicht vom entlegenen Künstlerbuch bis zum Geschäftsbericht für gelangweilte Aktionäre. Belletristik in einem gestalterischen Gewand, das die Leidenschaft für Autoren, Sprache und Buchstaben erkennen lässt, findet man auf diesen 272 Seiten ebenso wie Künstlerbücher, Designstudien über das Recycling remittierter Jahresplaner oder Pop-Up-Wunderwerke für Botanik-Fans". Der Rezensent schließt: "Die Mahnung aber gilt: Rotterdam, London, Zürich, Wien, Paris - es gibt viele Zentren der zeitgenössischen europäischen Buchgestaltung. Wer die besseren Projekte in diesem Sammelband nach ihrer Herkunft auszählt, stellt fest, dass Deutschland trotz der immer internationaleren Ausbildung der Gestalter nach wie vor auf diesem Gebiet Entwicklungsland ist. Mehr Mut, muss man wünschen - den Buchgestaltern im Allgemeinen, im Besonderen aber auch dem hier besprochenen Buch." - Robert Klanten; Matthias Hübner: Fully Booked: Cover Art and Design for Books. Berlin: Die Gestalten Verlag, 2008. 141 / 121 S. [Wendeband]. ISBN 3-89955-209-1. EUR 49,90



Die Kunst des Bücherliebens

Für Umberto Eco ist Büchersammeln ein Akt ökologischer Fürsorge: 'Wir haben nicht nur die Wale, die Mönchsrobben und die Bären in den Abruzzen zu retten, sondern auch die Bücher.' Er versteht das Buch als eine Lebensversicherung, als eine kleine Vorwegnahme der Unsterblichkeit. Zudem ist das Buch ein Hilfsmittel im Informationszeitalter: "Es gibt kein größeres Schweigen als den absoluten Lärm, und das Übermaß an Informationen kann zu absoluter Ignoranz führen." Wissen abrufen zu können, ist nur der erste Schritt - ohne die Fähigkeit der Interpretation und Bewertung nützt die Verfügbarkeit von Wissen gar nichts. Wirkliche Leser möchten ihre Lieblingsbücher nicht nur lesen, sondern auch besitzen und zu Hause ins Regal stellen. Für sie ist dieses Buch gedacht. Eco, der italienische Wissenschaftler, Geschichtenerzähler und leidenschaftlicher Büchersammler nähert sich darin der ewigen Frage 'War Shakespeare zufällig Shakespeare?', und er zeigt auch, daß mit Werken wie dem 'Book of Lindisfarne' oder den 'Très Riches Heures', welche die Geistesgeschichte seit Jahrhunderten prägen, eine ganze Kultur auf dem Spiel steht." Das Buch umfaßt 12 Reden oder Aufsätze, die in den Jahren 1988-2004 erschienen sind und als Buch nochmals gesondert und teilweise überarbeitet 2006 im italienischen Original erneut publiziert wurden. Die Gliederung erfolgt in 3 Teile: 1. Drei Aufsätzen zu bibliophilen Themen; 2: Fünf 5 Aufsätzen "Historica" zur (Sammlungs-) Geschichte berühmter mittelalterlicher Bücher; 3: Vier Aufsätze zu unterschiedlichen Themen, z.B. auch der originelle Innere Monolog eines E-Books. Wenig ergiebig erscheint das Umberto-Eco-Special des dtv-Verlages. Rezensionen in der Berliner Literaturkritik, DeutschlandRadio und bei Perlentaucher. Insgesamt scheint das Buch nur Sammler von Bibliomanika als Kaufempfehlung zu gelten. Umberto Eco: Die Kunst des Bücherliebens. München: Carl Hanser, 2009. 200 S. ISBN: 3-446-23293-1. € 17,90


Ortheil: Lesehunger

In Lesehunger erzählt Hanns-Josef Ortheil (HJO) von seinen ausschweifenden Lese-Vergnügen, von den Ritualen und Geheimnissen des Lesens, von den Tageszeiten und Orten, die dem Lesen günstig sind und vom lustvollen Verschwinden in und dem langsamen Wieder-Auftauchen aus Büchern. "Lesehunger" ist darüber hinaus aber auch ein opulent angerichtetes Lese-Menu, das von Hanns-Josef Ortheil mit vielen Buch- und Lese-Empfehlungen angereichert worden ist und das den Leser auf raffinierte Weise zum hemmungslosen und anarchischen Lesen abseits aller literarisch schmalspurigen Kanon-Angebote verführen will. Ein Leseverführer, jenseits aller öden Empfehlungen zum literarischen Kanon. Der Autor äußerte sich in einem Interview: "Ich wohne in Stuttgart auf einem großen, alten Weinberggelände mitten in der Stadt. Darauf stehen die unterschiedlichsten kleinen Behausungen, alte Weinberghäuschen, ein Pavillon, Gartenhäuser. Jedes dieser Häuser ist ein eigener Leseraum und besitzt eine eigene Bibliothek mit besonderen Schwerpunkten: Es gibt eine Reisebibliothek, eine asiatische Bibliothek, eine Küchenbibliothek, es gibt die verrücktesten Bibliotheken. In meinem Buch stelle ich zwölf Räume mit verschiedenen Bibliotheken vor, die sich in diesen kleinen Behausungen befinden. Das Menu besteht also darin, dass ich eine Wanderung durch dieses große Gartengelände mache und dem Leser wie ein kluger und erfahrener Koch Hinweise gebe, welche Bücher er in welchen Räumen lesen und welche Lektüren er miteinander kombinieren sollte. (...) 'Lesehunger' ist ein Anti-Kanonbuch. Es geht darin nicht um die bekannten Autoren, sondern vor allem um interessante Bücher, auf die ich zufällig aufmerksam geworden bin. Mein Buch soll also wieder Freude und vor allem Lust am Lesen machen und den Leser darin bestärken, so wild wie möglich zu lesen. Nicht mit der Absicht: ich muss jetzt dies und das lesen, und das muss mir dann etwas geben, sondern freier, aus einer Laune heraus, die sich dann zu einer Leidenschaft entwickeln könnte." Hanns-Josef Ortheil: Lesehunger. Ein Bücher-Menu in 12 Gängen. München: Luchterhand Literaturverlag, 2009. 240 Seiten S. ISBN: 3-630-62153-8. € 8.- [Sammlung Luchterhand]


Bagdad - Friedhof der Bücher

Zuerst veröffentlichte Saad Eskander in Form eines Weblogs, unterstützt durch die Britische Nationalbibliothek und der spanischen Tageszeitung El País, sein Tagebuch. Dies nun die Publikation in Buchform. Eskander hat ein schweres Erbe. Hussein hatte sich keinen Deut um die Bücherei geschert, das Geld war knapp. Und 60 Prozent der Bestände wurden durch die Plünderungen 2003 zusätzlich vernichtet. Die Bibliothek wiederaufzubauen bedarf also eines unerschöpflichen Optimismus, den Saad Eskanders anscheinend noch nicht verloren hat. "Wir waren stets davon überzeugt, daß Nationalbibliotheken und -Archive unerläßlich sind beim Prozeß politischer Erneuerung und demokratischer Entwicklung alter und neuer Nationen. Deswegen waren wir gar nicht vorbereitet auf die Plünderung und Zerstörung der Bestände. Wir wollten nicht wahrhaben, in welchem Ausmaß es Saddam und seinen Kumpanen gelungen war, die Herzen, die Denkweisen, das Verhalten einer großen Zahl von Irakis so zu verändern, dass sie ohne zu zögern ihr eigenes kulturelles Erbe und ihr historisches Gedächtnis zerstörten." (Der Autor). Rezensionen beim DLR. - Saad Eskander: Bagdad - Friedhof der Bücher. Tagebuch des Direktors von Nationalbibliothek und -Archiv des Irak. Köln: Edition Köln, 2007. 221 S. ISBN: 3-936791-43-0. EUR 13.90


Für Bücherfreunde

Heute, wo immer weniger Menschen lesen, wird der Umgang mit Büchern gesellschaftlich zunehmend zum Kuriosum. Wie können Leute stundenlang, ohne sich zu bewegen oder einzuschlafen, einen Stoß Papier in den Händen halten? Noch dazu ohne Werbepause, um sich ein Getränk aus dem Kühlschrank zu holen? Sempés Für Bücherfreunde enthält die besten Cartoons des französischen Meisterkarikaturisten über Schriftsteller, Buchhändler, Leser und den Literaturbetrieb. Eine augenzwinkernde Hommage an die kleine Welt der Eingeschworenen, die ohne Bücher nicht leben können - weil das Leben ohne das Lesen nicht ausreicht. Eine "melancholische Anthologie über Möchtegern-Intellektuelle, schrullige Buchhändler, verträumte Leserinnen und Leser", sagt How2Find. Sempe "reflektiert die Beziehungen zwischen den Menschen, die Beziehungen zwischen den Gegenständen (den Büchern) und ihren Besitzern, es reflektiert auch die Sehnsüchte und Begierden, die Fehlschläge und Niederlagen. Kurz: Es ist eine ganze Ontologie", so Georg Patzer. - Jean-Jacques_Sempé: Für Bücherfreunde. Ausgewählt von Daniel Keel und Daniel Kampa. Zürich: Diogenes, 2006. 102 S. ISBN: 3-257-02106-2


German writing

Erzählungen rund um das Leben und die 'Produktionsbedingungen' der Spezies 'Autor' in Deutschland. "Vom ewig eitlen Zwang, gegenseitig seine Wissensstände abzutasten und der darauf einsetzenden Fassungslosigkeit gegenüber Lektoren und Chefredakteuren, die ohne näher bestimmten Wissensstand instinktiv die ins Kraut schießende Produktion unterbinden. Und von verdruckster und verärgerter Selbsterkenntnis beim Wiederlesen des Selbstgeschriebenen. Das Erkennen der "zarten Kriechspuren von Klassenkritik" im Gourmetführer lassen den Autor vor sich selbst schaudern und den Leser lachen. Es geht ganz generell darum, wie man mit seinen Illusionen haushält und dabei nicht unter die Räder kommt, denn die Welt ist voller Leute, die solche Autorenzimperlichkeiten weder verstehen noch schätzen." (Gustav Mechlenburg) - Mehr Informationen: Suhrkamp, Perlentaucher. Der Autor wurde durch sein Buch Das Geschäftsjahr 1968/69 bekannt. Bernd Cailloux: German writing. Erzählungen, Frankfurt/M.: Suhrkamp, 2006. 141 S. ISBN: 3-518- 12481-1. [es; 2481] EUR 8.00


Die Bücherdiebin

Die 9jährige Liesel, deren Eltern Kommunisten sind, wird 1939 in Bayern bei Pflegeeltern untergebracht. Sie gerät in eine fremde, primitive Welt. Ihr Pflegevater bringt ihr das Lesen bei. Die Familie versteckt den Juden Max, mit dem sich Liesel genauso anfreundet wie mit dem Nachbarsjungen Rudi. Geschichten sind ihr Ein und Alles, sie liest und liebt und stiehlt darum Bücher. Aber sie muss auch Hunger erleben und Angst, Gewalt und Brutalität, Trauer und Tod. Das Buch erzählt vom Alltagselend der Kriegszeit, von Leid, aber auch von Glück und Geborgenheit. Übrigens ist der Tod persönlich der Erzähler! Weil "Die Bücherdiebin" eine Hommage an Bücher und Worte und eine Erinnerung an die Macht der Sprache ist, hat das Buch seinen Platz innerhalb der Bibliomanika zu Recht inne. Informationen und Materialien: DLR (1), DLR (2), Perlentaucher, FAZBüchertreff, Poetenladen, Jugendbuchtipps, Schreibfeder.de, Literaturschock, Literaturschockforum und Welt.de. - Markus Zusak: Die Bücherdiebin. München: Blanvalet, 2008. 587 S. ISBN: 3-7645-0284-3. EUR 19.95


Schöne Briefe

Schöne Bücher sind für Bibliomanen zweifelsfrei von Interesse. Nun stoße ich bei Herrn Trapp auf "Schöne Briefe". "Etwa 2.200 Briefe Friedrich Schillers liegen uns überliefert vor. Eine kleine Auswahl davon wird in dieser luxuriösen und bibliophilen Ausgabe in Faksimiles und Transkriptionen mit Erläuterungen des Schiller-Kenners Norbert Oellers vorgestellt. Der Band ausgewählter Briefe soll einen Eindruck von der Schreibweise und Denkart des deutschen Klassikers vermitteln und Anregungen liefern: Zu einer neuen Schillerlektüre, nicht nur seiner Briefe, sondern auch seiner poetischen, ästhetischen und historischen Werke, die auch 200 Jahre nach seinem Tod nichts von ihrer Attraktivität und Faszination eingebüßt haben." (Amazon-Kurzbeschreibung).- Friedrich Schiller: Schöne Briefe. In Facsimiles und Transkriptionen. Hrsg. von Norbert Oellers. Köln: DuMont- Literatur-und-Kunst-Verlag, 2004. 211 S. ISBN: 3-8321-7884-8. -EUR 98.00


Die Freundinnen der Bücher II

Buchhändlerinnen in ihrem Einfallsreichtum und "Mutterwitz" bei der Alltagsgestaltung sichtbar zu machen, originelle Ideen vorzustellen und bei alledem die Leistung zu würdigen, die vom weiblichen Teil der Branche gestern wie heute erbracht wird, ist Anliegen des zweiten Bandes der "Freundinnen der Bücher". Liebevolle bis zartbittere Kundenkommentare runden das Bild ab. Zudem wird der Blick über die Sortimente hinaus erweitert auf diejenigen, die in Antiquariaten und Bibliotheken ihren (H)Ort gefunden haben und sich in unserer schnelllebigen Zeit als "Schatzmeisterinnen" jener Bücher erweisen, die vom Markt längst wieder verschwunden sind. Der neue Band der "Freundinnen der Bücher" widmet sich damit gegensätzlichen Aufgabenfeldern: Denen des Verkaufens und denen des Bewahrens. - Ob große oder kleine Sortimente, in Metropolen oder in der Provinz, in Nord wie Süd - was die überwiegende Zahl von Buchhändlerinnen und Buchhändlern eint, ist das Engagement, mit dem sie ihren Orten der Literatur und des Austauschs täglich neuen Lebensgeist einflößen, mit langem Atem Kundenbindung und pfiffige Leseförderung betreiben. Gleichwohl geht es in dem Buch ausschließlich um Buchhändlerinnen - schon weil "der" Buchhändler in den meisten Fällen eine Frau ist. Was beileibe nicht immer so war: Einst widersetzten sich die Herren Kollegen mit drastischen Worten der Unterhöhlung ihres Männerberufs durch dräuende weibliche Auszubildende... Gabriele Kalmbach (Hrsg.): Die Freundinnen der Bücher. Teil 2., Buchhändlerinnen, Antiquarinnen, Bibliothekarinnen. Königstein: Ulrike Helmer, 2003. 205 S. ISBN: 3-89741-102-4. EUR 15.00


Die Freundinnen der Bücher I

Gabriele Kalmbach über die berühmten Pariser Buchhändlerinnen Sylvia Beach und Adrienne Monnier. Klingende Buchhändlerinnen-Namen wie Julie Gastl, Marga Schoeller oder Melusine Huss. Buchhändlerinnen in großen und kleinen Sortimenten, in Filmen und Romanen. Beiträge von Buchhändlerinnen wie Ruth Klinkenberg oder Christine Roggenkamp, ein Kurzporträt von Michael Klett über Inge Feltrinelli, eine Begegnung mit der Buchhandelsfachlehrerin Martha Halberstadt, Gedanken über Erfa-Gruppen und ein sporadisch auftretendes Phänomen namens "Kunden" und noch weit mehr bietet dieses unterhaltsame und informative Buch, das vielseitige Einblicke nicht nur in die "weibliche Seite" des Buchhandels gibt. Als Lektüre (und durchaus auch als Geschenk) empfohlen für alle, die Bücher und Buchhandlungen lieben, für Buchhändlerinnen und Buchhändler und die, die es werden wollen. Zum Thema gefunden: Die Buchbranche ist weiblich. - Bärbel Wegner (Hrsg.): Die Freundinnen der Bücher. Buchhändlerinnen. Königstein: Ulrike Helmer, 2001. 224 S. ISBN: 3-89741033-8. EUR 15.-


Die souveräne Leserin

Sehr interessant, was man bei Herrn Fränzel erfährt. Die englische Queen entdeckt die Freuden der Literatur. Das Buch des englischen Autors Alan Bennett erscheint bald unter dem Titel Die souveräne Leserin. Bei Patmos als Hörbuch und bei Wagenbach als Hardcover. Gesammelten Stimmen und Rezensionen: Leselust, Büchereule, Büchermarkt, DLR, LeseLustFrust, Perlentaucher, Literaturschockforum, und Kohlibri-Medienversand. - Alan Bennett: Die souveräne Leserin. Berlin: Wagenbach, 2008. 120 S. ISBN: 3-8031-1254-0.


Das Leben der Gespenster

Javier Marias' Das Leben der Gespenster entdeckte ich am Grabbeltisch und erkannte es beim ersten Hineinlesen als Bibliomanikum. 8 Essays, die "den Blick freigeben auf die Vorlieben und Leidenschaften, die Obsessionen und Abneigungen eines berühmten Autors." Man erlebt Marias' James-Joyce-Bashing, er sinkt vor dem Film Ein Gespenst auf Freiersfüßen auf die Knie, erzählt von einer bestimmten Sorte Antiquar, der dank seiner Menschenkenntnis bestimmen kann, wieviel dem potentiellen Käufer ein Buch wert ist; er listet 7 Gründe auf, keinen Roman zu schreiben und 1, es trotzdem zu tun. Er widmet einen Texte dem Thema Genie und Wahnsinn und ist davon überzeugt, daß jeder Mensch, wäre er denn nur bekannt wie die bewunderten oder belächelten Exzentriker, ebensolche Macken zur Schau trüge wie sie, die Literaten und Künstler. Ein Büchlein mit weniger als einhundert Seiten, das aber unbedingt in meine Sammlung der "BücherBücher" gehört. Javier Marías: Das Leben der Gespenster. Berlin: Wagenbach. 2001. 89 S. ISBN: 3-8031-1195-1. [Salto ; 95]


Das Buch

Das Buch ist eine Story von Marc Mair-Noack, für die er die Rote Feder 2005 gewonnen hat, einen Literaturwettbewerb von Abebooks für junge Autoren. Der 30-jährige Züricher wurde auf auf der Leipziger Buchmesse gekürt. "Das Buch" steht übrigens in einer vollständigen Hörbuchfassung zum Download bereit (16 MB). An alle Bibliomanen ergeht hiermit ein Befehl zum Herunterladen und Anhören! Erzählt wird das Schicksal eines deprimierten Buches, das noch einmal das Schönste erleben darf, was ein Buch eben erleben kann: gelesen zu werden. Aus dem obersten, verstaubten Regal einer Bibliothek zurück ins Licht, in die Hände eines Lesers.


Philobiblon

Das Philobiblon des englischen Gelehrten, Bischofs und Lordkanzlers Richard de Bury ist ein, wenn nicht DER Klassiker bibliomanischer Literatur. Ausgaben finden sich in Lateinisch, Englisch (herunterzuladen als pdf-Datei), und in Ungarisch. Mehr zu Richard de Bury und einige deutsche Kapitel habe ich selbstverständlich im Bücherlei. "In seinem Buch Philobiblon ist die tugendhafte Liebe zu den Büchern beschrieben. Begleitet wird sie von der Angst um das wertvolle Gut angesichts der ständigen Gefahr, die den Büchern droht, einerseits durch Brände und Kriege, andererseits durch die allzu vertrauensvolle Bereitstellung in den Bibliotheken." [Mehr]


Das Glück, das aus den Büchern kommt

Lesen als zentraler Bestandteil der Lebenskunst, als "Lebensmittel". Das Buch will die Heil- und Wandlungskraft des Lesens neu zu entdecken helfen und an die in Vergessenheit geratene Dimension des Lesens erinnern. Es animiert zu einem selbstverständlichen und alltäglichen Umgang mit Büchern und gibt Anregungen und Anstöße. Anhand vielfältiger Beispiele aus der Weltliteratur wird beschrieben, auf welche Art Lektüre uns hilft, nicht nur die kleinen und großen Krisen unseres Alltags zu bewältigen, sondern auch unseren Lebensgenuss zu steigern. Eine der zentralen Aussagen des Buches ist, daß Lesen nur auf den ersten Blick ein rationaler Akt sei, "bei dem es lediglich um die Aufnahme und das Verstehen eines Textes geht. Das Leseerlebnis sei eine (...) ganzheitliche Erfahrung, mit einem realen Erlebnis vergleichbar." Der als Logotherapeut und psychologischer Berater tätige Martin Duda hatte in seinem Fachbuch Lesen hilft leben (Verlagsinfo) bereits für den Einsatz der Bibliotherapie in der Psychotherapie und Lebensberatung plädiert. - Martin Duda: Das Glück, das aus den Büchern kommt. Lesekunst als Lebenskunst. München: Claudius, 2008. 165 S. ISBN 3-532-62372-2. EUR 14.80


Eigene und fremde Bücher, wiedergelesen

Wie wäre es, wenn man sich Kafka in Auschwitz vorstellte, fragt sich der ewige Kandidat für den Literaturnobelpreis, Philip Roth, in einem ergreifenden Aufsatz über einen der Schriftsteller, die ihn am meisten geprägt haben. In den hier versammelten Aufsätzen und Interviews aus den Jahren 1961 bis 1985 würdigt Roth Autoren, die sein eigenes Schreiben geprägt haben. Er reflektiert mit Selbstironie die eigene schriftstellerische Entwicklung. Daß diese älteren Essays nicht mit neueren ergänzt worden sind, monieren einige Rezensenten. Beispielsweise verteidige sich Roth gegen die Vorwürfe, ein Pornograf, Frauen­hasser, Nestbeschmutzer und antisemitischer Jude zu sein, was er in späteren Jahren unterläßt bzw. sehr bissig reagiert: "Philip Roth ist der Jude, der mit einem Stück Leber onaniert. Und damit Millionen verdient." Im zweiten Teil des Buches finden sich sehr verschiedene Texte und Themen: Kambodscha, Baseball, der amerikanischen Roman, Saul Bellow, Bernard Malamud etc. Die vom Hanser- Verlag eingerichtete Autorenseite ist vorwiegend bestückt mit zum Verkauf anregenden Informationen, z.B. einer Bibliografie. Rezensionen sind zu finden im Titel-Forum und in der Weltwoche. - Philip Roth: Eigene und fremde Bücher, wiedergelesen. Essays. München: Hanser, 2007. 368 S. ISBN 3-446-20924-7. EUR 25.90


Schreiben! 30 Autorenporträts

Herlinde Koelbl führte mit 33 Autoren Interviews über ihren Schaffensprozess, darüber, was sie antreibt, über Ideenfindung, das Arbeitszimmer, das Schreibwerkzeug und über den berühmten ersten Satz. Das Buch zeigt, dass für die meisten Autoren das Schreiben harte Arbeit ist, die aber auch in Euphorie und rauschhafte Zustände übergehen kann. "Das Schlimmste ist immer das Anfangen, aber irgendwann schreibt sich der Text wie von selbst", bemerkt Elfriede Jelinek. Und Günter Grass meint: "Das Erfinden, aber auch die Arbeit am Text ist für mich ein freudiger, erregender, geradezu erotischer Zustand." Die Bilder und Interviews sind eine Auswahl aus Herlinde Koelbls 1998er-Buch Im Schreiben zu Haus. Wie Schriftsteller zu Werke gehen. Fotografien und Gespräche Das Layout wurde modernisiert, die Interviews gekürzt, jedoch im Wortlaut nicht verändert. Neu hinzugekommen ist das Porträt von Günter Grass. Diese Autoren kommen vor: Hans Carl Artmann, Jurek Becker, Peter Bichsel, Thomas Brussig, Günter de Bruyn, Hilde Domin, Hans Magnus Enzensberger, Robert Gernhardt, Günter Grass, Durs Grünbein, Peter Handke, Peter Härtling, Wolfgang Hilbig, Ernst Jandl, Elfriede Jelinek, Ernst Jünger, Walter Kempowski, Sarah Kirsch, Brigitte Kronauer, Katja Lange-Müller, Hermann Lenz, Friederike Mayröcker, Robert Menasse, Herta Müller, Christoph Ransmayr, Peter Rühmkorf, Ingo Schulze, Raoul Schrott, Martin Walser und Christa Wolf. Mehr Informationen im Pressetext und bei 3Sat. - Koelbl, Herlinde; Gernot Geurtzen: Schreiben! 30 Autorenporträts. Bearbeitet von Gernot Geurtzen. Mit Illustrationen von Herlinde Koelbl. München: Knesebeck, 2007. 159 S. ISBN: 3-89660-422-8. EUR 19.95


Das Buch der verbrannten Bücher

Volker Weidermann hat mit Das Buch der verbrannten Bücher ein Werk über die Bücherverbrennung 1933 verfaßt und wurde vom Deutschlandfunk darob interviewt (mp3). "Seine Mission: diese Bücher, diese Autoren dem Vergessen entreißen! (...) Er erzählt, wie dieser Tag verlief, an dem es trotzig regnete, er erzählt von dem Bibliothekar Bermann, der die Urliste aller Listen erstellte, nach denen dann Bücher aus den Regalen entfernt wurden, und er erzählt von den Werken und ihren Autoren und davon, wie willfährige Buchhändler und Bibliothekare ihre Bibliotheken und Buchhandlungen säuberten, so gründlich, dass viele Werke und Autoren danach nicht wieder zum Vorschein kamen. Das Ergebnis sind 124 Lebens- und Werkgeschichten von Schriftstellern, darunter neben Klassikern wie Kästner, Tucholsky, Zweig, Brecht und Remarque auch völlig vergessene wie Rudolf Braune, ausländische Autoren wie Jack London, und sehr viele, wie z. B. Hermann Essig, die unbedingt wiedergelesen werden sollten. Ein Buch über Bücher, Schicksale und ein Land, in dem zuerst Bücher verbrannt wurden und dann Menschen." Erstaunlicherweise konnte rund um die Verbrennungsaktionen der Nazis, wie Weidermann in einem Interview erläuterte, wenig Gegenwehr beobachtet werden. Volker Weidermann: Das Buch der verbrannten Bücher. Köln: Kiepenheuer & Witsch, 2008. 253 S. ISBN 3-462-03962-8. EUR 18.95


Die Stadt der träumenden Bücher

Hildegunst von Mythenmetz, angehender Dichter, gerät in die Labyrinthe und Katakomben der Bücherstadt 'Buchhaim" und erlebt allerhand Abenteuer inmitten von Antiquaren, Büchern und Bücherjägern. Das von ihm besuchte und durchlebte Trompaunenkonzert erinnerte mich an Hermann Hesses Glasperlenspiel. Obwohl kein sonderlicher Fantasy-Leser (im Laufe der Jahre nur einige Klassiker wie Carolls "Alice im Wunderland", Bemanns "Stein und Flöte", die Harry-Potter-Heptalogie u.a.), mußte ich dieses - mein erstes Zamonienbuch - in meiner Daseinsform als Bibliomane "notgedrungen" lesen. Und von allen fiktionalisierten Bibliomanika ist Die Stadt der träumenden Bücher mit Abstand das beste und das faszinierendste. Der Buchfreund wird überhäuft mit einfallsreichen Handlungen und unzähligen skurrilen Ideen. Allein die Tatsache, Horrorbüchern Baldrian beizugeben, ist so wunderbar! Und daß es den Buchlingen peinlich ist, sich vom Lesen zu ernähren: "Wir essen nicht wirklich Bücher", erlöste ihn Gofid. "Nicht in dem Sinne, daß wir Papier fressen wie ein Bücherwurm. Es ist nur so, daß wir vom Lesen satt werden." "Wie bitte?" "Es ist uns ein bißchen peinlich", sagte Golgo, "daß etwas so Hochgeistiges wie Lesen bei uns mit etwas so Profanem wie Verdauung einhergeht. Aber so ist das nun mal. Wir ernähren uns vom Lesen!" "Das kann ich nicht glauben!" lachte ich. "Das ist wieder einer von euren Scherzen, stimmt's?" "Übers Lesen machen wir keine Witze", sagte Gofid mit ernster Miene. - Walter Moers: Die Stadt der träumenden Bücher. Ein Roman aus Zamonien. München: Piper, 2004. 455 S. ISBN: 3-492-04549-9


Lesende Frauen

"Das Bild einer lesenden Frau erzählt eine eigene Geschichte. Stiehlt die Lesende sich einen Moment aus der täglichen Routine, um in die Behaglichkeit und den Trost eines Buches einzutauchen? Träumt sie sich weit weg? Sucht sie in den bedruckten Seiten nach Antworten für ihr eigenes Leben? Ist das Lesen für sie eine Möglichkeit, etwas zu verändern? Jedes Buch erschafft seine eigene Welt. Die Magie der Worte läßt alle Realität unwirklich werden. Und das Lesen kann zur Geburtsstunde neuer Ideen werden. Jede Frau, die liest, ist etwas ganz Besonderes. Sie ist zu bewundern. Und zu beneiden. Denn sie trägt einen Garten bei sich, in den sie fliehen kann, wann immer es ihr beliebt. Einen Garten, in dem sie Erkenntnis findet, ungestörte Ruhe, vollkommenes Glück" (Sabrina Melandri). 24 Reproduktionen von Gemälden mit dem Sujet 'Lesende Frauen' bietet dieses optisch ansprechende Lesetagebuch, das auch Platz für eigenen Notizen, Leselisten usw. bietet. Daneben finden sich Lektüretipps und Kanon-Rankings, z.B. "Die zehn schönsten Bücher für verregnete Ferien" oder "Die zehn tröstlichsten Bücher bei Liebeskummer. Sabrina Melandri: Lesende Frauen. Anmut und Verzauberung. Journal für leidenschaftliche Leserinnen. München; Wien: Thiele, 2007. 159 S. ISBN: 3-85179-004-9. EUR 18.-


Die literarische Welt des Mittelalters

Den Vortrag "Die literarische Welt des Mittelalters" von Claudia Brinker-von der Heyde fand ich anläßlich meiner Suche nach dem gleichnamigen Buch, das 2007 in der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft Darmstadt erschienen ist. Dazu der beigefügte Text: "Sachkundig und lebendig beschreibt die Autorin das allmähliche Entstehen einer literarischen Welt im deutschsprachigen Mittelalter. Dabei wird deutlich, wie sehr die Literaturproduktion schon in dieser frühen Zeit in gesellschaftliche, politische, ökonomische und mentale Prozesse eingebunden war. Mit attraktiven Dichterporträts, Textbeispielen (im Original und in neuhochdeutscher Übersetzung) sowie Abbildungen aus mittelalterlichen Handschriften!" Die Inhaltsangabe läßt jedem Bibliomanen das Wasser im Mund zusammen laufen: 1.) Ein Buch entsteht (Herstellung des Materials; Schreiben und Malen; Schreiborte; Schreiber und Schreiberinnen; Das Gewand des Buches; Die Kosten für eine Handschrift; Aufbewahrung und Archivierung; Die Revolution des Buchdrucks); - 2.) Bücher auf Bestellung (Literarische Zentren; Literaturliebhaber und Mäzene; Literaturmanagement: Die Manessische Liederhandschrift; Bibliophilie: Die Bibliothek eines Adeligen im 15. Jahrhundert). 3.) Das Buch und seine Rezipienten (Hören und/oder Lesen; Buch- und Textkörper; Die Sinnlichkeit des Lesens); - 4.) Autoren und Texte (Die Dichter: Anonymität - Selbstinszenierung - Historizität; Die Werke: Überlieferung - Sprache - Literaturbegriff). Rezensionen beim Perlentaucher. Claudia Brinker- von der Heyde: Die literarische Welt des Mittelalters. Mit 40 Illustrationen im Text. Darmstadt: WBG, 2007. 191 S. ISBN: 3-534-18758-X


Die Bücherdiebin

Die Bücherdiebin des australischen Schriftstellers Markus Zusak fiel mir gestern auf, als ich den Büchermarkt hörte, wo einmal monatlich (IIRC am ersten Samstag) die besten Kinder- und Jugendbücher vorgestellt werden. Im LSF gibt es einen Thread zum Buch. Dort sah ich auch, daß Markus Zusak auf der Leipziger Buchmesse auf dem Blauen Sofa saß. Erzählt wird die Geschichte übrigens von einem Erzähler, der traditionellerweise eher handelt denn berichtet: vom Tod selbst. Im Forum Büchereule diskutierte man das Buch ebenso. Der DLF rezensierte es. Die Hörfassung wurde vom Tatortkommisar Boris Aljinovic gelesen.


Von Bücherlust und Leseglück

Dieses Buch lädt in die Bibliotheken 15 bekannter Persönlichkeiten ein. Sie geben Auskunft darüber, welche Lektüre sie in ihrem Leben begleitete, wohin sie sich zum Nachdenken zurückziehen, wie sie ihre Gedanken ordnen und welche Bücher sie zurzeit besonders beschäftigen. Ein Buch, das zu Vergleichen mit dem eigenen Umgang mit Büchern auffordert, das Anregungen zu neuen Leseerlebnissen gibt und uns mit seinen exklusiv entstandenen Fotografien am Leben berühmter Zeitgenossen in intimen Momenten teilnehmen lässt. Die Porträtierten sind: Marianne Birthler, Karl Kardinal Lehmann, Rüdiger Safranski, Christina Weiss, Hanns Zischler, Volker Schlöndorff, Thea Dorn, Claus Peymann, Florian Henckel von Donnersmarck, Gabriel Garcia Marquez, Walter Kempowski, Barbara Mika, Eric-Emmanuel Schmitt, Julie Zeh und Bastian Sick. Besprochen vom Klassikfreund im KF. - Jürgen Busche (Hrsg.): Von Bücherlust und Leseglück. Kluge Köpfe und ihre Bibliotheken. München: Knesebeck, 2008. 128 S. ISBN: 3-89660-5585. EUR 24.95


Sunwise turn

1916, mitten im ersten Weltkrieg , eröffnete die junge Intellektuelle Madge Jenison gemeinsam mit ihrer Freundin Mary Mowbray-Clarke in New York die Buchhandlung "The Sunwise Turn, die schnell zum Treffpunkt der Avantgarde wurde. Aus einer Laune entstanden, avanciert der extravagante kleine Laden mitten in Manhattan schnell zum Umschlagplatz moderner und klassischer Literatur, an dem sich Künstler und Intellektuelle wie Peggy Guggenheim und Sylvia Beach, die später in Paris die berühmte Buchhandlung "Shakespeare and Company" eröffnete, die Klinke in die Hand geben. Das gleichnamige Buch "The Sunwise Turn" erschien erstmals 1923. Madge Jenison erzählt lebendig von ihrer Leidenschaft, unternehmerischem Mut, Pioniergeist und dem festen Glauben an eine gute Geschäftsidee. Das Buch ist gleichzeitig ein weiteres Mosaiksteinchen in der Rekonstruktion der Künstler- und Intellektuellenszene der 20er Jahre. Ihr Idealismus drückt sich in Sätzen wie diesem aus: "Wir wollten auf moderne und kultivierte Art Bücher verkaufen, als es bisher üblich war, und sie, falls es in unserer Macht stand, in den Strom des schöpferischen Lebens unserer Generation einfließen lassen." - "Das Geheimnis unseres Erfolges war, dass wir die Buchhandlung zu einem magischen Ort machen wollten, der sich von anderen abhob und in dem schon der Kauf eines Buches zu einem aufregenden Erlebnis wurde. Das war von Anfang an unser Ziel, und je mehr wir uns in die Idee vertieften, desto näher kamen wir ihm." Weitere Informationen bei nja, Wolfsmutter, Perlentaucher und beim Verlag. - Madge Jenison: Sunwise turn. Zwei Buchhändlerinnen in New York. Herausgegeben von Marion Voigt. Berlin: Edition Ebersbach, 2006. 199 S. ISBN: 3-938740-24-8


Ein Buch, das mein Leben verändert hat

Der Autor als Leser – dieser einfache Grundgedanke stand am Ausgangspunkt der hier versammelten Beiträge. Rund 150 Autorinnen und Autoren des Verlages C.H.Beck beschreiben darin ihre persönlichen Erfahrungen mit Büchern. Nicht mit irgendwelchen Büchern indessen, sondern solchen, die ihr Leben verändert haben. Vom Kinderbuch und Wilhelm Busch bis zu Walter Benjamins "Ursprung des deutschen Trauerspiels" oder Martin Heideggers "Sein und Zeit", vom "Don Quijote" des Cervantes bis zu den "Buddenbrooks" von Thomas Mann, von Adalbert Stifters "Bunten Steinen" bis zur "Suche nach der verlorenen Zeit" des Marcel Proust, von Charles Dickens "David Copperfield" und George Orwells "1984" bis zu "Der Fremde" von Albert Camus und José Saramagos "Stadt der Blinden" – dieser Band lädt ein zu kurzweiligen Reisen in fremde Lesewelten, in denen man bekannten und unbekannten Büchern auf eine ganz eigene Weise begegnet. "Wenn die Anthologie auch in erster Linie ein persönliches Geburtstagsgeschenk für den Verleger darstellt, so ist sie dennoch für Literaturinteressierte interessant, insbesondere für Geisteswissenschaftler. Und sie bietet dem Leser die Möglichkeit, über eigene Leseerfahrungen zu sinnieren und sich deren Bedeutung bewusst zu werden." (Regina Károlyi). - Erwähnungen und Rezensionen auch hier und hier. - Detlef Felken (Hrsg.): Ein Buch, das mein Leben verändert hat. München: C.H. Beck, 2007. 499 S. ISBN 3-406-56461-1. - EUR 29,90


Index Librorum Prohibitorum

Hubert Wolf, Leiter einer Forschungsgruppe, die in den Vatikanarchiven recherchieren durfte, bietet einen Überblick über Entstehung, Geschichte und Arbeitsweise der Indexkongregation und beschreibt, wie Bücher in ihr Visier gerieten, wer die Zensoren waren, die die "gefährlichen" Bücher lasen, und welche Folgen eine Verurteilung hatte. Nicht zuletzt erzählt er von überraschenden Prozessen und Urteilen, etwa gegen den "Knigge" und "Onkel Toms Hütte", gegen Leopold von Rankes Papstgeschichte oder Werke von Heinrich Heine und Karl May. Marius Fränzel rezensierte dieses wichtige Werk über den Index Librorum Prohibitorum in seinem Weblog; ebenso das DeutschlandRadio. - Wolf, Hubert: Index. Der Vatikan und die verbotenen Bücher. München: C.H. Beck, 2007. 303 S. ISBN: 3-406-54778-2. - [Beck'sche Reihe ; 1749]


Bilder der Handschrift

Zu Einfluß und Bedeutung der dichterischen Handschrift für die Interpretation und Erforschung des Oeuvres eines Schriftstellers. brachten Davide Giuriato und Stephan Kammer ein Buch heraus, das die FAZ vorstellte. "Verschiedentlich wurde eingewandt, dass es bei der Präsentation von Handschriften mehr um Liebhaberei als um seriöse Wissenschaft gehe. Diesem falschen Eindruck tritt die vorliegende Aufsatzsammlung grundsätzlich entgegen. Behauptet wird eine poetologische Differenz zwischen Schreiben, Schrift und Typographie. Sie mag von Dichter zu Dichter stark variieren und im gegenwärtigen Computerzeitalter zunehmend an Bedeutung verlieren. Es gibt aber auch Fälle, in denen die Beschränkung auf ein konventionell gedrucktes Buch wichtige Erkenntnisse gar nicht erst zulassen würde." Anders augedrückt: "Je wilder ein Autor sich auf dem Papier ausgetobt hat, desto interessanter wird es." Davide Giuriato (Hrsg.): Bilder der Handschrift. Die graphische Dimension der Literatur. Hrsg. von Davide Giuriato und Stephan Kammer. Frankfurt/M.; Basel: Stroemfeld, 2006. 296 S. ISBN: 3-86109-171-2. [Nexus ; 71]


Wie man über Bücher spricht...

Pierre Bayards Buch ist nun auf deutsch erschienen: Wie man über Bücher spricht, die man nicht gelesen hat. Klappentext und Infos beim Verlag und bei Bernd Berke. Iris Radisch greift Bayards in ihrer Glosse über Lesen in den Ferien auch auf. "Sie haben neulich Proust zitiert, ohne sein Werk zu kennen, über den neuen Nobelpreisträger geplaudert, obwohl Sie sich nicht mal an den Buchtitel erinnern konnten? Kein Problem, sagt der französische Literaturprofessor Pierre Bayard. Wie man auf hohem Niveau und schamfrei über Bücher spricht, die man nicht gelesen hat, zeigt uns dieses wunderbare Buch. Der versierte Nichtleser unterscheidet vier Haupttypen: unbekannte Bücher, Bücher, die man quergelesen hat, Bücher, die man nur vom Hörensagen kennt, und solche, deren Inhalt wir schon wieder vergessen haben – über alle lässt sich hervorragend reden. Dass Bayard seine Einladung zum unverfrorenen Umgang mit Büchern mit einer Fülle literarischer Beispiele untermauert, versteht sich von selbst: von Musils Bibliothekar, der kein Buch durch Lektüre bevorzugen will und deshalb gar nicht liest, über Ecos scharfsinnigen William von Baskerville bis zu David Lodge." Weitere Quellen: Bayard auf dem Blauen Sofa während der Frankfurter Buchmesse 2007; eine Rezension des DLR und im Klassikerforum, beim Hamburger Abendblatt sowie bei nja. - Pierre Bayard: Wie man über Bücher spricht, die man nicht gelesen hat. München: Antja Kunstmann, 2007. 192 S. ISBN: 3-88897-486-0. - EUR 16.90


Maculaturalia

Ein eben erst als Buchhändler angestellter Mann, der in einem Hinterzimmer arbeitet, wird abends in einem Antiquariat vergessen, eingesperrt und muß nun, in einem bequemen Sessel sitzend, die Nacht inmitten von Büchern verbringen, die plötzlich - träumt er? - lebendig werden; denn alljährlich in der Nacht vom 15. zum 16. Dezember findet ihre Versammlung statt. Thema der Zusammenkunft ist die Frage, wie die Bücher gegen die zunehmende Interessenlosigkeit der Menschen vorgehen können. Nach anfänglichem Brainstorming bezüglich der Ursachen der menschlichen Bibliophobie, wobei prächtige Seitenhiebe auf das Zeitungswesen gelingen, erzählt Cervantes Don Quijote - wohlgemerkt das Buch - seine Geschichte: Drucklegung 1605, Wandern durch unzählige Hände, durch die Jahrhunderte. Obwohl es sogar einem englischen Bibliophilen gehört hat, schließt das alte Buch mit der Klage, so ziemlich alles erlebt zu haben, nur nicht, von einem Menschen um seiner selbst willen gelesen worden zu sein: "Die Menschen sind im Ganzen kein übles Völkchen - nur das eine dürfen wir nicht ihnen verlangen: daß sie uns lesen sollen!" Natürlich ist es ein Traum des jungen Buchhändler gewesen, aber jene Nacht wirkte doch positiv: "Von nun an erschienen ihm die Bücher nicht mehr als eine Ware, als tote Handelsobjekte, sondern als vernunftbegabte Wesen, deren oft so seltsame Schicksale und Lebenswege die Aufmerksamkeit und Teilnahme jedes Denkenden in weit höherem Grade verdienen, als tausend andere Dinge, denen man in unserer Zeit eine so hohe Bedeutung beimißt. Nun verstand er das alte Wort: Habent sua fata libelli! (Jul. R. Haarhaus. Maculaturalia. Ein Märchen für Bücherfreunde, Leipzig 1919)


Schreibblockade

"Starrt das leere Blatt schon zurück? Haben Sie das Gefühl, Ihre Fantasie ist eingerostet? Ein Trost: Schreibblockade gehört ebenso zum Autor sein wie das Schreiben selbst. In diesem etwas anderer Ratgeber findet der Autoren jede Menge Tipps und Tricks gegen die gefürchtete Schreibblockade, ergänzt durch Erfahrungen erfolgreicher Autoren mit diesem Problem. Unkompliziert und amüsant biete das Buch Übungen, um die Fantasie wieder in Schwung zu bringen oder Tricks um sie aus festgefahrenen Wegen herauszulocken und in neue Richtungen zu lenken." Weitere Infos bei BlogSpinner und bei Perseus Books. Jason Rekulak: Schreibblockade? 786 Wege einen Roman zu beginnen. Mannheim: Dryas, 2008. ca. 1000 Seiten. ISBN: 978-3-9811327-2-4


Die vollkommene Leere

In Stanislaw Lems Die vollkommene Leere ist die Idee einer Unsichtbaren Bibliothek insofern realisiert, als es nur aus Rezensionen von Büchern besteht, die es gar nicht gibt: "In diesem Buch hat Stanislaw Lem, der Magier skurriler Ideen und freier Wortschöpfungen, einer Literaturgattung ein Denkmal gesetzt, die sonst nie beachtet wird und ein Schattendasein in absoluter Nichtbeachtung fristet: dem Vorwort, der Rezension. In fünfzehn Beispielen zeigt Lem, wie man auf Bücher Appetit macht, wie dem Leser die Gier in die Augen getrieben wird und er versucht ist, sofort zur nächsten Buchhandlung zu rennen um das besprochene Buch zu erwerben. Perfide und hinterhältig nur, daß die besprochenen Bücher nicht existieren, dass es einige von ihnen, wie beim genaueren Hinsehen klar wird, nicht geben kann; die Bücher können nur existieren in der Metaebene der virtuellen Besprechung, sind unmöglich so zu schreiben wie vorgegeben." Cave: Das Buch ist auch unter dem Titel "Das absolute Vakuum" herausgegeben worden (Berlin 1984). Stanislaw Lem: Die vollkommene Leere. Frankfurt/M.: Suhrkamp, 1996. 258 S. ISBN: 3-518-37207-6. [st ; 707]


Land in Aufruhr

Im Literaturclub vom Mai von Iris Radisch empfohlen, beleuchtet dieser Essayband "die verschiedensten Facetten der ästhetischen Erfahrung", so auch, unter vielen anderen, bibliomane: Weshalb lesen wir vor dem Einschlafen? Was ist das 'Lesen im Bett' eigentlich für eine Szene? Was kann die Literatur, was kann der Leser? Corina Caduff: Land in Aufruhr. Die Künste und ihre Schauplätze. Basel: Lenos, 2007. 159 S. ISBN: 3-85787-707-0. € 9.95


Bücher auf Rädern

Könnte ich taggen, würde ich "Irland", "Bücher", "Fahrbibliothek", "Humor" wählen. Neu erschienen ist der Roman Bücher auf Rädern des Autors Ian Sansom. Der Bibliothekar Israel Armstrong soll in der nordirischen Provinz als erste Stelle eine Fahrbibliothek übernehmen. Nun ist eine Fahrbibliothek, wie jemand im Literaturschockforum schrieb, "für Bibliotheken das, was für den Profisport das Murmeln ist." "Die Landschaft ist durchaus pittoresk, bevölkert von Hühnern, Schafen und sturen Ureinwohnern. Doch was fehlt, sind 15.000 Bücher. Welcher ausdauernde Leser konnte sich unbemerkt diesen üppigen Bestand an Lektüre sichern? Und wo gibt es hier einen trinkbaren Cappuccino und eine anständige Zeitung? Mit dem Mut der Verzweiflung begibt sich Israel auf die Suche nach Antworten. Schräg, komisch und herzerwärmend irisch das erste Abenteuer eines zufälligen, aber einzigartigen Nachwuchsdetektivs." Im LSF ist dem Buch ein separater Thread gewidmet. Ian Sansom: Bücher auf Rädern. Ein Roman aus der irischen Provinz. München: Piper, 2007. 336 S. ISBN: 978-3-492-27123-3 - EUR 12.-


So schön beiseit

Werner Morlang widmet sich in einer Art Anti-Kanon zahlreichen von bürgerlich dominierten Literaturkritik verschmähten Autoren. Einige der insgesamt 51 Autoren, deren detailreiche, lebhaft geschriebene Porträts in dem Buch vorkommen: Victor Auburtin, Hermann Grab, Karl von Holtei, Jean Paul, Xavier de Maistre, Gertrtud Pfander, Umberto Saba, Ruth Tassoni, Unica Zürn, Sei Shonagon, Gerhard Meier, Ludwig Winder, Federigo Tozzi, Steen Stensen, Rahel Sanzara, Emmanuel Bove und Robert Walser. Die Texte sind während viereinhalb Jahre in der Kulturzeitschrift "du" als Kolumne erschienen. Am Ende jeder dieser Miniaturen stehen bibliografische Hinweise. Morlang wurde, wie auch Rolf Vollmann, als literarischer Vorkoster bezeichnet, der uns diese Kostproben auswählt und appetitanregend serviert. Rezensionen fand ich bei Perlentaucher, im Titel-Forum, in der Wochenzeitung sowie in einer Sammelrezension über Exzentriker bei Literaturkritik.de. Werner Morlang: So schön beiseit. Sonderlinge und Sonderfälle der Weltliteratur. Zürich: Nagel und Kimche, 2001. 230 S. ISBN: 3-312-00287-7.


Das Buch vom Buch

Ein Bibliomanikum, welches ich bereits besitze, erfährt, wie uns Marius Fränzel informiert, in erweiterter und ergänzter Fassung seine dritte Auflage. Die pdf-Datei des Verlages bietet weitere Informationen: "Beginnend bei den ersten Schriftzeichen verfolgen die Autoren den Wandel des Buches bis heute. Sie erläutern Drucktechniken, beschreiben Buchformen und Einbandkunst. Sie schreiben über Typographie, Schriftstellerei, Bibliotheken, Raubdruck und Zensur. Mit der Neuauflage bringen die Autoren das Werk auf den neuesten Stand. Sie präsentieren die aktuellen Entwicklungen der letzten zehn Jahre und beschreiben den Schritt zum digitalen Buch. Mit großzügigen Abbildungen veranschaulicht das umfassende Werk die vielgestaltigen Techniken und Themen der Buchherstellung und der Buchkultur." Auch das Buch selbst wird gelobt: "Wer ein Auge hat für bestechend schöne, gut lesbare Schriften, sauberen Druck, brillante Farbwiedergabe, feines Papier, exzellente buchbinderische Arbeit, der wird dieses Buch im Regal haben und bei Gelegenheit bekennen, er habe es nicht nur gelesen, sondern genossen - im ganzen und in einzelnen Teilen." (Süddeutsche Zeitung) - Marion Janzin; Joachim Güntner: Das Buch vom Buch. 5000 Jahre Buchgeschichte. Hannover: Schlütersche Verlagsgesellschaft, 2007. 512 S. ISBN: 978-3-89993-805-0. EUR 88.00.


Das erste Buch

Das erste Buch eines Autors ist sein Entrée in die Welt der Literatur. Welche Gedanken und Gefühle bewegen ihn beim Blick auf sein Debüt, dessen Erscheinen zwanzig, dreißig oder sogar fünfzig Jahre zurückliegt? 92 deutschsprachige Autoren, so unterschiedlich geartet sie sind, beantworten diese Frage in persönlichen Texten, die eigens für dieses einzigartige Buchprojekt geschrieben wurden. Viele schildern, wie es ihnen bei der Wiederlektüre ging. Durs Grünbein verspottet sein Debüt als "häßliches junges Entlein". Und Adolf Endler verspricht jedem zehn Euro, der ihm sein erstes Buch zurückbringt! U.a. schreiben: Ilse Aichinger, Siegfried Lenz, Peter Härtling, Martin Walser, Günter Grass, Peter Rühmkorf, Hans Magnus Enzensberger, Peter Bichsel, Wilhelm Genazino, Peter Handke, Elfriede Jelinek, Walter Kempowski, Uwe Timm, Sten Nadolny, Thomas Brussig, Ingo Schulze, Robert Gernhardt, Oskar Pastior. In einer Buchkritik im Poetenladen nannte man dieses Anthologie eine "Literaturgeschichte von Innen": "Die Einstellung gegenüber dem Erstling reicht von Ablehnung über anhaltenden Stolz bis hin zu einer Verwunderung über die damals unverstellte Stimme; die Stimmung in den Texten von Widerwillen über blasierte Eitelkeit bis hin zu vollkommener Natürlichkeit ohne jede Etikette." Andere Rezensionen fanden sich hier: Berliner Literaturkritik, Tagesspiegel und im DeutschlandRadio (mp3). Renatus Deckert [Hrsg.]: Das erste Buch. Schriftsteller über ihr literarisches Debüt. Frankfurt/M.: Suhrkamp, 2007. 357 S. ISBN: 978-3-518-45864-8. EUR 10.00


1001 Bücher

1001 Bücher lädt ein zum lustvollen Stöbern und bietet einen roten Faden durch den funkelnden Reichtum an Literatur. Vorgestellt werden Bücher, die von Lesern und Kritikern weltweit zu Kultromanen erhoben wurden. Die sorgfältige Auswahl traf ein internationales Team, bestehend aus 157 Schriftstellern, Literaturwissenschaftlern und Journalisten. Sie haben literarische Klassiker entstaubt, vergessene Kostbarkeiten wiederentdeckt und die zeitgenössische Literatur nach dem absolut Lesenswerten durchforstet. Wer 1001 Bücher zur Hand nimmt, wird vielleicht einige Romane vermissen, die er liebt – dafür aber andere vorfinden, die er noch nicht zu schätzen wußte. Diese sorgfältige und umfangreiche Auswahl will zu vielen Lesern sprechen. Über 600 Farbbilder – Buchumschläge, Autorenporträts und anderes Bildmaterial – sowie prägnante Zitate aus den besprochenen Romanen runden das Lesevergnügen ab – ein ideales Buch für alle, die gerne lesen. Für 1880 g Buch muß man 29.95 Euro zahlen. Englische Rezension beim Guardian. Peter Boxall: 1001 Bücher. ... die Sie lesen sollten, bevor das Leben vorbei ist. Ausgewählt und vorgestellt von 157 internationalen Rezensenten. Hombrechtikon: Edition Olms, 2007. 960 S. ISBN: 978-3-283-00529-0


Gibt's hier auch Bücher?

Bücher verkaufen in einer kleinen Stadt - das kann erstaunlich lustig sein! Die Kunden verlangen nicht nur Bücher, sondern auch Müllsäcke und Schuhbürsten. Sie kaufen Lektüre für ihren Wellensittich - und ohrfeigen den Buchhändler wegen falscher Beratung. Kaufentscheidungen können Glücksmomente auslösen. Sie können auch zu Ehekrisen führen, die zwischen den Regalen ausgefochten werden. Nicht selten bleibt das Personal sprachlos zurück. Kinder treffen sonderbare Entscheidungen, wenn sie Bücher für die Großen aussuchen. Wenn die Großen für die Kleinen wählen, wird es oft noch kurioser. Und manchmal muss der Buchhändler raten: Wen meint die Kundin, die einen Autor im Sinn hat, "der wie Brötchen klingt"? Simmel wie Semmel? Was ist, wenn der Kunde einen Zettel vorlegt mit dem Titel "Ehepinguine von Taurus"? Geschichten von Gershwin und Grisham, Semmel und Simmel, Kannibale und Liebe. Und eine Liebeserklärung an eine aussterbende Spezies: den kleinen Buchladen um die Ecke. Reiner Scherz: Gibt's hier auch Bücher? Kuriose Anekdoten eines Buchhändlers. Bielefeld: Pendragon, 2007. 96 S. ISBN 978-3-86532-060-5 -- 7.90 EUR


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