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Themenbereich: Krankenpflege & Medizin (2)
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Was anderswo oft untergeht, in Archiven verschwindet,
beispielsweise Getwittertes, dieses kleinen Notate
sollen hier thematisch gesammelt werden. An dieser
Stelle oft selbst Erlebtes aus meinem Beruf.
Neben
witzigen Cartoons
aus Medizin & Pflege sammle ich auch
Impressionen und Kuriosa
aus meinem Arbeitsleben.
Patientin, die bis zur Wende Russischlehrerin an unserer medizinischen Fachschule war.
Ich, smalltalkend: "Wie heißt denn 'Diabetes auf russisch?" -
Sie: "Weiß ich nicht, das gab's damals noch nicht."
Unausrottbarer Fehler in der Pflege: jemanden als taubstumm zu übergeben.
Mein unermüdlicher Einsatz, zu erklären, daß Gehörlose zwar taub sind,
aber allermeist über eine Sprache verfügen und folglich nicht stumm sind.
Wenn es draußen glatt wird, läuft die Unfallchirurgie (UCH) über und schenkt uns
UCH-Patienten als Außenlieger (= fachrichtungfremd) mit allerlei Brüchen.
Wir auf einer Inneren Station fremdeln naturgemäß mit ihnen und empfinden
Außenlieger IMMER als Zumutung. Doch angenehm kurz sind bei den Chirurgen
die Anordnungen (Terminus "Visite ausarbeiten").
Man hält uns mit Wäsche knapp. Ich wechsle einer Patientin mit dieser
Bemerkung das vollgeblutete Krankenhaushemd, woraufhin sie sagt:
"Jetzt empfange ich schon das letzte Hemd.". Ich, wahrheitsgemäß:
"Und es hat keine Taschen!"
Zur selben Zeit auf Station zwei PatientInnen mit gleichem Nachnamen
und - seht selbst: Frau Br., Petra / Herr Br., Peter. Letztens
zwei Männer im selben Zimmer nebeneinander, geb 1943 bzw. 1941,
beide mit Vornamen Adolf. Wißta Bescheid. Das Schöne war auch,
daß ich, wenn ich ins Zimmer trat und Adolf rief, von beiden
hochaltrigen Pflegepatienten ein tiefes, loriotlikes "Jaaaaa"
ertönte. ["Adolf?" "Jaaaa!" "Was machst du da?" "Ich liege hier."]
Wie man Erythrozytenkonzentrat (= Bluttransfusion) auch noch umschreiben kann: "Sie sieht nicht gut aus. Verpassen wir ihr noch zwei Einheiten der roten Hausmarke." (This is going to hurt)
Fundstücke in der Personalumkleide. Merke: Flexülen gehören da keineswegs hin; Dildos gehören kategorisch zur kreativ-entspannenden Pausengestaltung.
Der britischen KH-Serie "This is going to hurt" gönne ich einen
separaten Thread,
weil sie so bitterbös sarkastisch ist und nicht nur für das marode NHS steht.
Warum haben unsere Kasacks keine solchen
praktischen Taschen?
Stattdessen droht, wenn man ein Instrument in der Hosen- oder Kitteltasche beherbergt, stets ein geschlechtsnaher Pfählungsunfall.
Hochbetagte, bettlägerige Patientin klingelt mit der Fernbedienung in der Hand.
"Im Fernsehen all die Kriege und Unruhen in der Welt. - Wie sieht es eigentlich in (Leipzig-)Grünau aus?"
Die Bettenanzahl unserer Station ist mangels Personal von 30 auf 25 Betten reduziert.
Der Nachtdienst war montags bis donnerstags mit 2 Pflegekräfte besetzt, freitags bis sonntags mit nur 1.
Die schleichende Ausdünnung verlängert den alleinigen Nachtdienst nun um den Donnerstag.
Die Bettenanzahl unserer Station ist mangels Personal von 30 auf 25 Betten reduziert.
Der Nachtdienst war montags bis donnerstags mit 2 Pflegekräfte besetzt, freitags bis sonntags mit nur 1.
Die schleichende Ausdünnung verlängert den alleinigen Nachtdienst nun um den Donnerstag.
Begriffe aus der Pflege. 2. Gehirn: Übergabezettel, ohne den man reichlich doof herumirren würde, der alle Wissensnotwendigkeiten zusammen hält.
Begriffe aus der Pflege. 1. Blutbad: Wenn sich ein Pat. etwas herausgezogen hat (z.B. Blasen/Venenkatheter) und das Blut die Umgebung verziert.
Laut Pflegereport der AOK bekommen fast
8 Prozent der Heimbewohner
in Deutschland
dauerhaft
Beruhigungsmittel. Der
Qualitätsatlas Pflege
erfasst kritische Ereignisse in der pflegerischen, ärztlichen und therapeutischen Versorgung in Deutschland.
Patientin: "Wie heißt das gleich, was man in das Geschlechtsteil einführt?"
Ich: Wieviel Optionen hätten Sie denn gern?
Patient: "Ich war lange auf der ITS, und ich sag's ihnen ehrlich, dort wird es auch enden."
Patientin zu einer Kollegin: "Heute waschen SIE mich! Gestern war hier nur ein Mustafa."
Am Bett eines 66-Jährigen beginne ich zu trällern:
"Mit 66 Jahren, da..."
Patient schnaubt entrüstet: "So ein Quatsch!"
"Anne wollte in Würde sterben, nicht mit Schläuchen in ihrere Nase. Sie hatte Krebs, meine Herren. In einer Klinik heißt das: 'Schneiden, Vergiften, Verbrennen - Operation, Chemotherapie, Bestrahlung.'
(Law and Order S05E01)
Krankenhausessen muß nicht immer eklig und jenseits geschmacklicher und
inhaltlicher Mindestanforderungen sein. Im Israelitischen Krankenhaus
in Hamburg zeigt ein Gourmet-Koch,
wie es anders geht,
ohne daß finanzielle Beschränkungen gesprengt werden müssen.
Im Zusammenhang mit Beruhigungsmitteln für gestreßte Pflegekräfte gibt es
unzählige Scherze. Entweder man bringt sich runter oder die Patienten.
Am besten aber beide. Damit Frieden herrscht! Damit die Situation auf Station ertragbar wird!
Mir am neuesten ist der
Tavor-Leckstein
bzw. die Propofol-Kerze. "Und ist der Himmel noch so grau, mit Tavor wird er
wieder blau." - "Every Nurse has a best friend -
PAM:
Lorazepam, Diazepam, Clonazepam". - "Wer randaliert, wird
relaxiert /
Wer diskutiert, wird intubiert!"
Retweet: Größte Katastrophen im Gesundheitswesen, Top5: 1. Wenn das Fax ausfällt.
2. Wenn der Kaffee alle ist. 3. Wenn die Krankenkassenkarte vergessen wurde.
4. Wenn ein Kreuz auf einem sinnlosen Papier nicht gemacht wurde. 5.
Wenn jemand neue Ideen einbringt, weil ham wir immer so gemacht.
Einen litauischen Patienten, dessen Namen ich weder unfallfrei ausprechen noch schreiben kann.
Hoffe nur, die Ärzte stellen sich bei der Therapie cleverer ab.
The New Nurses - Die Schwesternschule. Über die Einführung männlicher Pflegekräfte in die Krankenpflege im Dänemark der 50er Jahre.
Heute: Die Entlausung.
Früherer Ausschnitt: Rauchen & erektile Dysfunktion.
Patientin, der ich auf ihr Verlangen hin vorgestern eine Schlaftablette
geben durfte, himmelt mich gestern an, sie hätte seit Jahren
nicht so gut geschlafen. Pharmaindustrie is'nt the devil every time.
Laß demente Patienten, wenn sie mobil sind, nicht allein.
Niemals!
Weder mit
Lebensmittel und Blumen
noch mit dem Bettenwagen
noch mit Gegenständen jedweder Art (Stilleben mit Andickpulver)
noch mit dem Teewagen.
Es sei denn, du stehst auf einen Dienst voller bunter Überraschungen.
Übrig gebliebenes Andickpulver läßt sich prima als Tapetenkleister zweitverwerten.
Wiederkehrer oder
Drehtürpatienten
sind Patienten, die sehr oft und immer wieder eingeliefert werden, manchmal sogar,
ohne daß das Bett kalt werden konnte, am selben Tag. Sie sind bei allen, Ärzten
und Pflegekräften, sehr beliebt. Des öfteren werden, wenn die Entlassung bestimmter
Patienten unmittelbar bevorsteht, beinahe Wetten abgeschlossen, ob er/sie dieses Mal
wiederkommt oder nicht.
Am Freitag entließen wir einen Coronapatienten nach Hause. Das Zimmer, in dem er isoliert war,
sollte am Montag gängigerweise durch den Reinigungsdienst schlußdesinfiziert und damit wieder
bezugsfertig gemacht werden. Gestern war die Order, einen neuen mit Corona infizierten Patienten
aufzunehmen und in dieses sowieso kontaminierte Zimmer zu legen. Wie praktisch.
Allerdings standen dort noch herum: 1 Rollstuhl, 1 Toilettenstuhl, das abgezogene Schmutzbett
des Vorgängers sowie zwei schwarze Tonnen für Wäsche und Abfall, was allesamt das Zimmer nicht
verlassen darf. Als ich den neuen kranken Patienten ins Zimmer brachte, blickte der sich um
und meinte: "Jetzt habt ihr mich wohl schon in den Abstellraum geschoben!?"
Als alter Lateiner war ich erfreut über den
Plural
von Intertrigo, der bei den Kolleginnen ein bißchen für Naserümpfen sorgte.
Depressive, alte und schwerkranke Patientin äußert nachdrücklich Lebensüberdruß.
Psychiater geht zu ihr und stellt zur Aufmunterung den Fernseher an, wo eine
Zoosendung läuft, in der gerade ein Bär von seinem Leiden erlöst wird.
Patientin: "Der Bär hat's gut. Mich erlöst keiner."
Neue Anekdote. Kollege kommt ins Zweibettzimmer und
sieht eine Patientin leichenblaß, regungslos und ohne
sichtbare Atmung. Verdacht natürlich: Exitus letalis.
Nächste Vorgehensweise wäre, die Verstorbene zunächst
in einen separaten Raum zu legen. Kollege holt Pflegerin,
die der Mitpatientin flüsternd erklärt, daß die
Patientin zu einer Untersuchung müsse. Als man die
Bettarretierung löste, was stets mit einem Scheppern
verbunden ist, schlägt die vermeintlich Tote die Augen auf
und ruft: "Huch, wo soll's denn hingehen?"
Alte Anekdote. Zur Erklärung: Marotte von uriger Kollegin
übernommen. Alten, multimorbiden PatientInnen, wenn sie
schlafend, blaß und eingefallen im Bett liegen, sieht man
das Lebendigsein nicht mehr unbedingt an, so daß wir
immer mal, wenn wir ans Bett treten, attitüdenhaft
und scheinbar konstatierend "Tot!" vor uns hinmurmeln.
Als wir einmal wieder in ein Zimmer kommen und "Tot!"
sagen, schlägt Frau G. die Augen auf und sagt mit zittriger
und doch leicht empörter Stimme:
"Ich bin noch nicht tot!"
"Es gibt viele verschiedene Ansätze, nett zu sei. Sonst hätte ich keine 40 Jahre als Krankenschwester durchgestanden."
(The Good Doctor S04E02)
Patient: "Wenn Sie mir wieder einen anderen Patienten ins Zimmer legen, dann bitte einen mit weniger Parfüm." -
Hatte ich so auch noch nie.
Um mit allen PatientInnen gut kommunizieren zu können, müßte ich derzeit
russisch, ukrainisch, türkisch, albanisch, arabisch und natürlich deutsch
können.
Patientin muß nach Schulterverletzung einen
Gilchristverband
tragen. Sie verschüttete am Sonntagabend Tomatensuppe und saute diese Orthese ein.
Da wir so rasch keinen Ersatz organisieren konnten, wollten wir sie
einweichen, nur war die Patientin schneller, die den Verband ihrem
Mann zum Waschen mitgegeben hatte. Heute früh, nach 3 Tagen Aushäusigkeit,
konnten wir ihre Schulter mit schniekem Hilfmittel endlich wieder
stabilisieren.
Retweet: Die komatöse, präfinale Patientin läuft nach 500 Ringer i.v. im Zimmer umher und möchte ein Wurstbrot.
"Kann man das so in den Arztbrief schreiben?"
"Unbedingt."
Pflegekräfte gesucht - keine neue Schlagzeile und ein Problem, mit dem sich
viele Kliniken herumschlagen müssen. Mein Arbeitgeber, das St. Georg Leipzig,
sucht
nun in Vietnam nach neuen Pflegekräften.
Daß das einmal passieren wird, befürchtete ich immer schon.
In Mannheim hat eine Patientin einer Mitpatientin die
Sauerstoffzufuhr abgestellt, die daraufhin reanimiert werden mußte.
Beschwerden darüber, wie laut das Blubbern sei, vernahm ich in meinem Berufsleben mehrfach,
doch wurde noch nie ein Patient handgreiflich.
Patient, HIV positiv, schizophren und Zeuge Jevovas, möchte Einzelzimmer.
Aber sind die naturgemäß nicht immer zu zweit?
Ein 91-jähriger Patient, ziemlich eigenwillig und altersgerecht starrsinnig, topfit,
kommt und fragt, ob er eine Bescheinigung bekommen könne. Ich frage, wofür. Er sagt,
er mache doch Kieser-Training und brauche den Attest, damit er für die Zeit seines
Krankenhausaufenthaltes von den Kosten befreit werde.
Zwei Besucherinnen auf Station im Anmarsch. Ich: "Ihren negativen Coronatest bitteschön!" - Die Zwei: "Sowas kennen wir nicht, wir kommen vom Dorf."
"Der Patient hat keinen Puls mehr." "Schnell, Defibrillator!" "Und die Stromkosten." "Ach so... - Todeszeitpunkt?"
Gestern stritt ich mit einem Patienten, der vorgab, seine Tabletten nicht schlucken zu können.
Ich mörserte sie, holte einen Joghurt, mit dem er sie vermengen und einnehmen sollte.
Der Patient behauptete aber, der bessere Weg sei, wenn ich das Pulver in die Vene spritzen
würde. So hätte man das auf einer früheren Station praktiziert. Alle Erklärungsversuche,
daß zu Pulver zerriebene Tabletten keinesfalls aufgelöst und intravenös verabreicht
werden können, scheiterten. Ich war jetzt der Bösewicht.
Ich am Telefon zur Dienstärztin: "Der Patient hat Luftnot und agitiert." - Meine Kolleginnen im
Hintergrund: 'Agitiert? *googlegoogle*'.
Russisch und englisch sprechender Patient rollt an mich heran: "Excuse me, can I have the pills for alcohol?"
Gemeint ist Distra(neurin), DAS Ersatzmittel bei
Alkoholentzug im stationären Betrieb. Nur hört der Deutsch statt "pills" Pils, was zunächst zur Verwirrung
beiträgt. Einer so höflich geäußerten Bitte widersetzt sich die hilfsbereite Pflegekraft freilich nicht.
Der Zwang zur Kürze generiert kryptische Formulierungen auf unseren Dienstübergabezetteln,
"Sperrbett verwirrt"
bedeutet: Patient ist so verwirrt, daß das zweite Bett im Zimmer gesperrt
bleiben muß. Der Geisteszustand des Bettes selbst wurde keiner Beurteilung unterworfen.
Retweet: Bei manchen Ärzten komme ich mir vor wie im Film, genauer wie in "Denn sie wissen nicht, was sie tun".
Patient: "Sind Sie Arzt oder Pfleger?" - Ich: "Ich bin ein Pfleger" - Patient: "Toll, das ist mir auch lieber so."
Die Geschichte hinter
diesem Bild
hätte ich zu gerne gewußt. Zu eilig nach dem Dienst? Zu faul, für die
Arbeitskleidung das entsprechenden Behältnis zu suchen?
Wenn man skrupulös die ärztliche Anordnung 'Größe und Gewicht bestimmen'
befolgt.
Mit Zentimetermaß bei einem beidseits oberschenkelamputierten Patienten.
Zunächst Kulinarische Kostbarkeiten
zu sich nehmen,
um sie dann überwacht abzugeben.
Patient mit Logo- UND Diarrhö - für Pflegekräfte eine etwas ungünstige Kombination.
"Lauwarme passierte Kost" - Es gibt wohl kaum weniger Deprimierendes in Sachen Krankenhausessen. 0-Diät vielleicht, womit das Fastenmüssen z.B. wegen anstehender Untersuchungen bezeichnet wird.
97-jährige Patientin angelt nach dem auf einem Urinsammelbehälter deponierten, am Ladekabel hängenden Handy und fällt aus dem Bett. Keine Pointe. Und glücklicherweise keine SHF.
"Seit die Küche neu verpachtet wurde, haben wir ein Problem mit Sonderbestellungen." (Remedy S02E07) - Auch in amerikanischen KH-Serien gibt's dieselben Probleme.
Manche Dienste sind für das nach Anekdoten und Kuriosa lechzende Gemüt eines Pflegers ein Hauptgewinn. Wichtig: immer sofort notieren, sonst werden Erlebnisse und Fundstücke vom ganz normalen Wahnsinn des Stationsbetriebs verdrängt und vergessen.
Zum Vatertag einen Neuzugang mit dem Namen Bierbrauer bekommen. Der wurde sicherlich nicht mit dem RTW, sondern mit einem Leiterwagen eingeliefert.
Einen Patienten, der Hühnerbein heißt und Fieber hat, nunmehr Broiler nennen. Ist das legitim?
Zum gestrigen Unterhaltungsprogramm im Spätdienst gehörte der Zickenkrieg zwischen zwei Ü80-jährigen Patientinnen um die Fernbedienung.
Auf dem Übergabezettel vermerken wir Aktuelles zum Patienten. Ungewöhnlich selbst für uns: eine PIN für das Handy eines Patienten zu notieren, der sich dauernd aus seinem Gerät aussperrt. Seine Nichte gab uns die PIN, weil täglich grüßt das Murmeltier.
Retweet: Rente ab 70? Ich (70) rolle eine Patientin (70) mit dem Rollstuhl ins Badezimmer. So, wer wäscht jetzt wen zuerst?
Abfragen des Patienten für das so genannten Stammblatt. Wir rattern die Fragen schematisch hintereinander ab.
Ich: "Benutzen Sie Gehhilfen? Rollator, Gehstützen?"
Patient: "Ich habe zwei Stöcke."
Ich (im Kopf die nächste Frage nach der Körpergröße des Patienten): "Wie groß sind Sie?"
Patient (im Kopf seine Gehhilfen): "Naja, so 1,40 m, es sind alpine Stöcke."
Lachkrampf bei meiner Kollegin und mir.
Patient hat sich im Bett entkleidet und liegt nackt unter der Decke.
Ich: "Wir wär's, wenn ich Ihnen wieder dieses Nachthemd anziehe?"
Patient: "Da hast du dich überhaupt nicht einzumischen!"
Ich: "Ihr Blutzucker ist etwas niedrig." - Patientin: "Im Leben geht es immer wieder auf- und abwärts."
Retweet: Patient: Ich weiß ganz genau, was ich für Tablette nehme. Das ist auch wichtig! Sonst kriegt man hier noch was falsches und merkt's nich mal. -
Ich: Und welche nehmen Sie? - Er: Morgens zwei weiße und ne blaue Kapsel, nachmittags ne kleine weiße und abends die gelbe ovale.
Zweibettzimmer. Eine biodeutsche Patientin, eine Schwarze. Ich frage, ob
das Licht gelöscht werden oder angeschaltet bleiben soll. Biodeutsche:
Aus! Schwarze: No! Ich: "Es ist erst 20.30 Uhr, ich lasse es noch an."
Biodeutsche grummelt: "Alles kriegen die Ausländer in den Arsch geschoben!"
Neue Sprachregelungen bei meiner Arbeit. Wenn KollegIn krank ist, ist er/sie nunmehr "abwesend".
Dafür werden Datenschutzgründe angegeben. Wenn Patienten am Wochenende am Samstag und/oder Sonntag nachhause
gelassen werden, heißt es nicht mehr Beurlaubung oder Wochenendurlaub, sondern "Alltagsbelastungstest".
Der Unterschied zwischen kanadischen und US-amerikanischen Krankenhausserien:
Man sieht ab und an mal einen BH und ein Fitzelchen nackte Haut hervorlugen.
Bei US-Serien hört man mit dem Stethoskop konsequent durch noch so dicke Oberbekleidung ab.
Ich gucke S02E10 = die letzte Folge der Staffel der kanadischen Serie
"Nurses".
Spannend daran, Corona nochmal als heraufziehende Bedrohung erleben.
In der vorangegangenen Folge wird menetekelt, daß da ein so genannter
Coronavoris eventuell gefährlich werden könnte. Und dann wird eine
Patientin eingeliefert, wo man bei der aufgesetzten Dramatik und Verrätselung
sofort weiß: Jetzt ist Corona da. Gespenstisch. Mir lief realiter
eine Gänsehaut über den Rücken. "Die Sache mit dem Coronavirus hört
sich an, als gäb's Krieg."
In 99% der KH-Serien. "Nehmen Sie Medikamente" "Nein." Und wenn doch, dann nur das eine, welches für den Plot entscheidend ist. Die Medikamentenlisten unserer Patienten könnte man gut und gerne als Buch veröffentlichen.
Kürzlich hatten wir eine Patientin, bei der Kaffee Niesattacken auslöst. - So ein Schicksal wünscht sich ja auch niemand.
Nörgliger Patient, Typ Rübezahl. Pöbelte meist herum. Wollte ein zweites Brötchen mit Marmelade, welches ich ihm unverzüglich brachte.
Er darauf: "Das ist wirklich ein feiner Zug von Ihnen. Das ist nicht selbstverständlich."
Weil wir im gastroenterologischen Fach eine ausschließlich polnisch sprechende Patientin versorgen müssen, sammle ich für den kommenden Nachtdienst schon mal Wörter:
gówno - die Kacke / co za gówno! - Was für 'ne Kacke! / o kurde! - schöner Mist!
Als wir bis 23 Uhr zwei Zugänge bekommen hatten und eigentlich ganz anderen
Aufgaben hätte nachgehen müssen, so daß sich naturgemäß die To-do-Liste
auftürmte und drängender wurde, kam ich, nachdem wir auch noch drei
Abgangsbetten geputzt hatten, damit wir die neuen Patienten überhaupt
in ein Bett legen konnten, schweißgebadet ins Dienstzimmer.
Ich: "Ich bin zu alt für diesen Scheiß!"
Dienstarzt: "Der Papierkram?"
Ich: "Nein. Alles."
41-jähriger, durch einen Hirninfarkt vorgeschädigter Patient popelt sich den Infusionsschlauch
vom Venenzugang ab, steckt ihn sich in den Mund und nuckelt daran. SO auch noch nicht erlebt.
Retweet: Vergesse das Diensttelefon im Patientenzimmer. Notaufnahme ruft an, demente Patientin geht ran:
"Was wollt ihr von mir? Ja, wenn der das sich das Bein gebrochen hat, würde ich mal im
Krankenhaus anrufen, hier in der Küche kann ich wohl auch nicht helfen."
Auf meiner jetzigen Station gibt es nur Zweibettzimmer. Ich
gehe an einem Zimmer vorbei und höre, wie jemand ruft.
Als ich ins Zimmer komme und frage, wer denn gerufen habe,
antwortet mir der Patient im vorderen Bett: "Der da hinten!"
Ich gehe ein Bett weiter und frage: "Haben Sie gerufen, Herr X.?",
woraufhin der vordere Patient reagiert: "Nein, noch ein Bett weiter!"
Keine Ahnung, mit wie vielen Mitpatienten der Mann rechnete.
"Ich mag am US-Gesundheitssystem nicht, dass man für alles einen Spezialisten
gleich hinzuzieht. Der Arzt nimmt nicht das Blut ab, das macht ein Phlebologe.
Er legt keine Zugänge, dafür wird dann ein 'Zugangskrankenpfleger' gerufen.
Dann gibt es die Atmungs-, die Physio-, die Sprach- und die Ergotherapeuten
in jedem Krankenhaus, dazu gesellen sich verschiedene Krankenschwesterhierarchien
und Pflegeassistenzen - gerade in kritischen Situationen verliere ich manchmal
den Überblick angesichts von zehn bis 15 anwesenden Personen im Patientenzimmer."
(Dr. Peter J. Niemann)
Die Tochter fragt ihren Mutter (Oberärztin) medizinisches Wissen ab.
"Wieso machst du dir so'nen Streß? Die Prüfung schaffst du doch im Schlaf?"
"Weil ich meine Facharztzulassung noch weitere 10 Jahre behalten will." -
Moment, ist die Laufzeit der Approbation in den USA denn begrenzt?
Ich gucke viele Krankenhausserien: deutsche, dänische, norwegische und freilich
auch amerikanische. Dort (aufgeschnappt in Chicago Med) kann offensichtlich eine,
tja, Arbeitsdirektorin? (Leiterin des Patientenmanagments, also eine Art PDL =
Pflegedienstleitúng) verfügen, daß ein Arzt eine Psychotherapie machen muß,
nachdem er privat traumatische Erlebnisse gehabt hat. Ich verfolge die
Bedingungen und Gegebenheiten und bin immer wieder überrascht, wie verschieden
doch unsere Gesundheitssysteme sind.
Heute kam ein ehemaliger Patient zu uns auf Station, er habe seit 14 Tagen täglich eine Kapsel Dekristol 20.000 IE genommen statt 1 Kapsel alle 14 Tage und ob denn das schlimm sei. Eine Nachbarin von ihm sei Ärztin, die ihm geraten habe, nachzufragen. Ich beruhigte ihn und meinte, er sollte nur ein paar Tage nicht in die Sonne gehen, schon sei der Colecalciferolspiegel wieder im Lot. Später hielt der OA der Nephrologie dem Patienten einen Fachvortrag, der auch nichts wesentlich an der Tatsache änderte, daß der Patient sich keine Sorgen zu machen brauche.
"Wieso dauert der ZVK so lange?"
"Ich finde keine Vene."
"Ich hole den Ultraschall."
"Nein, kein Ultraschall, anatomische Orientierung. Hier bei uns lernen wir das Navigieren erstmal ohne GPS."
(Code Black S03E04)
Da wir keine Kannibalen sind, habe ich die Hummerusfraktur auf dem Übergabezettel in Humerusfraktuer geändert.
Retweet: Einarbeitungsfrage ZNA: "Was sind fünf Internisten auf dem Meeresgrund?" "Ein guter Anfang."
Retweet: Ich habe einer Patientin, die sich immer verläuft, erklärt, dass sie in Richtung Fenster gehen soll: "Gehen Sie immer ins Licht!" und sie so: "SO SCHLIMM IST ES DOCH NOCH NICHT!"
Kollegin: "Was? Sie sind erst 67? Sie sehen schon ein wenig älter aus."
Patient: "Ich bin eben verlebt."
Insulin ist in den USA
horrend teuer.
Wer kann, kauft in Kanada oder in Mexico. Weiß einer, wie es nicht versicherte
insulinpflichtige Diabetiker in den USA schaffen zu überleben?
Chirurgin: "Oh Gott, wie dieses Fett stinkt! Wir sollten einen Zuschlag für diese
Geruchsbelästigung kriegen." - Anästhesiearzt guckt streng. -
Chirurgin: "Guck doch nicht so pikiert. Ein Fettsack bleibt ein Fettsack!" -
Nachdem alle mit Blicken um sich geworfen haben, stutzt die Chirurgin:
"Ach du Scheiße, war das 'ne Voll- oder Teilnarkose?" -
Der Patient nuschelt unter seiner Sauerstoffmaske: "Teilnarkose!"
(Nurses S01E01)
Zur pflegebedürftigen, ein wenig widerborstigen Patientin: "Wenn Sie nicht mitmachen, kommen Sie ins Heim für schwer erziehbare Omis!"
Homeoffice
in der Pflege
kann sich keiner ernsthaft vorstellen, sondern nur als Überzeichnung.
Für das Thema hatte ich einen separaten Thread ins Leben gerufen.
Morgenrunde bei einer Pflegepatientin.
Sie: "Haben Sie etwa Salamischeiben unter der Fußsohle?"
Ich zeige ihr die linke Fußsohle. Sie: "Nein."
Ich zeige ihr die rechte Fußsohle hin. Sie: "Nein".
Nach kurzem skeptischen Überlegen die Patientin
nochmal: "Dann können Sie jetzt die Waschmaschine anmachen."
Junger Mann mit Handverletzung soll operiert werden, darf also nichts essen,
spicht kein Deutsch. Jede Vermittlung scheitert und er greift sich, was
sich auf einer Station eben so greifen läßt.
Notfallaufnahme-Crew erwartet einen MANV
und wird von der OÄ instruiert, die beim Anblick des geschockten Teams sagt:
"Ich liebe diese Gesichter vor Armageddon". (The Good Doctor S01E06)
Retweet: Wie nennt man einen RTW, der nur Patienten mit Nasenbluten fährt? - Epistaxi.
Glee kommt diesmal recht altenfeindlich daher, weil es beim Wettbewerb
gegen eine Konkurrenz älterer Leute anzutreten gilt. In dem Zusamenhang
fiel der Begriff "Glasknochenschabraken" für sie.
Tolle Idee. In Israel heften sich Pflegekräfte und Ärzte
Fotos von sich
an den Kittel, damit sie für die Versorgten keine anonyme Schreckensgestalt mehr sind,
sondern ein menschliches Gegenüber.
Retweet: "Pulsiert die Vene, isses keene..."
Nachts kommt 'ne 18-Jährige nach Reitunfall. Nachdrücklich und mehrfach gestellte Frage, ob wir 'n Ladekabel fürs iPhone hätten. - Nein! - Ob wir es denn JETZT irgendwie im Klinikum besorgen könnten. - Neihein!
Vor Jahren sollte eine betagte Patientin die 24-stündige Blutdruckmessung protokollieren, hatte dazu aber
offenbar keine Lust.
Retweet: Wer ißt eigentlich das ganze Obst für die Kirschkernkissen?
Retweet: Ein Satz wie 'Heute ist es aber ruhig" führt direkt zum absoluten Chaos.
Retweet: Patient: "Was ist Ihr Lebensmotto?" Ich: "Bitte nicht stören!"
Wie die
in Atlanta Medical Blutkulturen abnehmen.
Habenwill! Geschlossenes System, indem die Flaschen an die Adapter der Kanüle passen,
wie elegant. Wir müssen mit
Schwänzchenkanüle
zuerst Blut abzapfen, die ohnehin unhandliche und leicht
aus der Arretierung flutschende
Luerspitze
balancieren, während man die Kanüle aus der Vene bugsiert, die
Stelle mit einem Tupfer kompimiert, dann die Luerspritze mit
einer Aufziehkanüle in die Blutkulturenflaschen einspritzen,
d.h. auf zwei Portionen verteilen, was wegen Unterdruck
und dem nötigen Wechsel von der ersten zur zweiten Flasche
leicht in eine Mantscherei ausarten kann. Deswegen gucke
ich neidisch auf das elegante System in dieser Folge der
KH-Serie
"Atlanta Medical".
Retweet: "...erinnert mich an die Patientin (eine echte Gräfin), die irgendwann gemerkt hat, dass wir
schneller kommen, wenn sie ihre Arterie abknickt. Und dann merkte, dass wir am schnellsten kommen ,
wenn sie die Beatmung der Nachbarin hinten am Gerät abzieht."
Retweet: "Höchst privater Patient auf der Intensivstation. Man möge bitte das
Licht während der Notfallintubation der Bettnachbarin löschen, er
könne nicht schlafen. Ja, er sehe den Notfall, er sei jetzt aber müde.
Er wolle morgen ja nicht noch kränker sein." (Herzspitze) -
"Eine Dame hat mal gemeckert, die Reanimation ihrer Zimmernachbarin
sei zu laut und die 'olle Schrippe brauche man sowieso nicht retten'.
Zwei Tage später ist sie fast erstickt an einem Stück Brokkoli und
kam mit ner 40er Sättigung auf die ITS. Kurzer Karmamoment." -
"Das sind dann die Leute, die sich für Sophie Scholl halten. Wo
irgendwo zwischen Ich-Wahrnehmung und induktivem Denken ein Pfosten steht."
Retweet: "Ich bin auf 1-4 Pillen drauf und habe 1-4 Bitches im Haus." Franz, 85, genießt die Betreuung auf Station.
Retweet: Junger Assistenzarzt betritt das Stationszimmer und erklärt selbstherrlich dem Pflegeteam, was ihr Aufgabenbereich sei.
Eva, 40 Jahre in der Pflege tätig:
"Ich sag ja immer: Versuche nie einer alten Nutte das Ficken beizubringen. Aber was weiß ich schon."
"In einer Autopsie haben wir den Luxus, tief graben zu können." (Atlanta Medical S02E14)
Ein
Bild
aus einer Wuppertaler Klinik sorgt gerade
für Aufregung.
Geriatrie ist meist eine harte Sache. Für Laien mögen diese
Bilder schockierend sein. Doch wenn die Inkompliance dementer,
hochgradig sturzgefährdeter Patienten mit Hinlauftendenz
überhand nimmt und der Schaden absehbar ist, dann ist
"bodennahe" Pflege mitunter unabdingbar.
Von uns Pflegekräften wird allseitige Einsatzfreude erwartet,
nicht nur, wenn wir uns im regulären Dienst auf Station befinden,
sondern auch, wenn wir frei haben und das Telefon klingelt
oder What's App scheppert und man gebeten wird, einzuspringen
oder einen anderen Dienst als geplant zu übernehmen. Gestern
am einzigen und zudem noch einzelnen freien Tag in der laufenden
Woche wurde ich mehrfach mit der Bitte angefunkt, heute zuungusten
des Spätdienstes einen Frühdienst zu übernehmen, den von den
vier möglichen Diensten gehaßtesten. Juristisch bin ich nicht gezwungen zu reagieren, so
daß ich dieses Recht in Anspruch nahm, weil ich, der mir
mit noch 32 Stunden Wochenarbeitszeit eigentlich 3 freie Tage
pro Woche zustehen, es als Zumutung empfinde, einzelne Tage
frei machen zu müssen. Als Nichteinverständnisbekundung und
Replik auf die von mir als unverschämt empfundene Desideration
gestern mein Schweigen und trotzdem, weil man letztlich eben
doch als braves Pflegeschaf konditioniert ist, ein
schlechtes Gewissen.
Ein auch für mich
aufschlußreicher Thread
über intensivmedizinische Maßnahmen
bis hin zur Beatmung (nicht nur bei C19-Patienten). Die Videos, wie man sich
fehlerfrei
Isolationskleidung anzieht,
wie dem Patienten eine
NIV-Maske angelegt
oder wie er
intubiert
wird, brachten auch mir als Krankenpfleger noch einen
Zugewinn an Wissen und Verständnis. Beispielsweise habe ich
weder eine Helm-Beatmung
noch den
Transfer eines Patienten
in die Bauchlage gesehen.
Retweet: Anmeldung beim Arzt in Corona-Zeiten. "Bitte einmal die Versichertenkarte selbst einstecken!" - "Andersrum." - "Den Chip nach unten!" - "Momentchen noch, der PC will heute nicht so, wie er soll." - "Telefonnummer stimmt noch?"
Patient mit Tendenz, aufzustehen und sich etwas zu brechen, betitelte mich bei
zigsten Versuch, ihn ins Bett zurückzubefördern, mit "Du blödes Rindvieh!"
Im Pflegebericht konnte ich also notieren: 'Patient ist voll orientiert.'
Retweet: Deutsches Origami: Beipackzettel von Medikamenten in den Originalzustand zurückfalten.
Das habe ich auch noch nicht erlebt. Eine unserer Patientin
mit fortgeschrittener Multipler Sklerose (Tetraplegie) erhält
zuhause eine 24-Stunden-Betreuung durch insgesamt acht
Assistent:innen, die sie eingeklagt hat. Und auch während
ihres jetzigen Krankenhausaufenthaltes wird die Betreuung
fortgesetzt, so daß wir Pflegekräfte uns nicht um die pflegerische,
sondern nur um die therapeutische Versorgung kümmern müssen.
Rekapitulation: Anfang nächster Woche soll eine unserer Patientiennen mit Rührei
in einem Haus unserer Klinik sein, von dem ich noch nie etwas
gehört habe. Nennt mich neugierig, aber ich möchte die Story
wissen. / Auflösung:
Diabetiker leiden öfter unter so genannten
Gastroparesen (Magenlähmung).
Mittels der
Magenentleerungsszintigrafie,
bei der mit radioaktivem 99mTechnetium Albu-Res angereichertes Rührei in Form einer Testmahlzeit
verwendet wird, wird die Magenentleerungsszeit bestimmt.
Nicht angekündigte Zugänge, die plötzlich auf dem Gang stehen
und aufgenommen werden müssen, eine Patientin, die akut auf
die Intensivstation verlegt werden soll, die abends jedoch
im haargenau identischen Zustand rückverlegt wird (mit erst
Deinstallieren und abends Reinstallieren der Gerätschaften
und Materalien, summa summarum vielleicht 1 Stunde Beschäftigung),
einen Patient von einer OP holen, mit einem hochgradig
erregten und mit Prozeß gegen uns drohenden Patienten
umgehen... Nur einige Aspekte, die zu einem "normalen"
Spätdienst HINZUkommen!
Nach Leberpunktionen wird die betroffene Stelle für
wenige Stunden mit einem Sandsack komprimiert, um
Nachblutungen zu vermeiden. Gestern Abend (2.10.)
bei einer Patientin den Sandsack entdeckt, mit dem
sie seit dem 30.9. gekuschelt hatte. Nicht schlimm,
aber deutliches Zeichen für die Überlastung der Pflege,
die die Augen auf weit chaotischere Dinge richten muß
als einen vergessenen Sandsack.
Patienten aus dem OP holen, heißt, das Bett eine längere
unterirdische Strecke zu schieben, deren zwischenzeitliche
Steigung einen, wenn man ohnehin wegen stressigem Dienst
dehydriert und aus der Puste ist, zu schaffen machen kann.
Der wache Patient IM Bett fragte mich: "Wollen wir tauschen?"
Eine 67-jährige Transgender-Frau als Patientin, die aber mangels
geschlechtsangleichenden Operationen phänotypisch ein Mann ist.
Riesendiskussion, ob man sie in ein Mehrbettzimmer mit anderen
Frauen legen kann. Diffizil. Soll und darf man Akzeptanz der
Mitpatientinnen einfordern bzw. voraussetzen? Oder geht man,
wenn man die Frau vorsichthalber in ein Einzelzimmer legt,
dem Problem aus dem Weg. Gestern war ein Einzelzimmer nicht
mehr machbar, das "Problem" also akut und die Ratlosigkeit in
allen Gesichtern des Teams.
Anfang nächster Woche soll eine unserer Patientiennen mit Rührei
in einem Haus unserer Klinik sein, von dem ich noch nie etwas
gehört habe. Nennt mich neugierig, aber ich möchte die Story
wissen.
Ein Patient verläßt die Station, spaziert quer durchs
Klinikgelände zur Zentralen Notaufnahme (ZNA) beklagt
dort Schmerzen und daß ihm auf unserer Station nicht
geholfen würde und die Schwestern stattdessen den ganzen
Tage nur Kaffee tränken.
Eine weit über 80-jährige Patientin, hochgradig dement, das heißt
mit fast immer anzutreffender Hinlauftendenz, wird mehrfach
erwischt, wie sie bei leider unzureichenden motorischen
Fähigkeiten ihr Bett verläßt, was zu Stürzen führt, ein
Hauptproblem der Geriatrie, mit der wir als nunmehr gastroentero-
und endokrinologische Station nur partiell zu tun haben;
trotzdem sind immer mehrere unserer Patienten dement und
also sturzgefährdet. Jedenfalls war die Frau sowohl bei
uns im Spätdienst als auch im Nachtdienst zu Boden gegangen.
Ihr Sohn und Betreuer kam nachmittags zu Besuch und schärfte
ihr beim Abschied ein, doch gefälligst im Bett zu bleiben
und schloß: "Ich werde das überprüfen." Aus der Frau schoß
es schnippisch heraus: "Da kannst du prüfen, wie du willst!"
Eine neue Patientin (Zugang, 84 Jahre), die selbst Probleme hat,
sich aufrecht zu halten und durch unkoordinierte Bewegungen
Kaffee im Bett verschüttet hat, wurde versorgt und bei Aufgeregtheit
einigermaßen beruhigt. Kaum sind wir fertig, kommt ihr Ehemann
zum Zimmer herein und wird so begrüßt: "Opa, wie siehst DU denn
aus?"
Retweet: In Deutschland gibt es etwas 4 Mrd. Pfandflaschen. Nach einem Blick in die Stationsküche frage ich mich: "Wer hat die restlichen 23 Flaschen?"
Retweet: Man wird geboren,versucht einen Facharzt anzurufen und dann stirbt man schon wieder!
Zum nachfolgenden Bild. Der Mann saß an der Haltestelle Hauptbahnhof, als ich zum Nachtdienst
wollte, hatte Hausschuhe an und ein Sabberlätzchen umgebunden. Mir fallen zwei Pflegeheime
in der Nähe ein, aus denen er entwichen sein könnte. / Nachtrag:
Ein kluger Kollege wies mich darauf hin, daß der Mann ein Patientenarmband trägt,
welches üblicherweise Krankenhauspatienten zur Identifikation tragen, wodurch
es wahrscheinlicher ist, daß der Mann aus dem nächstgelegenen Krankenhaus
(Universitätsklinikum) entlaufen sein könnte.
Die letzte Nachtschicht, ohnehin beschissen aufgrund mehrerer Zugänge,
die uns mit einem Zeitdefizit durch die Nacht galoppieren ließ,
endete spektakulär. Als ich den Gang entlang lief, hörte ich fernes
Jammern und Wehklagen und arbeitete mich zur akustischen Quelle vor, indem ich
von draußen an allen Zimmer lauschte. Beim fünften Zimmer lag ein
Patient der Länge nach im Bad mit dem Gesicht in seinem eigenen
Durchfall, lebte glücklicherweise noch. Zunächst das Gesicht
gereinigt, damit die Fäkalien nicht ins Auge dringen. Grob und
vor allem zügig, so gut es ging, wenn sich jemand in höchstnotpeinlichem
physischen Zustand am Boden windet, den Rest des Körpers gereinigt und
ihn mühsam ins Bett transferiert, wo der Patient deutlich delirant
wurde und zu zittern anfing. Die Dienstärztin kam dann auch und ordnete einen bunten Mix an
Maßnahmen an: Blutentnahme, Infusion, Vitalwert- und
Kreislaufüberwachung, Blutzuckerkontrolle. Zudem muß der Vorfall
auch als Sturz erfaßt werden. Neben dem eigentlichen Tun am und
mit dem Kranken werden uns in solchen Fällen viele dokumentarische
Finessen abverlangt. Das alles kostet Zeit, Kraft und, zumal kurz
vor Dienstende, Nerven. Ausgepowert, die Dienstkleidung mit Fäkalien
beschmiert, schlich ich zur Straßenbahn und war vor Erschöpfung
und Müdigkeit kurz geneigt, sie nicht mehr zu verlassen und
gleich vor Ort zu schlafen.
Ich kommuniziere mit einem Patienten, der uns bei der Übergabe als
gehörlos beschrieben wurde und von dem ich annahm, er läse von
meinen Lippen, wovon ich weiterhin ausging, als er mimisch und
gestisch nicht das Gegenteil andeutete. Zufällig erblickte ich
auf seinem Handy einen geöffneten Chat in Russisch, als
es mir blitzartig auch eingedenk seines Namens ins Hirn schoß:
Der Mann hört nicht nur nichts, er versteht auch kein Wort
Deutsch - eine verzwickte Kombination, wenn man ihm das bereits
für normalbegabte Deutsche etwas komplizerte Prozedere bei der
Vorbereitung
auf eine Darmspiegelung erklären möchte. Den jungen, technikaffinen
Kollegen bereitete eine solche Konstellation dank des immer
mitgeführten Handys und
Google Übersetzer
keinerlei Probleme.
Retweet: Ich war in der Freischicht in einem Escape-Room. - Man wird eingesperrt und muß Rätsel lösen. - Habe mich wie auf Station bei der Arbeit gefühlt.
Retweet: Willkommen zu einer neuen Folge "Ich bin auf Arbeit und könnte schon wieder kotzen!"
Retweet: "Was machst du heute?" "Angst und Schrecken verbreiten, die Menschen unterwerfen und den Himmel verfinstern." "Ich meinte, NACH der Schicht."
In dem aspekte-Beitrag
"Unser Ende - Was passiert, wenn wir sterben"
auf den Ausdruck
terminale Luzidität
gestoßen, einen Moment der geistigen Klarheit und Geisteskraft
kurz vor dem Tod selbst bei Moribunden
mit vorgeschädigtem Gehirn. Als Pflegekräfte kennen wir die
scheinbare Besserung des Zustandes eines sterbenden Patienten,
den wir manchmal als Zwischenhoch bezeichnen. Plötzlich kehren
vermeintlich geistige oder körperliche Kräfte zurück, zeigen
sich längst verlorenen Ressourcen noch einmal. Die
Sendung vom 14. August
"Endlich - ein neuer Umgang mit dem Sterben" widmet sich gänzlich
dem Thema. Die erwähnten Bücher sind Roland Schulz'
"So sterben wir. Unser Ende und was wir darüber wissen sollten"
und Matthias Gockels
"Sterben. Warum wir einen neuen Umgang mit dem Tod brauchen".
[^^]
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[Miszellen]
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